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Veröffentlicht am 03.08.2020

Unterschiedliche Wahrnehmung

Menschliche Dinge
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Der Roman „Menschliche Dinge“ von Karine Tuil zeigt uns zwei unterschiedliche persönliche Wahrnehmungen auf eine sexuelle Begegnung. War es womöglich eine Vergewaltigung?

Familie Farel ist vermögend und ...

Der Roman „Menschliche Dinge“ von Karine Tuil zeigt uns zwei unterschiedliche persönliche Wahrnehmungen auf eine sexuelle Begegnung. War es womöglich eine Vergewaltigung?

Familie Farel ist vermögend und gehört zur Oberschicht von Paris. Jean Farel ist ein berühmter TV-Journalist und moderiert beliebte und quotenstarke Politiksendungen im Fernsehen. Claire Farel ist eine bekannte Feministin, sie kämpft für die Rechte der Frauen, tritt zu diesem Thema ebenfalls im Fernsehen auf und schreibt darüber hinaus Artikel und Bücher dazu. Ihr Sohn Alexandre studiert an der Elite Universität Stanford und hat Aussichten auf eine glänzende Zukunft. Eine perfekte Familie, bis eines Tages die Polizei vor der Tür steht. Jemand hat eine Anzeige wegen Vergewaltigung gestellt. Plötzlich gerät alles aus den Fugen.

Meinung:

Dieser Roman ist einfach klasse und beleuchtet ein aktuelles und durch das Aufkommen der #MeToo-Debatte kontrovers diskutiertes Thema aus ganz unterschiedlichen Blickwinkeln, ohne erhobenen Zeigefinger oder die Moralkeule zu schwingen, das hat mir ausgesprochen gut gefallen.

Der Roman wird aus unterschiedlichen Perspektiven erzählt, so bekommt man ein komplexes Bild von der Geschichte. Die Autorin lässt sich Zeit die Geschichte zu erzählen. Wir lernen die Familie Farel besser kennen. Erfahren etwas über ihre Vergangenheit, aber auch, wie sich ihr aktuelles Leben gestaltet. Dabei wird schnell klar, dass sie extrem hart gearbeitet haben um dort anzukommen wo sie heute sind. Die Protagonisten gewinnen im Verlauf der Geschichte an Komplexität und man kann ihr Handeln gut nachvollziehen.

Der Schreibstil ist gerade zu Anfang nicht immer so flüssig. Manchmal sind doch arg lange und verschachtelte Sätze vorhanden, die meinen Lesefluss gelegentlich gestört haben. Das legt sich aber mit der Zeit, wenn man mit dem Schreibstil der Autorin warm geworden ist und sich eingelesen hat. Nach einer Weile konnte ich das Buch kaum noch aus der Hand legen.

Das Thema Vergewaltigung ist das zentrale Thema in diesem Roman. Die Autorin geht sehr spannend damit um. Sie zeigt es uns in einer Grauzone. Wir lernen einen Mann kennen, den man nicht unbedingt als Täter sieht und den man daher verabscheut. Und wir erleben eine Frau in der Opferrolle, mit der man nicht unbedingt auf Anhieb solidarisch mitfühlt. Diese Sicht der Dinge fand ich richtig klasse. Ich konnte beide Seiten nachvollziehen, obwohl es doch eine Seite gab, zu der ich mehr tendiert habe. Die Story zeigt, wie schnell ein Mann den Stempel „Vergewaltiger“ aufgedrückt bekommen kann, obwohl eigentlich die Unschuldsvermutung gelten sollte. Sie zeigt wie tief im Privatleben des Opfers gewühlt wird, und sie zeigt auch wie schlimm die Auswirkungen auf die restlichen Familienmitglieder sind. Gerade für Claire, die eigentlich für die Rechte der Frauen kämpft und nun einen vermeintlichen Vergewaltiger in der Familie hat. Wenn es persönlich wird, drehen sich ganz häufig die Ansichten. Die Autorin geht sachlich aber intensiv mit dem Thema um, ohne den Leser zu belehren.

Fazit: Ein spannender Roman, der einen sehr schnell nicht mehr loslässt. Eine klare Leseempfehlung und verdiente 5 Sterne.

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Veröffentlicht am 21.07.2020

Freunde fürs Leben

Schatten der Welt
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Der Roman „Schatten der Welt“ von Andreas Izquierdo handelt von einer großen und wahren Freundschaft, der auch der Krieg nichts anhaben kann.

Thorn in Westpreußen, 1910: Carl, Artur und Isi genießen ihre ...

Der Roman „Schatten der Welt“ von Andreas Izquierdo handelt von einer großen und wahren Freundschaft, der auch der Krieg nichts anhaben kann.

Thorn in Westpreußen, 1910: Carl, Artur und Isi genießen ihre Jugend in vollen Zügen, dass der Erste Weltkrieg vor der Tür steht und sie schon bald trennen wird, davon ahnen sie noch nichts.

Meinung:

Gleich vorweg: Dieses Buch hat mich emotional absolut abgeholt und konnte mich auf ganzer Linie überzeugen.

Im ersten Teil des Romans lernen wir die drei Freunde kennen, die Welt in der sie leben macht fast einen idyllischen Eindruck. Carl, Artur und Isi glauben fest daran, dass ihnen die Welt zu Füßen liegt und sie nur danach greifen müssen. Trotz ihrer manchmal schwierigen Verhältnisse daheim, schauen sie hoffnungsvoll in die Zukunft. Ihre Freundschaft ist so fest und unerschütterlich, dass ich sie manches Mal darum beneidet habe. Sie verlassen sich blind aufeinander. Das zu beschrieben ist dem Autor so wunderbar gelungen, dass ich alle drei ganz fest in mein Herz geschlossen habe. Die Drei könnten unterschiedlicher nicht sein, was vielleicht gerade das Geheimnis ihrer Freundschaft ist.

Artur ist unheimlich klug, draufgängerisch und findet aus jeder noch so ausweglosen Situation einen Ausweg. Isi ist frech aber auch stark und lässt sich nicht unterkriegen. Carl ist der ruhige Pol, vielleicht manchmal etwas pessimistisch.

Dann kommt der Krieg und trennt die drei Freunde. Der zweite Teil handelt vom Ersten Weltkrieg und wie die Drei diese Zeit jeweils erleben. Der Autor hat den Schrecken des Krieges so realistisch eingefangen, dass man bei jeder Explosion zusammenzuckt und hofft, dass Artur und Carl, die beide in den Krieg ziehen, nichts passiert. Aber auch Isi kämpft daheim in Thorn mit den Folgen des Krieges.

Der Autor erschafft wunderbar authentische Figuren. Ich habe mich zusammen mit ihnen über jeden Triumph gefreut und jeden Verlust bitterlich beweint. Man sieht sie aufwachsen und vor allem erwachsen werden. Man bangt, dass sie Hinterhalte rechtzeitig entdecken, hasst jeden ihrer Feinde und sinnt gemeinsam mit ihnen auf Rache.

Fazit: Das Buch hat mich emotional absolut umgehauen. Es war eine Achterbahn der Gefühle. Ich habe viele, viele Tränen vergossen und laut gejubelt, wenn geplante Intrigen nicht aufgingen. Der Autor beschreibt unfassbar liebenswerte Charaktere, die Dinge erleben, die das wirkliche Leben beschreiben, mit all seinen Höhen aber auch Tiefen. Wenn ihr historische Bücher liebt und euch der Erste Weltkrieg nicht abschreckt, dann lest diesen Roman. Mich wird dieses Buch sicher noch lange gedanklich begleiten und nicht so schnell verblassen, wie es viele andere Bücher tun.

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Veröffentlicht am 02.07.2020

Romantasy vom Feinsten

Stolen 1: Verwoben in Liebe
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Der Roman „Stolen 1 – Verwoben in Liebe“ ist der Auftakt zur neuen Trilogie von Emily Bold.

Abbys letzte Chance ist die „Darkenhall“. Eine Schule in London, die dafür bekannt ist, auch widerspenstige ...

Der Roman „Stolen 1 – Verwoben in Liebe“ ist der Auftakt zur neuen Trilogie von Emily Bold.

Abbys letzte Chance ist die „Darkenhall“. Eine Schule in London, die dafür bekannt ist, auch widerspenstige und rebellische Teenager wieder auf die richtige Spur zu bringen. Sollte Abby diese Chance nicht nutzen, droht ihr das Jugendgefängnis. An der Darkenhall begegnet sie Bastian und Tristan Tremblay. Zwei Brüder, die ganz anders sind, als es auf den ersten Blick scheint. Beide haben magische Fähigkeiten. Sie stiehlt Bastian einen Ring, der seinem Besitzer eine besondere Gabe verleiht. Durch diesen Diebstahl löst sie eine ungewollte Kettenreaktion von großer Tragweite aus, die auch ihr Schicksal für immer verändern wird.

Meinung:

Wow! Ich bin total begeistert von diesem Auftakt. Ich bin ein großer Fan von Emily Bold und von daher musste ich auch zu diesem neuen Werk greifen. Ich wurde nicht enttäuscht. Jeder der gerne Romantasy liest, sollte dieses Buch lesen.

Die Geschichte wird hauptsächlich aus der Sicht von Abby in der Ich-Perspektive erzählt. Hin und wieder gibt es aber auch einige Abschnitte aus der Sicht von Bastian. Ich finde Abby einfach klasse und habe sie direkt in mein Herz geschlossen. Ich finde es toll, dass sie nicht das liebe, nette Mädchen von nebenan ist. Sie ist eine Diebin, die für ihre siebzehn Jahre schon eine Menge hinter sich hat. Das hat sie mir unglaublich sympathisch gemacht. Sie ist stark und lässt sich nicht unterkriegen. Manchmal ist sie aber auch sehr vorsichtig, da sie schon häufig verletzt wurde. Trotzdem sie eine Diebin ist, hat Abby das Herz am rechten Fleck. Ich fand ihre Reaktionen immer nachvollziehbar und sie hat eine tolle Entwicklung durchlebt.

Tristan und Bastian finde ich beide ebenfalls einfach klasse!
Tristan ist der Charmeur. Er hat sich mit jeder gelesen Seite in mein Herz geschlichen.
Die Dialoge zwischen ihm und Abby sind einfach herrlich zu lesen. Ich habe so häufig geschmunzelt, da die beiden sich einen tollen Schlagabtausch geben. Bastian ist der düstere und geheimnisvolle Bruder. Ich bin auf jeden Fall ein klitzekleines bisschen verliebt in Bastian.

Kommen wir zur Grundidee der Geschichte: Wow! Die hat mich echt begeistert. Eine schöne neue Idee, die sich von den anderen in diesem Genre abhebt. Alles was uns ausmacht als Mensch, spiegelt sich in sogenannten „Weben“ wider. Positive Empfindungen und Erfahrungen wie Liebe, Zuneigung und Glück, sind „Herzweben“. Negative wie Trauer, Einsamkeit oder Verlust sind „Seelenweben“. Und dann gibt es noch „Erinnerungsweben“.
Um diese Weben hat Emily Bold eine tolle Geschichte entwickelt. Mit ihrem lockeren und flüssigen Schreibstil konnte ich direkt in die Geschichte eintauchen und bin nur so durch die Seiten geflogen. Die Story ist extrem spannend und man möchte immer wissen, wie es weitergeht. Im Lauf des Buches werden immer mal wieder offene Fragen beantwortet aber es tauchen auch immer wieder neue Fragen auf. Damit ist der Spannungsbogen konstant oben. Die Story wird komplexer, gewinnt an Tiefe und entwickelt sich in eine Richtung, die große Lust auf die kommenden beiden Bände macht.

Fazit: Mich konnte das Buch auf ganzer Linie überzeugen. Jeder der gerne Romantasy liest, sollte dieses Buch lesen. Ich hatte ein paar tolle Lesestunden und freue mich wahnsinnig auf die Fortsetzung, daher gibt es von mir 5 Sterne.

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Veröffentlicht am 05.06.2020

Der Roman ist ein Genuss

Das Holländerhaus
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In dem Roman „Das Holländerhaus“ von Ann Patchett geht es um Danny und Maeve, die einst das Holländerhaus ihr Zuhause nannten.

Danny und Maeve leben mit ihrem Vater in einer großen Villa, die alle nur ...

In dem Roman „Das Holländerhaus“ von Ann Patchett geht es um Danny und Maeve, die einst das Holländerhaus ihr Zuhause nannten.

Danny und Maeve leben mit ihrem Vater in einer großen Villa, die alle nur das Holländerhaus nennen, in einem Vorort von Philadelphia. Die beiden sind glücklich, bis ihr Vater neu heiratet, nachdem ihre Mutter die Familie verlassen hat. Als ihr Vater überraschend stirbt, wirft ihre junge Stiefmutter sie aus dem Haus. Sie will das Vermögen und alles, was dazu gehört für sich und ihre eigenen Kinder. Maeve und Danny leben ihr Leben nun anders, arrangieren sich damit, können die Sache aber nie ganz hinter sich lassen und kommen immer wieder zum Holländerhaus zurück und betrachten es von außen. Doch das Leben hat noch die ein oder andere Überraschung für die beiden parat.

Meinung:

Eines vorweg: Wow! Es ist ein Genuss dieses Buch zu lesen. Dieser Familienroman ist so wunderbar und einfühlsam geschrieben, dass er mich auf ganzer Linie begeistern konnte.

Die Geschichte wird aus Dannys Sicht erzählt. Er springt dabei zwischen der Zeit, als sie noch im Haus gelebt haben, und wechselt zwischen den Jahren, als sie nicht mehr dort gewohnt haben. Er gibt dabei auch immer wieder kleine Ausblicke in die Zukunft oder er stellt Vermutungen an, ob die Dinge anders gelaufen wären, hätte man anders gehandelt. Da man als Leser bereits anhand des Klappentextes weiß, dass Danny und seine Schwester eines Tages aus dem Haus geworfen werden, finde ich diese Erzählweise, die sich nicht strikt an die zeitlichen Abläufe der Ereignisse hält, besonders spannend.

Der Schreibstil ist wunderbar flüssig und angenehm zu lesen. Es wimmelt nur so von klugen und wunderschönen Metaphern, die eine Situation sehr passend beschreiben. Die Autorin schafft es, den Figuren Leben einzuhauchen und ihnen eine Seele zu geben. Ihre bildreiche Sprache erschafft wunderbare Bilder vor dem inneren Auge. Darüber hinaus ist auch das Erzähltempo genau richtig. Wir lernen die Geschwister genauer kennen, schließen sie in unser Herz und werden mit ihnen erwachsen. Diese Geschichte ist so wunderbar erzählt, dass die Seiten nur so dahinfliegen und man voll und ganz mit Danny und Maeve mitfiebert. Ich habe mit ihnen den Verlust ihres Vaters betrauert und ihre Stiefmutter verflucht. Ich bin so in die Geschichte eingetaucht, dass ich als stiller Beobachter immer an Dannys Seite war.

Danny und Maeve haben mich sofort für sich eingenommen. Ich mochte beide unglaublich gerne. Man spürt in jeder Seite wie sehr sie den anderen lieben, wie innig das Verhältnis zueinander ist und, dass sie nur noch sich beide haben. Maeve ist schnell erwachsen geworden und früh sehr selbstständig. Gegenüber Danny ist sie manchmal dominant. Danny ist ein toller Mensch und möchte es Maeve immer recht machen, dabei kommen seine Bedürfnisse und Wünsche häufig zu kurz.

Zwischendurch gibt es kontinuierlich kleine Anekdoten über die Familie VanHoebeek, die Erbauer des Holländerhauses und wir erfahren wie es ihnen in dem Haus ergangen ist. Außerdem werden geschickt immer wieder kleine Geheimnisse von Dannys und Maeves Eltern offenbart. Es ist spannend und so setzt sich Stück für Stück die Geschichte des Hauses aber auch der beiden Familien zusammen. Des Weiteren gibt es die ein oder andere überraschende Wendung

Fazit: Ich liebe dieses Buch! Jeder der Familiengeschichten liebt, sollte dieses Buch lesen. Von mir gibt es eine klare Leseempfehlung und verdiente 5 Sterne.

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Veröffentlicht am 09.05.2020

Hamburg zu Zeiten der Cholera

Die Krankenschwester von St. Pauli – Tage des Schicksals
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Der Roman „Die Krankenschwester von St. Pauli – Tage des Schickals“ von Rebecca Maly ist der Auftakt der „Die Krankenschwester von St. Pauli“ Trilogie und umfasst die Jahre 1885 – 1892 in Hamburg.

Svantje ...

Der Roman „Die Krankenschwester von St. Pauli – Tage des Schickals“ von Rebecca Maly ist der Auftakt der „Die Krankenschwester von St. Pauli“ Trilogie und umfasst die Jahre 1885 – 1892 in Hamburg.

Svantje Claasen wächst im armen und überfüllten Gängeviertel von Hamburg auf. Sie möchte unbedingt Krankenschwester werden und setzt alles daran ihren großen Traum zu verwirklichen. Eines Tages begegnet sie Friedrich Falkenberg und die beiden verlieben sich. Doch ihre Liebe steht unter keinem guten Stern, da sie aus unterschiedlichen sozialen Schichten kommen. Es sind unruhige Zeiten in Hamburg, die Sozialisten gewinnen an Macht und die Arbeiter fordern mehr Rechte. Außerdem bricht die Cholera aus.

Meinung:

Das Buch wird aus der Sicht von fünf Protagonisten in der 3. Person, also einem personalen Erzähler erzählt. Häufig ist diese Erzählform recht distanziert, da man keinen direkten Bezug auf die Gefühle und Gedanken der Personen erhält, dieses Problem konnte die Autorin aber wunderbar umschiffen. Ich konnte schnell eine Verbindung zu jedem aufbauen und mit ihnen mitfiebern. Natürlich hat man bei fünf Perspektiven die ein oder andere Erzählung lieber und findet diese spannender als andere.

Svantje die Krankenschwester, die sich in Tuchhändler Friedrich verliebt. Sie kommt sicherlich am häufigsten zu Wort.

Raik ist der Jugendfreund von Svantje und ebenfalls im Gängeviertel aufgewachsen. Er arbeitet in der Werft von Familie Harkenfeld und möchte bessere Bedingungen für die Arbeiter.

Friedrich ist Tuchhändler und stammt aus gutem Hause, er überlegt mit seiner Familie zu brechen, wenn sie seine Liebe zu Svantje, die deutlich unter seinem Stand ist, nicht akzeptieren.

Richard Harkenfeld, seiner Familie gehört die Werft, deren Leitung er eines Tages übernehmen soll. Doch sein Vater und er sind sich uneinig wie die Leitung und der Umgang mit den Arbeitern aussehen soll.

Hilde ist die Schwester von Richard und ziemlich verwöhnt. Sie ist nur ein Spielball ihres Vaters und soll so verheiratet werden, dass die Familie und das Geschäft am meisten davon profitieren.

Ich mochte besonders Svantje, sie hat das Herz am rechten Fleck. Sie ist trotz ihrer Lebensumstände immer positiv. Sie liebt ihre Familie, opfert sich aber auch für andere auf. Überraschenderweise habe ich auch Hilde sehr ins Herz geschlossen, sie macht eine tolle Entwicklung durch und ich bin gespannt wie es mit ihr in den Folgebänden weitergeht. Des Weiteren war es toll zu verfolgen, wie diese fünf Einzelschicksale miteinander verwoben sind und Einfluss auf einander nehmen.

Ich war von Anfang an gefesselt. Der Schreibstil ist flüssig und angenehm zu lesen. Ich konnte direkt eintauchen in die Geschichte. Die Autorin beschreibt alles sehr bildlich. Hamburg, die Arbeit am Hafen und die Gängeviertel sind lebendig geworden. Der erste Teil des Buches ist dazu da, um die Personen besser kennenzulernen. Was ich bedauert habe, waren die teilweise großen Zeitsprünge. Ich hätte gerne mehr über Svantje und Raiks Jugend gewusst, wie die beiden sich näher anfreunden. Dies wird zwar erwähnt, aber nur angekratzt. Svantjes Lehrjahre werden komplett übersprungen. Da fehlt mir die Tiefe und Ausführlichkeit. So hätten die Charaktere auch noch mehr Tiefe erhalten. Ich mochte auch sehr die Liebesgeschichte zwischen Svantje und Friedrich.

Der zweite Teil befasst sich mit der Choleraepidemie, da flogen die Seiten nur so dahin. Das war wahnsinnig toll und erschreckend beschrieben. Der langsame Ausbruch und der Versuch es zu ignorieren. Es war fesselnd, bedrückend und bildgewaltig. Die Autorin hat mich richtig gepackt und ich sah den heißen Sommer, die vielen Sterbenden und den Karren voller toter Menschen praktisch vor mir. Das war ein riesiger Pluspunkt, da die Arbeit der Ärzte aber auch die Arbeit als Krankenschwester nur sehr vage beschrieben wird.

Zum Ende kommen noch ein spannendes Abenteuer und eine Offenbarung dazu, die dem Ganzen nochmals zusätzlich Spannung verleihen und extreme Lust machen auf den zweiten Teil.

Ich finde den Klappentext etwas ungünstig. Ich hatte anhand des Textes eine Geschichte erwartet, die sich nur um Svantje und ihre Arbeit als Krankenschwester dreht. Ich wurde wirklich positiv überrascht, denn die Story ist viel mehr als ich erwartet habe. Es geht vor allem um Klassenunterschiede und die Ungerechtigkeiten zwischen Arm und Reich. Aber auch um arrangierte Ehen, Kampf um bessere Arbeitsbedingungen, Liebe, Familie und Freundschaft.

Teil 2: „Die Krankenschwester von St. Pauli – Wandel der Zeit“ erscheint im Juni 2020

Teil 3: „Die Krankenschwester von St. Pauli – Jahre es Aufbruchs“ erscheint im August 2020

Fazit: Ein toller historischer Roman, den ich an einem Nachmittag verschlungen habe und nicht mehr aus der Hand legen konnte. Wer einen reinen „Krankenhaus“- Roman erwartet ist hier falsch, die Epidemie und die Arbeit als Krankenschwester sind nur ein Teil dieser Geschichte.
Mich konnte das Buch wunderbar unterhalten und daher gibt es von mir eine klare Kaufempfehlung und verdiente 5 Sterne.

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