Leserunde zu "Das Buch der gelöschten Wörter - Der erste Federstrich" von Mary E. Garner

Stell dir vor, du könntest in dein Lieblingsbuch reisen!
Cover-Bild Das Buch der gelöschten Wörter - Der erste Federstrich
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Mary E. Garner (Autor)

Das Buch der gelöschten Wörter - Der erste Federstrich

Roman

Nichts ist für die Londonerin Hope Turner schöner, als sich in die Bücher ihrer Lieblingsautorin Jane Austen zu träumen. Denn ihr eigenes Leben ist alles andere als spannend und romantisch. Das ändert sich, als sie sich eines Tages in die Buchhandlung Mrs. Gateway’s Fine Books verirrt und dort einem mysteriösen Gentleman begegnet. Der attraktive Fremde geht ihr nicht mehr aus dem Kopf. Doch da ist auch der grimmige und unnahbare Rufus Walker, der sie regelrecht zu verfolgen scheint. Bis er ihr schließlich Unglaubliches offenbart: Der Buchladen ist das einzige Portal in die Welt der Bücher, in der die Romanfiguren ein Eigenleben führen. Doch diese Welt ist in Gefahr ...

Timing der Leserunde

  1. Bewerben 16.03.2020 - 05.04.2020
  2. Lesen 20.04.2020 - 17.05.2020
  3. Rezensieren 18.05.2020 - 31.05.2020

Bereits beendet

Schlagworte

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Teilnehmer

Diskussion und Eindrücke zur Leserunde

Veröffentlicht am 18.05.2020

Eine nicht neue Grundidee, die aber mit vielen kreativen und neuen Details aufwartet

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Welcher Bücherwurm hat nicht schon mal davon geträumt, dass Bücherwelten lebendig werden, man sich jederzeit in sie hineinbegeben, sie erkunden, seine Lieblingsfiguren treffen, ganz neue Seiten an ihnen ...

Welcher Bücherwurm hat nicht schon mal davon geträumt, dass Bücherwelten lebendig werden, man sich jederzeit in sie hineinbegeben, sie erkunden, seine Lieblingsfiguren treffen, ganz neue Seiten an ihnen kennen lernen, Abenteuer mit ihnen erleben, Freundschaften mit ihnen schließen kann?

Mit Mary E. Garner´s "Das Buch der gelöschten Wörter"-Trilogie ist das nun zumindest mittelbar möglich. Der vorliegende Band "Der erste Federstrich" bildet den Auftakt hierzu:

Im Mittelpunkt steht die zweiundvierzigjährige Hope Turner, die im atemberaubenden London ein ziemlich tristes Dasein fristet: Sie ist Single, arbeitet für ein online-Datingortal, besucht regelmäßig ihre Mutter, die aufgrund ihrer Demenz schon in einem Heim lebt. Highlights ihrer Tage sind die Stunden, in denen sie lesen, ihrer Fantasie freien Lauf lassen und sich in die Werke ihrer Lieblingsautorin Jane Austen träumen kann.

Niemals hätte Hope gedacht, dass diese Welten für sie real werden könnten. Doch dann gerät sie eines Tages in die Buchhandlung "Mrs. Gateway´s Fine Books" - eine alles andere als normale Buchhandlung: die Eigentümerin verhält sich sehr merkwürdig, es duftet nach Apfelkuchen, obwohl gar keiner gebacken wurde, es sitzt ein sehr gutaussehender, mysteriöser Fremder dort ... Hope kann sich diesem Buchladen nicht mehr entziehen und sucht ihn schon bald erneut auf - wo ihr Unglaubliches offenbart wird:

Dieser Buchladen ist tatsächlich kein normaler Buchladen, sondern ein Portal in die Welt der Bücher. Doch diese Macht ist in Gefahr, zur Rettung der Bücherwelt und zum Schutz vor dem Unbekannten und Bösen wurde ein geheimer Bund von Menschen und Romanfiguren gegründet. Und niemand anderes als Hope Turner besitzt ein Talent, auf das es hierbei entscheidend ankommt ... !

Ziemlich vielversprechend also. Und spätestens, wenn man das wunderschöne Cover erblickt, möchte wohl jeder dieses Buch unbedingt lesen und in seiner Bibliothek stehen haben.

Mary E. Garner schreibt nicht schlecht. Es ist kein hochtrabender Stil, sondern einer, der zu dieser Geschichte, zu Hope passt. Sie liest sich sehr angenehm und flüssig - man könnte diese 410 Seiten auch in einem Rutsch lesen, ohne eine Anstrengung zu verspüren. Man ist als Leser auch sofort in dieser Geschichte drin, braucht keinerlei Anlaufzeit.

Sowohl der Stil als auch die Kulisse und Atmosphäre sind eine Mischung aus klassisch und modern. So trifft Austen´s Pemberley etwa auf eine ziemlich Sci-Fi-mäßig anmutende Zentrale des geheimen Bundes. Das ist definitiv eine Geschmacksfrage, man muss es mögen - mir persönlich war das teilweise schon zu modern.

Die Idee, dass Buchwelten lebendig werden, dieser Wettkampf gegen die zeit, Gut gegen Böse ist ja nun nicht völlig neu; Ähnliches hat man in letzter Zeit schon gelesen (etwa: "Jane Austen - Jagd auf das verschollene Manuskript" von Kathleen Flynn oder "Pages & Co. - Matilda und das Geheimnis der Buchwandler" von Anna James) ... insofern war ich etwas skeptisch. Dennoch überzeugt "Das Buch der gelöschten Wörter" insofern, da Garner wirklich kreativ ist, Ideen wie die rund um diese gelöschten Wörter wirklich neu sind, man das so noch nicht gelesen hat.

Auch erzählerisch haben wir eine gelungene, kurzweilige Mischung aus Tempo und gemütlicher Atmosphäre, die man genießen kann; aus Humor, Spannung und Gefahr.

Was mir auch sehr gut gefiel und für Lesefluss und eine gewisse Sogwirkung sorgte, sind all die offenen Fragen, die schon früh aufgeworfen werden und über die man als Leser unentwegt rätselt, etwa: Warum taucht ihr Ex nach so langer Zeit wieder auf? Was führt er im Schilde? Warum merkt sie nicht, dass mit ihm etwas überhaupt nicht stimmt? Werden Hope und Rufus oder Hope und Kenan ein Paar werden? Wer ist dieser mysteriöse bärtige Mann? Was geschah wirklich mit Hope´s Mutter? Kann sie geheilt werden? Was hat(te) sie mit dem Bund zu tun, was weiß sie über Hope´s Gabe, warum hat sie nie etwas gesagt? Oder wollte sie es tun, hat aber jemand genau das verhindert?

Längst nicht alle Fragen wurden am Ende dieses ersten Bandes beantwortet, sodass ich den zweiten Band schon deshalb mit Spannung erwarte.

Weiterer Kritikpunkt sind die Figuren:

Manche, wie Hope´s Mutter, sind rätselhaft. Man ahnt, dass sie eine tragende Rolle spielen müssen, kann das Geheimnis um sie aber noch nicht entschlüsseln. Bei ihrem Ex weiß man sofort, dass er etwas im Schilde führen muss, weiß aber auch am Ende des Bandes noch nicht, was das ist, wie er nun in das große Ganze einzuordnen ist. Bei wieder anderen schwankt man zwischendurch öfter in der Zuordnung darüber, ob sie nun gut oder böse sind. Gerade Hope als Hauptfigur hat mich aber (noch) nicht überzeugt. Sie wirkt definitiv nicht reif genug für ihr Alter, oftmals regelrecht naiv und einfach gestrickt. Oft genug kann man nur den Kopf schütteln, möchte zu ihr rennen, sie aufklären, warnen, von manchen Dingen abhalten ...

Auch ansonsten schwankt dieser Auftakt ziemlich in der Qualität - Pemberly war schön. Den Welten von Bambi und Lassie konnte ich hingegen nichts abgewinnen. Die angekündigte Reise zu Dracula machte viel Hoffnung. Schon die Kulisse hätte so viel ermöglicht! Leider war dieser Ausflug nach Transsilvanien aber sehr kurz und auch nicht sonderlich gefährlich. Hier würde viel, viel Potenzial verschenkt, blieb ich als Leser unbefriedigt zurück.

Fazit: Ein Auftakt mit Schwächen. Das Potenzial wurde nicht ausgeschöpft, der Band blieb etwas hinter den Erwartungen zurück, überzeugte nicht ganz. Dennoch schenkt er ein paar nette Lesestunden und schafft es, dass man die Trilogie weiter verfolgen möchte, noch ein wenig über die Geschichte nachdenkt, wissen möchte, wie Hope sich weiter entwickelt, Antworten auf all die offenen Fragen bekommen, generell wissen möchte, wie es weitergeht. Und letztlich geht es dem Leser mittelbar wie Hope unmittelbar: Man möchte weiter durch die Bücherwelt wandeln. Zum Glück muss man darauf nicht allzu lange warten, erscheint der zweite Band doch schon Ende Juni!

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Veröffentlicht am 23.05.2020

Ein größtenteils gelungener erster Federstrich

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Hope Turner liebt es in Bücher und deren fremde Welten einzutauchen und so ihrem recht einseitigen Leben zu entfliehen. Doch als das plötzlich wirklich möglich scheint, stürzt sie in eine neue Welt voller ...

Hope Turner liebt es in Bücher und deren fremde Welten einzutauchen und so ihrem recht einseitigen Leben zu entfliehen. Doch als das plötzlich wirklich möglich scheint, stürzt sie in eine neue Welt voller Gefahren, Buchfiguren und gefährlichen gelöschten Wörtern.

Das Cover finde ich einfach wunderschön, es hat eine geheimnisvolle Ausstrahlung und gibt den Charakter des Buches sehr gut wieder.

Der Einstieg in das Buch ist mir extrem leicht gefallen. Es wird alles schön beschrieben, aber man bekommt auch nicht zu viele Informationen, die einen erschlagen hätten.
Nach und nach baut sich dann Spannung auf, das Buch wird echt mitreißend, was aber leider nur etwa bis zur Mitte hält. Danach wurde es nicht komplett langweilig, aber irgendwie hat die Spannung ziemlich nachgelassen, es ist nicht mehr so viel passiert und es gab extrem viele, zwar schöne oder witzige, aber unnötige Füllszenen.

Trotzdem war es noch schön zu lesen, da der Schreibstil einfach toll ist. Er ist beschreibend, humorvoll und mitreißend und erschafft eine magische Welt der Bücher, die ich mir super vorstellen konnte.
Die Grundidee an sich ist natürlich nicht neu, aber sie war mit so vielen kleinen, kreativen Ideen ausgeschmückt, das sie echt besonders war. Vor Allem das BUCH fand ich echt faszinierend, die Idee mit den gelöschten Wörtern ist wirklich extrem spannend und auch neu. Alles war so schön und detailliert beschrieben, sodass es einem wirklich real und logisch vorkam.

Auch die Charaktere waren toll beschrieben und sehr vielfältig, manche aber ziemlich klischeehaft. Natürlich Hope, selbstständig, intelligent und selbstbewusst. Sie kommt gut mit der neuen Situation zurecht, was ich persönlich sehr angenehm fand. Auch ihren Humor mochte ich sehr gerne und konnte mich so auch in sie hineinversetzten, auch weil sie trotz ihrer 42 Jahre deutlich jünger rüberkommt. Dann Rufus, vielleicht ein wenig zu grummelig, aber mit gutem Herzen. Sein Bruder Kenan, ein richtiger Gentleman, das genaue Gegenteil von Rufus. Gwen, aufgedreht und liebenswürdig, eine tolle Freundin für Hope,… Meine liebsten Charaktere waren Cupido und Faust, sie waren einfach so witzig und echt beschrieben, sodass ich sie sofort ins Herz geschlossen habe.

Es gab einige Überraschungen und Wendungen, manche waren zwar vorhersehbar, aber ich war auch sehr oft extrem überrascht. An manchen Stellen haben mir ein paar mehr Zusammenhänge und Tiefe gefehlt, auch die Emotionen kamen relativ kurz. Es gibt noch viele offene Fragen, die dem ganzen Spannung geben und auch das Ende wirft nochmal einige Fragen auf, sodass ich mich schon sehr auf Band 2 freue.

Dieses Buch ist voll von kreativen Ideen und der lebendige, humorvolle Schreibstil erweckt die Charaktere und diese magische Welt zum Leben. Ab der Mitte hat die Spannung ziemlich nachgelassen, doch das Ende macht extrem neugierig auf Band 2.

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Veröffentlicht am 25.05.2020

Nette Idee, mittelprächtige Umsetzung

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Mary E. Garner befasst sich in ihrer neuen Trilogie "Das Buch der gelöschten Wörter" mit einer Frage, die gerade in der heutigen, schnelllebigen Zeit immer aktueller wird:

Was geschieht mit all den negativen, ...

Mary E. Garner befasst sich in ihrer neuen Trilogie "Das Buch der gelöschten Wörter" mit einer Frage, die gerade in der heutigen, schnelllebigen Zeit immer aktueller wird:

Was geschieht mit all den negativen, böse gemeinten Wörtern, die nie abgeschickt, sondern gelöscht werden?

Es gibt eine geheime Welt der Literaturfiguren, in der ein magisches Buch all diese Wörter sammelt und sicher aufbewahrt, damit sie kein Unheil anrichten können. Zu dieser Welt haben nur Menschen mit besonderen Fähigkeiten Zugang- die Wanderer und die Wandler. Und Hope Turner erfährt eines Tages, dass sie eine dieser Auserwählten ist, dazu bestimmt, das Buch von seinem bösartigen Inhalt zu befreien.

Die Autorin hat mit Sicherheit eine unheimlich komplexe Welt geschaffen, in der man sich als Leser gerne verliert. Gemeinsam mit den verschiedensten Figuren der Weltliteratur kann man auf Streifzüge gehen, in die unterschiedlichsten Bücher reisen. Allein im Hinblick darauf hat sie eine Unmenge an Fantasie aufgebracht und so eine großzügige Rahmenhandlung aufgebaut.

Leider geht die eigentliche Handlung dabei ziemlich unter. Über lange Strecken plätschert sie sanft dahin, verschustert sich in Nebenschauplätzen und verliert dabei etwas den Fokus.

Zudem gibt es neben dem (für dieses Genre offensichtlich unabdingbaren) Dreieck-Liebes-Gespann noch eine Vielzahl an Nebenfiguren, deren Wichtigkeit für die Handlung kaum ersichtlich ist.
Die Hauptfiguren, allen voran die Mittvierzigerin Hope, die sich im Laufe der Handlung immer mehr wie eine hormongesteuerte 20-Jährige aufführt, sprühen leider auch nicht wirklich vor Sympathie und verkommen etwas zu sehr zu Stereotypen.

Für mich am schlimmsten sind allerdings die vielen offenen Fragen und teilweise unlogischen Handlungsverläufe, die einem mehr und mehr die Lust am Lesen nehmen. Man hat oftmals das Gefühl, dass dieser Band als langgezogene Einleitung zu Band 2 fungieren soll. Für eine eigenständige Geschichte passiert einfach zu wenig, dafür überschlägt sich die Handlung auf den letzen 30 Seiten umso mehr.

Fazit:
Insgesamt eine wirklich unterhaltsame Geschichte, die auf dem Weg zu ihrer Fortsetzung den roten Faden zu oft aus den Augen verliert.

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Veröffentlicht am 24.05.2020

Netter Auftakt einer Reihe

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In "Das Buch der gelöschten Wörter" begleiten wir Hope Turner, die in die grandioseste aller Welten abtauchen darf - in die Welt der Bücher. Dabei lernt sie verschiedenste literarische Figuren kennen und ...

In "Das Buch der gelöschten Wörter" begleiten wir Hope Turner, die in die grandioseste aller Welten abtauchen darf - in die Welt der Bücher. Dabei lernt sie verschiedenste literarische Figuren kennen und punktet mit einer außergewöhnlichen Fähigkeit.

Die Grundidee des Buches ist sicherlich nicht neu, trotzdem fand ich die Herangehensweise sehr schön und authentisch. Gerade das erste Drittel des Buches hat mich gepackt und ich habe geradezu mit Hope mitgefiebert. Leider hat es ab dem zweiten Drittel jedoch meiner Meinung nach stark nachgelassen. Es war keinesfalls langweilig - dafür ist der Schreibstil der Autorin einfach zu flüssig und es gab auch viele nette Sachen zu entdecken. Allerdings kam die Story wirklich kaum voran. Irgendwie verfiel das in den "Trott" von "Hope besucht ihre Mutter, geht in die Bücherwelt und dann schlafen und dann wieder von vorn". Da hätte man meiner Meinung nach viel zügiger mit der Handlung voran kommen können.

Die Charaktere sind nett ausgearbeitet. Falls Rufus zwielichtig rüberkommen soll, dann ist das meiner Meinung nach eher weniger gelungen, er ist einfach nur brummig. Die restlichen Charaktere passen sehr gut in die Handlung und vor allen Dingen Gwen habe ich sehr ins Herz geschlossen.

Wie vorhin schon angedeutet, ist die Grundidee nicht neu, schön fand ich die neuen Aspekte, die die Autorin der Grundidee zugefügt hat: So gibt es zum Beispiel "Skizzen". Das sind Figuren aus Büchern, die noch nicht fertig geschrieben sind.

Fazit: Es ist ein nettes Buch, schön geschrieben, aber nach dem ersten Drittel kommt die Handlung einfach kaum voran, was die ganze Story ausbremst. Kann man also mal lesen.

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Veröffentlicht am 19.05.2020

Lange Einleitung zu Band zwei

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​Was geschieht wohl mit all den Wörtern, die wir im Laufe unseres Lebens löschen? Dieser Frage geht Mary E. Garner in ihrer Reihe "Das Buch der gelöschten Wörter" nach. Protagonistin ist dabei die Londonerin ...

​Was geschieht wohl mit all den Wörtern, die wir im Laufe unseres Lebens löschen? Dieser Frage geht Mary E. Garner in ihrer Reihe "Das Buch der gelöschten Wörter" nach. Protagonistin ist dabei die Londonerin Hope Turner. In ihrem Job für eine Partnervermittlung verhilft sie einsamen Herzen zu einem Happy End - sie selbst ist nun jedoch schon seit einigen Jahren Single. Eines Tages rettet sie sich vor dem Regen in eine Buchhandlung, in der sie einen seltsam vertrauten Duft wahrnimmt und in der ein mysteriöser Mann quasi vor ihren Augen verschwindet. Dann lernt sie auch noch Rufus Walker kennen, der ihr Unglaubliches offenbart: Die Buchhandlung ist ein Portal in die Welt der Bücher, in der sowohl Menschen als auch Romanfiguren miteinander leben. Und Hope selbst hat eine wichtige Fähigkeit, die das Überleben dieser Welt sichern kann.

Die Idee des Romans klingt zunächst großartig, wenn auch nicht ganz neu. Eine Welt, in der all unsere liebsten Charaktere zum Leben erwachen, welche Leseratte wünscht sich das nicht? Und so ist Hope auch ganz aufgeregt, als sie zum ersten Mal in die Welt von Jane Austen reist. Nach und nach lernt sie immer mehr Figuren kennen und entwickelt sogar eine Freundschaft zu Guinevere aus der Artussage, die sich hier ganz modern Gwen nennt und von ihrem Lancelot die Nase voll hat. Aber auch Lassie und die Grinsekatze, Pinocchio und Gepetto, Robin Hood und König Löwenherz und viele andere sind mit von der Partie. Leider gelingt es der Autorin nicht, dieses eigentlich tolle Konzept richtig umzusetzen. Die Charaktere sind oft nur Schatten ihrer selbst, Persiflagen auf Kosten eines schnellen Lachers oder ohne jegliche Kontur. Nur Gwen, die sich nach einem Ausbrucht aus ihrer Rolle sehnt oder Anna Karenina, die ihre eigenen Ziele verfolgt, bilden hier eine Ausnahme.

Zunächst war ich auch angenehm überrascht, dass mit Hope einmal eine Frau jenseits der dreißig im Fokus steht. Leider verliert diese sich bald in kindischen Schwärmereien für den mysteriösen Unbekannten, einem sentimentalen Aufeinandertreffen mit ihrem Ex-Freund sowie in Streitereien mit Mentor Rufus. Der entspricht in seiner Darstellung als immer grummeliger, bärtiger, höchst geheimnisvoller Mann jedem Klischee. Hinter all diesen Nebenschauplätzen tritt der eigentliche Kern der Geschichte immer mehr zurück. Zudem liest sich der gesamte Band wie das, was er eigentlich auch ist: eine lange Einleitung zu Band zwei. Denn gerade, als es richtig spannend wird und die Handlung endlich Fahrt aufgenommen hat, ist das Buch auch schon zu Ende. Übrig bleibt ein fieser Cliffhanger, der natürlich zum Weiterlesen verführen soll. Seltsamerweise schafft die Autorin trotz aller Kritikpunkte genau das: Ich will weiterlesen, meine eigenen wilden Theorien überprüfen und mehr über diese verlockende Welt erfahren. Und das ist doch auch etwas wert, oder?

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