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heinoko

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Veröffentlicht am 19.05.2020

Zum Mutmachen

Kleiner Löwe, großer Mut
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Zugegeben, in einer ersten Reaktion war ich irritiert über den dreibeinigen Löwen. Dann las ich Näheres über den Autor, der 2018 mit einem Bein und zwei Krücken erfolgreich den Kilimandscharo bestiegen ...

Zugegeben, in einer ersten Reaktion war ich irritiert über den dreibeinigen Löwen. Dann las ich Näheres über den Autor, der 2018 mit einem Bein und zwei Krücken erfolgreich den Kilimandscharo bestiegen hatte. So wurde mir verständlich, dass Tom Belz einen dreibeinigen Löwen zum Bilderbuchhelden gewählt hat und ihn letztlich seine eigene Geschichte erzählen lässt. Aber muss es wirklich sein, dass in einem Bilderbuch für die ganz Kleinen ein Löwe auf so grausame Weise durch ein Krokodil sein Bein verliert? Bei dieser Frage bleibe ich weiterhin unschlüssig…

Die Botschaft ist klar: Tobe, der kleine Löwe mit drei starken Beinen, möchte alles machen, was Löwenkinder so machen. Laut brüllen zum Beispiel und Fangen spielen. Dass ihn seine Freunde beschützen und schonen wollen, macht ihn zornig. Und so macht er sich mit seinem besten Freund auf den Weg, um es allen zu zeigen…

Ein Mutmach-Buch ist das vorliegende Bilderbuch mit Sicherheit. Hilfreich für Kinder, denen man nicht viel zutraut und die sich dadurch auch selbst nicht viel zutrauen. Mit der Botschaft, dass Kinder, die in irgendeiner Form eingeschränkt sind, nicht anders behandelt werden wollen wie alle anderen Kinder: „Was mir guttut und was nicht, entscheide ich!“ Aber auch, dass man mit ein klein wenig Unterstützung über sich selbst hinauswachsen kann, wenn man es wagt, sich auf den Weg zu machen. Die Illustratorin Alexandra Helm lässt mit ihren schlichten, aber ausdrucksstarken Zeichnungen die Geschichte lebendig werden.

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Veröffentlicht am 21.04.2020

Mit gewisser Grundspannung solide erzählt

Ich bringe dir die Nacht
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Ist das Buch wirklich ein Thriller? Vielleicht doch eher ein Psychothriller? Wer nägelkauenden Thrill mit viel Blut erwartet, wird enttäuscht sein. Mir hat das Buch dennoch gut gefallen.

10 Jahre sitzt ...


Ist das Buch wirklich ein Thriller? Vielleicht doch eher ein Psychothriller? Wer nägelkauenden Thrill mit viel Blut erwartet, wird enttäuscht sein. Mir hat das Buch dennoch gut gefallen.

10 Jahre sitzt Will Hurley, der sogenannte Kanal-Killer von Dublin, bereits im Gefängnis, als erneut die Leiche einer jungen Frau aus dem Wasser gezogen wird, ein Opfer ganz nach dem Muster der Morde, deretwegen er verurteilt worden war. Will setzt nun alles daran, mit Alison, seiner großen Liebe von damals, sprechen zu dürfen, denn er hat Informationen, die er nur ihr mitteilen will. Doch Alison führt seit der Verurteilung von Will ein völlig neues Leben in den Niederlanden. Alles Geschehen von früher hat sie verdrängt und nie mehr ein Wort darüber verloren. Deshalb lehnt sie es zunächst vehement ab, als die Polizei sie um Hilfe bittet. Schließlich begreift sie jedoch, dass Weglaufen keine Lösung ist, und willigt ein, nach Irland zu fliegen und mit ihrem einstigen Freund, dem Serienkiller, zu sprechen, ohne zu ahnen, worauf sie sich einlässt…

Drei verschiedene Handlungsstränge führen durch das Buch. Da ist zunächst die Gegenwart, von Alison selbst erzählt. Dann gibt es die Rückblenden, 10 Jahre früher, aus dem Leben von Alison, Liz, ihrer besten Freundin und Will, ihrer großen Liebe. Dazwischen gesetzt gibt es kurze Einschübe des „Stalkers“, ohne dass sich dem Leser erschließt, um wen es sich handelt. Gut gefällt mir, dass die Autorin durch die Kapitelüberschriften „Alison, heute“ und „Alison, damals“ dem Leser stets klare Orientierung gibt, in welchem Zeitabschnitt man sich gerade befindet. Gut gefällt mir auch der Schreibstil, der beeindruckend klar ist, dabei stets präzise und detailliert in den Einzelheiten. Allerdings kann ich nicht jedes Verhalten der Protagonisten nachempfinden. Fremd blieb mir zum Beispiel die Mutter von Aliston, aber auch Aliston selbst, deren Schuldgefühle ich nicht nachvollziehen kann, schon gar nicht ihr Verhalten gegenüber ihren Freundinnen, ihren inneren Rückzug. Leider fehlt auch der große Spannungsbogen. Zwar kann man sich als Leser nicht vorstellen, wohin die Handlung führen wird, und liest daher mit einer gewissen Grundspannung stets weiter und weiter. Als man denkt, man sei bereits am Ende der Geschichte angekommen, alles Ungewisse sei geklärt, wird alles nochmals völlig überraschend komplett auf den Kopf gestellt.

Fazit: Nicht übermäßig aufregend, dennoch mit einer gewissen Grundspannung solide geschrieben, gut zu lesen.


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Veröffentlicht am 03.02.2020

Hat mich nicht überzeugt

Doggerland. Tiefer Fall (Ein Doggerland-Krimi 2)
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Zwar muss es für mich nicht unbedingt blutrünstig zugehen, aber wenn ein Kriminalroman allzu ruhige Passagen enthält, bin ich enttäuscht.

Für mich war der vorliegende Band meine erste Begegnung mit der ...


Zwar muss es für mich nicht unbedingt blutrünstig zugehen, aber wenn ein Kriminalroman allzu ruhige Passagen enthält, bin ich enttäuscht.

Für mich war der vorliegende Band meine erste Begegnung mit der Ermittlerin Karen Eiken Hornby. Aus den Andeutungen im Buch konnte ich entnehmen, dass Karen in der Vergangenheit schon so einiges mitgemacht hatte und immer noch krankgeschrieben ist. Es ist Weihnachten, und ihr Chef steht unmittelbar vor Antritt seiner Urlaubsreise. Da wird ein Toter auf Noorö, der nördlichsten Insel von Doggerland, gefunden. Karen ist froh, für ihren Chef die Ermittlungen führen zu dürfen und damit ihrem Haus voller uneingeladener Gäste entkommen zu können. Ein weiterer Mord geschieht, und es finden sich allerlei Verwicklungen und Verbindungen, nicht nur zur örtlichen Whiskydestillerie, sondern auch zu Karens Herkunftsfamilie. Mit jedem Ermittlungsschritt wächst die Gefahr für Karen selbst.

Doggerland, diese fiktive Insel vor Dänemark, ist ein geschickt gewählter Ort, um alle möglichen der Fantasie entspringenden Szenarien entstehen lassen zu können. Bis hin u ortstypischen Bräuchen hat die Autorin eine durchaus glaubhaft wirkende Welt in meinem Kopf entstehen lassen dank ihres sehr farbigen, atmosphärisch dichten Schreibstils. Auch dass im Präsens geschrieben wurde, rückt alles Geschehen dem Leser nahe, so als erlebe er es unmittelbar mit. Sehr angenehm empfunden habe ich auch die chronologisch folgerichtige Erzählweise, ohne nerviges hektisches Hin- und Herspringen zwischen Ort und Zeit. Leider war ich dennoch vom Buch enttäuscht. Eine Fülle von Personen mit und ohne Bedeutung für den Fortgang der Geschichte bevölkern das Buch, und jede zweite Frau hat ihr Haar zum Pferdeschwanz gebunden. All die breitgetretenen privaten Geschichten der verschiedenen Protagonisten wurden mir irgendwann schlichtweg zuviel, denn sie wirkten auf mich wie ein unnützer Ballast, wie Blockaden, die die Handlung stocken lassen. Der Fluss der Geschichte tritt auf der Stelle, und die zunächst aufgebaute Spannung gleitet ab in gelangweiltes Durchlesen. Zum überraschenden Ende hin allerdings zeigt die Autorin wiederum, dass sie durchaus spannend und packend schreiben kann.

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Veröffentlicht am 12.01.2020

Habe schon Besseres von der Autorin gelesen

Die Wälder
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Wenn man mit nichts als der Erwartung auf eine spannende Unterhaltung an das Buch herangeht, wird man nicht enttäuscht sein. Die Autorin versteht es auch in dem vorliegenden Thriller, den Leser zu packen, ...


Wenn man mit nichts als der Erwartung auf eine spannende Unterhaltung an das Buch herangeht, wird man nicht enttäuscht sein. Die Autorin versteht es auch in dem vorliegenden Thriller, den Leser zu packen, und dies bis zum Ende.

Nina erfährt, dass Tim, ein richtig guter Freund aus Kindertagen, plötzlich gestorben ist. Unfassbar. Für Nina bricht eine Welt zusammen, umso mehr als Tim kurz vor seinem Tod offensichtlich mehrfach vergeblich versucht hatte, sie zu erreichen. Und es kommt noch schlimmer: Tim hat Nina eine geheimnisvolle Nachricht mit einem Auftrag hinterlassen. Sie soll, falls er die Angelegenheit nicht mehr selbst zu Ende bringen kann, seine vor vielen, vielen Jahren verschwundene Schwester Gloria finden. Er sei kurz vor Aufdeckung ihres Verschwindens. Das jedoch bedeutet, dass Nina in das Dorf ihrer Kindheit zurückkehren muss, etwas was sie nie mehr hatte tun wollen. Ein Dorf, das von schier endlosen finsteren Wäldern umgeben ist, aus denen es kein Entkommen geben kann…

Raffiniert strickt Melanie Raabe aus zwei Handlungssträngen ein dichtes Spannungsgeflecht. Im einen Erzählbereich aus der Vergangenheit geht es um eine Kinderfreundschaft im Dorf am Rand der undurchdringlichen Wälder, eine Freundschaft, die unerwartet und traumatisch ihre kindliche Unschuld verliert. Im zweiten Handlungsstrang, in der Gegenwart, verfolgen wir Nina, die über sich hinauswächst, als sie versucht, dem Wunsch ihres verstorbenen Freundes Tim gerecht zu werden. Über allem Geschehen liegt eine permanente, nicht wirklich fassbare Bedrohung, die den Leser durch die Seiten jagen lässt.

Wie bereits weiter oben gesagt: Spannung steht an erster Stelle bei dieser Geschichte. Und dies ist Melanie Raabe mit großer Raffinesse und ohne dramatisches Blutvergießen gelungen. Ich habe den Thriller in einem Zug und teilweise atemlos durchgelesen. Doch es empfiehlt sich, nicht allzu viel nachzudenken über die bedrückend düstere Handlung bzw. über die Glaubwürdigkeit der geschilderten Vorkommnisse. Denn dann würden sich etliche Einwände finden. Auch überzeugte mich die relativ einfache Sprache ganz und gar nicht. Ich habe schon Besseres gelesen aus der Feder von Melanie Raabe. Aber spannend ist das Buch allemal. Ist ja auch schon was.

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Veröffentlicht am 10.01.2020

Zweigeteilte Meinung

Geteilt durch zwei
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Zweigeteilt hat mich die Lektüre dieses Buches zurückgelassen. Zweigeteilt zwischen Faszination und Genervt-Sein, zwischen Einfühlung und Langeweile.

Nadja hat seit jeher das Gefühl, dass ihr etwas ...


Zweigeteilt hat mich die Lektüre dieses Buches zurückgelassen. Zweigeteilt zwischen Faszination und Genervt-Sein, zwischen Einfühlung und Langeweile.

Nadja hat seit jeher das Gefühl, dass ihr etwas Entscheidendes fehlt, ohne dass sie es konkret benennen kann. Sie ist verheiratet, hat eine erwachsene Tochter und lebt ein zufriedenes Leben. Dass sie als Kind adoptiert worden war, hatte sie früh erfahren, ohne dass es ihr je Probleme bereitet hätte. Alles verändert sich jedoch schlagartig, als sie zufällig erfährt, dass sie eine Zwillingsschwester hat. Plötzlich weiß Nadja, was ihr über all die Jahre hinweg gefehlt hatte. Aber es tun sich auch viele, viele neue Fragen auf.

Und genau hier beginnt für mich dieser Zwiespalt beim Lesen des Buches. Eigentlich wird die Geschichte sehr detailliert und feinfühlig erzählt. Es gelingt relativ gut, sich in Nadjas Befindlichkeiten einzufühlen. Nadja stürzt sich auf eine Suche nach ihren Wurzeln anhand der Begegnungen mit Pia, ihrer Zwillingsschwester, und dies mit einer Vehemenz bzw. Besessenheit, die für mich nur schwer nachvollziehbar ist. Sie versucht Verbindendes, Vertrautes zu finden und begegnet doch eher Trennendem. Sie begegnet mit dem Blick auf ihre Zwillingsschwester sich selbst wie neu. Und diese Begegnungen wiederholen sich
im Buch wie in Dauerschleife, mit neuen Details, auch mit neuen Einblicken in die Kindheitsvergangenheit, aber eben dennoch geht es letztlich immer und immer und immer nur um Nadja und ihre Gefühle, um ihr Aufspüren von Gemeinsamem und Fremdem, um Entdecken von Trennendem und Verbindendem. Der Hintergrund einer durchaus tragisch zu nennenden Familiengeschichte wird zunehmend aufgedeckt, aber irgendwie auch nicht wirklich verarbeitet. So gekonnt dieser Roman einerseits geschrieben ist, so ging er mir doch je länger ich las zunehmend auf die Nerven. Die Protagonisten waren mir allesamt unsympathisch, ich fand sie anstrengend, einerseits überreflektierend, andererseits aber auch wieder völlig unreflektiert. Was soll der Leser an Erkenntnissen aus diesem Roman ziehen? Ich weiß es wirklich nicht.

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