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Veröffentlicht am 30.08.2020

Ein dystopischer Sci-Fi Thriller

Aus schwarzem Wasser
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Maja sitzt mit ihrer Mutter, der Innenministerin Dr. Patricia Kohlbeck, im Auto, als dieses unkontrolliert in die Spree stürzt. Eigentlich sollten sie beide tot sein - doch Maja erwacht Stunden später ...

Maja sitzt mit ihrer Mutter, der Innenministerin Dr. Patricia Kohlbeck, im Auto, als dieses unkontrolliert in die Spree stürzt. Eigentlich sollten sie beide tot sein - doch Maja erwacht Stunden später in einem Leichensack und flieht aus dem Krankenhaus zu ihrem Freund Daniel. Wie konnte sie überleben? Auch die letzten Worte ihrer Mutter geben ihr Rätsel auf: „Du kannst niemandem trauen, sie stecken alle mit drin.“ Ihre beste Freundin Sofie macht währenddessen Urlaub auf den Philippinen, wo sich die erste einer Reihe von tödlichen Naturkatastrophen ereignet.

Die Geschichte beginnt aus Majas Perspektive, die das Ertrinken ihrer Mutter mit ansehen muss. Sie beide befinden sich unter Wasser in einem Auto, und auch Maja schließt mit ihrem Leben ab. Als sie einige Zeit später in einem Leichensack aufwacht, weiß sie selbst nicht so recht, wie ihr geschieht. Aufgrund der Warnung ihrer Mutter flieht sie überstürzt aus dem Krankenhaus und versucht bei ihrem Freund Daniel, Antworten zu finden. Das Tempo ist rasant, die Kapitel kurz und aus unterschiedlichen Perspektiven geschrieben.

Eine ganze Weile versteht man als Leser nicht, was überhaupt passiert ist und worum sich die ganze Geschichte dreht. Klar ist, dass es Personen gibt, die bereit sind, über Leichen zu gehen. Nur langsam gibt es erste Hinweise, während kurze, spannende Szenen einander jagen. Für Innehalten, Reflexion und Trauer bleibt wenig Zeit. Ich flog geradezu durch die Seiten, während sich allmählich ein Bild ergab. Ab einem gewissen Punkt setzen Rückblenden ein, die zusätzlichen Kontext zu Geschehen geben.

Das Buch gibt in Sachen Tempo und Spannung alles, konnte mich im Hinblick auf die Aufarbeitung des Kernthemas aber nur mäßig überzeugen. Die Idee ist wissenschaftlich aufgezogen und spricht wichtige politische Themen an. Ich hätte mir aber noch mehr Informationen gewünscht und fand insbesondere die Verarbeitung des Themas Sex merkwürdig. Die angekündigten Naturkatastrophen spielen eher eine Nebenrolle, hieraus hätte man meiner Meinung noch mehr machen können. Die Entwicklungen zum Ende hin punkten vor allem in Sachen Dramatik.

„Aus schwarzem Wasser“ ist ein dystopischer Sci-Fi Thriller, dessen Stärke die gelungene Spannungskurve ist, während ich mir von der Story mehr versprochen habe.

Veröffentlicht am 20.06.2020

Dupin ermittelt in Saint-Malo

Bretonische Spezialitäten
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Ausgerechnet gemeinsam mit seinem Präfekten Locmariaquer wird Dupin die nächsten vier Tage auf einem Seminar an der Polizeischule in Saint-Malo verbringen. Dort sind die Präfekten der vier bretonischen ...

Ausgerechnet gemeinsam mit seinem Präfekten Locmariaquer wird Dupin die nächsten vier Tage auf einem Seminar an der Polizeischule in Saint-Malo verbringen. Dort sind die Präfekten der vier bretonischen Départmements mit jeweils einem ihrer Kommissare zusammengekommen, um über die Verbesserung der Zusammenarbeit zu sprechen. Die Mittagspause des ersten Tages nutzt Dupin, um den nahegelegenen Markt zu besuchen. In aller Öffentlichkeit wird dort vor seinen Augen eine Frau erstochen, der Täterin gelingt die Flucht. Die Präfekten entschließen sich kurzerhand, die theoretischen Besprechungen zugunsten der Praxis zu vertagen: Die drei anwesenden Kommissare sollen den Fall gemeinsam lösen.

Dupin muss in „Bretonische Spezialitäten“ erneut außerhalb des eigenen Départements ermitteln. Der Grund ist diesmal ein Seminar, dass er gemeinsam mit seinem Präfekten besucht und das ihn nach Saint-Malo führt. Schon der Titel macht deutlich, dass Speisen hier eine größere Rolle spielen und schon auf den ersten Seiten werden dem Kommissar und dadurch auch dem Leser die Vorzüge einiger Käsesorten angepriesen.

Nach wenigen Seiten kommt es zum eingangs erwähnten Mord und einer spektakulären Verfolgungsjagd, welche die Spannung ansteigen lässt. Die Täterin ist dennoch schnell identifiziert, sagt allerdings kein Wort. Dupin und seine beiden Kollegen aus dem Seminar werden mit der gemeinsamen Ermittlung beauftragt und machen sich an die Befragung des Umfelds von Opfer und Täterin. Beide haben sich in der Region mit ihren Restaurants einen Namen gemacht. Führen ihre Berufe zum Motiv, oder steckt eine ganz andere Geschichte dahinter?

Die Zahl der Menschen, die bei der Suche nach dem Mordmotiv helfen könnten, ist übersichtlich. Doch so recht kommen die Ermittler nicht voran, denn für alle möglichen Ansatzpunkte gibt es eine gute Erklärung, warum das eigentlich kein Motiv sein kann. Ein weiterer Mord im selben Umfeld wirft neue Fragen auf und setzt die Kommissare unter zeitlichen Druck: Wenn die Täterin des ersten Mordes bereits hinter Gittern sitzt, wer ist dann jetzt aktiv geworden?

Dupins Team aus Concarneau kann diesmal nur begrenzt mit einigen Online-Recherchen unterstützen. Die beiden neuen Kolleginnen Le Menn und Nevou, deren Auftauchen ich im letzten Band begrüßt habe, spielen diesmal leider gar keine Rolle. Kommissarin Huppert und Kommissar Nedellec, mit denen Dupin vor Ort ermittelt, lernt man nur oberflächlich kennen.

Die Bücher nehmen sich schon immer viel Zeit für die Beschreibung der Landschaften, Sehenswürdigkeiten und Restaurants. Wer das mag, kommt hier voll auf seine Kosten, denn dem wird hier bisweilen mehr Platz eingeräumt als den Ermittlungen. Ein Buch vor allem für Leser, die sich für die Region und seine Spezialitäten interessieren!

Veröffentlicht am 30.05.2020

Ein Porträt zweier Brüder, die sich nicht kennen

Brüder
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Mick und Gabriel haben eine Sache gemeinsam: Sie sind ohne Vater aufgewachsen. Außerdem sind sie Halbbrüder und haben von ihrem afrikanischen Vater eine Hautfarbe geerbt, mit der sie in Deutschland auffallen. ...

Mick und Gabriel haben eine Sache gemeinsam: Sie sind ohne Vater aufgewachsen. Außerdem sind sie Halbbrüder und haben von ihrem afrikanischen Vater eine Hautfarbe geerbt, mit der sie in Deutschland auffallen. Ihre Lebenswege sind ganz unterschiedlich: Mick ist in Berlin geblieben, feiert gern und lässt sich durchs Leben treiben. Eines Tages sagt er Ja zu einer gefährlichen und kriminellen Aktion. Gabriel ist hingegen nach London gezogen, wo er als Star-Architekt arbeitet. Doch dann tut er etwas, das seinem Ruf nachhaltig schädigen könnte.
Die beiden Brüder werden nacheinander porträtiert und begegnen sich in diesem Buch nicht. Als Leserin erhielt ich umfassende Einblicke in ihr Aufwachsen, ihre Entscheidungen und wohin diese sie gebracht haben. Auch die Frauen an ihrer Seite - beide haben kein einfaches Verhältnis zu ihnen - lernt man ausführlicher kennen. Das Thema Hautfarbe spielt eine große Rolle, ohne explizit angesprochen zu werden. Die Sprache des Buches ist nüchtern und distanziert. Während Gabriels Part habe ich mehrere tagelange Lesepausen gemacht, weil es mich nicht packen konnte. Die Thematik fand ich aber weiterhin interessant, sodass ich es beendet und mich über den gelungenen Schluss gefreut habe.

Veröffentlicht am 27.05.2020

Dieser zweite Band wird von Krieg und mangelnder Kommunikation geprägt

Children of Virtue and Vengeance
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Nach den Ereignissen im Tempel auf der Heiligen Insel kehren Zélie und Amari auf dem von Roën und seinen Söldnern gekaperten Kriegsschriff aufs Festland zurück. Während Zélie um ihren Vater trauert, überlegt ...

Nach den Ereignissen im Tempel auf der Heiligen Insel kehren Zélie und Amari auf dem von Roën und seinen Söldnern gekaperten Kriegsschriff aufs Festland zurück. Während Zélie um ihren Vater trauert, überlegt Amari, wie sie auf den ihr nun rechtmäßig zustehenden Thron gelangt. Bei ihrer ersten großen Rede taucht jedoch eine mächtige Gegenspielerin auf, die deutlich macht, dass sie Amari den Thron nicht kampflos überlassen wird. Zwar können die Divînés nun Magie einsetzen, doch ungeplant sind auch magiebegabte Adelige, sogenannte Tîtánen, entstanden. Der Frieden schien zum Greifen nahe, doch nun geht der Kampf der Maji gegen die Adeligen weiter.

Der düstere, temporeiche Reihenauftakt von Tomi Adeyemi war im vorletzten Jahr ein echtes Fantasy-Highlight für mich. Entsprechend neugierig war ich auf diesen zweiten Teil der Trilogie, der die Geschichte relativ nahtlos weiterführt. Die Ereignisse im Tempel haben für Zélie und Amari alles geändert, doch in Ruhe trauern ist keine Option, denn der Krieg geht weiter und ein Frieden scheint erst möglich, wenn Amari Königin ist.

Das Tempo ist erneut rasant und eine Überraschung jagt die nächste. Gerade erst gefasste Pläne müssen dadurch verworfen werden und die Charaktere überlegen, welche Schritte sie stattdessen gehen können. Zélie und Amari haben mir im ersten Teil als willensstarke Frauen, die Dinge selbst in die Hand nehmen, sehr gefallen. Nun war ich jedoch enttäuscht von ihnen. Beide sind überzeugt davon, dass ihr Weg der einzig richtige ist. Von dieser Einstellung lassen sie sich bei ihren impulsiven Entscheidungen leiten und sind unempfänglich für Argumente der Gegenseite.

Es entsteht ein andauerndes hin und her: Kaum ist eine Seite endlich zur Annäherung bereit greift die andere Seite an und daraufhin muss ein Gegenschlag her. Dabei werden gute Ideen oft im allerletzten Moment zunichte gemacht. Mangelnde Kommunikation ist das Hauptproblem und bei mir machte sich zunehmend Ernüchterung breit. Man erfährt als Leser auch, was auf der Seite der Adeligen vor sich geht. Die einzige verhandlungsbereite Person hier verhält sich sehr naiv und muss immer wieder feststellen, dass sie eigentlich keine Ahnung von den Plänen ihrer Seite hat.

Es gab aber auch Lichtblicke, vor allem in Form der Divînés, die endlich wieder Magie einsetzten können und fleißig trainieren. Die Szenen in ihrem Lager fand ich schön und hier gibt es eine Menge interessanter Charaktere, die man langsam besser kennenlernt. Auch für die Liebe ist einige Momente und Szenen lang Zeit, bevor man sich wieder ins Gefecht stürzt. Der Söldner Roën war für mich in diesem Band der interessanteste Charakter. Eigentlich sollten er und seine Leute für denjenigen arbeiten, der am besten zahlt, doch das wird für ihn persönlich zunehmend zum Problem.

Vor dem großen Finale dieses Bands gibt es noch mal eine neue Entdeckung, die Hoffnung gibt und gleichzeitig zu emotionalen, traurigen Momenten führt. Der Showdown danach war kürzer als ich erwartet habe und gibt der Geschichte eine Wendung, die mich mit vielen Fragezeichen zurücklässt. In diesem von Krieg geprägten zweiten Teil konnten mich die Protagonisten leider nicht überzeugen. Die von Tomi Adeyemi geschaffene magische Welt finde ich jedoch weiterhin faszinierend, weshalb ich hoffe, dass es sich hier um ein klassisches Mittelband-Syndrom handelt und die Reihe im Finale zu alter Stärke zurückfindet.

Veröffentlicht am 18.04.2020

Wird an Ellerys Geburtstag erneut ein Mensch verschwinden?

Wie viele willst du töten
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Ellery hat in ihrem Leben früh Schreckliches erlebt: An ihrem vierzehnten Geburtstag geriet sie in die Fänge eines Serienmörders. Doch im Gegensatz zu den Mädchen vor ihr kam sie mit dem Leben davon: Reed ...

Ellery hat in ihrem Leben früh Schreckliches erlebt: An ihrem vierzehnten Geburtstag geriet sie in die Fänge eines Serienmörders. Doch im Gegensatz zu den Mädchen vor ihr kam sie mit dem Leben davon: Reed Markham vom FBI konnte den Täter überführen und fand sie in dessen Wandschrank. Vierzehn Jahre später ist Ellery selbst Polizistin in Woodbury, Massachusetts. Über ihre Vergangenheit hat sie hier mit niemandem geredet, auch ihr Geburtsdatum im Juli kennt absolut niemand. Dennoch hat ihr jemand in den letzten drei Jahren jeweils pünktlich die gleiche anonyme Geburtstagskarte geschickt. Und jedes Mal verschwand zur gleichen Zeit jemand aus dem kleinen Ort, in dem sie lebt und arbeitet. Bislang wollte ihr niemand glauben, dass die drei Fälle in einem Zusammenhang stehen. Doch nun ist wieder Juli - wird wieder ein Mensch verschwinden? Verzweifelt wendet Ellery sich an Reed Markham mit der Bitte, ihr zu helfen.

Das Buch fällt mit seinem farbigen Buchschnitt ins Auge und die mit meinem Leseexemplar verschickte Geburtstagskarte machte mich neugierig. Zu Beginn des Buches befindet sich Ellery mit ihrem Chef Sam in einem Motelzimmer. Die beiden haben eine Affäre und sie nutzt die Gelegenheit, ihn zu bitten, sie in den drei Vermisstenfällen der letzten Jahre ermitteln zu lassen. Er winkt jedoch ab, denn er glaubt nicht daran, dass hier ein Wiederholungstäter am Werk ist. Von den Geburtstagskarten hat Ellery ihm allerdings nichts erzählt und er ahnt auch nicht, was ihr als Kind zugestoßen ist.

Ein bisschen merkwürdig fand ich es schon, dass in Woodbury niemand Ellerys Geburtsdatum kennen soll. Als Polizistin steht es doch bestimmt irgendwo in ihren Akten. Auch ihr konsequentes Schweigen ihrem Chef gegenüber was die Karten und ihre Vergangenheit angeht konnte ich nicht hundertprozentig nachvollziehen, damit steht sie sich und ihrem Ziel ausführlicherer Ermittlungen aus meiner Sicht selbst im Weg.

Schließlich steht Reed Markham nach einem einzigen Anruf vor ihrer Tür. Er hat aufgrund einer Beurlaubung nach einem Ermittlungsfehler gerade nichts besseres zu tun und ist neugierig, was aus dem Mädchen geworden ist, deren Fall ihm damals große Bekanntheit und einen Karriereschub brachte. Sein Auftauchen wird von Ellerys Kollegen verständlicherweise reichlich skeptisch aufgenommen.

Lange ist die Spannung im Buch psychologischer Natur. Ellery und Reed arbeiten die drei Vermisstenfälle noch mal durch und suchen nach neuen Hinweisen. Die erste Vermisste hatte sich kurz zuvor mit ihrem Freund gestritten, die zweite hatte ein Alkoholproblem und der dritte Depressionen - vielleicht ist hier doch jeweils das Naheliegende vorgefallen? Dagegen sprechen nur die Karten, die jedoch wenige Anhaltspunkte bieten.

Schließlich kommt es zu einem Fund, der die Situation verschärft. Danach gibt es in regelmäßigen Abständen neue Erkenntnisse, durch die Verdächtige ins Spiel gebracht werden. Die Geschichte spielt dabei mit der Frage, wem man überhaupt trauen kann. Ich ahnte jedoch früh, auf wen das Ganze hinauslaufen wird. Ein dramatischer Showdown rundet die Geschichte dennoch zufriedenstellend ab.

„Wie viele willst du töten“ von Joanna Schaffhausen kommt nur langsam in Fahrt und bietet vorwiegend psychologische Spannung. Das Aufarbeiten alter Fälle und die Auseinandersetzung mit der Vergangenheit der Protagonistin machen den Großteil des Buchs aus, auf das Fortsetzungen folgen sollen. Das Buch ist für alle Thrillerfans interessant, die gerne bei düsterer Atmosphäre miträsteln und nicht so viel Blut und Action haben wollen.