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Veröffentlicht am 29.07.2020

Das perfekte Leben anderer

Ich will dein Leben
4

Der Roman: Es ist Sommer und du hältst es zu Hause nicht aus, du kannst deinen kranken Großvater nicht weiter leiden sehen und bist die Streitereien deiner Mutter mit deinem Bruder über das Geld satt. ...

Der Roman: Es ist Sommer und du hältst es zu Hause nicht aus, du kannst deinen kranken Großvater nicht weiter leiden sehen und bist die Streitereien deiner Mutter mit deinem Bruder über das Geld satt. Du flüchtest dich lieber in das perfekte Leben anderer, indem du die Familie im Haus auf den Klippen mit deinem Fernglas beobachtest. Doch ist wirklich alles Gold was glänzt?

Tamsyn ist nicht sonderlich beliebt und hat keine wirklichen Freunde, umso mehr buhlt sie um die Aufmerksamkeit der gleichaltrigen Edie, die so privilegiert ist, dass sie im Haus auf den Klippen mit ihrer wunderbaren Familie leben darf, das Tamsyn so vergöttert. Doch nach und nach wird immer deutlicher, dass Tamsyns Bild der Familie nicht mit der Wahrheit übereinstimmt.

Mein Eindruck: Der Roman spielt im Sommer des Jahres 1986, so etwas wie Social Media oder Handys sucht man in diesem Roman vergeblich, was ihn für mich aber besonders interessant gemacht hat, weil meiner Meinung nach Romane dadurch in gewisser Weise entschleunigt werden. Wir begleiten in den Kapiteln Tamsyns Leben und erfahren viel über ihre Gefühle und Wünsche. Das Buch ist recht stringent und beleuchtet die drei Sommermonate sehr gründlich. Dadurch kommt es auch dazu, dass wir über einige Seiten hinweg Tamsyn bei ihrem Ferienjob begleiten, also bei augenscheinlich langweiligen und belanglosen Handlungen dabei sind, aber mir hat das Lesen von solchen Passagen ebenso viel Spaß bereitet wie das Lesen der spannungsbeladenen Passagen. Ich fand es sehr schön mich nach einem anstrengenden Alltag in Tamsyns Routine zu flüchten und von ihrem Leben und Problemen zu erfahren.

Fazit: Im Gesamten ist dieser Roman sehr „echt“ und unverblümt. Er beschreibt sehr gut, wie das Leben nun mal sein kann und dass jeder sein mehr oder weniger großes Päckchen zu tragen hat. Das fand ich auf der einen Seite unheimlich frustrierend, aber auf der anderen Seite hat mich die Erinnerung daran auch in meinem eigenen Leben zum Nachdenken angeregt. Mir hat das Lesen des Romans große Freude bereitet und ich war am Ende tatsächlich traurig, als es vorbei war und ich das Leben der Figuren nicht mehr weiter verfolgen konnte.
Hätte ich doch nur ein Fernglas und könnte sie aus der Ferne weiter beobachten…

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Veröffentlicht am 05.06.2020

Kriminalromane sind nicht so mein Ding, ABER...

Anonym
0

... dieser hier hat es geschafft mich vom Gegenteil zu überzeugen.

Per Mausklick eine gehasste Person aus deinem Leben entfernen; in "anonym" ist das möglich. In einem Internetforum können User anonym ...

... dieser hier hat es geschafft mich vom Gegenteil zu überzeugen.

Per Mausklick eine gehasste Person aus deinem Leben entfernen; in "anonym" ist das möglich. In einem Internetforum können User anonym auf eingereichte Vorschläge voten. Die Vorschläge umfassen Personen, die sich im Leben auf die ein oder andere Art und Weise Feinde gemacht haben. Der "Gewinner" des Votings wird kaltblütig ermordet und die Community darf daran teilhaben. Schnell wird da die Hamburger Mordkommission eingeschaltet, die den Betreiber der Seite ausfindig machen will, denn das nächste Voting ist bereits angekündigt...

Ich habe den Thriller von meiner Mutter geschenkt bekommen, da ich ein großer Fan der Jugend- und Erwachsenenliteratur von Ursula Poznanski bin. Bei diesem Projekt arbeiten sie und Arno Strobel zusammen und haben die Handlung so strukturiert, dass die Kapitel abwechselnd aus der Sicht des männlichen Kommissars Daniel Buchholz und seiner neuen Kollegin Nina Salomon beschrieben werden.
Zu Beginn mag dies verwirrend wirken, da beide Figuren in der ich-Perspektive berichten, sobald man sich aber eingelesen hat, ist dieser Schreibstil sehr interessant und ermöglicht es direkt zwei Personen näher kennenzulernen und die jeweiligen Gedankengänge zu verstehen.
Während ich es von anderen Büchern bisher gewöhnt war, dass es neben einer sympathischen Hauptfigur, in die man sich gut hineinversetzen und mit der man sich leicht identifizieren kann, eine zweite Person gibt, die es dem Leser durch ihre Eigenheiten schwieriger macht sie ins Herz zu schließen, schenken sich die beiden Hauptfiguren in "anonym" gegenseitig nichts. Da wäre zum einen die aufbrausende Kommissarin Nina, die sich schwer kontrollieren kann und oft ihre Mitmenschen durch Sticheleien verletzt oder vor den Kopf stößt und der penible Kommissar Daniel, der Ordnung etwas zu sehr liebt und dem sein Auftreten im perfekt sitzenden Anzug sehr wichtig ist. Beide Figuren sind nicht glattgebügelt und zu Beginn schwer einzuschätzen, was sie aber in einer Art und Weise auch authentisch und den Thriller interessant macht.

Der Thriller startet direkt mit Ninas erstem Arbeitstag und dem neuen Fall des ungleichen Ermittlerduos. Durch den schnellen Einstieg in den Fall wird die Spannung bereits zu Beginn des Thrillers auf ein hohes Niveau gesetzt, und bleibt dort meiner Meinung nach bis zum Ende des Buches (abgesehen vom Finale, da steigt es zusätzlich noch an). Ich habe den Thriller innerhalb von drei Tagen verschlungen, weil ich wissen wollte, wie der Fall ausgeht.

Das Thema des Thrillers ist sehr interessant und meiner Meinung nach gut umgesetzt. In Zeiten von Social Media und anonymer Internetpräsenz trifft die Handlung den Nerv der Zeit und geht einen Schritt über das gängige Moralverständnis hinaus. Auch die Umsetzung ist gut gelungen. Durch den Perspektivwechsel zwischen den Kapiteln und dem Einschub von Forenbeiträgen oder Messengernachrichten, ist der Thriller sehr aufgelockert und gut lesbar.

Obwohl ich bisher kein Fan von Thrillern war, die aus der Sicht von den ermittelnden Kommissaren oder Polizisten erzählt werden, hat mich der Thriller "anonym" vom Gegenteil überzeugt, was ich hauptsächlich durch die wechselnden Perspektiven der Erzählung begründen würde, die das ganze auflockern. Zudem wird viel Wert auf die Beschreibung des Miteinanders der Kommissare gelegt, wodurch der Ermittlungsalltag (zum Glück) etwas in den Hintergrund rückt. Mir hat der Thriller so gut gefallen, dass ich mich schon darauf freue einen weiteren Fall des Ermittlerduos in "invisible" kennzulernen.

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Veröffentlicht am 03.10.2020

Mischung aus Desperate Housewives und Pretty Little Liars

Das Gift deiner Lügen
2

Wir befinden uns in Severn Oaks, einem Villenviertel, das umzäunt und gut gesichert ist und in dem die meiste Zeit nicht mehr passiert, als dass sich die Bewohner hinter vorgehaltener Hand den neuesten ...

Wir befinden uns in Severn Oaks, einem Villenviertel, das umzäunt und gut gesichert ist und in dem die meiste Zeit nicht mehr passiert, als dass sich die Bewohner hinter vorgehaltener Hand den neuesten Klatsch und Tratsch aus der Nachbarschaft erzählen. Vor einem knappen Jahr kam es dann zu einem Todesfall: eine Bewohnerin ist während einer Party zu Tode gekommen, was aber schon bald von der ansässigen Polizei als Unfall abgetan wird. Der unschöne Vorfall wäre schon fast vergessen worden, wären da nicht zunächst rätselhafte Facebook-Posts und anschließend ein ominöser Podcaster, der behauptet, dass der Unfall gar kein solcher war, sondern Mord. In seinem Podcast möchte er sich vor allem den engen Bekannten bzw. Freunden der Toten widmen, denn die hätten laut seiner Aussage, sprichwörtlich nicht nur eine Leiche im Keller...

Die Hauptfiguren erinnern stark an die Frauen aus Desperate Housewives, jedoch hatte ich zu Beginn Probleme damit, mir zu merken, wer wer ist, wer mit wem verheiratet ist und welche Kinder zu welchem Paar gehören. Nach einigen Kapiteln hat man das aber gut raus, weil man rasch jede der Figuren mit ihren Eigenheiten und Macken kennenlernt und sie so besser unterscheiden kann.
Als dann der anonyme Podcaster erscheint, der mehr zu wissen scheint, als den Frauen lieb ist, erinnert der Plot etwas an Pretty Little Liars.

Insgesamt fand ich die Handlung spannend, allerdings würde ich das ganze nicht als Psychothriller betiteln. Immer wieder werden im Verlauf der Geschichte Geheimnisse der Protagonisten enthüllt, wodurch keine Langeweile aufkommt. Besonders das letzte Drittel hat mich vollkommen überzeugt.

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Veröffentlicht am 02.08.2021

Es fehlt ein wenig an Tiefgang

Die Gottesmaschine
4

Der Thriller „Die Gottesmaschine“ von Reinhard Kleindl bringt von Grund auf viel Potenzial mit.
Ein abgeschottetes Kloster, eine Entdeckung, die entweder für die Kirche oder die Wissenschaft weitreichende ...

Der Thriller „Die Gottesmaschine“ von Reinhard Kleindl bringt von Grund auf viel Potenzial mit.
Ein abgeschottetes Kloster, eine Entdeckung, die entweder für die Kirche oder die Wissenschaft weitreichende Folgen haben könnte, ein Mörder innerhalb der Mauern, der anscheinend alles versucht, um eben diese Entdeckung vor der Welt zu verbergen.

Durch den Titel "Die Gottesmaschine" sollten sich potentielle Leser nicht abschrecken lassen. Die Handlung befasst sich weder zu sehr mit Gott, noch mit Maschinen bzw. Computern. Dem Autor ist eine gute Mischung aus Action und Wissensvermittlung gelungen. Reinhard Kleindl ist selbst Physiker, wodurch die wissenschaftlichen Grundlagen des Thrillers sehr gut recherchiert und dargestellt werden.
Meiner Meinung nach hätte der Autor ruhig noch etwas näher auf die technischen Grundlagen eingehen können, da mich das Thema sehr interessiert, aber ich denke, da sind die Geschmäcker verschieden.

Ich habe den Thriller als sehr kurzweilig empfunden: Die Handlung war durchweg spannend und actionreich. Meiner Meinung nach hat darunter jedoch der Tiefgang der einzelnen Personen gelitten. Die Figuren sind nur sehr oberflächlich beschrieben und charakterisiert, wodurch Sympathien zu den einzelnen Personen bei mir nicht aufgekommen sind. Auch die Dialoge zwischen den einzelnen Figuren wirkten auf mich bisweilen hölzern und oberflächlich, weswegen auch dadurch kein besseres Verständnis der einzelnen Figuren geschaffen wurde.

Generell würde ich den Thriller solchen Lesern empfehlen, die Lust auf eine Reise in eine etwas andere Welt haben. Andere Welt deshalb, weil für die Meisten von uns vermutlich weder Religion noch Wissenschaft in einem solchen Ausmaß wie im Thriller beschrieben alltäglich sind. Der Thriller beleuchtet beide Seiten sehr nachvollziehbar und ich habe einige neue Dinge gelernt ohne dass der Thriller belehrend gewirkt hätte.

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Veröffentlicht am 23.12.2020

Manchmal muss man Böses tun, um Gutes zu bewirken.

Die treue Freundin
5

Ob ein solches Handeln zu rechtfertigen ist, ist meiner Meinung nach eine der zentralen Fragen, auf die der Thriller "Die treue Freundin" von Lisa Unger versucht eine Antwort zu finden.

Rain Winter ist ...

Ob ein solches Handeln zu rechtfertigen ist, ist meiner Meinung nach eine der zentralen Fragen, auf die der Thriller "Die treue Freundin" von Lisa Unger versucht eine Antwort zu finden.

Rain Winter ist Journalistin in Elternzeit und nimmt uns mit in ihre neue, teils chaotische Welt als Mutter. So ganz kann sie sich jedoch nicht mit der Tatsache anfreunden, nun vollends Hausfrau zu sein und als ein Mord ihre Aufmerksamkeit erregt, beginnt sie mit einer privaten Recherche, bei der sie zu Beginn nicht ahnt, wie nah sie damit ihrer eigenen Vergangenheit kommt.

Der Thriller wird aus zwei Perspektiven erzählt, wodurch sich nach und nach das ganze Bild zusammensetzt. Die Flashbacks in Rains Vergangenheit fand ich persönlich am spannendsten. Zu keinem Zeitpunkt musste ich mich zwingen, das Buch in die Hand zu nehmen, da der Thriller sehr flüssig geschrieben ist. Auch in den Szenen, in denen Rains Familienleben beschrieben wird, habe ich mich gut unterhalten gefühlt und wurde am Ball gehalten.

Obwohl an manchen Stellen des Thrillers womöglich ein wenig vom "Thrill" gefehlt hat, hat mich das Buch gut unterhalten.
Leider hat mich das Ende ein wenig ratlos zurückgelassen, weil nicht alle Handlungsstränge zu 100% beendet wurden (Möglichkeit für einen zweiten Teil?). Aber das lässt natürlich auch Freiheiten für die eigene Fantasie zu.

Ich würde den Thriller Lesern empfehlen, die sich gerne mit einer fesselnden Geschichte und interessanten Charakteren befassen wollen, allerdings nicht zu viel Spannung erwarten.

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