Spannende Idee, leider eine sehr schleppende Umsetzung...
Behind MeMEINE MEINUNG
Im Gegensatz zu vielen anderen kannte ich weder die Autorin noch das Buch vorher von Wattpad, war aber aufgrund des schönen Covers und dem interessanten Klappentext schnell von dem Buch angetan.
In ...
MEINE MEINUNG
Im Gegensatz zu vielen anderen kannte ich weder die Autorin noch das Buch vorher von Wattpad, war aber aufgrund des schönen Covers und dem interessanten Klappentext schnell von dem Buch angetan.
In Tessas Leben ist alles nur Schein: der berühmte Vater ist Alkoholiker, die Stiefmutter ist so böse wie die von Aschenputtel und Freunde hat sie auch keine. Doch als sie ihrer Mitschülerin Ciara hilft, wird ihr großer Bruder und absoluter Bad Boy Dyan auf Tessa aufmerksam und schon steht er in ihrer Schuld. Während er diese begleicht, kommen die beiden sich immer näher und er ist kurz davor, hinter Tessas Maske zu blicken.
Tessa ist die Tochter eines anerkannten Regisseurs, dass dieser Alkoholkrank ist und Tessa ganz und gar nicht gut behandelt, weiß allerdings kaum jemand. Auch ihre Stiefmutter ist da kein großer Trost, denn diese lässt ihren Frust ebenfalls gerne an Tessa aus, sodass sie lieber auf ihre Arbeit im Dinnertime flüchtet. Tessa macht sich nicht viel aus ihrem eigentlichen Luxus-Leben, arbeitet lieber selbst für ihr Geld und lässt sich auch nicht von allem blenden, nur weil es glänzt. Sie kann sich gut selbst verteidigen, kommt auch gegen die Bad Boys der Schule sehr gut an und lässt sich von niemandem außerhalb ihres Elternhauses etwas sagen.
Dyan hat den Ruf als Bad Boy, den er ganz und gar auslebt. Auch er stammt aus einem wohlhabendem Elternhaus, in dem nicht alles so rund läuft, wie es nach außen hin scheint, weswegen er sich Nachts gerne in seine eigene (illegale) Welt flüchtet. Aber er würde alles für seine kleine Schwester Ciara tun, die er über alles liebt und immer beschützen würde.
Ehrlich gesagt bin ich mit keinem der Charaktere warm geworden. Tessa erlebt schreckliches und kämpft sich trotzdem durch jeden neuen Tag, was sehr stark von ihr ist, aber sonst bin ich leider nicht mit ihr zurecht gekommen. Sie war mir zu aufgeladen, quengelig und dafür, dass ihr sogar eine "feministische Ader" zugesprochen wurde, verurteilt sie Menschen viel zu schnell anhand von Kleinigkeiten. Obwohl sie selbst das lebende Beispiel dafür ist, dass besonders in dem Luxus-Leben der Schönen und Reichen vieles nur eine Fassade ist, urteilt sie viel zu schnell über ihre Mitmenschen. Ciara findet sie zum Beispiel ganz schön schrecklich, weil diese immer recht kurze Röcke und enge Oberteile trägt und außerdem passt der rosa Lippenstift nicht zu ihren braunen Haaren. War schon eine Bemerkung, die mich negativ überrascht hat, doch als Tessa dann noch ergänzt, Ciara sähe aus, als wäre sie leicht zu haben, war Tessa bei mir ein wenig unten durch. Dieses Denken ist doch genau das, was wir Frauen seit Ewigkeiten aus den Köpfen der Gesellschaft streichen wollen, da fand ich es ziemlich schade, diese Bemerkung im Buch mit eingebaut zu haben. Dass es einerseits egal ist, mit vielen Menschen Ciara etwas hat und "wie leicht zu haben" sie letztendlich ist und es andererseits auch zu 0% auf die Kleidung zurückzuführen wäre, müsste ich doch eigentlich im Jahr 2021 gar nicht mehr anmerken müssen. War nur eine kleine Szene, die mir aber sehr im Kopf hängen geblieben ist, weil es eben solche Kleinigkeiten im Alltags-Sexismus sind.
Und auch Dyan konnte mich einfach nicht erreichen. Ich kann eigentlich nichts zu ihm sagen, weil er ein so stereotypischer Bad Boy war, der bis auf sein so böses Verhalten nicht viel aufzuweisen hatte. Er ist ganz typisch arrogant, macht gerne jüngere Mitschüler fertig und hat mit illegalen Dingen zutun, aber mehr war da irgendwie nicht. Er blieb mir ganz klar zu oberflächig.
Besonders enttäuschend fand ich allerdings die Dynamik zwischen den beiden, denn mir fehlte absolut die Leidenschaft zwischen ihnen! Ich hatte eine hitzige Enemies-to-Lovers-Geschichte erwartet, die ich leider nicht bekommen habe. Mir fehlten einige Schlüsselszenen zwischen ihnen, kleine romantische Momente, in denen der Bad Boy sich erwärmt, aber auch heiße und gefühlvolle Szenen. In meinen Augen baute sich das Liebesverhältnis zwischen den beiden viel zu schnell und auch ein wenig zu unbegründet auf, was ich sehr schade fand.
Dafür hat mir Ciara, Dyans kleine Schwester, umso mehr gefallen. Sie wird uns als wandelndes Klischee einer reichen und verwöhnten Tochter vorgestellt, ist aber so so viel mehr. Sie ist richtig sympathisch, lustig und ganz süß, was mir sehr gefallen hat. Von ihr hätte ich auch noch deutlich mehr lesen können! Allgemein war Dyans Familie sehr interessant, auch hier werden wieder einige wichtige Themen verarbeitet und besonders die Entwicklung dieser mochte ich sehr.
Die Geschichte wird in der Ich-Form aus den Perspektiven von Dyan und Tessa geschrieben, die Wechsel sind eher unregelmäßig, aber ich mochte es sehr, Einblicke in beide Perspektiven zu haben. Den Schreibstil fand ich sehr schön, weil es sich sehr angenehm und locker lesen ließ, trotz der Schwere der Themen, was wirklich sehr gut gelungen ist!
Die Handlung klingt nach einer Mischung aus Aschenputtel mit gewissen Bad Boy-Touch und ehrlich gesagt fällt es mir sehr schwer, sie zu bewerten.
Rückblickend muss ich zugeben, dass in meinen Augen nicht sonderlich viel passiert ist, was ich sehr schade finde. Besonders der Start hat sich in meinen Augen sehr gezogen und auch wenn es hin und wieder kleine Höhepunkte gab, fehlte mir ein roter Faden. Die Handlung plätscherte eher ein wenig vor sich hin, obwohl sich sehr viele Spannungsmomente ankündigten und das Potential definitiv vorhanden gewesen ist. Die Themen sind nämlich super spannend und schockierend, doch leider reichte das nicht. Dennoch fand ich gut, dass es hier thematisiert wurde, ich kenne auch nicht viele Bücher, die sich spezifisch um dieses Thema drehen.
Was ich dagegen sehr mochte, war das letzte Drittel des Buchs. Die Spannungskurve geht hier rasant nach oben, die Ereignisse spitzen sich immer mehr und so kommt es schlussendlich zu einem riesigen Höhepunkt, der mich wirklich mitreißen konnte. Ich mochte es sehr, wie hier sämtliche Handlungsstränge zusammenfinden und sich fügen, was zu einem sehr runden Ende geführt hat. Das war dann auch der Punkt, an dem ich das Buch einfach nicht mehr weglegen konnte und richtig von der Geschichte gefesselt war.
Jetzt zum Schluss habe ich aber doch noch ein paar größere Dinge zu kritisieren, allem voran: die fehlende Trigger-Warnung.
Ich habe mehrmals in und her geblättert und keine gefunden, was hier definitiv nötig gewesen wäre! (view spoiler) So bin ich nämlich ohne Vorwarnung und ohne Vorahnung in eine Szene gestolpert, die ich gerne vermieden hätte. Ich lese immer die Trigger-Warnungen anderer Bücher und wenn ich ahne, dass sich bestimmte Szenen (view spoiler) anbahnen, überfliege ich die Passagen gerne. Hier befand ich mich allerdings plötzlich mittendrin, da hätte eine TW ganz klar eine Vorahnung schaffen können.
Insgesamt tut mir es auch ein wenig leid, den Debüt-Roman einer Autorin hier so auseinander zu nehmen, denn insgesamt war es auf jeden Fall ein super vielversprechender Start mit ganz viel Potential. Wie gesagt hat mir besonders das Ende richtig gut gefallen und auch die angesprochenen Themen wurden meiner Meinung nach wirklich sehr gut umgesetzt. Ich bin auf jeden Fall gespannt auf weitere Romane von ihr!
FAZIT
Eine spannende Idee, die viele wichtige Themen beinhaltet und verarbeitet. Leider fehlte mir bei der Handlung ein roter Faden, sowie mehr Gefühl und Leidenschaft zwischen Charakteren. Die erste Hälfte hat sich unglaublich gezogen, während der letzte Teil mich aber absolut umgehauen hat, also ist meine Meinung sehr durchmischt. Die Charaktere waren mir ein wenig zu oberflächig, aber die angesprochenen Themen wurden recht ausführlich dargestellt, weswegen ich mich mit der Bewertung einfach sehr schwer tue. Letztendlich höre ich einfach auf mein Bauchgefühl und vergebe die Mitte, also 3 Sterne.