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Veröffentlicht am 13.03.2022

Erwartungen der Leseprobe nicht erfüllt

Das verschlossene Zimmer
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"Das verschlossene Zimmer" von Rachel Givney hat mich während des Lesens und insbesondere jetzt bei der Rezension ziemlich herausgefordert, nur leider nicht im positiven Sinne.

Erstmal zu den positiven ...

"Das verschlossene Zimmer" von Rachel Givney hat mich während des Lesens und insbesondere jetzt bei der Rezension ziemlich herausgefordert, nur leider nicht im positiven Sinne.

Erstmal zu den positiven Aspekten: ich mag das Layout der Hardcover-Ausgabe sehr. Außerdem gefällt mir der Schreibstil gut. Die Sprache passt teils in die damalige Zeit, einige Begriffe nutzt man heute nicht mehr. Auch die passenden Beschreibungen der Lebensumstände gefallen mir.


Ich hatte mich für das Buch im Rahmen einer Leserunde beworben und mich sehr darauf gefreut. Die Leseprobe hatte einen guten ersten Eindruck vermittelt und ich war gespannt, wie es weitergeht. Leider wurde dann bereits im ersten Leseabschnitt die Begeisterung deutlich gedämpft. Insgesamt konnte ich mit dem Buch nicht so viel anfangen.

Zum einen blieben mir die Protagonisten allesamt fremd. Ich konnte mit keinem warm werden und so manches Verhalten und manche Äußerung war mir sehr fremd. Ich habe große Fragezeichen gehabt und konnte beim besten Willen nicht nachvollziehen, warum so gehandelt wurde.

Zum anderen habe ich sehr mit dem Erzählstil gehadert. Einige Sachen sind mir nicht rund und stimmig erschienen. An mancher Stelle habe ich mich gefragt, was eigentlich aus dem Handlungsstrang geworden ist bzw. warum es überhaupt erwähnt wurde, wenn es dann doch keine weitere Relevanz zu haben scheint. Es wurden Dinge sehr ausführlich angesprochen, die dann später keine weitere Rolle spielen. Da dies jedoch aufgrund der vermeintlichen Wichtigkeit nicht klar war, habe ich an mancher Stelle bis zum Schluss gewartet, dass so manches aufgeklärt wird. Es blieb jedoch vieles offen.

Mir fehlte zudem an mancher Stelle die Tiefe und die Hintergründe, um die Reaktionen und Handlungen nachvollziehen zu können. Einige Sprünge waren so groß, da hätte ich gern mehr davon mitbekommen, was in der Zwischenzeit passiert ist. Allmählich ist dadurch die Lesefreude verloren gegangen. Des Öfteren hatte ich eine großes "Warum?" in meinen Notizen zum Buch.

Ich will das Buch gar nicht komplett schlecht reden, es gab durchaus gute Momente. Mich als Leser konnte die Handlung allerdings nicht packen. Durch die emfundenen Unstimmigkeiten blieb alles eher fremd und distanziert. Schade, da die Leseprobe wirklich Potential hatte. Von mir keine Leseempfehlung.

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Veröffentlicht am 14.02.2022

Kann dem Vergleich mit Agatha Christie nicht standhalten

Mrs Potts' Mordclub und der tote Nachbar
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"Mrs Potts' Mordclub und der tote Nachbar" von Robert Thorogood ist der erste Band einer neuen Krimi-Reihe. Laut Zitat auf dem Cover lese sich diese "wie Agatha Christie mit einem modernen Twist". Das ...

"Mrs Potts' Mordclub und der tote Nachbar" von Robert Thorogood ist der erste Band einer neuen Krimi-Reihe. Laut Zitat auf dem Cover lese sich diese "wie Agatha Christie mit einem modernen Twist". Das kann ich leider nicht bestätigen.

Doch zunächst kurz zum Mrs Potts' Mordclub. "Mrs Potts [ist] 77 Jahre alt und mit ihrem Leben überaus zufrieden." Sie genießt ihr Leben allein, geht täglich nackt in der Themse baden, entwirft Kreuzworträtsel und schätzt guten Whiskey. Als sie bei einem ihrer Badeausflüge hört, wie ihr Nachbar ermordet wird, meldet sie dies zwar der Polizei, jedoch ermittelt diese Mrs Potts' Meinung nach nur unzureichend. Also startet Judith ihre eigenen Ermittlungen. Unterstützt wird sie dabei von Suzie, sie führt Hunde aus, hat keinen Kontakt mehr zu ihren Kindern und lebt in einem Haus mit Dauerbaustelle, und Becks, sie ist die Frau vom Pfarrer, hat neurotische Züge und definiert sich allein über ihre Rolle als Frau und Mutter. Die drei Freunden sich trotz anfänglicher Startschwierigkeiten an und versuchen die Wahrheit ans Licht zu bringen.

Mein Eindruck: insgesamt ist es ein solider Krimi, aber mit der Klasse einer Agatha Christie keineswegs zu vergleichen. Es zeichnete sich ziemlich früh ab, wieviele Morde passieren werden, so dass hier schon Spannung verloren ging. Auch die gänzlich unerwartete Auflösung, die in Staunen versetzt, blieb aus. Denn auch hier konnte ein aufmerksamer Leser recht schnell erkennen, in welche Richtung es gehen wird. Mehr möchte ich gar nicht verraten, um nicht gänzlich die Spannung zu nehmen. Insgesamt war es eher ein Cosy-Krimi mit humoristischen Aspekten. Letztere ergaben sich insbesondere aus dem Ermittler-Trio und deren Eigenheiten. Auch wenn diese durchaus sehr zeitgemäß sind, konnte ich nicht mit ihnen warm werden. Mir hat der moderne Twist dann doch nicht so zugesagt. Insbesondere ihre Moralvorstellungen, welche sich ganz am Ende abzeichnen, kann ich nicht teilen. Als begeisterter Leser der Christie-Krimis habe ich mich von dem Werbespruch auf dem Cover verleiten lassen und musste für mich feststellen, dass ich enttäuscht war. Mir fehlte der distinguierte englische Charme und die verblüffende Auflösung eines messerscharfen Verstandes.

Losgelöst von diesem Vergleich, dem nahezu niemand standhalten kann, ist es jedoch ein netter Krimi mit einigen guten Passagen. Ich werde der Reihe wohl nicht weiter folgen. Wer jedoch nicht zu viel und vor allem keine Christie-Klasse erwartet, wird sich jedoch durch "Mrs Potts' Mordclub und der tote Nachbar" von Robert Thorogood gut unterhalten fühlen.

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Veröffentlicht am 14.07.2021

Botschaft des Buches kommt nicht rüber

Die Erfindung der Welt
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"Mein Wunsch ist, Sie mögen in meinem Auftrag, doch in völliger literarischer Freiheit, einen Roman schreiben. [...] Der Roman soll das Leben zum Thema haben. [...] Das Leben - seine Geheimnisse, die offenkundigen ...

"Mein Wunsch ist, Sie mögen in meinem Auftrag, doch in völliger literarischer Freiheit, einen Roman schreiben. [...] Der Roman soll das Leben zum Thema haben. [...] Das Leben - seine Geheimnisse, die offenkundigen und die verborgenen."

Diesen Auftrag erhält die Schriftstellerin Aliza Berg verbunden mit der Vorgabe eines Gebietes, in welchem sie über das Leben recherchieren soll, und einem großzügigen Honorar. Von wem der Auftrag kommt, weiß sie nicht. Dennoch macht sie sich auf und bleibt eine ganze Zeit in dem festgelegten Gebiet um einen Roman über das Leben zu verfassen.

Thematisch war ich gleich von der Handlung in den Bann gezogen. Ich mag es, wenn Geschichten von Schriftstellern handeln oder es besondere Charaktere zu entdecken gibt. Beides schien der Roman zu versprechen. Leider wurde meine Begeisterung jedoch ziemlich schnell ernüchtert. Denn ich wurde mit der Handlung, den Charakteren und der Art des Erzählens einfach nicht warm. Letzteres liegt weniger an der Ausdrucksweise und Wortwahl, als an dem Aufbau und der Tiefe der Beschreibungen. Es wird mit Andeutungen gearbeitet, vieles poetisiert und nicht konkret benannt. Ich konnte keine klare Linie erkennen, mir fehlte etwas, was mich gefesselt und berührt hätte. Für mich hatte das Buch keine Aussagekraft, keine Botschaft, die in Erinnerung geblieben ist. Ich kann mir allerdings vorstellen, dass es Leser gibt, die an anderen Punkten in ihrem Leben stehen und durchaus von der Geschichte angesprochen und abgeholt werden.

"Die Erfindung der Welt" von Thomas Sautner ist ein Roman, dessen Grundidee mir gefallen hat und der sprachlich ansprechend ist, mich jedoch nicht erreichen konnte. Daher verbleibe ich mit drei Sternen und einer zögerlichen Leseempfehlung für alle, die gern herausfinden möchten, ob ihnen der Roman etwas sagen wird.

Veröffentlicht am 30.03.2021

Sachlich interessant, nur leider emotional nicht überzeugend

Geteilte Träume
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"Auch wenn meine Kinderwelt zusammengebrochen ist, [...] meine Erwachsenenwelt muss ich mir sowieso selbst aufbauen, und die gehört mir allein."

Kurz vor dem Abitur erfährt Ingke - Hauptprotagonistin ...

"Auch wenn meine Kinderwelt zusammengebrochen ist, [...] meine Erwachsenenwelt muss ich mir sowieso selbst aufbauen, und die gehört mir allein."

Kurz vor dem Abitur erfährt Ingke - Hauptprotagonistin in "Geteilte Träume" von Ulla Mothes - dass sie adoptiert ist. Damit verliert sie abrupt ihre kindliche Unbefangenheit und weiß zunächst nicht mehr so recht, wer sie ist und wem sie noch trauen kann. Um wieder zu sich selbst zu finden, begibt sie sich auf die Suche nach ihren Wurzeln.

Diese Handlung ist nicht gänzlich neu und wurde schon in einige Romanen aufgegriffen. Was diesen Roman jedoch besonders macht, ist die zugrundeliegende Geschichte des geteilten Deutschlands. Denn Ingke lernt nach und nach ihre Ursprungs-Familie kennen, die im Westen gelebt hat. Und so erfährt man beim Lesen nicht nur Ingkes Geschichte und die ihrer beiden Familien - der leiblichen und der Adoptiv-Familie - sondern auch einiges über das Leben in den beiden Teilen Deutschlands. Diese Einblicke habe ich als sehr interessant empfunden, da ich selber keinerlei eigene Eindrücke habe und auch in der Schule nicht viel über diese Zeit Deutschlands vermittelt wird. An so mancher Stelle hat es mich ungläubig mit dem Kopf schütteln lassen und mich sprachlos gemacht, was damals insbesondere in der DDR mit den dort lebenden Menschen gemacht wurde. Wenn man nicht gänzlich angepasst war oder das Glück hatte nicht aufzufallen, musste man doch einjges in Kauf nehmen. Wie traurig, sich zwischen Familie und Liebe, Freiheit und Selbstaufgabe, entscheiden und stets Repressalien fürchten zu müssen. Eine Zeit, die es so nie wieder geben darf!

Der Erzählstil der Autorin war für mich anfangs eher gewöhnungsbedürftig. Ingke wird bei ihrer Suche nach Antworten von Person zu Person und von Geschichte zu Geschichte geschickt. Niemand erzählt ihr einfach direkt, was für sie so wichtig zu erfahren ist. Stattdessen werden Geschichten angedeutet und sie dann zum nächsten Familienmitglied geschickt, um sich diese dann von demjenigen erzählen zu lassen. Ich muss sagen, dass es mich irritiert hat: "Geh zu dem und dem und lass dir das und das erzählen. Ich hab dir auch gleich einen Termin gemacht." Auch die Protagonisten und einige Verhaltensweisen und Gedankengänge habe ich als etwas gewöhnungsbedürftig und weltfremd empfunden. Rosa, so etwas wie die Cousine von Ingke, beispielsweise ist zwar durchaus sympathisch, aber sie scheint sich eine ganz eigene Welt zu schaffen und dabei einiges einfach auszublenden. Sie schafft sich ihre ganz eigene Realität. Doch auch wenn ich von einigen Gedankengängen und Dialogen irritiert war, erschien es mir andererseits insgesamt durchaus realistisch. Welche reale Familie würde schon perfekte Dialoge führen und immer gut reagieren? Gerade diese fehlende Stringenz macht eine gewisse Authentizität und Lebensnähe aus.

Dennoch haben die häufigen Sprünge zwischen den Personen mit denen Ingke spricht und den damit verbundenen Rückblicken in verschiedene Zeiten und Orte leider eine gewisse Distanz geschaffen. Während des Lesens musste ich mich jedes Mal neu orientieren und sehr konzentriert bleiben, um die diversen Personen und Zeiten zuordnen zu können. Zusätzlich erschwert wurde die Orientierung dadurch, dass an mehreren Stellen die Namen der Protagonisten verwechselt wurden. Dadurch war es mir nicht möglich, zu den Protagonisten eine emotionale Bindung aufzubauen und mich als Teil der Handlung zu fühlen. Ich habe den Roman als ein spannendes Zeitportrait rund um eine familiäre Rahmenhandlung erlebt. Und als solches hat mir das Buch auch durchaus gefallen.

"Geteilte Träume" von Ulla Mothes ist ein durchaus gelungener Debütroman mit leichten Schwächen, der spannende Einblicke in das Leben im geteilten Deutschland gibt. Insgesamt kann ich eine Leseempfehlung aussprechen, möchte jedoch gern deutlich machen, dass es eine eher sachlich und weniger emotional spannende Handlung gibt.

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Veröffentlicht am 06.06.2020

Leichte Lektüre vor der zauberhaften Kulisse Islands

Der Sommer der Islandtöchter
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"Der Sommer der Islandtöchter" von Karin Baldvinsson ist ein Roman über Familiengeheimnisse, Liebe und verlorene Träume vor der zauberhaften Kulisse Islands. Ein Buch, das sich angenehm liest und ein behagliches ...

"Der Sommer der Islandtöchter" von Karin Baldvinsson ist ein Roman über Familiengeheimnisse, Liebe und verlorene Träume vor der zauberhaften Kulisse Islands. Ein Buch, das sich angenehm liest und ein behagliches Gefühl vermittelt.

Das Cover ist hübsch. Mir gefällt gut, dass das Bild sich auf der Rückseite fortsetzt. Etwas besser hätte es mir noch gefallen, wenn mehr von der Kulisse Islands zu sehen wäre. Aber auch so ist es ansprechend.

Die Autorin formuliert sehr detailliert und ausschweifend. An mancher Stelle werden schöne Vergleiche gefunden, die ich noch nicht kannte und mir deshalb gut gefallen haben. Zum Beispiel heißt es, dass Spinnenweben mit "engelshaargleichen Strähnen" in den Ecken schimmern oder dass die Luft sich anfühlt, wie ein "flatterndes Chiffonkleid, mit einer leichten Brise, zarten Wolken und dem Geruch nach Gras, Meer und Algen."

Auch die Landschaftsbeschreibungen vermitteln ein tolles Gefühl und machen Lust darauf, selbst nach Island zu reisen. Es muss inspirierend und beeindruckend sein, die Natur und Weite zu erleben. Die Stimmung wird verstärkt, indem Wörter und Sätze auf isländisch in die Dialoge einfließen.

Mit einem Abstand von rund 40 Jahren reisen die Hauptprotagonistinnen Monika und Hannah nach Island. Sie sind beide an einem Punkt in ihrem Leben, wo sie unzufrieden und sich nicht klar sind, wie es weitergehen soll. Monika war mir dabei insgesamt leider nicht sympathisch, so dass es zwar interessant war, ihrer Geschichte zu folgen, aber mich nicht berühren konnte. Hannah hingegen war sympathischer, mit ihr identifizieren konnte ich mich dennoch nicht. Dadurch habe ich die Geschichte gern verfolgt, war aber emotional nicht so sehr ergriffen.

Es gefällt mir gut, dass beide Zeitstränge im ausgeglichenen Wechsel erzählt werden und dann allmählich zusammen finden. Leider war die Schilderung allerdings manchmal etwas langatmig und hätte für mich noch mehr Schwung und Unvorhersehbares haben können, um unvergesslich zu sein. Es liest sich angenehm als Lektüre für einige schöne Stunden, ist aber keine große literarische Überraschung.

"Der Sommer der Islandtöchter" von Karin Baldvinsson empfehle ich gern für Leser, die sich gern gedanklich nach Island träumen wollen und eine leichte Lektüre zwischendurch schätzen.

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