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Veröffentlicht am 07.06.2020

Vogelvergleiche

Das Schöne, Schäbige, Schwankende
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Eine Autorin zieht sich zum Schreiben in das Haus eines Ornithologen zurück, um Porträts der Kategorien „Das Schöne, das Schäbige, das Schwankende“ zu verfassen. Diese „Romangeschichten“, der hauptsächliche ...

Eine Autorin zieht sich zum Schreiben in das Haus eines Ornithologen zurück, um Porträts der Kategorien „Das Schöne, das Schäbige, das Schwankende“ zu verfassen. Diese „Romangeschichten“, der hauptsächliche Bestandteil des vorliegenden Werks, haben die Vergleiche der Figuren zu Vögeln gemein.
Ich begeistere mich durchaus für anspruchsvolle Lektüre und konnte nach monatelangem Durchkämpfen bis zum Schluss in diesem Fall doch nur feststellen, dass diese nicht viel für mich bereithielt. Der Text mäandert, die Vogelvergleiche wirken weit hergeholt („Ich wunderte mich über mich selbst. Je mehr die einfältige Gelbstirnamazone verblich, desto heftiger redete ich mich in Zorn.“), und im letzten Teil geht es nicht mal mehr darum, sondern ohne erkennbaren Zusammenhang um ganz andere Themen. Einige Ideen und sprachliche Bilder gefielen mir, aber dieses dicke Buch hätte ich mir besser gespart.

Veröffentlicht am 26.04.2020

Nicht Fisch und nicht Fleisch

Der Empfänger
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Josef Klein, ein deutscher Auswanderer, lebt in New York und gelangt über sein Hobby, das Funken, während des Zweiten Weltkrieges in Geheimdienstkreise.
Das klingt nach spannendem Stoff; man stelle sich ...

Josef Klein, ein deutscher Auswanderer, lebt in New York und gelangt über sein Hobby, das Funken, während des Zweiten Weltkrieges in Geheimdienstkreise.
Das klingt nach spannendem Stoff; man stelle sich vor, welchen Einfluss die geheim übermittelten Botschaften haben könnten oder wie die Geheimdienste dieser Zeit überhaupt agierten. Diese Erwartungen erfüllt „Der Empfänger“ jedoch nicht. Immer wieder gerät der Protagonist in Situationen, in denen er Stellung beziehen müsste und es nicht tut. Nicht Fisch und nicht Fleisch, durchlebt er die Geschehnisse meist emotionslos und lässt sich höchstens mal durch eine Frau zu gewissen Schritten bewegen. Meines Erachtens hat es die Autorin damit nicht geschafft, die überlieferten wahren Begebenheiten um die fiktiven Puzzleteilchen zu ergänzen, die den Figuren eine Seele eingehaucht hätten. Ich habe den Roman eher als belanglos empfunden.

Veröffentlicht am 01.03.2020

Menschenmüll

Berlin zum Abkacken -Alle Arschlöcher nach Bezirken
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Wie der Titel schon sagt, beschäftigt sich dieses Büchlein mit den Besonderheiten der Berliner Stadtteile. Wer einen Stadtführer mit Hinweisen auf Sehenswertes erwartet, ist hier allerdings verkehrt. Es ...

Wie der Titel schon sagt, beschäftigt sich dieses Büchlein mit den Besonderheiten der Berliner Stadtteile. Wer einen Stadtführer mit Hinweisen auf Sehenswertes erwartet, ist hier allerdings verkehrt. Es wird lediglich vage in der Stadtgeschichte gewühlt, Bebauung und Landschaft als Entfaltungsfläche für die Einwohner herangezogen.
Der Schreibstil zeugt zwar von sprachlicher Gewandtheit, ist dabei aber bitterböse und zynisch, so dass ein potentieller Besucher am besten direkt wieder kehrtmachen sollte, denn laut Autor lebt in Berlin nur gesellschaftlicher Abschaum oder mit einem Beispiel aus dem Buch ausgedrückt: „Der Menschenmüll aus dem ehemaligen Westghetto wäre den Pädagogeneltern auch wirklich nicht zuzumuten.“ Unterstrichen wird dies von Piktogrammen, die den menschlichen Verfall anhand von Ausscheidungen oder Ähnlichem verdeutlichen.
Womöglich bin ich nicht die richtige Zielgruppe, aber mir fehlte das Niveau und der Sinn.

Veröffentlicht am 30.12.2019

Handlungslos

Wir, im Fenster
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„Wir, im Fenster“ ist die Geschichte einer Mädchenfreundschaft im Berlin der Nachwendezeit.
Das reizte mich als Thema; noch dazu freute ich mich auf einen anspruchsvollen Roman. Leider blieb der erwartete ...

„Wir, im Fenster“ ist die Geschichte einer Mädchenfreundschaft im Berlin der Nachwendezeit.
Das reizte mich als Thema; noch dazu freute ich mich auf einen anspruchsvollen Roman. Leider blieb der erwartete Genuss bei mir aus, bemerkte ich doch, wie, in Anbetracht der zusammenhanglosen Fragmente, meine Gedanken abschweiften und ich mit diesem Roman nicht so recht warmwurde. Auch die feinen Beobachtungen („Im Hof wucherte und blühte alles, die Schattierungen des Grüns waren satt und dunkel, das Draußen schloss auf, rückte uns auf den Leib.“) konnten nicht herausreißen, dass es neben vulgären Fetzen nur wenig Handlung gab. Daher habe ich das Buch beim Beenden erleichtert aus der Hand gelegt.

Veröffentlicht am 02.06.2019

Demütigung

Cat Person
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„Cat Person“ ist die Sammlung von zwölf Kurzgeschichten mit gleichermaßen verstörendem Inhalt. Trotz unterschiedlicher Handlung lassen sie sich allesamt unter die thematische Klammer von Unterwerfung und ...

„Cat Person“ ist die Sammlung von zwölf Kurzgeschichten mit gleichermaßen verstörendem Inhalt. Trotz unterschiedlicher Handlung lassen sie sich allesamt unter die thematische Klammer von Unterwerfung und Demütigung fassen.
„Rückblickend hätte Ted gesagt, dass Rachel die erste Frau war, die er richtig schlecht behandelte.“ ist eine der harmloseren Aussagen dieses Erzählbands. Damit vermögen die Storys nur eines, nämlich den Leser herunterzuziehen und Abscheu gegenüber den Figuren zu empfinden. Eine gewisse Originalität will ich der Autorin nicht absprechen, doch ich sehe in erster Linie Provokation in den krassen Schilderungen. Es wäre traurig, wenn das die von den Medien gelobte „Stimme ihrer Generation“ sein sollte, denn diese würde die Welt in einem traurigen Licht dastehen lassen. Ich konnte diesem Buch nicht viel abgewinnen und hätte eine facettenreichere Darstellung zu schätzen gewusst.