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Veröffentlicht am 09.08.2020

Kurz-Portraits (mehr oder weniger) bedeutender Österreicher

100 Menschen, die Österreich bewegten
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Dieses Buch basiert auf einer zwei Jahre langen Serie des Autors in der „Presse am Sonntag“, in welcher bedeutende Männer und Frauen der österreichischen Kulturgeschichte portraitiert wurden.
Diese journalistische ...

Dieses Buch basiert auf einer zwei Jahre langen Serie des Autors in der „Presse am Sonntag“, in welcher bedeutende Männer und Frauen der österreichischen Kulturgeschichte portraitiert wurden.
Diese journalistische Herkunft merkt man den Texten auch an. Sie sind eher kurz gefasst und konzentrieren sich auf die wesentlichen bzw aufsehenerregendsten Ereignisse im Leben des Betreffenden. Der Aufbau ist unterschiedlich, gewisse Themen wie familiärer Hintergrund, wichtigste Werke oder auch die psychische Verfassung werden aber fast immer abgehandelt.
Es haben sich allerdings gelegentlich ein paar Fehler eingeschlichen, die bei einer Zeitung unter dem Druck des Redaktionsschlusses sicher mal passieren können, dem Lektor dieser Gesamtausgabe allerdings hätten auffallen müssen.
Was den zeitlichen Rahmen betrifft, so werden hier Persönlichkeiten vorgestellt, die ihre Tätigkeit schwerpunktmäßig im 20. Jahrhundert entfaltet haben.
Die Auswahl der Protagonisten halte ich jedoch für nicht sehr gelungen. Vielleicht liegt das ja daran, dass die zugrunde liegende Serie ohne vorheriges Gesamtkonzept begonnen wurde. Dass hier keine (hauptberuflichen) Politiker oder Sportler vorkommen, obwohl gerade diese die Öffentlichkeit regelmäßig in besonderem Maße bewegten, ist noch verständlich. Schön auch, dass relativ viele Wissenschaftler berücksichtigt wurden. Ein zu großer Teil der Personen sind allerdings Literaten (bei denen sich häufig noch der hübsche Zusatz „zu Unrecht in Vergessenheit geraten“ findet), bildende Künstler kommen dagegen kaum, Musiker überhaupt nicht vor. Auch sonst wäre etwas mehr Ausgewogenheit gut gewesen.
Dennoch ist die Lektüre empfehlenswert. Es werden auch weniger bekannte Charaktere vor den Vorhang geholt und es zeigt sich, wie viele interessante, kreative und auf verschiedenste Arten herausragende Menschen unser Land hervorgebracht hat.

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Veröffentlicht am 04.08.2020

Gefühle, Dramen und Pferdezucht in Neuseeland

Schicksalssterne
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Wie schon viele seiner Vorgänger ist auch Sarah Larks neuester Roman in Neuseeland angesiedelt. Diesmal wird die Zeit um den Ersten Weltkrieg behandelt – trotz der Entfernung zu den Schlachtfeldern sorgt ...

Wie schon viele seiner Vorgänger ist auch Sarah Larks neuester Roman in Neuseeland angesiedelt. Diesmal wird die Zeit um den Ersten Weltkrieg behandelt – trotz der Entfernung zu den Schlachtfeldern sorgt der Krieg auch dort für einige Probleme.
Ihren Ausgang nimmt die Handlung jedoch im Deutschland des Jahres 1910, wo der junge Offizier Julius auf Mia, die Tochter des Bankiers seiner Familie, trifft. Was die beiden vor allem verbindet, ist ihre Liebe zu Pferden. Schließlich wandern sie gemeinsam nach Neuseeland aus, wo sie ein Gestüt gründen.
Doch die nächsten Jahre werden einige Schicksalsschläge bereithalten und ihre Beziehung auf eine harte Probe stellen.

Diese Geschichte wird flott und lebendig erzählt. Ich konnte mich gut in die verschiedenen Personen hineinversetzen, mit ihnen mitfiebern, mitleiden oder mich auch mal über sie ärgern.
Am Anfang plätschert die Handlung jedoch eher so dahin und einiges ist vorhersehbar – was auch daran liegt, dass der Klappentext zu viel vorwegnimmt. Mit der Zeit wird aber doch Spannung aufgebaut und es gibt unerwartete Wendungen.
Allerdings ist für meinen Geschmack vieles letztlich zu glatt gelaufen. Einiges wirkt unrealistisch und manche Konflikte werden zu einfach gelöst. Wozu auch ein paar unwahrscheinliche Zufälle beitragen.
Andererseits enthält der Roman aber auch einige fesselnde oder ergreifende Szenen, in denen die Protagonisten ihre Zuneigung zueinander, ihre Stärke oder ihre jeweiligen Fähigkeiten und Talente unter Beweis stellen können.

Außerdem werden immer wieder diverse Informationen rund um Pferde(zucht) und Rennsport eingeflochten. Man spürt die Begeisterung der Autorin für dieses Thema. Ich konnte daher bei der Lektüre einiges dazulernen, obwohl es mir bisweilen schon etwas zu viele Fachbegriffe auf einmal waren.
Der historische Hintergrund ist interessant, hierzu hätte ich gern mehr erfahren.
Auch hätte ich mir detailliertere Landschaftsbeschreibungen gewünscht.

Fazit: Ein packender historischer Roman, der an interessante Schauplätze führt. Trotz einiger Kritikpunkte eine nette Lektüre für zwischendurch.

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Veröffentlicht am 10.06.2020

Gemeinschaftswerk, das auf wahren Ereignissen basiert

Die vierte Zeugin
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Der Grund für die Entstehung dieses Werkes war ein durchaus tragischer: Der Einsturz des Kölner Stadtarchivs 2009, welcher zur Zerstörung oder Beschädigung zahlreicher historischer Texte von unschätzbarem ...

Der Grund für die Entstehung dieses Werkes war ein durchaus tragischer: Der Einsturz des Kölner Stadtarchivs 2009, welcher zur Zerstörung oder Beschädigung zahlreicher historischer Texte von unschätzbarem Wert führte. Der Autorenkreis Quo Vadis sah sich veranlasst, ebenfalls einen Beitrag zu den Restaurierungsarbeiten zu leisten und übernahm schließlich die Patenschaft für die Gerichtsdokumente zum Fall der Agnes Imhoff. Folgerichtig wurde auch der vorliegende Roman, an dem insgesamt zwölf Autorinnen und Autoren beteiligt waren, von diesen wahren Ereignissen inspiriert:
Im Köln des Jahres 1534 erregt ein Gerichtsverfahren die Gemüter. Die Witwe Agnes Imhoff soll für Schulden haftbar gemacht werden, die ihr verstorbener Mann eingegangen war. Nach damaliger Rechtslage eigentlich nicht möglich, doch gerade das macht den Fall so brisant. Dazu kommt noch, dass es sich bei Agnes um eine schillernde Persönlichkeit handelt, bezüglich deren Eigenschaften die Meinungen stark auseinander gehen.
Doch nur wenige wissen, dass der Ausgang des Prozesses eigentlich von vornherein feststeht, da unter anderem der Richter und selbst Agnes Anwalt von mächtigen Personen beeinflusst werden.

Der(rechts)geschichtliche Hintergrund dieses Romans ist sehr interessant. Dass eine Frau früher nicht für die Schulden ihres Mannes verantwortlich gemacht werden konnte, wusste ich noch nicht. Zumindest ein Punkt, bei dem es auch Vorteile hatte, dass Frauen nicht als geschäftsfähig angesehen wurden, wenngleich dies auch Gaunern ihre Tätigkeit erleichtert haben dürfte…
Natürlich haben sich die Autoren bei der Darstellung der historischen Fakten einige Freiheiten genommen, teilweise werden diese aber zumindest im Nachwort erklärt.

Generell ist ein solches Gemeinschaftswerk ja eine gewisse Herausforderung und ich bin da meistens auch etwas skeptisch. Hier ist die Umsetzung aber alles in allem ganz gut gelungen.
Die Geschichte wird nacheinander aus der Sicht vieler verschiedener Personen erzählt, wobei eben jeder Autor eine davon übernommen hat. Dies hat den Nachteil, dass man jede Figur nur kurz kennen lernt, obwohl viele es verdient hätten, genauer ausgeleuchtet zu werden, und dass nicht alle eine gleich große Bedeutung für die Handlung haben. Auch bleiben ein paar Ungereimtheiten und Widersprüche.
Alles in allem stellen sich aber sämtliche Autoren in den Dienst des „größeren Ganzen“, sodass der Roman insgesamt eine runde Sache ist. Selbst die unterschiedlichen Schreibstile machen sich relativ wenig bemerkbar.
Wirklich viel Spannung will jedoch nicht aufkommen, die wesentlichen Ereignisse und Entwicklungen sind ziemlich vorhersehbar.

Nichtsdestotrotz ein lesenswertes Buch. Ich kann es Fans historischer Romane, die mal ein „Experiment“ wagen wollen, durchaus weiterempfehlen.

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Veröffentlicht am 10.06.2020

Dem Mikrobiom auf der Spur

Winzige Gefährten
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Die überraschend umfangreiche und vielfältige Welt der mikroskopisch kleinen Lebewesen wurde erst verhältnismäßig spät von der Wissenschaft entdeckt. Immer noch und gerade in letzter Zeit wieder verstärkt ...

Die überraschend umfangreiche und vielfältige Welt der mikroskopisch kleinen Lebewesen wurde erst verhältnismäßig spät von der Wissenschaft entdeckt. Immer noch und gerade in letzter Zeit wieder verstärkt gelten Bakterien etc vielen in erster Linie als Krankheitserreger, die es zu bekämpfen gilt. Dass der Körper jedes Menschen wie auch derjenige aller anderen Tiere geradezu ein Sammelsurium an Mikroben beherbergt und gewissermaßen als Konglomerat von Ökosystemen betrachtet werden kann, ist den meisten jedoch kaum bewusst.
Der Autor zeigt hier anhand zahlreicher Beispiele wie die Beziehungen zwischen Tieren und ihren Mikroorganismen ausgestaltet sind, wie letztere vielfach zum Überleben ihrer Wirte beitragen, bisweilen aber auch negative Auswirkungen haben, wobei ein und dieselben Bakterien je nach den sonstigen Umständen mal in der einen mal in der anderen Rolle auftreten können.
Er berichtet beispielsweise davon, welche Folgen es hat, wenn Labortiere in absolut keimfreier Umgebung aufwachsen und erzählt von Insekten, die Bakterien-Gene in ihr eigenes Genom integriert haben oder davon, wie Mikroben zur Bekämpfung diverser Krankheiten eingesetzt werden können.

Dabei entsteht ein facettenreiches Bild eines Bereiches, welcher unseren Blicken sonst verborgen bleibt.
Es handelt sich somit um ein sehr interessantes Thema. Auf diesem Gebiet sind in den nächsten Jahren sicher noch weitere spannende Entdeckungen zu erwarten. Der Inhalt dürfte auch gut recherchiert sein, wie zahlreiche Fußnoten und ein langes Literaturverzeichnis zeigen. Die Ausführungen sind jedoch stellenweise eher trocken und es werden bisweilen fast schon zu viele Details angesprochen. Die Lektüre gestaltet sich daher etwas mühsam.

Veröffentlicht am 10.06.2020

Etwas klischeehafter MeToo-Roman

Das Licht ist hier viel heller
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Früher war Maximilian Wenger ein gefeierter Bestsellerautor. Doch wegen einer Schaffenskrise und nach einer unschönen Scheidung sitzt er nun in seiner kleinen Wohnung in Hallein und weiß nicht, was er ...

Früher war Maximilian Wenger ein gefeierter Bestsellerautor. Doch wegen einer Schaffenskrise und nach einer unschönen Scheidung sitzt er nun in seiner kleinen Wohnung in Hallein und weiß nicht, was er mit sich anfangen soll. Briefe, die eigentlich an seinen Vormieter gerichtet sind, wecken sein Interesse und verhelfen ihm schließlich zu neuer Inspiration.
In diesen Briefen erzählt eine Frau nach und nach, welche traumatischen Ereignisse dazu geführt haben, dass ihr Leben aus den Fugen geriet.
Auch Wengers Tochter Zoey hat so einige Probleme. Ihre Mutter will sie zu einem Abbild von sich selbst machen und der Bursche, in den sie verliebt ist, ist mit einer anderen zusammen.

Diese Handlungsstränge werden immer abwechselnd erzählt, wodurch der Roman doch etwas dynamischer wirkt als es die Geschichte an sich wäre.
Zwar sind die Protagonisten weitgehend nachvollziehbar gezeichnet. Vor allem in Zoey konnte ich mich meist gut hineinversetzen, wenngleich sie mich auch öfters nervte, und Wenger ist ein gelungener Antiheld.
Trotzdem wirkt einiges an der Handlung überzeichnet oder unrealistisch. Außerdem ist vieles eher banal. Die wirklich dramatischen Szenen werden dagegen nicht ausführlich genug ausgeleuchtet.

Insgesamt ist die Lektüre dennoch ganz unterhaltsam. Der Inhalt ist offenbar von #MeToo inspiriert. Dieses Thema wird bisweilen etwas klischeehaft umgesetzt, aber weniger holzhammermäßig als befürchtet. Auch hat mir der Erzählstil gefallen, der immer an die jeweilige Perspektive angepasst ist, was doch sehr authentisch wirkt.

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