Profilbild von Karin1910

Karin1910

Lesejury Star
offline

Karin1910 ist Mitglied der Lesejury

Melde dich in der Lesejury an, um dich mit Karin1910 über deine Lieblingsbücher auszutauschen.

Anmelden

Meinungen aus der Lesejury

Veröffentlicht am 11.06.2020

Uninspiriertes Panorama eines wegweisenden Jahres

Neue Zeit 1919
0

Gerhard Jelinek berichtet hier darüber, was 1919, im ersten Jahr der jungen Republik (Deutsch)Österreich, in Österreich und seinen Nachbarstaaten so alles passiert ist.
Er erzählt sowohl von großen Ereignissen ...

Gerhard Jelinek berichtet hier darüber, was 1919, im ersten Jahr der jungen Republik (Deutsch)Österreich, in Österreich und seinen Nachbarstaaten so alles passiert ist.
Er erzählt sowohl von großen Ereignissen aus der Welt der Politik – wie den in Saint Germain diktierten Friedensbedingungen und ihren Folgen, kommunistischen Putsch(versuchen) oder den Schicksalen ehemals gekrönter Häupter – als auch von Erlebnissen prominenter Persönlichkeiten, beispielsweise Oskar Kokoschkas Puppenfetisch oder Thomas Manns Trauer um seinen Hund. Dabei treten auch einige Skurrilitäten zutage, etwa ein von einem Poeten ausgerufener künstlerischer Freistaat in Fiume. Auch auf Hunger und Not der Bevölkerung wird natürlich immer wieder eingegangen.

Das Alles ist nicht uninteressant und es regt sicher dazu an, sich über das eine oder andere Ereignis noch weiter zu informieren.
Jedoch werden auf die einzelnen Geschehnisse immer nur Schlaglichter geworfen. Größere Zusammenhänge werden so nicht deutlich und der Text ist auch eher trocken. Es gelingt somit nicht, das „Flair“ dieses besonderen Jahres einzufangen.
Das Buch hat mir daher weniger gut gefallen als ähnliche Werke, die ich schon gelesen habe (beispielsweise „Schöne Tage 1914“ desselben Autors). Das könnte natürlich auch daran liegen, dass der Autor aus diesem Zeitraum, der doch überwiegend von Negativem geprägt war, einfach nicht mehr machen konnte.
Insgesamt versäumt man aber jedenfalls nicht viel, wenn man dieses Buch nicht liest.

Veröffentlicht am 10.06.2020

Zu langatmige Geschichte um einen Helden, der seiner Zeit voraus ist

Isenhart
0

Schon Isenharts Geburt anno 1171 läuft alles andere als gewöhnlich ab. Die Hebamme hält ihn bereits für tot, als ein geheimnisvoller Fremder ihn wieder zum Leben erweckt. Auch andere mächtige Männer schenken ...

Schon Isenharts Geburt anno 1171 läuft alles andere als gewöhnlich ab. Die Hebamme hält ihn bereits für tot, als ein geheimnisvoller Fremder ihn wieder zum Leben erweckt. Auch andere mächtige Männer schenken ihm viel Aufmerksamkeit, was sich bald auch als gerechtfertigt herausstellt, zeigt er doch große geistige Talente und würde heute wohl als hochbegabt gelten.
Sein Leben verläuft dann teilweise ziemlich turbulent (bisweilen aber auch ziemlich langweilig) und wird unter anderem vom ständigen Streben nach mehr Wissen, von der Jagd nach einem Mörder oder von der Suche nach seinem leiblichen Vater geprägt.

Die Idee, die Erlebnisse eines hochbegabten Menschen im Mittelalter zu schildern, ist zweifellos kreativ.
Die Umsetzung ist jedoch nur teilweise gelungen.
Isenhart ist seiner Zeit so weit voraus (und erkennt dies auch selbst), dass es unrealistisch wirkt. Das stellenweise seitenlange gelehrte Gerede wird außerdem schnell langweilig und lenkt oft von der eigentlichen Handlung ab.
Letztere würde durchaus einige Spannungsmomente bereithalten (insbesondere, wenn der Spur des Mörders gefolgt wird), immer wieder werden aber auch Nebensächlichkeiten zu breit ausgewalzt.
Weiters konnte ich trotz einer Länge von über 800 Seiten keine richtige Beziehung zu den Protagonisten aufbauen. Sie sind zu abstrakt und eindimensional gezeichnet, haben eben jeweils ein oder zwei hervorstechende Eigenschaften, aber keine echte Persönlichkeit.
Man muss dem Autor allerdings immerhin zugutehalten, dass er darum bemüht war, ein möglichst authentisches Bild des Lebens im Mittelalter zu zeichnen, und dabei viele interessante Informationen einfließen lässt. (Wenngleich die Tatsache, dass eine seiner Figuren prophetische Träume hat, dem angestrebten Realismus ein bisschen zuwiderläuft.)

Fazit: Die Geschichte hätte auch auf maximal der Hälfte der Seitenzahl erzählt werden können und hätte dann vielleicht etwas mehr Pep gehabt. So gestaltet sich die Lektüre trotz einiger packender Szenen eher zäh.

  • Einzelne Kategorien
  • Cover
  • Erzählstil
  • Handlung
  • Charaktere
Veröffentlicht am 06.04.2020

Fünf Frauen-Schicksale stereotyp erzählt

Als das Leben vor uns lag
0

Seinen Ausgang nimmt dieser Roman in einem Internat im Barcelona des Jahres 1950, wo Nonnen ein strenges Regiment führen. Fünf Mädchen kommen des nachts heimlich zusammen, um Wahrheit oder Pflicht zu spielen. ...

Seinen Ausgang nimmt dieser Roman in einem Internat im Barcelona des Jahres 1950, wo Nonnen ein strenges Regiment führen. Fünf Mädchen kommen des nachts heimlich zusammen, um Wahrheit oder Pflicht zu spielen. Doch ihre Mutprobe nimmt für eine von ihnen ein schlimmes Ende.
Über 30 Jahre später treffen die fünf von damals wieder aufeinander. Ihre Biographien haben unterschiedliche und teilweise überraschende Wege eingeschlagen und so werden an diesem Abend einige Konflikte ausgetragen und Geheimnisse aufgedeckt.

Diese Geschichte ist vor einem interessanten Hintergrund angesiedelt. Es werden beispielsweise der spanische Bürgerkrieg und vor allem die Franco-Diktatur thematisiert und dargestellt, wie diese sich auf die Bevölkerung auswirkten.

Die Schicksale der fünf Frauen gestalten sich abwechslungsreich. Die Autorin war offenbar darum bemüht, ein breites Spektrum an Lebenswegen und Persönlichkeiten abzubilden. Vielleicht hat aber gerade das dazu geführt, dass es mir schwerfiel, mich wirklich in die Protagonistinnen hineinzuversetzen oder gar mit ihnen zu identifizieren. Sie scheinen eher Schablonen als echte Menschen zu sein. Ihre Unterhaltungen wirken teilweise wie das Musterbeispiel eines „typischen Frauengesprächs“ und somit irgendwie blutleer und klischeehaft.
Zwar wird zwischendurch gelegentlich etwas Spannung erzeugt, vieles ist jedoch vorhersehbar.

Trotz eines vielversprechenden Auftakts konnte mich diese Erzählung daher nicht richtig packen.
Vielleicht ist die Lektüre für Spanierinnen, welchen die historischen Anspielungen näher gehen, oder für Frauen, die derselben Generation entstammen wie die Hauptdarstellerinnen, ergreifender. Für mich war sie alles in allem nur mittelmäßig.

  • Einzelne Kategorien
  • Cover
  • Erzählstil
  • Handlung
  • Charaktere
Veröffentlicht am 05.04.2020

Interessante Grundidee, doch zu viele Längen

Der Schnee, das Feuer, die Schuld und der Tod
0

Die Ausgangssituation hätte Potential für eine spannende Geschichte:
Mit 80 fährt John Miller noch einmal in sein Geburtsland. Er möchte mehr über das Schicksal des Max Schreiber herausfinden, der in ...

Die Ausgangssituation hätte Potential für eine spannende Geschichte:
Mit 80 fährt John Miller noch einmal in sein Geburtsland. Er möchte mehr über das Schicksal des Max Schreiber herausfinden, der in den 1950er Jahren unter seltsamen Umständen verschwunden war. Im Innsbrucker Landesarchiv findet er unter anderem ein von Schreiber verfasstes Manuskript. Er wird bei seinen Nachforschungen aber immer wieder von Gedanken an seine Frau Rosalind abgelenkt.
Schreibers Manuskript, das den Großteil dieses Romans ausmacht, berichtet von einem jungen Historiker, der im Herbst 1950 in einem kleinen Dorf in den Tiroler Bergen ankommt. Eigentlich ist er dort, um über den Tod einer angeblichen Hexe in Jahr 1856 zu recherchieren. Doch bald werden die Bewohner des Dorfes - und insbesondere eine Bewohnerin - für ihn interessanter als diese alte Geschichte.

Erzählt wird das Alles in einem zwar durchaus eingängigen, jedoch häufig zu weitschweifigen Stil. Nebensächlichkeiten werden ausführlich beschrieben und manche Details ständig wiederholt. Andererseits hätte ich zum Beispiel über die „Hexe“ oder auch die Beziehung zwischen John und Rosalind gern etwas mehr erfahren. Insgesamt weist die Handlung vor allem in der zweiten Hälfte zu viele Längen auf. Wirklich fesselnde Szenen sind demgegenüber zu selten.
Außerdem wird die Figur des Max Schreiber im Lauf der Zeit immer nerviger, seine Gedankengänge und Handlungen immer weniger nachvollziehbar, weshalb ich auch kein echtes Interesse an seinen Problemen mehr aufbringen konnte.

Erst gegen Ende nimmt die Geschichte wieder etwas Fahrt auf und es gibt ein paar Überraschungen.
Man hätte das Buch aber um mindestens ein Drittel kürzen müssen.

  • Einzelne Kategorien
  • Cover
  • Erzählstil
  • Handlung
  • Charaktere
Veröffentlicht am 05.04.2020

Kurzweilige Lektüre, aber nichts Besonderes

Atemlos
0

Peter Filzmaier, bekannt für seine Analysen zum Thema Politik, erzählt hier von seinem Bubentraum, Sportreporter zu werden, und von den bedeutendsten Ereignissen und Erlebnissen während seines jahrzehntelangen ...

Peter Filzmaier, bekannt für seine Analysen zum Thema Politik, erzählt hier von seinem Bubentraum, Sportreporter zu werden, und von den bedeutendsten Ereignissen und Erlebnissen während seines jahrzehntelangen Daseins als Sportfan. Da erfährt man dann beispielsweise, welches seine liebste Fußballmannschaft ist, welche Siege unserer Ski-Stars er für besonders beeindruckend hält oder auch, wie er mit dem Zwiespalt zwischen Begeisterung für den Radrennsport und dem Wissen um das dort grassierende Doping umgeht.
Dazwischen gibt es ein paar Anspielungen auf die Politik, die jedoch ziemlich oberflächlich bleiben.
Abgerundet wird das Ganze noch durch zahlreiche nette Anekdoten aus dem Leben des Autors.
Nun möchte ich nicht behaupten, dass das Alles uninteressant wäre. Man kann hier Erinnerungen auffrischen und auch manches Neue erfahren. Der Stil ist flott und lebendig.
Letztlich könnte aber „jeder“ ein solches Buch mit persönlichen Betrachtungen zum Thema Sport verfassen. Dass es veröffentlicht wurde, liegt mit Sicherheit in erster Linie am „Prominenten“-Status des Autors und weniger am Inhalt.

Meine Bewertung fällt daher auch etwas ambivalent aus: Als kurzweilige Lektüre für zwischendurch durchaus brauchbar. Ob es aber die 20 Euro (für nicht mal 200 Seiten) wert ist, möge jeder selbst entscheiden.

  • Einzelne Kategorien
  • Cover
  • Erzählstil