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Veröffentlicht am 28.10.2020

Für mich zu spät erschienen

Sonnengelber Frühling
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Ach, was war das für ein schöner Sommer 2013, als gefühlt alle von Carina Bartsch die Dilogie „Kirschroter Sommer“ und „Türkisgrüner Winter“ gelesen haben und wirklich aller Hype völlig begründet war, ...

Ach, was war das für ein schöner Sommer 2013, als gefühlt alle von Carina Bartsch die Dilogie „Kirschroter Sommer“ und „Türkisgrüner Winter“ gelesen haben und wirklich aller Hype völlig begründet war, denn mit Elyas und Emely ist der Autorin eine Paarung geglückt, die durch ihr ewiges Hin und Her zu keinem Zeitpunkt nervig war, sondern es war eben so, dass man dieses Hinauszögern auch irgendwie genoss, weil es eine unterschwellige Spannung entstehen ließ, die dann ganz am Ende befriedigt wurde. Anschließend waren die Rufe nach weiteren Bänden sehr laut, aber Bartsch war mit dieser Geschichte erstmal durch, nur ab und zu hat sie Szenen aus Elyas‘ Sicht veröffentlicht. Nun sieben Jahre später doch noch der dritte Band, aber ich muss gestehen, dass es für mich fast schon zu spät war. Ich habe lange nach jedem Schnipsel gesucht, den ich bekommen konnte, aber irgendwann wendet man sich neuen Dingen zu und Altes gerät in Vergessenheit. Deswegen war es für mich nicht selbstverständlich, „Sonnengelber Frühling“ sofort mit Erscheinen zu kaufen. Aber ganz dran vorbeigehen konnte ich eben auch nicht.

Bartsch schreibt selbst in einem Vorwort, dass man die ersten beiden Bände noch einmal lesen sollte, um das ultimative Lesevergnügen zu haben. Das habe ich nicht gemacht, weswegen es mir tatsächlich schwerer fiel, ins Geschehen reinzukommen, denn die Ereignisse knüpfen unmittelbar an „Türkisgrüner Winter“ an, weswegen ich es verstehe, dass es nicht erst noch eine Zusammenfassung gegeben hat. Jetzt ist die Welt von Elyas und Emely zum Glück keine völlig komplexe, weswegen ich mich letztlich doch wieder eingefunden habe, nicht zuletzt eben wegen dieser Paarung, denn sie war es schon immer, um die sich alles gedreht hat und die uns alle zu leidenschaftlichen Fans gemacht hat. Auch wenn sofort wieder diese besonderen Funken entstanden und die Kabbeleien immer noch genauso sind, wie ich sie in Erinnerung hatte, so es ist schlichtweg für mich nicht wie vor sieben Jahren gewesen und ich wollte mich auch nicht erzwingen, etwas entstehen zu lassen, was nicht da ist.

Ein Grund, warum es nicht mehr wie vor sieben Jahr war, ist sicherlich, dass „Sonnengelber Frühling“ nicht unbedingt inhaltsreich ist. Die größte Handlung ist letztlich, ob Elyas und Emely irgendwann miteinander schlafen oder nicht. Es gibt zwar noch genug Nebenhandlungen, wie rund um Jessica, Eva/Nicholas und vieles mehr, aber das sind immer nur dahin geworfene Schnipsel, die aber nicht zum Weiterlesen animieren. Der Grund waren immer schon Emely und Elyas und da passiert einfach zu wenig. Warum sie ihn solange auf körperlichem Abstand hält, ist zwar absolut nachvollziehbar gestaltet worden, aber dennoch ist es kein Handlungsstrang, für den ich zu einem Buch greifen würde. Ich hätte mir wirklich eine weitere Geschichte gewünscht, aber das ist eigentlich nur Fan Service.

In den sieben Jahren hat Bartsch noch „Nachtblumen“ geschrieben, das sich bereits intensiv mit Depressionen auseinandergesetzt hat. Man merkt, dass es der Autorin ein wirkliches Anliegen ist, weswegen sie es in Form von Jessica auch hier noch einmal aufgegriffen hat. Aber in der Gesamtschau der nun doch Trilogie passt es nur bedingt. Auch wenn Emely zu Jessica in dem Gespräch viel Richtiges sagt, so wirkt es doch völlig oberlehrerhaft. Weiterhin finde ich auch die eingearbeitete Kommerzkritik am deutschen Buchmarkt völlig übertrieben. Auch wenn hier ebenfalls viele wichtige Aspekte drinstecken, frage ich mich, was die Autorin damit sagen will? Ihr anderen leiben Autoren schreibt nicht so einzig wahrhaft wie ich selbst? Wenn bei jemandem eine andere Botschaft angekommen ist, immer her damit. Aber das sind leider Töne, die null in „Sonnengelber Frühling“ passen.

Fazit: Für mich persönlich ist „Sonnengelber Frühling“ leider zu spät erschienen, denn die besondere Magie konnte nicht mehr entstehen, auch wenn die Charaktere, das Miteinander, der Ton der Geschichte und alles andere absolut den ersten beiden Bänden entspricht. Es hat aber auch nicht geholfen, dass der nun wohl endgültige Abschluss recht inhaltsleer ist. Ich hätte mir mehr rote Fäden gewünscht, vielleicht wäre dann doch noch mehr entstanden.

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Veröffentlicht am 01.09.2020

Erinnert stark an "Élite", ist aber dennoch deutlich schwächer

Élite: Tödliche Geheimnisse
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Abril Zamora ist Drehbuchautorin bei der spanischen Erfolgsserie "Élite" von Netflix. Nun hat sie sich dazu entschlossen, die bekannten Geschichten, die bislang über drei Staffeln hinweg erzählt wurden, ...

Abril Zamora ist Drehbuchautorin bei der spanischen Erfolgsserie "Élite" von Netflix. Nun hat sie sich dazu entschlossen, die bekannten Geschichten, die bislang über drei Staffeln hinweg erzählt wurden, aus ganz anderen und neuen Perspektiven darzustellen. Das Grundrezept bleibt aber dasselbe, denn wie die geliebten (und natürlich auch weniger geliebten) Figuren aus der Serie geht es auch hier um Ehrgeiz, Liebe, Sex, Geheimnisse, Intrigen und Kriminalität. Lohnt sich also ein Blick in die neue Romanreihe, die als Trilogie angedacht ist?

Der erste Band mit dem Untertitel "Tödliche Geheimnisse" hält sich sehr eng an die Vorlage der Serie. Zwar stehen ganz andere Handlungen im Fokus, aber dennoch werden zentrale Fakten eins zu eins übernommen, so dass man sich als Serienkenner wirklich sehr gut vorstellen kann, wie die Geschichten parallel nebeneinander stattgefunden haben. Zudem erkennt man auch sehr deutlich, dass Zamora sich bemüht hat, die Stilistik der Serie zu übernehmen. So wird in der Zukunft mit den Zeugenbefragungen zu Marinas Tod und den Ereignissen der Gegenwart munter hin- und hergesprungen, was schon der genialste Zug der Serie war. Beim Buch fällt es mir jedoch schwer, das als Highlight zu bezeichnen. Mit der Serie war die Geschichte für jeden neu, weswegen alle gerätselt haben, wer denn nun der Mörder von Marina gewesen sein könnte. Mit dem Buch vor Augen weiß man aber, wer im Affekt getötet hat, weswegen dieses Erzeugen von Spannungen eher überflüssig ist. Da mit der Buchreihe auch kein neues Mysterium eröffnet wurde, muss man schlichtweg resultieren, dass die Thrillelemente hier völlig wegfallen.

Übrig bleiben die typischen Dramen von Teenagern, die genauso extrem, überspitzt und effektheischend inszeniert sind, wie es schon bei der Serie der Fall war. Hier reicht es nicht, dass ein Junge unglücklich in ein Mädchen verliebt ist, die wiederum unglücklich in einen anderen Jungen verliebt ist. Hier braucht es schon auch ein Mädchen, das von ihrer Mutter geschlagen wird und ein anderes Mädchen, das selbst trotz zahlreicher Demütigungen ihre Lektion nicht lernt und glaubt, dass sie wie Jesus Wunder vollbringen kann. Insgesamt bekommt man als Dramen genau das präsentiert, was man auch erwartet hat, denn bieder oder 08/15 hätte zu dem Prädikat "Élite" auch schlichtweg nicht gepasst.

Dennoch war die Erzählweise etwas ungewöhnlich. Überwiegend war die Handlung aus der Sicht eines auktorialen Erzählers geschrieben, der zwar auch personal erzählt, weil er sich eng an die jeweiligen Figuren hält, die gerade im Fokus des Geschehens stehen, aber dennoch schleichen sich zwischendurch Kommentare ein, die die Situation höchst bissig kommentieren. Das hat einen hohen Unterhaltungswert, wirkt aber in sich nicht wirklich konsequent. Zumal es auch noch die Ich-Perspektiven gibt. Diese sind kursiv abgesetzt und arbeiten fast schon mit einem Bewusstseinsstrom, aber doch etwas kontrollierter. Was der Sinn und Zweck davon war, hat sich mir aber leider nicht ergeben. Es sollte wahrscheinlich simulieren, dass man nun besonders nah an den Figuren ist, aber auch die andere Erzählperspektive hat das in meinem Empfinden bereits auf den Punkt gebracht. Abschließend lässt sich noch sagen, dass Serie und Buch eng miteinander verknüpft sind. Ich lehne mich sogar so weit aus dem Fenster zu sagen, dass sich der Auftakt zur beabsichtigten Trilogie nur dann lohnt, wenn man auch die Serie gesehen hat, denn Zamora hält sich nicht damit auf, alle Hintergründe zu erklären. Umgekehrt würde ich aber nicht sagen, dass man als Serienfan unbedingt das Buch gelesen haben müsste, da durch das fehlende Fiebern bei einer Kriminalermittlung ein entscheidender Baustein fehlt.

Fazit: "Élite – Tödliche Geheimnisse" ist der Auftakt zu einer Trilogie, die von der Drehbuchautorin der Originalserie geschrieben wurde. Das merkt man an vielen Stellen sehr deutlich, weswegen die dargestellte Welt auch sehr vertraut wirkt. Dennoch fehlt der gewisse Thrill herauszufinden, wer Marina getötet hat. Da bleiben nur die neu gestalteten Teeniedramen übrig, die einem alleine reichen müssen. Vielleicht hätte der Buchreihe ein eigenes Zeitfenster gut getan, um die Parallelen noch enger zu stricken, aber bis auf die ganzen Easter Eggs ist das Buch jetzt definitiv kein Muss für Serienfans.

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Veröffentlicht am 16.06.2020

Sehr durchschnittliche YA-Lektüre

Never Let Me Down
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Sarina Bowen hat sich in den letzten Jahren spielerisch leicht mit ihren Reihen in mein Herz schreiben können, denn sie hat prickelnde Romantik stets mit sehr dramatischen Geschichten garnieren können, ...

Sarina Bowen hat sich in den letzten Jahren spielerisch leicht mit ihren Reihen in mein Herz schreiben können, denn sie hat prickelnde Romantik stets mit sehr dramatischen Geschichten garnieren können, wobei natürlich „True North“ deutlich erwachsener vom Stil her wirkte als die „Ivy Years“, bei denen ich etwas mehr zu mäkeln hatte, die aber dennoch andere Reihen des gleichen Stils problemlos hinter sich lassen konnten. Mit „Never Let Me Down“ steht nun ein Einzelband an, den man vom Klappentext her nicht richtig einordnen konnte, der aber nach der Lektüre ganz eindeutig YA zuzuordnen ist.

Bevor ich zu NA kam, war ich natürlich ganz logisch bei YA gut aufgehoben. Vor etwa zehn Jahren waren das auch noch Bücher, in denen es natürlich oftmals um eine Liebesgeschichte ging, wo aber mehr als ein paar keusche Küsse nicht erwünscht waren, womit ich vor dem Hintergrund der eigentlichen Zielgruppe auch absolut leben konnte. Heute aber sind selbst diese Bücher oftmals mit Sexszenen ausgestattet, da kommt „Never Let Me Down“, wo es nur kleinere Andeutungen gibt, sehr bieder daher. Und natürlich muss man sagen, dass es für Bowen extrem ungewöhnlich ist, die Sexszenen sehr gut beherrscht und davor auch nie zurückscheut. Aber es ist YA und deswegen finde ich es lobenswert, dass sie sich auf andere Aspekte fokussiert und zielgruppengerecht geschrieben hat.

Ich fand es zunächst sehr ansprechend, dass der Bezug zu der Musik, den diese Geschichte hatte, auch durch die unterschiedlichen Teile, die mit Fachbegriffen versehen waren, unterstützt wurde. Zudem waren diese Begrifflichkeiten auch stets passend gewählt, so dass es schon von Anfang an gut durchdacht wurde. Ansonsten konnte man schnell feststellen, dass es in „Never Let Me Down“ nicht in erster Linie um eine Liebesgeschichte ging. Es gab natürlich eine, auch eine unheimlich süße, aber mit Jake hatten wir eine unheimlich nette Figur, ohne Ecken und Kanten, die er aber auch nicht brauchte, weil es eben nicht vorrangig um ihn und Rachel ging, sondern um sie alleine. Es geht in diesem Buch um Selbstfindung, seine Wurzeln zu begreifen, um die eigene Identität zu manifestieren. Diese Reise zu sich selbst ist ein gern gewähltes Thema bei Jugendbüchern, von daher passte hier auch alles.

Dennoch muss man insgesamt sagen, dass die Geschichte trotz guter Ansätze nur an der Oberfläche gekratzt hat. Es hat zwar viele Wendungen gegeben, das Buch war auch unheimlich schnell zu lesen, aber gewisse Kniffe, gewisse emotionale Momente, die man sich gewünscht hätte, die kamen nicht. Am Ende blieben sogar kleinere Fragen offen und ich hatte sogar das Gefühl, dass „Never Let Me Down“ an dieser Stelle noch gar nicht zu Ende war.

Somit ziehe ich am Ende des Fazits, dass es für Sarina-Bowen-Fans sicherlich eine ungewöhnliche Lektüre ist, die aber genau auf die beabsichtige Zielgruppe zugeschnitten ist. Aber auch wenn ich das Buch für das beurteile, was es sein will, komme ich doch zu dem Ergebnis, dass es leider zu oberflächlich und teilweise auch lückenhaft geworden ist. Es ist absolut okay und es waren auch angenehme Lesestunden, aber „Never Let Me Down“ ist definitiv weit davon entfernt ein Buch zu sein, das mir noch lange in Erinnerung bleiben wird.

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Veröffentlicht am 04.05.2020

Stilistische Entscheidungen besiegeln Schicksal

Forever Free - San Teresa University
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Kara Atkin hat bereits unter K. C. Atkin bei Lyx veröffentlicht, nämlich die „New York Bastards“-Reihe, die erwachsener und düsterer war. Die „San Teresa“-Reihe ist dagegen klassisch dem NA-Genre zuzuordnen, ...

Kara Atkin hat bereits unter K. C. Atkin bei Lyx veröffentlicht, nämlich die „New York Bastards“-Reihe, die erwachsener und düsterer war. Die „San Teresa“-Reihe ist dagegen klassisch dem NA-Genre zuzuordnen, denn es geht um Collegeabsolventen, die die Liebe finden. In diesem Genre bin ich seit einigen Jahren zuhause und auch wenn hier kaum noch jemand das Rad neu erfindet, entdecke ich immer wieder gerne neue Autoren, denn niemand ist wie der andere, auch wenn es ähnlich ist. Es gibt immer wieder unterschiedliche Schwerpunkte, sei es in der Thematik oder in der Stilistik und manchmal macht es klick, manchmal eben nicht.

Ich habe sehr gut in die Geschichte hineingefunden, da Protagonistin Raelyn gerade zu Beginn sehr viel Raum bekommen hat, wo man ein sehr gutes Gefühl für ihre schüchterne, sozial isolierte Persönlichkeit bekommen hat. Da ich selbst ganz eindeutig eher introvertiert bin, konnte ich viele ihrer inneren Kämpfe gut nachvollziehen können und habe mich dementsprechend mit ihr identifiziert. Aufgrund dieser sehr gemächlichen Einführung hat die Geschichte aber an anderer Stelle wenig anbieten können. Die erste Begegnung zwischen dem Protagonistenpärchen ist in der Regel einer der wichtigsten Schlüsselstellen im gesamten Buch, daher war ich doch sehr überrascht, wie lange es tatsächlich bis zu diesem Moment gedauert hat. Da man eben auf diese Stelle hinfiebert, hat sich vieles davor wie ein Vorgeplänkel angefühlt, das abseits der Charakterstudie nicht zielführend wirkte.

Zudem zeigt sich im weiteren Verlauf, dass die authentische Zeitdarstellung über das gesamte Buch hinweg nicht ganz einheitlich ist. Während es zu Beginn eher zäh wie Kaugummi ist, wird es später eher überhastet. Ich würde die Liebesgeschichte zwar nicht als überstürzt bezeichnen, aber viele Zwischenmomente werden schlichtweg ausgelassen. Es wird von Szene zu Szene gesprungen und manchmal habe ich mich gefragt, was ich nun in der Zwischenzeit verpasst habe. Stilistisch gestaltet es sich auch schwierig, dass so viel mit Geheimnissen gearbeitet wird. Die habe ich zwar gerne bei NA, da sie einen gewissen Reiz ausmachen, aber hier werden sie mit aller Verzweiflung verborgen, was dann auf Kosten der Charakterarbeit geht.

Das kann man vor allem an Raelyns Mutter und leider auch an Hauptfigur Hunter sehr gut festmachen. Die Mutter wirkt in sich nicht konsequent. Vom Prolog bis zum Epilog habe ich tausend verschiedene Gesichter von ihr gesehen, was aber der echte ist, das kann ich nicht abschließend beurteilen. Bei Hunter wiederum ist das letztliche Bild absolut klar, aber wie wir an diesen Punkt gekommen sind, war sehr, sehr holprig. Zu Beginn haben wir ein paar Mal seine Perspektive, später nur noch sehr vereinzelt. Das wird bewusst so gewählt, damit wir Leser nicht zu früh hinter sein Geheimnis kommen. Dadurch wirkt Hunter aber auch nicht so, wie er es vermutlich sollte. Zudem ist die endgültige Erklärung für ihn so faszinierend, dass ich mich frage, warum man nicht von Anfang an mit offenen Karten gespielt hat (zumindest für den Leser), um daraus eine wunderbare Charakterarbeit zu machen, die möglicherweise sogar Aufklärungsarbeit hätte leisten können. So war er zwischendurch leider ein paar Mal der Idiot und am Ende die Erklärung angeboten zu bekommen, war dann zu beliebig und schlichtweg zu spät.

All diese Kritik bricht mir tatsächlich das Herz. Ich lese oft genug Bücher, wo es nicht Klick macht, wo ich das Kapitel Verbindung zum Autor dann auch einfach abhake. Aber hier gab es zig Ansätze, die wunderbar geklappt haben. In der Stilistik sind ein paar grundlegende Fehler gemacht worden, die unweigerliche das gesamte Buch beeinflussen, aber die grundsätzliche Erzählkunst, der ermöglichte Schreibfluss, der Wortschatz, hier hat man deutlich gemerkt, dass keine Anfängerin am Werk ist. Deswegen ist für mich jetzt schon klar, dass ich die Serie weiterverfolgen werden. Im Auftakt ist den meisten Figuren der nächsten beiden Bände genug Zeit eingeräumt worden, so dass ich bereits angefixt bin. Wird hier nämlich alles grundlegend richtig gemacht, dann macht es wahrscheinlich explosionsartig klick.

Fazit: Kara Atkin ist ohne Frage eine talentierte Erzählerin, doch „Forever Free“ hat in den Grundlagen Schwächen, die sich zwangsweise auf das Gesamtwerk auswirken. Die Erzählgeschwindigkeit stimmt nicht durchgängig und die Geheimniskrämerei beeinflusst zu sehr eine logische Charakterarbeit. Das sind aber Aspekte, die sich beheben lassen, wenn man sich denn auf die Kritik der Leser einlässt. Daher gehe ich für ein durchschnittliches Buch sogar sehr positiv aus der Lektüre, denn es geht weiter in der Reihe und ich habe meine Hoffnung noch nicht aufgegeben.

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Veröffentlicht am 28.02.2020

Hätte aus dem Thema mehr herausholen können

Insta Love - Nur perfekt ist gut genug
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„Insta Love“ hat mich vom Cover her nicht wirklich angesprochen, da es mir persönlich zu mädchenhaft war, aber der Inhalt hat mich durch den Umgang mit sozialen Medien gleich interessiert. Von der Autorin ...

„Insta Love“ hat mich vom Cover her nicht wirklich angesprochen, da es mir persönlich zu mädchenhaft war, aber der Inhalt hat mich durch den Umgang mit sozialen Medien gleich interessiert. Von der Autorin Tine Nell kannte ich bisher auch nichts, weswegen ich mich sehr neugierig an ihr zweites veröffentlichtes Buch gemacht habe.

Wenn ich eins nicht leiden kann, dass ist es Arroganz und Oberflächlichkeit. Da der Inhalt in der Modewelt spielt, war die Gefahr groß, genau diese beiden Attribute zu bekommen, aber zum Glück waren wir mit Protagonistin Jules gleich auf einer ganz anderen Wellenlänge. Von der ersten Seite an ist sie sehr sympathisch, weil sie bodenständig, empathisch und loyal ist. Sie passt in diesen Zirkus überhaupt nicht rein, aber natürlich kann man ihr nicht vorwerfen, dass sie die Chance des großen Geldes sich geschnappt hat, auch wenn es nicht das absolute Glück für sie bedeutet. Gleichzeitig ist sie damit auch ein Teil der sozialen Medien, aber man merkt gleich, dass sie dort nur unterwegs ist, weil es in der Branche so üblich ist.

Damit wären wir auch beim Thema soziale Medien, zu dem ich mir inhaltlich ja viel erhofft habe. Man muss sagen, dass das Thema im ersten Drittel sehr präsent war. Gerade an ihrem Ex-Freund Dan wurde dargelegt, in welche Spirale Menschen kommen, wenn sie nur noch eine Realität für die sozialen Medien inszenieren, die aber gar nicht der Wahrheit entspricht. Es war auch gut, dass Jules nicht gleich als Gegnerin dargestellt wurde, sondern dass sie etwas Abstand genommen hat und die Prozesse kritisch hinterfragt. Im weiteren Verlauf der Handlung ist das Thema dann aber gänzlich untergegangen. Später ging es um die Presse allgemein, aber nicht mehr konkret um die sozialen Medien, die noch einmal ganz andere Wirkung haben. Hier hätte ich mir gewünscht, dass das Medium noch mehr involviert wird, dass Jules vielleicht das Medium nutzt, um mit ihm abzurechnen etc. Gerade bei dem Titel hätte ich mir einfach ein mehr gewünscht.

Dennoch bin ich mit der Geschichte deswegen nicht gleich unzufrieden, denn es wurden auch viele Dinge richtig gemacht. Neben der tollen Jules ist es auch ihr neuer Love Interest Paul, der tatsächlich genau der richtige Gegenpart zu ihr ist. Nicht umsonst nennt Ellie die beiden langweilig. Das trifft es, aber gleichzeitig wird hier auch unterstrichen, dass langweilig nicht schlecht sein muss, denn wenigstens ist man dabei echt und ruht in sich selbst. Deswegen fand ich es am Ende auch schön, wie beide dem öffentlichen Zirkus den Rücken kehren und sich beruflich ganz bodenständig verwirklichen. Man würde den Blumenladen als gesellschaftlich als Abstieg bezeichnen, aber sie machen das, wofür ihr Herz schlägt und sie werden damit tausend Mal glücklicher sein, als Geld einen je machen könnte.

Dennoch habe ich bei Paul auch zu meckern. Man merkte mit jeder Faser, dass er ein wirklich guter Kerl ist, der das Herz auf dem richtigen Fleck hat, aber seine Perspektive wurde nicht geschickt genutzt und gerade gegen Ende hin hat er sich nur noch lächerlich verhalten und spätesten hier hätte ein Blick in seine Gedanken zeigen können, um was es wirklich geht. Wie er sich so lange als Lückenbüßer fühlen kann, obwohl sie ihr gesamtes Leben umgekrempelt hat, war mir ein Rätsel. Zudem hat er eben ganz oft Kapitel aus seiner Sicht bekommen, die keinen Mehrwert hatten. Dort durfte er ein paar Dinge kommentieren, aber wirklich weiter ging es nicht. Gerade nach seinem ersten Kapitel, wo seine Familiensituation dargestellt worden ist, hätte man viel mehr hier rausholen können. Stattdessen bleibt er oft blass und spätestens als Dan meinte, ob er vielleicht das Foto gefälscht hat, habe ich tatsächlich Zweifel bekommen, obwohl das gar nicht nötig gewesen wäre. Genauso unnötig wie seine störrische Haltung am Ende. Etwas schade, dass er auf lange Sicht nicht mit Jules mithalten durfte.

Fazit: „Insta-Love“ ist von der Idee her wirklich süß und in seinem Resultat genau meinem Weltbild entsprechend. Leider hätte man sowohl aus den sozialen Medien, als auch aus Paul viel mehr rausholen können, wenn nicht sogar müssen. So bleibt leider nur ein durchschnittlicher Eindruck zurück.

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