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Veröffentlicht am 16.01.2021

Ein spannender und nicht vorhersehbarer Krimi!

Als die Nacht begann
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Kriminalhauptkommissar Jan Tommen und sein Team stehen vor einem großen Rätsel. Mitten auf der Friedrichstraße in Berlin wurde eine junge Frau mit einem Kopfschuss hingerichtet und sie finden keinen Anhaltspunkt ...

Kriminalhauptkommissar Jan Tommen und sein Team stehen vor einem großen Rätsel. Mitten auf der Friedrichstraße in Berlin wurde eine junge Frau mit einem Kopfschuss hingerichtet und sie finden keinen Anhaltspunkt für diesen Anschlag. Als kurze Zeit später ein weiteres Opfer auf die gleiche Weise ermordet wird, erhöht sich der Druck auf die Ermittler. Ein Serientäter scheint hier am Werk zu sein und es ist ungewiss, wie viele Namen er noch auf seiner Liste stehen hat. Eile ist geboten.

„Als die Nacht begann“ ist der mittlerweile 7. Band von Alexander Hartung um den Hauptkommissar Jan Tommen, für mich aber sein erster Fall. Auch als Quereinsteiger findet man sich hier direkt gut zurecht. Der Roman lässt sich durch die spannende Erzählweise des Autors leicht und schnell lesen und mir gefällt sein unkonventionelles Ermittlerteam! Aus ihrer Sicht wird die Geschichte erzählt und mir hat es gefallen, dass immer mal wieder etwas Privates von ihnen eingeflochten wird, sodass direkt der Sympathiefunke überspringt. Als Leser rätselt man die ganze Zeit, welches Motiv hinter den Morden steckt und wie diese zusammenhängen. Hierbei wird die dunkle und beängstigende Schattenseite der IT-Branche beleuchtet, in der es schwarze Schafe gibt, die ihren eigenen Vorteil und ihr Portemonnaie im Blick haben und sich an Computergenies wenden, die klischeehaft ein zurückgezogenes und nerdiges Leben führen. Reizvoll ist es, wenn Jan und sein Team zur Aufklärung ihrer Fälle illegale Wege gehen und ihr fachlicher Informationsaustausch bei Chandu stattfindet, der sie dabei kulinarisch zu verwöhnen weiß. Er ist ihr inoffizielles Bindeglied zur Unterwelt und verschafft ihnen Kontakte und Hinweise aus dem Milieu. Richtig gut gefallen hat mir auch Max, der IT- Berater für die Kriminalpolizei und Ass im Ärmel von Jan. Mit welchem Können und welcher Raffinesse er Server und Systeme hackt, sie technisch bei der Arbeit unterstützt und ihre Erfolgschancen dadurch erhöht. Auch die Rechtsmedizinerin Zoe fand ich durch ihre forsche und unerschrockene Art sehr interessant. Dank der Unterstützung seiner drei Freunde, auf die er sich jederzeit verlassen kann, kann Jan Tommen mit seiner feinen Spürnase und seinem sicheren, bestimmenden und wagemutigen Auftreten glänzen und seinen Chef Klaus Bergmann zufriedenstellen.

Zum Ende der Geschichte hin konnte ich das Buch nicht mehr aus der Hand legen und wurde damit überrascht, wer hinter der ganzen Sache steckt.

Mein Fazit:

Mit „Als die Nacht begann“ habe ich wieder einen neuen Autor für mich entdeckt, von dem ich sehr gerne noch mehr Bücher lesen möchte. Für mich war es jetzt nicht der typische Thriller mit Gänsehaut und Nervenanspannung pur, sondern mehr ein spannender und nicht vorhersehbarer Krimi mit einem tollen Ermittlergespann.

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Veröffentlicht am 08.01.2021

Ein etwas ruhiger historischer Cosy-Crime! Ich liebe es mit Butler Beanstock auf Reisen zu gehen.

Beanstock - Das Haus der Lady Sherry (6.Buch)
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Die kleine Luci ist richtig traurig, als sie erfährt, dass Butler Beanstock mit seinen Herrschaften für eine längere Zeit nach Schottland reisen will um Samantha, einer Freundin von Lady Fedora zu helfen. ...

Die kleine Luci ist richtig traurig, als sie erfährt, dass Butler Beanstock mit seinen Herrschaften für eine längere Zeit nach Schottland reisen will um Samantha, einer Freundin von Lady Fedora zu helfen. Diese hat ein großes Anwesen auf einer Klippe geerbt und die kaltherzige Hausdame Mrs Abernathy und unheimliche Geschehnisse machen ihr gerade das Leben schwer.

„Beanstock -Das Haus der Lady Sherry“ ist mein mittlerweile 4. Band dieser historischen Cosy-Crime-Reihe und es ist jedes Mal wie nach Hause kommen beim Lesen. Ich mag diesen warmherzigen Butler mit seiner detektivischen Ader einfach. Dieses Mal ist der Start ins Buch etwas ruhiger, dafür wird aber gerade am Anfang die Verbundenheit der Leser mit den Charakteren noch vertieft. Mein Herz ist dahingeschmolzen, als Luci bei einem Ausflug zum Schloss des Earls of Southcoffelton zu Beanstock sagt, wie lieb sie ihn hat. Sie hätte keinen besseren Ersatzvater finden können wie ihn. Auf der Reise nach Schottland beschreibt A.W. Benedict wunderbar die Rauheit und Schönheit der Landschaft und man hat alles sofort bildlich vor Augen. Bedrückend empfand ich die Atmosphäre im Haus von Samantha, die lethargisch und ängstlich rüberkam und unheimlich war mir Mrs Abernathy, wenn sie plötzlich wie ein Geist auftaucht und Sir Percival, Lady Fedora und Beanstock irritiert. Auf dem Haus scheint ein Fluch zu liegen. Was hinter allem steckt, wie der Hobbydetektiv die mysteriösen Vorkommnisse im Haus zu entschlüsseln versucht und was er dabei für eine spektakuläre Entdeckung macht, wurde spannend erzählt.

Mein Fazit:

A.W. Benedict hat mir mit diesem Roman wieder spannende und herzerwärmende Lesestunden geschenkt. Toll fand ich, dass sie für Quereinsteiger am Anfang der Geschichte die Bewohner von Parsley Field sehr liebevoll vorgestellt hat und der Sympathiefunke für sie direkt überspringen kann. Wer historische Cosy-Crimes mit britischem Understatement und Herzlichkeit mag ist hier bestens aufgehoben!

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Veröffentlicht am 16.12.2020

Toller Mix aus Spannung und Liebe!

Die Erben von Amergin Manor
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Ein spannender Irland-Thriller, der voller Fragen steckt, Bestürzung auslöst und Herzschmerz bei so manchem Protagonisten erzeugt.

Hinter Jolanda liegt eine nervenaufreibende und gefährliche Zeit und ...

Ein spannender Irland-Thriller, der voller Fragen steckt, Bestürzung auslöst und Herzschmerz bei so manchem Protagonisten erzeugt.

Hinter Jolanda liegt eine nervenaufreibende und gefährliche Zeit und sie muss immer noch an den Sturz von der Klippe denken, der Farells und Eannas Schicksal besiegelt und sie selber auch in Gefahr gebracht hat. Schon zwei Monaten lang erholt sie sich von den Folgen der Geschehnisse und findet erst durch Toms Besuch den Antrieb ihr Leben selber wieder in die Hand zu nehmen. Fast zu spät, da Luke ihr Vertrauen schwer missbraucht hat und ihre Existenz am seidenen Faden hängt. Hat Jolanda die Kraft für sich und ihr Kind um das Erbe zu kämpfen? Schatten aus der Vergangenheit von ihr und Amergin Manor kommen wieder hoch und ihre Nerven und ihr Durchhaltevermögen werden auf eine harte Probe gestellt.

Nach dem ich vor drei Jahren den ersten Band „Die Lüge von Amergin Manor“ gelesen habe, der mir sehr gut gefallen hat, musste ich unbedingt auch die kürzlich erschienene Fortsetzung des Irland Thrillers lesen und sofort hatte ich, durch den sehr bildhaften Schreibstil der Autorin, wieder das imposante Herrenhaus, das Jolanda als Hotel umgebaut hat und die Weitläufigkeit des Anwesens mit den nahegelegenen Klippen und dem Strand vor Augen. Wie gerne würde ich dort einmal Urlaub machen. Doch die Idylle trügt und eine beklemmende und unheilvolle Spannung liegt in der Luft, die einen nur so durch die Seiten fliegen lässt. Warum ist Jolanda die ganze Zeit so untätig und lässt sich von Luke das Heft aus der Hand? Ist er wirklich nur um sie besorgt? Macht die Liebe sie so blind? Irgendwie konnte man hier schon erahnen, in welche Richtung die Entwicklung ging. Was war ich froh, als Jolanda wieder aktiver wurde, Dinge hinterfragte und sich ihren Problemen stellte. All ihre Gefühle, Zweifel, Zerrissenheit und Enttäuschung kamen durch die emotionsvolle Erzählweise der Autorin rüber. Genauso wie die Besorgnis von ihrem guten Freund Tom, der ihr trotz seiner eigenen Probleme immer zur Seite steht. Richtig misstrauisch bin ich geworden, als mit Squire Gommery auf einmal ein neuer attraktiver Mann auf der Bildfläche erscheint, der nach außen hin einen hilfsbereiten und fürsorglichen Eindruck macht, aber eigentlich die Lage auf Amergin Manor nur abschätzen will. Doch aus einer ganz anderen Ecke drohte die größte Gefahr und mit dieser Person habe ich überhaupt nicht gerechnet.

Antonia Günder-Freytag hat mit ihren jungen, dynamischen, und von ihrem Wesen her aufreizenden und polarisierenden Charakteren die Geschichte sehr interessant gestaltet. Jolanda möchte man am liebsten die ganze Zeit in Schutz nehmen, Luke zum Mond schicken, Tom seine erste richtig große Liebe gönnen, Gabriella zähmen, deren Emotionen immer mal wieder außer Kontrolle geraten und Squire bitten, dass er seiner Linie treu bleibt. Alle Protagonisten haben einen immer wieder auf die ein oder andere Weise mit ihren Handlungen überrascht und ich war während des Lesens oft entsetzt, schadenfroh, erleichtert und glücklich. Doch was war das für ein Cliffhanger am Ende? Ein Schatten aus der Vergangenheit taucht auf, der nichts Gutes im Sinn hat und der einen als Leser auf eine baldige Fortsetzung hoffen lässt.

Fazit:

„Die Erben von Amergin Manor“ war jetzt nicht der typische Thriller für mich, mehr ein Liebesroman mit spannenden, geheimnisvollen und herzerwärmenden Momenten, der mir aber sehr gut gefallen hat. Sowohl Band 1, wie auch Band 2 erhalten von mir eine unbedingte Leseempfehlung.

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Veröffentlicht am 26.10.2020

Ein spannender Agenten- und Politthriller!

Die Republik
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Wer spannende Agententhriller mit politischen und geschichtlichen Hintergründen liebt, wird hier voll auf seine Kosten kommen. Der Roman macht einen nachdenklich, erzeugt an manchen Stellen Gänsehaut und ...

Wer spannende Agententhriller mit politischen und geschichtlichen Hintergründen liebt, wird hier voll auf seine Kosten kommen. Der Roman macht einen nachdenklich, erzeugt an manchen Stellen Gänsehaut und sorgt für eine gewisse Erleichterung, dass es sich hier nur um eine Fiktion handelt.

Stasi Oberst Gustav Kuhn will andere Prioritäten in seinem Leben setzen, und liebäugelt mit einem Ausreiseantrag, um sich im westlichen Teil von Berlin eine neue Zukunft aufzubauen. Nur diese kleine autonome Insel ist nach der Gründung der DDR 1949 noch von Deutschland übriggeblieben, nachdem sie sich durch einen raffinierten Coup das gesamte deutsche Staatsgebiet einverleibt und es zu einem sozialistisch geführten und hochmodernen Überwachungsstaat ausgebaut hat. Doch ein furchtbares Ereignis und persönliche Interessen lassen Gustav umdenken und treiben seine Rachegedanken an. Vom Fernsehturm aus erlebt er mit, wie eine Giftgaswolke über dem Platz der Akademie hunderte Menschenleben vernichtet. Was und wer steckt hinter dieser Katastrophe? Handelt es sich um einen terroristischen Anschlag oder einen Unfall? All sein Können, Wissen und seine Kontakte, steckt er in die Suche nach der Wahrheit, stößt dabei auf eine riesengroße Verschwörung, in die auch der französische Dolmetscher Christopher Mueller, die junge DDR-Bürgerin Alicia und die MI6 Agentin Harper hineingezogen werden. Für alle wird es ein Wettlauf mit der Zeit, bei dem sie ihr Leben mehrmals riskieren müssen.

Aufgrund des Klappentextes, der mich sofort angesprochen hat, bin ich auf Maxim Volands Roman „Die Republik“ aufmerksam geworden. Hinter dem Pseudonym steckt ein namhafter deutscher Bestsellerautor dessen Schreibstil und Aufbau der Geschichte mir sehr gut gefallen hat. Sein fiktives Gedankenspiel ist faszinierend und beängstigend zugleich. Ein wenig gestört hat mich am Anfang der etwas holprige und trockene Start ins Buch, bei dem viele politische und geschichtliche Informationen eingebunden wurden, die meinen Lesefluss etwas gehemmt haben. Doch nach den ersten 40 Seiten hat mich die Geschichte richtig gepackt und ich habe mit den vier Hauptcharakteren mitgefiebert, wenn sie wie in einem Bondfilm von einem Desaster ins nächste stürzten um hinter die Verschwörung, den dafür Verantwortlichen und deren Motivation zu kommen. Unglaublich, was sie dabei aufdecken und letztendlich noch verhindern können. Der Autor schafft es vortrefflich die Atmosphäre des Kalten Krieges und den Machtkampf zwischen den Besatzungsmächten, den Spionage- und Agententätigkeiten, dem Leben in einem sozialistisch geführten Staat, in dem jeder jedem misstraut, totale Überwachung angesagt ist und Korruption und Vorteilsnahme herrscht, zum Leser rüberzubringen. Ein komisches Gefühl kommt bei einem auf, wenn Nebenschauplätze wie Frankfurt und Saarbrücken auf einmal DDR-Gebiet sind, Deutschland nur noch aus West-Berlin besteht, man durch Rückblicke in die Vergangenheit auf Altlasten aufmerksam wird und man die Schikanen der Grenzer bei Christophers Einreise ins Land hautnah miterlebt. Aus seinem Verwandtenbesuch, den er anlässlich einer Beerdigung tätigt, wird für ihn der Alptraum seines Lebens.

Mit seinen vier Hauptcharakteren schafft es Maxim Voland die Geschichte aus mehren Blickwinkeln zu sehen. Gustav Kuhn ist durch seine jahrelange Arbeit als Verhörspezialist und Überwacher bei der Staatssicherheit desillusioniert und kommt durch einen tragischen Verlust und seine Rachegedanken noch einmal wieder richtig in Fahrt. Seine schnelle Auffassungsgabe, sein Instinkt und sein Reaktionsvermögen sind faszinierend. Richtig gut gefallen hat mir auch die MI6 Agentin Harper, die unglaublich draufgängerisch, mutig und abgebrüht ist. Sie lebt nach der Devise, erst einmal ihre Vorteile durch ihre Tätigkeit zu nutzen und danach ihren Arbeitgeber zufriedenzustellen. Eine totale Wandlung hat der Franzose Christopher Mueller in der Geschichte durchlebt. Aufgrund seiner prekären Situation entwickelt er sich von einem ruhigen und besonnen Menschen zu einem mutigen Mann an der Seite von Gustav, Harper und Alicia. Letztere ist eine forsche und taffe junge Frau, die einer Bewegung angehört, die sich einen gerechteren und offeneren Sozialismus wünschen und dafür im Untergrund kämpfen.

Zum Schluss hin wurde das Geschehen immer dramatischer und ich war froh darüber, dass alles noch so glimpflich abgelaufen ist.

Mein Fazit:

Maxim Voland hat mir mit „Die Republik“ viele spannende Lesestunden beschert und ich empfehle diesen Roman sehr gerne weiter und vergebe hierfür eine 4 Sternebewertung.

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Veröffentlicht am 16.06.2020

Fesselnd, faszinierend, verwirrend und ganz anders wie gedacht!

Marta schläft
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Ein Thriller mit vielen Puzzleteilchen, die sich spannend, fesselnd und langsam zu einem Ganzen zusammenfügen. Als Leser ist man gefangen in den Gedanken der Charaktere und entwickelt dabei Mitleid, Fassungslosigkeit ...

Ein Thriller mit vielen Puzzleteilchen, die sich spannend, fesselnd und langsam zu einem Ganzen zusammenfügen. Als Leser ist man gefangen in den Gedanken der Charaktere und entwickelt dabei Mitleid, Fassungslosigkeit und Unverständnis.

Nadja ist eine junge Frau, die durch ihre schwere und traumatische Kindheit mit Problemen behaftet ist, gerne in der Anonymität lebt und andere Menschen um ihr sorgloses Leben beneidet. Was ist mit ihr passiert, dass sie immer wieder Unvorhergesehenes aus der Bahn wirft und sie gerade in eine gefühlte, ausweglose Situation bringt? Nadja wird in ein abgelegenes Haus in den Spreewald gelockt und muss unter Zwang ein Spiel spielen, bei dem es um Leben und Tod geht. Wer wird es gewinnen?

Voller Erwartungsfreude habe ich nach „Liebes Kind“ auf das neue Buch „Marta schläft“ von Romy Hausmann hin gefiebert und sie hat mich mit einem Thriller überrascht, der eine spannende Herausforderung war, für unheimlich viele Fragen und Verwirrtheit in meinem Kopf gesorgt hat, eine bedrückende Atmosphäre verströmte und eine Entwicklung nahm, mit der ich überhaupt nicht gerechnet habe. Am Anfang fühlt man sich etwas überfordert, durch die zusammenhanglos scheinenden Geschehnisse, doch später lassen einen die Gedanken und Handlungen der psychopathischen Charaktere nicht mehr los. Alle Protagonisten sind durchweg unsympathisch, die aber perfekt zur Story und der dramatischen und beklemmenden Stimmung in der Geschichte passen. Erzählt wird auf verschiedenen Zeitebenen, die immer wieder zwischendurch durch Briefe an einen Unbekannten unterbrochen werden. Wer ist der Verfasser und für wen sind diese von Schuld, Verzweiflung und auf Vergebung hoffenden Botschaften gedacht? Was ist an diesem 17. Juni 1999 Furchtbares passiert, der immer wieder erwähnt wird und der das Leben von einigen Menschen so verändert hat? Wie passt die Geschichte von Nelly und Paul ins Geschehen hinein und welche Rolle spielen Laura und Gero? Irre, wie einer hier die Schicksale von Menschen manipuliert. Gänsehaut hatte ich bei der Gerichtsverhandlung, die unheimlich düster und atmosphärisch im Haus der Großmutter von Laura beginnt und im weiteren Verlauf eine außer Kontrolle geratene Entwicklung nimmt. Welches Motiv hinter dem Ganzen steckt hat mich echt geschockt und der Ausgang nach den erschütternden Ereignissen überraschte mich erst recht.

Romy Hausmann hat in ihrem Buch sehr stark polarisierende Charaktere erschaffen. Nadja Kulka ist eine verstörte, psychisch labile, körperlich angeschlagene, und von Panikattacken geplagte junge Frau, die immer mit dem Gedanken spielt, was andere Menschen von ihr denken. Sie sehnt sich nach Freundschaft und Anerkennung und ist dafür zu allem bereit. Nadja kämpft gegen ihre Ängste, wächst über sich hinaus, wird manipuliert und sucht einen Ausweg aus der verfahrenen Situation. Immer wieder hat sie großes Mitleid bei mir entfacht. Kopfschütteln, Wut, Fassungslosigkeit und Unverständnis hat Gero van Hoven bei mir erzeugt. Als Inhaber einer erfolgreichen Anwaltskanzlei, treusorgender Ehemann und Vater ist er angesehen und hat ein Saubermann-Image. Doch der äußere Schein trügt. Er benutzt Menschen, ist unter Druck furchtbar unbeherrscht, kaltblütig, psychopathisch und selbstherrlich. Er liebt es, wenn seine Frau Laura nett und fügsam ist, doch kann das auf Dauer gut gehen? In ihren Nebenrollen fand ich Nelly Schütt und Paul Heger auch sehr gut dargestellt. Ebenfalls zwei interessante Charaktere, die mit Problemen behaftet sind und das Pech haben, den falschen Menschen zu begegnen.

Mein Fazit:

Das hinter dem Titel „Marta schläft“ so ein ungewöhnlicher und spannender Psychothriller steckt habe ich nicht vermutet. Romy Hausmann hat mir definitiv aufregende Lesestunden beschert. Wenn der Anfang der Geschichte nicht so eine Verwirrung bei mir gestiftet hätte, hätte es von mir die volle Punktzahl gegeben. So sind es 4 hochverdiente Sterne geworden.

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