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Veröffentlicht am 18.06.2020

Die Bedeutung der kostbaren Bronzescheibe

Die Kinder von Nebra
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Vor fast 4000 Jahren im Gebiet rund um Saale und Unstrut: Seit Längerem herrscht Fürst Orkon über die Menschen und verbreitet Angst und Schrecken. Kaum jemand wagt es, sich gegen ihn aufzulehnen. Wer es ...

Vor fast 4000 Jahren im Gebiet rund um Saale und Unstrut: Seit Längerem herrscht Fürst Orkon über die Menschen und verbreitet Angst und Schrecken. Kaum jemand wagt es, sich gegen ihn aufzulehnen. Wer es doch tut, bezahlt meist mit dem Leben. Auch Ranas Familie ist der Mächtige ein Dorn im Auge. Dabei geht es ihnen im Dorf Altorp vergleichsweise gut. Mutter Herdis ist eine angesehene Priesterin, in deren Fußstapfen die 18-jährige Frau treten soll. Auch Vater Utrik hat als Schmied ein gutes Auskommen und einen hervorragenden Ruf. Was niemand außerhalb der Familie weiß: Utrik hat eine kostbare Himmelsscheibe geschaffen, die in den falschen Händen noch mehr Leid verursachen könnte...

„Die Kinder von Nebra“ ist ein historischer Roman von Ulf Schiewe.

Meine Meinung:
Der Roman besteht aus 18 eher längeren Kapiteln, die sich in mehrere Abschnitte unterteilen. Schön finde ich die Idee, die Kapitel nach den Göttern der damaligen Zeit zu benennen. Der Aufbau funktioniert gut.

Der Schreibstil ist anschaulich und schafft - dank viel wörtlicher Rede - eine lebhafte Atmosphäre. Dabei fehlt es nicht an ausdrucksvollen Beschreibungen, um dem Leser ein umfassendes Bild der damaligen Landschaft und Begebenheiten zu machen. Nur sprachlich ist der Roman teilweise nicht so authentisch. Erzählt wird aus verschiedenen Perspektiven im Präsens und in chronologischer Reihenfolge.

Ein Fokus der Geschichte liegt auf Rana, einer mutigen und etwas impulsiven Protagonistin, die meine Sympathie gewinnen konnte. Auch weitere interessante Charaktere tauchen auf. Trotz deren Vielzahl fällt es nicht schwer, den Überblick zu behalten. Obwohl man durchaus Einblicke in das Innenleben unterschiedlicher Personen erhält, wirken manche Figuren leider ein wenig eindimensional, was vor allem auf die Bösen zutrifft.

Die Thematik der Himmelsscheibe hat meine Neugier auf den Roman geweckt. Zwar gibt es aus der Zeit vor fast 4000 Jahren nicht so viele Zeugnisse wie aus späteren Epochen. Die fundierte Recherche ist der Geschichte jedoch anzumerken. Sie wird nicht nur in den interessanten Anmerkungen des Autors dokumentiert, sondern spiegelt sich in vielen Textstellen wider. Ein Glossar gibt Aufschluss über Orte und Begriffe aus jener Zeit. Immer dann, wenn genaue Kenntnisse durch die Archäologie bisher nicht vorhanden sind, hat der Schriftsteller Fakten und Fiktion auf sinnvolle Weise verknüpft. So hat er eine Liste mit Göttern und eine zu den im Buch erwähnten Klans erstellt. Zum Zusatzmaterial gehören außerdem eine Personenübersicht und eine Karte.

Die Handlung nimmt zu Beginn nur langsam Fahrt auf, wird aber dann spannend und abwechslungsreich. Mehrere Überraschungen und Wendungen sorgen dafür, dass der 600 Seiten umfassende Roman kurzweilig und unterhaltsam bleibt.

Das Cover mit der Himmelsscheibe gefällt mir. Es passt sowohl zum Genre als auch zur Geschichte. Das Wort „Kinder“ im Titel könnte eventuell missverstanden werden.

Mein Fazit:
Mit „Die Kinder von Nebra“ hat mich Ulf Schiewe wieder einmal nicht enttäuscht. Durch das spannende Thema und die abenteuerreiche Handlung ist das Buch nicht nur für eingefleischte Fans historischer Romane eine empfehlenswerte Lektüre.

Veröffentlicht am 18.06.2020

Über den Wert des Lebens

Der Funke des Lebens
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Eine Frauenklinik in Jackson im US-Bundesstaat Mississippi: Dort, wo sonst Abtreibungen vorgenommen werden, herrscht jetzt ein Ausnahmezustand. Ein Mann ist in das Center eingedrungen, schießt um sich ...

Eine Frauenklinik in Jackson im US-Bundesstaat Mississippi: Dort, wo sonst Abtreibungen vorgenommen werden, herrscht jetzt ein Ausnahmezustand. Ein Mann ist in das Center eingedrungen, schießt um sich und nimmt Geiseln. Hugh McElroy wird als Unterhändler der Polizei hinzugerufen. Er soll mit dem Amokläufer verhandeln, um die Geiseln zu befreien. Zu seinem Entsetzen muss er erfahren, dass sich auch seine 15-jährige Tochter Wren in der Klinik befindet...

„Der Funke des Lebens“ ist ein Roman von Jodi Picoult.

Meine Meinung:
Der Roman besteht aus zehn Kapiteln, die in mehrere Abschnitte unterteilt sind. Zudem gibt es einen Epilog. Der Aufbau ist recht ungewöhnlich: Erzählt wird in umgekehrter Reihenfolge. Die Handlung wird in Ein-Stunden-Schritten rückwärts dargestellt: von 17 bis 8 Uhr. Der Epilog springt dann zu 18 Uhr. Diese Struktur nimmt zwar einiges an Spannung aus dem Geschehen, rückt aber die Personen und ihre Hintergründe in den Fokus.

Der Schreibstil ist anschaulich und eindringlich. Der Autorin gelingt es, mit wenigen Worten sehr viel zu vermitteln.

Im Mittelpunkt der Geschichte stehen gleich mehrere, ganz unterschiedliche Charaktere. Sie werden detailliert und vielschichtig dargestellt, was sie zu lebensnahen Protagonisten macht, deren Gedanken und Gefühle sehr gut deutlich werden. Durch die Vielzahl an Hauptfiguren gelingt es, verschiedene Facetten des Themas zu beleuchten. Allerdings wirkt die Geschichte überfrachtet und liest sich etwas mühsam, da der Fokus häufig von einer Person zu anderen wechselt.

Die Debatte um Abtreibungen hat mich an der Geschichte besonders gereizt und ist die Stärke des Romans. Die kontroverse Thematik wird aus unterschiedlichen Blickwinkeln betrachtet. Argumente von sowohl Gegnern als auch Befürwortern werden ausführlich dargelegt. Dabei bezieht die Autorin nicht klar Stellung und schreibt nicht mit erhobenem Zeigefinger, sondern lässt dem Leser Raum, selbst nachzudenken und sich eine eigene Meinung zu bilden. Ein weiterer Pluspunkt.

Positiv fällt außerdem auf, dass viel Recherche in dem Roman steckt. Dafür sind nicht nur das interessante Nachwort und die Bibliografie ein Indiz. Auch die Lektüre des Romans an sich ist gleichsam unterhaltsam und wegen der eingebetteten Fakten lehrreich.

Das Cover der gebundenen Ausgabe gefällt mir mit seiner modernen, ansprechenden Optik sehr gut. Weswegen der amerikanische Originaltitel („A Spark of Light“) nicht wörtlicher übersetzt wurde, erschließt sich mir nicht.

Mein Fazit:
„Der Funke des Lebens“ von Jodi Picoult ist ein interessanter, aber auch etwas überladener Roman, der wichtige Denkimpulse zu einem spannenden Thema liefert.

Veröffentlicht am 13.05.2020

Ein Star der Renaissance

Raffael - Das Lächeln der Madonna
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Italien zu Anfang des 16. Jahrhunderts: Der Maler Raffael Sanzio gilt schon mit 20 Jahren als neuer Stern am Himmel der Renaissance. Von Urbino kommt er über Siena und Florenz schließlich bis nach Rom. ...

Italien zu Anfang des 16. Jahrhunderts: Der Maler Raffael Sanzio gilt schon mit 20 Jahren als neuer Stern am Himmel der Renaissance. Von Urbino kommt er über Siena und Florenz schließlich bis nach Rom. Dort malt der junge Künstler für Kardinäle, Könige und sogar den Papst. Er wird Baumeister des Petersdoms. Doch Raffael hat auch mit Widrigkeiten zu kämpfen und gerät in Machtkämpfe hinein. Er ist mit der Tochter eines mächtigen Mannes verlobt. Sein persönlichstes und zugleich skandalträchtigstes Bild zeigt allerdings eine andere Frau, eine junge Bäckerin, nackt: Margherita Luti.

„Raffael - Das Lächeln der Madonna“ ist der historische Debütroman von Noah Martin.

Meine Meinung:
Der Roman beginnt mit einem Prolog und endet mit einem Epilog. Er besteht außerdem aus 54 Kapiteln mit einer angenehmen Länge, die sich über zwei Teile erstrecken. Die Handlung spielt an unterschiedlichen Orten in Italien und umfasst die Jahre 1494 bis 1520. Einheitliche Orts- und Zeitangaben erleichtern die Orientierung. Auch eine Karte von Italien anno 1500 ist ein sinnvolles Extra. Der Aufbau des Romans funktioniert ganz gut.

Der Schreibstil ist anschaulich und - dank viel wörtlicher Rede - lebhaft. Erzählt wird aus verschiedenen Perspektiven.

Im Mittelpunkt der Geschichte steht natürlich Raffael, der authentisch wirkt. Aber auch eine Vielzahl weiterer Charaktere taucht im Roman auf, die sich nicht so leicht überblicken lässt. Hilfreich ist daher die Übersicht über die Figuren, die historische Personen als solche ausweist.

Die Idee, einen Roman zum 500. Todestag von Raffael zu schreiben, finde ich schön. Ich habe gerne mehr über das Leben und Schaffen des bekannten Malers erfahren. Dem Autor gelingt es, Wissenswertes über die Persönlichkeit und ihr Umfeld auf unterhaltsame Weise zu vermitteln. Das Nachwort klärt darüber auf, welche Teile auf wahren Begebenheiten basieren und welche fiktiven Anteile der Roman enthält. Es dokumentiert die fundierte Recherche des Autors.

Auf mehr als 600 Seiten ist die Geschichte kurzweilig und abwechslungsreich. Nur an wenigen Stellen empfinde ich die Handlung als ein wenig übertrieben und überfrachtet.

Das Cover, das Raffaels Madonna-Gemälde zeigt, passt sehr gut zum Roman. Auch der Titel ist treffend.

Mein Fazit:
„Raffael - Das Lächeln der Madonna“ von Noah Martin ist ein gelungener Roman, der mir schöne Lesestunden beschert hat. Eine empfehlenswerte Lektüre nicht nur, aber vor allem von Fans historischer Schmöker.

Veröffentlicht am 07.05.2020

Alte Heimat, alte Geheimnisse

VERGESSEN - Nur du kennst das Geheimnis
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Der kleine Ort Hywelphilly in den Brecon Beacons (Wales): Nach dem Selbstmordversuch ihres Mannes Adrian versucht Kirsty, sich mit ihrer Familie in einem Gästehaus ein neues Leben aufzubauen. Mit ihrem ...

Der kleine Ort Hywelphilly in den Brecon Beacons (Wales): Nach dem Selbstmordversuch ihres Mannes Adrian versucht Kirsty, sich mit ihrer Familie in einem Gästehaus ein neues Leben aufzubauen. Mit ihrem Liebsten und den Töchtern Amelia (11) und Evie (6) will sie einen Neuanfang in der alten Heimat. Plötzlich taucht Selena bei ihr auf. Dabei wollte sie sie doch nie mehr wiedersehen. Was möchte Selena? Und warum findet Kirsty jeden Morgen einen verwelkten Blumenstrauß vor der Tür? Dann wird ein Mord begangen und alte Geheimnisse drohen enthüllt zu werden...

„Vergessen - Nur du kennst das Geheimnis" ist ein Thriller von Claire Douglas.

Meine Meinung:
Der Thriller besteht aus 40 Kapiteln mit einer angenehmen Länge, die sich über zwei Teile („Davor“ und „Danach“) erstrecken. Vorangestellt ist ein kurzer Prolog. Erzählt wird überwiegend in der Ich-Perspektive aus der Sicht von Kirsty, wobei das Geschehen im zweiten Halbjahr 2017 spielt. Zwischendurch gibt es aber zwei Kapitel, bei denen es sich um Rückblenden in die weiter zurückliegende Vergangenheit handelt. Dieser Aufbau ist gut durchdacht und funktioniert super.

Der Schreibstil ist unspektakulär, aber lebhaft und fesselnd. Die Geschichte beginnt mit einem Knall.

Die Charaktere werden interessant dargestellt. Die Protagonisten sind allesamt unsympathisch und ein wenig seltsam, was mich bei einem Thriller jedoch nicht stört. Leider konnte ich viele Verhaltensweisen aber nicht nachvollziehen.

Auf fast 450 Seiten ist der Thriller kurzweilig und kommt weitestgehend ohne Längen aus. Das liegt einerseits daran, dass er inhaltlich durchaus vielschichtig ist. Es geht um menschliche Abgründe, Familienkonflikte, Lügen und Geheimnisse. Andererseits kann die Handlung mit mehreren Wendungen überraschen. Auch das Ende ist schlüssig und nicht zu sehr vorhersehbar. Allerdings wirkt die Geschichte bisweilen recht konstruiert und ein bisschen übertrieben.

Das Cover ist austauschbar, aber ansprechend gestaltet. Der deutsche Titel weicht deutlich vom Original („Do not disturb“), passt jedoch auch gut.

Mein Fazit:
„Vergessen - Nur du kennst das Geheimnis" von Claire Douglas ist ein unterhaltsamer Thriller mit vielen Stärken und nur wenig Schwächen. Eine empfehlenswerte Lektüre für alle Fans der Spannungsliteratur.

Veröffentlicht am 03.05.2020

Der späte Antrag

Die Mitte ist ein guter Anfang
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Zum 49. Geburtstag erwartet Eva Hitz eine besondere Überraschung: Nach 22 Jahren Beziehung macht ihr Lebensgefährte Arne der Restauratorin einen Antrag. Die Mutter der gemeinsamen Tochter Frida (15) ist ...

Zum 49. Geburtstag erwartet Eva Hitz eine besondere Überraschung: Nach 22 Jahren Beziehung macht ihr Lebensgefährte Arne der Restauratorin einen Antrag. Die Mutter der gemeinsamen Tochter Frida (15) ist zunächst einmal überfordert. Wieso kommt Arne nun nach all der Zeit noch mit dieser Frage? Hat er etwas zu verbergen? Eva ist nicht nur angesichts seiner Motive skeptisch, sondern hat auch Zweifel, ob die Ehe wirklich eine gute Idee ist. Schließlich ist der Partnerschaft im Laufe der Zeit die Leidenschaft abhanden gekommen. Ihre Tochter hingegen ist begeistert von dem Hochzeitswunsch. Was soll Eva jetzt tun?

„Die Mitte ist ein guter Anfang“ ist ein Roman von Franka Bloom.

Meine Meinung:
Der Roman besteht aus vier Teilen, die sich wiederum in 40 Kapitel mit einer angenehmen Längen gliedern. Erzählt wird in chronologischer Reihenfolge in der Ich-Perspektive aus der Sicht von Eva. Der Aufbau funktioniert gut.

Der Schreibstil ist einfach und unspektakulär, aber locker und anschaulich. Er wirkt – dank viel wörtlicher Rede – recht lebhaft. Der Einstieg fällt sehr leicht.

Im Fokus der Geschichte steht Eva, eine sympathische Protagonistin, deren Verhalten authentisch und verständlich ist. Ihre Gedanken und Gefühle lassen sich gut nachvollziehen. Auch die übrigen Charaktere erscheinen lebensnah und ausreichend detailreich dargestellt.

Inhaltlich ist der Roman tiefgründiger und vielschichtiger als erwartet. Die Geschichte dreht sich nämlich nicht ausschließlich um die Liebe, sondern auch um Lebensträume, Sehnsüchte, Unabhängigkeit und ähnliche Themen. Somit gibt der Roman durchaus Impulse, über sich selbst und sein Leben nachzudenken. Der Geschichte ist außerdem anzumerken, dass die Autorin damit Erfahrung hat, wenn nach 20 Jahren Partnerschaft plötzlich die Ehe doch noch zum Thema wird.

Die mehr als 400 Seiten sind recht kurzweilig geraten. Dafür sorgen mehrere Wendungen und Zwischenfälle. Das macht die Handlung zwar nicht durchweg realistisch. Dennoch habe ich mich gut unterhalten gefühlt, was unter anderem auch an vielen humorvollen Passagen liegt.

Das Cover schafft Aufmerksamkeit. Allerdings erschließt sich mir der inhaltliche Sinn des Flamingos leider nicht. Andererseits passen Optik und Titel gut zu den anderen Romanen der Autorin und erzeugen einen Wiederkennungseffekt.

Mein Fazit:
„Die Mitte ist ein guter Anfang“ von Franka Bloom ist ein unterhaltsamer Roman. Eine Lektüre, die mich nicht in allen Punkten begeistert hat, aber für schöne Lesestunden sorgt.