Weihnachtlicher Selbstfindungsroman, der Inspiration bieten will. Leider ist er zum Teil, zu gefällig und oberflächlich geraten
Das Weihnachtswunder von Hope StreetEin Jahr zuvor:
Die attraktive Ruth Ryans lebt in Irland und hat nach außen hin alles, wovon andere nur träumen. Einen aufregenden, spannenden Job, wegen dem sie viel in der Öffentlichkeit steht und beliebt ...
Ein Jahr zuvor:
Die attraktive Ruth Ryans lebt in Irland und hat nach außen hin alles, wovon andere nur träumen. Einen aufregenden, spannenden Job, wegen dem sie viel in der Öffentlichkeit steht und beliebt ist und eine sympathische Familie. Doch die äußere Fassade trügt. Ruths Dad befindet sich in einer Art Dämmerzustand, bekommt nur noch sehr selten mit, wenn sie ihn im Pflegeheim besucht und zudem fühlt sie sich in dem wunderschönen aber großen Elternhaus sehr einsam. Ruths Mutter verließ die vierköpfige Familie schon, als Ruth und ihre Schwester noch im Teenageralter waren und kehrte nie zurück und Ruth, die keinen Lebensgefährten hat, fällt, als ihr Dad plötzlich stirbt, in ein tiefes, seelisches Loch.
Gegenwart:
Noch immer hat sich Ruth nicht vom Tod ihres Vaters erholt. Sie weiß nichts mit sich anzufangen und ergeht sich in ihrer Traurigkeit. Erst dem Keller Michael, der in dem Cafe arbeitet das Ruth oft besucht weil sie mit der Besitzerin befreundet ist, gelingt es, sie aus ihrer lähmenden Lethargie zu reißen. Allerdings machen seine Worte Ruth auch sehr wütend. Erst als sie erfährt, dass es sich bei ihm um den Stadtstreicher handelt, dem sie ein Jahr zuvor Geld zusteckte, bevor sie von der Todesnachricht ihres Dads erfuhr, wird sie nachdenklich.
Da sie eine Kolumne für Lebensfragen betreibt, schreiben ihr tagtäglich viele verzweifelte Menschen. Ein paar davon wählt sie nun sorgfältig aus, denn sie plant, diesen unbekannten, einsamen Menschen ein unvergessliches Weihnachtsfest in ihrem Hause zu bereiten. Und Michael, bei dem ihr Herz schneller klopft, soll ihr bei der Zubereitung des Festessens helfen. Aber auch Michael hat eine traurige Vorgeschichte und schleppt seelische Altlasten mit sich herum…
Auf der Suche nach passender, stimmungsvoller Weihnachtslektüre, die ganz ohne Kitschfaktor auskommt, stieß ich irgendwann auch auf „Das Weihnachtswunder von Hope Street“. Zugegeben, ein wenig verliebte ich mich vorab in das wunderschöne, glitzernde Romancover und erhoffte mir eine schöne weihnachtliche Geschichte mit viel Herz und Romantik.
Nun, nach dem Lesen, bin ich zwiegespalten bei meiner Bewertung. Sicherlich, die Ausgangssituation, überhaupt die Story an sich, ist gut durchdacht. Ebenfalls gut hat mir an dem Roman gefallen, dass er, vor allem, menschliche Werte in den Fokus stellt. Der Roman erinnert stark an christliche Romances, was an sich ja zunächst einmal nichts Schlechtes ist, im Gegenteil! Doch ich fand einfach, dass die Autorin zuviel wollte und sich teilweise ein wenig verzettelt hat. Zunächst einmal stellt sie alle Akteure und ihren familiären/persönlichen Hintergrund vor. Zwar beschreibt sie deren Situationen verständlich, doch waren mir die, jeweils, knapp zwei, drei Seiten viel zu kurz geraten um sich richtig in die Akteure hineindenken zu können.
Kommen wir zu Ruth.
Ruths leidet, nach wie vor, sehr unter dem frühen Fortgang ihrer Mutter und dem Tod ihres Vaters. Sie fühlt sich einsam und allein, weigert sich jedoch, der Bitten um Aussprache seitens der Mutter, nachzugeben. Und ich fand, dass passte so gar nicht zur weiblichen Hauptfigur. Denn die, die anderen so lebenskluge Ratschläge gibt, weigert sich einfach rundherum, ihre Mutter zumindest einmal anzuhören? Ruth lernt, durch andere Menschen, auch Michael, schließlich dazu, doch fand ich ihr Verhalten und ihre Vorverurteilungen Michael gegenüber schwierig.
Ruth wirkte leider alles andere als sympathisch auf mich. Auch Michael konnte mich auf gefühlsmäßiger Ebene so gar nicht erreichen. Dass er Ruth den Kopf zurechtrückt, okay, aber im Laufe des Romans betet er dann entweder nur noch sinnige Lebensweisheiten herunter oder aber, er singt Loblieder auf Ruth, die ja so wahnsinnig verständnisvoll ist, viel Herz besitzt, anderen so gut zuhören kann, etc. Lediglich als beide sich über Michaels Problem austauschen, gewinnt die Story ein wenig an Farbe, doch löst sich alles dann wieder dermaßen schnell in Wohlgefallen auf, dass ich enttäuscht zurück blieb. Die Liebesgeschichte zwischen beiden konnte mich ebenfalls nicht berühren, denn auch diese wird kurz und knapp behandelt, so dass nicht viel Zeit für Romantik bleibt.
Dabei fand ich die Idee des Romans, wunderbar und inspirierend. Und zugegebenermaßen gelingt es Emma Heatherington durchaus, Stimmungen und die Verzweiflung und Einsamkeit ihrer Figuren greifbar zu machen. Und in Ansätzen, regt der Roman auch zum Nachdenken an. Doch ich fand einfach, dass es, zu wenig, leise Untertöne in dieser Geschichte gab. Stattdessen wird die gute Botschaft, buchstäblich, vor die Stirn der Leserschaft gemeißelt. Die Story größtenteils, plätschert dazu belanglos vor sich hin. Es ist kein schlechter Roman, aber auch keiner, der die Seele des Lesers, ganz und gar, gefangen nehmen kann.
Kurz gefasst: Weihnachtlicher Selbstfindungsroman, der Inspiration bieten will. Leider ist er zum Teil, zu gefällig und oberflächlich geraten.