Profilbild von MarySophie

MarySophie

Lesejury Star
offline

MarySophie ist Mitglied der Lesejury

Melde dich in der Lesejury an, um dich mit MarySophie über deine Lieblingsbücher auszutauschen.

Anmelden

Meinungen aus der Lesejury

Veröffentlicht am 13.07.2020

Mohnschwestern

Mohnschwestern
0

Handlung:
1943
Lotte kann es selbst kaum glauben. Aus heiterem Himmel steht ein Soldat in ihrem Garten und blickt ihr in die Augen. Und so plötzlich wie er da stand, so schnell ist er auch wieder verschwunden. ...

Handlung:
1943
Lotte kann es selbst kaum glauben. Aus heiterem Himmel steht ein Soldat in ihrem Garten und blickt ihr in die Augen. Und so plötzlich wie er da stand, so schnell ist er auch wieder verschwunden. Doch Lotte kann ihn nicht vergessen. Und dem jungen Mann geht es ähnlich. Immer wieder kreuzen sich ihre Wege und eine zarte, aber auch starke Liebe entsteht. Eine Beziehung will Wilhelm aber nicht zulassen, er arbeitet im Widerstand und will Lotte schützen. Ein Bild voller Mohnblumen wird das Symbol ihrer Liebe und erinnert sie an viele gemeinsame Stunden. Aber kann ihre Liebe durchhalten und den Krieg überstehen?

2018
Hazel ist nicht richtig zufrieden mit ihrer Lebenssituation. Sie kann einen Mann nicht vergessen, obwohl dieser sie betrogen hat. Bei Mathilda, einer alleinstehenden Rentnerin, der Hazel Gesellschaft leisten will, sieht sie ein Bild voller Mohnblumen. Hazel ist fasziniert davon und möchte gerne mehr von dem Bild wissen. Aber auch von Mathilda...

Meinung:
Das Cover finde ich gut. Ich mag die Mischung aus verblassten Farben und lebendigen Details wie die Blumen oder das Paar im Vordergrund. So entsteht ein charmanter Wechsel, zudem ist das gesamte Bild ausgeglichen und sehr angenehm zu betrachten. Vielleicht wäre es ganz cool gewesen, die Mohnblumen in einem kräftigeren Rot zu gestalten, damit ein direkterer Bezug zum Titel entsteht. Zudem haben die genannten Blumen für mich stets das charakteristische Rot und ich bringe sie nur schwer mit einem zarteren Orangeton in Verbindung. Doch vielleicht wurden sie auch absichtlich verblasst dargestellt, um etwas Vergangenes zu symbolisieren oder um die Verbindung zu der Handlung in der Vergangenheit darzustellen. Insgesamt aber trotzdem ein gelungenes und stimmiges Bild, welches mir in einer Buchhandlung aufgefallen wäre.

Und genau wegen dem Cover bin ich auf den Roman aufmerksam geworden. Erst dadurch wurde mein Interesse geweckt und ich habe den Wunsch verspürt, die Inhaltsangabe zu lesen. Und auch diese hat mich angesprochen, wodurch ich das Buch nun unbedingt lesen wollte. Ich hatte im Vorhinein keine andere Meinung gelesen oder auch nur nachgeschaut, wie andere Leser das Buch anhand von einer Sterne-Bewertung beurteilt haben. Und genau deshalb konnte ich vollkommen ohne eine Beeinflussung den Roman lesen und mir ein eigenes Urteil bilden. An dieser Stelle möchte ich mich noch einmal ganz herzlich bei dem HarperCollins Verlag für die Bereitstellung des Rezensionsexemplares bedanken!

Tatsächlich empfand ich den Anfang des Buches etwas verwirrend. Der Prolog lässt sich nicht wirklich zuordnen, tatsächlich habe ich ihn recht schnell vergessen und erst am Ende wieder daran gedacht und ein wenig gerätselt, was er aussagen will und in welchem Zusammenhang er zu der restlichen Handlung steht. Dann gibt es ein Kapitel, in denen Erlebnisse eines Abends im Jahr 1944 geschildert werden und danach gibt es einen Zeitsprung zum Jahr 1943. Ich weiß nicht ob ich es so gut finde, dass es den Abschnitt aus dem Jahr 1944 schon so früh gibt. Weniges wird bereits verraten und mir hätte es besser gefallen, wenn dieses Kapitel chronologisch in die restliche Geschichte eingebunden worden wäre. Sodass es nur den Prolog gibt und direkt danach die Haupthandlung beginnt. So fand ich es etwas verwirrend und ich brauchte meine Zeit, um mit den ständigen Wechseln klarzukommen.
Obwohl ich von dem Anfang nicht ganz überzeugt war, hat mir schon dort die Schreibweise richtig gut gefallen. Viele der beschriebenen Szenen konnte ich mir sehr bildhaft vorstellen und auch die Protagonisten kamen lebendig und authentisch daher. Insgesamt lässt sich das Buch flüssig und einfach lesen, man kommt schnell voran und die Geschichte endet schneller, als ich wollte. Immer bleibt Platz für Spekulationen und häufig wird man von einigen Wendungen überrascht. Wenn die Handlung von 1944 nicht direkt am Anfang gewesen wäre, wäre die Handlung des Romans noch spannender gewesen.
Auch die Abschnitte aus der Gegenwart haben ihren eigenen Charme und ich fand es besonders interessant, wie kurz und bündig diese gehalten wurden. Sie muten fast wie eine Art Kurzgeschichte oder eine kleine Erzählung an. Zudem könnte man sie auch unabhängig von der restlichen Handlung lesen, sie ergeben eine eigenständige Geschichte, die etwas Besonderes an sich hat.

Wie sich schon anhand der Inhaltsangabe erkennen lässt, spielt die Geschichte auf zwei zeitlichen Ebenen. Einmal reist man mit Lotte und Wilhelm in die Zeit des Zweiten Weltkrieges, erlebt die tägliche Angst mit und kann nachvollziehen, wie die Menschen zu den Ereignissen stehen. Abwechselnd dazu gibt es dann noch Abschnitte aus der Gegenwart, in denen man Hazel ein Stück ihres Weges begleitet. An sich gefällt mir dieser Wechsel gut, es entstehen durch Hazels Kapitel immer wieder ruhigere Momente und man sich nochmals deutlich vor Augen rufen, wie schrecklich die Kriege waren und wie dankbar wir sein können, diese Schreckensjahre nicht miterlebt zu haben. Doch ich muss sagen, dass mich die Handlung in der Gegenwart auch etwas zwiegespalten zurücklässt. Sie ist wunderbar geschrieben und hat Charme. Doch manchmal wirkte sie auch etwas fehl am Platz und sie konnte mich einfach nicht so überzeugen. Zu Lotte, Wilhelm und ihren Freunden hatte ich einen Zugang gefunden und konnte sie einschätzen. Hazel hingegen blieb immer etwas blass und war mir nie lebendig genug. Die Handlung zur Zeit des Zweiten Weltkrieges hat mich mehr angesprochen und war deutlich spannender. Hazels Kapitel waren ein netter Zusatz, der nicht zwingend notwendig gewesen wäre.

Mit dem Setting hatte ich insoweit Probleme, dass mir irgendwie ein Stadtname gefehlt hat. Dieser wurde nie explizit genannt, was ich merkwürdig fand. Den ansonsten bin ich mit der Darstellung des Settings vollkommen zufrieden. Ich konnte mir viele Örtlichkeiten ziemlich genau vorstellen, seien es Häuser, Straßen oder Wohnungen. Etwas schwierig war es, die Dimensionen von Entfernungen zu erfassen, damit hatte ich ein paar kleine Probleme, aber insgesamt bin ich mir dem Setting vollkommen zufrieden, mir ist es immer wichtig, dass ich von den Orten genaue Bilder vor Augen habe und sie mit vorstellen kann, was hier der Fall war.

Als kleines Vorwort erwähnt die Autorin, dass nicht alle Details exakt so überliefert wurden und die Protagonisten, Handlungen und Orte erfunden sind. Fand ich gar nicht schlimm, es herrscht künstlerische Freiheit und daraus kann ja trotzdem ein hervorragender Roman entstehen. Ein großes Thema nehmen der Widerstand und die Judenverfolgung ein, ansonsten werden nur sehr wenige historische Begebenheiten erwähnt oder genannt. Was mir ein wenig gefehlt hat. Denn so hat es etwas den Anschein, als wäre der Krieg in der Stadt nicht richtig angekommen und die Menschen leben bis auf wenige Ereignisse, die mal kurz die Augen öffnen, einfach weiter. Lebensmittel- oder Stoffknappheit gibt es nicht wirklich und auch in anderen Angelegenheiten scheint die Stadt nicht vom Krieg betroffen zu sein.

Ich hatte ja bereits erwähnt, dass ich mit den Protagonisten aus der Vergangenheit gut zurechtgekommen bin, sie als lebendig und gut durchdacht bezeichnen würde und sie gerne eine begrenzte Zeit lang begleitet habe. Sie hatten alle unterschiedliche Wesen und Ziele, manche haben den Krieg gutgeheißen, andere kritisiert und sich ihre eigene Meinung gebildet. Kein einziger Charakter kommt stereotyp daher, sondern wirkt individuell. Ich finde auch, dass bei vielen eine Entwicklung zu sehen ist, allen voran natürlich bei Lotte, ihrer Familie und ihren Freunden. Sie ändern sich merklich durch den Krieg und bekommen andere Sichtweisen und nehmen nicht alles so hin. Sie hinterfragen manche Dinge immer mehr und wollen aktiv etwas an der Situation ändern.
In der Handlung der Gegenwart steht Hazel eindeutig im Mittelpunkt und ich werde auch nur zu ihrem Wesen etwas sagen. Alle anderen spielen eine sehr untergeordnete Rolle und im Grunde lernt man sie kaum kennen. Hazel finde ich schwierig. Sie ist nicht vollkommen zufrieden mit ihrem Leben, macht aber auch keine richtigen Anstalten, etwas zu ändern. Neben den stark gezeichneten und energischen Protagonisten zur Zeit des Zweiten Weltkrieges ist es klar, dass Hazel da nur blass herüberkommt und sie mich als Leser einfach nicht erreichen konnte. Es ist auch keine Entwicklung zu sehen, immerhin begleitet man die junge Dame einige Jahre und sie müsste eigentlich reifer werden und manches anders einschätzen, als vor einigen Jahren.

Fazit:
Ich bin ohne Erwartungen in den Roman gestartet und bin positiv überrascht. Ich hatte noch nie von der Autorin gehört und im Vorhinein keine Meinung dazu gelesen. Die Handlung klang für mich einfach spannend und ich konnte mich ganz darauf konzentrieren, mir vollkommen unbeeinflusst ein Urteil bilden.
Und ich fand den Roman wirklich gut. Mir hat die Handlung gefallen, ich bin der Geschichte mit Interesse gefolgt und hatte das Buch viel zu schnell ausgelesen. Trotzdem hatte ich leider einige Kritikpunkte, die ich angesprochen habe und für die ich einen Stern abziehe.
Wenn ihr auf einer leichteren Lektüre rund um den Zweiten Weltkrieg seid und keinen Roman sucht, der zu viel in die Tiefe geht, kann ich euch dieses Buch absolut empfehlen. Es hat mir gut gefallen, wird mir aber leider nicht ewig in Erinnerung bleiben.

  • Einzelne Kategorien
  • Cover
  • Erzählstil
  • Handlung
  • Charaktere
Veröffentlicht am 01.07.2020

Sturm über Sylt

Sturm über Sylt
0

Handlung:
Sylt 1914
Vor zehn Jahren hat Aletta die Insel heimlich verlassen. Sie hat ihre Familie und Freunde hinter sich gelassen, um sich ihren Traum zu verwirklichen: Aletta will Sängerin werden. Und ...

Handlung:
Sylt 1914
Vor zehn Jahren hat Aletta die Insel heimlich verlassen. Sie hat ihre Familie und Freunde hinter sich gelassen, um sich ihren Traum zu verwirklichen: Aletta will Sängerin werden. Und jetzt, nach fast genau zehn Jahren kehrt sie als erfolgreiche Sängerin auf die Insel zurück, um dort ein Konzert zu geben. Außerdem möchte Aletta Frieden mit ihrer Familie schließen und hofft, dass diese stolz auf die Tochter sein werden.
Aletta wird auf Sylt bejubelt, nur nicht von ihrer Familie. Die Mutter liegt im Sterben und schafft es nicht mehr, ihrer jüngeren Tochter ein Geheimnis anzuvertrauen. Und kurze Zeit später bricht der Erste Weltkrieg aus. Aletta beschließt auf der Insel zu bleiben und kommt nach und nach einem Geheimnis auf die Spur.

Meinung:
Das Cover gefällt mir deutlich besser als das des ersten Bandes. Es ist moderner, besser auf die Handlung zugeschnitten und wirkt auf mich einladender. Eine Dame, die recht schick gekleidet ist und für mich Ähnlichkeiten zu Aletta, der Hauptprotagonistin, hat. Sie befindet sich am Strand, im Hintergrund ist nicht nur das Meer, sondern auch die Weite des Himmels zu sehen. Ein sehr idyllisches Bild, ich gerate nur zu gerne in die Versuchung mir zu wünschen, selbst an dem Strand zu stehen. Auch die Schriftfarbe, sowie die Größe finde ich vollkommen in Ordnung, sodass insgesamt ein stimmiges und ansprechendes Bild entsteht.

Letzten Monat hatte ich den ersten Band der Sylt-Saga gelesen und wollte die zwei weiteren Bände innerhalb der nächsten Zeit lesen. Ich hatte gedacht, dass es kleine Gemeinsamkeiten gibt und manche Protagonisten aus dem ersten Band auch hier wieder auftreten. In älterer Version diesmal, schließlich gibt es knapp 35 Jahre Abstand zwischen den Teilen. Doch es gibt absolut keine Zusammenhänge, sodass man die einzelnen Bände auch gut unabhängig voneinander lesen kann. Trotzdem habe ich mir vorgenommen, dass ich den finalen Teil unbedingt im Juli lesen möchte, um die Reihe für mich zu beenden und auch um meinen Sub um ein weiteres Buch zu erleichtern!

Ich empfand die Sprache durchweg als einfach und leicht lesbar. Sie war mit nicht sehr viel Anspruch oder Hürden verbunden, es wurden nie Worte genutzt, die mir unbekannt waren. So ergibt sich ein stets gut verständlicher Sprachstil, der mir ein angenehmes und lockeres Lesen ermöglicht hat. Immer wieder gibt es kleine Rückblicke in die Vergangenheit und man kommt nach und nach einigen Heimlichkeiten auf die Spur. So blieb die Geschichte immer spannend und man kann gut überlegen, was noch alles passieren könnte und wie das große Geheimnis von Alettas Mutter am Ende ausfallen wird.

Und damit sind wir auch bei dem Punkt, den ich an dem Roman ganz hervorragend fand: die Spannung. Es werden ab und an einige Geheimnisse gelüftet und die Neugierde des Lesers wird so etwas befriedigt, doch ich hatte immer im Hinterkopf, dass es noch genügend unbeantwortete Fragen gibt. Der Geschichte ging also nie die Puste aus und sie konnte immer wieder überraschen.
Trotzdem gibt es regelmäßig Szenen, wo eine angenehme Ruhe herrscht und man auch als Leser besser entspannen und sich fallen lassen kann. Auf diese Weise entsteht eine angenehme Abwechslung, die mir beim Lesen viel Freude bereitet hat.
Es ist außerdem deutlich spürbar, wie die Handlung langsam aber sicher immer mehr Fahrt aufnimmt und die Spannung sich schrittweise erhöht. So läuft alles auf einen großen Höhepunkt am Ende hinaus, der zwar kommt, mir aber etwas zu schwach ist. Immerhin wird seitenlang auf das Ende hingearbeitet und mir ist es dann zu schnell und fast schon nebenbei gelöst. Ich kann mich an sich mit dem Schluss anfreunden, denn alle offenen Fragen sind geklärt und jede Ungereimtheit ergibt plötzlich einen Sinn. Aber es wurde halt ziemlich fix herbeigeführt und wurde etwas einfach gehalten, was mir nicht ganz so zusagt.

Tatsächlich fallen mir einige Gemeinsamkeiten mit dem ersten Band der Sylt-Reihe auf. Bei beiden Teilen gab es ein schnelles Ende, welches ziemlich abrupt kommt. Und auch die Protagonisten machen ähnliches durch, worüber ich aber nicht zu viel verraten möchte. Sonst würde ich der Handlung ein wenig vorwegnehmen, was ich natürlich nicht möchte.
Ich hoffe, dass mich der dritte und letzte Band mehr überraschen kann und nicht ähnliche Muster angewandt werden. Über mehr Abwechslung und weniger ähnliche Szenen würde ich mich freuen!

In meiner Rezension zu „Die Hebamme von Sylt“ habe ich noch das Setting bemängelt, welches mir hier um Welten besser gefällt. Ich empfand die verschiedenen Örtlichkeiten als viel lebendiger und besser vorstellbar. Ein jeder Ort hat eine stärkere Zeichnung erhalten und wirkte immer fassbar. Ich glaube, dass es dem Buch auch sehr geholfen hat, dass nur wenige Szenen in den Dünen stattfinden, sondern sich Aletta viel an öffentlicheren Plätzen aufhält und die Dimensionen daher einfacherer zu verstehen sind.
Teilweise haben die einzelnen Häuser eigene Stimmungen vermittelt und man hatte für den Ort einen positiven oder einen negativen Eindruck. Doch das kam nur selten mal vor, meist waren die Beschreibungen sehr schlicht und gaben nicht viel Platz für Emotionen.

Ab und an gibt es einen Hinweis darauf, wie viel Zeit seit dem Beginn der Handlung vergangen ist. Doch meistens hängt man schon ziemlich in der Schwebe und es ist nur schwer einzuschätzen, wie viel Zeit mittlerweile vergangen ist. Mal scheinen nur wenige Stunden zwischen einzelnen Szenen zu liegen, dann wieder mehrere Wochen. Doch genau sagen lässt sich dies nie. Genau das habe ich auch schon bei dem ersten Band bemängelt und auch hier hat mir eine Zeitangabe gefehlt.

Schon bei der Inhaltsangabe wird erwähnt, dass kurz nach Alettas Ankunft in Sylt der Erste Weltkrieg ausbricht. Und daher habe ich auch mit ein paar Informationen dazu gerechnet. Diese gab es tatsächlich auch, doch fielen recht klein auf. Gerade am Anfang gibt es einige Details zu der Politik und man kann genau nachvollziehen, welche Handlungen der Regierungen nötig waren, um den Krieg unvermeidbar zu machen. Nach diesen anfänglichen Informationen habe ich darauf gehofft, dass sich die Details zum Kriegsgeschehen und der politischen Lage fortsetzen. Doch ab einem bestimmten Punkt ist der Krieg vollkommen ausgeblendet und findet nur noch wenig Erwähnung. Es befinden sich zwar Männer der Armee auf der Insel, selten werden mal Sorgen genannt, mir ist das alles zu wenig. Scheinbar gibt es nur wenig Angst vor dem Kommenden und die Bevölkerung lebt fast so weiter, als hätte es das Einberufen von Männern, sowie die Kriegserklärungen nie gegeben. In dieser Hinsicht bin ich schon ein wenig enttäuscht und hatte mehr erwartet.

Die Protagonisten waren recht abwechslungsreich dargestellt. Es gibt Menschen mit verschiedenen Charakteren, Hoffnungen und Zielen, was ein breites Bild entstehen lässt. Viele haben ein paar Geheimnisse und nur selten täuscht man sich in einem Menschen. Und genau das hat mich etwas gestört. Es findet eine Einteilung in gut und böse statt, ein Zwischending gibt es nicht. Und es passiert auch nie, dass sich ein Protagonist stark verändert und eine Entwicklung durchläuft. Im Grunde gehen alle, bis auf eine Ausnahme, so raus wie sie schon am Anfang gestartet sind, nur gibt es plötzlich weniger Geheimnisse.
Lediglich die Hauptprotagonistin Aletta wird ein anderer Mensch und erlebt einiges, was sie noch stärker und reifer macht. Sie war auch mit Abstand der am kräftigsten gezeichnete Charakter und sie lernt man auf den 431 Seiten am besten kennen. Ich fand Aletta in Ordnung, sie ist ein sympathischer Charakter und entwickelt sich stetig weiter. Trotzdem fand ich zu ihr nie so einen Zugang, wie ich es mir gewünscht habe. Es hat sich ein wenig so angefühlt, als würde sie auf einem Podest stehen und ich schaue zu ihr hinauf. Was ich schade finde, denn ab und an taucht eine ganz andere, bodenständigere Seite auf, die mir deutlich besser gefällt.
Obwohl Aletta viel Wert daruaf legt, auf Sylt als eine normale Person angesehen zu werden, macht sie sich doch zu viele Gedanken über ihr Auftreten und die Wirkung auf andere. Und genau deshalb wirkt sie leider ab und an ein wenig abgehoben...

Fazit:
Im Grunde hat mir dieser zweite Band der Sylt-Reihe schon deutlich besser gefallen und ich habe das Buch auf jeden Fall mit mehr Interesse gelesen. Für mich hat es leider doch einige kleine Schwachstellen, die mich beim lesen regelmäßig gestört haben. Und aus diesem Grund kann ich auch hier leider nicht mehr als vier Sterne geben, was ja trotzdem gut ist. Aber es ist halt nicht perfekt. Ich bin gespannt auf den dritten Band, den ich sehr wahrscheinlich im Juli lesen werde und hoffe, dass er das Highlight der Reihe wird und mich vollkommen überzeugen kann.

  • Einzelne Kategorien
  • Cover
  • Erzählstil
  • Handlung
  • Charaktere
Veröffentlicht am 21.06.2020

Die Tribute von Panem X - Das Lied von Vogel und Schlange

Die Tribute von Panem X. Das Lied von Vogel und Schlange
0

Handlung:
Die zehnten Hungerspiele stehen bevor. Und erstmals werden den Tributen Mentoren zur Seite gestellt, die diesen tatkräftig zur Seite stehen sollen. Nicht nur bei der Vorbereitung, sondern die ...

Handlung:
Die zehnten Hungerspiele stehen bevor. Und erstmals werden den Tributen Mentoren zur Seite gestellt, die diesen tatkräftig zur Seite stehen sollen. Nicht nur bei der Vorbereitung, sondern die Mentoren sollen ebenfalls helfen, dass die Zuschauer die Spiele mit mehr Interesse verfolgen.
Der 18-jährige Coriolanus Snow erhofft sich noch ganz anderes von den Hungerspielen und seiner Aufgabe als Mentor. Für die bekannte und mächtige Familie Snow sind die besten Zeiten vorüber und sie bangen um ihre Zukunft. Mithilfe seiner Aufgabe hofft Coriolanus nicht nur, dass er am Ende mit dem siegreichen Tribut dasteht, sondern auch einen Erfolg für seine Zukunft.
Doch seine Chancen scheinen schlecht zu stehen. Corionlanus bekommt Lucy Gray zugeteilt, die weibliche Tributin aus Distrikt 12. Sie kann singen, aber nicht kämpfen. Coriolanus muss die Sache geschickt angehen, um überhaupt eine Chance zu erhalten, denn jede falsche Entscheidung trägt weitreichende Folgen. Und so wütend der junge Snow anfangs über die Wahl seines Tributes ist, desto mehr erkennt er, dass Lucy Gray einen gewissen Charme hat.

Meinung:
Das Cover ist schlicht und schick. Ein schwarzer Hintergrund, lediglich durch die weiße Schrift und die goldenen Details entstehen Auflockerungen. Das goldene X wurde mit einer Schlange und einem Vogel in derselben Farbe verziert und vereint dadurch die Elemente des Untertitels. An sich finde ich das Bild recht stimmig und passend, vielleicht wäre es noch einen Tacken schöner gewesen, wenn die Schriftfarbe des Namen der Autorin, sowie des Untertitels ebenfalls in einem goldenen Farbton gewesen wäre. Oder zumindest in einer aufregenderen Farbe, die noch einen Hauch von Extravaganz hereinbringt. Genau das würde nämlich zu Coriolanus Snow und Lucy Gray passen. Ansonsten ein stimmiges Bild und bei einem solch bekannten Titel braucht es eigentlich auch nicht mehr, um die Aufmerksamkeit zu erregen.

Erstmals von den Tributen von Panem gehört habe ich durch eine Freundin. Wir sind dann zusammen zum zweiten Teil der Reihe ins Kino, der Film hat mir gefallen und daraufhin habe ich die drei Bände gelesen und natürlich auch die anderen Filme geschaut. Mittlerweile weiß ich gar nicht mehr, wie oft ich die Geschichten von Katniss und Peeta schon gelesen habe. Und daher war mir direkt klar, dass ich diesen neuen Band, der sich um den jungen Snow dreht, ebenfalls lesen möchte.
Mir war das große Glück vergönnt, dass ich das Buch bei einer Buchverlosung bei Lovelybooks gewonnen habe. Und das bei über 1000 Bewerbungen. Ich habe mich dementsprechend riesig gefreut und konnte es kaum erwarten, endlich selbst mit dem Lesen zu beginnen!

Ich finde, dass eine deutliche Weiterentwicklung bei der Sprache zu sehen ist. Sie war schon immer gut und leicht lesbar, aber bisher recht einfach gehalten. Ich bin der Meinung, dass sie diesmal anspruchsvoller ist und viel detailreicher ist. So gibt es für den Leser mehr Informationen und es wird stärker in die Tiefe gegangen. Nicht nur bei den Informationen rund um die Hungerspiele, sondern auch auf menschlicher Ebene gibt es mehr Abgründe, die sich teils eröffnen.

Nur ganz selten gab es eine stimmungsvolle Szene, in der man in irgendeiner Weise einen emotionalen Bezug zu den Geschehnissen oder den Protagonisten erhielt. Meist wird die Handlung in einer nüchternen und ernsten Sprache wiedergegeben, die zwar Gefühle von Coriolanus beschreibt, welche mich aber nie erreicht haben. Dafür war mir sein Charakter nicht sympathisch genug und stets hatte ich im Hinterkopf, wie seine Darstellung in den anderen Büchern ist.
Ich finde, dass genug Platz für ein bisschen mehr Emotionalität und Gefühlt gewesen wäre. Im Überfluss wäre es auch nicht passend gewesen, aber so war es mir zu wenig. Ich konnte nicht richtig mitfiebern und habe keinen Charakter auch nur ansatzweise ins Herz geschlossen.

Ich bin der Meinung, dass manche Szenen gerne ein wenig kürzer hätten ausfallen können. Gerade das letzte, dritte Buch finde ich etwas langweilig und es hatte für mich ein paar Längen. Ich habe gemerkt, dass ich diesen letzten Part, bis auf die letzten, finalen Seiten, nicht mehr mit so viel Interesse wie die anderen gelesen habe. Öfters habe ich mich gefragt, inwiefern das für den Fortgang der Handlung wichtig ist und ob jede Szene wirklich nötig war. Ein paar Kürzungen wären hier gut gewesen.

Bereits bevor ich mit dem Lesen begonnen habe, habe ich irgendwo gelesen, dass es allerhand Hintergrundinformationen über die Hungerspiele geben wird. Und genau das ist auch eingetreten. Man kann den ganzen Zusammenhang der Hungerspiele viel besser verstehen und es war interessant, in den Kopf eines Kapitol-Bewohners zu schauen und zu erfahren, was er über die Kriege, die Politik und die Distrikte denkt. Diesen Blick kennt man bisher nur von den Bewohnern der Distrikte und man kann sich eine andere Meinung bilden und erhält einen breiteren Blick auf die Denkweise der Bevölkerung.
Zudem fand ich es interessant, wie sich die Hungerspiele in knapp 60 Jahren geändert und entwickelt haben. Wie sie anfangs noch ursprünglich und einfach abgehalten wurden und mit welchem Aufsehen und welcher Reichweite sie viele Jahre später stattgefunden haben.
Außerdem haben mir die Blicke hinter die Kulissen gefallen, sei es über die Planung, die Ziele der Spielleiter oder das Einführen neuer Regeln. Die Hungerspiele sind für mich noch komplexer geworden und es gab mal eine Sicht aus einem anderen Blickwinkel.

Das Setting hat mir ebenfalls bis auf eine Ausnahme gut gefallen. Es war meist mit klaren Worten gezeichnet und ich konnte mir viele Örtlichkeiten ziemlich genau vorstellen. Gerade das Kapitol mit den verschiedenen Gebäuden strahlte etwas besonderes und extravagantes aus, ich bin gerne mit Coriolanus durch die Straßen gewandert.
Was ich etwas schwierig fand war die Darstellung der Arena. Ich konnte damit nur bedingt was anfangen. Die allgemeine Form war für mich gut vorstellbar und war auch leicht beschrieben. Doch die Details die noch hinzukommen, seien es Barrikaden oder ähnliches waren schon schwieriger. Das war alles etwas zu üppig und viel, mir wurde die Dimension der Arena zu groß. Mit dieser Darstellung bin ich nicht so zufrieden und finde, dass es durchaus ein paar Schwächen gibt. Und da ich den Vergleich zu den 74. und 75. Hungerspielen habe, muss ich sagen, dass mir die Be- und Umschreibung der Arenen dort deutlich besser gefallen hat. Sie wirkten begrenzter und nicht so umfassend und riesig.

Einerseits finde ich, dass die Protagonisten unglaublich interessante Charaktere haben und sehr komplex sind. Man weiß nie genau, was sie folgend für Handlungen und Aussagen vornehmen werden. Andererseits fehlen mir einige Emotionen. Zwar hat unter anderem Lucy Gray einige Momente, in denen sie nah am Wasser gebaut ist, doch ich kann nicht mitfühlen. Dafür fand ich zu schwer einen Zugang und ich konnte mich mit keinem so recht anfreunden. Was ich wirklich schade finde, für mich gab es keinen Charakter, der in diesem Zusammenhang mal aus der Reihe fällt und zu dem man eine Bindung aufbauen kann.
Coriolanus ist sehr interessant. Immerhin sieht man den späteren Präsidenten Snow hier in einem jugendlichen Alter und ich war gespannt darauf, ob er hier genauso schonungs- und gefühlslos auftritt wie in den späteren Bänden. Und ich muss sagen, dass eine Ähnlichkeit vorhanden ist. Er wirkt durchtrieben und macht sich eindeutig die Welt so, wie es ihm gefällt. Er ist von sich selbst eingenommen und oft muss ich über sein Auftreten schmunzeln, oft aber auch den Kopf schütteln. Coriolanus hat eine Art an sich, die ihn unsympathisch macht und zeigt, dass man sich vor ihm hüten muss. Nur ganz selten hat er einige Minuten, wo man eine ehrliche, aufrichtige Seite sieht, bevor er sich wieder in sein altes Ich verwandelt, welches weiß, wie er Menschen für sich gewinnt. Insgesamt finde ich seine Darstellung unglaublich interessant, er ist für mich nicht sympathisch, aber hat ein komplexes Wesen, dass Coriolanus zu etwas besonderem macht.

Fazit:
Ich habe sehr auf das Buch hingefiebert und hatte große Erwartungen. Nicht nur, weil mir die drei anderen Bände sehr gut gefallen haben, sondern auch weil das Buch schon einen großen Hype erfahren hat. Und ich hatte viele kurze Meinungen gelesen, die ziemlich positiv sind. Leider bin ich ein wenig enttäuscht. Das Buch ist nicht schlecht. Aber auch nicht richtig gut. Dafür fehlt mir ab und an ein bisschen was, seien es Emotionen oder eine bessere Umschreibung der Arena. Und ab und an entstanden leider im dritten Buch ein paar Längen, die mich auf das Ende hinfiebern lassen haben, damit die Handlung endlich zu einem Punkt kommt.
Das Buch ist wahrlich nicht schlecht und hat seinen ganz eigenen Reiz. Gerade die ganzen Hintergrundinformationen zu den Hungerspielen oder der spannende Charakter von Coriolanus Snow sind es wert, den Roman zu lesen. Aber es ist halt leider nicht perfekt und steht meiner Meinung nach eindeutig als Letztes in der Reihe der vier Panem-Bücher.

  • Einzelne Kategorien
  • Cover
  • Erzählstil
  • Handlung
  • Charaktere
Veröffentlicht am 12.06.2020

Die 100 - Tag 21

Die 100 - Tag 21
0

Handlung:
Es wurde immer angenommen, dass die Erde komplett unbevölkert von Menschen ist. Das die Nuklearkatastrophe alles menschliche Leben ausgelöscht hat. Bis die 100 Jugendlichen auf der Erde von Erdgeborenen ...

Handlung:
Es wurde immer angenommen, dass die Erde komplett unbevölkert von Menschen ist. Das die Nuklearkatastrophe alles menschliche Leben ausgelöscht hat. Bis die 100 Jugendlichen auf der Erde von Erdgeborenen überfallen werden. Die Mitglieder der Gruppe haben unterschiedliche Ansichten, manche möchten Kontakt knüpfen, andere wollen Rache ausüben. Wells widmet sich dieser Aufgabe, will wieder Ruhe in die Gruppe bringen und zu einem vernünftigen und durchdachten Handeln anregen.
Währenddessen sucht Bellamy immer noch verzweifelt seine Schwester, nun kommt die Angst hinzu, dass die Erdgeborenen sie als Geisel genommen haben könnten. Clarke ist sich ihrer Gefühle nicht sicher und versucht genauso wie Wells, innerhalb der Gruppe zu vermitteln. Und sie ist es auch, die Kontakt zu den Erdgeborenen aufnehmen möchte. Und dabei entdeckt sie ein Geheimnis, welches unmöglich erscheint.
Auf den Raumschiffen herrscht zur selben Zeit noch immer Panik, langsam geht der Sauerstoff aus. Ein jeder möchte überleben, doch das wird nicht möglich sein...

Meinung:
Ich glaube mich zu erinnern, dass mir schon das Cover zu Band eins nicht so richtig gefallen hat. Und genau das setzt sich auch hier fort. Mir gefällt die Schrift, auch mit ihren Farben. Und am unteren Rand ist eine schöne Abbildung einer weiten Landschaft zu sehen, auch damit kann ich mich gut anfreunden. Doch das restliche Bild ist mir zu düster und grau. Es fallen Menschen vom Himmel, alle sind in dunkle Farben gekleidet und gleichen sich. Ich kann zwar nach dem Lesen einen ungefähren Zusammenhang erkennen, doch trotzdem wirkt das Bild merkwürdig. Es hat etwas grusliges, dass die Menschen ohne Kontrolle herunterfallen oder in der Schwebe hängen. Nur anhand des Covers würde ich das Buch tatsächlich nicht in die Hand nehmen, es weckt einfach nicht mein Interesse.

Wie ich schon in meiner Rezension zu Band eins erwähnt habe, hatte ich vor ein paar Jahren die ersten zwei-drei Staffeln gesehen, welche mir ganz gut gefallen haben. Danach habe ich aufgehört die Serie zu schauen, mir wurde die Handlung zu abstrus und immer wieder tauchten neue Völker auf der Erde auf. Mein Interesse an der Serie war weg, trotzdem wollte ich die Bücher irgendwann mal lesen. Den ersten Band habe ich im Februar gelesen, nun wurde es Zeit für den zweiten Teil.

Die Schreibweise war einfach und locker lesbar. Ich bin schnell durch die Handlung gekommen und hatte das Buch innerhalb von ungefähr drei Tagen ausgelesen. Man merkt, dass der Schreibstil auf ein jugendliches Publikum zugeschnitten wurde, die mal eben eine schnelle Lektüre lesen wollen, die nicht zu anspruchsvoll ist und ablenkt. Aber auch anhand des Alters der meisten Protagonisten, mit allen Problemen und Wünschen lässt sich erkennen, dass hier vor allem eine jugendliche Zielgruppe angesprochen wird. Fachbegriffe oder mir unbekannte Worte wurden gar nicht genutzt, höchstens die Szenen, die auf dem Raumschiff spielen sind etwas anspruchsvoller und geben am meisten Platz, um die eigene Fantasie zu nutzen.

Auch in diesem Teil gibt es eine Aufspaltung der Handlung. Der größere Teil findet auf der Erde statt, man begleitet die 100 auf ihren Abenteuern und entdeckt mit ihnen die Welt neu.
Einige Abschnitte des Buches widmen sich wieder dem Leben im Weltall. So entsteht eine interessante Mischung, beide Gruppen haben mit Problemen zu kämpfen und man hat die Möglichkeit, in die Köpfe verschiedener Protagonisten zu schauen.

Das Setting der Erde ist einfach traumhaft. Ganz viele Orte kann ich mir mit strahlenden Farben vorstellen, auch wenn es manche Pflanzen oder Bäume so nicht gibt. Trotzdem wurden sie mit wenigen Worten exakt und bildhaft beschrieben und waren gut vorstellbar. Auch das Camp der Gruppe hatte eine besondere Ausstrahlung, es wirkte nicht sonderlich einladend, aber interessant und abenteuerlich. Im Grunde spielt die Handlung durchweg in der freien Natur, nur selten befindet sich ein Protagonist in einem teils oder vollkommen geschlossenen Raum. Mir gefällt es auch bei diesem Teil, wie fasziniert die Jugendlichen von der Erde sind, auch wenn man merkt, dass sie nun schon einige Tage auf der Erde sind und die anfängliche Begeisterung und Ehrfurcht langsam abflaut.
Und dann gibt es noch einige Szenen, die im Weltall stattfinden. Mir fällt es immer noch schwer, mir das Raumschiff genau vorzustellen. Hier hilft es mir wirklich weiter, dass ich die Serie vor einige Zeit gesehen habe und mir die Darstellung des Raumschiffs im Gedächtnis geblieben ist. Doch die Dimension dessen, die Größe davon ist absolut nicht greifbar und vorstellbar.

Auch diesmal werden wieder verschiedene Erzählperspektiven angewandt. Anhand von vier Personen werden die Ereignisse beschrieben, wobei sich ein Protagonist im All befindet, die anderen drei gehören zu den 100, die auf die Erde geschickt wurden. So entsteht ein breites Bild mit verschiedenen Sichtweisen und man erhält einen kleinen Einblick in das Leben auf dem Raumschiff.
In die Kapitel eingeflochten wurden immer mal wieder kleine Rückblicke in die Vergangenheit. So konnte man nicht nur Situationen besser verstehen, sondern es entsteht auch ein Bild, wie das Leben im Weltall vor ein paar Jahren aussah, bevor einhundert Jugendliche auf die Erde geschickt wurden.

Wie ich schon erwähnt hatte wendet sich das Buch eher an eine jugendliche Zielgruppe. Ich mochte die Geschichte an sich recht gerne und fand auch, dass die Protagonisten im Vergleich zu Band eins etwas reifer und erwachsener geworden sind. Trotzdem waren sie mir noch immer zu blauäugig und leichtgläubig. Mir fehlte ein gewisser Ernst, der in solch einer Situation eigentlich aufkommen müsste. Dieser ist nur in einem geringen Maße vorhanden, teils sind mir die Jugendlichen zu naiv. Es wurden einige Themen angesprochen, die den einhundert auf dem Herzen liegen und die auch für jugendliche Leser interessant sein könnten.
Mir stand in diesem Teil das gegenseitige Gefallen und die Liebe zu sehr im Vordergrund. Manche kürzen ihre Kleidung um zu gefallen, andere kämpfen innerlich die ganze Zeit mit ihren Gefühlen. Irgendwie fand ich das unpassend, sie haben mit ganz anderen Problemen zu kämpfen und hadern zu oft mit ihren Empfindungen für andere Personen. Mir waren diese Liebeleien zu oberflächlich und einfach. Zwar mag es bei Jugendlichen so zugehen, trotzdem passt es für mich nicht zu dem eigentlichen Thema des Buches.

Von den Grundzügen haben mir die Protagonisten recht gut gefallen. Sie hatten lebendige und abwechslungsreiche Züge, hatten unterschiedliche Interessen und setzten sich dafür ein. Doch das Miteinander empfand ich durchweg merkwürdig. Es gibt einige gute Ansätze, in denen ein normaler Umgang herrscht, doch meist fällt dieser recht oberflächlich aus. Wenn ein Protagonist einmal etwas sagt, ändert er nur sehr selten seine Meinung. Es lässt sich kein Verstehen von Argumenten erkennen und eine mögliche Meinungsänderung aufgrund von guten und verständlichen Aussagen gibt es nicht. Manche Protagonisten wollen einfach nicht die Meinung anderer verstehen oder wenigstens darüber nachdenken. Das alles hat es mir erschwert, die Protagonisten als sympathisch einzustufen oder irgendeine Art von Bindung zu ihnen aufzubauen.
Zudem gibt es auch in diesem zweiten Band wieder einige kleine Kämpfe darüber, wer in der Gruppe das Sagen hat. Immer noch versuchen manche die Macht an sich zu reißen und verstehen nicht, dass nur durch ein Miteinander ein Überleben möglich ist. Ein wenig mehr Einsicht und Reife wären angebracht gewesen.

Fazit:
Auch dieser zweite Band hat kleine Fehler und ist nicht perfekt, trotzdem bietet er sich als Lektüre für zwischendurch an. Und aus diesem Grund werde ich mir in Zukunft auch noch die restlichen beiden Bände zulegen, man kann beim lesen gut abschalten und die Geschichten sind nicht zu anspruchsvoll. Sie lassen sich locker flockig weglesen und haben ihren eigenen Charme.
Noch immer gefällt mir die Idee der Autorin und ich finde, dass ihr die Umsetzung stellenweise sehr gut gelungen ist. Bei mir hat es diesmal vor allem an den Protagonisten gehapert, die mir für eine Geschichte mit solch ernstem Hintergrund zu verliebt und voller Gefühle waren. Dadurch entstanden wieder Dramen, die nicht hätten sein müssen. Mit der Zeit hat mich das richtig gestört und ich hatte das Gefühl, die eigentliche Mission auf der Erde tritt in den Hintergrund. Im nächsten Teil gerne wieder mehr davon und ich kann auch eine bessere Bewertung aussprechen.

  • Einzelne Kategorien
  • Cover
  • Erzählstil
  • Handlung
  • Charaktere
Veröffentlicht am 06.06.2020

Der Turm aus Licht

Der Turm aus Licht
0

Handlung:
Im Jahr 1270 reist der Baumeister Gerhard nach Freiburg, um dort eine prächtige neue Kirche zu bauen. Mit knapp 30 Jahren ist er erstmals komplett für den Bau und die Planung zuständig und will ...

Handlung:
Im Jahr 1270 reist der Baumeister Gerhard nach Freiburg, um dort eine prächtige neue Kirche zu bauen. Mit knapp 30 Jahren ist er erstmals komplett für den Bau und die Planung zuständig und will seine Aufgabe würdevoll und mit wenigen Problemen erfüllen. Doch kann ihm das wirklich so gelingen?

Nach einigen Jahren ohne Tätigkeit an der Kirche übernimmt Meister Heinrich 1299 den Weiterbau. Und er will sich einer ganz besonderen Aufgabe widmen: den schönsten Turm auf Erden zu bauen, nach Vorlage des großen Erwin von Steinbach. Nicht alle Bürger der Stadt sind von diesem Wunsch begeistert und äußern Klagen. Werden am Ende genügend finanzielle Mittel, als auch Unterstützer dieses Vorhabens da sein?

Ungefähr im Jahr 1318 schließt sich auch der junge Bildhauer Josef der Gruppe rund um den Freiburger Münster an. Viele neiden ihm sein Können, die Skulpturen lebensnah und authentisch zu gestalten. Darunter auch Personen im eigenen Lager...

Meinung:
Schon der erste Blick auf das Cover macht deutlich, dass es sich bei diesem neuen, 800 Seiten starken Buch von Astrid Fritz um einen historischen Roman handelt. Die Farben sind nicht zu auffällig und changieren in verschiedenen beige Nuancen. Es gibt einige kleine Hingucker, besonders natürlich die Schrift, welche mit einem goldenen Farbverlauf ausgestattet wurde. Als zweites Highlight dient für mich die Kirche, bei der ich mir denke, dass es sich hierbei um den Freiburger Münster handelt. So kann man sich von dem imposanten Bauwerk ein erstes Bild machen und auch während des Lesens habe ich immer wieder darauf geschaut und mir so einiges besser vorstellen können.
Zu beiden Seiten des Buches sind noch einige Blumenranken zu sehen, die wunderbar altmodisch daherkommen und genau in die Handlungszeit des Buches, das 13. und 14. Jahrhundert, passen. Als einziges modernes Element dient eine Art Wasserspeier, welcher sich so tatsächlich an dem Gebäude finden lassen könnte.
Insgesamt finde ich das Cover für einen historischen Roman sehr gelungen, es verbindet nostalgische Elemente mit moderneren. Zudem bietet es verschiedene kleine Eyecatcher und zieht dadurch die Aufmerksamkeit auf sich.

Ich habe von der Autorin bereits einige Bücher gelesen, die mir allesamt gut gefallen haben. Es werden stets spannende und realitätsnahe Geschichten erzählt, die einen ganz besonderen Reiz ausüben. Und daher war es für mich ein Muss, auch diesen neuen Roman zu lesen. Ich war richtig gespannt auf das knapp 800 Seiten starke Buch und habe dieses im Zusammenhang einer Leserunde bei Lovelybooks lesen dürfen. Auch hier möchte ich mich dafür noch mal kurz bedanken, nicht nur für das Exemplar, sondern auch die sehr angenehme und mit interessanten Diskussionen gespickte Leserunde!

Als ich das Buch erstmals selbst in der Hand gehalten habe, war ich etwas baff. Mir war bewusst, dass es sich hier um einen kleinen Brocken handeln wird, so ein Buch selbst in der Hand zu halten ist dann immer noch mal eine andere Nummer.
Und auch als ich das Personenverzeichnis entdeckt habe, blieb mir etwas die Spucke weg. Dieses erstreckt sich auf gut zehn Seiten, wird dabei in die drei Bücher unterteilt. Mein Tipp hierfür: lest euch im Vorhinein immer nur die Personen durch, die in dem jeweiligen Buch vorkommen. Ansonsten ist man schnell etwas überfordert und es besteht die Gefahr, Protagonisten durcheinanderzubringen. Mir hat das wirklich sehr geholfen und ich hatte nur wenige Probleme damit, Personen wiederzuerkennen oder sie mir zu merken.

Wie ich gerade erwähnt habe, es erfolgt eine Unterteilung in drei Bücher. Ein jedes hat ein Titelblatt, wo nicht nur ein Titel des folgenden vermerkt ist, sondern auch der Handlungszeitraum. Das fand ich sehr passend, so kann man sich bereits einen ersten Eindruck erschaffen, wie viele Jahre in den nächsten Kapiteln vergehen. Außerdem vergeht auch zwischen den Büchern ein wenig Zeit und diese kann man sich so besser vor Augen halten.

Es herrscht von der ersten bis zur letzten Seite ein äußerst angenehmer Schreibstil, der zum weiterlesen verleitet. Es wurde eine Ausdrucksweise gewählt, die der damaligen Zeit etwas angepasst wurde und den Leser so gedanklich in die Handlungszeit reisen lässt. Ich mochte diese Art der Erzählung gerne, gleichzeitig habe ich dadurch mehr Zeit beim Lesen gebraucht und mich am Ende gut eine Woche mit dem Roman beschäftigt.
Es gibt viele Erzählstränge, die manchmal nebeneinanderher laufen, oft ineinander greifen und sich verbinden. Auch dadurch ist ein aufmerksames Lesen angebracht, um keine Information zu verpassen und um einen allgemeinen Überblick zu behalten. Anhand dieser breitgefächerten Erzählsituation trifft man auf Menschen unterschiedlicher Stände, mit verschiedenen Meinungen und Gedanken zum Kirchenbau.
Manchmal war mir die Lösung von Konflikten etwas zu einfach und leicht. Es wurden mal eben Entscheidungen getroffen, die nicht immer gut überlegt wurden. Protagonisten haben sich plötzlich geändert, ohne das es dazu erklärende Worte gibt, obwohl sich ein Teil der Handlung immer wieder um diese zwischenmenschlichen Probleme gedreht hat. Das war mir zu schnell und einfach gelöst, zumal es nur selten Kompromisse gab, sondern recht plötzlich wieder heile Welt geherrscht hat.

Ich bin der Handlung mit viel Interesse gefolgt, spannungsreiche Momente waren eher rar gesät. Es gibt einige Ansätze, wo man merkt, dass jetzt ein neuer Wind weht und die Karten neu gemischt werden. Doch im Grunde hat die Geschichte einen ruhigen Ton, es wird sich auf das Wesentliche konzentriert und auch damit kann der Roman viele Pluspunkte sammeln. Ich finde, dass die Handlung mit ganz anderen Aspekten bestechen kann und ich habe nie eine spannungsreiche Szene vermisst.

Gerade mit den historischen Ereignissen, die zahlreich auftauchen, hat die Autorin einen Schwerpunkt geschaffen, der mich vollkommen überzeugt hat. Nicht nur über den Kirchenbau, sondern auch über die Politik der Ratsherrn und über die Grafenfamilie gibt es zahlreiche Informationen, die einen großen Umfang besitzen. So kann man als Leser hautnah miterleben, welche Probleme es beim Bau des Münsters gibt, welche Steine in den Weg gelegt werden, aber auch mit was sich die Einwohner der Stadt tagtäglich herumschlagen mussten. Es entsteht ein breites Bild über verschiedenste Angelegenheiten, von denen ich vorher in dieser Art und Weise noch nie gehört habe. Ich war von vielen Vorgängen innerhalb der Stadt, als auch auf der Baustelle überrascht und konnte meinen Horizont erweitern.
Man kann deutlich herauslesen, wie viel Recherchearbeit hinter dem Werk steckt. Nicht nur anhand der unglaublich vielen Informationen, sondern ich finde es auch bemerkenswert, wie die Autorin Astrid Fritz es geschafft hat, diese in einen sinnvollen und glaubwürdigen Zusammenhang zu bringen.
Leider tritt der Kirchenbau im letzten Buch etwas in den Hintergrund. Hier stehen eher die Beziehungen der Bürger Freiburgs im Mittelpunkt. Ich hatte die Erwartungshaltung, dass der Bau sich stets im Fokus befindet und man gefühlt miterlebt, wie jeder Stein an Ort und Stelle gebracht wird. Zwar stehen die Geschichten der Protagonisten ebenfalls in einem Zusammenhang mit dem Bau des Freiburger Münsters, doch manchmal nahmen mir ihre Kapitel überhand. Mir hätte es gefallen, wenn der Schwerpunkt noch mehr auf dem Kirchenbau gelegen hätte.

Als Haupthandlungsort dient fast ausschließlich Freiburg, nur wenige Kapitel spielen in Straßburg. Ich konnte mir beide Orte richtig gut vorstellen und hatte teils das Gefühl, als würde ich mit den Protagonisten zusammen durch die Straßen schlendern. Egal ob Wohnhäuser, Burgen oder kirchliche Gebäude: ein jedes Bauwerk hat ein lebendiges und detailgetreues Bild vor meinen Augen entstehen lassen.
Ich finde sogar fast, dass Straßburg mir einen Tacken angenehmer und noch stimmungsvoller war und meine Fantasie die Stadt einen Hauch farbenfroher als Freiburg gestaltet hat. Mit dem Setting bin ich mehr als zufrieden und bin begeistert, wie viel Atmosphäre die Städte verbreiten konnten.

An sich hat mir die Darstellung der Protagonisten gut gefallen. Es gibt viele verschiedene Charaktere, ein jeder hat seinen eigenen Willen und kämpft für seine Ziele. Dabei ist es auch gut möglich, dass man in sympathische und unsympathische Lager einteilen kann, wobei die Autorin hier ganz leicht die Sympathien lenkt. Zumindest bei einigen Personen, andere zeichnen sich durch ihre Aussagen und Taten von allein aus.
Und obwohl ich mir die Protagonisten vorstellen konnte und sie einige lebendige Ansätze hatten, konnte ich durchweg keine Bindung zu jemandem aufbauen. Dafür wurde bei ihren Charakteren nicht genug in die Tiefe gegangen und sie blieben etwas zu blass.
Bei vielen Romanen hätte mich dies gestört, hier eher nicht. Man muss beachten, dass auf den knapp 800 Textseiten sehr viele Protagonisten auftauchen, die den Leser nicht alle bis ans Ende des Romans begleiten. Es gibt ein stetes Kommen und Gehen, es wäre schwierig sein Herz an eine Person zu hängen, die entweder die Stadt verlässt oder stirbt. Immerhin vergehen im Verlauf der Handlung gut 60 Jahre und die Lebenserwartung war im Mittelalter nicht so hoch wie heute. Daher hat es mich nur wenig gestört, dass es fast unmöglich war, eine Bindung zu den Charakteren aufzubauen.

Fazit:
Ich weiß gar nicht, wann ich mich das letzte Mal einem solch seitenstarken Buch gewidmet habe. Ich bin aber sehr froh drum, dass ich es gelesen habe und meinen Horizont zu verschiedenen Angelegenheiten erweitern konnte. Viele historische Details sind aufgetaucht, die ich davor noch nie gehört habe und wo ich dazulernen konnte.
Ein Traum war auch das Setting. Ich habe mich dort fast heimisch gefühlt, obwohl ich beide Städte noch nie besucht habe. Was ich jetzt am liebsten machen würde, so sehr hat mich die Darstellung von Freiburg und Straßburg angesprochen!
Im Grunde habe ich zwei Kritikpunkte, für die ich einen Stern abziehe. Zum einen, was ich auch schwerwiegender finde, stand mir mit fortschreitender Handlung der Kirchenbau zu wenig im Mittelpunkt und gerade hierzu hatte ich mehr Erwartungen. Dafür rückten mir die Beziehungen der Bevölkerung zu sehr in den Vordergrund.
Zum anderen waren mir einige Konflikte etwas zu schnell gelöst. Sie spielen im Roman immer wieder eine Rolle und man macht sich als Leser einige Gedanken dazu und dann ist plötzlich und mit wenigen Worten alles wieder in Ordnung. Ein paar mehr Worte zu einigen Sachverhalten wären echt gut gewesen!
Ich habe das Buch mit einem positiven Gefühl weggelegt, ich habe mich gut unterhalten gefühlt, habe viele neue Dinge gelernt und kennengelernt und habe einen Heidenrespekt vor den Bauleuten, die so wundervolle Gebäude auf der ganzen Welt errichtet haben! Und auch vor Astrid Fritz, wie geschickt sie die ganzen Ereignisse in einen nachvollziehbaren und verständlichen Zusammenhang gebracht hat!

  • Einzelne Kategorien
  • Cover
  • Erzählstil
  • Handlung
  • Charaktere