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Veröffentlicht am 04.10.2020

Dieser Schreibstil...

Das Lied des Wolfes
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Die neue Reihe von Anthony Ryan setzt die Rabenschatten-Trilogie um Vaelin al Sorna fort. Dieser hat sich mittlerweile auf einem komfortablen, hohen Posten mehr oder weniger zur Ruhe gesetzt. Das ändert ...

Die neue Reihe von Anthony Ryan setzt die Rabenschatten-Trilogie um Vaelin al Sorna fort. Dieser hat sich mittlerweile auf einem komfortablen, hohen Posten mehr oder weniger zur Ruhe gesetzt. Das ändert sich jedoch, als er erfährt, dass seine ehemalige Geliebte Sherin sich in den Händen der Stählernen Horde (auch Stahlhast genannt) befindet. Dieser erbarmungslose Feind sorgt für Angst und Schrecken und wird von einem Mann angeführt, der sich für einen Gott hält. Und nicht nur Sherin ist in Gefahr: Auch das Kaiserreich wird von diesem neuen Feind bedroht. Vaelin hat keine Wahl: Er zieht wieder in den Krieg.

Ich bin erst seit dem Erscheinen des dritten Bandes der Draconis Memoria-Reihe Fan von Anthony Ryan, befinde mich seitdem aber auf einem Binging-Trip seiner Bücher. Was mich immer wieder wundert, ist, dass deren Klappentexte für mich absolut langweilig und wenig originell klingen, wie abgestandene, ganz traditionelle Fantasy. Schaut man dann aber in die Bücher rein, entdeckt man eine Fülle von fantastischen, originellen Ideen und einen absolut packenden Schreibstil, der genau die richtige Mischung aus spannend, locker und amüsant schafft und absolut meinen Geschmack trifft.

Bei der Werbung für dieses Buches wurde stellenweise suggeriert, dass man es unabhängig von der ursprünglichen Trilogie lesen kann. Das ist in meinen Augen möglich; man muss dann aber offen dafür sein, dass man nicht alles sofort versteht und manches nur angedeutet bleibt. Wenn man aber die Vorgängerbücher gelesen hat, ist es spannend zu sehen, was aus den bekannten Figuren geworden ist. Nur angedeutet bleibt übrigens auch das titelgebende „Lied des Wolfes“. Das hat mich in der Geschichte nicht wirklich gestört, aber ein anderer Titel wäre wohl angemessener gewesen.

Sehr gelungen finde ich den Einstieg des Buches, weil man nämlich zuerst die Stahlhast kennenlernt. So kommt man auch auf der Seite von Kehlbrand und Luralyn in die Geschichte rein und kann sich mit ihnen identifizieren. Dass man sich mit Vaelin selbstverständlich auch identifizieren kann, ist klar, wenn man ihn aus den Vorgängerbänden kennt. Deswegen finde ich diese Reihenfolge der Figureneinführung sehr geschickt. Dafür haben mich das Worldbuilding und die anderen Figuren nicht so vom Hocker gehauen, vor allem, wenn ich sie mit Draconis Memoria vergleiche, was aber Geschmackssache sein mag.

Trotz allen Abstrichen bei Geschichte und Charakteren war das Buch für mich ein Genuss, einfach weil ich Anthony Ryans Stil so gerne mag. Wer also seine Bücher deswegen schätzt, wird sicher nicht enttäuscht.

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Veröffentlicht am 23.06.2020

SEHR dunkles Lavandou

Dunkles Lavandou (Ein-Leon-Ritter-Krimi 6)
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Das war mein erstes Buch mit Leon Ritter und es ist erfreulicherweise problemlos ohne Vorkenntnisse lesbar, denn die wichtigen Details werden geschickt hier und da eingestreut. Mich hat an der Leseprobe ...

Das war mein erstes Buch mit Leon Ritter und es ist erfreulicherweise problemlos ohne Vorkenntnisse lesbar, denn die wichtigen Details werden geschickt hier und da eingestreut. Mich hat an der Leseprobe schon die leichte Erzählweise des Autors fasziniert. Als Leon Ritter über den Markt schlendert und provenzalische Köstlichkeiten einkauft, kann man die Aromen geradezu riechen, man hat fast das Gefühl selbst mit ihm dort zu sein. Den Punkt Lokalkolorit erfüllt der Krimi also zu 100%.

Neben dem Rechtsmediziner Leon Ritter, nach dem die Reihe benannt ist, verfolgt man die Ermittlungen auch aus der Sicht seiner Lebensgefährtin Isabelle Morell. Dadurch verbinden sich die Perspektiven von Rechtsmedizin und Polizei zu einem sehr spannenden Fall. Was mich allerdings gewundert hat, war, dass besonders am Anfang nur seichte Alltagsinteraktion zwischen den beiden stattfand und so gut wie eine Gespräche über den tatsächlichen Fall. Weitere Dinge, die mich gewundert oder enttäuscht haben:

1. Leon vertraut sich, wohl aus einem seiner berühmten Impulse heraus, die ihn schon bei den Obduktionen immer in die richtige Richtung führen, einem Fremden an und teilt Bilder und Details des Falls mit diesem, was der Polizei sicher nicht recht wäre.
2. Auf S. 230 wird als gemeinsames Merkmal aller Opfer erwähnt, dass sie blond sind, eins davon wird aber zuvor explizit (S. 90) als dunkelhaarig beschrieben.
3. In einer Szene (S. 249) will Leon eigentlich schnell zu Isabelle, trinkt aber vorher noch etwas im Café.
4. Die bunte Karte vom Gebiet vorne war eine schöne Idee, aber nur bedingt nützlich, weil einige Orte darauf fehlen.
5. Bei den französischen Ausdrücken und Namen hätte es eines sorgfältigeren Lektorats bedurft. „Ta gueule“ wird auf S. 109 zu „Ta geule“. Notre Dame des Anges kriegt gleich zwei kreative Schreibweisen, „Notre Dame des Ange“ (S. 189) und „Notre Dame de Anges“ (S. 190). Bormes-les-Mimosas steht mal mit Bindestrichen, mal ohne (S. 333). Dazu kommen kleine Fehler wie „En arriere“ (S. 148) mit fehlendem accent grave auf arrière. Viele werden das einfach überlesen, aber wer Französisch kann, stolpert darüber.
6. Und schließlich enttäuscht auch das Ende. Ich war von dem Buch so begeistert, dass ich noch mit einem letzten intelligenten und unerwarteten Twist gerechnet habe. Dieser kam aber nicht. Der Mörder war der, den ich schon ganz lange im Verdacht hatte, und am Ende blieben für mich noch einige offene Fragen zum Fall.

Noch ein abschließendes Wort zu den Titeln der Reihe: Auch wenn man Ähnlichkeit bei solchen Reihen gewöhnt ist und auch erwartet, finde ich sie in diesem Fall total verwirrend. Der Titel des Vorgängers, "Mörderisches Lavandou", würde genauso zu diesem Buch passen. Die ersten drei Bände heißen irgendwas mit Lavendel, auch hier sind die Adjektive austauschbar. Lediglich Band 4, "Das Grab unter Zedern", hat einen Titel, der mich anspricht und unter dem man sich auch etwas vorstellen kann.

Trotz alledem war das Buch wahnsinnig spannend, so spannend und stellenweise grausam, dass es fast mehr in Richtung Thriller als Krimi tendiert. Das hat mich aber nicht gestört. Ich empfehle es als Sommerlektüre für alle Krimiliebhaber, die von zuhause aus die Provence besuchen möchten.

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Veröffentlicht am 12.05.2020

Spannend mit Horrorelementen

Das Dorf der toten Seelen
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Der Reiz an diesem Buch lag für mich klar in seiner Handlung: Ich mag The Blair Witch Project, seit der Film mich in jungen Jahren verstört hat und ich liebe es, mich so richtig zu gruseln – wobei ich ...

Der Reiz an diesem Buch lag für mich klar in seiner Handlung: Ich mag The Blair Witch Project, seit der Film mich in jungen Jahren verstört hat und ich liebe es, mich so richtig zu gruseln – wobei ich zugeben muss, dass es dazu bei mir nicht viel braucht. Die Parallelen zum Buch sind allerdings nur an der Oberfläche da. Die Handlung spielt im Wald, allerdings in einer Siedlung, Silvertjärn, mit Kirche, Schule und vielen Wohnhäusern. Es geht um eine Videodokumentation über verschwundene Menschen, aber die Kamera steht bei weitem nicht so im Fokus wie in Blair Witch. Das wäre im Buchformat auch deutlich schwieriger umzusetzen als im Film. Insgesamt ist das Buch eher ein Thriller mit einigen – sehr gekonnt platzierten! – Horrorepisoden und frei von fantastischen Elementen. Jetzt, wo ich das Buch gelesen habe, muss ich auch sagen, dass die Beschreibung des Buches vom Verlag einen ziemlich blöden Spoiler enthält. Laut dieser passiert relativ früh etwas, das tatsächlich erst gegen Ende des Buches geschieht und ich wünschte, ich hätte das nicht vorher gewusst, denn dann wäre der Schock wesentlich effizienter gewesen. Einfach nur ärgerlich.

Erzählt wird die Geschichte in der Gegenwart aus der Perspektive von Alice, ergänzt durch ihre Erinnerungen an ihre verstorbene Großmutter, die aus Silvertjärn stammte, und Briefe, die diese von ihrer jüngeren Schwester Aina bekommen hat, bevor sämtliche Dorfbewohner bis auf ein zurückgelassenes Baby und eine ermordete Frau verschwanden. In der Vergangenheit werden die Ereignisse aus der Sicht von Alices Urgroßmutter erzählt. Das Filmteam der Gegenwart setzt sich zusammen aus einer Freundin von Alice, ihren beiden Bekannten Emmy und Max und Emmys Freund Robert. Von Anfang an herrscht eine gereizte Stimmung in der Gruppe, die allerdings nur von Alice auszugehen scheint. Deren Gereiztheit gegenüber bestimmten Teammitgliedern ist so früh in der Geschichte nicht wirklich nachvollziehbar. Auch nachdem die Autorin endlich von Andeutungen zu konkreter Erzählung der Hintergründe dieser schwierigen Beziehung übergeht, spürt man diese als Leser nicht unbedingt. Die stark negativen Gefühle waren aus meiner Sicht unbegründet, vielmehr scheint Alice gern Probleme auf andere abzuschieben. Dadurch wird sie unsympathisch, was ungünstig ist, da die Geschichte aus ihrer Sicht erzählt wird. Obwohl später im Buch durch die Sicht der anderen Person thematisiert wird, dass Alices Sicht auf die Dinge nicht objektiv und absolut ist, wird es doch eher so dargestellt, als hätte die andere Person sich falsch verhalten und müsste sich deswegen schlecht fühlen und das hat mir überhaupt nicht gefallen. Am Ende gibt es einen weiteren unangenehmen Moment zwischen Alice und einem anderen Teammitglied, der mir zu gezwungen schien. Möglicherweise sollte das eine feministische Aussage werden, sie war aber dafür nicht gut genug ausgearbeitet. Abgesehen von Alice und ihrer Familie lernt man die anderen Figuren kaum kennen, was mich aber nicht gestört hat. Schade fand ich, dass der Antagonist des Romans zwar in Teilen ausgearbeitet, aber der Anschluss zwischen den Erkenntnissen der Gegenwart und dem Geschehen in der Vergangenheit nicht vollständig gemacht wurde.

Das alles wird aber durch die unglaublich spannende Geschichte aufgewertet. Das Schicksal der Dorfbewohner ist geradezu banal und dennoch bin ich nicht von Anfang an darauf gekommen, das zu vermuten, habe im Verlauf des Buches eine Theorie nach der anderen verworfen und wurde doch am Ende überrascht. Ständig schwankt man zwischen „Da ist niemand außer den fünf, wie denn auch?“ und „Aber… wie kann DAS dann sein?“ immer wieder hin und her – das ist eine der Stärken des Romans, dass man bis zum Schluss nicht einmal weiß, wo die Lösung des Geheimnisses zu finden ist: in der Gegenwart oder in der Vergangenheit?

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Veröffentlicht am 27.04.2020

Langsam, aber nicht langweilig

Die Silbermeer-Saga (Band 1) - Der König der Krähen
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Dieses Buch zieht schon durch sein Cover den Blick auf sich. Innen findet man auch noch eine wunderschöne Karte der Inseln – in Farbe! – und hübsche Vignetten, die die Kapitelanfänge verzieren. Leider ...

Dieses Buch zieht schon durch sein Cover den Blick auf sich. Innen findet man auch noch eine wunderschöne Karte der Inseln – in Farbe! – und hübsche Vignetten, die die Kapitelanfänge verzieren. Leider hat die Goldschrift auf dem Buchrücken und auch vorne auf dem Einband fast sofort begonnen sich zu lösen. Mein Buch heißt auf dem Rücken daher jetzt einfach „Der König der Krähen“ und hat leider einen unschönen leeren Fleck in der Mitte.

Inhaltlich kann das Buch dafür auch auf Dauer überzeugen. Die Geschichte entwickelt sich nur langsam, stattdessen wird die Spannung aber von der Sprachkunst der Autorin getragen. Gerade durch die langsame Erzählweise kreiert sie eine sehr intensive Atmosphäre. Gleichzeitig wird die Geschichte dadurch sehr glaubwürdig, denn an einer der Stationen gegen Ende ihrer Reise hält Edda sich unerwartet lange auf, da sie schlichtweg nicht weiß, was sie tun soll, aber eben auch nicht unrealistisch schnell Hilfe von einem Außenstehenden bekommt. Als Protagonistin war sie mir sehr sympathisch. Auf die Charakterisierung der Dorfbewohner zu Beginn des Buches hat die Autorin nicht viel Zeit verschwendet, sie spielen im späteren Verlauf auch keine Rolle mehr. Auf ihren Reisen trifft Edda aber durchaus interessante Figuren. Die wichtigsten Antagonisten zeigen unterschiedliche Facetten, sodass ich hoffe, dass sie alle irgendwann wieder vorkommen. Sprachlich glänzt das Buch auch durch eine der Welt angemessene, konsistente Metaphorik und Redewendungen.

Am Ende wird alles etwas geraffter erzählt und es gibt eine Überraschung, die ich von Anfang an erwartet, zwischendurch aber vergessen hatte, weil die Erzählung sich so lange hinzog. Die Hintergründe dieser Überraschung werden so schnell zusammengefasst, dass sie weniger glaubwürdig sind als der Rest des Buches. Ich habe das Gefühl, dass die Autorin gerne noch einen richtigen Knaller am Ende bringen wollte, angesichts der Länge des Buches aber wenig Platz dafür übrig hatte. Ich finde, dass man bei 600 Seiten auch nochmal 50 Seiten mehr für die sorgfältige Ausarbeitung dieses Stranges hätte investieren können. Eine gute Alternative wäre auch gewesen, das in den zweiten Band zu verschieben, denn das Buch bietet genug interessante Handlung.

Ich könnte mir zwar vorstellen, dass viele Leser die Geschichte als langatmig empfinden, für mich ist die Saga aber eine alles in allem gelungene Geschichte mit nordischen Elementen, aber noch viel mehr eigener Fantasie. Die interessantesten Dinge, der Herr der Krähen und die Alte Sprache bleiben im ersten Band leider nur angedeutet, sodass „Der König der Krähen“ eigentlich ein passenderer Untertitel für den zweiten Band gewesen wäre – vorausgesetzt, dass er in diesem dann endlich vorkommt. So habe ich aber wenigstens einen Grund, mich auf die Fortsetzung zu freuen.

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Veröffentlicht am 13.03.2020

Genial, wenn man über den zähen Anfang hinwegkommt

Das neunte Haus
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Das neunte Haus verbindet die amerikanischen Studentenverbindungen mit alter und mächtiger Magie. Alex Stern, die Geister sehen kann, hat ein Stipendium der besonderen Art für Yale bekommen und muss als ...

Das neunte Haus verbindet die amerikanischen Studentenverbindungen mit alter und mächtiger Magie. Alex Stern, die Geister sehen kann, hat ein Stipendium der besonderen Art für Yale bekommen und muss als Mitglied der Studentenverbindung Lethe die magischen Rituale der anderen Verbindungen streng überwachen. Doch ihr Mentor Darlington ist verschwunden und seitdem läuft einiges schief.

… was habe ich mit diesem Buch gekämpft. Ich hatte bisher noch nichts von Leigh Bardugo gelesen, fand aber die Idee für „Das neunte Haus“ so spannend und innovativ, dass ich es mir geholt habe, ohne auch nur einen Blick hineinzuwerfen. Das schien mir zunächst ein Fehler zu sein, denn es lag gefühlt ewig bei mir herum und ich konnte immer nur ein paar Seiten lesen, bis irgendwo um S. 150 herum endlich der Durchbruch kam. Den Rest habe ich in einer Nacht verschlungen. Und jetzt sitze ich hier und fühle mich betrogen und möchte schreien, weil es auch auf Englisch für den zweiten Band nicht einmal ein Release-Datum gibt.

Es gibt drei Zeitstränge in der Erzählung, Herbst, Winter und Vorfrühling, dazu kommen Erinnerungen an diverse andere Zeiten, die teilweise viele Seiten einnehmen, sodass man sich gedanklich komplett darin verheddert. Die Orientierung in der Handlung ist am Anfang schwer, aber es lohnt sich weiterzulesen, denn zum Ende hin fügt sich alles ganz kunstvoll zu einem Ganzen zusammen und es gelingt der Autorin tatsächlich bis zum Ende die Spannung aufrechtzuerhalten. Die fantastischen Elemente werden durch bekannte Namen wie Hiram Bingham und Anbindung an tatsächliche Ereignisse gelungen in der Realität verankert. Alex ist als Protagonistin originell und authentisch. Es wirkt zunächst so, als hätte die Autorin nur versucht möglichst edgy und düster zu sein, aber wenn man über die zähen ersten Seiten hinwegkommt, sieht man, dass Alex kein Stereotyp ist. Mit der Zeit wird sie einem sogar sympathisch und es tut einem Leid, dass man sich über sie geärgert hat. Die Rituale der Verbindungen sind recht düster und es gibt explizite Beschreibungen von Gewalt, vulgäre Sprache und Drogenmissbrauch. Ich hatte aber das Gefühl, dass jede schlimme Szene von der Autorin mit Bedacht eingesetzt wird und notwendig ist, um genau dieses Buch zu schreiben.

Leider muss ich - wie so oft - empfehlen das Buch im Original zu lesen, wenn man es sich zutraut. Die Übersetzung ist nicht schlecht, aber immer wieder scheint das englische Original durch. Einige sprachliche Nuancen wurden offenbar nicht verstanden, oft werden feste Ausdrücke aus dem Englischen wörtlich übersetzt, obwohl sie im Deutschen nicht üblich sind. Ein Beispiel: „[D]ie Droge sollte in etwa zwölf Stunden aus deinem System sein.“ (S. 216) Oder „das ist es“ (S. 329) für „that’s it“ im Sinne von „das war’s“. Oft wirkt es auch so, als wäre das Tempus nicht ganz richtig übersetzt worden, was aber ohne das Original schwer zu sagen ist.

Das Ergebnis ist sehr gut gelungene Urban Fantasy, die erfrischend düster ist, ohne zu gewollt zu wirken. Klare Empfehlung für alle, die Fantasy mögen, aber Lust auf etwas Originelles haben und vor expliziter Gewaltbeschreibung nicht zurückschrecken.

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