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Veröffentlicht am 11.12.2020

Vorhersehbare aber trotzdem fesselnde Handlung

Das Geheimnis von Seynford Hall
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Samantha hat es nicht leicht im Leben. Sie wohnt in einem heruntergekommenen Viertel in Birmingham, hält sich mit Kellnern und einem Aushilfsjob über Wasser und muss sich immer wieder gegen aufdringliche ...

Samantha hat es nicht leicht im Leben. Sie wohnt in einem heruntergekommenen Viertel in Birmingham, hält sich mit Kellnern und einem Aushilfsjob über Wasser und muss sich immer wieder gegen aufdringliche Männer behaupten. Und dann ist auch noch ihre geliebte Mutter – die einzige Familie die sie hatte – von kurzem gestorben.

Daher muss sie nicht lange überlegen, als sie durch einen mysteriösen Brief aufgefordert wird, nach Cornwall zu reisen und sich mit einer Familie Seynford zu treffen. Zusammen mit ihrer besten Freundin macht sie sich auf den Weg in ein Abenteuer, welches ihr Leben komplett auf den Kopf stellen wird.

Der Roman ist in 4 Abschnitte gegliedert, die jeweils mit dem Namen einer beteiligten Person überschrieben sind. Ich bin daher davon ausgegangen, dass jeder Teil auch die Geschichte dieser Person erzählt. Was bei den ersten beiden Teilen auch gut geklappt hat, hat mich dann insbesondere im dritten Teil enttäuscht, da es nur am Rande um die genannte Person ging. Hier wären andere Überschriften meiner Meinung nach passender gewesen.

Die Geschichte spielt in der Gegenwart, aber teilweise auch in der Vergangenheit (1974/75). Hier musste ich mir immer wieder klar machen, dass der Roman 1974 spielt, da die Handlungen der Personen für mich eher ins 19. Jh gepasst hätten. Ein herrischer Vater, eine unterwürfige Mutter und eine Tochter, die anfangs sehr freiheitsliebend und stark wirkt, am Ende aber doch naiv und fügsam ihr Schicksal akzeptiert. Dazu steht über Allem noch die unbedingte Regel, dass der Ruf und das Ansehen der Familie wichtiger sind als alles andere.

Die Handlung war für mich sehr vorhersehbar, ähnlich wie bei einem Rosamunde Pilcher Film, was aber den Lesespaß nicht minderte. So wurde auch das „Geheimnis“ schon relativ früh im Roman gelüftet, wobei ich mir unter dem Geheimnis irgendwie noch mehr vorgestellt hatte. Danach geht es mehr um die Umstände und Folgen des Geheimnisses, was aber nicht minder spannend ist.

Die Charaktere werden gut beschrieben, vor allem die zwei Hauptfiguren (Samantha und Adalind). Leider waren insbesondere Adalinds Handlungen für mich nicht immer ganz nachvollziehbar. Das gilt auch für die Nebendarsteller, bei denen ich mich oft fragte, warum sie nicht gehandelt oder geholfen haben.

FAZIT:
Das Geheimnis von Seynford Hall ist ein schöner Roman für zwischendurch. Auch wenn für mich die Handlung sehr vorhersehbar war, blieb die Geschichte trotzdem spannend und ließ sich flüssig und schnell lesen. Daher von mir 4,5 Sterne

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  • Charaktere
  • Cover
  • Gefühl
Veröffentlicht am 02.11.2020

Eine starke Frau geht ihren Weg

Der Glanz der neuen Zeit
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„Der Glanz der neuen Zeit“ ist der zweite Teil der Speicherstadt Trilogie von Fenja Lüders. Teil eins ist unter dem Titel „Der Duft der weiten Welt“ bereits erschienen und auf Teil drei „Der Traum von ...

„Der Glanz der neuen Zeit“ ist der zweite Teil der Speicherstadt Trilogie von Fenja Lüders. Teil eins ist unter dem Titel „Der Duft der weiten Welt“ bereits erschienen und auf Teil drei „Der Traum von Freiheit“ müssen wir noch bis Juni 2021 warten.

Während der erste Roman Anfang des 20. Jahrhunderts spielt, befinden wir uns im zweiten Teil im Nachkriegsdeutschland der 20er Jahre. Mina hat nach dem Tod ihres Vaters die Verantwortung für die Familie und das Kaffeekontor übernommen. Auch wenn sie bisher ganz gut durch die Kriegsjahre gekommen ist, gestaltet sich die Neuaufnahme des Kaffeehandels nach Kriegsende mehr als schwierig. Und auch Frederick, Minas verschwenderischer Ehemann macht ihr das Leben schwer.

Dieser zweite Band der Speicherstadt-Saga hat mich auch wieder begeistert. Seit dem Ende des ersten Bandes sind 6 Jahre vergangen, in denen Krieg in Deutschland herrschte. Den Zeitsprung hat Fenja Lüders gut hinbekommen, so dass er beim Lesen nicht stört. Die Charaktere haben sich in dieser Zeit weiterentwickelt, sind reifer und erwachsen geworden, wie zum Beispiel Minas kleine Schwester Agnes.

Auch Mina selbst ist reifer und noch stärker geworden. Sie trägt die Verantwortung für die Famile und die Firma und meint leider immer, dass sie alles allein schaffen muss. Umso mehr freut es mich, wenn ihre Familie – allen voran Großmutter Hiltrud – oder auch gute Freunde wie Irma und Heiko ihr unter die Arme greifen und helfen wo sie nur können. Auch so manch unerwartete Hilfe von dritter Seite hat mich überrascht und gefreut. Alles hätte nun so schön laufen können, wenn nur Frederick, Minas schrecklicher Ehemann, nicht wäre. Unter ihm hat Mina sehr zu leiden und ich habe bis zum Schluss gebangt, ob sie es wohl schaffen wird, sich jemals von ihm zu befreien.

Fenja Lüders beschreibt ihre Charaktere sehr gut und rund. Auch Nebenfiguren bekommen ihren Anteil an der Geschichte und man kann sich diese, genauso wie die Hauptdarsteller, gut vorstellen und ihre Handlungen nachvollziehen.

Die Schreibweise von Fenja Lüders gefällt mir sehr gut, der Roman ist flüssig und spannend geschrieben und bietet auch so manch überraschende Wendung. Einige Fragen bleiben dabei noch offen, die aber hoffentlich dann im 3. Teil beantwortet werden.

Für mich gut dargestellt wurde auch die schwierige Rolle der Frauen in der Nachkriegszeit . Ich fand es immer wieder unglaublich, was man sich als Frau damals alles gefallen lassen musste. Umso mehr habe ich Mina bewundert, wie sie doch immer einen Weg gefunden hat, sich durchzusetzen und auch viele Männer hat dumm dastehen lassen.

Fazit:
Der zweite Teil der Speicherstadt-Saga knüpft gut an den ersten an, auch wenn 6 Jahre dazwischen liegen. Mich hat Minas Geschichte wieder sehr gefangen genommen und es hat Spaß gemacht, ihr weiteres Schicksal mitzuerleben.

Leider ging es mir am Ende des Romans viel zu schnell. Plötzlich lösen sich alle Probleme wie von selbst. Insbesondere das letzte Kapitel, welches wohl eher ein Epilog ist, macht einen Zeitsprung von gut 1 ½ Jahren, der für mich nicht so recht nachvollziehbar ist. Ein paar weitere Kapitel , in denen diese Wendungen vorbereitet und erklärt werden, hätten dem Buch meiner Meinung nach sehr gut getan. Daher muss ich leider einen halben Punkt in meiner Bewertung abziehen.

  • Einzelne Kategorien
  • Cover
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  • Thema
Veröffentlicht am 29.06.2020

Mutig sein ist das Allerwichtigste

Die Liebe kommt auf Zehenspitzen
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Kurz vor Weihnachten lernt die junge Übersetzerin Lucy den attraktiven Arzt Ben durch die Mitfahrzentrale kennen. Nach einer abenteuerlichen Fahrt durch einen Schneesturm landen die Beiden auf dem Hof ...


Kurz vor Weihnachten lernt die junge Übersetzerin Lucy den attraktiven Arzt Ben durch die Mitfahrzentrale kennen. Nach einer abenteuerlichen Fahrt durch einen Schneesturm landen die Beiden auf dem Hof von Dorle, einer alten, lebenserfahrenen Frau und verbringen mit ihr das Weihnachtsfest. Als Dorle einige Wochen später stirbt, vererbt sie ihren Hof an Lucy und Ben. Diese beschließen ihrem alten Leben in Hamburg den Rücken zu kehren und auf dem Hof neu zu beginnen. Dabei treffen sie auf viele Unikate einer wunderbaren Dorfgemeinschaft und lernen ganz neue Fähigkeiten an sich kennen.

Der Prolog der Geschichte zieht sich über 5 Kapitel relativ lang hin und spielt kurz vor Weihnachten im dichten Schneetreiben. Das hat mich beim Lesen im Juni etwas überrascht. Allerdingt passt diese lange Vorgeschichte sehr gut ins Buch und macht die nachfolgende Handlung realistischer.
Der Roman lässt sich gut und flüssig lesen, die Kapitel fliegen nur so dahin. Alle Figuren sind liebevoll und mit ihren jeweiligen Eigenarten sehr gut beschrieben, so dass ich mir auch die nur kurz vorkommenden Charaktere gut vorstellen konnte.

Lucy ist für mich eine liebenswerte, chaotische Person, die ihren Platz im Leben noch nicht gefunden hat. Sie ist in Hamburg sehr einsam und unzufrieden mit ihrem Leben. Auf dem Hof erkennt sie nach und nach was ihr wirklich wichtig ist und wofür es sich zu kämpfen lohnt. Allerdings steht sie sich anfangs immer noch selbst im Weg, so dass ich sie am liebsten geschüttelt hätte, damit sie das Offensichtliche erkennt. Ihre Beziehung zu Ben verläuft sehr langsam und ob aus den Beiden noch ein Paar werden kann bleibt bis zum dramatischen Ende offen.
Ben bleibt anfangs sehr geheimnisvoll und gab mir beim Lesen Rätsel auf. Nach und nach erfährt man dann mehr von seiner traurigen Vergangenheit. Manchmal hätte ich mir von ihm etwas mehr „Mann“-sein gewünscht, aber sein Verhalten war für mich insgesamt stimmig und gut nachvollziehbar.
Dann gibt es noch einige Dorfbewohner, die auch ganz spezielle Typen sind und mit beim Lesen extrem gut gefallen haben. Der Nörgler hat hier ebenso seinen Platz wie die gute Seele. Sie nehmen Ben und Lucy toll in ihr Dorf auf und halten zusammen wenn es wirklich drauf ankommt.

„Die Liebe kommt auf Zehenspitzen“ ist ein eher ruhiger, langsamer Roman, der aber mit jeder Menge schöner Zitate und Lebensweisheiten gespickt ist. Auch wenn er leicht und locker mit viel Humor daher kommt, ist er nicht oberflächlich sondern befasst sich mit den Themen Einsamkeit, Vertrauen, mutig sein und miteinander reden. Ich kann diese Geschichte auf jeden Fall weiterempfehlen. Es hat Spaß gemacht, sie zu lesen und mit Lucy zu leiden und zu lachen.

  • Einzelne Kategorien
  • Cover
  • Erzählstil
  • Gefühl
  • Geschichte
  • Figuren
Veröffentlicht am 21.02.2020

Gelungener Auftakt zur Speicherstadt-Trilogie

Der Duft der weiten Welt
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Mina ist jung, intelligent, ehrgeizig und träumt davon, mehr aus ihrem Leben zu machen als nur Ehefrau und Mutter zu werden. Das ist als Kaufmannstocher 1912 leider nicht so einfach. Mit Beharrlichkeit ...

Mina ist jung, intelligent, ehrgeizig und träumt davon, mehr aus ihrem Leben zu machen als nur Ehefrau und Mutter zu werden. Das ist als Kaufmannstocher 1912 leider nicht so einfach. Mit Beharrlichkeit und Disziplin gelingt es Mina im Kaffeekontor ihres Vaters eine wichtige Rolle einzunehmen, die sie jedoch bald vor die schwierigsten Entscheidungen ihres Lebens stellen wird.

Fenja Lüders ist hier ein wunderbarer Auftakt zu ihrer Speicherstadt Saga gelungen. Das Buch lies sich gut und flüssig lesen und ich bin schnell in das Hamburg 1912 eingetaucht. Ich fand es sehr interessant, wie gut die Autorin die schwierige Rolle der intelligenten Frau in dieser Gesellschaft darstellt. Mina zeigt dem Leser auf wie viele Widerstände sie stößt, nur weil sie kein Junge geworden ist.

Mina ist mir sehr ans Herz gewachsen, wie sie für ihren Träume, ihre Familie und ihre Liebe kämpft. Doch ob sie am Ende alles haben kann, bleibt bis zum Schluss offen.
Sie ist für mich eine sehr selbstbewusste, gradlinige Person, die im Laufe der Geschichte immer erwachsener wird und sich nicht scheut Verantwortung zu übernehmen, auch wenn das bedeutet, dass sie ihre eigenen Wünsche zurückstellen muss.

Alle Figuren der Geschichte wurden sehr gut beschrieben, so dass bei mir schnell Sympathien und Antipathien entstanden. Einzig mit Edo hatte ich so ein wenig meine Probleme. Anfangs mochte ich ihn sehr gern und konnte gut verstehen, dass er Mina mit nach Amerika nehmen wollte. Gegen Ende wurden mir seine Reaktionen und Handlungen aber immer unverständlicher und ich bin gespannt, ob es hierzu im nächsten Band noch Erklärungen geben wird.

Das Ende des Romans ist sehr offen, so dass ich schon ungeduldig auf den nächsten Teil warte, um zu lesen, wie es mit Mina weitergehen wird.

  • Einzelne Kategorien
  • Cover
  • Erzählstil
  • Handlung
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Veröffentlicht am 08.11.2019

Die bewegende Geschichte einer mutigen Frau und einer großen Liebe

Die Lilie von Bela Vista
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Josie ist Ende 30 und scheint mit ihrem Leben recht zufrieden zu sein, auch wenn ihr Job und ihr Freund sie nicht völlig begeistern. Als ihre Großtante ihr ein altes Familienerbstück vermacht, beginnt ...

Josie ist Ende 30 und scheint mit ihrem Leben recht zufrieden zu sein, auch wenn ihr Job und ihr Freund sie nicht völlig begeistern. Als ihre Großtante ihr ein altes Familienerbstück vermacht, beginnt Josie eine Reise in die Vergangenheit und stellt ihre Zukunft mehr und mehr in Frage.

1830 macht sich die junge Sophie auf den gefährlichen Weg nach Brasilien, um ihren Verlobten zu suchen, der auf der Jagt nach Edelsteinen verschollen ist. Nach einer gefährlichen und anstrengenden Reise findet sie Karl endlich im Urwald. Ob sie nun endlich glücklich werden?

Der dritte Roman von Sylvia Lott hat mich auf eine Reise in die Vergangenheit geschickt. Sehr lebendig schildert die Autorin die Lebensverhältnisse der Menschen Anfang des 19. Jahrhunderts in Idar-Oberstein und auch in Brasilien. Gut gefallen hat mir auch der Wechsel zwischen der Vergangenheitsgeschichte und Josies Geschichte in der Gegenwart. So blieb das Buch bis zum Schluss spannend und das Rätsel um Sophie löst sich auch erst auf den letzten Seiten.

Sophies Geschichte ist so unglaublich und dramatisch aber auch wieder sehr realistisch dargestellt, dass ich am Ende wirklich mit ihr gelitten habe. Sie ist eine extrem willensstarke und mutige Person, die gegen alle Widerstände ihren Weg geht und dabei immer ihrem Herzen folgt.

Es hat viel Spaß gemacht, diesen Roman zu lesen und in die Geschichte des Edelsteinhandels einzutauchen. Dies war für mich eine völlig fremde Materie aber es wurde alles gut erklärt, so dass ich mich gut zurechtfand. Auch die Beschreibungen von Brasilien sowohl in der Vergangenheit als auch in der Gegenwart haben mich sehr fasziniert.
Für alle die gern Romane auf zwei Zeitebenen lesen, ist die Lilie von Bela Vista eine echte Leseempfehlung. Einzig das Cover passt für mich so gar nicht zum Roman.