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Veröffentlicht am 19.08.2020

nettes Buch für Zwischendurch

Lovely Mistake (Bedford-Reihe 2)
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„Die Männer mit den härtesten Schalen haben den weichsten Kern von allen. Ich bin schon einigen von deiner Sorte begegnet. Es war immer dasselbe.“
(Molly zu Troy in Lovely Mistake)

Worum geht’s?

Nach ...

„Die Männer mit den härtesten Schalen haben den weichsten Kern von allen. Ich bin schon einigen von deiner Sorte begegnet. Es war immer dasselbe.“
(Molly zu Troy in Lovely Mistake)

Worum geht’s?

Nach der schweren Zeit um die Krebserkrankung ihrer Mutter sowie einer tragisch gescheiterten Beziehung hat Molly genug. Sie stellt sich selbst eine Challenge: 6 Monate, keine Männer, keine Berührungen von Männern, kein Verlieben. Mit Entsetzen muss Molly dann aber feststellen, dass ihre Wohnung durch einen Wasserschaden länger nicht bewohnbar ist. Und so landet sie bei Troy. Als Mitbewohnerin, versteht sich. Das macht sie ihm auch direkt durch Regeln klar. Als das Schicksal erneut über Molly hineinbricht, steht Troy an ihrer Seite. Jetzt muss Molly sich fragen: Sind Regeln nicht dafür da, gebrochen zu werden?

Lovely Mistake ist Band 2 der Bedford-Reihe und in sich geschlossen. Die Protagonisten aus Band 1 kommen vor, Vorkenntnisse sind jedoch nicht erforderlich.

Schreibstil / Gestaltung

Was für eine schöne Farbe! Das Cover von Lovely Mistake ist einfach wunderschön. Ein sattes Blau mit einer goldenen Marmorierung sowie einem an Band 1 angelehnten Titel zieht sofort die Blicke auf sich. Das Cover wirkt sehr modern und passt zum Genre. Nach einem Prolog springt das Buch einige Wochen und verläuft von hier an linear. Die Geschichte wird sowohl durch Molly als auch durch Troy in der Ich-Perspektive erzählt, wobei Mollys Anteil deutlich überwiegt. Der Schreibstil ist sehr angenehm flüssig, leicht verständlich und gelegentlich auch humorvoll. Es ist sprachlich angemessen für den Bereich (junge) Erwachsene. Das Buch enthält einen geringen, nicht expliziten Anteil an Intimszenen.

Meine Meinung

Nachdem mich Perfectly Broken letztes Jahr wirklich von den Socken gehauen hat und die emotionale Geschichte um Chase und Brooke auf meiner Jahreshighlight-Liste gelandet ist, war meine Freude enorm groß, als verkündet wurde, dass es weitergeht – dieses Mal mit Molly und Troy. Genau so hatte ich es gehofft und erwartet, da die beiden in Band 1 bereits kurze Intermezzos haben. Mit großer Vorfreude griff ich also zu Lovely Mistake – und muss sagen, dass ich deutlich mehr erwartet hätte.

Zu Beginn des Buches entführt uns Molly in einem längeren Prolog zu ihrer Mutter. Diese hat gerade den Krebs besiegt und befindet sich noch geschwächt zuhause. Molly kümmert sich um sie, backt ihr gesunde, köstliche Kuchen und ist für sie da. Als Molly ihre Mutter informiert, dass sie sich dazu entschieden hat, ein halbes Jahr nicht zu daten, keine Männerkontakte zu haben und sich nicht zu verlieben, ist diese überrascht und nimmt ihrer Tochter das Versprechen ab, dass Molly ihre Regeln bricht, sollte der perfekte Mann kommen. Nach einem mehrwöchigen Sprung in die Zukunft sitzt Molly tief in der Patsche. Ein großer Wasserschaden hat ihre Wohnung unbewohnbar gemacht. Zunächst bieten ihr Chase und ihre beste Freundin Brooke Unterschlupf an, Molly hat auf die beiden extrem verliebten Turteltäubchen aber eigentlich keine Lust. Als dann Chases bester Freund Troy Molly sein Sofa anbietet, nimmt sie an – jedoch nicht, ohne Regeln aufzustellen. Keine tiefgründigen Gespräche, keine durch die Wohnung laufende nackte Nudel und kein Körperkontakt. Sie sind nur zwangsweise Mitbewohner und auf keinen Fall soll das mehr sein. Aber irgendwie können sich beide der Anziehung zwischen ihnen nicht so ganz widersetzen. Und als das Schicksal zuschlägt und Molly in den Abgrund reißt, ist es ausgerechnet Troy, der an ihrer Seite steht. Wird Molly über ihren Schatten springen und ihre Regeln aufgeben können?

Nach Band 1 habe ich mich ja wirklich auf Molly und Troy, generell auf dieses ganze Buch, enorm gefreut. Die Idee, ein halbes Jahr „Männerpause“ zu machen, klang auch nach einer guten Grundlage, denn es war klar, dass Molly ordentlich ins Schleudern gerät, sobald sie mit Troy lebt. Aber irgendwie war das alles zu viel, zu anstrengend und zu wenig greifbar. Es geht los mit Molly, die in ihrer Verzweiflung zu Troy zieht, denn bei Brooke und Chase wohnen? Auf gar keinen Fall. Ihre Männerpause will sie geheimhalten und erzählt Troy daher anfänglich etwas von einer Keimphobie. Dann werden Regeln aufgestellt, drei Stück an der Zahl. Regel Nummer 3 bricht Molly kurz danach sofort, als sie nackt Troy gegenübertritt. Natürlich ist es nur eine Frage der Zeit, bis Regel 1 und 2 auch fallen. Wieso Molly keine tiefgründigen Gespräche will, ist recht schnell klar: Troy ist ein verdammt lieber Kerl, der zwar den Ruf eines Abschleppers hat, aber so zahm ist wie ein Hundewelpe. Er kümmert sich gut um Molly, ist für alle Welt stets da und hat ein großes Herz. Seine bewegende Vergangenheit, die hin und wieder angekratzt wird, unterschreibt dies noch mehr. Molly ist also recht früh bewusst, dass sie sich in Troy – den sie ja immerhin sogar schonmal gedatet hat – verlieben kann.

Die Regel mit dem Körperkontakt hingegen nimmt teils absurde Ausmaße an. Ich war sehr gespannt darauf, ob hierfür eine Erklärung folgt. Ja, die kommt und ja, sie ist erklärbar. Ich hätte mir ehrlich gesagt gewünscht, dass das Ganze mehr thematisiert wird und nicht nur als kleine Randnotiz einhergeht, da es durchaus ein wichtiges Thema ist. Allerdings empfand ich beim Lesen Mollys Reaktionen trotzdem laufend als übertrieben. Sie will nicht einmal Hände schütteln oder als sie verletzt ist, soll Troy ja nicht ihren Knöchel angucken. Generell pocht Molly extremst auf ihre Regeln, lässt den Leser regelmäßig von ihrer Männerpause wissen und betont öfter, dass sie auf keinen Fall dabei ist, sich zu verlieben. Gleichzeitig aber reizt sie Troy permanent, bringt ihn in Situationen, in denen er sich regelkonform verhält, Molly ihn aber hochgradig provoziert, die Regeln zu brechen. Und hier fing es an, dass ich nur noch mit dem Kopf geschüttelt habe. Molly ist so damit beschäftigt, Troy unterschwellig anzumachen, nur um ihn bei jeder sich bietenden Gelegenheit von sich zu stoßen. Molly ist sprunghaft, launisch und in meinen Augen teilweise unfair zu Troy. Entsprechend schwer war es für mich, ihre Liebesgeschichte zu genießen. Laufend echauffiert sich Molly auch über Lucy, ein älteres Love Interest von Troy. Denn Molly ist eifersüchtig, aber will gleichzeitig auch nicht ihre Regeln brechen. Sie ist einfach sprunghaft und inkonsequent. In der zweiten Hälfte braucht Molly eine starke Schulter, die Troy ihr bereitwillig gibt. Im weiteren Verlauf – mit deutlichen Parallelen zu Perfectly Broken – ist es dann aber so, dass Molly ihm richtig vor den Kopf stößt. Das war schon bei Band 1 so, wo ich fand, dass Brooke zwar emotional geladen, aber extrem unfair gegenüber Chase ist und am Ende Chase aber der ist, der sich um sie bemüht. Genauso ist es hier. Molly wirft Troy eine absolut gemeine Aussage an den Kopf (sie ist aber auch emotional nicht auf der Höhe gerade) und statt dass sie sich darum bemüht, das zu kitten, ist es Troy, der ankommt und alles auf den Kopf stellt, um sie glücklich zu machen. Es ist für mich schwer nachvollziehbar gewesen, an welcher Stelle aus Bekannten/Freunde mehr wurde und wann der Scherbenhaufen wieder zu Liebenden wird. Zwar merkt man von Anfang an die Anziehung, aber auf Seiten Mollys merkt man nie wirklich Gefühle, bei Troy hingegen schon.

Dafür, dass das Buch über 300 Seiten hat, hatte ich das Gefühl, dass kaum etwas passiert. Es gab ein wenig nettes Drumherum, ein paar Plaudereien, ein paar niedliche Szenen und Diskussionen über Chancen im Leben, die man nicht wahrgenommen hat. Eigentlich geht das Buch generell um Mollys Entwicklung, denn für mich ging Troy komplett unter und wirkte eher wie ein unterstützender Nebencharakter, der Mollys Hand hält und für sie Türen eintritt, wenn sie sich nicht traut. Seine eigene Geschichte wird untergeordnet hier und da angesprochen, zumeist recht fix auf wenigen Seiten dann aber glattgebügelt und selbst am Ende geht es nur um Mollys Traum. Das fand ich wirklich schade. Denn beide tragen Narben auf ihrer Seele und Troy hatte es nicht leicht im Leben. Man hat aber das Gefühl, er darf und kann sich nicht entwickeln, nur Molly wird das zugestanden. Ein bisschen gefreut hat mich dafür das Wiedersehen mit Chase und Brooke, über die man hier noch vereinzelt etwas erfährt und an ihrer Geschichte teilnehmen darf. Zwar war das schon fast zu kitschig und idealistisch, aber ich verstehe zugleich, dass die Autorin nach einem emotionalen Band 1 ein wenig Glück streuen möchte.

Nach einer zähen ersten Hälfte, die vor allem von viel fehlendem Verständnis meinerseits geprägt ist, wird in der zweiten Hälfte die Emotionsschraube etwas angezogen. Ich will nicht sagen, dass ich überrascht von den Entwicklungen bin, denn tatsächlich habe ich das von Seite 1 an so erwartet. Dennoch hat es mich ein bisschen getroffen und berührt. Die Geschichte um Mollys Mutter, Mollys Lebenstraum von einer Konditorei und ihrer Last wurde gut umgesetzt und hat mich wirklich hin und wieder berührt. Die Autorin versteht es, rohe Emotionen umsetzen und dem Leser schwer ums Herz werden zu lassen. Allerdings war die hieraus resultierende weitere Handlung, die vor allem auch die Liebesgeschichte beeinflusst, etwas flach. Das Finale ist dann gewohnt kitschig-süß, mit einer gehörigen Portion Schmachtmomenten. Mein Problem hierbei war, dass es sich anfühlte, als sei nichts zwischen Troy und Molly geklärt und als hätte man einfach zwei Legosteine zusammengesteckt, weil es so sein soll. Wenn man bedenkt, wie viel Raum am Anfang mit anstrengendem Hin und Her verschenkt wurde, gerät diese ganze Entwicklung, die nun wirklich emotional ist, viel Potenzial mitbringt und die Charaktere wachsen lässt, einfach zu kurz. Ich hätte mir mehr gewünscht, vor allem für Troy, der hier so sehr untergeht und dessen einzige Aufgabe es gefühlt ist, für Molly da zu sein und ihr Leben zu ordnen.

Mein Fazit

Insgesamt muss ich sagen, dass Lovely Mistake ein nettes Buch war, was man gut weglesen konnte. Leider empfand ich die erste Hälfte als wahnsinnig anstrengend und konnte mich mit Molly und ihren irrsinnigen Regeln nicht wirklich anfreunden. Die zweite Hälfte ist dafür emotionaler und konnte mich mehr abholen, aber auch hier kommt das Buch einfach nicht an Band 1 heran. Ich hatte mir mehr von Molly und Troy erhofft. Dennoch hatte ich Spaß mit dem Buch, man sollte nur nicht zu viel erwarten.

[Diese Rezension basiert auf einem Rezensionsexemplar, das mir freundlicherweise vom Verlag überlassen wurde. Meine Meinung ist hiervon nicht beeinflusst.]

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  • Erzählstil
  • Handlung
  • Charaktere
Veröffentlicht am 31.07.2020

nettes Buch für Zwischendurch

Wir sind der Sturm
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„Stille. Wie die Wahrheit so erschreckend war, dass mir selbst die Worte dafür fehlten.“
(Paul in Wir sind der Sturm)

Worum geht’s?

Gerade erst haben sich Paul und Louisa gefunden. Er, der Badboy mit ...

„Stille. Wie die Wahrheit so erschreckend war, dass mir selbst die Worte dafür fehlten.“
(Paul in Wir sind der Sturm)

Worum geht’s?

Gerade erst haben sich Paul und Louisa gefunden. Er, der Badboy mit den Dämonen der Vergangenheit. Sie, das Flammenmädchen auf dem Weg, ihrer Trauer zu entkommen. Doch dann schlägt das Schicksal erneut zu. Nach den sich überschlagenden Ereignissen und Erkenntnissen am Ende von „Wir sind das Feuer“ ist Paul nicht mehr der gleiche und nutzt jede Möglichkeit, Louisa von sich zu stoßen. Denn er erinnert sich an etwas, das er lieber für immer vergessen möchte. Wie soll er Louisa nur je wieder unter die Augen treten und wie sollte sie so jemanden wie ihn jemals lieben? Ihre Liebe hat keine Chance, da ist Paul sich sicher…

Wir sind der Sturm ist Band 2 der Redstone-College-Dilogie. Das Buch benötigt Vorkenntnisse aus Band 2 und schließt die Geschichte ab.

Schreibstil / Gestaltung

Das Cover ist in einer blau-gold-marmorierten Optik gehalten und verfügt über einen glitzernden Schriftzug. Das Cover ist ähnlich zu Band 1, lediglich in einer anderen Farbe. Es ist stimmig, schön anzusehen und ein wahrer Hingucker. Es passt auch zum Genre. Das Buch wird linear durch Paul und Louisa aus der Ich-Perspektive erzählt, es gibt einige ausgewiesene und nicht ausgewiesene Zeitsprünge. Der Schreibstil ist recht poetisch und wortreich, das Buch lässt sich gut lesen und ist sprachlich für das Genre angemessen. Im Buch enthalten sind mehrere Intimszenen.

Mein Fazit

Nachdem mich „Wir sind das Feuer“ leider nicht wirklich vom Hocker reißen konnte, obwohl ich es mir sehr gewünscht hätte, bin ich entsprechend verhalten an Band 2 herangegangen. Es war klar, dass ich nach dem Cliffhanger-Ende weiterlesen möchte, auch wenn ich bereits recht am Anfang von Band 1 richtigerweise den Geschichtenverlauf vermutet und das Geheimnis enttarnt hatte. Umso gespannter war ich, wie die Autorin mit diesem Thema und der hieraus resultierenden Beziehungshürde umgehen würde.

Der grundlegende Ausgangspunkt, mit dem Band 1 geendet hat, wird natürlich direkt zu Beginn von Band 2 ausgegriffen. Man erfährt, was passiert ist und was die Folgen hiervon sind. Mehr als das steht aber im Fokus, was es bei Paul ausgelöst hat. Nämlich zahlreiche Erinnerungen und eine sehr schmerzhafte und schockierende Erkenntnis hinsichtlich Louisa. Und von da an geht’s rapide bergab: Paul stößt Louisa kommentarlos von sich, bewegt sich in einer Abwärtsspirale aus Ablenkungen und Schuldgefühlen, verliert sich in Selbstzweifeln und seiner Wut gegen sich selbst. Louisa hingegen versteht die Welt nicht mehr. War sie ursprünglich in größter Sorge um Paul, schmerzt jetzt alles nur noch. Wieso redet er nicht mit ihr, wieso trifft er sich mit anderen Frauen, wieso ist er so gemein zu ihr und sagt so fiese Sachen? Louisa kann nicht ahnen, dass Paul ein Geheimnis hat, was ihre Beziehung (oder die hiervon noch vorhandenen Reste) ein für alle Mal endgültig zerstören und sie in einen tiefen Abgrund reißen könnte…

Ich muss ja wirklich zugeben, dass ich von Band 1 nicht wirklich angetan war. Das Buch war für mich ziemlich handlungsarm und ist vor allem durch sehr ausufernde Nebenhandlungen und ein umfangreiches Drumherum in Erinnerung geblieben. Es war nicht so, dass die Geschichte langweilig war, aber der Spannungsbogen war sehr flach, es passiert kaum etwas und man war gefangen in einer endlosen Schleife aus typischen Aktivitäten unter Freunden. Schon im ersten Moment, als Paul sein Geheimnis ansprach, konnte ich mir ausmalen, was passiert ist. Bis auf kleine Nebensachen lag ich hiermit auch richtig und wurde vom Ende daher nicht überrascht. Jetzt war ich aber sehr gespannt auf Band 2: Was macht die Autorin daraus? Wie lässt sie es mit Paul und Louisa weitergehen, wie wird Louisa es erfahren? Schwierige Punkte und viel zu klären! Und so war der erste Teil des Buches doch recht interessant, spannend und zeitweise auch schmerzhaft. Paul tut wirklich alles, um Louisa zu verletzen, damit er sich von ihr fernhalten kann. Und Seite für Seite wurde es schlimmer. Paul bewegt sich immer weiter an der Kante zum Verderben, hängt seinen Gedanken und Schuldgefühlen hinterher und schlägt wild um sich – nicht nur gegenüber Louisa, sondern auch seinen Freunden. Diese Entwicklung fand ich sehr interessant und auch gut umgesetzt.

Zerfressen von den Schuldgefühlen, teilweise von Flashbacks gequält und zugleich von seiner eigenen fixen Idee angetrieben, dass Louisa ihn nie lieben könnte, zieht sich Pauls Abwärtstrend ziemlich weit durchs Buch. Das Problem hierbei? Irgendwann war ein Punkt erreicht, wo bereits viel verbrannte Erde hinterlassen wurde, beide Protagonisten sich auch schon „umorientieren“ und dennoch möchte die Autorin unbedingt, dass alles wieder zurechtgebogen wird. Kann das gelingen, nach so vielen gesagten Worten, mal unabhängig vom Geheimnis? Ich muss offen sagen: Nur bedingt. Vieles in der Entwicklung und der Dynamik der beiden war für mich nicht greifbar und auch einige der persönlichen Entwicklungen verhallen dadurch, dass sie plötzlich kommen und für mich nicht wirklich gut erklärt werden. Man hat zwar eine schöne Geschichte, ganz viel Potenzial, aber die Botschaft kommt nicht so rüber. Da hilft vor allem auch nicht, dass Paul und Louisa im Falle des Aufeinandertreffens gefühlt jedes Mal miteinander rummachen statt zu reden. Die wirklich umfangreichen Bettszenen sind zwar wirklich gut geschrieben, aber es fehlt die Tiefe der Beziehung, die Verbindung der beiden. Alles bleibt für meinen Geschmack zu oberflächlich und angekratzt. Hinzu kommt wie bereits in Band 1, dass sehr viel gedankliches und tatsächliches Drumherum eingeführt wird, was sich zwar nett lesen lässt, aber eben jedes Mal den Fokus wegnimmt. Es fühlt sich fast so an, als hätte man beide Bände zusammenstreichen können und einen soliden, wenn auch etwas längeren Einteiler daraus machen können. Zwar hat Band 2 nicht so viele Längen und so wenig Handlung wie Band 1, aber dennoch reicht es für mich nicht, diese Anzahl an Seiten zu füllen. Durch das ganze Ausufernde hatte ich manchmal sogar das Gefühl, es gab ein bestimmtes Seiten- oder Wortziel, was erreicht werden musste – nur eben nicht mit Handlung, Entwicklung, Gefühl, sondern wortgewandten, teils poetischen Ausführungen und zahlreichen Anspielungen auf Filme, Serien, Bücher.

Das ist auch so eine Sache, die mich in Band 1 schon sehr gestört hat und auch hier keinen Abbruch nahm. Es scheint fast so, als hätten deutschsprachige New Adult Autoren eine Art Checkliste, die in den Büchern abgearbeitet wird. Denn in jedem Roman kommen die gleichen Elemente vor: Zahlreiche Serien (meist Game of Thrones), einige Filme (meist Harry Potter), Bücher müssen stets thematisiert werden (bevorzugt Liebesromane), es gibt immer kaffee-ige Themen (jemand arbeitet im Coffeeshop oder ist Kaffeeliebhaber), eine Person muss eine Literaturvorliebe haben/Buchwurm sein (so wie hier Louisa, die im Laufe des Buches auch über das Literaturstudium nachdenkt), mindestens ein Ausflug in einen Buchladen spielt eine Rolle. Ich könnte diese Liste sicher noch fortsetzen. An sich ist es ja ok, dass man offenbar gewisse Stereotypen einbauen möchte (und vielleicht möchten viele Leser diese auch haben), mich nervt es aber, wenn alle paar Seiten eine Serie, ein Film, ein Buch, Figuren aus den Medien oder ähnliches angesprochen wird, ohne dass es handlungstragend ist. Vor allem bei Anspielungen auf Inhalte habe ich oft das Gefühl, dass die Autoren sich gar nicht vor Augen führen, damit ggf. Leute auszuschließen, die es nicht gucken/mögen/verstehen. Wieso muss zig Mal erwähnt werden, dass Game of Thrones geguckt wird, Charaktere hieraus benannt und auf eine bestimmte Szene angespielt werden? Es wird sich mir nie erschließen.

Zu den Charakteren kann ich sagen, dass mir eigentlich alle ganz gut gefallen haben. Sie sind alle nicht sonderlich detailliert und vielseitig ausgestaltet, was aber nichts macht. Sie spielen ihre Rollen gut, sind sympathisch (abgesehen von Paul in seinem Selbstzerstörungsmodus) und brachten an einigen Stellen auch Pepp in die Geschichte. Dennoch muss ich sagen, dass ich selbst jetzt nach zwei Bänden nicht das Gefühl habe, sie alle sonderlich gut zu kennen. Ich habe ein wenig das Gefühl, dass Aiden (Louisas Mitbewohner) vielleicht noch ein Buch kriegen soll. Ansonsten sind da Louisas Schwester mit ihrer Familie (die oftmals aber nur als Ratgeber bereitsteht und sonst kaum an der Geschichte teilnimmt), selten mal Pauls Familie (hier entwickelt sich ein wenig was, was aber auch plötzlich kommt und wenig thematisiert wird) und natürlich die Freunde. Es ist aber wirklich so, dass die wenigsten in irgendeiner Form tragend für die Geschichte sind. Hin und wieder gibt’s gutgemeinte Hinweise, aber das war’s eigentlich auch. Paul ist insgesamt mit Abstand der interessanteste Charakter, zugleich aber auch nicht der sympathischste. Zwar weiß der Leser, was ihn quält, seine Entscheidungen sind dennoch nicht verständlich und es bleibt für mich auch recht viel offen. Dann geht alles ruck zuck, Paul hat eine Eingebung, alles wird geklärt. Es folgen nochmal zahlreiche Seiten, die das Buch nur – für mich unnötig – in die Länge ziehen, weil nichts mehr passiert. Die wirklich gewichtigen Punkte – insbesondere die Schuldgefühle, Vergebung und Zweifel – werden leider für meinen Geschmack nur angekratzt.

Insgesamt ist Wir sind der Sturm doch deutlich gehaltvoller gewesen als Band 1, dennoch hatte ich oft das Gefühl, die Autorin verrennt sich in recht umfangreichen Drumherum-Szenarien und gibt der Beziehungsentwicklung und den tieferliegenden Gedanken von Paul und Louisa zu wenig Raum. Für mich hätte diese Dilogie ordentlich zusammengekürzt und als Einzelband verkauft werden können. Dennoch hat es mir – abgesehen von einigen Längen - gut gefallen, ein nettes Buch für Zwischendurch mit durchaus schwierigen Themen und einigen tollen Ansätzen, leider aber auch für das deutsche New Adult-Genre mehr als typischen Elementen und oftmals zu wenig Tiefe.

[Diese Rezension basiert auf einem Rezensionsexemplar, dass mir freundlicherweise vom Verlag überlassen wurde. Meine Meinung ist hiervon nicht beeinflusst.]

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Veröffentlicht am 23.07.2020

schwacher Start, starkes Ende

Mad Prince - Elite Kings Club
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„Mein Name ist Tillie Stuprum, und die Stimmungsschwankungen dieses Kerls rauben mir den letzten Nerv. Aber irgendwie machen sie mich auch an.“
(Tillie über Nate in Mad Prince)

Worum geht’s?

Das Elite ...

„Mein Name ist Tillie Stuprum, und die Stimmungsschwankungen dieses Kerls rauben mir den letzten Nerv. Aber irgendwie machen sie mich auch an.“
(Tillie über Nate in Mad Prince)

Worum geht’s?

Das Elite Kings Universum steht Kopf. Nach einem actionreichen Finale von Silent King, der viele Strukturen aus dem Gleichgewicht gebracht hat, scheint wieder Ruhe einzukehren. Aber nicht für Tillie und Nate. Denn: Die beiden sind nun Eltern einer kleinen Tochter, die Tillie heimlich in Perdita zur Welt gebracht hat. Doch kaum geboren stellt die kleine Micaela bereits einen wichtigen Spielstein im Machtpoker der Elite Kings dar. Doch Nate denkt gar nicht daran, seine Tochter schutzlos stehen zu lassen. Auch wenn das bedeutet, die Frau täglich sehen zu müssen, die er am meisten hasst…

Mad Prince ist der vierte Teil der Elite Kings Club Buchreihe vom Amo Jones. Man benötigt Vorkenntnisse aus Band 1-3, das Buch kann schwer eigenständig gelesen werden. Das Buch ist nicht abgeschlossen und wird in Band 4 fortgeführt.

Schreibstil / Gestaltung

Das Cover von Mad Prince passt mit seiner düsteren Stimmung gut in die Reihe, hebt sich aber mit der Gestaltung zugleich von Band 1-3 ab. Dies ist passend, da in Band 4 und 5 ein anderer Aspekt der Elite Kings betrachtet wird. Das Cover ist ein Hingucker, auch wenn mir die Vorgängerbände mehr zugesagt habe.

Durch Mad Prince führen sowohl Tillie als auch Nate in der Ich-Erzähler-Perspektive, zudem gibt es einen Sprung zu Daemon. Das Verhältnis zwischen Tillie und Nate würde ich auf etwa 80% zu 20% schätzen. Das Buch verläuft größtenteils linear, zwischendurch gibt es aber gelegentliche Rückblenden, die entsprechend durch Kursivschrift erkennbar oder übertitelt sind. Amo Jones bleibt die Meisterin eines gewöhnungsbedürftigen Schreibstils, der ruppig, lustlos und sprunghaft wirkt. Anders als bei Band 1-3 empfand ich dieses Mal den Satzbau oft als verschachtelt und unvollständig. Es bleibt wirr, unkontrolliert und kurios. Dennoch lässt sich das Buch gut und schnell lesen. Im Buch enthalten sind Kraftausdrücke, explizite Szenen, angedeutete Gewalt sowie der Umgang mit Alkohol und Drogen.

Mein Fazit

Ich bin wohl das, was man einen Elite Kings Club Fan der ersten Stunde nennt. Die drei Vorgängerbände habe ich verschlungen, habe sie geliebt, bin verzweifelt und die Autorin zugleich gehasst. Es ist keine Geschichte wie jede andere, sie zerrt an den Nerven und vielleicht auch ein bisschen am Verstand. Irgendwo zwischen „das ist objektiv gesehen der größte Quatsch“ und „subjektiv bin ich dieser Geschichte voll verfallen“ liegt die Faszination, die diese Reihe für sich beanspruchen kann. Große Freude daher, dass es endlich weitergeht. Doch zugleich kam auch die Angst: Was ist, wenn mich dieser Teil der Geschichte – der um Nate und Tillie – nicht überzeugen kann?

Am Ende von Silent King standen ein riesiger Haufen Enthüllungen, einige Tote und jede Menge Fragezeichen. Bei Mad Prince geht es nun weiter, aber mit einem veränderten Fokus. Statt Madison und Bishop geht es nun um Nate und Tillie – Nate, ebenfalls ein ranghoher King und Tillie, verbleibende Tochter einer Stuprum. Und beide verbindet unerwartetes Glück: Ein kleines Baby namens Micaela. Wie es dazu kam? Das bleibt offen. Fakt ist aber: Dieses Kind wird zum Spielball und so sind Tillie und Micaela schon bald ein Druckmittel. Denn Tillies Schwester Peyton hält Micaela gefangen und schickt Tillie zu den Kings. Und hier beginnt der Wahnsinn. Irgendwo zwischen Wut, Misstrauen, verletzten Gefühle und sexueller Anspannung entwickelt sich eine wirre Geschichte, bei der Nate und Tillie sich immer wieder anziehen und immer wieder abstoßen. Es ist ein stetes Hin und Her, Hass und Liebe liegen bei beiden dicht beieinander. Und natürlich will Nate auch sein Kind wiederhaben, deswegen planen die Kings so einiges. Dass hierdurch eine riesige Lawine an Ereignissen losgetreten wird, ahnt aber noch keiner.

Die Elite Kings waren immer ein Rätsel. Zu keiner Zeit ging es jemals darum, möglichst realistische, greifbare und nachvollziehbare Storys zu produzieren, sonderlich sympathische Charaktere zu präsentieren und mit einer schlüssigen Auflösung zu überzeugen. Das ist nicht schlimm, als Elite Kings Leser weiß man das und ein Stück weit lebt man dafür. Dieser wirre Wahnsinn um verkorkste junge Erwachsene, die keine Moral und keine Grenzen kennen, garniert mit Geheimnissen und Legenden, die so verworren und verrückt sind, dass man gar nicht weiß, ob man sie jemals versteht. Elite Kings ist das beste Beispiel dafür, dass ein Buch begeistern kann, ohne dass man es versteht. Ich gehe sogar soweit zu sagen, dass Elite Kings zeigt, dass Bücher sogar gut sein können, obwohl sie schlecht sind. Aber was soll ich sagen? Bisher habe mich die Elite Kings Bücher immer ratlos hinterlassen – aber in einem positiven Sinne. Hier war erstmals der Fall, dass ich mich nicht ganz zufrieden fühlte. Woran lag es? Waren es Tillie und Nate, die mich als Charaktere nicht wirklich gefallen haben, mich mit ihrem Verhalten nicht abholen konnten? War es der Verlauf der Geschichte? Ist der Drops vielleicht einfach ausgelutscht? Ein bisschen was von allem. Aber von Anfang an.

Nate war noch nie mein Favorit. Von Band 1 an ging er mir auf den Zeiger. Tillie war für mich auch nie eine sonderlich präsente Figur. Und jetzt geht es um die beiden und ihr Baby. Das kann ja heiter werden, dachte ich mir. Ein Baby im Elite Kings Universum – das arme Kind kann nur verlieren. Doch zunächst habe ich verloren: Mich selbst, irgendwo zwischen Seiten um Seiten, die mich nicht mitreißen konnten. Die erste Hälfte des Buches war zäh, plätscherte vor sich hin. Die Autorin wusste irgendwie gar nicht, was sie machen will. Eigentlicher Aufhänger – so dachte ich – ist das entführte Kind. Mit einer zugegebenermaßen soliden, aber nicht übermäßigen Spannung geht es nun darum, das Kind zurückzuholen. Zeitgleich gibt es Streitigkeiten zwischen Nate und Tillie, eine gehörige Portion Skepsis der Kings – und jede Menge planloses Drumherum. Man geht zum Friseur, man säuft ein bisschen, es wird gefrühstückt. Natürlich war Amo Jones bisher nicht für ihren roten Faden bekannt, aber hier wirkte alles so zusammenhangslos, abrupt und ziellos. Ich würde fast schon sagen: Handlungsarm. Als es dann endlich mal spannend wird, steht Amo direkt mit einem Feuerlöscher bereit. Schneller als mir lieb ist (genau genommen vermutlich auf zwei Seiten) ist der vermeintliche Storyaufhänger vorbei. Juhu, nicht. Fortan geht es nur noch um zwei Sachen: Baby und Party. Schon auf dem ersten Blick merkt man, dass dies keine geeignete Kombi ist. Und damit kommt das nächste Problem.

Nämlich das Baby. Man nehme einen Haufen verhaltensauffälliger, viel zu reicher Jungs, eine paar leicht gestörte Mädels, jede Menge Alkohol und einen Haufen Geheimnisse. Und hier packt man jetzt ein wenige Monate altes Baby rein. Passt? So sehr wie Unschuld im Bezug auf die Kings. Und das merkt man auch. Das Baby spielt vor allem für die Beziehung Tillie und Nate eine Rolle. Nate will sie beschützen, Nate will Tillie loswerden, eigentlich liebt Nate Tillie und sowieso ist alles kompliziert. Das Baby ist so gesehen nur der Grund, wieso Tillie und Nate überhaupt wieder aufeinandertreffen. Und so unpassend wird es leider auch in die Geschichte eingebaut. Das Baby kann genau 3 Sachen: Glücklich glucksen, schlafen und kuscheln. Ein Traum, so gesehen. Es schläft durch, es schreit nie, das Windelnwechseln ist ein Traum, rosarote Familienwelt eben. Immer wieder beteuert Tillie, wie sehr sie das Baby liebt, merken tut man es aber kaum. Party hier, Ausflug da, dies das. Auch die anderen Beteiligten benehmen sich in etwa so, wie man es erwartet. Aw, Oh, hihihi. Ehrlich gesagt wirkt es eher so, als hätte die Autorin den Kings eine Baby Born vor die Tür gelegt, um die sich jetzt gekümmert wird. Zumindest hin und wieder, denn so etwa 90% der Zeit ist das Baby (wenn es nicht schläft), sowieso bei Nates Mutter. Es wirkt einfach komplett komisch, wie das Baby thematisiert wird. Es gibt einen Mädelsausflug, wo man mit dem Baby (Säugling!) auf dem Rummel ist, es isst Zuckerwatte und fährt Karussell. Hä, wie bitte? Ja, so ging es mir. Komisch vor allem, wenn man bedenkt, dass die Autorin selbst Mutter ist.

Abgesehen von der Geschichte um das Baby läuft eigentlich alles, was man bereits aus Band 1-3 kennt, weiter. Wilde Partys, kleine Spielchen, On-Off-Getue, ein bisschen Sex, hier und da Drogen und Alkohol. Halt der normale Elite Kings Wahnsinn, aufgewärmt und neuverpackt. Jeder mit jedem, zugleich aber niemand mit irgendwem. Viel Lärm um Nichts. Nach der Hälfte des Buches war ich tatsächlich so enttäuscht, dass ich sogar aufhören wollte, weiterzulesen. Aber! Ich bin froh, es nicht getan zu haben. Denn verborgen hinter zahlreichen Seiten, die mir auf die Eier gingen, findet man endlich das, wofür man kam: Die Geheimnisse, die Spielchen, die verrückten Ereignisse und wirren Drohungen. Hallo, die Elite Kings sind zurück.

Und ab hier hatte mich die Geschichte wieder, komplett, bis zur letzten Nervenzelle. Neue (vermeintliche) Feinde treten auf, es gibt neue Hinweise auf die Elite Kings Club Geschichte und auch Perditta ist ein wichtiges Thema. Tillie findet ein neues Buch mit Zeichnungen, die neue Geheimnisse und Fragezeichen einführen. Es gibt Clubaktivitäten, die einen verwirren, verblüffen und zugleich ängstigen. Der Spannungsbogen, der vorher kaum vorhanden war, steigert sich immens schnell und stark. Seite um Seite bin ich durch die Geschichte gehastet, habe versucht zu verstehen und Fäden zu verknüpfen, nur um zu merken, dass ich rein gar nichts mehr verstehe und selbst die Erkenntnisse aus Band 1-3 teilweise in Frage zu stellen sind. Es gibt Plottwist um Plottwist, einige Nebelkerzen und viele falsche Fährten. Vor allem aber gibt es einen riesigen Knoten im Gehirn. Überraschend emotional und vielschichtig passiert etwas Unerwartetes, was alles auf den Kopf stellt. Ich war verblüfft, wie feinfühlig und facettenreich die Autorin dieses Thema und die hieraus resultierenden Gefühle und Handlungen beleuchtet hat. Sicher ist diese Art der Bewältigung nicht gerade das, was der normale Leser machen würde, aber zu den Kings passt es. Und alles gipfelt in einem Finale, bei dem man atemlos dasitzt, nichts mehr versteht. Man ist verwirrt, man fragt sich, ob man etwas übersehen hat. Man will verstehen, man will Erklärungen. Man wird sie vielleicht kriegen, in Band 5. Vielleicht auch nicht. Aber die zweite Hälfte – DAS ist, wofür ich hergekommen bin. Das ist mein Elite Kings Club.

Am Ende des Buches steht man wieder da. Man weiß einfach gar nichts. Man versteht noch viel weniger. Was der Elite Kings Club eigentlich ist, wie die Macht kommt und was das alles soll? Kein Stückchen weiter gekommen bin ich. Ein wirrer Haufen Puzzleteile, die alle nicht zusammenpassen. Fast schon habe ich die Befürchtung, sie werden auch nie zusammenpassen. Auf jeden Fall endet das Buch mit einem Knall und ich freue mich darauf, mehr zu lesen, weiterzulesen. Ich will mehr über Brantley erfahren, der in diesem Buch häufiger vorkam (er wird in Band 6 ja sein eigenes Buch bekommen) und den man gerne verstehen möchte. Und verdammt, ich muss endlich wissen, was bei Bishop und Madison los ist. Denn hier brodelt es gewaltig und trotz einiger Ideen bin ich mir sicher, dass die Autorin sich am Ende etwas ausgedacht hat, was wieder alle Erwartungen sprengt. Auch wenn ich befürchte, dass die Erklärung hierfür erst so richtig in Band 7 kommen wird. Ich bin und bleibe Team Madison/Bishop, leider können mich Tillie und Nate weiter nicht überzeugen. Sie sind blass, langweilig, eindimensional. Tillie hat in diesem Buch so wenig Tiefe, es gibt kaum etwas, was sie auszeichnet. Nate ist, wie man ihn bisher immer gekannt hat. Nur seine überfürsorgliche Vaterrolle wirkt etwas komisch. Aber vielleicht wird das alles in Band 5 ja besser.
Mad Prince ist im Endeffekt das erste Buch der Reihe, was mich nicht vollendens begeistern konnte. Zwar kommen viele Elemente, die man bereits kennt, auch hier wieder vor und der Grundaufbau der Geschichte aus Geheimnissen, Fragezeichen und durchgeknallten jungen Erwachsenen bleibt bestehen. Aber vor allem die erste Hälfte des Buches wirkt handlungsarm, unfokussiert und unpassend. Die komplette Babythematik wirkt willkürlich und fast schon lächerlich. Erst die zweite Hälfte vermag wieder auf dem gewohnten Niveau des Elite Kings Clubs zu überzeugen, mit einem knallenden Finale und verdammt vielen Fragen. Ein starkes Buch, was weiterhin in die „was zur Hölle lese ich hier eigentlich“-Sparte passt, aber zeitgleich das Gefühl vermittelt, kaum vorwärts zu kommen. Denn selbst am Ende bleibt nur eine Erkenntnis:

„Du bist in eine Welt hineingeraten, von der du kaum etwas weißt.“
(Ein King zu Tillie in Mad Prince)


[Diese Rezension basiert auf einem Rezensionsexemplar, dass mir freundlicherweise vom Verlag überlassen wurde. Meine Meinung ist hiervon nicht beeinflusst.]

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Veröffentlicht am 14.07.2020

süße Geschichte mit Luft nach oben

When We Dream
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„Wenn du den Rest der Welt wegnimmst, bin ich auch nur ein 21-jähriger Junge, der ein Mädchen mag, das am anderen Ende der Welt lebt.“
(Jae-yong zu Ella in When we dream)

Worum geht’s?

Widerwillig muss ...

„Wenn du den Rest der Welt wegnimmst, bin ich auch nur ein 21-jähriger Junge, der ein Mädchen mag, das am anderen Ende der Welt lebt.“
(Jae-yong zu Ella in When we dream)

Worum geht’s?

Widerwillig muss Ella ihre kleine Schwester Liv zu einem Konzert begleiten. Lieber wäre sie zuhause in ihrem Zimmer und hätte ihre Ruhe. Der ganze Trouble am Arbeitsplatz ihrer großen Schwester Mel behagt Ella definitiv nicht, weshalb sie sich in eine Garderobe flüchtet und in Ruhe lesen möchte. Doch dann taucht ein hübscher Junge auf, von dem Ella sofort fasziniert ist. Sein Name ist Jae-Yong. Als Ella plötzlich los muss, vergisst sie ihr Buch und kann mit Jae-Yong auch keine Nummern mehr austauschen. Als Jae-Yong wenig später anruft, ist das nicht nur der Beginn einer guten Freundschaft. Bald schon schlägt Ellas Herz beim Gedanken an ihn schneller. Aber Jae-Yong hat ein Geheimnis: Er ist Mitglied der weltberühmten Boyband NXT…

When we Dream ist Band 1 der dreiteiligen NXT-Reihe. Das Buch ist nicht in sich geschlossen und wird mit When we fall fortgesetzt.


Schreibstil / Gestaltung

Das in verschiedenen Pastellfarben gehaltene Cover ist recht schlicht. Es soll eine direkte Anspielung zu einem Album der K-Pop-Band BTS sein. Es wirkt etwas verträumt und verspielt. Es ist für mich definitiv ein Hingucker. Das Buch wird ausschließlich von Ella in der Ich-Perspektive erzählt. Die Geschichte verläuft linear mit kleineren Zeitsprüngen. Der Schreibstil ist locker-leicht, wirkt jugendlich und passt gut zur Geschichte. Das Buch enthält weder direkte Sprache noch explizite Szenen.

Mein Fazit

Ich bin ja sowieso eine Liebhaberin von Rockstar-Romance und sonstigen niedlichen Schmachtgeschichten vom normalen Mädchen und dem bekannten Superstar. Wenig überraschend war es daher, dass auch When we dream fix auf meinem Radar aufgetaucht ist. K-Pop ist zwar nicht meine Musik, aber die koreanische Entertainment-Industrie fand ich schon immer faszinierend. Daher hatte ich ja wirklich sehr große Lust auf das Buch. Aber konnte es mich zum Träumen einladen?

Sie will einfach nur ihre Ruhe. Als ihre Schwestern Ella überreden, mit zu einem großen Event zu kommen, bei dem ihre große Schwester organisierend tätig ist, könnte Ella sich tausend Orte vorstellen, wo sie lieber wäre. Zurückgezogen in einer Garderobe verkriecht sie sich in einem Buch. Bis plötzlich ein junger Koreaner hereinstolpert. Jae-Yong, dessen Namen Ella nicht aussprechen kann, ist ihr direkt sympathisch. Doch dann muss Ella weg, weil ihre kleine Schwester in Schwierigkeiten ist. Ein Glück für Jae-Yong: Ella vergisst ihr Buch und durch einige Informationen aus dem Gespräch kann er Ella ausfindig machen. Er bittet sie um ein Treffen, bei dem die beiden ein wenig quatschen und Jae-Yong Ella sein Harry Potter Buch überlässt – sie soll es zurückgeben, wenn sie sich wiedersehen. Fortan schreiben die beiden fleißig Nachrichten und lernen sich näher kennen. Doch Ella ahnt nicht, dass Jae-Yong ein Geheimnis hat. Mehr durch Zufall entdeckt sie kurze Zeit später, dass er in der weltbekannten Band NXT Mitglied ist und Millionen von Fans hat. Ella muss sich fragen: Wer ist Jae-Yong wirklich und kann sie mit seiner Bekanntheit leben?

Jup, When we dream ist eine dieser Geschichten, die zum Schmachten und Träumen einlädt. Süß und locker kommt die Geschichte daher, hat leichte Cinderella-Story-Elemente und erreicht mit dem niedlichen Verlauf doch schon irgendwie das Herz. When we dream ist keine Geschichte, die – abgesehen vom Ende – von großen Dramen oder viel Tiefe lebt. Aber das ist auch gar nicht so schlimm. Denn manchmal muss es auch etwas sein, was man zwischendurch weglesen kann. Zwar hatte ich mir etwas mehr erhofft und muss auch sagen, dass mir das Buch zwischendurch vielleicht auch etwas zu niedlich und flauschig daherkam, aber sei’s drum. Ella und Jae-Yong sind wirklich süß. Die erste Hälfte des Buches zog sich für meinen Geschmack allerdings deutlich. Im Grunde genommen passiert sehr wenig. Die beiden treffen aufeinander, treffen sich nochmal und schreiben fortan. Immer wieder sind im Buch Chatgespräche abgedruckt, die vor allem mit viel Witz und einigen Neckereien für so manches Schmunzeln sorgen. Zwischendurch nimmt man vor allem am Leben von Ella teil. Sie als alleinige Erzählerin zu etablieren hat mich leider etwas gestört, da Jae-Yong dadurch schon ziemlich untergeht. Er ist zumeist nur durch Chats präsent, die wenigen Treffen geben keine Einblicke in seine Gefühlswelt und somit kriegt man alle Infos nur durch Ella gefiltert. Es geht um Ellas Leben mit ihren beiden Schwestern, hin und wieder um den tragischen Verlust ihrer Eltern, Ellas Unzufriedenheit mit ihrem Studium, ihren langweiligen Job. Es gibt also viel drumherum. Ein Filmabend hier, ein Schwesternabend da, eine Backaktion hier, eine Aufräumaktion da. Das führt langfristig dazu, dass das Buch leider etwas unfokussiert wirkt – oder eben ich als Leser einen anderen Fokus erwartet habe, nämlich den auf die Liebesgeschichte. So wirkt es aber leider nicht. Im Gegenteil wirkt es oft so, als ginge es um Ella und ihr Leben, was zufälligerweise mit der Nebenhandlung erweitert wird, dass sie einen weltbekannten Sänger kennengelernt hat und mit ihm schreibt. Zeitweise fühlt sich vor allem die erste Hälfte wie ein sehr langer Prolog an, bis man das Gefühl hat „jetzt geht es los“ – und dann geht’s auch sehr schnell und das Buch ist vorbei.

Hierunter leidet vor allem auch stark die Entwicklung der Liebesgeschichte von Jae-Yong und Ella. Es ist sowieso nicht leicht, die beiden zusammenzubringen, wenn tausende Kilometer zwischen ihnen liegen. Denn Jae-Yong ist hauptsächlich im Ausland unterwegs und nur selten bei Ella in den USA. Hierdurch gibt es auch nur zwei richtige Dates. Der Rest besteht aus dem ersten Aufeinandertreffen und dem Wiedersehen wegen des Buches, einigen Chats und gelegentlichen kurzen Telefonaten. Reicht das, um eine glaubhafte Verbindung aufzubauen, die nach wenigen Wochen so stark ist, dass eine Diskussion wie am Ende des Buches gerechtfertigt ist? In meinen Augen ganz klar nein. Es vergeht zu wenig Zeit, die beiden kennen sich zu wenig und die abgedruckten Gespräche bestehen viel aus Neckereien, Gesprächen über eigentlich eher unwichtige Sachen und nur selten über ihre Sorgen und Gedanken. Da erhoffe ich mir in den Folgebänden deutlich mehr. Es wirkt einfach so, als hätte die Autorin mehr darauf gebaut, die geschwisterliche Beziehung zu beleuchten – das ist ihr auch gut gelungen. Die drei Schwestern sind super quirlig und mitreißend. Ich habe viel gelacht über sie. Aber eigentlich bin ich ja für die Lovestory gekommen. Die macht zum Ende hin dann große Sprünge und trägt hier und da auch etwas zu dick auf, die wenigen Momente von Ella und Jae-Yong sind aber durchaus süß ausgearbeitet worden.

Was mich etwas ratlos zurückgelassen hat, ist allerdings das Ende. Es ist ein klassisches Drama-Ende, was für mich in dieser Form zu erwarten war (vielleicht nicht zwingend als Ende von Band 1, aber es war klar, dass es im Laufe der Reihe so kommt). Es hat mich nicht gestört, dass es daher ein Stück weit vorhersehbar war. Mehr gestört hat mich, dass es für mich nicht ganz stimmig war. Jae-Yong, der weiß, wie viel für ihn auf dem Spiel steht, wirkt für mich zwischendurch etwas zu sorglos. Es wirkt oft so, als würde ihn der Ruhm nicht sehr glücklich machen und er wünscht sich, mit Ella normal sein zu können. Das geht aber nicht so einfach. Auf der Suche nach Normalität geschieht daher das zu erwartende Unglück, was eine Lawine auslöst, die alle mühsam aufgekeimten Gefühle verschluckt. Und hier kommt vor allem der Punkt zu tragen, dass Ella und Jae-Yong für mich bisher nicht aus der Phase des Verknalltseins herausgekommen sind, weshalb die im Raum stehenden Themen und die finale Frage in Stück weit überzogen wirken. Zu früh, zu viel. Daher blieb der Herzschmerz, den ich in solchen Momenten eigentlich immer spüre, auch aus. Leider. Dennoch möchte ich natürlich wissen, wie es weitergeht, aber eben nicht, weil mein armes Herz so leidet, sondern mein Verstand einfach daran interessiert ist.

Eine Stärke des Buches sind jedoch Einblicke in eine Kultur und ein Medienwelt, die bisher in Büchern relativ wenig Beachtung fand: Die Koreaner und ihre Entertainment-Industrie unterscheiden sich in vielen Punkten von der westlichen Welt. Daher war ich sehr gespannt, wie das Thema K-Pop und das Leben von Idolen dargestellt wird. Zwar habe ich nie Zugang zur Musik gefunden, die Art der Darstellung fand ich aber schon seit jeher interessant. Es gibt wenige Bücher, die das Thema aufgreifen. Vor einiger Zeit las ich etwa „Your Smile“ von Cheryl Kingston, wo es auch um einen koreanischen Rising Star geht und seine Einschränkungen, die durch die Industrie auferlegt werden. Das Buch konnte mich wirklich sehr begeistern. Die Autorin hat das hier auch ganz gut angesprochen und zwischendurch immer wieder interessant verpackt. Ich erhoffe mir in den Folgebänden auf jeden Fall noch mehr Einblicke. Auf jeden Fall ist das Buch auch für Nicht-Kpop-Fans geeignet.

Etwas, was mir in diesem Buch aber wieder aufgefallen ist und was mich irgendwie etwas stört: Es ist offenbar bei LYX Pflicht, eine gewisse Anzahl an Fandoms im Buch einzubauen. Jae-Yong und Ella beleuchten Harry Potter in ihren Gesprächen, sie machen zwischendurch Anspielungen auf die Bücher und Filme. Zudem spielt Disney für Ella offenbar eine große Rolle. Es werden einige weitere Buchtitel erwähnt. Natürlich ist Ella auch der absolute Bücherwurm, es gibt ein Date in einem Buchladen und glücklicherweise liebt auch Jae-Yong Bücher. Es tut mir Leid, aber auf Dauer wirkt es einfach so gewollt. In jedem LYX-Buch von deutschen Autorinnen ist es immer wieder das gleiche. Es nervt mich ehrlich gesagt, in Büchern über andere Bücher, Filme, Serien und sonstige Fandoms zu lesen.

When we dream ist insgesamt ein vielversprechender Auftakt einer Reihe, die zwar bekannte Genrestereotypen ein Stück weit bedient, zugleich aber eigene Wege geht. Zwar konnte mich das Buch anfangs nicht wirklich abholen und plätscherte für mich eher so dahin, die zweite Hälfte überzeugte mich dann aber wesentlich mehr. Leider fehlt es dem Buch bisher noch etwas an Tiefe und es wirkt noch recht unfokussiert. Für eine greifbare Liebesgeschichte muss noch ordentlich was draufgelegt werden, denn bisher ist es eher eine lauwarme Schwärmerei. Entsprechend wirkt das Ende auch etwas überzogen. Nichtsdestotrotz hatte ich viel Freude beim Lesen, da es eine niedliche, fluffige Geschichte ist, die auch mit ihren Nebenhandlungen für so manche Lacher sorgt. Es ist Luft nach oben, aber dennoch vergebe ich eine Leseempfehlung. Man sollte nur nicht allzu viel erwarten.

[Diese Rezension basiert auf einem Rezensionsexemplar, das mir freundlicherweise vom Verlag überlassen wurde. Meine Meinung ist hiervon nicht beeinflusst.]

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Veröffentlicht am 02.07.2020

bittersüße Liebesgeschichte mit Luft nach oben

All Your Kisses
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„Ich werde dir eintausend Küsse geben, Poppymin. Alle. Keiner wird dich jemals küssen außer mir.“
(Rune zu Poppy in All your kisses)

Worum geht’s?

Als Kind zieht Rune mit seinen Eltern aus Norwegen ...

„Ich werde dir eintausend Küsse geben, Poppymin. Alle. Keiner wird dich jemals küssen außer mir.“
(Rune zu Poppy in All your kisses)

Worum geht’s?

Als Kind zieht Rune mit seinen Eltern aus Norwegen nach Georgia und trifft hierbei auf seine neue Nachbarin Poppy. Sofort freunden sich die beiden an und sind seitdem unzertrennlich. Was mit „Beste Freunde, für immer und unendlich“ beginnt, mündet irgendwann in Liebe. Doch dann reißen Runes Eltern Jahre später die Teenager auseinander, als Runes Vater nach Norwegen versetzt wird. Dass ihre Liebe über die Distanz Bestand haben wird, daran zweifeln Rune und Poppy nicht. Bis Poppy plötzlich den Kontakt abbricht und wie vom Erdboden verschwunden ist. Als Rune zwei Jahre später nach Georgia zurückkehrt, möchte er wissen, wieso Poppy ihn aus ihrem Leben gestrichen hat. Doch die Wahrheit wird wehtun, verdammt wehtun. Und sie wird alles für immer verändern.

All your kisses ist ein Einzelband und in sich geschlossen.

Schreibstil / Gestaltung

Das Cover ist in schwarz gehalten und zeigt eine Farbstaubexplosion in verschiedenen Rot- und Rosatönen. Es ist relativ nichtssagend, aber dennoch sehr ansprechend gestaltet und passt zudem zu dem anderen im Verlag von der Autorin erschienen Buch, welches mit diesem jedoch nicht zusammenhängt. Die Erzählweise des Buches ist linear, es gibt jedoch immer wieder ausgewiesene Zeitsprünge. Nach deinem Prolog in der Kindheit der Protagonisten spielt das Buch hauptsächlich in der Gegenwart, deckt aber auch eine kurze Zeitspanne vor Runes Umzug nach Norwegen ab. Die Erzählperspektive erfolgt in der Ich-Form, wechselnd durch Rune und Poppy. Der Schreibstil ist angenehm zu lesen, sprachlich für Jugendliche und (junge) Erwachsene angemessen.

Mein Fazit

Kaum ein Buch wurde mir so oft empfohlen wie „A thousand boy kisses“ – der englische Originaltitel von diesem Buch. Ich mache mir meist nicht viel aus Empfehlungen, aber in diesem Fall wollte ich unbedingt wissen, ob das Buch dem Hype gerecht wird. Herzzerreißend, wunderschön, zerstörerisch, eine Gefühlsexplosion? Ich habe so viel gehört, wirklich. Und am Ende muss ich sagen: Vieles stimmt, aber erhofft hätte ich mir doch etwas mehr. Aber von Anfang an…

Sie sind Kinder, als sie aufeinandertreffen. Rune ist frisch nach Amerika gezogen, Poppy das kleine quirlige Mädchen, was nebenan wohnt. Und ganz schnell werden beide Freunde, wie es bei Kindern nun einmal so ist. Unzertrennlich, voller Abenteuer ist ihr Leben und sie haben stets den anderen an der Seite. Als einige Jahre später Poppys Oma stirbt, gibt sie ihrer Enkelin eine Lebensaufgabe: Ein Einmachglas, was Poppy mit 1000 Papierherzen füllen soll, auf denen sie ihre atemberaubenden Küsse notiert, um später ihren Enkeln davon zu berichten. Recht schnell ist klar: Es gibt nur einen Jungen, der ihr den Atem rauben kann. Und so beginnt aus der Freundschaft eine Liebe zu werden. Doch als Teenager werden Poppy und Rune auseinandergerissen, als Runes Familie nach Norwegen zurückzieht. Nur für einige bestimmte Zeit, heißt es. Sie werden Kontakt halten, sagen sie. Bis Poppy spurlos verschwindet, abtaucht, auf keine Nachrichten mehr reagiert. Und Runes Herz in tausend Stücke zerfällt, bis nur noch ein dunkler Fleck übrig bleibt. Als er zwei Jahre später endlich zurückkehrt, möchte er Antworten von Poppy. Von seiner Poppy, die er nie aufgehört hat zu lieben, die ihn aber so bitter verraten hat, dass er nur noch ei wütender junger Mann ist. Wieso hat Poppy die Liebe ihres Lebens aufgegeben? Die Wahrheit kann manchmal schmerzhafter sein als alles, was man sich vorstellen kann. Das muss Rune schon bald feststellen…

Ein Glas, 1000 Jungsküsse, ein Leben voller Erinnerungen, zwei Kinder und ihre unendliche Liebe zueinander. Stoff, aus dem Zuckerwatteromane gemacht sind. Aber nein. All your kisses ist kein leichtes Buch. Es ist kein Buch, welches man an einem sonnigen Tag am Strand lesen mag oder als Weggefährte im Zug aufschlagen möchte. So ging es mir zumindest. Nein, All your kisses ist schwere Kost, kein 0815-Jugendbuch mit süßer Handlung und Standarddramen. Es ist ein Buch, bei dem man nach etwa 1/3 bereits das Gefühl hat, zu wissen, wie es endet. Man hofft, man bangt, man ist wütend, man verzweifelt, man leidet – aber man kann nichts tun. Nichts, außer weiterzulesen und Stück für Stück sein Herz an Rune und Poppy, ihre unschuldige Liebe und ihr unfaires Schicksal zu verlieren.

Grob geteilt geht es bei All your kisses um zwei Lebensphasen – das Leben vor dem Umzug und das Leben zwei Jahre später nach dem Umzug. Ist der Teil vor dem Umzug einfach nur unglaublich niedlich, begleitet Poppy und Rune auf ihrem Weg und durch ihre Abenteuer, zeigt wie aus kindlicher Verliebtheit eine feste große Liebe wird, so wird der Teil nach Runes Rückkehr dunkel und schwerfällig. Die Gegenwart als Hauptteil des Buches ist der Kern der Geschichte. Und der schlägt in die Magengrube, mit voller Wucht. Durch dieses unschuldige Intro, die Idee mit den 1000 Jungsküssen, die kindliche Naivität, die jugendliche Selbstverständlichkeit und die nie in Frage stehende Verbindung Rune – Poppy startet der Leser ruhig und befriedigt in die Geschichte. Es tut weh, als man erfährt, dass Rune gehen muss, man fühlt seinen Schmerz und Poppys Verzweiflung. Als er zurückkehrt, zwei Jahre später, ist daher die Freude groß, aber von kurzer Dauer. Poppy hat den Kontakt bereits nach kurzer Zeit abgebrochen – sie hat sogar das Örtchen verlassen und ist gerade erst frisch zurückgekehrt – und man möchte verstehen, wieso. Denn offenkundig sind da noch uneingeschränkt alle Gefühle vorhanden. Doch die letzten zwei Jahre haben beide verändert. Ich hatte anfangs befürchtet, dass hier jetzt eine recht normale Fassung ala „“ich bin fremdgegangen“ kommt, aber so ist es nicht. Die Wahrheit ist brutaler, gnadenloser und zugleich unauffälliger als alles andere. Und ab diesen Moment wandelt sich in der Geschichte definitiv alles. Ich wäre ein Narr, wenn ich erzählen würde, was es ist. Die Überraschung sollte jeder für sich selbst haben. Doch die Konsequenzen hiervon sind fatal. Doch zugleich bringt Poppys Geheimnis ein unglaubliches Potenzial mit sich, was diese Geschichte ein Stück weit besonders für mich macht. Denn beim Lesen erhält man immer wieder Einblicke in Poppys Gedanken, ihre Haltung und ihre Ängste. Und plötzlich fängt man selbst an, einige Sachen zu überdenken. Ich würde sogar so weit gehen, dass ich in Zukunft sicher öfter denken werde „ist das jetzt relevant? Stell dir vor, du wärst Poppy, würdest du dich dann so verhalten wie jetzt?“ – All your kisses hat die Möglichkeit, den eigenen Blickwinkel zu verändern, eindeutig. Doch zugleich hat sich die Autorin eine schwere Bürde mit der Thematik auferlegt und der Umgang hiermit wird sicher nicht jedem gefallen. Ist er zu perfekt? Ist er zu überzogen? Ist er zu romantisch? Diese Antwort muss jeder für sich beantworten. Für mich wurde hier teilweise wirklich sehr dick aufgetragen und hin und wieder vielleicht auch etwas übertrieben, dass es schon wirklich arg kitschig und zu perfekt gewirkt hat. Ich bin anfällig für sowas und schalte dann schnell auf „echt jetzt?“ um, deswegen konnte mich nicht alles so erreichen, wie die Autorin es vielleicht gewollt hätte. Nichtsdestotrotz habe ich mitgelitten bis zum Schluss, gehofft und an Rune und Poppy geglaubt.

Ich würde auch gern sagen, dass das Buch überraschend ist, aber so sehr stimmt das nicht. Weiß man, worum es geht, ist eigentlich klar, was kommen wird. Doch bei diesem Buch geht es nicht um das Ziel, um das Finale, es geht um den Weg. Es geht um Erkenntnisse, Chancen, es geht um Verlust in verschiedenen Facetten (etwa von Unschuld, Familienmitgliedern, Hoffnungen) und es geht auch um Vergebung. Das Buch thematisiert auch bestimmte Aspekte, etwa geht es durch den Tod von Poppys Großmutter von Anfang an teilweise um die Frage „Leben nach dem Tod?“ und auch Runes charakterliche Entwicklung in Norwegen spielt eine sehr präsente Rolle. Denn durch das Entwurzeln und Wegreißen ist Rune im alten neuen Zuhause sehr unglücklich, was dazu führt, dass er hier eine Wandlung durchmacht, die hier zwar als Badboy betitelt wird, diese Bezeichnung das Ganz aber deutlich zu einfach macht. Rune ist nicht einfach jemand, der Lust darauf hatte, jetzt grimmig zu gucken und Leute von sich zu stoßen. Er ist verletzt, verzweifelt, rastlos und findet sich nicht ein in dieser Welt, die ihm fremd ist. Er vermisst seine Freunde und Poppy und greift so zu Maßnahmen, die ihn verdrängen lassen, wie es ihm geht. Manchmal schien es so, als hätten insbesondere die Erwachsenen den Ernst der Lage nicht verstanden und tun sein rebellisches Verhalten vor allem als Rache ab, auch wenn natürlich Trotz ein wenig mit hineinspielt. Generell war ich zeitweise vom fehlenden Verständnis sowohl Poppys als auch Runes Eltern irritiert. Es ist fast so, als wäre vor lauter Sorge um Poppy in der Geschichte Runes Schicksal etwas untergegangen und verharmlost mit „er hatte schon immer etwas Dunkles in seiner Seele“. Hier hätte man in meinen Augen mehr beleuchten müssen. Es wirkt einfach zu sehr so, als hätte man unbedingt Gegensätze kreieren wollen: Rune, der in den Schatten seiner Seele gefangen ist, und Poppy, die so glücklich, positiv und dankbar für alles ist, dass es phasenweise etwas krampfhaft wirkte. So als wolle die Autorin uns davon überzeugen, dass wirklich alles okay ist mit Poppy. Insgesamt finde ich Poppy auch so etwas oberflächlich ausgearbeitet. Eigentlich weiß ich bis jetzt zu wenig über sie, ich kenne nur ihr Schicksal und was sie daraus macht. Ich weiß über ihre Musikliebe, aber mehr irgendwie auch nicht. Auch in ihren Kapiteln erfahre ich viel zu wenig über sie, da ihre Gedanken oftmals von Rune handeln. Hinzu kommt, dass sowohl Rune als auch Poppy einen extremen Hang zu Wiederholungen haben. Ständig kommen die gleichen Phrasen, die gleichen Gedanken (oftmals zwar zumindest mit anderen Worten, aber im Kern identisch) und somit wurde ich das Gefühl nicht los, dass mir fast wie ein Mantra eingehämmert werden sollte, was beide denken und fühlen, ohne mir zu zeigen, was sie fühlen. Generell arbeitet das Buch zum Großteil mit Gedanken und Gefühlen, was es insgesamt recht handlungsarm macht. Das ist nicht zwingend schlimm, da für mich der Fokus ganz klar auf ebendiesen Gedanken und Gefühlen liegt, da sie der Schlüssel zur Geschichte sind. Sie sind vielseitig ausgestaltet und vor allem Rune liefert hier eine grandiose Vorstellung. Seine innere Zerrissenheit, seine Verzweiflung, seine unbändige Wut – als das ist so roh und greifbar, dass es mir teilweise wirklich wehtat. Mit Rune habe ich in diesem Buch wirklich viel gelitten – mit den anderen teilweise leider nur bedingt.

Die anderen. Damit meine ich natürlich die Nebencharaktere. Es gibt hier vor allem im familiären Umfeld einige Leute sowie eine Hand voll Freunde aus der Schule. Tatsächlich muss ich sagen, dass eigentlich alle Nebencharaktere ultimativ austauschbar waren und es so auch öfter dazu kam, dass ich sie durcheinandergebracht habe. Vor allem die Familien von Rune und Poppy waren doch recht blass, wobei sie durch das Schicksal am meisten gebeutelt sind. Die Autorin konzentriert sich so sehr auf Rune und Poppy, dass ich das Gefühl hatte, sie hat vergessen, dass da noch mehr Leute deutlich unter dem Ganzen leiden. Für eine rundere Geschichte hätte man hier die familiären Beziehungen sicher mehr beleuchten können und für mich sogar müssen. Denn so ergreifend die Geschichte ist, gelitten habe ich nur mit Rune und bedauerlicherweise vor allem auch mit Runes Vater, der so sehr versucht, seinen Sohn zurückzugewinnen. Doch Poppys Eltern? Von denen ist leider nicht wirklich etwas hängen geblieben.

Als verbindendes Element, so gesehen als roter Faden, zieht sich die Idee mit den 1000 Jungsküssen durch das Buch. Es ist eine süße und wie ich finde innovative Idee. Sie wirkt vielleicht etwas kindlich, aber der Hintergrundgedanken ist toll. Sobald man vor allem aber versteht, welche tiefere Bedeutung „die 1000 Küsse für die Unendlichkeit“ haben, wird einem schwer ums Herz. Wie etwas so Schönes so traurig und so bedeutend sein kann, das zeigt die Autorin hier sehr gut. Vor allem, da die 1000 Küsse für das Buchende noch eine ganz andere Note hinzufügen. Das Ende des Buches ist hier sowieso ein gewisser Knackpunkt. Es ist vielleicht nicht unbedingt das Ende, was man sich wünscht. Aber es ist ein Ende, was die Geschichte verdient. Das klingt hart, aber es ist die bittere Wahrheit. Das Ende hat mir zugesagt, es hat für mich gepasst und es war für mich okay in dieser Form. Ich war definitiv gebrochen an dieser Stelle und traurig. Und dann kam der Epilog und alles war dahin. Wieso war das so? Der Epilog war komisch, denn er greift eine Thematik auf, die bereits öfter im Buch vorkam und somit sinnlogisch ist – zugleich aber mit 2-3 Sätzen verrät, dass es dieses Mal anders ist. Und die Erkenntnis, wieso, ist traurig. Nur das Problem? Wieso passiert das gerade jetzt?! Ich musste den Epilog 2-3x lesen und hatte immer noch keine klare Antwort, was passiert ist. Das hat mich massiv gefrustet. Erst nach kurzer Recherche im Internet bin ich auf ein Interview der Autorin gestoßen, wo sie erklärt, was passiert ist – und wieso sie im Grunde genommen die Erklärung rausgenommen hat. Kann man mögen, kann man aber auch nicht mögen. Was bleibt, ist nun ein offenes Ende, wo man sich selbst fragen kann: Was ist mit Rune passiert? Und je nachdem, wie man Rune eingeschätzt hat, kann man hier definitiv einige Erklärungen finden. Es ist also ein Stück weit ein geschlossenes Ende mit offener Erklärung.

Zusammenfassend muss ich sagen, dass ich froh bin, dieses Buch gelesen zu haben. Ich habe einiges mitgenommen und auch wenn nicht alles meinen Geschmack getroffen hat, bewundere ich die Autorin für eine derart untypische Story. Ich kann verstehen, dass das Buch viele Leute emotional sehr mitnimmt und auch mich hat es phasenweise immer wieder ergriffen, aber es ist kein Buch, was ich als Jahreshighlight oder ähnliches sehen würde. Dafür fehlte hier und da einfach zu viel, insbesondere was die Charaktere und die Rahmenhandlung anging. Zeitweise braucht man starke Nerven, da hier ein steter Wandel zwischen tiefgründig-grausam und kitschig-unschuldig gefahren wird. Ein ohne Frage gutes Buch, was vielfältige Themen abdeckt, aber mit kleinen Stolpersteinchen meine volle Begeisterung nicht entfachen konnte. Bittersüße Liebesgeschichte, die im Kopf bleibt und bei vielen sicher auch im Herzen.

[Diese Rezension basiert auf einem Rezensionsexemplar, das mir freundlicherweise vom Verlag überlassen wurde. Meine Meinung ist hiervon nicht beeinflusst.]

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