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Meinungen aus der Lesejury

Veröffentlicht am 15.07.2020

Einfach nur spannender Hörgenuss.

Die Eifel-Connection
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Von diesem Buch habe ich mir die Hörbuchvariante genehmigt. Das hat seinen Grund: Ich mag die sonore Stimme des Schriftstellers Jacques Berndorf, sein dunkles Brummen in das Mikrofon hinein. Berndorf liest ...

Von diesem Buch habe ich mir die Hörbuchvariante genehmigt. Das hat seinen Grund: Ich mag die sonore Stimme des Schriftstellers Jacques Berndorf, sein dunkles Brummen in das Mikrofon hinein. Berndorf liest seine Bücher so, wie sie auch von mir leise gelesen bei mir im Kopf ankommen. Vielleicht kann ich es auch nicht mehr auseinanderhalten. Bei jedem Lesen höre ich Berndorf in mir. Warum sollte ich ihm dann nicht von vornherein zuhören. Mit dem vorliegenden Hörbuch bekommt der Hörer ganze zehn Stunden voller Spannung, Intrigen, Rüpeleien, Spaß und Ermittlungen geboten. Mafiöse Strukturen in den ländlichen Gegenden der Eifel, die man so nicht vermuten würde. Wenn man noch dazu weiß, dass Berndorf sein Leben lang Journalist war, ist man geneigt, die geschilderte Kriminalität für bare Münze zu halten. Doch da muss man betonen: "Die Eifel-Connection" ist sehr gut gemachte Fiktion. In der Eifel wird abseits von öffentlichen Wegen ein Toter gefunden. Es handelt sich um den Angehörigen einer Bergbaubehörde. Kein Mensch kann sich erklären, was er an diesem Ort zu suchen hatte. Kein Mensch weiß, wen er zum Feind hätte haben können. Der Journalist Sigi Baumeister wird zum Fall hinzugezogen, weil Kommissar Kischkewitz, der eigentlich hätte ermitteln sollen, die Gefährtin seines Vorgängers Rodenstocks, Emma, um Vertretung gebeten hatte. Eigentlich ist Emma keine Polizistin mehr. Sie war es in den Niederlanden vor langer Zeit, aber sie ist bei den Kollegen von Rodenstock und Kischkewitz sehr gut bekannt und wird gelegentlich als Beraterin angeheuert. Und wenn Emma schließlich dann Sigi Baumeister an ihrer Seite hat, dann wundert das keinen mehr, und der Privatermittler hat freie Bahn. Die Ermittlungen führen die beiden in das Kölner Rotlichtmilieu. Doch bevor sie der Sache näher kommen, wird ein weiterer Toter in der Eifel gefunden. Sein Name ist Norbert Bleckmann und er war seines Zeichens Geschäftsmann. Als solcher hatte er einige Geschäftspartner. Deren Verstrickungen untereinander haben es in sich. Nahezu plaudernd wird dem Hörer die Geschichte dieser beiden Morde und der mafiösen Verflechtungen erzählt. Dabei kommen die beliebten Gespräche zwischen Baumeister und seinem Kater Satchmo nicht zu kurz. Das Hörbuch ist immer mal wieder eine längere Autobahnstrecke oder eine Extrarunde Jogging wert. Einfach nur spannender Hörgenuss.

Veröffentlicht am 15.07.2020

Ein Krimi voller Unterhaltung und Spannung, dessen Spaß sich kein Leser entgehen lassen sollte.

Auf die harte Tour
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„Hart. Härter. Hartmann.“ So beginnt der vierte Roman um den ehemaligen Fußballspieler von Fortuna Düsseldorf, der nach seinem Sportunfall als Privatdetektiv über Düsseldorfs Pflaster streicht. Klaus Stickelbroeck ...

„Hart. Härter. Hartmann.“ So beginnt der vierte Roman um den ehemaligen Fußballspieler von Fortuna Düsseldorf, der nach seinem Sportunfall als Privatdetektiv über Düsseldorfs Pflaster streicht. Klaus Stickelbroeck hat erneut einen Krimi in den Handel gebracht, der nicht nur den Düsseldorfer Lesern Spaß machen wird. In gewohnt schnoddriger Weise ist der private Ermittler mit sich und der Welt nicht im Reinen und schlittert in die fiesesten Situationen, die sich nur ein Krimi-Cop ausdenken kann. Doch worum geht’s?
Hartmann wacht in seinem Bett auf. Er hat einen schweren Schädel und keine Ahnung, wie er überhaupt ins Bett gegangen ist. Seine letzte Erinnerung hat er vom Betreten seiner Stammkneipe am vorigen Abend und dem Musiktitel, der in dem Moment gespielt wurde. Doch jetzt liegt eine dunkelhaarige Schönheit in seinem Bett und streckt ihm ihren süßen Po entgegen. Er selbst: auch nackt. Doch eine Erinnerung will sich bei ihm nicht einstellen. Und es soll noch schlimmer kommen. Auf seinem Weg in die Dusche muss er feststellen, dass eine Blondine im Wohnzimmer auf der Couch liegt. Angezogen natürlich. Oh Mann. Nicht gut. Während er dann bei seinem einarmigen Lieblingswirt, genannt Krake, versucht herauszubekommen, was am gestrigen Abend passiert ist, wird in Düsseldorf eine Blondine erschossen.
Hartmann erfährt von Krake, dass er sehr wahrscheinlich Probleme bekommen wird. Denn die Dunkelhaarige von gestern, die in seinem Bett, ist die Frau des Präsidenten der übelsten Rockergang von Düsseldorf, den Black Mambas. Oh Mann. Nicht gut.
Als Hartmann wieder nach Hause kommt, steht die Polizei vor der Tür. Er wird verdächtigt, die Blondine, die in seinem Wohnzimmer lag, erschossen zu haben. Hartmann sitzt in der Patsche. Am schlimmsten dabei: Er weiß weder wie der gestrige Abend verlaufen, noch wer die Blondine in seinem Wohnzimmer war.
In einem sehr humorvollen Plauderton, der dem Stil anderer Detektivgeschichten wie Hammer oder Magnum entspricht, erzählt Stickelbroeck die Geschehnisse um seinen Protagonisten Hartmann. Ohne einen Abriss der Spannung zieht es den Leser von einem Tag zum nächsten. Er klebt förmlich an den Lippen des Erzählers. Mit Präzision trifft der Autor ganz normale Alltagssituationen und kleidet sie in ein Gewand von treffenden Worten, sodass man ihnen nur zustimmen und darüber schmunzeln kann.
Ein Krimi voller Unterhaltung und Spannung, dessen Spaß sich kein Leser entgehen lassen sollte.

Veröffentlicht am 15.07.2020

ein Buch im Buch

Tony & Susan
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Was für ein Konstrukt! Im wahrsten Sinne des Wortes ein Buch im Buch. In dieser Schärfe ist es selten anzutreffen. Doch was heisst das nun? Buch-in-Buch? Es gibt zwei Handlungsstränge, die nicht einfach ...

Was für ein Konstrukt! Im wahrsten Sinne des Wortes ein Buch im Buch. In dieser Schärfe ist es selten anzutreffen. Doch was heisst das nun? Buch-in-Buch? Es gibt zwei Handlungsstränge, die nicht einfach als Parallelhandlungen ausgeführt sind. Eher lässt es sich so beschreiben: man liest, wie die Protagonistin Susan ein Buch liest. Es gibt also ein inneres Buch und ein äußeres Buch. Doch zunächst etwas mehr Klarheit und zum Inhalt des inneren Buches.

Tony Hastings ist mit seiner Frau und Tochter auf dem Weg in den Urlaub. Sie befinden sich nachts mit dem Auto auf einem Highway Richtung Maine, irgendwo Richtung Bangor mitten im Wald. Wer die Bücher von Stephen King kennt, der weiß, dass hier irgendetwas geschehen muss. Allein diese Szenerie treibt dem Leser bereits die Gänsehaut bis in den Nacken. Sie nähern sich zwei anderen Autos vor ihnen, die sich scheinbar ein Wettrennen liefern. Eines der beiden Fahrzeuge lässt das andere nicht vorbeiziehen. Tony muss abbremsen und wird ungeduldig. Er hupt kurz und das linke Fahrzeug schießt nach vorne. Tony zieht linksrüber an dem einen Fahrzeug vorbei, welches dann zurück fällt, während das andere weit voraus ist. Doch dann kommt Tony auch wieder an dieses Fahrzeug heran. Als er zum Überholen ansetzt, schert es plötzlich nach links aus und Tony muss auf die Bremse. Nun beginnt ein Spielchen, bei dem es Tony und seiner Familie flau im Magen wird. Eine Jagd beginnt. Dann passiert, was nicht hätte passieren dürfen. Der Wagen von Tony Hastings kommt ins Schlingern, das Lenkrad flattert, vorne links ist ein Platten. Tony muss anhalten. Auch der andere Wagen mit drei Männern darinnen hält an. Die Höflichkeit der Kerle ist nicht echt. Die Hastings spüren das. Kurz und (nicht) gut: Tony wird im Verlauf der Handlung von Frau und Tochter getrennt. In Angst um seine Familie spielt ihm sein Gehirn eine schreckliche Vorahnung zu.

An dieser Stelle wandelt sich der „road-movie“ zu einem Psychothriller, den man getrost lesen kann, ohne die äußere Geschichte zu lesen.

Doch nun zur äußeren Geschichte. Die Handlung ist wirklich schmal. Susan Morrow hat ein Manuskript ihres Ex-Mannes erhalten. Er bittet sie in dem Begleitbrief, das Manuskript zu lesen. Nicht mehr und nicht weniger. In drei Sitzungen liest sie das Buch, zwischendurch wuseln die Kinder durch das Haus, kommen von der Schule, gehen zu Freunden, werden ins Bett gebracht. Die Lesesitzungen sind durch Intermezzi getrennt, in denen das Leben von Susan mit ihrem Ex-Mann, den sie seit zwanzig Jahren nicht mehr gesehen hatte, und das Leben mit ihrem jetzigen Ehemann und dessen Geliebter beschrieben wird. Der leser erfährt, warum sie sich nach nur zwei Jahren von ihrem Ex getrennt hatte, die Bücher und Geschichten, die er damals schrieb, waren grottenschlecht.
Was macht das Besondere dieses Thrillers aus? Er fesselt durch die beiden miteinander verbundenen Bücher. Obwohl man das innere Buch losgelöst von dem äußeren lesen kann, wird gleich zu Beginn klar, und der Titel des Buches „Tony & Susan“ sagt es schon, dass ein Zusammenhang zwischen beiden Büchern, beiden Handlungssträngen, beiden Protagonisten bestehen muss. Susan, die Protagonistin des äußeren Buches, die von den Schreibkünsten ihres Ex-Mannes beeindruckt ist, und Tony, der Protagonist des inneren Buches, der einen Albtraum durchleben muss.

Ein Thriller der aufgrund seiner Konstruktion bereits eine Extraklasse darstellt und sehr zu empfehlen ist.

Veröffentlicht am 06.07.2020

Empfehlenswert in jedem Fall,

Sherlock Holmes und die Katakomben von Paris
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Zwar bereits im letzten Jahr erschienen, aber deshalb nicht weniger spannend. Während die Kriminalautorin Franziska Franke an ihrem nächsten Sherlock-Holmes-Roman strickt, der zum 125-jährigen Jubiläum ...

Zwar bereits im letzten Jahr erschienen, aber deshalb nicht weniger spannend. Während die Kriminalautorin Franziska Franke an ihrem nächsten Sherlock-Holmes-Roman strickt, der zum 125-jährigen Jubiläum von Sherlock Holmes noch in diesem Jahr erscheinen soll, lese ich mir derweil den dritten Band.

Dieses Mal wird nicht in Florenz ermittelt, sondern es geht nach Frankreich. Zunächst nach Montpellier, anschließend ins mondäne Paris. Leser der Sherlock-Holmes-Bücher wissen bereits, dass sich der große Meisterdetektiv auf der Flucht vor seinem erbitterten Gegner Professor Moriarty befindet, bzw. sich vor diesem versteckt hält. Aus diesem Grund hält sich Holmes außerhalb Englands auf und gibt sich als Norweger namens Sigerson. Seit längerem verbindet ihn eine Freundschaft mit dem englischen Buchhändler David Tristram, der ihm bei seinen Ermittlungen gerne zur Seite steht und ein ebensolches Bild wie Dr. Watson abgibt. Tristram ist es übrigens auch, der den eigenartigen Fall, der mit Holmes und dessen Großmutter zu tun hat, in dem vorliegenden Roman erzählt. Tristram besucht seinen Freund Holmes, der sich im südfranzösischen Montpellier aufhält und sich um seine Bienen kümmert und sich chemischen Experimenten widmet. Holmes wurde das Tagebuch seiner aus Frankreich stammenden Großmutter zum Kauf angeboten. Der Anbieter ist ein Antiquar aus Nimes. Homes und Tristram begeben sich dort hin, denn selbstverständlich muss Holmes dieses Tagebuch haben. Doch der Verkäufer des Tagebuchs, der den Antiquar lediglich zur Vermittlung eingeschaltet hatte, erscheint nicht zum vereinbarten Zeitpunkt. Einen Tag später erfahren die beiden, dass der Verkäufer, ein Anwalt, in Paris tot aufgefunden wurde. Aller Wahrscheinlichkeit nach Mord, die Pariser Kriminalpolizei vermutet einen Serienverbrecher, der seit geraumer Zeit in Paris sein Unwesen treibt. Doch die Spur zum Tagebuch scheint abhandengekommen zu sein. Aber sie bringen in Erfahrung, dass darin der Ort eines Versteckes zu einem Schatz enthalten sein kann, den Marie Antoinette vor ihrem Gang zur Guillotine bewerkstelligte.

Sprachgewandt im Stile der klassischen Sherlock-Holmes-Bücher erzählt Franziska Franke äußerst spannend von den Ermittlungen in Paris, die bis in die Katakomben unterhalb der Riesenmetropole führen. Für den klassischen Holmes-Liebhaber ist das Buch einfach ein Muss. Neben dem kriminalistischen Spürsinn beim Rätseln und Spekulieren erfährt der Leser Altbekanntes und auch Neues aus dem Leben des Meisterdetektivs, was von akribischer Recherchearbeit und tiefes Wissen um Sherlock Holmes seitens der Autorin zeugt. Empfehlenswert in jedem Fall, besonders aber für Liebhaber dieses speziellen Subgenres.


© Detlef Knut, Düsseldorf 2012

  • Einzelne Kategorien
  • Cover
  • Erzählstil
  • Handlung
  • Charaktere
Veröffentlicht am 06.07.2020

Der Untertitel ist Programm.

Die Tote von Higher Barton
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Wie sollte es auch anders sein? Ein spannender Krimi mit überraschenden Wendungen in einem Mix aus: Rosamunde Pilcher (diverse Romane), Agatha Christie (Miss Marple) und Caroline Graham (Inspector Barnaby-Romane). ...

Wie sollte es auch anders sein? Ein spannender Krimi mit überraschenden Wendungen in einem Mix aus: Rosamunde Pilcher (diverse Romane), Agatha Christie (Miss Marple) und Caroline Graham (Inspector Barnaby-Romane). Nach vierzig Jahren hat Mable auf die Einladung ihrer damaligen Freundin reagiert. Sie hat sich ins Auto gesetzt, um den alten Zwist aus dem Weg zu räumen und zum Geburtstag von Abigail nach Higher Barton in Cornwall zu reisen. Seit den Vorfällen von damals ist Mable zu einer Londonerin geworden. So muss sie sich kurz vor der Ankunft am Ziel eingestehen, dass sie sich bei dem Unwetter verfahren hat und zudem kein Benzin mehr im Tank ist. Die Wege, die ihr damals so vertraut waren, sahen nun irgendwie anders aus. Zum ersten Mal in ihrem Leben wünscht sie sich ein Handy, mit dem sie wenigsten Hilfe hätte holen können. Ihr bleibt nichts anderes übrig, als in ihrem Corsa mitten auf der schmalen Straße zu übernachten. Am nächsten Morgen wird sie von einem alten Kauz geweckt, der an ihrem Wagen nicht vorbei kann. Er hilft Mable, den Wagen in eine Straßenbucht zu schieben und bringt sie anschließend nach Higher Barton. Es ist früh am Morgen. Mable möchte die Anwohner nicht stören, die nach der gestern verpassten Party sicher alle noch schliefen. Doch die morgendliche Kühle hält sie nicht davon ab, durch die offen stehende Terrassentür die Bibliothek des Hauses zu betreten. Während sich ihre Gedanken der Vergangenheit zuwenden, entdeckt sie vor dem Kamin die Leiche einer jungen Frau. Als pensionierte Krankenschwester erkennt sie sofort, dass jede Hilfe zwecklos wäre. Sie stürmt in die Küche, wo sie das Hausmeisterehepaar beim Frühstück trifft. Als sie hocherregt mit denen zurück in die Bibliothek kehrt, ist die Leiche verschwunden. Als Autor von Reisebeschreibungen über Südengland hat es mich in besonderem Maße interessiert, einen in diesem Landstrich spielenden Krimi zu lesen. Meine Erwartungshaltung, damit Erinnerungen an Menschen, Dörfer, Kleinstädte, Pubs und Landschaften zu aktivieren und dabei gleichzeitig an spannenden Ermittlungen teilzuhaben, ist mit diesem Buch voll erfüllt worden. Die Beschreibungen im Stile einer Agatha Christie, die an der englischen Riviera geboren wurde, einer Rosamunde Pilcher, die unendlich viele Geschichten in diesem Landstrich spielen ließ oder einer Caroline Graham, die für ihren Inspector Barnaby extra einen kornischen Landstrich Midsommer schuf, rufen beim Lesen ein Gefühl des Reisens hervor. Der Krimi ist eine sehr gut gemachte Geschichte, der demjenigen, der Ähnliches wie ich erwartet, eine unterhaltsame und spannende Lektüre sein wird.
Mein Gesamtfazit fällt positiv aus, da das Gefühl beim Lesen der Geschichte nicht schöner sein kann. Also: sehr empfehlenswert!

© Detlef Knut, Düsseldorf 2012