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Veröffentlicht am 31.08.2020

Unterhaltsamer Krimi, der ein aktuelles Thema aufgreift

Kalte Sonne
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6 Jahre zuvor:

Majas Ehemann Erik, will vor dem Abendessen noch an den Strand gehen, doch er kehrt nie zurück. Die Polizei findet zuerst seine zusammengelegte Kleidung und sein Notizbuch, in dem er eine ...

6 Jahre zuvor:

Majas Ehemann Erik, will vor dem Abendessen noch an den Strand gehen, doch er kehrt nie zurück. Die Polizei findet zuerst seine zusammengelegte Kleidung und sein Notizbuch, in dem er eine Abschiedbotschaft hinterlassen hat, dann wird wenige Zeit später auch Eriks Leiche angespült. Maja ist fassungslos, denn Erik zeigt niemals Anzeichen für Depression oder war gar lebensmüde und sie war davon ausgegangen, eine glückliche Ehe zu führen. Eriks Selbstmord stürzt Maja in eine schwere seelische Krise…

In der gleichen Woche:

Zwei junge Attentäter richten in der Oper ein Blutbad an und sprengen sich anschließend in die Luft. Viele Menschen sterben und es kommt in der Folge zu politischen Umbrüchen im Land…

Gegenwart:

Maja musste hart an sich arbeiten in den vergangenen Jahren, denn Eriks Selbstmord ließ sie nie richtig los. Doch für ihre kleine Tochter Emma musste die Mutter schließlich stark sein. Emma war ein großes Geschenk für Maja. Sie bemerkte erst nach dem Tod ihres Mannes, dass sie schwanger war und diese Schwangerschaft gab der jungen Frau letztendlich den nötigen Halt im Leben. Ausgerechnet Emma ist es jedoch, die alte fast verheilte Wunden wieder aufreist. Dann nämlich, als sie durch die Fernsehkanäle zappt und in einem Nachrichtenbeitrag angeblich ihren verstorbenen Vater durchs Bild huschen sieht und Maja davon erzählt. Obwohl die Mutter es besser wissen müsste, ist deren Neugierde geweckt und so versucht sie, sich den betreffenden Beitrag ebenfalls nachträglich anzuschauen. Und tatsächlich der Mann sieht Erik nicht nur ähnlich, er scheint die gleiche Narbe im Gesicht zu haben, wie ihr toter Ehemann. Maja lässt dieser Beitrag keine Ruhe mehr und so beschließt sie, in den kleinen dänischen Ort zu reisen, wo der Fernsehbeitrag aufgenommen wurde um dort nach Eriks Doppelgänger zu suchen. Sie ahnt nicht, worauf sie sich einlässt….

Ich bin schon seitdem vor einigen Jahren die Femke Folkers und Tjark Wolf Reihe erschien, ein Fan des Autors, das sollte ich vielleicht schon einmal voraus schicken, denn es gab auch einige negative Stimmen zu diesem Roman und womöglich bin ich vielleicht deswegen auch weniger kritisch. Aber ehrlich gesagt, konnte ich besagte, negative Bewertungen nicht so ganz nachvollziehen. Sicherlich, bei „Kalte Sonne“, handelt es sich um einen Krimi, der diesmal in Dänemark angesiedelt wurde und nicht, wie sonst, in Deutschland und zugegeben, die Handlung allein hätte es nicht nötig gemacht, den Schauplatz unbedingt nach Dänemark zu verlegen. Aber, die Beschreibungen von Land und Leuten wurden bildhaft und atmosphärisch dargeboten- zudem sind Krimis aus Skandinavien nun mal sehr gefragt- also warum nicht?

In Sachen Spannung muss man allerdings kleine Abstriche machen. Der Autor lässt sich zunächst sehr viel Zeit dabei, dem Leser die Ausgangssituation seiner Akteure näher zu bringen und lässt sie vor allem an Majas innerer Zerrissenheit, ob Eriks Freitod teilhaben. Das ist einerseits gut so, andererseits bremst es die Story aber auch sehr ab und wird Leser, die sich einen nervenzerfetzenden Thriller erhoffen, womöglich enttäuschen.

Abgesehen von Maja, hat mich die Charakterisierung der übrigen Akteure in dieser Story eher unzufrieden zurückgelassen; der Autor beschränkt sich hauptsächlich darauf, sie rein optisch zu beschreiben oder deren Tätigkeiten zu beleuchten und hätte hinsichtlich ihrer Beweggründe meiner Meinung nach noch viel mehr in die Tiefe gehen können/müssen. Ecken und Kanten bieten besagte Nebenfiguren leider nicht. Daher habe ich bei meiner Bewertung auch einen Punkt abgezogen. Aber dennoch würde ich diesen Krimi weiterempfehlen, denn die Hauptthematik der Story, könnte aktueller nicht sein und wird den ein oder anderen Leser hoffentlich aufrütteln oder zumindest zum Nachdenken anregen, mal aus seinem üblichen Gedankenmuster auszubrechen und gehegte Vorurteile und die „jeder ist sich selbst der Nächste“ Mentalität abzulegen und stattdessen den Verstand einzuschalten. Zumindest wäre das wünschenswert. Aber leider sind wir Menschen völlig anders gestrickt, als beispielsweise Vogelschwärme, die ihresgleichen schützen…

Kurz gefasst: Unterhaltsamer Krimi, der ein aktuelles Thema aufgreift.

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Veröffentlicht am 11.08.2020

Wie wird man nur zum Kloppo? Humorige Analyse der erfolgreichen und sympathischen Trainerlichtgestalt.

Alles top mit Jürgen Klopp
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Jürgen Klopp ist ein facettenreicher Mensch, charismatischer Motivator und erfolgreicher Trainer und schon mehrfach erschienen Biografien über ihn, wie etwa „Ich mag, wenn’s kracht“, von Raphael Hohenstein. ...

Jürgen Klopp ist ein facettenreicher Mensch, charismatischer Motivator und erfolgreicher Trainer und schon mehrfach erschienen Biografien über ihn, wie etwa „Ich mag, wenn’s kracht“, von Raphael Hohenstein. Erwähntes Buch las ich vor knapp zwei Jahren, das mich leider aber nicht so ganz begeistern konnte, weil der Autor zwar akribische Hintergrundrecherche betrieben hatte, aber die Person, um die es ging, nämlich „Kloppo“ höchstpersönlich, leider selbst nicht zu Wort kam und die viele Lobhudelei (auch wen sie durchaus verdient sein mag) einfach etwas „too much“ war. Und das sage ich, obwohl ich ein großer BVB 09 und „Kloppo“ Fan bin.

Nun hat sich der Sportjournalist Tom Victor, der neuen Lichtgestalt des Fußballs angenommen, allerdings von einer ganz anderen Warte aus und setzt mit seinem Büchlein „Alles top mit Jürgen Klopp“, humorige Akzente.
Er hat Jürgen Klopps Charakter analysiert und lässt seine Leser daran teilhaben. Mehr noch, augenzwinkernd erfindet er diverse Szenarien, in die jeder einmal geraten könnte und stellt in den Raum, wie wohl der erfolgreiche Trainer des FC Liverpools darauf reagieren würde. Und Klopps Reaktion darauf gilt es schließlich nachzuahmen von den Lesern, denn wer will schließlich nicht so sympathisch und charismatisch sein, wie er?

Es ist ein amüsanter Lebensratgeber für alle Kloppo-Fans, sicherlich und so mancher Rat wirkt durchaus weise, doch man sollte nicht jedes Wort auf die sprichwörtliche Goldwaage legen, denn auch Tom Victor neigt dazu, sich ein wenig zu sehr in Schwärmereien über den Trainer und seiner Arbeit zu ergehen. Diese mögen sich für Kloppo-Fans gerade noch im erträglichen Rahmen bewegen, doch Nicht-Fußballfans könnten womöglich etwas enttäuscht sein.

Es ist eine humorige, leichte, augenzwinkernde Lektüre über Jürgen Klopp geworden, nicht mehr aber auch nicht weniger, die u.a. diverse Trainerstationen anreißt oder Fußballtaktiken, derer sich der Erfolgstrainer bedient, garniert mit Zitaten von Jürgen Klopp oder knackig kurzen Aussagen von Weggefährten. Aber, was noch wichtiger ist, der Autor macht seinen Lesern ganz klar, dass es zu Jürgen Klopps größten Stärken gehört, dass er sein Team als Ganzes sieht, keinen bevorzugt und jeden zu motivieren weiß. Und wie? Mit Freundschaft, Ehrlichkeit, Fleiß und Bodenständigkeit. Tugenden, nach denen jedermann streben sollte.

Kurz gefasst: Wie wird man nur zum Kloppo? Humorige Analyse der erfolgreichen und sympathischen Trainerlichtgestalt.


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Veröffentlicht am 24.07.2020

Kommissar Varg und sein Team für heikle Fälle, ermittelt in Malmö- ein humoriger, schräger Unterhaltungsroman für alle Fans des Skurrilen

Das Dezernat für heikle Fälle
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Der Schwede Ulf Varg, hat einen Job inne der ein wenig abweicht von der Norm. Denn der Kommissar arbeitet im Dezernat für heikle Fälle, das sich in Malmö befindet. Diese relativ überschaubare Sonderabteilung, ...

Der Schwede Ulf Varg, hat einen Job inne der ein wenig abweicht von der Norm. Denn der Kommissar arbeitet im Dezernat für heikle Fälle, das sich in Malmö befindet. Diese relativ überschaubare Sonderabteilung, bekommt all das auf den Schreibtisch, was die reguläre Kriminalpolizei bizarr oder nicht der sofortigen Aufklärung wert befindet. Mit seiner Kollegin Anna Bengtsdotter versteht sich Ulf praktisch ohne Worte, denn Anna ist nicht nur genauso sensibel und empathisch wie er, sondern teilt dazu auch Ulfs trockenen Humor.
Kollege Carl Holgersson ist der Fleißigste unter ihnen. Er liebt es, sich für den Job und seine Kollegen aufzuopfern und selbst Sonderschichten macht er gerne, wenn es der Sache dienlich ist. Sachbearbeiter Erik Nykvist träumt dagegen schon vom Ruhestand. Er hat diesen bereits genau geplant und der Angelfan fällt seinem übrigen Team oft genug auf die Nerven, wenn er von seinem liebsten Hobby spricht.

Ulfs Frau hat den Kommissar leider verlassen, doch zumindest hat Ulf einen Hund, den er Martin genannt hat und mit Dr. Svensson einen neugierigen Therapeuten. Wenn Ulf arbeiten geht, bleibt Martin bei der freundlichen Nachbarin, doch die sorgt sich neuerdings um den Hund, fürchtet gar, dass Martin depressiv sein könnte. Doch bevor Ulf mit Martin zum Tierarzt gehen kann, muss sich der Kommissar zunächst um einen rätselhaften Fall kümmern. Ein Mann, der angeblich keine Feinde hat, wurde auf dem Markt angegriffen. Ihm wurde eine Stichverletzung in der Kniekehle zugefügt und nun ist es an dem Team für heikle Fälle, Licht ins Dunkel zu bringen.
Außerdem sorgt eine junge Frau für Aufruhr. Eine Freundin hat sich im Dezernat gemeldet, denn sie fürchtet, dass ein Mord geschehen ist. Ulf vermutet allerdings etwas völlig anderes. Der letzte Fall führt Ulf und seine Kollegen in beinahe paranormale Gefilde. Kann es sein, dass im Hotelpark, einer Familienangehörigen des Polizeichefs, ein Werwolf umherstreift in der Nacht?

Es waren zunächst der Romantitel und der skurril klingende Klappentext, die mich neugierig auf den ersten Teil einer neuen Reihe von Alexander McCall Smith gemacht hatten. Ich muss dazu sagen, dass ich zuvor noch nichts von dem Autor kannte, allerdings schon an anderer Stelle lesen konnte, dass der Autor eher schräge, humorige Lektüre schreibt.
Da ich allerdings auch eine Schwäche für ungewöhnliche und schräge Unterhaltungsromane besitze, konnte ich nicht widerstehen und freute mich auf hoffentlich vergnügliche Lesestunden mit Ulf Varg und seinem Team.
Nun, nach dem Lesen bin ich ein wenig hin und gerissen, ob meiner Bewertung und Einschätzung. Denn in der Tat handelt es sich hier um einen Roman, der sehr speziell ist und sicherlich nicht der breiten Masse gefallen wird. Zunächst einmal handelt es sich hier, streng genommen, nicht um einen Krimi. Zwar müssen Ulf und seine Kollegen diverse Fälle aufklären, doch sucht man Spannungsmomente hier völlig vergebens und auch die Aufklärung gestaltet sich ziemlich belanglos und uninteressant geschildert. Daher habe ich auch einen Punkt bei meiner Bewertung abgezogen. Es ist nämlich etwas völlig anderes, das den Autor umtreibt. Nach der Vorstellung seiner Romanfiguren, lässt er sie sofort munter über das Leben, über wichtige oder banale Dinge philosophieren und diese Unterhaltungen haben mir, weil sie beinahe loriotesk daherkommen, unglaublich viel Lesespaß bereitet. In diesen Unterhaltungen zeigt sich das Können des Autors, seine Leser für gewisse Themen sensibilisieren zu können und sie zum Nachdenken anzuregen.
Alexander McCall Smiths Schreibstil ist schnörkellos, einfach, keinesfalls poetisch, aber sehr eingängig und so ist dieses Büchlein leider viel zu schnell ausgelesen.

Einerseits mochte ich die schrägen Einfälle die der Autor hier eingebaut hat, wie etwa einen depressiven, gehörlosen Hund, der seinem Herrchen von den Lippen ablesen kann, oder dass eine junge Frau unter Mordverdacht gerät, weil sie in einem ungünstigen Moment gelogen hat und den trockenen Humor, den Alexander McCall Smith hier an den Tag legte. Andererseits fand ich allerdings auch, dass er sich so manches Mal zu sehr in diversen Banalitäten verstrickt hat und man als Leser dann versucht war, vorzublättern. Wären die heiklen Fälle etwas spannender gestrickt gewesen, wer weiß, dann hätte ich für diesen Roman womöglich sogar eine noch bessere Bewertung vergeben.

Kurz gefasst: Kommissar Varg und sein Team für heikle Fälle, ermittelt in Malmö- ein humoriger, schräger Unterhaltungsroman für alle Fans des Skurrilen.

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Veröffentlicht am 17.07.2020

Abschied von den Shetland-Inseln. Versöhnlicher Abschlussband der Reihe, wieder atmosphärisch dicht erzählt.

Was niemand sieht
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Neu hinzugezogene Bewohner der Shetland-Inseln haben es nie leicht, doch das Schicksal hat die Familie Fleming besonders arg gebeutelt. Erst erhängt sich der Vorbesitzer ihres neuen Hauses in der nebenstehenden ...

Neu hinzugezogene Bewohner der Shetland-Inseln haben es nie leicht, doch das Schicksal hat die Familie Fleming besonders arg gebeutelt. Erst erhängt sich der Vorbesitzer ihres neuen Hauses in der nebenstehenden Scheune, dann erhält das Ehepaar Helena und Daniel bedrohliche „Galgenmännchen“- Zeichnungen und zu allem Überfluss reden gewisse, klatschsüchtige Bewohner des Ortes schlecht über Daniel und über den gemeinsamen, autistischen Sohn Christopher.
Da sie sich keinen anderen Rat weiß, macht sich Helena auf zu Ermittler Jimmy Perez und bittet ihn darum, in Erfahrung zu bringen, wer ihnen bloß ständig diese rätselhaften Zeichnungen schickt. Als Jimmy erfährt, dass Helena und seine verstorbene große Liebe Fran, sich kannten, lässt er sich sogleich von Helena überreden, obwohl eigentlich kein wirklicher Fall vorliegt und er eher an einem Dummenjungenstreich glaubt.

Doch nur wenig später findet ausgerechnet Christopher die Leiche des Kindermädchen der befreundeten Familie Belle und Robert Moncrieff, Emma. Shearer. Sie hängt, wie einst der Vorbesitzer des Hauses, erhängt in der Scheune.
Als Jimmy und sein Team hinzugezogen werden, weiß Jimmy sofort, dass er zusätzliche Hilfe benötigt bei diesem Fall und so kontaktiert er schließlich die Chefermittlerin Willow, die auch sogleich ihre Hilfe zusagt, obwohl sie Jimmy insgeheim immer noch zürnt, weil der sich seit ihrer Affäre zurückgezogen hat. Willow hat dazu ein Geheimnis, weiß jedoch nicht, ob es eine süße oder bittere Überraschung für Jimmy sein wird…

„Was niemand sieht“, ist nicht nur der achte Teil der Jimmy Perez Reihe, sondern dazu der Abschlussband der Krimibuchreihe. Schon seit langem freute ich mich auf diesen Band, allerdings war mir auch ein wenig wehmütig zumute- Abschiede von liebgewordenen Romanfiguren fallen einem schließlich nie leicht, dazu gehört diese Reihe zu meinen Lieblingen von Ann Cleeves. Ich erhoffte mir einen packenden Abschlussband, allerdings fürchtete ich, nach dem Lesen des siebten Teils „Die Tote im roten Kleid“, dass die Autorin jegliches Pulver womöglich bereits verschossen haben könnte, da der siebte Teil leider recht durchschnittlich geraten war.
Um es vorweg zu nehmen, „Was niemand sieht“, wartet zwar nicht gerade mit einem außergewöhnlich ausgeklügelten Plot auf, noch sind die Verdächtigen zahlreich zu nennen, doch fand ich den Abschlussband wieder atmosphärischer und unterhaltsamer geraten. Es ist ein würdiger letzter Teil, der auch ein würdiges Ende für die Romanakteure bereits hält, keine Frage.
Dennoch hätte ich mir zumindest diesmal gewünscht, dass Ann Cleeves Willow und Jimmy mehr gemeinsame Dialoge und eine ausführlichere Aussprache auf dem Leib geschrieben hätte. Das ist leider nicht der Fall und auch wenn man sich im Laufe der Serie bereits an Jimmys Eigenarten gewöhnt haben mag- sein langes Zögern und sein Groll Willow gegenüber, ließen ihn diesmal recht kindisch wirken, was so gar nicht zu ihm passen schien.

Die Mordfälle, die es aufzuklären gilt, werden interessant dargeboten. Einzige Rezensenten bemängelten fehlende Spannungsmomente, doch wer Ann Cleeves Krimis kennt, weiß eigentlich auch, dass ihr Erzählstil eher von der stillen, langsamen und bedächtigen Art ist und sie es stattdessen vorzieht, die dunklen Geheimnisse der agierenden Personen Stück für Stück aufzudecken. Man muss diese besondere Art des Erzählens mögen, dann wird man die Bücher der Autorin sicherlich genauso sehr schätzen wie ich es tue.
Und trotzdem komme ich nicht umhin anzumerken, dass die Autorin, ihren Lesern zur rechten Zeit den Abschlussband präsentiert, denn ich finde, dass die letzten zwei Teile der Reihe im Vergleich zu den Vorgängerbänden schon etwas schwächer geraten sind und Jimmys Geschichte nun auserzählt ist.

Kurz gefasst: Abschied von den Shetland-Inseln. Versöhnlicher Abschlussband der Reihe, wieder atmosphärisch dicht erzählt.

Jimmy Perez Reihe:

1. Teil: Die Nacht der Raben
2. Teil: Der längste Tag
3. Teil: Im kalten Licht des Frühlings
4. Teil: Sturmwarnung
5. Teil: Tote Wasser
6. Teil: Das Geistermädchen
7. Teil: Die Tote im roten Kleid
8. Teil: Was niemand sieht

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Veröffentlicht am 06.07.2020

Unterhaltsamer Psychothriller mit unerwarteten Wendungen, allerdings auch in einer gemächlich erzählten Gangart dargeboten

Die Nacht in dir
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Lucy verschlägt es, auf der Flucht vor ihrem brutalen, stalkenden Exfreund Davis, ins beschauliche Städtchen Woodstock. Hier ticken die Uhren völlig anders, als im pulsierenden New York, doch Lucy ist ...

Lucy verschlägt es, auf der Flucht vor ihrem brutalen, stalkenden Exfreund Davis, ins beschauliche Städtchen Woodstock. Hier ticken die Uhren völlig anders, als im pulsierenden New York, doch Lucy ist froh darüber, denn sie hofft, dass Davis sie hier niemals aufspüren wird. In dem gemieteten Häuschen das sie, von nun an, zusammen mit ihrem kleinen Hund Dusty bewohnen wird, findet sie beim Einräumen in der Schrankschublade Photos eines ihr unbekannten Mannes, doch sie denkt sich zunächst nichts dabei.

Erst als sie ihre Nachbarn, das Künstlerehepaar Vera und John, näher kennenlernt, das sie zum Essen eingeladen hat, erkennt Lucy in John den Mann auf den Photos wieder. Lucy ist überglücklich darüber, so schnell Anschluss gefunden zu haben, denn sie fühlt sich sehr einsam. Und obwohl sie von einer älteren Nachbarin davor gewarnt wird, sich lieber nicht zu sehr mit den beiden anzufreunden, schlägt Lucy alle Bedenken in den Wind. Im Gegenteil, sie hat Mitleid mit Vera, die sich kurz zuvor mit Rachel, Lucys Vormieterin überworfen hatte. Warum Rachel Bilder von John in ihrem Haus aufbewahrte, ist Lucy nach wie vor ein Rätsel, doch sie schweigt sich lieber darüber aus, um Vera und John nicht unnötig aufzuregen.
Denn das Paar hat sowieso schon unter schlimmen Gerüchten zu leiden, die über sie kursieren und besonders John schwer zu schaffen machen. Als Lucy, Vera und John eines Abends auf der Veranda zusammensitzen, kommt ihnen eine folgenschwere Idee. John muss lediglich für eine Weile von der Bildfläche verschwinden, bis die Gerüchte über seine Person verstummt sind. Doch nur wenige Stunden nach einem inszenierten Unfall ist John mausetot; er wurde ermordet aufgefunden. Und Lucy, die zuvor aussagte, Johns Unfall im Wald mit angesehen zu haben, rückt plötzlich ins Visier der Ermittler. Lucy würde zu gerne so schnell wie möglich Woodstock den Rücken kehren, weil sie ahnt, dass Davis ihr bereits auf der Spur ist, doch wegen der laufenden Mordermittlungen darf die junge verzweifelte Frau den Ort nicht verlassen. Ein Wettlauf gegen die Zeit beginnt…

„Die Nacht in dir“ fiel mir ins Auge, weil ich eine Schwäche für Psychothriller habe und der Klappentext mir eine spannende Story mit vielen unerwarteten Wendungen suggerierte. Der Roman wird in „Ich-Form“ aus Sicht er Romanheldin Lucy geschildert. Lucy ist eine junge, verschlossene Frau, die sich unsicher, einsam und ungeliebt fühlt. Man ahnt, dass Lucy nicht immer so war und ihr Exfreund einen großen Anteil an ihrem jetzigen Verhalten hat, doch trotz der Tatsache, dass ich Mitleid mit ihr entwickelte, blieb sie mir, auch im Verlauf der Story, fremd. Und auch die übrigen Akteure dieses Romans, sind leider durchweg keine Sympathieträger. Die Akteure wirken unterkühlt, egozentrisch und manches Mal auch wieder zu überschwänglich agierend, was nicht so recht ins Gesamtbild passen will.

Dennoch, jeder von ihnen hat Geheimnisse und diese sorgten, während ich Lea Kohnens Thriller las, dafür, dass meine Neugierde geweckt blieb. Die erste Hälfte des Thrillers plätschert in einem eher gemächlichen Tempo vor sich hin und der zwar gute, aber eigenwillige Schreibstil der Autorin, der mir leider nicht ganz so lag, brachte meinen Lesefluss dann und wann ins Stocken. Zudem glaubt man, man könne den Ausgang der Story bereits erahnen. Allen Lesern, denen es nach 150 Seiten ebenfalls so gehen sollte, empfehle ich aber unbedingt durchzuhalten, denn die Autorin hält tatsächlich noch einige unerwartete Überraschungen parat, die meinen zunächst verhaltenen Leseeindruck den ich gewonnen hatte, in der zweiten Hälfte des Buches, in ein positiveres Licht zu rücken vermochten.

Bei meiner Bewertung schwankte ich zwischen 3.5 und 4 von 5 Punkten, habe mich allerdings dann doch für die bessere Benotung entschieden, weil die Story in der zweiten Hälfte atmosphärischer und auch ein Tickchen packender erzählt wird. Es ist zwar kein Thriller, der wie eine blutige Schlachtplatte daher kommt oder mörderisch spannend erzählt wird, doch die Geheimnisse der Romanfiguren lassen den Leser nicht los und so manche Wendung, die die Geschichte nimmt, hat es durchaus in sich. Richtig gut gefallen hat mir das unerwartete (wirkliche) Ende; allerdings kann ich nicht zu sehr ins Detail gehen, sonst würde ich zuviel verraten. Die Romanheldin Lucy jedoch, nun, sie hat es mir leider nicht einfach gemacht. Denn ihre Naivität und Passivität ist so manches Mal kaum zum Aushalten. Erst wenn man gewisse Gründe für ihr Handeln erfährt, ergibt so manches einen Sinn.
„Die Nacht in dir“ ist das richtige Buch für alle diejenigen Leser, die eher eine Schwäche für subtilen Thrill und die mit einer etwas gemächlicher erzählten Story kein Problem haben.

Kurz gefasst: Dunkle Geheimnisse kommen immer ans Tageslicht- Unterhaltsamer Psychothriller mit unerwarteten Wendungen, allerdings auch in einer gemächlich erzählten Gangart dargeboten.

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