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Veröffentlicht am 06.07.2020

Interessant, aber leider nicht ganz mein Fall

Das Gegenteil von Hasen
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Julia, Marlene und Leonard gehören zu den beliebten Schülern und stehen immer im Zentrum der Aufmerksamkeit. Doch wer hätte gedacht, dass die ruhige Julia insgeheim über ihre besten Freunde eine ganz andere ...

Julia, Marlene und Leonard gehören zu den beliebten Schülern und stehen immer im Zentrum der Aufmerksamkeit. Doch wer hätte gedacht, dass die ruhige Julia insgeheim über ihre besten Freunde eine ganz andere Meinung hat? Eigentlich sollten ihre Gedanken und Meinungen, die sie auf einem privaten Blog niederschreibt, niemals von irgendjemandem gelesen werden. Doch durch einen unglücklichen Zufall übernimmt jemand die Kontrolle über ihr Online-Tagebuch und beginnt, immer mehr Einträge zu veröffentlichen. Plötzlich ändert sich für alle das Bild, das sie von Julia bisher gehabt haben – und sie wird zur Außenseiterin. Niemand weiß, wer dahinter steckt, doch es gibt einige, die ein Motiv dafür hätte.

„Das Gegenteil von Hasen“ war das erste Buch, das ich von Anne Freytag gelesen habe. Die Thematik Mobbing und die unfreiwillig veröffentlichten Blogbeiträge haben mich direkt angesprochen und ich war total gespannt und interessiert, diese Geschichte zu lesen. Ich weiß nicht, ob ich einfach zu hohe Erwartungen hatte, oder ob dieses Buch einfach nicht ganz so mein Fall war. Schlecht war es nicht, aber ich hatte leider ein paar Probleme mit der Geschichte.

Wie bereits gesagt, fand ich die Thematik wirklich toll und irgendwie auch wichtig. Womit ich nicht gerechnet hatte – und was mich wirklich positiv überrascht hat – war die Tatsache, dass auch die Themen lgbtq+ und Sexualität aufgegriffen wurden.

Der Schreibstil ist wohl Geschmackssache. Einerseits hat er mir eigentlich wirklich gut gefallen. Es gab so viele Metaphern, so viele toll formulierte Zitate und so viele Abschnitte, die einen wirklich zum Nachdenken angeregt haben. Gleichzeitig – und ich könnte mir vorstellen, dass das so gewollt war – wirkte der Schreibstil sehr distanziert und hat eine sehr düstere und fast schon bedrückende Atmosphäre geschaffen, was es manchmal schwer gemacht hat, das Buch an einem Stück zu lesen.

Mein Hauptproblem war jedoch ein ganz anderes: nämlich die Charaktere. Sie waren durchaus authentisch gestaltet, würde ich sagen. Ich konnte jedoch kein bisschen mit ihnen mitfühlen. Ich war ihnen gegenüber so gleichgültig eingestellt, obwohl die ganzen Ereignisse und Probleme natürlich hart waren und ich normalerweise sehr mit solchen Charakteren mitgefiebert und mitgelitten hätte. Aber irgendwie konnte ich keine Verbindung zu ihnen aufbauen – sie waren mir wirklich alle ziemlich egal. Und da ich jemand bin, bei dem die Geschichte mit den Charakteren fällt oder steht, war es für mich ziemlich schwierig, einen Zugang zur Story und den Problemen zu finden. Ich weiß nicht, ob es am distanzierten Schreibstil lag oder ob die Charaktere wirklich einfach ein bisschen zu blass waren – Potenzial war auf jeden Fall vorhanden. Emotionen wurden allerdings kaum übermittelt – oder kamen zumindest bei mir persönlich leider nicht an.

Dass man ab und zu einen von Julias Blogbeiträgen zu lesen bekommen hat, fand ich wiederum wirklich toll. Auch ihre ehrliche und knallharte Art, wie sie über gewisse Themen geschrieben hat, hat mir gut gefallen.

Das Miträtseln, wer denn nun die Beiträge veröffentlicht hat, mag ich in Geschichten sowieso sehr, aber leider fand ich die Auflösung irgendwie enttäuschend. Mehr kann ich dazu nicht sagen, da ich sonst spoilern würde.

Insgesamt kein schlechtes Buch, das mit Sicherheit vielen Lesern gefallen wird, aber vom Konzept und Aufbau her leider nicht ganz so mein Fall war. Ich schwanke zwischen 2,5-3/5 Sternen, würde aber empfehlen, sich selbst ein Bild von der Geschichte zu machen.

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Veröffentlicht am 06.07.2020

Gemischte Gefühle

The Secret Book Club – Ein fast perfekter Liebesroman
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Die erste Regel des Book Club lautet: Ihr verliert kein Wort über den Book Club!
Gavin Scott ist Profisportler – und eventuell bald geschieden! In der seiner Ehe mit Thea kriselt es gewaltig und er versteht ...

Die erste Regel des Book Club lautet: Ihr verliert kein Wort über den Book Club!
Gavin Scott ist Profisportler – und eventuell bald geschieden! In der seiner Ehe mit Thea kriselt es gewaltig und er versteht nicht einmal richtig, wie es dazu kommen konnte. Um seine Beziehung zu retten, schließt er sich dem Secret Book Club an. Hier lesen Männer Liebesromane, um ihre Frauen besser zu verstehen um ihre Beziehungen zu verbessern oder sogar zu retten. Anfangs ist Gavin skeptisch, wie ihm Liebesschnulzen helfen sollen. Doch er ist verzweifelt und lässt sich darauf ein- und wird überrascht.

„The Secret Book Club“ hat mich ziemlich zwiegespalten zurückgelassen. Ich bin mir auch jetzt immer noch nicht so ganz sicher, was ich genau davon halten soll. Die Idee mit dem Buchclub der Männer, in dem sie Liebesromane lesen, um ihre Frauen besser zu verstehen und gegebenenfalls ihre Beziehungen zu retten, fand ich von Anfang an extrem interessant und irgendwie auch originell. Das war auch nach Beenden des Buches einer der Punkte, die mir wirklich gut an der Geschichte gefallen haben.

Die Männer sind einfach extrem witzig. Ich habe einige Male heftig lachen müssen, während die anderen Gavin Tipps geben und ihm versuchen zu helfen. Gleichzeitig ärgern sie sich aber auch ab und zu und vor allem Gavin und Mack waren extrem lustig zusammen. Es wäre schön gewesen, wenn man noch mehr Einblicke in den Buchclub bekommen hätte und die Männer allgemein mehr vorgekommen wären. Für meinen Geschmack gab es mir in der Hinsicht zu wenige Szenen, aber die wenigen, die es gab, haben mir extrem gut gefallen.

Das Buch lässt sich außerdem wirklich sehr leicht und schnell lesen. Der Schreibstil ist toll und ich weiß, dass viele die Geschichte extrem süß und unterhaltsam fanden/finden werden. Unterhaltsam war sie auch wirklich – zum Teil zumindest. Die andere Hälfte der Zeit habe ich mich leider fürchterlich aufgeregt. Denn so gut mir die Männer gefallen haben, so fürchterlich fand ich die Frauen in der Geschichte.

Gavin war sehr niedlich und die meiste Zeit über tat er mir einfach schrecklich leid. In der ersten Hälfte des Buches war mein Puls beinahe permanent auf 180. Und der Grund dafür waren die weibliche Protagonistin Thea und ihre Schwester Liv. Vor allem Liv kann ich auch immer noch kein bisschen leiden. Sie ist egoistisch, auch wenn sie immer behauptet, nur ihre Schwester „beschützen“ zu wollen und benimmt sich Gavin gegenüber einfach wie ein Biest.
Thea konnte ich in der ersten Hälfte auch nicht wirklich leiden, aber sie hat sich immerhin dann gegen Ende hin gebessert, sodass sie mir zum Glück etwas sympathischer wurde.

Neben den beiden Frauen hat mich aber vor allem eine Sache unheimlich gestört – nämlich die Tatsache, dass ich die Gründe für die Streitereien beziehungsweise die beinahe Scheidung absolut nicht nachvollziehen konnte. Ein einziges vernünftiges Gespräch – vor Jahren! - hätte all das verhindern können. Mich nervt es ziemlich stark, wenn es so ein übertriebenes Drama um „Nichts“ gibt. Vor allem hat mich gestört, wie Thea Gavin behandelt hat. Sie hat so getan, als wäre alles nur seine Schuld, dabei hat sie ihn jahrelang belogen. Aber natürlich hat nur er allein alles falsch gemacht, weil er nicht riechen konnte, dass sie so unglücklich ist. Wenn man ein Problem mit der momentanen Situation hat, dann redet man mit seinem Partner und lässt nicht jahrelang den Frust in sich hineinfressen um dann irgendwann zu explodieren. Zumal Thea wie gesagt eben auch nicht unschuldig an der Situation war. Kommunikation ist in jeder Beziehung der Schlüssel und sie trugen eindeutig beide eine Mitschuld an der Misere. Aber Thea hat die meiste Zeit so getan, als wäre es allein Gavins Fehler und sie hat sich die ganze Zeit wie ein beleidigtes Kind verhalten, während er versucht hat, ihr klar zu machen, dass er sie liebt und zurückhaben möchte. Wie gesagt – ich will damit nicht andeuten, dass Gavin nicht auch Fehler gemacht hat und klar hätte er sich in der ein oder anderen Situation anders verhalten können/sollen/müssen – aber Menschen sind nicht perfekt. Trotzdem hat es mich wahnsinnig gemacht, dass er das irgendwie eingesehen hat, sie aber überhaupt nicht.

Letztendlich bekommt das Buch aber noch 3/5 Sterne. Die zweite Hälfte war so viel besser und auch Thea hat sich irgendwann endlich wie ein erwachsener Mensch benommen und eingesehen, dass es von ihr ebenfalls nicht okay war, wie sie ihren Mann behandelt hat. Dennoch war mir das wirklich zu viel unnötiges Drama, das ich einfach nicht nachvollziehen konnte. Die Männer, der Buchclub und der Humor waren aber toll und haben das ganze für mich einigermaßen gerettet.

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Veröffentlicht am 15.03.2020

Achtung, die Pious Men kommen ...

Priest of Bones
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Tomas Piety diente erst als Soldat und später sogar als Armeepriester im Krieg. Nach dem Sieg kehrt er mit seinen Soldaten zurück in seine Heimat – die Stadt Ellinburg. Doch nichts ist mehr wie vorher. ...

Tomas Piety diente erst als Soldat und später sogar als Armeepriester im Krieg. Nach dem Sieg kehrt er mit seinen Soldaten zurück in seine Heimat – die Stadt Ellinburg. Doch nichts ist mehr wie vorher. All seine Lokale wurden von Fremden besetzt, doch Tomas ist klar: er wird sich alles wieder holen! Gemeinsam mit alten und neuen Verbündeten, mit einem merkwürdigen Jungen, der von der Göttin berührt sein soll, seinem Bruder Jochan und seiner Stellvertreterin Bloody Anne beginnt Tomas einen Bandenkrieg in den Straßen von Ellinburg.

Diese Geschichte schien anfangs so vielversprechend zu sein! Ich liebe solche Bücher, in denen verschiedene Gangs einander ausspielen, in denen gekämpft wird und hier in „Priest of Bones“ gab es ja sogar die Andeutung, dass auch Magie mit im Spiel ist. Doch leider gab es für mich neben ein paar positiven Punkten auch einige negative Aspekte.

Was mir an dem Buch neben der Aufmachung des Buches, sprich dem Cover, der Karte und dem Personenverzeichnis – welches mich übrigens bereits zum Lachen gebracht hat, bevor ich überhaupt mit der eigentlichen Geschichte begonnen hatte - am besten gefallen hat, war die gesamte Atmosphäre. Es war düster, brutal, vielleicht sogar ein bisschen trostlos. Die ganze Zeit über habe ich mich in die Serie „Peaky Blinders“ versetzt gefühlt. Die Atmosphäre war einfach genauso und auch sonst gab es einige Parallelen, die mir total gut gefallen haben. Ich schätze mal, dass das auch so einer der Gründe ist, warum ich die Geschichte so gern lieben wollte.

Das Problem war nur: ich hatte vermutlich zu viel erwartet. Letztendlich ging es nämlich dann wirklich eigentlich das ganze Buch über nur um die Rückeroberung von Tomas Geschäften, den Machtaufbau der Pious Men in Ellinburg und das Ausschalten von alten und neuen Feinden. Leider hat mir hier eine gewisse Tiefe in der Story gefehlt. Es wurden sehr viele mögliche interessante Handlungsstränge nur angedeutet und dann – zumindest in diesem ersten Teil – nicht weiter verfolgt. Ich gehe stark davon aus, dass man in der Hinsicht erst in Band 2 mehr erfahren wird, aber das reicht mir ehrlich gesagt einfach nicht. Da hätte bereits in diesem ersten Teil einfach mehr passieren müssen.

Anfangs hat es mich noch nicht gestört, dass kaum etwas passiert ist. Ist ja auch nur logisch, dass wir zuerst in die Welt eingeführt werden und die ganzen Charaktere kennenlernen. Aber nachdem ich die Hälfte des Buches schon gelesen hatte und die Handlung immer noch nur so dahinplätscherte, hat mich das doch etwas enttäuscht. So eine Gangster-Story kann so spannend sein! Aber leider hat es der Autor nicht geschafft, genügend Spannung aufzubauen. Erst die letzten 100 Seiten wurden in der Hinsicht endlich besser. Im Grunde hatte ich beinahe das ganze Buch über das Gefühl, als würde ich einen sehr langen Prolog lesen und die eigentliche Story hätte noch gar nicht angefangen. Außerdem hat mich wahnsinnig gestört, dass jegliche Probleme und Konflikte sehr schnell und immer sehr einfach gelöst wurden. Es gab gefühlt keinen richtigen Widersacher, der Tomas richtig gefährlich werden konnte, jegliche Kämpfe überstanden die Pious Men quasi ohne Verluste und alle Probleme wurden direkt auf der nächsten Seite gelöst. Das war zu einfach. Mir fehlten deutlich die Reibereien, die einiges an Grübeln erfordert oder sogar Fehlschläge und neue Probleme mit sich gebracht hätten.

Bezüglich der Charaktere muss ich leider auch sagen: zu wenig Tiefe. Tomas als Protagonist fand ich eigentlich sogar sehr interessant. Tatsächlich mag ich Charaktere, die eher kühl und nur wenig empathisch sind. Das fasziniert mich immer sehr. Und auch Tomas trockener Humor hat mir wahnsinnig gut gefallen und hat mich einige Male ziemlich zum Lachen gebracht – das ist einfach genau meins. Aber abgesehen davon blieben alle anderen Charaktere doch eher blass und distanziert. Es gab keinen großen Sympathieträger, aber es war auch nicht so, dass ich irgendjemanden total gehasst habe. Da haben mir einfach die Emotionen gefehlt. Die einzigen weiteren etwas interessanteren Charaktere waren Bloody Anne, die vermutlich noch mein „Lieblingscharakter“ war, weil sie eine ziemlich starke und loyale badass-Soldatin verkörpert hat, und der junge Billy the Boy, der irgendwie wohl magische Fähigkeiten hatte, auf die leider aber auch nicht näher eingegangen wurde.
In der Hinsicht frage ich mich auch wirklich, ob es nötig war, Magie in die Welt einzubauen. Sie wurde nur geringfügig erklärt – den genauen Unterschied zwischen Magier, Hexer und weisem Mann habe ich immer noch nicht gänzlich verstanden – und auch Billys Rolle beschränkte sich irgendwie darauf, dass er der ziemlich überpowerte Problemlöser war, der mit einem Fingerschnippen alles niederwalzen konnte.

Der Schreibstil war soweit eigentlich ganz gut und auch Ellinburg und die ganzen düsteren Gestalten und Spelunken konnte ich mir sehr gut bildlich vorstellen. Mich hat nur ein ständiger Einwurf von Tomas irgendwann richtig genervt. Er hatte so eine Angewohnheit, immer wieder „das war mir klar“ hinterher zu schieben – das hat seine inneren Monologe manchmal wirklich anstrengend gemacht. Positiv war aber noch, dass sich das Buch ansonsten wirklich schnell hat lesen lassen.

Letztendlich gebe ich dem Buch gerade so noch 3/5 Sterne. Atmosphäre und die Grundidee waren einfach toll, genauso auch der Humor. Die Sprache war ein wenig derber, was aber ebenfalls zu ehemaligen Soldaten/Kriminellen gepasst hat und es gab ein paar brutalere und blutigere Szenen. Ansonsten hat mir leider hauptsächlich beim Worldbuilding und Spannungsaufbau einiges gefehlt. Ich bin mir noch nicht sicher, ob ich Band 2 lesen werde, sobald er erscheint - und das trotz vielversprechendem Cliffhanger am Ende.

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Veröffentlicht am 02.03.2020

Spannende Geschichte mit kleinen Schwächen

Four Dead Queens
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Keralie ist eine Taschendiebin – und sie liebt ihren Job. Doch als sie dem Boten Varin Erinnerungschips stiehlt, verändert sich ihr ganzes Leben. Als sie durch die Chips den Mord an den vier Königinnen, ...

Keralie ist eine Taschendiebin – und sie liebt ihren Job. Doch als sie dem Boten Varin Erinnerungschips stiehlt, verändert sich ihr ganzes Leben. Als sie durch die Chips den Mord an den vier Königinnen, die das Land Quadara regieren, mit eigenen Augen sieht, gilt es nicht nur, den Mörder zu finden. Gleichzeitig wird plötzlich auch ihr eigenes Leben bedroht.

Die Bewertung von „Four Dead Queens“ ist mir tatsächlich ziemlich schwer gefallen. Der Grund dafür ist einfach, dass ich es prinzipiell nicht schlecht fand und es durchaus unterhaltsam und spannend war, es aber andererseits auch einige Punkte gibt, die in meinen Augen ausbaufähig gewesen wären oder die schlichtweg nicht so gut umgesetzt wurden.

Zuerst möchte ich aber ein paar Worte zur Aufmachung des Buches sagen. Das spielt zwar nicht in meine Bewertung rein, aber ich möchte kurz anmerken, dass der Verlag wirklich ein wunderschönes Buch entworfen hat. Nicht nur das Cover ist einfach genial (ich liebe es total), sondern auch die Karte im Inneren und vor allem auch die Charakterporträts der Königinnen waren wirklich schön und haben dem Buch nochmal einen besonderen Touch gegeben.

Als ich den Klappentext gelesen habe, war mir klar, dass das eine Geschichte mit Potenzial ist, die mir gefallen könnte. Eine Taschendiebin, die durch einen unglücklichen Zufall in die Palastintrigen und sogar in die Morde der Königinnen hineingezogen wird – klang vielversprechend.
Tatsächlich ist es mir anfangs aber relativ schwer gefallen, einen richtigen Zugang zur Geschichte zu finden. Das lag hauptsächlich daran, dass man am Anfang mit Begriffen bombardiert wird, die zwar schon irgendwie alle erklärt werden, durch die ich mich aber trotzdem etwas erschlagen gefühlt habe. Auch der Schreibstil hat sich anfangs für mich ein wenig schwer lesen lassen. Ich weiß nicht genau, woran das lag. Im Laufe der Geschichte hat sich das zum Glück gebessert oder es ist mir einfach nicht mehr so aufgefallen.

Insgesamt finde ich die Welt sehr interessant. Nur leider hat mir hier einfach die ganze Zeit etwas gefehlt, damit alles greifbarer wird. Beispielsweise wurde zwar die Geschichte und der Hintergrund, warum es eigentlich vier Königinnen gibt etc., erklärt, aber trotzdem haben mir hier mehr Informationen zum Worldbuilding gefehlt. Es hat sich alles irgendwie etwas „unfertig“ angefühlt. Und tatsächlich ist das irgendwie das Hauptmotto des Buches für mich – guter Ansatz, ABER …

Genauso auch bei den Charakteren. Unsere Taschendiebin und Protagonistin Keralie – auch mit ihr hatte ich ein paar Schwierigkeiten. Es ist nicht so, dass ich sie nicht mag. Bei ihr gibt es ebenfalls wieder gute Aspekte, ABER …
Sie sollte ein badass Charakter sein. Eine Antiheldin, mit der wir mitfiebern. Die nicht perfekt ist – definitiv nicht –, die ihre Macken und Fehler hat, die auch egoistisch handelt, frech und manchmal etwas rücksichtslos ist, die aber im Laufe des Buches eine positive Charakterentwicklung durchmachen sollte. Aber hier hat mir einfach die Tiefe gefehlt. Es hat wieder dieser kleine Funke gefehlt, der sie so wirklich greifbar und real macht. Außerdem haben ein paar ihrer Aussagen und Handlungen dazu geführt, dass ich die Augen verdrehen musste und mich mal wieder gefragt habe, ob das jetzt wirklich nötig war.

Kommen wir aber zum zweiten Protagonisten – Varin. Er ist der Bote, der die Erinnerungschips überbringen soll und der von Keralie bestohlen und damit in den ganzen Schlamassel mit hineingezogen wird. Und – ihr könnt es vielleicht schon nicht mehr hören – auch bei ihm war es wieder so: prinzipiell sehr cool und interessant mit viel Potenzial, ein richtig toller Charakter zu werden, ABER es hat wieder etwas gefehlt. Tiefe. Glaubwürdigkeit. Nachvollziehbarkeit.
Er ist ein Eonist – was wirklich faszinierend ist. Eonisten legen großen Wert auf Technik, Wissenschaft, die Gemeinschaft. Und dadurch wird ihnen von Kindheit an antrainiert, keine Gefühle zu haben bzw. keine zu zeigen. Die Idee finde ich wirklich toll – genauso auch die Eigenschaften und Eigenarten der anderen drei Quadranten. Aber auch Varin ist … sagen wir ausbaufähig. Gerade weil er Eonist ist und gerade weil die Geschichte nur ein paar Tage umfasst, konnte ich manche seiner Handlungen – vor allem zum Ende hin – nicht wirklich nachvollziehen. Sie waren einfach nicht logisch.

Ich konnte leider keine richtige emotionale Bindung zu den Charakteren beziehungsweise unseren beiden Protagonisten aufbauen. Die Liebesgeschichte empfand ich auch irgendwie als sehr unnötig und unverständlich. Sie war einfach nicht nachvollziehbar, da sie sich ja nur wenige Tage kennen und auch gerade in Hinblick auf Varins eonistische Seite. Man hat versucht, beiden Tiefe zu verleihen, Schwächen und Stärken, eine Vergangenheit – aber irgendwie blieb es bei einem Versuch. So richtig funktioniert hat es für mich leider nicht.

Natürlich möchte ich nicht nur meckern. Auch wenn ich in den oben genannten Punkten Schwächen gesehen habe, hat mich das Buch ja trotzdem gut unterhalten und die Geschichte hatte definitiv auch tolle Ansätze. Besonders gut gefallen haben mir die Kapitel über die vier Königinnen. Ich lese unglaublich gern aus verschiedenen Sichten und die Königinnen waren einfach sehr sympathisch. Ich fand es richtig toll, dass es nicht um vier gesichtslose Morde ging, sondern das man auch einen Einblick in das Leben der Opfer bekommen hat – ihre Charakterzüge, ihre Ziele, ihr Leben. Die Geschichte war spannend, auch wenn sich ein paar meiner Vermutungen als wahr erwiesen haben. Trotzdem gab es immer noch kleine Überraschungsmomente. Überhaupt hat mit dieser Mystery-Faktor wirklich gut gefallen und die Tatsache, dass man miträtseln konnte. Dieser Aufbau der verschiedenen Kapitel war wirklich toll, sodass man nie genau wusste, was nun wann wie wo geschieht.
Das Buch ließ sich auch wirklich sehr schnell und leicht lesen – zwei Abende, dann war ich mit der Geschichte durch. Das Ende hat mir dann leider wieder ein bisschen weniger gefallen. Es hat sich einfach zu „gut“ ergeben und es hat sich irgendwie hölzern und gewollt angefühlt - besonders auch bezogen auf manche Dialoge zum Ende hin.

Jetzt habe ich viel gemeckert – wobei ich es beim Lesen wirklich nicht als so „schlimm“ empfunden habe. Die Idee war gut, Potenzial war definitiv da, es war überwiegend auch sehr spannend und mir haben die Königinnen wirklich gefallen. Leider hat wirklich in einigen Aspekten die Tiefe gefehlt. „Four Dead Queens“ bekommt von mir solide 3/5 Sterne.

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Veröffentlicht am 01.10.2019

Ich bin hin- und hergerissen

Die Arena: Grausame Spiele
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Die Gesellschaft ist gespalten. In London leben die Pures luxuriös und komfortabel, die Dregs dagegen in Elendsvierteln. Einige Kinder der Dregs werden gezwungen im Zirkus aufzutreten, in dem sie immer ...

Die Gesellschaft ist gespalten. In London leben die Pures luxuriös und komfortabel, die Dregs dagegen in Elendsvierteln. Einige Kinder der Dregs werden gezwungen im Zirkus aufzutreten, in dem sie immer grausamere und brutalere Aufführungen darbieten müssen – die nicht selten im Tod enden. Und das alles nur zur Unterhaltung der Pures. Hoshiko ist als Hochseilartistin der Star der Show. Doch eines Abends begegnet sie Ben, dem Sohn einer wichtigen Pure-Politikerin, und verliebt sich in ihn. Gleichzeitig muss Ben immer mehr erkennen, wie grausam und falsch die Welt ist. Für Hoshiko setzt er alles aufs Spiel.

Uff. Dieses Buch. Das ist vermutlich das erste Mal, dass ich sehr lange überhaupt keine Ahnung hatte, wie ich eine Geschichte bewerten soll. Eigentlich weiß ich es immer noch nicht und würde am liebsten gar keine Sternebewertung abgeben. Letztendlich habe ich mich für die Mitte entschieden und gebe 3/5 Sterne.

Zuerst möchte ich anmerken, dass ich das Buch jüngeren Lesern nicht empfehlen würde.
Es ist unglaublich brutal und grausam. Ja, in Fantasyromanen und in Dystopien kommt es nicht selten vor, dass Figuren sterben und mit Pistolen geschossen wird etc. Aber dieses Buch ist da, zumindest für mich, doch nochmal etwas anderes. Den Untertitel des Buches, „Grausame Spiele“, hätte man nicht besser treffen können.

Der Schreibstil ist relativ einfach gehalten und die Kapitel sind meist sehr kurz – zum Teil manchmal sogar nur ein oder zwei Seiten lang. Normalerweise mag ich dergleichen nicht so sehr, aber hier hat es irgendwie gepasst. Die Atmosphäre, die sich von der ersten bis zur letzten Seite hält, ist durchweg düster und bedrückend. Das hat die Autorin wirklich unglaublich gut hinbekommen. Manchmal hatte ich bei der Geschichte dadurch sogar das Gefühl, als würde mir jemand die Luft abdrücken. Man konnte die dort herrschenden Umstände, vor allem die Grausamkeiten innerhalb des Zirkus', dadurch gut nachempfinden und sich in die Geschichte hineinfühlen. Die düstere Atmosphäre hat auch dafür gesorgt, dass mich die Geschichte wie in ein schwarzes Loch eingesaugt hat und nicht mehr gehen ließ. Ich konnte es kaum aus der Hand legen. Gleichzeitig war ich ständig entsetzt, was als nächstes Furchtbares passiert.
Bevor ich das Buch angefangen hatte, musste ich bei der Erwähnung eines Zirkus im Klappentext immer an eine magische und mysteriöse Geschichte mit verschiedenen Charakteren, bunten Outfits und vielen Geheimnissen denken. Doch „Die Arena“ war ganz anders. Auch wenn die Artisten prächtige Kostüme trugen – alles war von einer Düsternis überschattet, wie ich es nie gedacht hätte - es hat mich in den Bann gezogen. Es war grausam, brutal, angsteinflößend – und trotzdem konnte ich es einfach nicht weglegen.

Ich neige leider oft dazu, gewisse Schwächen einer Geschichte nicht richtig wahrzunehmen, wenn ein Buch total spannend ist und ich es in einem Rutsch lese. Immerhin spricht das ja eigentlich auch für das Buch. Aber hier sind mir die Schwachpunkte – vor allem im Nachhinein - trotzdem aufgefallen.
Zum einen wären da die Charaktere. Hoshiko, die weibliche Protagonistin und Hochseiltänzerin des Zirkus, mochte ich tatsächlich eigentlich sehr gern. Ihre Wut und ihren Hass konnte man so gut nachempfinden und gleichzeitig hat sie sich selbst und ihr Herz in dieser furchtbaren Welt aus Schmerz und Tod nicht völlig verloren. Ihre Freundschaft und Liebe zu Amina und Greta war herzzerreißend und einfach toll. Mir haben die Dregs und ihr Zusammenhalt als Gruppe außerdem unglaublich gut gefallen. Es hat mich an der ein oder anderen Stelle zu Tränen gerührt, wie sie aufeinander Acht gegeben haben und selbst für neue Mitglieder, die erst seit ein paar Tagen oder Stunden zur Gruppe hinzugestoßen waren, sofort da waren und sie beschützt haben. Natürlich gab es Charaktere unter den Pures, die man einfach hassen musste. Ob nun den Zirkusdirektor Silvio oder Vivian Baines – es sind Charaktere, die dazu erschaffen wurden, sie zu hassen.
Mein größter Kritikpunkt im Bereich der Charaktere ist leider Ben, der männliche Protagonist. Es ist nicht so, dass er mir unsympathisch war – definitiv nicht. Aber für mich war er leider einfach nur flach. Da war keine wirkliche Tiefe. Natürlich war es Absicht, dass er „weich“ war und damit einen krasser Kontrast zur Welt der Dregs darstellen sollte. Trotzdem empfand ich ihn manchmal als zu naiv und kindlich. Und dabei meine ich nicht, dass er so lange die Augen vor der Wahrheit verschlossen hat, sondern einfach manche seiner Aktionen, die alles nur noch schlimmer gemacht haben. Das war manchmal wirklich dämlich. Ich habe mich, vor allem in der ersten Hälfte des Buches, immer wieder dabei erwischt, wie ich mir Ben als kleinen Jungen, also als Kind, vorgestellt habe – dabei ist er ein Jugendlicher und ca. 16 Jahre alt.

Die Liebesgeschichte – was war das? Ben sieht Hoshiko direkt am Anfang der Geschichte einmal aus der Ferne und ist quasi sofort in sie verliebt. Ohne sie zu kennen. Ohne ein Wort mit ihr gewechselt zu haben. Natürlich beginnt er festzustellen, dass in dieser Welt unendlich viel falsch läuft und die Pures eigentlich die Monster sind und nicht die Dregs. Wie könnte er das auch nicht, bei allem was er im Laufe des Buches sieht? Aber trotzdem ist zu einem großen Teil Hoshiko der Grund, warum er sich überhaupt immer weiter von seiner Familie und den Pures distanziert und die Regeln bricht. Das ist eine Sache, aber der nächste und für mich noch viel unverständlichere Punkt ist Hoshiko. Sie hasst die Pures – verständlich, bei allem was ihr und den anderen angetan wurde. Und dann verliebt sie sich in Ben, obwohl die beiden kaum drei Worte miteinander gewechselt haben? Das macht für mich schlichtweg keinen Sinn. Natürlich ist Ben ganz anders, aber für mich fühlt sich das trotzdem nicht realistisch an. (Ich finde es nie realistisch, wenn Protagonisten sich gerade mal drei Tage kennen – und das ist in dem Buch wirklich der Fall –, kaum einen Satz gewechselt haben und sich dann verlieben. Aber dann auch noch unter den Umständen? Und dann direkt von Liebe sprechen? Ich weiß nicht. Dass sie einander faszinierend und interessant finden – okay. Dass sie eine gewisse Sympathie aufbauen nach allem, was sie für einander riskiert und zusammen durchgemacht haben - okay. Aber direkt Liebe?) Hoshikos Wandel in dem Punkt kam viel zu plötzlich. Als hätte jemand nur mit dem Finger geschnippt und Schwupps – alles ist anders.

Und der letzte Punkt wäre da noch die gesamte Thematik mit den Pures und den Dregs.
Die privilegierten, reichen Pures unterdrücken, foltern und töten die Dregs, die Einwanderer aus anderen Ländern sind und die für all das Schlechte auf der Welt verantwortlich gemacht werden. Hier wird Rassismus auf einer total beängstigenden und schrecklichen Ebene dargestellt.
Allerdings bekommt mein keinerlei Hintergrundinformationen. Wie genau ist die Welt so geworden? Was ist passiert? Wie konnte es überhaupt dazu kommen, dass so ein großer Teil der Bevölkerung plötzlich wie Sklaven behandelt wird? 90% der Handlung findet eigentlich nur im Zirkus statt und man erfährt einfach gar nichts über den Rest der Welt. So gut der Zirkus auch beschrieben wurde, so sehr hat mir das restliche Worldbuilding gefehlt. Vielleicht erfährt man im zweiten Teil mehr darüber - trotzdem war mir das einfach zu wenig.

Es war wirklich nicht schlecht geschrieben. Es war krass, grausam, blutig und zum Teil einfach widerlich. Und trotz allem wahnsinnig spannend und nervenaufreibend. Gleichzeitig haben mich die gerade angesprochenen Punkte irgendwie unbefriedigt zurückgelassen. Vielleicht solltet ihr euch selbst ein Bild von der Geschichte machen. Aber wie gesagt – jüngeren Lesern würde ich es nicht empfehlen, da ich es manchmal schon wirklich sehr heftig fand.