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Veröffentlicht am 14.07.2020

From bad to dead

Whisper Network
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Sloane, Ardie und Grace arbeiten zusammen als Juristinnen in einer großen Firma. Sie sind keine Freundinne, aber sie verstehen sich gut und teilen das ein oder andere Geheimnis. Doch dann verstirbt ihr ...

Sloane, Ardie und Grace arbeiten zusammen als Juristinnen in einer großen Firma. Sie sind keine Freundinne, aber sie verstehen sich gut und teilen das ein oder andere Geheimnis. Doch dann verstirbt ihr Chef und Ames Garrett könnte ihr neuer Vorgesetzter werden…doch die Frauen wollen dies mit aller Macht verhindern. Denn Ames ist alles andere als fair und freundlich, was er von Frauen hält hat er schon ein paar Mal sehr deutlich gemacht….durch Worte und Taten.. die BAD – Liste über alle Männer in Dallas die ihre Finger nicht bei sich behalten können taucht auf und kurz darauf ist Ames tot……..



„Manches Verhalten ließen wir durchgehen; einen zweideutigen Witz konnten wir verkraften. Anderes aber, die Männer, die uns demonstrativ von ihrer offenen Ehe erzählten, die uns auf die Toilette folgten, die uns explizite Nachrichten schickten und dann behaupteten, betrunken gewesen zu sein und sich nicht erinnern, die das Wort „Nein“ nicht zur Kenntnis nahmen, die sich rächen, wenn doch, die uns begrapschten: Das konnten wir nicht einfach hinnehmen.“ (Seite 127)

Dieses Buch wirbt als geistreicher Roman für die #me-Too Debatte. Auf der einen Seite würde ich dies so unterschreiben, auf der anderen Seite ist es aber nicht nur die Debatte sondern vielleicht eher mehr was aktuell in der Gesellschaft falsch läuft.

Der Einstieg in das Buch begann mit vielen Namen, ich musste immer wieder sortieren wer jetzt die Protagonisten sind auf die ich mich, hauptsächlich, konzentrieren muss. Auch war das Buch nicht von Spannung oder guten Ansätzen, zu Beginn, durchzogen, es zog sich eher dahin.

Wir lernen die drei Damen Sloane, Ardie und Grace kennen. Sie arbeiten alle 3 seit Jahren für die Firma Truviv, stehen sich aber nicht sonderlich nahe. Sie kennen sich, teilen das ein oder andere Geheimnis, aber doch bleiben sie eher für sich, sind weiterhin vorsichtig wem sie sich anvertrauen. Sympathisch würde ich alle 3 nicht unbedingt nennen, mich selbst hatte dies aber nicht gestört, es muss nicht immer Liebe nach den ersten Buchstaben sein.

Die neue, jüngere Kollegin Katherine war mir immer sehr undurchsichtig, mit ihr bekommt das Buch so einen dubiosen Charakter bei dem man sich nicht sicher sein kann, sie aber mit den 3 Hauptprotagonistinnen handeln wird. Wie und worauf dies hinaus läuft muss schon jeder selbst lesen. Mir hat ihr Part sehr gut gefallen.

Die Person die mir am bodenständigsten vorkam und auch ja, normal, war dann Rosalita. Sie ist eine ruhige Person, die in die USA emigriert ist, sich aufopferungsvoll um ihren Sohn kümmert und hofft dass sie ihr alleinerziehendes Leben überhaupt stemmen kann und wird.

Durch Befragungen und Polizeiberichte bekommt man als Leser sehr schnell mit dass irgendwas in der Firma aus dem Ruder gelaufen ist. Ich würde es nicht als Spannung bezeichnen, was die Autorin versucht aufzubauen. Eher dass man als Leser neugierig wird was vorgefallen ist, wer hat welche Seite gewählt. Und das war dann doch sehr gut umgesetzt.

Doch das Buch spricht viele Themen an, gerade welchen Stellenwert die Frauen in der Gesellschaft haben. Durch die BAD – Liste wird nochmals vieles hervorgehoben. Männer dürfen sich solche Liste schreiben, sie teilen, darüber reden und lachen und kommentieren. Wenn Frauen sich aber mit so einer Liste versuchen zu schützen, Vorsichtig zu werden, dann sind es unbefriedigte, dumme Weiber sie sich nicht so anstellen sollen. Und genau darum geht es – denn egal was wir Frauen machen, was wir sagen, wie wir handeln, agieren, organisieren, arbeiten oder leben – es ist immer falsch immer dramatisch und eigentlich können wir es eh nicht richtig.

Gerade durch die 3 Protagonistinnen die nebenher noch Kinder haben, ihre Alltagsprobleme, die noch mit der Schwangerschaft kämpfen müssen und die Folgen, Schulprobleme, die Männer die sich behaupten wollen, ihre Ehemänner die ihnen zwar „gut zureden“ aber doch trotzdem keine Ahnung haben, das alles fließt in diesem Roman mit hinein und setzt ein Bild zusammen was die aktuelle Gesellschaft, seit eigentlich Jahren, bezeichnet.

Epilog und Danksagung empfehle ich ganz dringend ebenso zu lesen, denn die Autorin trifft mit ihren Aussagen den Nagel auf den Kopf.

Nein, wir wollen keine Sonderbehandlung, wir wollen nur als Menschen in weiblicher Form und vollständig in der Gesellschaft akzeptiert und angenommen werden. Wir Frauen stehen vielen Dingen in Nichts hinterher und können ebenso gut agieren, reagieren und viele Dinge miteinander verbinden und umsetzen.

Trotz einigen Kritikpunkten fand ich das Buch im Gesamtbild sehr erschreckend gut umgesetzt und gerade allen Frauen empfehle ich es dringend weiter!

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Veröffentlicht am 14.07.2020

Ein verhängnisvoller Seitensprung

Seitensprung
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Jack Harper ist unglücklich – in seinem Job als Immobilienmakler läuft es nicht gut, seine Ehe ist seit Jahren ruhig, abwesend und eher kühl, die Wohnung zu klein, aber mehr Geld für etwas Grösseres ist ...

Jack Harper ist unglücklich – in seinem Job als Immobilienmakler läuft es nicht gut, seine Ehe ist seit Jahren ruhig, abwesend und eher kühl, die Wohnung zu klein, aber mehr Geld für etwas Grösseres ist nicht drin. Einziger Lichtpunkt – sein Sohn Jonah. Doch dann ist Jack neugierig und folgt der Empfehlung eines alten Freundes und besucht eine Datingseite… Jack ist hin und hergerissen zwischen dem Treffen mit „Fugitive Red“ und der Rettung seiner Ehe… und dann findet er „Fugitive Red“ tot in ihrem Bett…..

„Robs Idee, dass irgendwann jeder seinen Ehepartner betrog, kann mir absurd vor, obwohl ich irgendwo gelesen hatte, siebzig Prozent aller Verheirateten würden zu irgendeinem Zeitpunkt ihrer Ehe betrügen.“ (Seite 32)

Mein erster Thriller des Autors Jason Starr und ja, wer Fan von „Gone Girl“ ist wird hier auf seine Kosten kommen, ich bin auf jeden Fall sehr angetan da diese Story sehr durchgeknallt aber doch verdammt gut umgesetzt wurde.

Mit Jack Harper könnte man schon Mitleid bekommen. Unglücklich im Job, das Geld knapp, eine kleine Wohnung mit kaum Freiraum, die Ehe eigentlich eher am Ende und nur sein Sohn Jonah ist sein Lichtpunkt. Warum er an dieser Ehe festhält, sich eine Trennung nicht vorstellen kann oder mag muss jeder selbst lesen, ich konnte es auf der einen Seite nachvollziehen, auf der anderen Seite hätte ich mir gewisse Dinge nicht ewig schön reden können.

Denn dies kann Jack Harper sehr gut – sich Sachen schön reden, sich einreden dass er an allem schuld ist, dann wieder nicht, es war immer ein Hin und Her mit ihm, so ganz sympathisch ist er mir nie geworden, aber wie gesagt, dass muss auch nicht sein. So bleibt ein Protagonist auch authentisch.

Jack beginnt eine Affäre, die er tot in ihrer Wohnung auffindet, und ab da wird nicht nur Jack eine heftige Berg und Talfahrt erleben sondern auch wir als Leser. Und natürlich spielt der Autor gekonnt mit den Gegebenheiten, mit den neuen Erkenntnissen, er hält die Spannung sehr weit oben und man muss Jack auf seinem Feldzug begleiten, ob man will oder nicht, obwohl man ihn gerne hin und wieder zur Seite nehmen möchte weil man weiss – die Kurzschlussreaktion ist nicht die Beste.

Das Raten was hier die Wahrheit sein könnte, was sie wirklich ist oder ist hier ein Geisteskranker unterwegs – das bleibt bis zum Ende hin erstmal offen und man kann nur raten, versuchen den Durchblick zu bekommen, mir ist es nicht gelungen.

Das Ende an sich hat mir den Boden unter den Füssen weggezogen, es war nicht vorhersehbar und absolut überraschend. Nur ein bisschen zu viel von allem kam am Ende auf und für mich war es dann doch nicht ganz stimmig, aber damit kann ich leben.

Garantiert nicht mein letzter Thriller von Jason Starr und ich empfehle ihn trotzdem gerne weiter.

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Veröffentlicht am 16.06.2020

Ein letztes Mal in Eisenland

Drachendüster
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Die Katastrophe für Eisenland konnte verhindert werden. Nun heisst es ein letztes Mal kämpfen, für die Liebe, die Freiheit, für Eisenland. Rayka macht sich mit ihrem Liebsten Targoin, ihrem Geisterwarg ...

Die Katastrophe für Eisenland konnte verhindert werden. Nun heisst es ein letztes Mal kämpfen, für die Liebe, die Freiheit, für Eisenland. Rayka macht sich mit ihrem Liebsten Targoin, ihrem Geisterwarg sowie Bruna und der Lichtelbin Lavilija auf um im magischen Netz ihre Freunde zu finden. Gleichzeitig rüstet sich der dunkle Herrscher Morren für den Angriff auf Eisenland und die Stadt Silbrarillia. Und auch Bael hat noch einen Pakt mit dem Drachen Schwarzschwinge zu erledigen… doch wer wird Erfolg haben? Und was wird mit Eisenland passieren?

„Was hatten die weisen Tzchamalas einst sagt, die von den Lehren der Geistheilerin gesprochen hat? „Jeder kann sein Schicksal ändern. Mit der Kraft der Gedanken und der Gefühle formt jeder die Welt.“ (Seite 259)

Mit „Drachendüster“ hat die Autorin Ruth Mühlau ihre High- Fantasy- Reihe um die Zauberschmiedin beendet und wenn man alle Bücher fleissig mit verfolgt und gelesen hat so fällt auch dem Leser dieser Abschied schwer.

Wenn man nach längerem Warten in das Buch zurückfinden muss bzw. in die Geschichte, das fällt schwer. Da nun alle Bücher zu kaufen sind empfiehlt es sich auch alle zu holen und nach der Reihe zu lesen. Sollte man einen längeren Abstand dazwischen lassen könnte der Wiedereinstieg, wie auch hier, etwas schwer fallen. Durch die ein oder andere eingebaute Rückblende kommt man nach ein paar Seiten doch wieder gut in Eisenland an.

Lobenswert ist hier das Glossar über die Zauberschmiedin am Ende welches die Protagonisten, Orte und ein paar Begebenheiten nochmals zusammenfasst und das Lesen und wieder einfinden in die Geschichte erleichtert.

Der Schreibstil ist auch wieder hier sehr fantastisch, gut aufgebaut, er packt, er zieht einen mit, es gibt Wendungen und Überraschungen, alte Feinde die zu neuen Freunden werden und umgekehrt, allerlei düstere und helle Gestalten bekommen ihren Platz und im Ganzen hat mich der letzte Band auch wieder mitreissen und packen können.

Rayka ist die feurige Zauberschmiedin die die Macht hat Eisenland nun endgültig zu retten, aber auch ihren Liebsten und ihre totbringende Magie bei sich zu behalten. Rayka war schon immer anders, schon immer interessant und von feurigem Temperament, sie schleicht sich sehr schnell in das Herz der Leser und natürlich möchte man nun wissen wie es für Rayka und ihren Liebesten Targoin ausgeht.

Viele Protagonisten die schon länger mit Rayka unterwegs sind, die man in den Geschichten kennengelernt hat, die man kurz erblickte, die einen Weg mit gegangen sind, die man hier und da wieder trifft – sie alle tauchen in dem letzten Band der Zauberschmiedin nochmals auf. Hier wird sich zeigen wer welche Gefühle für Eisenland und für die Gemeinschaft von Gut oder Böse hat. Denn der dunkle Herrscher möchte neue Machtverhältnisse in Eisenland haben und so mischen sich die Würfel neu.

Es wird düster, es wird spannend, es geht um Liebe und Hass, um Verrat und Neubeginn, um alte Freunde und neue Feinde die sich in diesen schweren und dunklen Zeiten wieder neu finden müssen. Mit Wendungen und Überraschungen konnte mich die Autorin hier vollends überzeugen und begeistern.

Allerdings war mir das Ende, nach so einem großen und unglaublich spannenden Bogen zu kurz, zu schnell, zu einfach, zu ja, unspektakulär. Dafür ist der Epilog wiederum vielversprechend und macht neugierig was eventuell in neuer Form noch folgen könnte.

Im Ganzen möchte ich die Reihe der Zauberschmiedin jedem großen oder kleinen Fantasyfan ans Herz legen denn hier bekommt man wirklich alles – fantastische Wesen in hellen und düsteren Gewändern, aussergewöhnliche Protagonisten, Liebe und Verrat, Freundschaft und Feindschaft in einer wundersamen Welt namens Eisenland.

Ich spreche für alle Bände auf jeden Fall eine ganz klare Leseempfehlung aus!

„Noch eins. Damit die Welt eine gute wird, ist es wichtig, wer das Siebte bricht. Böses gebiert Böses.“(Seite 202)

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Veröffentlicht am 23.05.2020

Europa 1952... in den Fängen von Hitler

Feindesland
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Winter 1952 in England. Seit 12 Jahren herrscht „Einigkeit“ zwischen Hitler – Deutschland und England. Seit 12 Jahren führt Hitler einen erbitterten Kampf in Russland um mehr „Lebensraum“ für seine Bevölkerung ...

Winter 1952 in England. Seit 12 Jahren herrscht „Einigkeit“ zwischen Hitler – Deutschland und England. Seit 12 Jahren führt Hitler einen erbitterten Kampf in Russland um mehr „Lebensraum“ für seine Bevölkerung zu schaffen, die Wirtschaft liegt fast am Boden. Auch England hat mit seinen Kolonialländern Indien und Afrika zu kämpfen, der Widerstand nimmt zu, die Aufstände mehren sich. Und Churchill lässt England keine Ruhe, Demokratie, Freiheit in jeglichen Lebensbereichen wurde abgeschafft, die Juden systematisch verfolgt und fortgeschafft. Der junge David Fitzgerald, der in einer Dominionverwaltung arbeitet hat ein Geheimnis, er hat von den Zuständen genug und tritt der Resistance bei um das Blatt zu wenden…. Er soll seinen alten Freund Frank Muncaster befreien und ihn und sein Geheimnis aus England schaffen….
Sarah fragte sie, wie jemand, der Frieden wollte, den Faschismus gutheißen konnte. Irenes Antwort lautete:“ Hitler ist ein Mann mit Visionen, der den Frieden will, du darfst der Propaganda nicht alles glauben. Er will nichts weiter als Gerechtigkeit für Deutschland und Freundschaft mit Großbritannien“. (Seite 120)
Ein sehr düsterer Roman, der einen gewissen Spannungsbogen aufbaut, der sich wie ein Eisner Ring um die Brust legt und man dankbar ist dass man heute in einer freien Demokratie leben darf, man merkt nach solchen Büchern immer wie hoch dieses Gut ist und wie schwer dieser Kampf dafür war und immer noch ist.
Der Autor verbindet einen dystoptischen Grundgedanken verbunden mit historischen Fakten. Der Schreibstil konnte mich schnell für sich gewinnen, er ist interessant, packend und der Spannungsbogen wird unheimlich gut gespannt und lässt einen nur so durch die Seiten fliegen.
Bildhaft nimmt der Autor uns mit in ein England, in ein Europa dass von Hitler beherrscht/bekämpft wird, es zeigt verschiedene Zweige auf wie dieses System, mehr oder weniger funktioniert. Und doch schwelgt immer Hoffnung mit denn Großbritannien hat seine Grundsätze, seine kleine Einstellung zur Demokratie nicht ganz aufgegeben. Gleichzeitig wird klar welcher Druck hier im Allgemeinen auf der Gesellschaft lastet. Den Menschen ergeht es alles andere als gut.
Die Protagonisten sind nicht zu zahlreich und im Überblick zu behalten, sind aber in verschiedenen Lagern „zu Hause“ und ergeben das Grundgerüst der Geschichte, in diesem düsteren Roman.
David und seine Frau Sarah Fitzgerald haben einen Schicksalsschlag hinter sich, David ein Geheimnis von dem keiner weiß und wissen darf und er hat genug von diesen Zuständen in Europa, in seinem Heimatland Großbritannien. Da er an der Quelle für geheime Informationen sitzt schließt er sich der Resistance an. Hier ist sein Freund Geoff Drax mit von der Partie und einige Agenten die die Leitung der Gruppe besitzen.
Mit dem deutschen SS und Gestapomitarbeiter Gunther Hoth war jahrelang in England, dient gerne unter Hitler und ist darauf spezialisiert Menschen zu finden, oft Juden, die sich verstecken, dem System der Verfolgung versuchen zu entkommen. Er ist kühl und wenig gefühlvoll dargestellt, ein sehr passendes Bild zu der Ideologie der Nationalsozialisten.
Und dann ist noch Frank Muncaster, der seinen Bruder aus dem Fenster geschmissen hat, weil dieser ihm ein sehr grausames Geheimnis anvertraute… eines welches den Deutschen nicht in die Hände gelangen darf…es wäre kriegsentscheidend. Er sitzt in einer Anstalt für Geisteskranke und ist eigentlich in höchster Gefahr.
Das Buch umfasst gute 750 Seiten, der Autor nimmt sich also viel Zeit und baut die Geschichte sehr gekonnt aus, trotzdem gab es die ein oder andere Überlänge die nicht hätte sein müssen. Ein paar Seiten weniger, die dann den Spannungsbogen weiterhin spannend hoch halten, wären vielleicht sinnvoller gewesen.
Auch sind die ersten 250 Seiten ohne roten Faden und ein kleines Durcheinander an den Protagonisten. Man lernt sie nicht nur in ihrer aktuellen Situation kennen sondern kehrt auch in die Vergangenheit zurück, was ihnen widerfahren ist. Das ist perfekt und tut der Geschichte keinen Abbruch, aber man ist erst mit der ganzen Situation in England beschäftigt und plötzlich hat ein Protagonist einen „Flashback“ in die Vergangenheit, man muss sehr schnell „umswitchen“ und mit diesen neuen Erkenntnissen klar kommen, dann wirft einen der Autor wieder zurück in das aktuelle Geschehen und der Leser ist etwas verwirrt dass es mit der Geschichte weitergeht. Erst nach diesen 250 Seiten nimmt die Geschichte dann Fahrt auf und der rote Faden der Geschichte zeigt sich.
Etwas schade ist ebenso dass Frank mit seinem Geheimnis und seinen Verwirrungen viel Raum einnimmt. Wenn man sich geschichtlich etwas auskennt dann kann man sich einen kleinen Reim auf das Geheimnis machen, es bleibt auch etwas Verwirrung weil Frank sich sehr lange zurückhält und keinem vertraut. Oft ist Frank in Situationen die auch mit der aktuellen Politik in England zusammenhängen, aber das ganze gesellschaftliche Geschehen geht, leider, etwas unter Frank seiner Geschichte unter. Ich hätte mir hier ein besseres und mehr Raum für das Bild der Politik und Gesellschaft gewünscht.
Trotzdem hat mich das Buch fesseln und in seinen Grundsätzen begeistern können und für alle die sich für diese Art Buch und die Geschichte interessieren ist es kein Fehler „Feindesland“ kennenzulernen.
„Wenn eine Partei dir weismachen will, dass in der Politik nationale Identität wichtiger ist als alles andere, dass der Nationalismus alle Probleme lösen kann, dann musst du aufpassen, denn dann findest du zügig den Weg in den Faschismus. Und selbst wenn das nicht der Fall ist: Alleine die Vorstellung, dass Nationalität eine Art Zauber ausübt, der alle anderen Probleme zum Verschwinden bringen kann, ist ebenso logisch wie der Glaube an den Weihnachtsmann. Und natürlich brauchen Nationalisten immer ein Feindbild, die Engländer oder die Franzosen oder die Juden, es muss immer einen Bösewicht geben, der an allen Problemen schuld ist“. (Seite 499)

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Veröffentlicht am 23.05.2020

Auftakt zum Hugenottenkrieg

Die brennenden Kammern
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Carcassonne, Frankreich, im Jahr 1526. Die 19jährige Minou Joubert kümmert sich um den Buchladen und ihre Geschwister, nachdem der Vater nach einer Reise verändert Heim gekommen ist. Als wäre dies nicht ...

Carcassonne, Frankreich, im Jahr 1526. Die 19jährige Minou Joubert kümmert sich um den Buchladen und ihre Geschwister, nachdem der Vater nach einer Reise verändert Heim gekommen ist. Als wäre dies nicht belastend genug erhält sie einen Brief mit einer geheimen und beunruhigenden Botschaft, doch was kann gemeint sein? Wer weiß dass sie noch lebt? Als ein Mord in Carcassone passiert verhilft sie Piet Reydon zur Flucht, doch kann sie den jungen Mann nicht vergessen…die Ereignisse in Frankreich spitzen sich dramatisch zu und jeder muss sich nun für die eine Seite entscheiden…
„Alles und jeder ist käuflich. Um Wissen, eine Seele, ein Versprechen auf Vorankommen oder das Versprechen, in Ruhe gelassen zu werden. Ein Brief, für einen Sol zugestellt. Ein Ruf, ruiniert um den Preis für einen Laib Brot. Und wenn Gold und Silber scheitern, bleibt immer die Spitze des Dolchs. Mut ist ein Schönwetterfreund.“ (Seite 63)
Ein historischer Roman über den Krieg in Frankreich zurzeit von 1562 bis 1598. Die Autorin beschreibt gleich zu Beginn eine Anmerkung zu den Hugenottenkriegen. Ebenso enthält es ein Personenverzeichnis was man nutzen kann und nutzen wird in dieser Geschichte.
„Die brennenden Kammern“, sind der Auftakt zu einer Reihe rund um die Hugenottenkriege. Gerade Kriege die schon länger her sind, die man nicht im Gedächtnis hat oder nicht zu der Geschichte des eigenen Landes gehören sprechen eine Faszination aus, dies würde ich hier auch auf dieses Buch schreiben, auch wenn der Einstieg etwas holprig war.
Der Schreibstil ist zu Beginn ruhig, man fragt sich dann schon was es mit den Kammern auf sich haben könnte. Auch nutzt die Autorin einen sehr bildhaften Schreibstil, ein tolles Kopfkino, doch manchmal ist es zu ausgeschmückt und bremst den Lesefluss eher ab. Dies legt sich mit der Zeit, zum Glück, aber.
Zwischendurch gibt es einen Einblick in das Wissen und Handeln einer anderen Person, in einer kursiven Schrift, festgehalten.
Die Hauptprotagonisten sind Minou Joubert und Piet Reydon.
Minou war mir zu Beginn zu blass, die Dialoge mit ihr fanden keinen Anklang und ich konnte mit ihr als Person nicht sonderlich was anfangen. Wie Minou wundert man sich über den Brief den sie erhält, aber wie Minou vergisst man ihn auch wieder und geht mit ihr von Carcassonne nach Toulouse. Als Minou ihren Bruder begleitet nimmt die Geschichte eine neue Wendung ein und auch die Hauptprotagonistin wurde mir sympathischer, mutiger, setzte sich Ziele und Wege und eine eigene Zukunft. In diesen Zeiten ein neues Wagnis.
Piet Reydon gehört zum Lager der Hugenotten. Durch ihn erhält man einen Einblick in den vor sich hin schwelenden Hass zwischen Hugenotten und Katholiken. Man merkt dass sie Situation sich immer mehr zuspitzt, auch seine Meinungsverschiedenheit mit seinem ehemaligen Freund Vidal, der als Priester tätig ist, zeigen den tiefen Riss auf. Ich fand Piet immer sehr bewundernswert weil er, trotz Widrigkeiten, Hass und Bedrohungen zu seinem Glauben, zu seinem Wort steht und sich nicht beirren lässt. Seinen Glauben aber nicht brutal auslebt, andere bekennen möchte sondern Nächstenhilfe auslebt.
Um beide Protagonisten gibt es ein Netz aus Freunden, Feinden, Familie. Sie alle spielen eine Rolle in diesem beginnenden Krieg und haben ihre Geheimnisse die sich bewahren möchten, damit Geld machen wollen, jemanden hervorheben oder jemanden ermorden wollen. Die Zeiten waren damals sehr düster, dreckig und ein Schlag mit dem Stock, ein Münzstück konnte jederzeit alles verändern. Das baut die Autorin sehr gekonnt und gut umgesetzt in ihre Geschichte ein.
Wie kam es zum Ausbruch dieses Krieges? Für welche Ziele, Glaubensrichtung, Überzeugung stehen beide Seiten? Wo liegt der Unterschied? Gibt es überhaupt einen? Gibt es eine Seite die weniger ehrlich kämpft und streitet als die andere? Was waren dies für Zeiten? Und wie sind sie überhaupt ausgegangen?
Neben der Geschichte von Minou und Piet gibt es immer wieder Einblicke wie es zu den weiteren Ausschreitungen kommen konnte, wie dieser Stein des Hugenottenkrieges ins Rollen gebracht wurde. Krieg ist immer eine schreckliche und dreckige Angelegenheit, so auch in diesem Buch, mit seinen Beschreibungen und den Zuständen der Bevölkerung.
Was das Geheimnis von Minou ist wird im Laufe des Buches dann stückchenweise aufgeklärt. Irgendwann kann man aber sich so den einen oder anderen Verlauf zusammenreimen, tut der Geschichte aber keinen Abbruch. Wie es zu diesen ganzen Umständen kam ist auch hier gut umgesetzt, gut erklärt und lässt zum Ende keine Fragen offen.
Für mich ein Buch was zu Beginn etwas schwächelt, aber dann doch eine sehr interessante, erschreckende und gut historisch umgesetzte Geschichte erzählt die ich gerne weiter empfehlen möchte.
„Sag mir, Vidal“, ergriff Piet schließlich das Wort, „fragst du dich niemals, weshalb deine Kirche sich so bedroht fühlt von dem Gedanken, dass wir Gott anders verehren als ihr?“. „Es ist eine Frage der Sicherheit. Ein einiger Staat ist ein starker Staat. Wer sich absondert, schwächt das Ganze.“. (Seite 121)

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