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Veröffentlicht am 13.08.2020

Und ich sah einen Engel vom Himmel herabsteigen ...

Ein neuer Himmel
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"Ein neuer Himmel" ist der erste Roman von Margit Steinborn. Sie erzählt die Geschichte der jüdischen Musiklehrerin Hannah Rosenberg, die mit ihrer kleinen Tochter Melina vor den Nazis flüchten muss. Auf ...

"Ein neuer Himmel" ist der erste Roman von Margit Steinborn. Sie erzählt die Geschichte der jüdischen Musiklehrerin Hannah Rosenberg, die mit ihrer kleinen Tochter Melina vor den Nazis flüchten muss. Auf einem abgelegenen Bauernhof bei Würzburg findet sie Unterschlupf, während der Vater ihrer Tochter eine steile Karriere als SS-Mann im Reichsministerium macht. Als sich während der Kriegsjahre die Situation zuspitzt, muss Hannah Rosenberg versuchen ins Ausland zu kommen, aber die Flucht scheitert. Während die kleine Melina gerade noch vor der Gestapo gerettet werden kann, führt Hannahs Weg nach Ausschwitz. Doch sie überlebt und nach dem Krieg beginnt eine verzweifelte Suche nach der verlorenen Tochter. Margit Steinborn verwebt hier ihre fiktiven Figuren und die Story mit tatsächlichem geschichtlichen Hintergrund. So ist der Rahmen der Ereignisse historisch, aber die Erzählung ein reiner Roman. Die Kapitel sind dabei immer kurz gehalten und mit dem jeweiligen Handlungsort und Datum übertitelt. Der Leser kann damit den verschiedenen Handlungssträngen gut folgen. Dieser Roman ist berührend, denn er zeigt zum einen die unglaubliche Spirale der Gewalt gegen Juden im dritten Reich, zum anderen aber auch den Mut von Menschen sich im Geheimen für Flüchtende einzusetzen. Nicht jeder war Nazi und das Leid, das durch das Regime über die Menschen gebracht wurde ist unsagbar. Dieses Buch habe ich zügig gelesen, die Story hat mich ergriffen. Immer wieder bangte ich mit Hannah und ihrer kleinen Tochter um deren Leben, hoffte das Ihnen das Schicksal gnädig ist. Zwar war mir die Zusammenführung im zweiten Teil des Romans ein klein wenig zu überspitzt mit den Ereignissen in Rom, dies schmälert das Buch aber in keiner Weise. Margit Steinborn hat ein ergreifendes und emotionales Erstlingswerk geschrieben, dass mir gut gefallen hat.

Veröffentlicht am 08.08.2020

Das Geheimnis von Red Eagle und dem Lockdown

Red Bird - Ava Canary
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"Red Bird: Ava Canary" ist ein Actionthriller von Roland Hebesberger. Die junge Ava Canary durchläuft die Ausbildung zur CIA-Agentin. Dabei stößt sie immer wieder auf Widerstände, doch sie setzt sich erfolgreich ...

"Red Bird: Ava Canary" ist ein Actionthriller von Roland Hebesberger. Die junge Ava Canary durchläuft die Ausbildung zur CIA-Agentin. Dabei stößt sie immer wieder auf Widerstände, doch sie setzt sich erfolgreich durch und nimmt an ihrem ersten Außeneinsatz als Analystin teil. Doch dieser wird ein totaler Fehlschlag und ein Koffer mit hochbrisantem Inhalt gerät in falsche Hände. Wem kann sie trauen innerhalb der CIA? Es scheint es gibt einen Maulwurf, der die Welt aus den Fugen bringen könnte. Wer ist Freund und wer ist Feind? Der Thriller ist flüssig zu lesen, die Story ist immer wieder mit Rückblenden aufgebaut. Geschehnisse in der Gegenwart werden durch diese immer wieder unterstützt und dadurch dem Leser die Zusammenhänge verdeutlicht. Eine interessante Komponente ist, das der Autor ein klein wenig SciFi à la Stargate in diese Geschichte hineinbringt. Das Buch ist actionreich und spannend, allerdings hat Ava manchmal einen Touch von Superheldin auf Mission Impossible. Das ist mir eine Nuance zuviel amerikanischer Stil aus Hollywood. Grundsätzlich ist Red Bird: Ava Canary aber ein guter Thriller mit spannenden Wendungen und interessanter Story.

Veröffentlicht am 02.08.2020

Trügerische Idylle am Bostalsee

Zappeduschder
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"Zappeduschder" ist der zweite Band der Kristina-Herbich-Reihe von Jacqueline Lochmüller. Einen Mord in einer Tanzbar in Bayreuth gilt es für die Kommissarin gemeinsam mit dem Kollegen Breuer aufzuklären. ...

"Zappeduschder" ist der zweite Band der Kristina-Herbich-Reihe von Jacqueline Lochmüller. Einen Mord in einer Tanzbar in Bayreuth gilt es für die Kommissarin gemeinsam mit dem Kollegen Breuer aufzuklären. Doch dann verliebt sie sich ausgerechnet in einen der anwesenden Zeugen. Der Saarländer Philipp, gerade noch zur Kur in Franken, lädt sie ein zu im ins Saarland an den Bostalsee zu kommen. Ihr Urlaub steht bevor, Kollege Breuer muss alleine weiter ermitteln und so folgt sie ihrem Herzen. Doch dann überschlagen sich auch dort für sie die Ereignisse. Eine junge Frau wird ermordet aufgefunden, die noch bei Kristina Herbich als Anhalterin mitfahren wollte. Mehrfach verschwanden schon junge Anhalterinnen, scheint es einen Autobahnmörder zu geben? Jacqueline Lochmüller erzählt diesen Krimi in mehreren Erzählsträngen, teils auch den verschiedenen Örtlichkeiten geschuldet. In diesem zweiten Band widmet die Autorin aber auch etliche Seiten nicht nur dem Kriminalfall, sondern dem Privatleben der Kommissarin. Grundsätzlich eine gute Kombination, aber bisweilen war mir das diesmal ein wenig zuviel im Mittelteil des Buches. Aber geschickt führt die Autorin dann den Leser wieder auf's eigentliche zurück, den Mordfällen. Als im Saarland sich die Situation zuspitzt, ist beste Spannung geboten. Nach und nach fügen sie für den Leser die Puzzleteile zusammen und es kommt Licht ins "Zappeduschder". Am Ende gelingt die Schleife zurück vom Saarland nach Franken, so dass diesmal ein übergreifender Regionalkrimi entstand. In Summe für mich ein gelungener zweiter Band und eine würdige Fortsetzung der Reihe.

Veröffentlicht am 24.07.2020

Kindesentführung und Zwangsadoption - Ein Staat unter Verdacht

Zwei fremde Leben
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"Zwei fremde Leben" ist ein Roman von Frank Goldammer. Er greift dabei das Thema der Zwangsadoption in der ehemaligen DDR auf. In einer Dresdner Frauenklinik gibt es 1973 bei der Geburt von Ricarda's Kind ...

"Zwei fremde Leben" ist ein Roman von Frank Goldammer. Er greift dabei das Thema der Zwangsadoption in der ehemaligen DDR auf. In einer Dresdner Frauenklinik gibt es 1973 bei der Geburt von Ricarda's Kind Komplikationen und es heißt sie hätte eine Totgeburt gehabt. Der behandelnde Arzt ist zugleich auch noch ihr Vater. Ricarda bekommt ihr Kind nicht zu Gesicht und zweifelt schon bald an den Aussagen. Sie beginnt eine verzweifelte Suche nach ihrer Tochter, denn sie ist fest überzeugt Opfer eines von der Regierung angeordneten Kindesentzug zu sein. Ein junger Polizist, dessen Frau ebenfalls in der Klinik zur Entbindung liegt, kommt das Ganze auch spanisch vor und ermittelt auf eigene Faust. Doch wo man hinsieht, einzig eine Mauer des Schweigens. 1989 kurz vor dem Mauerfall erfährt die junge Claudia, dass sie nur adoptiert ist. Sie begibt sich auf die Suche nach der leiblichen Mutter. Frank Goldammer lässt den Leser diese Geschichte in drei verschiedenen Zeitebenen erleben. Einmal 1973 zum Zeitpunkt der Geschehnisse, dann 1989 als die DDR zusammenbrach und zuletzt 2018 als sich die Wege der Beteiligten nach vielen Jahren kreuzen. Man nimmt an, dass Zwangsadoptionen in der DDR ein Mittel waren, um staatsfeindliches Verhalten zu bestrafen. Die Kinder kamen zu linientreuen Familien und so zweifeln heute noch viele Frauen am Tod ihrer neugeborenen Babys. Der Leser erlebt intensiv wie sich Ricarda fast ihr halbes Leben verzweifelt an den Strohhalm klammert, ihr Kind könnte tatsächlich noch am Leben sein. Ihre verzweifelte Suche überschattet ihr ganzes Leben. Die Suche nach der Wahrheit und die Verschleierungen eines Überwachungsstaats sind für den Leser jederzeit greifbar. Die Geschehnisse um die junge Claudia waren eine Zeit für mich fast nicht mehr spürbar, denn der Fokus lag mehr auf Ricarda und ihren Erlebnissen. Hier hätte ich gerne gewusst, wie es ihr in den Jahren erging. Doch als die Zeitebene 2018 ins Spiel kam, löste sich nach und nach vieles auf und die Geschichte nahm dadurch auch nochmal richtig Fahrt auf. Letztendlich eine bewegende Geschichte über staatlich organisierten Kindesentzug und Zwangsadoption in der ehemaligen DDR, die Frank Goldammer hier als Thema seines Romans verarbeitet.

Veröffentlicht am 16.07.2020

Rapunzel und der Turm des Schweigens

Rapunzel, mein (Ein Grall-und-Wyler-Thriller 2)
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"Rapunzel, mein" ist der zweite Band aus der Grall-und-Wyler-Reihe von Lars Schütz. Alles beginnt vor zwanzig Jahren als die Profilerin Rabea Wyler und ihre Schwester Marie kleine Kinder sind und von ihrem ...

"Rapunzel, mein" ist der zweite Band aus der Grall-und-Wyler-Reihe von Lars Schütz. Alles beginnt vor zwanzig Jahren als die Profilerin Rabea Wyler und ihre Schwester Marie kleine Kinder sind und von ihrem Fenster aus eine angebliche Hexe beobachten. Heute gilt ihre Schwester als vermisst und nur eine Hand wurde damals von Marie gefunden. Als dann die Leiche eines Mädchens mit ebenfalls amputierten Händen aufgefunden wird, ist Rabea Wyler davon überzeugt möglicherweise eine Spur zu ihrer Schwester zu finden. Gemeinsam mit ihrem Ex-Partner beim LKA Jan Grall recherchiert sie auf eigene Faust. Schnell nimmt alles perfide Wendungen an und die beiden geraten in einen Strudel von Gewalt. Lars Schütz baut hierbei mehrere Stränge auf, die es als Leser zu verfolgen gilt. Der vermeintliche Mörder ist schnell ermittelt, aber er wurde manipuliert. Es steckt viel mehr hinter dem ganzen und es gilt weitere Monster zu jagen. Die Kapitel sind kurz gehalten, die Story liest sich flüssig. Doch kommt dieser zweite Band für mich nicht ganz an den Vorgänger "Der Alphabetmörder" heran. Diesmal gibt es dafür einfach ein klein wenig Spannungslücken im Mittelteil des Buches. Gegen Ende nimmt zwar alles wieder Fahrt auf, aber es reicht nicht ganz um vollends zu überzeugen. "Rapunzel, mein" ist in Summe ein guter Thriller, der aber sein Potential nicht ganz ausschöpft.