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Veröffentlicht am 25.07.2020

Wie viele Menschenleben ist ein Notenblatt wert?

Das Haydn-Pentagramm
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hriftsteller und Literaturnobelpreisträger, aber auch ein großer Kenner bzw. Mäzen der klassischen Musik. Seine ganz besondere Bewunderung gilt dem Komponisten Joseph Haydn.

Seit dem Tod Fidel Castros ...

hriftsteller und Literaturnobelpreisträger, aber auch ein großer Kenner bzw. Mäzen der klassischen Musik. Seine ganz besondere Bewunderung gilt dem Komponisten Joseph Haydn.

Seit dem Tod Fidel Castros war er nicht mehr in Kuba, umso überraschter war er über die Einladung des engsten Vertrauten Castros, Alessandro Orlando, ihn zu einem Interview zu besuchen. Mit großen Erwartungen angereist, verlief das Interview selbst eher enttäuschend, aber bei der Verabschiedung drückte Orlando Gomez ein Kuvert in die Hand. Gomez kann sein Glück kaum fassen, ist er sich doch sicher, was sich in diesem Kuvert wertvolles befindet. Als er merkt, dass er beschattet wird, ist ihm klar, dass er sich dieses Kuverts bzw. des Inhaltes so schnell wie möglich entledigen muss – aber so, dass er zu einem späteren Zeitpunkt wieder darauf zurückgreifen kann.

Per Zufall sitzt im Flugzeug die berühmte Cellistin Estrella Pérez neben ihm, die am Vorabend ein Konzert in Havanna gegeben hat. Nachdem sie sich einige Zeit über ihr Lieblingsthema Musik unterhalten haben, übergibt er ihr das Kuvert und bittet sie darum, den Inhalt vertraulich zu behandeln.

Als Estrella später im Taxi sitzt, wirft sie einen kurzen Blick auf den Inhalt des Kuverts. Es handelt sich um ein Notenblatt, welches dem Aussehen nach sehr alt ist. Da es im Taxi dunkel ist, sie aber das Leselicht nicht einschalten möchte, kann sie nur die ersten Notenzeilen entziffern.

An diesem Tag passieren 2 Dinge: Manuel Maria Gomez wird in seiner Wohnung in Mexico City erschlagen, das Taxi in dem sich Estrella Pérez in Wien befindet, wird fast in einen Unfall verwickelt und bei dem Ausweichmanöver des Taxifahrers wird der Inhalt ihrer Tasche quer durchs Taxi geschleudert. Missmutig sammelt Estrella ihre Papiere ein um zu Hause feststellen zu müssen, dass gerade das Notenblatt, welches ihr Gomez zu treuen Händen übergeben hat, fehlt.

Estrella bittet ihren langjährigen Vertrauten Peter Cathem um Hilfe.

Während Estrella und Peter nach dem verschwundenen Notenblatt suchen, suchen andere wiederum nach Estrella, die sich nicht wissentlich in sehr großer Gefahr befindet.

Was hat es mit dem verschwundenen Notenblatt auf sich? Handelt es sich dabei tatsächlich um eine handschriftliche Aufzeichnung des lange verstorbenen Komponisten Joseph Haydn?


„Das Haydn Pentagramm“ ist ein Thriller der österreichischen Autorin Anria Reicher. Ihr Vater war 30 Jahre lang Intendant der Internationalen Haydn-Festspiele im Burgenland, die Autorin kennt sich also aus auf dem Gebiet der Musik des schon lange verstorbenen Komponisten Joseph Haydn.

Das Buch ist in 11 Kapitel eingeteilt, jedes Kapitel steht für einen Wochentag – begonnen am Freitag in der Woche vor Ostern. Es folgen die Kapitel für die Tage Samstag, Palmsonntag, Montag, Dienstag, Mittwoch, Gründonnerstag, Karfreitag, Ostersamstag und Ostersonntag, dann gibt es einen Sprung über eine Woche hinweg, bis zum Barmherzigkeitssonntag.

Die Geschichte wird von einem unbeteiligten Dritten erzählt und sie ist auf mehrere Handlungsstränge aufgeteilt, die sich irgendwann zusammenfügen. Zum einen erfahren wir die Geschichte aus der Sicht von Estrella in Wien, aus der Sicht von Comisario Paco Ramírez, der in Mexico City den Mord an Gomez aufklären soll und zu guter Letzt aus Sicht eines Geheimbundes bzw. einiger Mitglieder, die dieses Notenblatt um jeden Preis in ihren Besitz bringen wollen.

Ein klein wenig erinnerte mich schon der Inhalt des Klappentextes an die Thriller des amerikanischen Thriller-Autors Dan Brown. Dan Brown schaffte es regelmäßig, mich mit seinen Geschichten um irgendwelche Geheimbünde zu verwirren. Anria Reicher kann das tatsächlich noch toppen, denn hier geht es nicht nur um die Illuminaten sondern auch um die Freimaurer und die Orphiker, die sich aus den Illuminaten gebildet haben. Die Orphiker selbst sind unterteilt in „Die Freunde der Seele“ und diejengen, die an das Phi glauben und diejenigen, die an das Psi glauben ……. ich habe leider den Überblick verloren.

Keiner der Protagonisten ist mir wirklich sympathisch, obwohl die Charaktere realistisch gezeichnet sind. Sowohl bei Estrella und Peter, als auch bei Comisario Ramírez und Gabriela werden die sexuellen Beziehungen manchmal zu sehr herausgestellt und überlagern die Geschichte, die sich um die Suche des Notenblattes dreht.

Durch die Vielzahl an Personen, die Estrella auf der Spur sind, ist meiner Meinung nach die Spannung auf der Strecke geblieben. Bis zum Schluss weiß man eher nicht, zu welcher Gruppierung die einzelnen Verfolger gehören. Die Geschichte las sich streckenweise etwas zäh und wäre Estrella etwas zugestoßen, dann hätte ich das hingenommen, denn ich war mit ihr überhaupt nicht verbunden.

Es werden einige Daten und Lebensstationen von Joseph Haydn in die Geschichte eingeflochten, die für Liebhaber der klassischen Musik durchaus interessant sein können.

Auf den letzten Seiten des Buches, die dann die kompletten Zusammenhänge offenbaren, zeigt sich wieder einmal, dass fast jeder Mensch seinen Preis hat. Auch wenn der Roman Fiktion ist, gibt es doch reale Ereignisse und Personen, die von der Autorin als Vorlage zu ihrer Geschichte genutzt wurden.

Ich hätte mich gefreut, mal wieder einen rasanten Thriller mit Verschwörungstheorien zu lesen, leider konnte mich das Buch aber überhaupt nicht überzeugen.

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Veröffentlicht am 13.07.2020

Die perfekte Tomate aus dem Labor

Der Tod ist nicht allein zum Sterben da
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Weil das Meeting mit einem neuen Modekunden verschoben wurde, hatte Maria Könix (eigentlich König) unerwartet früher Feierabend. Sie wollte nach Hause gehen, um mit ihrer Ziehmutter Margot ein wichtiges ...

Weil das Meeting mit einem neuen Modekunden verschoben wurde, hatte Maria Könix (eigentlich König) unerwartet früher Feierabend. Sie wollte nach Hause gehen, um mit ihrer Ziehmutter Margot ein wichtiges Gespräch zu führen. Leider kam alles ganz anders.

Zu Hause wird Maria nicht nur von Margot erwartet, sondern auch von 2 Männern, die auf der Suche nach etwas sind, „das für gewisse Leute sehr wichtig ist“. Sie haben bei ihrer Suche die ganze Wohnung verwüstet und weil Margot Maria warnen möchte, bekommt sie von einem der beiden Männer eine Ohrfeige, stürzt die Treppe herunter und stirbt. Nachdem die Polizei und die Spurensicherung weg sind, wird Maria eines klar: Alle Menschen, die ihr wichtig waren, sind weg oder tot. Ihr Freund Georg, ihr Freund Jo und nun auch ihre Ziehmutter Margot.

Für Maria gibt es nur einen Schuldigen: Dr. Sander, Chief Manager bei F.O.O.D, einem großen Lebensmittelkonzern, für den ihre Werbeagentur Lyndon & Partner seit 8 Jahren arbeitet.

Mit einer Waffe in der Tasche setzt sie sich ins Auto und fährt mitten in der Nacht zum F.O.O.D-Konzern – mit dem Vorsatz, Dr. Sander umzubringen. Während Maria in ihrem Auto sitzt und auf den richtigen Zeitpunkt wartet Dr. Sander einen Besuch abzustatten, erzählt sie die Geschichte, warum alles so gekommen ist, wie es kam.

Im Buch „Der Tod ist nicht allein zum sterben da“ greift die Autorin Maddalena Webber ein immer wieder aktuelles Thema auf: Genmanipulation an Pflanzen. In diesem Buch soll das Endergebnis die perfekte Tomate sein – prall, rot, auch nach Tagen noch frisch und natürlich soll sie schmecken wie aus Mutters Garten.

Um zu diesem Endergebnis zu kommen, sind einige Testreihen im Labor nötig, denn natürlich gelingt diese perfekte Tomate nicht gleich beim ersten Versuch. Dass man Testreihen auch im eigenen Sinne manipulieren kann, ist sicherlich an der Tagesordnung, jedoch sollte es dafür nicht allzu viele Mitwisser geben, oder man muss sie irgendwann aus dem Weg schaffen. Hat Dr. Sander eventuell die Testreihen manipuliert?

Während Maria im Auto sitzt und den perfekten Moment abwartet, um das Büro von Dr. Sander aufzusuchen und ihn zu erschießen, erzählt sie rückwirkend ihre Geschichte.

Als sie 5 war hat ihre Mutter sie bei Margot abgegeben, die eine Etage über ihnen wohnt. Sie wollte Maria nach dem Wochenende wieder abholen – tauchte jedoch nie mehr wieder auf. Marias Vater ist ein unbekannter Samenspender und so wuchs sie bei Margot auf, die sie wie ihr eigenes Kind behandelte.

Georg lernte sie kennen, weil er als Kunde die Dienste ihrer Agentur in Anspruch nehmen möchte. Sie verlieben sich ineinander, verbringen jede Menge Zeit miteinander und Maria wird schwanger. Leider ist Georg über die Schwangerschaft nicht genau so erfreut wie Maria, weswegen sie nach einem heftigen Streit mit Georg einen Autounfall hat, bei dem sie das Kind verliert. Und letztendlich verliert sie auch Georg.

Bei einer Hausbesichtigung lernt sie Jo kennen und da sie sich von Anfang an sympathisch sind, mieten sie das Haus einfach gemeinsam. Jo wird zum Bruder, den sie nie hatte und witzigerweise arbeitet er als Leiter der Forschungs- und Entwicklungsabteilung bei F.O.O.D.

Als Jo bei einem Unfall ums Leben kommt, stellt sich die Frage, ob der Motorradfahrer Jo eventuell absichtlich von der Straße gedrängt hat. Der Einbruch, bei dem Margot ihr Leben lassen musste, zielte auch darauf ab, Unterlagen zu finden, die Jo in seinem Besitz haben könnte und die die Manipulation der Testreihe beweisen könnte.

Auch Polizeikommissar Rödermann hegt, nach einem Gespräch mit Maria, ernsthafte Zweifel am Unfalltod. Aber auch Rödermann hat seine eigenen Geister, mit denen er kämpfen muss und zwar in Form seines Sohnes.

Die Geschichte wird einzig aus der Sicht von Maria erzählt. Mal ist sie in der Gegenwart, mal erzählt sie aus der Vergangenheit. Der Sprung zwischen den beiden Zeitformen ist nicht immer auf den ersten Blick ersichtlich, ich musste ab und zu ein paar Zeilen zurückgehen, damit ich mich wieder orientieren konnte.

Insgesamt hat das Buch 176 Seiten und ich brauchte bis knapp auf Seite 90 um überhaupt zu verstehen, von was Maria da eigentlich spricht. Die Geschichte ist ziemlich langatmig und es baut sich keinerlei Spannung auf, hierbei soll es sich aber eigentlich um einen Krimi handeln….

Es wird von Meetings erzählt und davon, wie Werbung funktioniert, insbesondere bei der Zielgruppe Kinder. Sie zeigt die Zusammenhänge darüber auf, wie die finanzielle Situation der Werbeagentur mit der erfolgreichen Marketing-Kampagne einer Gentomate zusammen hängt; nämlich so, dass die Werbeagentur nichts verdient, wenn die Gentomate nicht „erfunden“ wird. Sie lässt sich darüber aus, wie Werbekampagnen für Produkte anderer Firmen geschönt werden, weil es Aufträge gibt, die absolute Priorität haben. Und all das erzählt sie sehr ausführlich.

Zum Schluss gibt es dann noch einen Toten, der aber nicht durch Marias Hand gestorben ist.

Eigentlich ein toller Plot, aus dem eine wirklich spannende Geschichte hätte werden können – um mich zu begeistern hat es jedoch leider nicht gereicht.

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Veröffentlicht am 06.04.2020

Was passiert, wenn das Internet ausfällt?

Influence – Fehler im System
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Heute ist Amirs großer Tag. Der Tag, auf den er sich seit Wochen vorbereitet hat. Sein halbes Leben lang hat er davon geträumt, ein Mal etwas wichtiges zu tun. Gemeinsam mit dem Instagram-Influencer Habakuk ...

Heute ist Amirs großer Tag. Der Tag, auf den er sich seit Wochen vorbereitet hat. Sein halbes Leben lang hat er davon geträumt, ein Mal etwas wichtiges zu tun. Gemeinsam mit dem Instagram-Influencer Habakuk soll ein Internet-Leak (eine undichte Stelle) öffentlich gemacht werden. Es geht um eine Firma, die gigantische Mengen an Metadaten sammelt und diese an eine ausländische Stiftung verkauft, um in Deutschland die öffentliche Meinung – bis hin zur Manipulation von Wahlen – zu beeinflussen.

Ausgerechnet heute, an diesem großen Tag, bricht das Internet vollkommen zusammen.

Auch ohne Google-Maps schafft Amir es letztendlich, den Treffpunkt in Köln zu finden, dort trifft er jedoch nicht auf Habakuk sondern auf Kalliope, die ebenfalls eine sehr bekannte Instagram-Influencerin ist. Bevor die Beiden klären können, warum Kalliope und nicht Habakuk am Treffpunkt erschienen ist, rast ein Auto auf sie zu, die Absicht ist eindeutig, die Frage ist jedoch: Galt dieser Anschlag Kalliope oder sollte es Amir treffen? Hat der Komplettausfall des Internets und der versuchte Anschlag etwas mit dem Datenchip zu tun, der sich in Amirs Besitz befindet?

Eine Antwort auf diese Fragen wird vermutlich nur die Person haben, die die Informationen für den Leak gesammelt hat. Also machen Kalliope und Amir sich auf den Weg in die Eifel, um einen Mann namens Manfred zu finden.

Mit seinem Thriller „Influence – Fehler im System“ hat der Autor Christian Linker ein sehr brisantes Thema aufgegriffen: Was passiert, wenn das Internet ausfällt?

Abgesehen davon, dass es dann die ganzen Social Media-Kanäle wie Facebook, Instagram, YouTube etc. nicht mehr geben würde, wären die Auswirkungen auf unsere Wirtschaft fatal. Die weltweite Vernetzung untereinander funktioniert fast ausschließlich über das Internet und selbst Maschinen werden von extern gesteuert. Die volle Funktionalität des Internet ist also unabdingbar.

Wenn ich da nur an meinen eigenen Bereich denke, dann könnte ich ohne Internet nicht mehr telefonieren, das Bestellwesen unserer Firma bei den Großhändlern läuft ausschließlich online, unseren Terminkalender synchronisieren sich über das Internet, das Terminal für die bargeldlose Zahlungsübermittlung würde nicht mehr funktionieren ….und wohl dem, der noch eine Satellitenschüssel am Haus hat. Wir sind vollkommen abhängig von der Funktionsfähigkeit des Internet.

Der Autor bedient sich einer Sprache, die für die „Generation Internet“ angemessen ist (meine Mutter würde ein Buch mit dieser Thematik gar nicht lesen wollen).

„Irgendwie war es Hirnwichserei,
über solche Sachen zu schreiben“…..

Der Schreibstil selbst ist am Anfang etwas gewöhnungsbedürftig, ich habe mich aber schnell hineingefunden, dann lässt das Buch sich flüssig lesen. Auch die technischen Dinge waren (für mich) verständlich beschrieben. Allerdings hat mich die Story selbst leider nicht abgeholt.

Amir empfinde ich als sympathisch, Kalliope kann mich mit ihrem überzogenen Gehabe überhaupt nicht berühren, weswegen ich die Fahrt bis in die Eifel zwar mitgemacht habe, aber eher so als distanzierter Beobachter, nicht als ich-bin-mittendrin-im-Geschehen-Leser. Keine Szene, die die Beiden erleben, hat mich emotional wirklich berührt, leider.

Ich empfinde vieles, was im Laufe der Geschichte passiert, als überzogen. Wobei, wenn ich gerade aktuell sehe, dass im Corona-Zeitalter die Menschen binnen 2 Tagen sämtliches Mehl und Toilettenpapier aus den Geschäften hamstern, Desinfektionsmittel aus Krankenhäusern stehlen, dann kann es tatsächlich so sein, dass sich innerhalb kürzester Zeit nach dem Ausfall des Internet Bürgerwehren formieren, Tankstellen kein Benzin mehr haben, der komplette Lebensmittelsektor zusammenbricht und Krankenhäuser so überfüllt sind, dass die Verletzten auf der Straße behandelt werden müssen.

In „Influence – Fehler im System“ bricht das komplette System jedoch schon innerhalb weniger Stunden zusammen. Ich weiß nicht …..

Warum Kalliope am Treffpunkt erscheint und nicht Habakuk, geht aus der Geschichte ziemlich schnell hervor und nach dem Anschlag vor dem Kinoeingang geht es auch gleich rasant weiter. Die Beiden werden verfolgt, gekidnappt, gefesselt und bedroht und auch bei Manfred in der Eifel angekommen, ist die wilde Jagd nicht zu Ende.

Macht die ganze Aktion aber überhaupt noch Sinn? Wie kann man einen Leak über das Internet verbreiten, wenn selbiges ausgefallen ist? Alle Daten auf dem Speicherchip sind doch nun eigentlich wertlos, oder?

Das Buch ist im Genre „Thriller“ eingeordnet, der erwartete Thrill blieb - bei mir auf jeden Fall – jedoch aus. Auch die Auflösung, warum das Internet offline ist, kann der Geschichte keine wirkliche Wendung mehr geben.

Für mich persönlich dürfte es gerne weniger Internet geben, denn dann würde man sich mal wieder auf die wirklich wichtigen Dinge im Leben konzentrieren. Weniger WhatsApp, weniger Facebook, weniger Interaktion mit Menschen, die man virtuell als „Freunde“ bezeichnet, diese aber in Wirklichkeit noch nie gesehen hat – dafür etwas mehr Zwischenmenschlichkeit mit den Personen im direkten Umfeld. Es hilft uns nicht, Kontakt mit Menschen auf der anderen Seite der Erde zu haben, wenn die Menschen direkt neben uns emotional verhungern, weil wir ständig danach streben online zu sein.

„Influence – Fehler im System“ zeigt uns auf, dass wir uns nicht allzu abhängig vom Internet machen sollten; wobei wir abhängig gemacht werden, ohne unser Zutun.

Bei dieser Rezension handelt es sich um meine Meinung; Dir kann das Buch ja durchaus besser gefallen.

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Veröffentlicht am 05.02.2020

Wohin verschwand Violetta Hartwig?

Tod und kein Erbarmen
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In Pöhla, einem kleinen Ort im Erzgebirge, wird die 8jährige Violetta entführt. Auf ihrem täglichen Weg zur Schule, wird sie in einen Kleinlaster gezerrt und verschwindet spurlos. Alle Ermittlungen der ...

In Pöhla, einem kleinen Ort im Erzgebirge, wird die 8jährige Violetta entführt. Auf ihrem täglichen Weg zur Schule, wird sie in einen Kleinlaster gezerrt und verschwindet spurlos. Alle Ermittlungen der Polizei verlaufen im Sande.

10 Jahre später befindet sich Kriminalhauptkommissar Erik Donner in Pöhla. Er weiß gar nicht so genau, wie er dort hingekommen ist – es ist aber auch egal, er möchte nur die Trauer um seine verstorbene Freundin in Alkohol ertränken. Da er aktuell außer Dienst gestellt ist, kann er sich dieser Aufgabe in vollem Umfang widmen. Als er abends im örtlichen Gasthaus sitzt, wird er von Linda Groß angesprochen, der Cousine von Violetta Hartwig. Sie bittet Donner darum, den Fall neu aufzurollen, da es neue Erkenntnisse gäbe.

Da Donner ziemlich angetrunken ist und er mit diesem Fall auch überhaupt nichts zu tun haben möchte, gerät er mit Linda Groß in einen Streit. Als er am nächsten Morgen in seinem Pensionszimmer wach wird, kann er sich an den vorhergehenden Abend nicht erinnern – problematisch an der Sache ist: Er liegt in einer ziemlich großen Lache aus Blut, sein komplettes Bettzeug sieht aus wie nach einem Schlachtfest – und Linda Groß wird tot in einem Biomüll-Container gefunden.

KHK Donner steht unter Mordverdacht.

Das eBook „Tod und kein Erbarmen“ habe ich im Rahmen des NetGalley Adventskalenders erhalten und da eine befreundete Bloggerin die Bücher von Elias Haller sehr mag, freute ich mich auf einen spannenden Thriller.

Es handelt sich hier um den 7. Band einer Reihe, in dem Kriminalhauptkommissar Erik Donner ermittelt. Aus den Umschreibungen geht hervor, dass Donner aufgrund einiger Geschehnisse, die in den vorherigen Büchern passiert sind, am Kopf und/oder im Gesicht ziemlich entstellt sein muss, weswegen man ihn auch „Kommissar Monster“ nennt. Nichts desto trotz soll er ein hervorragender Ermittler sein. Nun den … ich war gespannt.

Leider hat dieses Buch meine Erwartungen so gar nicht getroffen, im Gegenteil.

Heutzutage ist es leider gang und gäbe, dass die Ermittler in einem Krimi, Thriller oder auch Psychothriller eigene Probleme haben, die mitunter Auswirkungen auf die Ermittlungsarbeit oder auf die Zusammenarbeit mit Kollegen haben. In diesem Buch haben leider alle Ermittler irgend ein Problem, es gibt nicht einen Charakter, der sich im Normalzustand befindet. Jeder ist mit sich selbst beschäftigt, mit den Animositäten untereinander, was die Ermittlungen nicht gerade vorwärts treibt, und kämpft gegen die eigenen Dämonen. Aufgrund meiner eigenen beruflichen Tätigkeit in Verbindung mit der Polizei weiß ich, dass dort auch nicht alles immer in geraden Bahnen läuft – aber SO …… wenn Polizei so funktionieren würde…. gute Nacht, Deutschland!

Keine der Personen erweckt meine Sympathie, durch ihre skurrilen Handlungen und Dialoge habe ich ein gesundes Maß an Abstand zwischen den Protagonisten und mir. Nur deswegen habe ich das Buch tatsächlich bis zum letzten Satz gelesen, ich wollte wissen, was vor 10 Jahren mit Violetta passiert ist.

Die Story selbst ist eigentlich ganz gut, es gibt immer wieder Hinweise auf einen anderen Täter und nach und nach eröffnet sich dem Leser, wie die Entführung vor 10 Jahren stattgefunden hat und wer der Entführer ist – und natürlich weiß der Leser von Anfang an, dass Donner sicherlich nicht der Täter ist. Allerdings steht sein Leben mehr als ein Mal auf der Kippe.

Der Autor bedient sich eines flüssigen Schreibstils, was das Lesen sehr angenehm gestaltet und ich das Buch – nachdem ich einmal drinnen war – in kurzer Zeit gelesen habe.

Kopfschüttelnd habe ich jedoch die Szenen gelesen, in denen beschrieben wird, dass in der Abteilung K77 (die es offiziell auch gar nicht gibt) ein stummer Beamter Namens Semmler am Telefon sitzt und die Mitarbeiterin von KHK Sokrates Vogel (was ein Name !!) sich ihren Job mehr oder weniger erschlichen hat und nicht über offizielle Wege in den Fall hineingerutscht ist.

Und dann ….

„Sie dürfen sich einen Putzlappen und einen Eimer besorgen und vor uns alten Männern mit ihrem süßen Hintern wackeln“

„Bitte schön, Herr Stark“, vernahm er Hentschels Stimme hinter sich. „Kräftig gezuckerter Zitroneninstanttee. Vorschriftsmäßig auf vierundzwanzig Grad erwärmt, zum Schutz vor Verbrennungen im Rachenraum“.

„Unzweifelhaft war die Textstelle ein eindeutiger Hinweis auf Jesus‘ herausragende Karriere als Elektroinstallateur. Auch wenn seine Kunden mit der Handwerkerleistung weniger zufrieden gewesen waren und ihn daraufhin ans Kreuz geschlagen hatten“.


Ich hätte gerne einen guten Thriller gelesen, gefunden habe ich eher etwas, was mich stark an eine Komödie oder an eine Persiflage erinnert hat.

Gott sei Dank sind die Geschmäcker verschieden,sonst hätte es Kommissar Erik Donner sicherlich nicht schon in seinen 7. Fall geschafft. Für mich war dieses Buch leider überhaupt nichts.

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Veröffentlicht am 09.10.2018

Du wolltest es doch ...

Du wolltest es doch
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Ehrlich gesagt, weiß ich gerade nicht, wie ich dieses Buch rezensieren soll. Vorweg – ich habe bei 86 % des Buches aufgehört zu lesen und das auch schon vor gut 3 Wochen. Bis heute habe ich mir jeden Tag ...

Ehrlich gesagt, weiß ich gerade nicht, wie ich dieses Buch rezensieren soll. Vorweg – ich habe bei 86 % des Buches aufgehört zu lesen und das auch schon vor gut 3 Wochen. Bis heute habe ich mir jeden Tag vorgenommen, den Rest des Buches auch noch zu lesen; leider juckt es mich so gar nicht in den Fingern, das tatsächlich auch zu tun. Also habe ich beschlossen, dass ich es bei 86 % belasse.

Auf „Du wolltest es doch“ bin ich im August durch eine Rezension auf Facebook aufmerksam geworden. Diese Rezensentin brannte förmlich für dieses Buch bzw. das darin verarbeitete Thema. Ihre Rezension war wirklich sehr mitreißend und deswegen wollte ich dieses Buch lesen. Kurze Zeit später begegneten mir Rezensionen und Besprechungen dazu fast täglich auf meiner Facebook-Timeline und es stellte sich wieder einmal heraus, dass ich bei Büchern, die so extrem beworben/gehyped werden, zuerst einmal abwarten sollte, bevor ich danach greife. Ich weiß nicht, warum das so ist – aber die Erfahrung zeigt es.

Worum geht es?

Es geht um Emma. Emma ist 18 Jahre alt. Sie sieht gut aus und jeder möchte mit ihr befreundet sein. Emma genießt es, sie kostet es regelrecht aus, dass sie permanent im Mittelpunkt steht und um diesen Status zu halten, ist ihr jedes Mittel recht. Sie macht Witze auf Kosten anderer und ihre Gefolgschaft findet das toll, sie zieht sich aufreizend an, um auch wirklich von jedem gesehen zu werden, sie hat immer einen coolen Spruch auf den Lippen und sie macht auch nicht davor Halt, den Freund ihrer besten Freundin anzugraben. Ihr Leben ändert sich jedoch schlagartig, als ihre Eltern sie nach einer Party morgens bewusstlos vor ihrer Haustüre finden.

Was war passiert?

Emma war mit ihren Freundinnen auf einer Party und hat reichlich Alkohol intus. Ich weiß nicht, ob ihr der Alkohol tatsächlich nicht gereicht hat oder ob sie vor Paul O‘Brien angeben wollte, auf jeden Fall wirft sie noch eine Pille ein (die sie von Paul O‘Brien bekommen hat). Anschließend verschwindet sie mit ebenjenem Paul im Schlafzimmer und von da an hat sie einen Filmriss.

Am nächsten Tag finden ihre Eltern sie in erbärmlichem Zustand vor der Türe und abgesehen von ihrer partiellen Amnesie hat sie auch noch einen extremen Sonnenbrand, so dass sie ein paar Tage zu Hause bleibt und sich auskuriert. Als sie wieder zur Schule geht wird sie von allen gemieden, auch von ihrer besten Freundin. Leider kann Emma sich nicht erklären, warum das so ist. Sie weiß noch nicht, dass außer ihr alle die Bilder dieser Nacht auf Facebook gesehen haben.

Wurde Emma das Opfer einer Vergewaltigung oder ist sie tatsächlich einfach nur eine Schlampe?

Mit diesem Buch hat die Autorin Louise O‘Neill ein brandaktuelles Thema aufgegriffen. Missbrauch, egal ob physisch oder psychisch, ist etwas, was das Opfer für den Rest seines Lebens begleitet. Es ist wichtig und richtig, dass auch in Büchern solche Themen aufgegriffen werden. Missbrauch ist leider noch immer ein großes Tabu-Thema.

Es geht um die Frage ob Emma an dem was ihr passiert ist selbst schuld ist – weil sie freiwillig mit Paul ins Schlafzimmer gegangen ist – oder ob an ihr strafbare Handlungen vorgenommen wurden. Fakt ist: Emma erinnert sich an nichts.

Das ist einer der Kritikpunkte, die ich habe: Emma erinnert sich an nichts und der Leser weiß von daher überhaupt nicht, was wirklich passiert ist. Das Einzige, was man als Leser von dieser Nacht erfährt ist die Beschreibung der Fotos, die Emma bei Facebook findet.

„Auf dem nächsten Foto stecken seine Finger im Körper des Mädchens (in mir, mir, oh Gott, mir wird schlecht) aber sie rührt sich nicht. Sie liegt immer noch genauso reglos da wie vorher. Ihr Kopf und ihre Schultern hängen über die Bettkante. Dylan drückt ihre Beine auseinander und winkt die Kamera näher, die nächsten Fotos zeigen rosig entblößtes Fleisch ….“

Schon im Klappentext steht „Nein, richtig sympathisch ist Emma nicht“ und sie ist es tatsächlich nicht. Die Autorin hat hier eine Hauptprotagonistin angelegt, die einem vom 1. Satz an dermaßen unsympathisch ist, dass ich gar nicht weiß, wie ich mich mit ihr identifizieren soll, damit ich das, was ihr passiert, als schrecklich erachten kann. Ich kann es leider nicht. Emma ist schrecklich …..

Der Schreibstil der Autorin ist in meinen Augen leider nicht viel besser. Gedanken von Emma werden manchmal in Klammern und als Kursivschrift eingefügt, manchmal aber eben auch nicht und ich fand es sehr verwirrend.

Auch ist nicht immer klar erkennbar, welche/r der ProtagonistInnen gerade erzählt und ob es sich um Gegenwart oder Vergangenheit handelt. Manchmal fehlt da einfach ein Übergang.

Das Buch ist in 2 Teile aufgegliedert.

Im 1. Teil lernen wir Emma und ihre Freundinnen kennen und erfahren etwas darüber, wie Emma generell tickt incl. dem Partyabend, von dem die wichtigsten Informationen für den Leser jedoch im Verborgenen bleiben.

Der 2. Teil handelt ca. 1 Jahr nach dieser verheerenden Partynacht und der Leser erfährt, wie es Emma zwischenzeitlich geht. Ihr Fall soll nun endlich vor Gericht gebracht werden und nach 1 Jahr wird noch immer in Presse und TV von „Dem Mädchen aus Ballinatoom“ berichtet. Außerhalb der häuslichen 4 Wände gleicht alles einem Spießrutenlauf, weswegen Emma sich überwiegend zu Hause aufhält und da die meiste Zeit alleine in ihrem Zimmer.

Ihre Eltern machen mich rasend und ich bin sicher, dass die ganze Geschichte anders verlaufen wäre, hätten ihre Eltern auch nur für 5 Cent Arsch in der Hose. Der einzige Mensch, der meiner Meinung nach klar im Kopf ist, ist ihr Bruder Bryan. Leider steht er alleine auf verlorenem Posten.

Da ich das Buch nicht beendet habe, weiß ich natürlich auch nicht, wie die Geschichte für Emma ausgegangen ist.

Hätte die Autorin eine sympathische Protagonistin geschaffen, mit der ich hätte mitleiden können, hätte ich das Buch sicher nicht vor dem Ende aus der Hand gelegt. So muss ich – leider – sagen, dass es mich nicht im geringsten interessiert, wie die Geschichte endet.

Das Thema Vergewaltigung und wie damit in der Gesellschaft umgegangen wird, ist sicherlich ein wichtiges Thema über das geredet und geschrieben werden sollte – aber doch bitte nicht so!