Cover-Bild Ich bleibe hier
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22,00
inkl. MwSt
  • Verlag: Diogenes
  • Themenbereich: Belletristik - Belletristik: zeitgenössisch
  • Genre: Romane & Erzählungen / Sonstige Romane & Erzählungen
  • Seitenzahl: 288
  • Ersterscheinung: 24.06.2020
  • ISBN: 9783257071214
Marco Balzano

Ich bleibe hier

Maja Pflug (Übersetzer)

Ein idyllisches Bergdorf in Südtirol – doch die Zeiten sind hart. Die Leute werden vor die Wahl gestellt: entweder nach Deutschland auszuwandern oder als Bürger zweiter Klasse in Italien zu bleiben. Trina entscheidet sich für ihr Dorf, ihr Zuhause. Als die Faschisten ihr verbieten, als Lehrerin tätig zu sein, unterrichtet sie heimlich. Und als ein Energiekonzern für einen Stausee Felder und Häuser überfluten will, leistet sie Widerstand – mit Leib und Seele.

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Lesejury-Facts

Meinungen aus der Lesejury

Veröffentlicht am 02.08.2020

Düstere Zeitgeschichte...

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Das Buch wurde mir empfohlen und da meine Eltern in dieser Region sehr gern in den Urlaub fahren, war ich doch sehr gespannt.

In der Geschichte geht es um Trina und Erich, die im beschaulichen Graun ein ...

Das Buch wurde mir empfohlen und da meine Eltern in dieser Region sehr gern in den Urlaub fahren, war ich doch sehr gespannt.

In der Geschichte geht es um Trina und Erich, die im beschaulichen Graun ein einfaches Leben führen. Im idyllischen Bergdorf haben sie alles was sie brauchen, doch dann kommt der Krieg und verändert alles. Wird ihnen ihr beschauliches Leben bleiben?

Gut gefallen hat mir die Wahl der Erzählperspektive, denn Trina fungiert als Erzählerin und schildert ihrer Tochter was sie alles erlebt hat. So bekam man tiefe Einblicke in die Gefühls- und Gedankenwelt der Protagonistin.

Der Roman beruht auf wahren Begebenheiten, denn das Dorf Graun hat es wirklich einmal gegeben. Ich mag so etwas sehr gern. Ich habe sehr viel dazu gelernt, denn mir war nicht bewusst, dass Deutsche jemals unter Faschisten zu leiden hatten.

Die Geschichte zeigt sehr deutlich auf, wie hart die Arbeit eines einfachen Bauern war und was die Belange von Konzernen alles zerstören können.

Der nüchterne Schreibstil Balzanos passt perfekt zu dieser eher düsteren Geschichte. Der Roman hat sich angenehm lesen lassen und berührt enorm. Ich muss allerdings gestehen, dass er mich doch sehr emotional heruntergezogen hat, da einfach so viel Trauriges passiert und kaum Hoffnung verbreitet wird.

Fazit: Die Beschreibung einer heutigen Urlaubsregion mal unter einem ganz anderen Blickwinkel weiß zu unterhalten und zu berühren. Gern spreche ich eine Leseempfehlung aus.Prädikat gut.

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Veröffentlicht am 30.07.2020

Die eigenen Wurzeln

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Trina ist eine mutige und engagierte Frau, die trotz ihrer schwer erarbeiteten Ausbildung unter dem Regime der faschistischen Italiener nicht ihrem Beruf als Lehrerin nachkommen darf. Sie entschließt sich ...

Trina ist eine mutige und engagierte Frau, die trotz ihrer schwer erarbeiteten Ausbildung unter dem Regime der faschistischen Italiener nicht ihrem Beruf als Lehrerin nachkommen darf. Sie entschließt sich heimlich zu unterrichten und begibt sich damit kurz vor dem Ausbruch des Ersten Weltkrieges selber in Gefahr. Gleichzeitig kämpft sie an der Seite ihres Mannes gegen einen Energie-konzern, der das Tal mit einen Staudamm fluten möchte und damit den Anwohnern ihre Heimat nehmen wird. Ein ungleicher Kampf um das Schicksal vieler Menschen...

Der erfolgreiche italienische Autor Marco Balzano hat mit "Ich bleibe hier" aus meiner Sicht einen sehr leidenschaftlichen und berührenden Roman geschrieben. Er erzählt die Geschichte in einem sehr angenehm zu lesenden Schreibstil, die mich schnell in die Zeit des frühen 20. Jahrhunderts entführt hat. Seine Hauptprotagonistin Trina hat schon nach wenigen Seiten als lebensfrohe und engagierte Frau meine Sympathien gewonnen und es machte Spaß ihrem ereignisreichen Schicksalsweg zu folgen. Marco Balzano gelingt es dabei die Lebensgeschichte der gesamten Familie so berührend und durch gut recherchierte historische Fakten authentisch zu schildern, dass es mir kaum gelang, das Buch zur Seite zu legen. Sehr schön arbeitet der Autor den leidenschaftliche Kampf um die eigenen Wurzeln heraus und verleiht der Geschichte damit viel Tiefe.

Insgesamt ist "Ich bleibe hier" ein aus meiner Sicht sehr gut gelungener Schicksals-Roman mit einem interessanten historischen Hintergrund, von dem man sich heute noch mit der markanten Kirche im See ein gutes Bild machen kann. Ich empfehle das Buch daher gerne weiter und bewerte es mit guten vier von fünf Sternen.

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Veröffentlicht am 21.07.2020

Fiktiv mit einem wahren historischen Kern

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Graun ist ein kleines, idyllisches Dorf in Südtirol. Seit Jahrhunderten zusammengewachsen, werden die Bewohner von 1939 bis 1943 gefragt, ob sie nach Deutschland auswandern oder als Bürger zweiter Klasse ...

Graun ist ein kleines, idyllisches Dorf in Südtirol. Seit Jahrhunderten zusammengewachsen, werden die Bewohner von 1939 bis 1943 gefragt, ob sie nach Deutschland auswandern oder als Bürger zweiter Klasse in Italien bleiben. Die junge Trina entscheidet sich für ihr Dorf. Allerdings darf sie dann nicht als Lehrerin tätig sein, nur heimlich unterrichtet sie auf deutsch in Kellern und Scheunen. Da holt die italienische Regierung eine alte Idee erneut hervor: Ein Energiekonzern soll die Felder und Häuser für einen Stausee überfluten. Mit ihrem Ehemann leistet Trina Widerstand gegen diesen Plan.

Es ist ein bekanntes Bild: der Turm der Kirche, der aus dem See herausragt, passend auch auf dem Titelbild des Buches wiedergegeben. Der Autor Marco Balzano spinnt um die Geschichte der versunkenen Dörfer Reschen und Graun eine Erzählung, die sich an den historischen Hintergrund im letzten Jahrhundert anlehnt. Das Problem der Südtiroler, die weder so richtig italienisch noch so richtig deutsch sind, wird gut dargestellt. Bitter ist die Herangehensweise des italienischen Staates, das über die Bedürfnisse der Dorfbewohner hinweggeht. Das spiegelt Balzanos Geschichte gut wieder. Etwas gestört hat mich der Erzählstrang um Trinas Tochter Marica, es lenkt zeitweise vom eigentlichen Konflikt des Buches ab.

Diese fiktive Geschichte mit einem wahren historischen Kern empfehle ich gerne weiter und vergebe 4 von 5 Sternen.

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Veröffentlicht am 15.07.2020

Eine deprimierende, aber unglaublich realistische Darstellung eines Dorfes, das nie irgendwo wirklich dazugehört hat

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Trina wächst in einem kleinen Dorf in Südtirol auf. Als sie ein Kind ist, ist die Welt noch in Ordnung. Natürlich ist nicht alles perfekt, aber im Vergleich zu später ist es zumindest erträglich.
Trina ...

Trina wächst in einem kleinen Dorf in Südtirol auf. Als sie ein Kind ist, ist die Welt noch in Ordnung. Natürlich ist nicht alles perfekt, aber im Vergleich zu später ist es zumindest erträglich.
Trina will Lehrerin werden und kaum hat sie ihr Examen, darf sie es nicht mehr sein. Denn sie ist Tirolerin und die Jobs gehen nur noch an Italiener, das hat der Duce so bestimmt. Wer heimlich unterrichtet, wird deportiert. Trina heiratet und bekommt Kinder, aber trotzdem wird sie immer wieder von den Ereignissen der Zeit eingeholt und heimgesucht. Irgendwann müssen sich die Bewohner entscheiden: bleiben sie oder „kehren sie heim ins Reich“. Welcher Diktator ist das kleinere Übel?
Schließlich steht sogar das ganze Dorf auf dem Spiel: ein Staudamm soll gebaut werden. Und Trinas Leben wird so oder so nie mehr sein, wie es einmal war.


Dieses Buch ist wirklich erschütternd und deprimierend, aber auch sehr, sehr wichtig. Die Südtiroler gehören zu einer Gruppe, die seit den 1920er Jahren bis nach dem Krieg viel mitgemacht haben. Sie sind keine „richtigen“ Italiener, aber auch keine „richtigen“ Deutschen. Sie sitzen zwischen den Stühlen, wie auch ihre Heimat zwischen den Ländern eingepfercht liegt. Italien, Österreich (später das Deutsche Reich), die Schweiz. Sie gehören nirgendwo so richtig dazu und mal haben die einen die Macht, mal die anderen.

Als Trina ein Kind ist, ist all das nicht wichtig. Man lebt einfach sein Leben. Das Dorf besteht zum Großteil aus Bauern und die Menschen leben nach dem Gebot der Jahreszeiten und mit der Natur. Politik ist ihnen nicht wichtig, ob sie offiziell nun zu diesem oder jenem Land gehören, schert keinen. Tradition ist wichtig, die Dorfgemeinschaft ist wichtig, mehr nicht.

Doch dann wird das Dorf von den Ereignissen der Geschichte eingeholt: Mussolini beschließt, sie sind nicht Italiener genug. Alle Einwohner verlieren ihre Jobs, auch Trina darf, frisch examiniert, nicht unterrichten, ihre Trachten, ihre Sprache, alles wird verboten. Wer dagegen verstößt wird zusammengeschlagen, verschleppt, oder schlimmeres.
Kaum ist Italien mit dem Deutschen Reich verbündet, mitten im Krieg, schon müssen die Einwohner entscheiden, ob sie zu Nazi-Deutschland oder Mussolini-Italien gehören wollen. Viele entscheiden sich für das Reich, andere, wie Trina, entscheiden sich zu bleiben. Doch die Nazis bedrohen auch ihre Heimat: ein Staudamm soll gebaut werden. Ein Plan, der immer wieder gefasst wurde, aber bislang nie durchgezogen wurde. Dieses Mal jedoch, scheinen alle wild entschlossen.

Trinas Geschichte ist fiktiv, doch die Ereignisse in der Region sind wahr. Es gab die erwähnten Dörfer, es gab die Verbote, die Säuberungen und diese Region, die so oft zum Spielball der Geschichte wurde.
Ich persönlich liebe es in Romanen versteckte historische Wahrheiten zu lesen. Geschichte war schon immer meine Leidenschaft und hier wird sie sehr überzeugend dargestellt. Dabei bricht das Buch immer wieder mit Klischees historischer Romane: die „Heldin“ ist nicht die eine Abweichlerin unter vielen Lemmingen. Doch sie gibt den Ereignissen ein Gesicht. Ihre Geschichte ist nicht so fantastisch, dass sie nicht wahr sein könnte und deswegen macht sie das Buch realistisch.


Fazit: Die Ereignisse in der Region sind wahr, es gab Trinas unter den Menschen dort, es gab Verletzte und Tote und Menschen, die sehr leiden mussten. Dementsprechend ist dieses Buch immer wieder sehr deprimierend, aber andererseits braucht die Handlung das auch, denn die historische Wirklichkeit für die Region, ist deprimierend und erschreckend.
Man spürt die Verzweiflung und die Wut der Menschen und dieses Gefühl, egal, wer gerade an der Macht ist und das Sagen über die Region hat, besser wird es sowieso nicht, denn keiner stand jemals wirklich auf ihrer Seite. Sie waren immer der Spielball, immer der Außenseiter. Und dieses Gefühl bringt das Buch sehr gut rüber.

Von mir bekommt es 4 Sterne, weil mir ein paar Fragen zu offen geblieben sind.

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Veröffentlicht am 25.06.2020

Geschichtlich wichtig, emotional ansprechend

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Trina stammt aus einem idyllischen Bergdorf in Südtirol. Alles könnte so schön sein. Sie hat gute Freundinnen, kann sich den Traum vom Lehrerinnendasein erfüllen, doch dann kommt alles anders. Die Faschisten ...

Trina stammt aus einem idyllischen Bergdorf in Südtirol. Alles könnte so schön sein. Sie hat gute Freundinnen, kann sich den Traum vom Lehrerinnendasein erfüllen, doch dann kommt alles anders. Die Faschisten verbieten ihr das Unterrichten, die Anwohner werden gezwungen sich zu entscheiden, ob sie nach Deutschland auswandern oder in Südtirol als Menschen zweiter Klasse verbleiben. Ihr Mann muss Kriegsdienst verrichten, die Kinder machen Kummer, die Nazis sorgen auch für große Probleme und ein Stausee soll gebaut werden, der das Dorf gefährdet.

Der Schreibstil ist sehr ansprechend, sehr klar, ohne Klitsch und ziemlich eindringlich. Authentische Charaktere, die teilweise über sich hinaus wachsen und diese Geschichte, die auf wahren geschichtlichen Begebenheiten beruht, haben mich gefesselt. Es ist schier unglaublich was die Menschen in Südtirol damals erleiden mussten - und wie ich finde weiß man eigentlich viel zu wenig darüber bzw. ist es viel zu selten Thema. Wie schlimm tatsächlich alles war, hatte so nicht auf dem Schirm, denn es verblasst ein wenig im Vergleich zu DEN Gräueltaten der Nazis - das macht das Geschehen aber nicht besser. Das heute so beliebte Urlaubsziel birgt so viel Geschichte, die Menschen zermürbt hat, das möchte man kaum glauben: Umso wichtiger finde ich dieses Buch. Es zeigt, was tatsächlich hinter diesem interessant anzusehenden Kirchturm mitten im See steckt - alles andere als eine schöne Sache.
Auch zeigt die Geschichte beeindruckende Menschen, die über sich hinaus wuchsen, Widerstand leisteten, ihre Heimat schätzten und (versuchten zu) schützten. Sie haben alles verloren, ihre Sprache, ihre Identität und nun sollen sie auch noch ihres Lebensraumes beraubt werden...

Geschichtlich wichtig, emotional ansprechend kann ich das Buch nur empfehlen.

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