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Veröffentlicht am 03.10.2020

Reise ins grausige Mittelalter...

Der Halbbart
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Aufmerksam geworden bin ich auf diesen Roman aufgrund der Buchpreisnominierung. Gebannt begann ich zu lesen.

In der Geschichte geht es um den etwa Zwölfjährigen Sebi, der am liebsten Geschichten hört ...

Aufmerksam geworden bin ich auf diesen Roman aufgrund der Buchpreisnominierung. Gebannt begann ich zu lesen.

In der Geschichte geht es um den etwa Zwölfjährigen Sebi, der am liebsten Geschichten hört und auch gern selber Geschichten erzählen würde. Er träumt gern vor sich hin, doch ist das gut in Zeiten des düsteren Mittelalters?

Der Roman besticht vor allem durch seine Sprachgewalt, denn der Erzählstil und die verwendeten Worte sind einfach nur schön. Ich habe mir viele kluge Sätze notiert.

Sebi fungiert als Ich- Erzähler und war mir bereits auf den ersten Seiten sympathisch, da ich mich sehr gut mit ihm identifizieren konnte. Als Kind und manchmal auch heute noch, träume ich mich gerne mal weg und vergesse die Welt um mich herum. Unser Eusebius hat ein Talent für das Beobachten und Werten vom Verhalten anderer. Hier hatte man oft das Gefühl, dass er längst erwachsen ist, was vielleicht an der rauen Zeit liegt, in der er groß wird.

Seine beiden Brüder könnten unterschiedlicher kaum sein. Während ich Geni sehr bewundert habe wie er mit seinem Schicksal umgeht, so habe ich Poli so manches Mal verwünscht für seine gewalttätige Art.

Meine absolute Lieblingsfigur hingegen war der Namensgeber des Buches: der Halbbart. Er ist ein Mensch mit sieben Siegeln. Manche Geheimnisse um ihn werden gelüftet, als Leser ist man fasziniert von ihm und seinem Schicksal. Leider verblasst er im Verlaufe der Geschichte immer mehr und ich habe nicht alles erfahren was ich mir gewünscht hatte. Und die Andeutungen waren meines Erachtens zu wenig, um sich als Leser seine Geschichte selbst weiterspinnen zu können.

Besonders eindrücklich ist es dem Autor gelungen das Mittelalter darzustellen, denn es ist von Grausamkeiten und Entbehrlichkeiten geprägt. Ich musste ein ums andere Mal schlucken was die Figuren des Romans so aushalten müssen.

Während ich bis ungefähr zur Mitte des Buches richtig Freude an der Geschichte hatte und kaum aufhören konnte zu lesen, ließ sich die Lektüre mit der Zeit immer beschwerlicher lesen und ich kann gar nicht genau sagen wieso. Irgendwie fesselte mich das Erzählte nicht mehr so sehr, ich brauchte lange, um das Gelesene zu verarbeiten und oft liefen angefangene Erzählstränge irgendwie ins Leere.

Und so verbleibe ich nach der Lektüre etwas ratlos zurück. Selten musste ich so lange über einer Rezension sitzen, eh mir die richtigen Worte einfielen. Der Roman ist gewiss nicht schlecht, hat meine Erwartungen einfach nur bedingt erfüllt.

Fazit: Sprachlich eine Wucht, zum Schluss etwas zäh. Als Leser wird man immer wieder gefordert, das muss man mögen. Ich spreche dennoch eine Empfehlung aus, weil mich die Lektüre sehr nachdenklich gestimmt und mir einiges abverlangt hat.

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Veröffentlicht am 20.09.2020

Begegnungen mit Folgen...

Die Unschärfe der Welt
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Auf diesen Roman bin ich aufmerksam geworden, weil er auf der Longlist des deutschen Buchpreises stand. Gespannt begann ich zu lesen und musste feststellen, dass man auch auf recht wenigen Seiten sehr ...

Auf diesen Roman bin ich aufmerksam geworden, weil er auf der Longlist des deutschen Buchpreises stand. Gespannt begann ich zu lesen und musste feststellen, dass man auch auf recht wenigen Seiten sehr viel erzählen kann.

In der Geschichte geht es um die Familie von Florentine und Hannes, die in der Region Banat aufwachsen. Sie spüren am eigenen Leib die Gesetze und strenken Regeln des Ostblocks. Als Pfarrer hat der Staat ihn immer im Blick. Welchen Einfluss hat der Umbruch auf die vier Generationen der Familie?

Im Roman werden vier Generationen dargestellt, von denen nahezu jede in einem anderen politischen System aufwächst. Der Fokus liegt jedoch auf den handelnden Figuren, was ich mochte. Die politischen Einflüsse werden nur am Rand beleuchtet.

Das Leben von Florentine und Hannes habe ich als recht karg und arbeitsreich empfunden. Sie haben wenig, scheinen damit aber nicht unglücklich zu sein. Ihre ruhige und bedachte Art hatte schon etwas für sich.

Die Generation der Eltern hat Enteignung erlebt. Mir schien als wenn dieser Umbruch die Betroffenen irgendwie gebrochen hat. Vor dem Sozialismus genossen sie einfach mehr Freiheiten.

Die Kinder und Enkel haben das Glück einen neuen politischen Umbruch mitzuerleben zu dürfen, der ihr Leben verbessert.

Ich gehe deswegen nicht auf alle Figuren einzeln ein, weil ich sonst bereits zu viel vom Inhalt und den Zusammenhängen verraten würde. Jeder Abschnitt dreht sich um einen anderen Protagonisten und erst nach und nach wird klar wie derjenige zur Familie gehört.

Meine Lieblingsfigur hingegen war Benedikt, was wohl keine Überraschung ist. Seine Liebe zu den Büchern und sein Gespür anderen einen guten Roman zu empfehlen, das hat mir gefallen und ich konnte mich am besten mit ihm identifizieren. Seine Suche nach der Liebe hat mich ebenfalls berührt.

Sprachlich ist der Roman schlichtweg ein Gedicht. Es gab so viele Sätze, die ich mir beim Lesen herausschreiben musste, weil sie mich beeindruckt haben. Alles ist so gut beschrieben, dass man die Geschichte wie einen Film vor seinem inneren Auge abspielen sieht.

Mein einziger Kritikpunkt ist der Schluss. Hier überstürzen sich die Ereignisse und die Jahre stolpern nur so dahin, so dass ich beim Lesen etwas die Orientierung verloren habe. Hier hatte ich stark das Gefühl, dass man jetzt nun aber ganz schnell zum Ende kommen und jeden Handlungsstrang auflösen will. Das hätte es in meinen Augen gar nicht gebraucht.

Fazit: Ein sprachgewaltiger Roman, der mich gut unterhalten hat. Gern spreche ich eine Leseempfehlung aus. Gelungen!

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Veröffentlicht am 11.09.2020

Zauberhafte Fortführung der Trilogie...

Die Farben der Schönheit - Sophias Träume (Sophia 2)
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Seit "Die Schmetterlingsinsel" lese ich diese Autorin mit Begeisterung, weshalb ich zu jedem ihrer Bücher greife. Bei dem vorliegenden Roman handelt es sich um den zweiten Teil einer Trilogie, weshalb ...

Seit "Die Schmetterlingsinsel" lese ich diese Autorin mit Begeisterung, weshalb ich zu jedem ihrer Bücher greife. Bei dem vorliegenden Roman handelt es sich um den zweiten Teil einer Trilogie, weshalb ich jedem Leser dazu rate erst einmal Band eins "Sophias Hoffnung" zu lesen.

Im vorliegenden Teil begleitet der Leser die Ich- Erzählerin Sophia in Paris und nach New York in den Jahren 1929 bis 1934 und dabei landet man mitten im Puderkrieg zwischen Elizabeth Arden und Helena Rubinstein. Was hält das Schicksal dieses Mal für Sophia parat?

Der Folgeband schließt nahtlos an den ersten an, so dass man keine Einstiegsschwierigkeiten hat. Vielmehr fühlte es sich an wie ein Besuch bei alten Bekannten.

Auch hier erlebt man wieder Höhen und Tiefen mit der sympathischen Sophia. Während ich im ersten Band noch so meine Schwierigkeiten mit ihr hatte, wuchs sie mir hier nun so richtig ans Herz. Aus Fräulein Krohn ist nun eine richtige Dame geworden, die ihre Ziele im Leben verfolgt. Der Autorin gelang es zu verdeutlichen wie sich die Hauptfigur entwickelt hat. Auf mich wirkte sie deutlich erfahrener und reifer, nicht mehr so naiv wie zu Beginn.

Zudem trifft man auf alte Bekannte wie zum Beispiel Freundin Henny, die sich ebenfalls stark gewandelt hat.

Das Besondere an dem Buch ist mal wieder, dass Frau Bomann geschichtliche Hintergründe so einfließen lässt, dass man bei der Lektüre etwas lernt und sich perfekt in der dargestellten Zeit wiederfindet. Im Fokus steht aber dennoch das Leben der Hauptfigur und nicht die politischen Ereignisse.

Fazit: In meinen Augen der ideale Mix aus Zeitgeschichte und Liebe mit einer starken Frauenpersönlichkeit. Gern spreche ich eine Leseempfehlung aus und freue mich auf den Abschluss der Reihe.

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Veröffentlicht am 02.08.2020

Düstere Zeitgeschichte...

Ich bleibe hier
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Das Buch wurde mir empfohlen und da meine Eltern in dieser Region sehr gern in den Urlaub fahren, war ich doch sehr gespannt.

In der Geschichte geht es um Trina und Erich, die im beschaulichen Graun ein ...

Das Buch wurde mir empfohlen und da meine Eltern in dieser Region sehr gern in den Urlaub fahren, war ich doch sehr gespannt.

In der Geschichte geht es um Trina und Erich, die im beschaulichen Graun ein einfaches Leben führen. Im idyllischen Bergdorf haben sie alles was sie brauchen, doch dann kommt der Krieg und verändert alles. Wird ihnen ihr beschauliches Leben bleiben?

Gut gefallen hat mir die Wahl der Erzählperspektive, denn Trina fungiert als Erzählerin und schildert ihrer Tochter was sie alles erlebt hat. So bekam man tiefe Einblicke in die Gefühls- und Gedankenwelt der Protagonistin.

Der Roman beruht auf wahren Begebenheiten, denn das Dorf Graun hat es wirklich einmal gegeben. Ich mag so etwas sehr gern. Ich habe sehr viel dazu gelernt, denn mir war nicht bewusst, dass Deutsche jemals unter Faschisten zu leiden hatten.

Die Geschichte zeigt sehr deutlich auf, wie hart die Arbeit eines einfachen Bauern war und was die Belange von Konzernen alles zerstören können.

Der nüchterne Schreibstil Balzanos passt perfekt zu dieser eher düsteren Geschichte. Der Roman hat sich angenehm lesen lassen und berührt enorm. Ich muss allerdings gestehen, dass er mich doch sehr emotional heruntergezogen hat, da einfach so viel Trauriges passiert und kaum Hoffnung verbreitet wird.

Fazit: Die Beschreibung einer heutigen Urlaubsregion mal unter einem ganz anderen Blickwinkel weiß zu unterhalten und zu berühren. Gern spreche ich eine Leseempfehlung aus.Prädikat gut.

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Veröffentlicht am 28.06.2020

Wenn der Blutgott dich auserkoren hat...

Blutgott
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Bei dem vorliegenden Buch handelt es sich um den siebten Teil der Reihe. Ich kenne keinen der Vorgänger und hatte trotzdem keine Verständnisprobleme.

Im Buch geht es um eine Reihe von mysteriösen Morden, ...

Bei dem vorliegenden Buch handelt es sich um den siebten Teil der Reihe. Ich kenne keinen der Vorgänger und hatte trotzdem keine Verständnisprobleme.

Im Buch geht es um eine Reihe von mysteriösen Morden, die von minderjährigen Teenagern verübt werden. Entscheiden diese sich selbst dafür oder werden sie von jemanden dazu animiert? Kann Clara den oder die Täter überführen?

Es ist mein erstes Buch von Etzold und mir gefiel sein Schreibstil enorm, denn er ist so mitreißend, dass die Seiten nur so durchgesuchtet werden. Kurze, knackige Kapitel und schnelle Szenenwechsel sorgten für den nötigen Spannungsbogen, der über die gesamte Geschichte konstant oben war.

Man spürte auf jeder Seite, dass der Autor Kontakt zu Rechtsmedizinern hatte als er dieses Buch schrieb, denn die Darstellung der Verletzungen, die entstandenen Muster von Blutspritzern und Co waren so realistisch dargestellt, dass man jedes Wort ohne zu zögern glaubt.

Mir hat der geschilderte Fall wirklich zahlreiche Gänsehautmomente beschert und ich konnte den Thriller nicht vor dem Schlafengehen lesen, denn sonst hätte ich kein Auge zu bekommen. Das Besondere für mich hier war, dass einige Szenen unweit meiner Heimat spielen, was für zusätzliches Gänsehautfeeling sorgte.

Die dargestellten Ermittler fand ich eigentlich alle ganz cool, besonders jedoch MacDeath, weil er einen ähnlichen Humor hat wie ich und zudem hält was sein Spitzname verspricht.

Man fiebert dem Schluss atemlos entgegen, um dann ein anderes Ende zu bekommen als erwartet, denn es ist offen gehalten und man muss den Folgeband lesen, um mehr zu erfahren. Ich habe damit kein Problem, weil die Vorfreude so noch größer ist.

Das einzige Manko: vorherige Fälle wurden nach meinem Geschmack zu penetrant erwähnt. Ich weiß, dass bei Serien Autoren das oft machen, dass sie auf alte Fälle hinweisen, aber das geht auch schlichter und nicht so extrem wie hier mit der "Holz- Hammer- Methode".

Fazit: Spannung pur, für alle die keine schwachen Nerven haben und sich gern mal gruseln. Gern spreche ich eine Leseempfehlung aus. Gelungen!

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