Platzhalter für Profilbild

ministerelfen

Lesejury-Mitglied
offline

ministerelfen ist Mitglied der Lesejury

Melde dich in der Lesejury an, um dich mit ministerelfen über deine Lieblingsbücher auszutauschen.

Anmelden

Meinungen aus der Lesejury

Veröffentlicht am 03.08.2020

Ein Lichtblick im Chaos der Wirklichkeit

Grundlagen gesellschaftlicher Entwicklungen im 21. Jahrhundert
3

Ein Lichtblick im Chaos der Wirklichkeit

Vorab ein ehrliches Bekenntnis: Ich bin seit Jahren ein Fan von Andreas Herteux. Nicht nur von seinen Büchern, sondern auch von seinen zahlreichen Veröffentlichungen ...

Ein Lichtblick im Chaos der Wirklichkeit

Vorab ein ehrliches Bekenntnis: Ich bin seit Jahren ein Fan von Andreas Herteux. Nicht nur von seinen Büchern, sondern auch von seinen zahlreichen Veröffentlichungen in den Medien. Deswegen bin ich bei jedem seiner Bücher positiv gestimmt.

Sein Buch "Grundlagen gesellschaftlicher Entwicklungen im 21. Jahrhundert" erscheint eigentlich erst am 01.08.2020, aber ich habe bereits vor einigen Wochen ein Rezi-Exemplar über den Erich von Werner Verlag erhalten und seit gestern dürfen die Meinungen auch veröffentlicht werden. Verlag und Autor habe ich meine Meinung auch schon etwas länger mitgeteilt.

Jetzt aber zum Buch! Erstmal ganz frech und frei: Es ist immer Skepsis angebracht, wenn jemand sich in einem Buch zum Ziel setzt, die Gesellschaft oder deren Entwicklungen zu erklären. Es macht misstrauisch und man könnte vermuten, dass hier irgendwas ideologisches weichgekocht wird. Wird es aber nicht, denn das hier ist aber verblüffend plausibel und vor allem sehr originell.

Es kommt heute selten vor, dass man eine halbwegs plausible Theorie findet, die halbwegs hilft, die Komplexität der gesellschaftlichen Veränderungen zu verstehen. Auch mal welche, die nicht schon 100 x durchgekaut wurden und doch unbefriedigend sind.

Hier finden sich ein halbes Dutzend davon, die ein faszinierendes Bild der Wirklichkeit ergeben und vor allem neu sind:

Homo stimulus

Unter einem Homo stimulus versteht man eine derartig konditionierte Person, die an eine permanente Konfrontation mit hochfrequentierten, kurzen sowie künstlichen Reizen gewöhnt ist und sich ihnen kaum oder nur teilweise entziehen kann oder will. Im Gegenteil werden bestimmte Reize oft selbst eingefordert oder ein entsprechender Reizdialog angestoßen.

Identifikationsdissonanz

Die Theorie der modernen Identifikationsdissonanz, die voraussetzt, dass die Erosion der Lebenswirklichkeiten sich dynamisiert hat und die Möglichkeiten der Selbstentfaltung sich potenziert haben, besagt, dass es zunehmend Konflikte des Einzelnen bezüglich der eigenen Rolle als Teil eines Milieus und des persönlichen Individualisierungs- und Einbettungsprozesses geben kann und diese langfristig Einfluss auf die gesellschaftlichen Entwicklungen und Strukturen nehmen werden

Kollektiver Individualismus

Unter einem kollektiven Individualismus wird ein Individualismus verstanden, bei dem das Individuum so eingebettet wird, dass die individuelle Selbstentfaltung innerhalb eines nicht oder kaum sichtbaren Rahmens stattfinden kann. Der kollektive Individualismus ist zugleich die Bezeichnung einer Zeitperiode. Grundsätzlich sind zwei Varianten zu unterscheiden:

Vollständiger kollektiver Individualismus

Der vollständige kollektive Individualismus ist das Produkt eines totalen Individualisierungsprozesses, der nicht mehr durch Milieukämpfe sowie weitere Einschränkungen gehemmt wird. Er ist die Reinform, bzw. das Ideal des kollektiven Individualismus und dürfte im 21. Jahrhundert nicht mehr erreicht werden.

Unvollständiger kollektiver Individualismus

Der unvollständige kollektive Individualismus ist ein kollektiver Individualismus, bei dem der Individualisierungs- und Einbettungsprozess gehemmt oder verlangsamt, wird bzw. nicht vollständig abgeschlossen werden kann. Typische Faktoren dieser Hemmung wären z.B. Milieukämpfe oder die Identifikationsdissonanz. Es handelt sich daher um eine aktuelle Realitätsform. Der kollektive Individualismus des 21. Jahrhunderts wird ein unvollständiger sein.

Milieukampf

Milieukampf bedeutet, dass sich zwischen den Lebenswirklichkeiten (Milieus) einer Gesellschaft (oder mehrerer Gesellschaften) Konflikte ergeben, die aktiv oder passiv ausgetragen werden.

Milieukonflikt

Dem Milieukampf gehen stets Milieukonflikte voraus.

Milieukonflikte sind Konflikte, die dann begründet werden, wenn die Bedürfnisse der Milieubildenden teilweise oder gänzlich unerfüllt bleiben bzw. das Selbstverständnis der Lebenswirklichkeit attackiert wird.

Moderne Reizgesellschaft

Unter einer modernen Reizgesellschaft versteht man einen Zusammenschluss von Individuen, der in starker Frequenz beeinflussenden, in der Regel künstlich erzeugten Reizen ausgesetzt ist und sich diesen nur schwer oder nicht entziehen kann bzw. das zum Teil auch nicht möchte.

Verhaltenskapitalismus

Unter Verhaltenskapitalismus versteht man eine Spielart des Kapitalismus, in der menschliches Verhalten zum zentralen Faktor für die Produktion und Bereitstellung von Gütern und Dienstleistungen wird.

Wertekapitalismus

Der Wertekapitalismus [die Wertemarktwirtschaft] ist eine Wirtschaftsordnung, in der Werte zu einem Produktionsfaktor werden.

Zeitenwandel

Unter einem Zeitenwandel versteht man einen zeitlichen Abschnitt, in dem sich dessen einzelne Elemente auf eine solche Art und Weise dynamisch gegenseitig beeinflussen, dass diese eine Neuordnung der bisherigen (globalen) Machtverhältnisse bewirken können.

Diese Elemente sind:

Umgang mit dem technologischen Fortschritt (z. B. Digitalisierung, Verhaltenskapitalismus, Homo stimulus, Biotechnologie, KI, Optimierung des Menschen)
Aufstieg neuer Konkurrenten auf den Weltmärkten (z. B. asiatische Staaten)
Schwäche der westlichen Welt (z. B. durch Instabilität, schwindendes Vertrauen in bestehende Ordnungen, Verlust von Wettbewerbsfähigkeit oder durch den politischen Aufstieg Chinas)
Veränderung der Umweltbedingungen (z. B. durch Klimawandel, Pandemien, Ressourcenausbeutung oder Umweltzerstörung)
Fehlen von Perspektiven bei einem Teil der Menschheit (z. B. durch Überbevölkerung oder unbefriedigte Grund- und Sicherheitsbedürfnisse)

Die Quelle für die Definitionen findet sich hier. Ich habe sie übernommen. Sie sind ein Zitat und das Urheberrecht gehört zu der Quelle.
Insgesamt ergibt sein ein Bild der Gegenwart, dem ich zu 100% zustimme. Es ist verblüffend logisch und man fragt sich als Leser, warum andere Beobachter nur Teile des Waldes vor lauter Bäume sehen.
Vielleicht braucht es in Zeiten, in denen die Menschen die Welt die Welt nicht mehr verstehen Denker wie Andreas Herteux, die alles ordnen können
5 Sterne und eine klare Empfehlung - auch als Nicht-Fan

  • Einzelne Kategorien
  • Cover
  • Erzählstil
  • Handlung
  • Charaktere
Veröffentlicht am 03.08.2020

Ein Lichtblick im Chaos der Wirklichkeit

Grundlagen gesellschaftlicher Entwicklungen im 21. Jahrhundert
1

Ein Lichtblick im Chaos der Wirklichkeit

Vorab ein ehrliches Bekenntnis: Ich bin seit Jahren ein Fan von Andreas Herteux. Nicht nur von seinen Büchern, sondern auch von seinen zahlreichen Veröffentlichungen ...

Ein Lichtblick im Chaos der Wirklichkeit

Vorab ein ehrliches Bekenntnis: Ich bin seit Jahren ein Fan von Andreas Herteux. Nicht nur von seinen Büchern, sondern auch von seinen zahlreichen Veröffentlichungen in den Medien. Deswegen bin ich bei jedem seiner Bücher positiv gestimmt.

Sein Buch "Grundlagen gesellschaftlicher Entwicklungen im 21. Jahrhundert" erscheint eigentlich erst am 01.08.2020, aber ich habe bereits vor einigen Wochen ein Rezi-Exemplar über den Erich von Werner Verlag erhalten und seit gestern dürfen die Meinungen auch veröffentlicht werden. Verlag und Autor habe ich meine Meinung auch schon etwas länger mitgeteilt.

Jetzt aber zum Buch! Erstmal ganz frech und frei: Es ist immer Skepsis angebracht, wenn jemand sich in einem Buch zum Ziel setzt, die Gesellschaft oder deren Entwicklungen zu erklären. Es macht misstrauisch und man könnte vermuten, dass hier irgendwas ideologisches weichgekocht wird. Wird es aber nicht, denn das hier ist aber verblüffend plausibel und vor allem sehr originell.

Es kommt heute selten vor, dass man eine halbwegs plausible Theorie findet, die halbwegs hilft, die Komplexität der gesellschaftlichen Veränderungen zu verstehen. Auch mal welche, die nicht schon 100 x durchgekaut wurden und doch unbefriedigend sind.

Hier finden sich ein halbes Dutzend davon, die ein faszinierendes Bild der Wirklichkeit ergeben und vor allem neu sind:

Homo stimulus

Unter einem Homo stimulus versteht man eine derartig konditionierte Person, die an eine permanente Konfrontation mit hochfrequentierten, kurzen sowie künstlichen Reizen gewöhnt ist und sich ihnen kaum oder nur teilweise entziehen kann oder will. Im Gegenteil werden bestimmte Reize oft selbst eingefordert oder ein entsprechender Reizdialog angestoßen.

Identifikationsdissonanz

Die Theorie der modernen Identifikationsdissonanz, die voraussetzt, dass die Erosion der Lebenswirklichkeiten sich dynamisiert hat und die Möglichkeiten der Selbstentfaltung sich potenziert haben, besagt, dass es zunehmend Konflikte des Einzelnen bezüglich der eigenen Rolle als Teil eines Milieus und des persönlichen Individualisierungs- und Einbettungsprozesses geben kann und diese langfristig Einfluss auf die gesellschaftlichen Entwicklungen und Strukturen nehmen werden

Kollektiver Individualismus

Unter einem kollektiven Individualismus wird ein Individualismus verstanden, bei dem das Individuum so eingebettet wird, dass die individuelle Selbstentfaltung innerhalb eines nicht oder kaum sichtbaren Rahmens stattfinden kann. Der kollektive Individualismus ist zugleich die Bezeichnung einer Zeitperiode. Grundsätzlich sind zwei Varianten zu unterscheiden:

Vollständiger kollektiver Individualismus

Der vollständige kollektive Individualismus ist das Produkt eines totalen Individualisierungsprozesses, der nicht mehr durch Milieukämpfe sowie weitere Einschränkungen gehemmt wird. Er ist die Reinform, bzw. das Ideal des kollektiven Individualismus und dürfte im 21. Jahrhundert nicht mehr erreicht werden.

Unvollständiger kollektiver Individualismus

Der unvollständige kollektive Individualismus ist ein kollektiver Individualismus, bei dem der Individualisierungs- und Einbettungsprozess gehemmt oder verlangsamt, wird bzw. nicht vollständig abgeschlossen werden kann. Typische Faktoren dieser Hemmung wären z.B. Milieukämpfe oder die Identifikationsdissonanz. Es handelt sich daher um eine aktuelle Realitätsform. Der kollektive Individualismus des 21. Jahrhunderts wird ein unvollständiger sein.

Milieukampf

Milieukampf bedeutet, dass sich zwischen den Lebenswirklichkeiten (Milieus) einer Gesellschaft (oder mehrerer Gesellschaften) Konflikte ergeben, die aktiv oder passiv ausgetragen werden.

Milieukonflikt

Dem Milieukampf gehen stets Milieukonflikte voraus.

Milieukonflikte sind Konflikte, die dann begründet werden, wenn die Bedürfnisse der Milieubildenden teilweise oder gänzlich unerfüllt bleiben bzw. das Selbstverständnis der Lebenswirklichkeit attackiert wird.

Moderne Reizgesellschaft

Unter einer modernen Reizgesellschaft versteht man einen Zusammenschluss von Individuen, der in starker Frequenz beeinflussenden, in der Regel künstlich erzeugten Reizen ausgesetzt ist und sich diesen nur schwer oder nicht entziehen kann bzw. das zum Teil auch nicht möchte.

Verhaltenskapitalismus

Unter Verhaltenskapitalismus versteht man eine Spielart des Kapitalismus, in der menschliches Verhalten zum zentralen Faktor für die Produktion und Bereitstellung von Gütern und Dienstleistungen wird.

Wertekapitalismus

Der Wertekapitalismus [die Wertemarktwirtschaft] ist eine Wirtschaftsordnung, in der Werte zu einem Produktionsfaktor werden.

Zeitenwandel

Unter einem Zeitenwandel versteht man einen zeitlichen Abschnitt, in dem sich dessen einzelne Elemente auf eine solche Art und Weise dynamisch gegenseitig beeinflussen, dass diese eine Neuordnung der bisherigen (globalen) Machtverhältnisse bewirken können.

Diese Elemente sind:

Umgang mit dem technologischen Fortschritt (z. B. Digitalisierung, Verhaltenskapitalismus, Homo stimulus, Biotechnologie, KI, Optimierung des Menschen)
Aufstieg neuer Konkurrenten auf den Weltmärkten (z. B. asiatische Staaten)
Schwäche der westlichen Welt (z. B. durch Instabilität, schwindendes Vertrauen in bestehende Ordnungen, Verlust von Wettbewerbsfähigkeit oder durch den politischen Aufstieg Chinas)
Veränderung der Umweltbedingungen (z. B. durch Klimawandel, Pandemien, Ressourcenausbeutung oder Umweltzerstörung)
Fehlen von Perspektiven bei einem Teil der Menschheit (z. B. durch Überbevölkerung oder unbefriedigte Grund- und Sicherheitsbedürfnisse)

Die Quelle für die Definitionen findet sich hier. Ich habe sie übernommen. Sie sind ein Zitat und das Urheberrecht gehört zu der Quelle.
Insgesamt ergibt sein ein Bild der Gegenwart, dem ich zu 100% zustimme. Es ist verblüffend logisch und man fragt sich als Leser, warum andere Beobachter nur Teile des Waldes vor lauter Bäume sehen.
Vielleicht braucht es in Zeiten, in denen die Menschen die Welt die Welt nicht mehr verstehen Denker wie Andreas Herteux, die alles ordnen können
5 Sterne und eine klare Empfehlung - auch als Nicht-Fan

  • Einzelne Kategorien
  • Cover
  • Erzählstil
  • Handlung
  • Charaktere