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Veröffentlicht am 14.08.2020

Akuma bedeutet Dämon

Akuma
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Ein neues Haus..auch wenn hier ein Verbrechen geschehen ist. Gerade der Vater von Kjara, Werner Winter, ist begeistert! Hier kann er sich neue Ideen suchen für seine Bücher. Doch was keiner ahnt – in diesem ...

Ein neues Haus..auch wenn hier ein Verbrechen geschehen ist. Gerade der Vater von Kjara, Werner Winter, ist begeistert! Hier kann er sich neue Ideen suchen für seine Bücher. Doch was keiner ahnt – in diesem Haus wohnt schon jemand…der Dämon „Akuma“ und niemand geringeres als Kjara freundet sich mit ihm an….dann geschieht ein Verbrechen in ihrem Haus und Kjara bittet „Akuma“ um Hilfe…eine Verbindung entsteht die nur noch durch den Tod oder einem Exorzismus beendet werden kann…

„Ich bin ein Dämon.“ Das Mädchen zog zischend Luft ein. Sofort überkam ihn ein seltsames Empfinden, fast als schrumpften seine Innereien zusammen. Hätte er das lieber nicht sagen sollen? „Cool!“, rief sie und klatschte in die Hände. Akuma entspannte sich. „Du findest das cool?“

Erster, sehr positiver Aspekt dieses Buches – gleich zu Beginn, bevor man überhaupt zu lesen beginnt gibt es einen Hinweis auf eine Triggerwarnung. Im hinteren Teil des Buches sind kurz aufgeführt welche Trigger gemeint sind. Man wünscht sich das hin und wieder bei Büchern mit gewissen Themen, hier wurde es umgesetzt.

Mich hat der Thriller im Ganzen sehr positiv überrascht und auch Dämonen haben ein Herz. Der Schreibstil ist fesselnd, er baut kleine Spannungen ein die mir sehr gut gefallen haben, die ganze Thematik zieht einen regelrecht mit und fasziniert.

Ein Mensch, ein Pastor und ein Dämon…klingt nach dem Beginn einer guten Geschichte, oder? Das passt hier geradezu perfekt und ist nicht als blöder Scherz gemeint.

Kjara leidet darunter dass sie keine Freundschaften findet, da kommt ihr der „Hausdämon Akuma“ gerade richtig. Kjara ist als Kind unsicher, leidet unter dem Allein sein und sucht so ein bisschen den Sinn im Leben. Mit Akuma wächst sie zu einer sicheren Person heran die sehr taff auftritt und mir sehr gut gefallen hat.

Pastor Hege nimmt die Beichte für Kjara ab und so ganz weiss er nicht was er von ihr halten soll….auch dass sie von einem Dämon besessen sein soll…ganz sicher hat Kjara eher ein psychisches Problem. Das ändert sich als auch der Pastor Hege Akuma kennenlernt.

Ich mochte gerade die Gespräche und Gedanken zwischen Hege und Akuma. Ein Mensch auf der Seite Gottes und ein Dämon der mal ein Engel war und in die Hölle verbannt wurde. Akuma ist zu hart für einen Engel und zu weich für einen Dämon, er steht zwischen dieser „Mischung“ und stösst somit bei seiner Familie in der Hölle ziemlich an die Ecken an.

Akuma wird wohl das Herz der Leser begeistern…oder nicht. Mich konnte er auf jeden Fall faszinieren. Für einen Dämon hat er verdammt viel Interesse an Gefühlen von Menschen und möchte sie eher studieren als sie quälen oder gar töten.

Alle 3 Protagonisten haben ihre Päckchen zu tragen, ihr Schicksal anzunehmen und versuchen doch neue, bessere Wege zu gehen. Das macht alle authentisch und sympathisch.

Ja, natürlich nimmt Kjara Rache an diesen Monstern die ihre Eltern bedroht haben. Natürlich ist Akuma der Antrieb und übernimmt. Aber dieses Buch ist so viel mehr als „nur“ Rache, Selbstjustiz, Blut und Hölle. Es hat viele Zwischentöne die gruseln, die schockieren, die faszinieren die aber auch zum nachdenken anregen.

Und vor allem zeigt dieses Buch sehr intensiv und bewusst auf – ein Dämon muss gar nicht aus der Hölle entsteigen. Es gibt genug Menschen die von Grund auf gehässig, düster, brutal und grausam sind, dies aber hinter einer perfekten Fassade verstecke können bis der „innere Dämon“ doch raus will. Und dass diese Dämonen gar nicht so leicht zu beschwichtigen sind, gar „einzufangen“ oder zu verändern.

Ich fand diesen Thriller richtig gut, toll in der Umsetzung und hoffe fast auf eine weitere Begegnung von Akuma. Wer gerne mal was Neues im Thrillerbereich lesen möchte, was über das „nur blutig und brutal“ hinausgeht – der hat hier auf jeden Fall tolle Lesestunden.

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Veröffentlicht am 14.08.2020

Der Mondscheinmann

Der Mondscheinmann
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Eigentlich möchte der Ermittler Nils Trojan ein Jahr Pause machen, er merkt dass er keine Kraft mehr hat um weitere Fälle von Psychopathen zu behandeln. Doch dann schlägt der „Mondscheinmann“ zu. Nils ...

Eigentlich möchte der Ermittler Nils Trojan ein Jahr Pause machen, er merkt dass er keine Kraft mehr hat um weitere Fälle von Psychopathen zu behandeln. Doch dann schlägt der „Mondscheinmann“ zu. Nils und seine Kollegen haben keinerlei Ahnung. Er tötet Menschen die durch ihre Stimme auffallen, die scheint ihn zu faszinieren. Doch warum die ganzen Schnecken am Tatort? Warum die liebevolle „Schau“ auf die Leichen? Warum nimmt er ein Körperteil der Opfer mit? Die Zeit drängt denn jemand aus dem Team wird vermisst…steckt vielleicht der „Mondscheinmann“ dahinter?

„Traumwandlerisch begann Lydia mit den ersten Takten der Mondscheinsonate von Beethoven, es war das Lieblingsstück ihres Vaters gewesen. Auch sie mochte es sehr, besonders den ersten Satz, Adagio sostenuto. Das Hauptmotiv war so einfach und genial zugleich, sechsmal wurde die gleiche Taste angeschlagen. Die linke Hand kreierte nebenbei einen Teppich, der diese Melodie voller Schmerz und Melancholie weich einbettete. Wehklage voller schwermütiger Schönheit.“ (Seite 78)

Nils Trojan is back und ich könnte nicht glücklicher sein. Der Autor schließt mit seinem achten Fall gekonnt an die vorigen Bände an, aber um mit Nils Trojan und auch dem Team „warm“ zu werden, würde ich empfehlen die vorigen Bände ebenfalls zu lesen.

Das Buch ist in Vier Teile aufgeteilt, die Kapitel bekannt kurz und knackig gehalten. Sehr oft baut der Autor kleine Spannungsbögen ein die den Leser immer weitere vorantreiben weil man unbedingt wissen möchte was auf den nächsten Seiten passieren wird.

Sehr gekonnt streut der Autor Verdächtigungen, man ist am mit fiebern, am mit ermitteln und tappt doch ewig im Dunkel. Gemeinsam mit Nils und seinem Team deckt man jede neue Erkenntnis dreimal um und weiss doch nicht wie alles zusammenpasst.

Nils Trojan war im letzten Band schon ziemlich mit den Nerven fertig, was verständlich ist. Dies setzt sich in diesem Band nun fort und zeigt auch die körperlichen Reaktionen auf zu viel Arbeit, zu wenig Schlaf, zu viel Nachdenken und das stressige Leben als Ermittler. Doch ein Jahr Auszeit wird wegen Personalmangel nicht wirklich genehmigt. Wer die Reihe gerne liest nimmt Nils fast als guten Freund wahr der langsam am Ende ist.

Wieder treibt hier ein Mörder sein Unwesen welcher auf Dramatik und eine gute Szenerie setzt. Auch in diesem Fall, beim „Mondscheinmann“. Der Autor hält sich nicht mit blutigen oder brutalen Details auf sondern legt wirklich seinen Blick auf die Psyche des Mörders. Was kann man aus einem Tatort „herauslesen“? Was könnte das Motiv sein? Wie stehen die Menschen in Verbindung? Was will der Täter damit zum Ausdruck bringen?

Durch Einblicke in die Kindheit und den Werdegang des Täters bekommt man ein Gefühl, auch für ihn. Man tappt auch hier im Dunkeln, merkt aber wie sich die beiden Stränge langsam zusammenfügen und ein ganzes Bild ergeben. Mich hat hier die Thematik der Geschichte komplett fasziniert und gefangen genommen, denn der Autor handelt mit Themen und Stücken die ich ebenfalls sehr liebe und bevorzuge. Gekonnt erklärt er was dies auch für den Täter bedeutet und gibt ihm hiermit die eigene Tiefe.

Diesmal hat es der Täter auch auf das Team von Nils Trojan abgesehen, das baut zusätzliche Dramatik und große Fragezeichen ein. Und wer ist wirklich sicher? Und was wir noch folgen?

Ich war auch diesmal unglaublich begeistert von diesem Teil und hoffe dass die Reihe noch eine ganze Weile weitergehen wird, auch wenn ich Nils Trojan eine Pause von Herzen gönnen würde. Psychothriller vom Feinsten.

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Veröffentlicht am 14.08.2020

Die Wahreit der Cardinals

Niemals ohne sie
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Die Cardinals wohnen in der rauen Umgebung Kanadas. 21 Kinder wuseln durch das Haus, haben ihre eigene Hierarchie aufgebaut. Die Mutter ist meist in der Küche beschäftigt und kümmert sich um die Verpflegung ...

Die Cardinals wohnen in der rauen Umgebung Kanadas. 21 Kinder wuseln durch das Haus, haben ihre eigene Hierarchie aufgebaut. Die Mutter ist meist in der Küche beschäftigt und kümmert sich um die Verpflegung der Kinder. Der Vater ist ein begeisterter Erzsucher und als ihm eine große Firma sein Erzfund samt Mine abkauft beginnt ein Kreislauf der zu einem dramatischen Ausgang führt…

„Ich tische ihnen ordentlich was auf, keiner soll hungrig aus dem Gespräch herausgehen. Zwei Dutzend Eier zum Frühstück, hundert Pfund Kartoffeln im Keller, Prügeleien am Abend um einen Platz vor dem Fernseher, Prügeleien die ganze Zeit, ohne Grund, aus Spaß, aus Gewohnheit. Das übliche Theater eben“. (Seite 8)

Was für ein Buch, was für ein Schreibstil, was für eine Erzählung. Zugegeben, man muss sich auf die Geschichte einlassen können und wollen. Sie hat jetzt keinen „strengen“ roten Faden, auch ist nie gekennzeichnet wer gerade was erzählt, es ergibt sich aber aus den Erzählungen. Die Autorin hat eine unglaublich interessante Ausdrucksweise, einen bildhaften Schreibstil und nimmt den Leser mit in eine Bergbausiedlung die ihre besten Zeiten hinter sich hat.

In diesem Buch geht es um diese Familie und ihr Schicksal. Den die Cardinals halten zusammen, sie haben das Sagen in Norco, treiben ihre wenigen Nachbarn und die „Landeier“ die einfach nur blöde sind, zur Weißglut. Man merkt hier und da dass sie eigentlich nicht wissen was sie alles mit sich anfangen sollen, dass jeder seine großen Träume hat um Norco den Rücken zu kehren. Aber es geht nichts über die Familie, die ist heilig. Und sie unterstützen den Traum ihres Vaters der weiterhin noch auf die große Ader in einer Mine hofft und seinen kleinen Ruhm erhält. Beide Eltern sind äusserst bescheiden und ruhig, mehr im Hintergrund.

Die Familienbande haben mich sehr fasziniert, dass es zwar als unstrukturiert aussieht, aber es doch alles seinen Platz und seinen (Un) Sinn hat. Auch wenn die Eltern nicht interessiert scheinen an ihren 21 Kindern, so ist dies gar nicht der Fall, sie haben ihre ganz eigene Art ihre Liebe und Aufmerksamkeit zu zeigen und wie die Kinder diese Momente beschreiben sind unglaublich liebevoll und schön.

Und doch gilt eben das Gesetz – einmal ein Cardinal, immer ein Cardinal. Mit der Zeit „tanzt“ aber ein Kind aus der Reihe und dies führt zu den Ereignissen in diesem Buch, zu dem großen Showdown.

Sehr schnell ist klar dass was passiert sein muss, aber man ahnt nicht wirklich was. Durch die verschiedenen Erzählstränge erhält man immer mehr ein Gesamtbild was sich zusammenfügt, aber auch die Risse und Gräben der Familie offenbart.

Das Ende hat mich sehr berührt, es mag vielleicht zu „leicht“ oder „unsinnig“ erscheinen, aber es fügt sich, für mich, perfekt in die Geschichte ein und rundet das Bild komplett ab.

Ein Buch was von seinem ganzen Stil anders und doch so besonders ist. Für den ein oder anderen anspruchsvollen Leser oder jemanden der etwas Neues lesen möchte ist dieses Buch sicherlich die Zeit wert.

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Veröffentlicht am 04.08.2020

Das Geheimnis lüftet sich

Die Dornen des Bösen
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Profiler Ibsen Bach wird in den Kreml gerufen. General Sorokin hat ein Video erhalten auf dem der Tod seiner Tochter Leonela, zu sehen ist. Leonela ist aktive Bloggerin und Journalistin, sie will „Cold ...

Profiler Ibsen Bach wird in den Kreml gerufen. General Sorokin hat ein Video erhalten auf dem der Tod seiner Tochter Leonela, zu sehen ist. Leonela ist aktive Bloggerin und Journalistin, sie will „Cold Cases“ aufdecken und zum Leben erwecken. Und Ibsen kennt Leonela noch aus dem vorigen, gemeinsamen Fall. Doch kaum hat er mit seinem „alten“ Team zu ermitteln begonnen häufen sich die Anschläge, die Geheimnisse und die Verfolgungen und Ibsen steht mitten im Zentrum….
„Ein Erinnerungsfetzen ist wie eine heftige, fast greifbare Spannung, die in der Luft hängt, schmerzhaft wie die stechenden Dornen des Bösen“. (Seite 9)
Der zweite Fall des Profiler Ibsen Bach steht an und kann die Spannung und die vielen Geheimnissen die sich um Ibsen ranken noch erhöhen. Ich würde fast empfehlen dass man den ersten Band selbst auch gelesen hat, denn die Protagonisten sind die gleichen und die Geschichte führt hier fort, bei der ein oder anderen Sache würde der Leser ohne Vorkenntnisse wohl nicht ganz dem Wissen folgen können.
Das Buch beginnt mit Selbstmorden, die keiner erklären kann. Und es ist in Kapitel unterteilt die alle mit einem Besuch bei der Hellseherin zu tun haben, das erhöht den Faktor um einiges. Schnelles lesen, ein einfacher Thriller, das schreibt die Autorin nicht. Man muss dabei bleiben und dabei sein und gewisse Gedankenstränge und Wege die sich entwirren, folgen zu können. Aber die Auflösung des einen oder anderen Geheimnisses ist unglaublich gut umgesetzt.
Ibsen Bach ist mir seit dem ersten Fall sehr sympathisch, weil er nicht nur körperlich einiges wegstecken musste, nein, er weiss im Grunde auch nicht wer er wirklich ist. Er hat Erinnerungsfetzen, Visionen, aber seit seinem Unfall kann er die Vergangenheit gar nicht mehr greifen. Jetzt kommen wir, zusammen mit Ibsen, auch seinem Geheimnis näher und das hat es auf jeden Fall in sich.
Auch Pola und Leonela sind wieder dabei, stecken wieder in Problemen, haben mit ihren eigenen Geistern und Dämonen zu kämpfen, die Dynmamik des Teams ist ebenso verändert und oft neu, aber verdammt spannend.
Interessante, aber auch ja, gefährliche Themen packt die Autorin in diesen Thriller. Es geht um Genmanipulation, um neue Medikamente, um Macht und wer hinter ihr steht, um Rache, um Experimente um Menschen „neu zu erziehen“, was Macht in den falschen Händen im Allgemeinen anstellen kann und in gewisser Weise möchte man als Leser fast gar nicht so genau wissen was denn heute alles schon möglich ist.
Band 2 endet mit einem kleinen Cliffhanger und ich hoffe dass man Ibsen Bach in einem dritten Buch wieder begleiten darf.
Wer einen Thriller mit hohem Niveau, einem doch mal anderen Ermittler und politisch brisanten Themen sucht – der ist bei der Autorin Astrid Korten auf jeden Fall richtig! Auch hier eine klare Leseempfehlung!

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Veröffentlicht am 04.08.2020

Ohne Cassie

Bis die Zeit verschwimmt
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Helene ist alleine. Ohne ihre beste Freundin Cassie. Das Leben von Cassie wurde durch einen Amoklauf an der Schule beendet. Während Helene älter wird, wird Cassie immer 15 bleiben. Ist das fair? Helene ...

Helene ist alleine. Ohne ihre beste Freundin Cassie. Das Leben von Cassie wurde durch einen Amoklauf an der Schule beendet. Während Helene älter wird, wird Cassie immer 15 bleiben. Ist das fair? Helene hat ihre ganz eigene Art zu trauern und kann ihre Freundin nicht ziehen lassen, sie muss wissen, warum Cassie. Und sie muss lernen, mit ihrer Trauer, der Wut und der Rache umgehen zu können.
„Aber das macht mir nichts aus, da ich der Überzeugung bin, dass die meisten Menschen nach meiner Definition überhaupt keine Freunde haben, sondern nur flüchtige Begegnungen für bestimme Lebensabschnitte, die ihnen dabei helfen, eine Zeit lang das Bild des eigenen Lebens weiterzuzeichnen, um dann zu verschwinden, ohne auch nur den Ansatz einer Signatur zu hinterlassen. Sie kommen und gehen, und was bleibt, sind mehr oder minder liebevoll gemalte Striche auf dem Gemälde eines anderen, doch diese gehen unter mit den Jahren, und ihre Urheber werden alle gleichermaßen vergessen, was auf der einen Seite traurig ist, auf der anderen Seite aber zu selbstverständlich, als das sie die Traurigkeit dieses Aspekts je bemerken würden.“ (Seite 11)
Bei diesem Buch sollte man die Taschentücher immer in Reichweite haben, ich war das ein oder andere Mal schwer am schniefen und hatte Tränen in den Augen.
Helene und Cassie könnten nicht unterschiedlicher sein. Während Cassie eher strenger erzogen aufwächst ist bei Helene alles etwas lockerer. Auch ist Cassie in dieser Freundschaft mehr das Mädchen mit schönen Kleiden, dem Wunsch nach dem ersten Kuss und Freund, Interesse an Kosmetik und schönen Dingen.
Helene ist wohl eher die Feministin, sie kann mit Jungs, schönen Kleidern, Kosmetik und dergleichen gar nichts anfangen. Sie ist ehrlich, sehr direkt, manchmal laut, aber doch sind Cassie und sie unzertrennlich.
Indem dem die Autorin diese unterschiedlichen Mädchen beschreibt, die gemeinsam mit ihrem Freund Erik eine Clique sind, passiert das Unfassbare. Es gibt einen Amoklauf an der Schule und Cassie gehört zu den Opfern.
Ich kann der Autorin nur meine Begeisterung zu ihrem Schreibstil aussprechen denn sie trifft den Ton dieser Geschichte optimal. Sie zieht einen mit in diese Geschichte, in diese schöne Freundschaft, die man in seiner Jugendzeit wohl auch hatte und wirft einen doch so durcheinander mit den ganzen Ereignissen. Und ja, es schmerzt, denn die Beschreibungen von Cassie und Helene sind herrlich, ehrlich, authentisch und mit den Höhen und Tiefen einer Freundschaft, mit den Hoffnungen und Ängsten.
Wie geht man nach so einem Amoklauf mit sich um, mit dem Verlust, mit der Suche nach dem „Warum“?
Die Autorin gibt immer wieder Rückblicke in die Freundschaft von Cassie und Helene, beschreibt ihr Band und ihre Zeit, dann switcht man wieder in die Gegenwart und bekommt mit wie Helene mit diesem „Warum“ so stark zu kämpfen hat. Hier wird nicht der erhobene Zeigefinger gehalten oder auf dem Opfer „herumgehackt“, sondern das Augenmerk liegt alleine auf Helene und auf einer beliebigen Person die durch diesen Amoklauf so viel verloren hat.
Mit welchen Gefühlen haben Überlebende zu kämpfen, wie können sie an ein „altes“ Leben anknüpfen, geht das überhaupt? Und darf Helene weiterleben, sich neue Freunde suchen, einen Freund haben den auch Cassie toll fand? Wird die Wut, die Trauer, die Gewissensbisse irgendwann weniger?
Ich persönlich bin von diesem Buch unheimlich stark angetan denn die Autorin verbindet eine so schwer Thematik so gekonnt mit einer Freudschaft die für immer ausgelegt war. Und was junge Menschen, die gerade auf dem Weg zum Erwachsensein sind, nochmals für Gefühlsfacetten erleben müssen nach so einer Tat.
Ich kann dieses Buch nur jedem ans Herz legen.


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