Profilbild von Tamagotchi

Tamagotchi

Lesejury Star
offline

Tamagotchi ist Mitglied der Lesejury

Melde dich in der Lesejury an, um dich mit Tamagotchi über deine Lieblingsbücher auszutauschen.

Anmelden

Meinungen aus der Lesejury

Veröffentlicht am 27.09.2020

Kurzweilig und informativ

Oktoberfest 1900 - Träume und Wagnis
0

Hauptfigur in diesem Roman ist das Schankmädchen Colina, das schon einiges hinter sich hat. Sie ist verheiratet, hat einen kleinen Sohn, wurde aber in ihrer Ehe so stark misshandelt, dass sie nach München ...

Hauptfigur in diesem Roman ist das Schankmädchen Colina, das schon einiges hinter sich hat. Sie ist verheiratet, hat einen kleinen Sohn, wurde aber in ihrer Ehe so stark misshandelt, dass sie nach München geflohen ist. Hier hofft sie, sich verstecken zu können vor ihrem brutalen Ehemann. Ihren kleinen Sohn hat sie bei einer Freundin untergebracht und schickt regelmäßig Geld. Da sie als Schankmädchen nicht genug verdient, beschließt sie, ihr Glück als Gouvernante zu versuchen. Mit ein paar Tricks schafft sie es, eine Stelle zu bekommen, muss aber feststellen, dass ihre Aufgabe nicht einfach ist. Die Tochter des Hauses, Klara, soll verheiratet werden, weigert sich aber, und Colina bekommt größere Probleme.....
Historisch gesehen geht es um die Kämpfe der Wirte und Bierbrauer und ihre Stellung auf dem Oktoberfest. Einige Großbrauer wollen die kleineren Wirte vertreiben, die sich aber natürlich wehren. So geschieht auch bald ein Mord sehr skurriler Art, es wird der Kopf eines Wirtes gefunden, der abgenagt aussieht, die Polizei ermittelt....Natürlich sind die Methoden noch nicht so fortschrittlich wie heute, und es entstehen einige Probleme.
Der Roman zeigt auch, wie desaströs die Stellung der Frau in dieser Zeit war. Sie hatte sich unterzuordnen und keine gesetzlichen Rechte. Colina konnte gegen ihren gewalttätigen Mann nichts unternehmen, es nur aushalten. Wie furchtbar! Heutzutage unvorstellbar....Aber Colina ist mutig und intelligent, sie kämpft und findet Wege, sich zu befreien. Auch schafft sie es, die anderen Schankmädchen, die alle ohne feste Anstellung und ohne festen Lohn arbeiten, zu einer kleinen Rebellion zu bewegen. Sie ist sympathisch und ein wunderbares Beispiel dafür, dass es sich lohnt zu kämpfen. Ich denke, sie hätte gut in die Liga der Frauenrechtlerinnen gepasst. Ebenso wie Klara, die Colina aus voller Überzeugung unterstützt.
Auch Oberwachtmeister Aulehner hat mir gefallen, denn er ließ als Polizist nicht nur das Gesetz regieren, sondern zeigte auch sehr viel Menschlichkeit, eine Wohltat bei den rauen Sitten, die damals zutage traten.
Mir hat der Roman sehr gut gefallen, er ist spannend geschrieben, in ansprechendem Schreibstil und sehr informativ. Die historischen Hintergründe und die vielen Details dazu haben mich beeindruckt und mir vor Augen geführt, wieviel sich doch in 120 Jahren ändern kann.
Ich kann diesen Roman wärmstens empfehlen: kurzweilig, unterhaltsam und informativ - einfach lesenswert!

  • Einzelne Kategorien
  • Cover
  • Erzählstil
  • Handlung
  • Charaktere
Veröffentlicht am 17.09.2020

Schroffer Abschied von einer wohlbehüteten Kindheit

Das lügenhafte Leben der Erwachsenen
0

Im Alter von 13 Jahren ist Giovanna regelrecht schockiert, als sie ein Gespräch ihrer Eltern belauscht und ihren Vater sagen hört, dass sie hässlich sei. Er verweist darauf, dass sie immer mehr seiner ...

Im Alter von 13 Jahren ist Giovanna regelrecht schockiert, als sie ein Gespräch ihrer Eltern belauscht und ihren Vater sagen hört, dass sie hässlich sei. Er verweist darauf, dass sie immer mehr seiner Schwester Vittoria ähnelt, zu der die Familie jeden Kontakt meidet. Ausgelöst durch diese Beurteilung durch ihren Vater möchte Giovanna mehr erfahren über die Familie ihres Vaters und Tante Vittoria kennenlernen. Dort erfährt sie vieles, was ihren Vater, den sie immer als loyal und zuverlässig erlebt hat, im Ansehen sinken lässt. Für Giovanna bricht ihre heile Welt, in der sie bislang wohlbehütet gelebt hat, zusammen, denn nach und nach kommen immer mehr Ungereimtheiten und Lügen ans Licht. Sie erkennt, dass ihr Vater aus tiefen sozialen Schichten stammt und in einem verkommenen Haus in Neapels Problemviertel aufgewachsen ist, womit er nun nichts mehr zu tun haben will.
Giovanna ist regelrecht fasziniert von ihrer vulgären Tante und weitere Treffen folgen. Nachdem sie gemerkt hat, dass ihre Eltern nicht ehrlich zu ihr waren, hat sie keine Hemmungen mehr, ebenfalls zu lügen, vor allem ihre Eltern sind die Opfer. Die Tochter fängt an, ihre Eltern zu hinterfragen, und auf der Suche nach weiteren Unstimmigkeiten, spioniert sie ihnen nach und stellt fest, dass ihre Mutter mit einem Freund der Familie eine Affäre hat.
Wem kann sie denn noch trauen? Wer belügt sie nicht? Wer spielt ihr nichts vor? Eine sehr belastende Erfahrung im Leben eines Teenagers. Ganz spontan muss der Leser zurückdenken an seine eigenen Begegnungen mit Unwahrheiten und Manipulationen und wann diese Erkenntnis einsetzte. Ich bekam dadurch viele Impulse zur Reflektion über mein Leben.
Diese Coming-of-Age Geschichte zeigt uns die Zerrissenheit der heranwachsenden Giovanna in den so turbulenten Phasen der Pubertät. Sie ist hin- und hergerissen zwischen ihrem Elternhaus und dem neuen Bösen, das sie nun kennt. Die Autorin bleibt hier nicht an der Oberfläche, sondern beleuchtet bis in tiefste emotionale Schichten die Persönlichkeit Giovannas und auch anderer Charaktere im Buch. Mich hat dies sehr beeindruckt, denn so wurden die einzelnen Szenen sehr atmosphärisch und ergreifend.
Ebenso ist die menschliche Einsamkeit ein zentrales Thema. Nachdem das Mädchen ihren Eltern, die ihre Zuflucht, ihre Helfer, ihre Beschützer waren, nicht mehr traut, muss sie sich umorientieren. Aber ist ihre beste Freundin nicht auch eine Intrigantin? Das Misstrauen überwiegt. Giovanna flieht sogar in die Religion, obwohl sie an keinen Gott glaubt.
Auch die meisten anderen Charaktere sind sehr komplex und beachtenswert.
Sehr unrealistisch fand ich indes die Szene gegen Ende, als Giovanna nun endlich zur Frau werden will.
Insgesamt hat mich das Buch sehr beeindruckt, mich zum Nachdenken angeregt und bleibende Gefühle hinterlassen. Eine eindeutige Empfehlung für Leser mit Vorliebe für tiefgründige Literatur.

  • Einzelne Kategorien
  • Cover
  • Erzählstil
  • Handlung
  • Charaktere
Veröffentlicht am 16.08.2020

Gemeinsam sind wir stark

Die Wunderfrauen
0

In meinen Augen ist dies die Erfahrung, die alle vier Frauen machen, die wir in diesem Buch kennenlernen. Und das in einer Zeit, als die Gleichberechtigung von Mann und Frau noch nicht üblich war und Frauen ...

In meinen Augen ist dies die Erfahrung, die alle vier Frauen machen, die wir in diesem Buch kennenlernen. Und das in einer Zeit, als die Gleichberechtigung von Mann und Frau noch nicht üblich war und Frauen eher in der Rolle der Hausfrau und Mutter als im Beruf gesehen wurden. Sie verdienten meist kein eigenes Geld, sondern bekamen Taschengeld von ihren Ehemännern, als Dank dafür bemutterten sie ihre Männer. Es sind die frühen 50er Jahre, die Trümmer des zweiten Weltkriegs sind weitgehend beseitigt und es wird Zeit für einen Neustart. Das Wirtschaftswunder nimmt seinen Anfang, und das stachelt auch die Frauen an....
Im Mittelpunkt steht Luise, die bisher ihre Schwiegermutter betreute, aber nach deren Tod möchte sie nicht Däumchen drehen, sondern etwas schaffen, so hat sie die Idee, einen Laden zu eröffnen. Ihr Mann ist zunächst nicht begeistert, er sieht sie lieber in der traditionellen Frauenrolle, aber sie kann ihn von ihrer genialen Idee überzeugen. Luise blüht regelrecht auf und entwickelt viele Ideen für die Umsetzung des Ladens. Endlich hat sie eine richtige Aufgabe, die ihrem Leben Sinn gibt.
Im Umfeld von Luise lernen wir noch drei weitere Frauen kennen, die nach und nach immer mehr zusammenrücken, weil sie erkennen, dass die Gemeinsamkeit ihnen Kraft gibt. Da sind nicht nur gemeinsame Unternehmungen, z.B. ein Tanztraining, sondern auch gegenseitige Hilfe, wenn Notfälle auftreten. Davon gibt es so einige in diesem Roman, aber für fast alles findet sich eine Lösung oder zunächst eine Notlösung. Es ist schön zu sehen, wie die Frauen erkennen, dass man mit Egoismus und Zwietracht nicht glücklich werden kann, sondern dass man füreinander einstehen sollte, um wirklich Zufriedenheit zu empfinden.
Die Frauen sind sehr unterschiedlich, charakterlich und von ihrer sozialen Stellung her. Trotzdem ist es möglich, eine intensive Freundschaft zu entwickeln.
Der Prolog hat mir nicht gefallen, er kam mir zwanghaft witzig vor, total unglaubwürdig. Vor lauter Neugier stürzt eine der Frauen durch das Korbgeflecht eines Stuhles und bietet ein jämmerliches Bild. Ich fand es etwas ungeschickt, dies als Prolog zu verwenden. Im Kontext wirkt diese Stelle nämlich weniger lächerlich. Und der weitere Inhalt ist durchaus authentisch und konsequent.
Der Schreibstil ist angenehm zu lesen und leicht verständlich. Was mir sehr gut gefallen hat, war die Darstellung derselben Situation aus verschiedenen Perspektiven, was öfters vorkam. So wird klar, dass eine Situation nicht von allen gleich empfunden wird.
Alles in allem hat mir das Buch sehr gut gefallen, und ich habe mit Vergnügen die Leseprobe des zweiten Bandes nach dem Epilog verschlungen. Ich freue mich schon auf die Fortsetzung!

  • Einzelne Kategorien
  • Cover
  • Erzählstil
  • Handlung
  • Charaktere
Veröffentlicht am 15.08.2020

Eine unerschrockene Hebamme im Berlin der 20er Jahre

Fräulein Gold: Schatten und Licht
0

In diesem Buch lernen wir Hulda Gold kennen, eine mobile Hebamme mitten in Berlin, die bei ihren Patientinnen sehr beliebt ist, denn sie ist zuverlässig zur Stelle, egal zu welcher Tages- oder Nachtzeit. ...

In diesem Buch lernen wir Hulda Gold kennen, eine mobile Hebamme mitten in Berlin, die bei ihren Patientinnen sehr beliebt ist, denn sie ist zuverlässig zur Stelle, egal zu welcher Tages- oder Nachtzeit. Außerdem weiß Huld immer Rat, wenn Probleme auftreten, und betreut die jungen Mütter auch nach der Geburt mit guten Tipps.
Dachte ich zunächst, es ginge um den Alltag einer Hebamme in den 20er Jahren mit all seinen Höhen und Tiefen, wurde ich schnell eines Besseren belehrt, denn bereits im Prolog wird eine ältere Prostituierte brutal ermordet. Hulda erfährt davon, und nach und nach bekommt sie immer mehr Informationen über diese Frau und ihr Leben, so dass ihre kriminalistische Neugier geweckt wird und sie auf eigene Faust Nachforschungen anstellt. Ich muss sagen, es wurde richtig spannend, und ich konnte miträtseln, wer der Mörder sein könnte. Zunächst sprach alles für Selbstmord, aber durch den Prolog war klar, dass da jemand nachgeholfen hatte.
Hulda ermittelt sehr resolut und unerschrocken. Sie geht so manches Risiko ein, und selbst in brenzligen Situationen ist sie zu stolz, den ermittelnden Kommissar Karl North zu informieren und recherchiert einfach weiter. Nichtsdestotrotz kommt es zu einer schleichenden Annäherung zwischen den beiden, obwohl Hulda noch ihrer alten Liebe Felix nachtrauert und sporadisch auch noch Kontakt zu ihm hat. Hulda ist eine sympathische Protagonistin, mit der man gerne bekannt wäre. Aber auch andere Charaktere in diesem Roman sind sehr einfühlsam und überzeugend beschrieben und ausgearbeitet.
Was mich auch sehr beeindruckt hat, ist der historische Hintergrund, den die Autorin in meinen Augen sehr gut beleuchtet. Gerade über diese Zeit waren mir wenige Informationen bekannt, da in deutschen Geschichtsstunden ja eher der 2. Weltkrieg im Vordergrund steht. Mir war bislang nicht klar, wie diese Zeit nach dem ersten Weltkrieg sowohl von aufkeimender Hoffnung als auch von erbärmlicher Armut geprägt war. Die Rolle der Frau in dieser Zeit war sehr eingeschränkt, da für die Frauen vorrangig ein Leben als Mutter, Hausfrau und Zuverdienerin vorherbestimmt war. Hulda ist als alleinstehende Frau erstaunlich emanzipiert und eigenständig. Sie setzt sich auch über bestehende Regeln einfach hinweg und wirkt so etwas rebellisch, was ihren Charakter wunderbar abrundet.
Alles in allem hat mir dieser Roman sehr gut gefallen, alles wurde begründet und authentisch geschildert. Da dies der Auftakt einer dreiteiligen Serie ist, bin ich schon gespannt auf den nächsten Teil.

  • Einzelne Kategorien
  • Cover
  • Erzählstil
  • Handlung
  • Charaktere
Veröffentlicht am 11.08.2020

Ein sehr empfehlenswertes Backbuch, nicht nur für Kinder

Kinder backen mit Christina
0

Das Buch ist schon rein äußerlich etwas Besonderes, stabile und handliche Form, mit zwei Lesebändchen und einem ansprechenden Familienbild auf der Vorderseite. Dieses Backbuch hat bei uns seinen Platz ...

Das Buch ist schon rein äußerlich etwas Besonderes, stabile und handliche Form, mit zwei Lesebändchen und einem ansprechenden Familienbild auf der Vorderseite. Dieses Backbuch hat bei uns seinen Platz im Bücherregal, nicht in der Küchenschublade, in der ich sonst Koch- bzw. Backbücher aufbewahre.
Und wenn man dann erstmal so durchblättert, findet man sehr viele sympathische und überzeugende Fotos, wobei ich auch die Bauernhof Bilder sehr gelungen finde. So ist dieses Buch auch irgendwie ein Bilderbuch, denn die Fotos bieten viele Gesprächsmöglichkeiten mit Kindern und sind lehrreich. Dieser Teil ist sehr ungewöhnlich für ein Backbuch, aber gleichzeitig sehr beeindruckend, denn es erklärt den Kindern viele Zusammenhänge und verstärkt das Verhältnis der Kinder zu Tieren und Pflanzen, überhaupt zur Natur, positiv. Auch lernen sie, Tiere und Tierprodukte zu respektieren. Stadtkindern wird das Landleben näher gebracht.
Nun zu den Rezepten! Sie beinhalten eine überschaubare Zahl an Zutaten, was auch für das Backen mit Kindern von Vorteil ist. Schließlich soll sich das Backen ja nicht so lange hinziehen, Kinder möchten schnell das fertige Produkt testen. Und viele der Zutaten hat man normalerweise im Küchenschrank oder im Vorratskeller. Man kann also schon bald anfangen und ein Spontanbacken veranstalten.
Auch äußerlich sind die Backprodukte für Kinder ansprechend, wenn man z.B. an die Zuckeraugen der Müsliriegel denkt oder die lustigen Hagelzuckerbärte der Nikolos. Die Würstchen im Schlafsack oder die Gute-Laune-Cakepops machen schon von ihrem Namen her Appetit.
Wenn man Kindern alles bereitstellt, können ältere Kinder ohne Probleme alleine backen, aber irgendwie macht ja doch das gemeinsame Wirken mehr Spaß.
Dies ist mein erstes Christina-Buch, aber es gibt noch weitere reizvolle Bände....
Ich kann hier voller Überzeugung eine Empfehlung aussprechen, vor allem für junge Familien mit Kindern, aber auch ich habe noch einiges gelernt.

  • Einzelne Kategorien
  • Cover
  • Erzählstil