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Veröffentlicht am 04.09.2020

Eine fesselnde Geschichte über einen ganz besonderen jungen Mann und einen kleinen Ort in Island

Kalmann
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Wieder einmal hat mich ein Roman aus dem Diogenes Verlag sehr gefesselt.

Kalmann ist 33 Jahre alt, Haifischfänger, lebt in einer kleinen Gemeinde, die vom Aussterben bedroht ist, auf Island. Sein Großvater, ...

Wieder einmal hat mich ein Roman aus dem Diogenes Verlag sehr gefesselt.

Kalmann ist 33 Jahre alt, Haifischfänger, lebt in einer kleinen Gemeinde, die vom Aussterben bedroht ist, auf Island. Sein Großvater, der ihm viel Lebensweisheit beigebracht hat, lebt inzwischen in einem Heim, seine Mutter, die gleichzeitig auch sein Vormund ist, weit weg. Kalmann hat eine ganz besondere Sichtweise, trotz seiner körperlichen Größe und Kraft, ist er geistig eher wie ein Kind. Die Landkarte von Island hat er im Kopf, rechnen und lesen ist nicht seine Stärke. Doch er kommt im Alltag ziemlich gut zurecht. Aus seiner Sicht erzählt Autor Joachim B. Schmidt von den Ereignissen in Raufarhövn , in die Kalmann auch jedes Mal zufällig hineinstolpert. Alles fängt mit einem verschwunden Mitbürger und einer Blutlache im Schnee an, auf die Kalmannn stößt.


Raufarhövn gibt es wirklich. Es liegt 15 km weg vom nördlichsten Punkt Islands und zählte 2019 noch 168 Einwohner (im Gegensatz zu 1988 mit 401 Einwohnern. (Quelle: Wikipedia).


Joachim B. Schmidt hat eine ruhige Erzählweise, die mich von Anfang an gefesselt hat, bei der man sich die kleine Stadt auf Island, in der sich in der letzten Jahrzehnten so viel verändert hat, sehr gut vorstellen kann (sogar den Gammelhai, den Kalmann prodzuiert).

Durch die Sichtweise von Kalmann, bekommt man ein ziemlich gutes Gespür für das Leben im Ort, kann sich Nachbarn und Mitbewohner vorstellen und auch die Ermittlungen, die stattfinden, gut mitverfolgen. Es ist dieser besondere Blick, die Gedanken, die tiefen Gefühle, die Lebensweisheiten von Kalmann, die berühren, die nachdenklich machen. Die Kombination von Einfachheit gepaart mit Tiefgründigkeit ist dem Autor gut gelungen.

Ich habe mich bestens unterhalten gefühlt durch diesen ganz besonderen Einblick in die Situation des austerbenden Ortes mit all seinen Problemen, auch durch die unterschwellige Spannung aufgrund des Vermissten und die überraschenden Wendungen in dem aufregenden Finale.

Kalmann hat mich als Figur ein bisschen an Forrest Gump erinnert (der an einer Stelle auch im Buch erwähnt wird). Daumen hoch für ein besonderes Buch 👍⭐⭐⭐⭐⭐

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Veröffentlicht am 20.08.2020

Fesselnder Abschluss der Trilogie

Zeiten des Sturms (Sheridan-Grant-Serie 3)
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Der dritte Band der Reihe um Sheridan Grant (die ersten beiden Bände erschienen 2014 und 2015 zuerst unter dem Pseudonym Nele Löwenberg, sind aber nun auch unter ihrem richtigen Namen neu aufgelegt worden) ...

Der dritte Band der Reihe um Sheridan Grant (die ersten beiden Bände erschienen 2014 und 2015 zuerst unter dem Pseudonym Nele Löwenberg, sind aber nun auch unter ihrem richtigen Namen neu aufgelegt worden) hat mich gefesselt und konnte mich emotional berühren. Ich habe die beiden ersten Bände damals bei Erscheinen gelesen, was ja einige Jahre zurück liegt, kam allerdings ziemlich schnell wieder in das Geschehen. Auch diejenigen, die die beiden Vorgängerbände nicht kennnen, kommen schnell in die Geschichte, denn Nele Neuhaus hat die Vergangenheit geschickt durch verschiedene Gesrpäche wieder aufleben lassen, zumindest das, was für diesen Part notwendig war.

Die 22jährige Sheridan kehrt nach vier Jahren wieder zu ihrer Adoptivfamilie auf die Willow Creek Ranch zurück. Viel ist in der Vergangenheit geschehen und beinahe hätte sie durch eine Heirat die falschen Weichen für ihre Zukunft gestellt. Doch nun will sie die Vergangenheit hinter sich lassen und reinen Tisch machen, nicht mehr davonlaufen und sich verstecken und auch die wieder sehen, die sie liebt und lange nicht gesehen hat: ihren Vater, ihren Großcousin Nicholas, der ihr viel bedeutet, aber auch ihre Halbbrüder mit Familien. Ihr großer Traum ist immer noch als Sängerin zu leben, doch auf dem Weg der Verwirklichung gibt es viele Stolpersteine zu überwinden. Aber es erwarten sie auch Erfolge, doch auch ein dunkler Punkt in ihrer Vergangenheit wartet nur darauf ihre strahlend vor ihr liegende Zukunft zu verdunkeln.


Spannend und abwechslungsreich schon von Anfang an, so dass ich die über 500 Seiten sehr schnell ausgelesen hatte. Man fühlt mit Sheridan und hofft, freut sich mit ihr, aber man leidet auch bei ihren Tiefschlägen mit. Nele Neuhaus hat es gerade mit diesem Band geschafft, mich richtig zu fesseln und für mich hat sie sich bei dieser Reihe mit jedem Band immer mehr gesteigert. Der Schreibstil von Nele Neuhaus fesselt, er ist abwechslungsreich, die Dialoge passen, es liest sich flüssig und man bleibt die ganze Zeit neugierig. Die Figuren haben Tiefe und können berühren. Die Story ist vielseitig und spannend aufgebaut. Daher für mich ein fulminanter Abschluss der Trilogie.

Verwicklungen, Geheimnisse, actionreiche Szenen, Vergangenheitsbewältigung, eine gehörige Portion Romanti, starke, interessante und vielfältige Persönlichkeiten, Wunschträume, die sich erfüllen, Erfolg gepaart mit den Gefahren, die ein zu schneller Aufstieg auch mit sich bringen kann......aus dieser Mischung hat die Autorin eine ganz beeindruckende Story gezaubert. Was mich besonders berühren konnte waren auch die Schilderungen rund um 9/11....Noch heute kann ich sagen, was ich gerade an diesem Tag gemacht habe und wie ich davon erfahren habe.


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Veröffentlicht am 12.08.2020

Drei Generationen - drei Schicksale

Die verlorene Frau
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Was für eine unter die Haut gehende Geschichte!

2014 bekommt Jessi ein kleines Mädchen, doch diese braucht wegen einer Infektion unbedingt Medikamente. Jessi reagiert panisch, da sie unter einer postpartalen ...

Was für eine unter die Haut gehende Geschichte!

2014 bekommt Jessi ein kleines Mädchen, doch diese braucht wegen einer Infektion unbedingt Medikamente. Jessi reagiert panisch, da sie unter einer postpartalen Depression leidet und verschwindet mit dem Neugeborenen aus dem Krankenhaus. Die Suche nach ihnne wird zu einem Wettlauf mit der Zeit.

1960 muss die 13jährige Rebecca, Jessies Mutter, den Tod ihrer Eltern Harriet und Jacob mit ansehen. Traumatisiert wid sie auf der Wache nachts auch noch stundenlang verhört. Schon vorher musste sie und ihre Mutter unter dem gewalttätigem Vater leiden. Rebecca verschließt diese Nacht in ihrem Inneren, dennoch kann sie vor den Erinnerungen nicht davonluafen.

Verschiedene Frauen spielen eine große Rolle in diesem Roman. Rebecca, Harriet oder auch Iris, die Halbschwester von Jessie. Sie alle, wie auch die kleineren Figuren, die dennoch bedeutsame Rollen in dieser Schicksalsgemeinschaft spielen und die Lebensbahnen der Hauptprotagonistinnen entscheinden beeinflussen, werden von der Autorin authentisch und sehr lebensnah dargestellt. Beim Lesen bleibt es immer spannend, erst nach und nach wird ein Geheimnis nach dem anderen gelüftet. Eine besondere Rolle im Roman spielt auch das Gebäude einer frühreren Psychiatrie in Chichester, die es auch im wirklichen Leben gegeben hat. Die Autorin hat - wie sie im Nachwort schreibt - von ihrer Schwiegermutter einige wichtige Informationen über "verlorene Seelen", die dort gelebt haben/leben mussten, erfahren und war schockiert, entsetzt, aber auch inspiriert. Nach ausgiebigen Recherchen entstanden in ihrem Kopf Figuren, Charaktere und eben diese Geschichte, die mich, gerade nach dem Lesen des Nachwortes (bitte diesen selbst erst nach dem Roman lesen!), sehr berühren konnte.

Der Roman spielt auf mehreren Zeitebenen . Insgesamt drei Generationen und drei Schicksale spielen eine große Rolle und werden von der Autorin geschickt verknüpt und ihre Geschichten miteinander verwoben. Emily Gunnis hat mich schon mit ihrem vorherigen Roman "Haus der Verlassenen" beeindruckt, gefesselt und emotional berührt. Hier erging es mir genauso. Immer wieder neue Wendungen, der Wechsel der Zeiten, die tiefgründigen und tragischen Geschichten, die ineinander verwoben wurden und der Schreibstil der Autorin hat mich durch die Seiten fliegen lassen.

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Veröffentlicht am 04.08.2020

Ein sehr humorvoller Krimi

Prost, auf die Wirtin
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Ich liebe den Humor von Friedrich Kalpenstein, der bayrische Provinzkrimi "Prost auf die Wirtin" ist ganz nach meinem Geschmack.

Constantin Tischler ist der neue Hauptkommissar in Brunngries, einem kleinen ...

Ich liebe den Humor von Friedrich Kalpenstein, der bayrische Provinzkrimi "Prost auf die Wirtin" ist ganz nach meinem Geschmack.

Constantin Tischler ist der neue Hauptkommissar in Brunngries, einem kleinen Städtchen in der Nähe von Traunstein. Am helligen Sonntag wird im Wald die Leiche der jungen Wirtin Franziska Leidinger vom Förster gefunden, bzw. besser gesagt von seinem Dackel. Der erste Fall von Tischler, der eigentlich erst am nächsten Tag seinen Dienst antritt, aber nun natürlich schon mit von der Partie ist, und seinem jungen und etwas tapsigen Kollegen Felix Fink (der mich ind er Art ein bisschen an den Wachtmeister Meier in der Fernsehserie "Um Himmels Willen" erinnert).

Im Krimi geht es hauptsächlich um die Aufklärung des Mordes, den Franziska Leidinger wurde erschossen, aber auch die neue Dienststelle Tischlers, die kauzigen, grantelnten oder auch neugierigen Bewohner Brunngries, sowie so manche verdächtigen Personen und einige Machenschaften von so manch einem Dörfler, stehen genauso im Mittelpunkt des Geschehens. Constantin Tischler hat auch seine Eigenheiten, seine Vergangenheit, die ihn hier, in seiner alten Heimat, nun wieder einzuholen beginnt. Der alleinstehende Kommissar mit dem begehrten Oldtimer und dem gutgefüllten Bankkonto, ist eigentlich ziemlich einsam. Auch wenn sie es sich noch nicht eingestehen, sind Fink und er ein gutes Gespann.

Abwechslungsreich, überaus humorvoll, mit viel bayrischem Dialekt und mit jeder Menge bajuwarischer Schmankerl gespickt, hat ich der Krimi bestens unterhalten. Ich freue mich schon sehr auf die Fortsetzung , bzw. der neuen Fälle, die es bestimmt demnächst aus der Feder Kalpensteins geben wird.

Wer gerne schmunzelt, humorige Krimis mag und beim Lesen nicht alles so bitterernst nimmt, dem kann ich dieses Buch voll und ganz ans Herz legen. Mich hat es bestens unterhalten.

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Veröffentlicht am 04.08.2020

Eine stürmische Liebesromanze mit Tiefgang

Es könnte stürmisch werden
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Jana zieht es zurück nach Hamburg, weg von New York, der Stadt, in der sie 20 Jahre gelebt hat. Doch nach der Trennung von ihrem Mann will sie auch in ihrem Leben einen Neustart. So kommt ihr das Jobangebot ...

Jana zieht es zurück nach Hamburg, weg von New York, der Stadt, in der sie 20 Jahre gelebt hat. Doch nach der Trennung von ihrem Mann will sie auch in ihrem Leben einen Neustart. So kommt ihr das Jobangebot von Simon, einem früheren Kollegen, gerade recht. Sie macht Nägel mit Köpfen und sagt spontan zu. Jetzt braucht sie nur noch eine Wohnung in Hamburg und sie muss es ihrer 15jährigen Tochter Ava beibringen.

Hek ist Geschäftsführer in der Firma, die sein Vater gegründet hat und kämpft um dessen Anerkennung, doch vergeblich. Sein Vater hat immer noch seine eigenen Vorstellungen und die korrelieren ständig mit Heks Plänen. Zudem reagiert Hek zunehmend allergisch auf seine extravagante Lebensgefährtin Suzanna, die ganz andere Vorstellungen im Leben hat als Hek. In dieser Situation trifft er auf Jana.

Maja Overbeck erzählt die Geschichte abwechselnd aus den Perspektiven von Jana und Hek und so lernt der Leser beide sehr gut kennen, ihre Situation, ihre Gedanken, Gefühle, Pläne, Meinungen und Lebensumstände. Beide spüren das gewaltige Knistern zwischen ihnen, dem sie aus dem Weg zu gehen versuchen, was ihnen aber nicht gelingt, zu oft kreuzen sich ihre Wege.

Die Autorin, von der ich schon das Buch "Schmetterlinge unerwünscht" gelesen und geliebt habe, konnte mich auch diesmal, sogar - wenn das überhaupt geht- noch einen Tick mehr, fesseln. Die Story ist romantisch, es knistert ständig, sie ist abwechslungsreich und hat Tiefe. Manches konnte man vielleicht von den Handlungen vorhersehen, es gab keine (übertriebenen) Überraschungen, dennoch blieb es spannend zu lesen und für mich ist es auch ein Zeichen, dass diese Geschichte realistisch und die Figuren authentisch sind. Die Gedanken und Geführe der beiden, aber vor allem ihre Entwicklung, sind von der Autorin gelungen in diese romantische Geschichte hinein gearbeitet worden. Vor allem der lebendige und ausdrucksstarke Erzählstil hat mir gefallen.

Es geht nicht nur um Liebe und Romantik, sondern vor allem auch um Freundschaft sowie vielfältigen familärenProbleme, die Tiefgang haben und stimmig in die Geschichte passen.

"Es könnte stürmisch werden" ist ein Liebesroman zum Ein- und Abtauchen!

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