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Veröffentlicht am 07.07.2020

Menschen, die sich für griechische Götter halten

Die geheime Geschichte
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Der Coming-Of-Age-Roman ist eine rückblickende Erzählung des Mordes an Bunny, einem Student an einer Privatuniversität in Vermont. Zaghaft enthüllt der unzuverlässige Erzähler Richard, der als Stipendiat ...

Der Coming-Of-Age-Roman ist eine rückblickende Erzählung des Mordes an Bunny, einem Student an einer Privatuniversität in Vermont. Zaghaft enthüllt der unzuverlässige Erzähler Richard, der als Stipendiat eine Außenseiterrolle einnimmt, die Motive und überschlagenen Ereignisse, die zum finalen Mord führen. Das Buch beginnt überraschenderweise mit dem Eingeständnis des Mordes an Bunny. Es lässt die Leser*innen so in der fortwährenden bösen Vorahnung, ja Gewissheit, dass dieser Student im Verlauf der geheimen Geschichte – ausgerechnet von seinen Freuden ermordet wird. Eine griechische Tragödie par ecellence!

Als Leserin mit einer Vorliebe für Mord und Suspense war dieses Buch ein echter Glücksgriff. Ich weiß zu Beginn, zwar wer Opfer und Mörder ist, jedoch fehlt das Motiv. Dies lässt mich als Leserin nun ständig auf der Hut sein: warum, wann und wie wird der Mord passieren? Beim Lesen entwickelte ich zugleich Sympathie und Abneigung zu den Charakteren. Die Charaktere sind weder Helden noch Monster – Sie sind Menschen, die sich für griechische Götter halten. Die Studierenden sind trotz ihrer privilegierten Lage, an dieser Universität studieren zu können, nicht fähig sich ein Leben nach dem Studium aufzubauen oder irgendwelche Fähigkeiten anzueignen. Sie trinken und philosophieren in den Tag hinein, ohne an den Morgen zu denken. Sie begeistert alles Ästhetische, sie sind Genießer.

Das Thema des Buches ist die priviligierte Akademiker-Gesellschaft, die Manipulation, Selbstdarstellung, das Blenden, die Täuschung, der Verrat, das Leben der Menschen mit- und gegeneinander. Es ist gewiss keine leichte Lektüre. Die Sprache ist poetisch, melancholisch, dunkel und passend zur morbiden Thematik des Verrats. Der Schreibstil ist voller Details, Beschreibungen und kleinen Erkenntnissen zur Welt des schönen Glanzes.

Das Buch ist ein perfekt inszenierter Kunstgenuss, mit gewollt bitteren, moralischen Nachgeschmack.

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  • Handlung
  • Charaktere
Veröffentlicht am 19.09.2020

Mittelalterliches Abenteuer mit multiplen Erzählsträngen

Das Schicksal der Henkerin
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Die ehemalige Henkerin Melisande bricht nach Esslingen auf um im Alleingang ihren totgeglaubten Bruder aus dem Kerker zu befreien. Dabei zieht sie jedoch ungewollt, Ehemann und Kinder mit in einen Kampf ...

Die ehemalige Henkerin Melisande bricht nach Esslingen auf um im Alleingang ihren totgeglaubten Bruder aus dem Kerker zu befreien. Dabei zieht sie jedoch ungewollt, Ehemann und Kinder mit in einen Kampf ums Überleben, gegen rachsüchtige Adlige, die Kirche und Kindlerhändler.

Die Geschichte ist mit ihren mittelalterlichen Gefahrenquellen eine Spannungsachterbahn und beinahe jeder Erzählstrang endet mit einem Cliffhänger, sodass man das Buch fast nie aus der Hand legen kann.

Die Handlung ist sehr dicht und spektakulär. Die Abenteuer der Figuren stehen hier im Vordergrund und es passiert eigentlich immer etwas. Daher sind die Figuren und Charakterentwicklungen eher im Hintergrund und schwächer ausgearbeitet.

Das Thema des Buches ist Mittelalter und das merkt man auf jeder Seite: Kerker, Burgen, Adel, Kirche, Henker, Ritter und und und. Auch ernste Themen wie Antisemitismus und Sexismus werden gestreift.

Der Schreibstil ist sehr handlungsbezogen, lange blumige Beschreibungen der Landschaft eher eine Seltenheit. Das Buch ist wenig originell was die Motive angeht, viel erinnert an andere Mittelalter-Erzählungen und Märchen. Aber ich fand den Remix dieser altbekannten Geschichten ganz angenehm, da so alles recht verständlich blieb.

Wer interessante Charakterstudien möchte, liest besser "Das Lied von Eis und Feuer" von George R. R. Martin. Wer dagegen Lust auf ein ein spannendes, unterhaltsames Action-Abenteuer im Mittelalter-Stil hat, der hat auch Spaß an der Geschichte.

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Veröffentlicht am 14.03.2023

Warum? Warum würde ich sterben wollen?

Mädchen aus dem Moor
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Kath und Adam leben ein einfaches, aber zufriedenes Leben mit ihrer Tochter Lyla in einem alten Steinhaus im Dartmoor. Kath liebt das Moor und ihre Familie, aber ihre Welt wird nach einem schweren Unfall ...

Kath und Adam leben ein einfaches, aber zufriedenes Leben mit ihrer Tochter Lyla in einem alten Steinhaus im Dartmoor. Kath liebt das Moor und ihre Familie, aber ihre Welt wird nach einem schweren Unfall auf den Kopf gestellt. Sie kämpft mit Gedächtnisverlust und beginnt, seltsames Verhalten ihres Ehemanns und ein Geheimnis ihres Bruders zu vermuten. Zusätzlich behauptet ihre Tochter, etwas Ungewöhnliches im Moor bei Nacht gesehen zu haben. Kath zweifelt an ihrem Verstand und fragt sich, ob sie eine schreckliche Wahrheit aufdeckt.

Immer wieder Warum? Warum würde Kath sterben wollen? Diese Frage hat mich nicht losgelassen. Ich hatte einige gute Theorien entwickelt, die mir sinnvoll erschienen. Aber das gewählte Ende ist mir leider zu abgedreht und hat für nicht ganz in die sonst stimmige und realistische Welt gepasst. Dennoch hatte ich bis auf die letzen Seite eine sehr gute unterhaltsame Lesezeit.

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Veröffentlicht am 01.11.2021

Mord, Meer und Modezirkus

Lady Arrington und ein Mord auf dem Laufsteg
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Lady Arrington, Krimiautorin und Hobbydetektivin, ist wieder mal zur Stelle, als ein Mord auf hoher See verübt wird. Diesmal ist das Kreuzfahrtschiff von kuriosen Modemenschen bevölkert und als der Star-Designer ...

Lady Arrington, Krimiautorin und Hobbydetektivin, ist wieder mal zur Stelle, als ein Mord auf hoher See verübt wird. Diesmal ist das Kreuzfahrtschiff von kuriosen Modemenschen bevölkert und als der Star-Designer scheinbar Selbstmord verübt, glaubt Lady Arrington darin, einen kalkulierten Mord zu erkennen. Wie immer behält ihre Spürnase recht und eine Jagd auf den Mörder beginnt.

Das Buch ist ein gelungen Cozycrime und wird durch skurrile Begebenheiten mit Waffennarren, brenzligen Situationen und Mord nicht langweilig. Das Tempo ist angenehm und der Schreibstil verständlich. Die Figuren sind einfach gestrickt und an bekannten Mode Persönlichkeiten orientiert. Ich hatte schnell einige Berühmtheiten der Modeszene im Kopf. Buch ist ein ideales See-Abenteuer, um vom Alltag abzuschalten. Zu viel darf man aber nicht erwarten, manchmal war mir der Handlungsstrang mit dem Schiffsarzt und seiner Büste einfach zu platt und unnötig.

Die Protagonistin Mary Elizabeth Arrington ist super, Sandra sehr sympathisch und Antonio zur richtigen Zeit an der richtigen Stelle. Die Haushälterin zeigt mal wieder, dass selbst vermeintlich unnützes wissen, doch im richtigen Kontext Gold wert ist.

Fazit: "Lady Arrington und ein Mord auf dem Laufsteg" ist ein lesenswerter CosyCrime Krimi.

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Veröffentlicht am 16.08.2020

Locker-leichter Sommerkrimi auf hoher See

Lady Arrington und die tödliche Melodie
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Das Cover hält was es verspricht. Eine betagte Krimiautorin löst den Mord an einem Kreuzfahrt-Pianisten stilvoll und wortgewandt. Die letzte gespielte (tödliche) Melodie des Pianisten ist das zentrale ...

Das Cover hält was es verspricht. Eine betagte Krimiautorin löst den Mord an einem Kreuzfahrt-Pianisten stilvoll und wortgewandt. Die letzte gespielte (tödliche) Melodie des Pianisten ist das zentrale Element des Kriminalfalls.

Der Spannungsbogen ist gemächlich, es braucht fast ein Drittel der Seiten bis zum Mord. Das langsame Tempo, der simple Schreibstil und die einfach gehaltenen Figuren erlauben es dem Leser das Buch auch nebenbei zu lesen. Es ist ein Unterhaltungskrimi - ideal für ablenkungsreiche Leseorte wie in der S-Bahn oder im Strandbad.

Die Leserin muss nicht besonders aufmerksam sein um der Handlung zu folgen. Die Handlung überschlägt sich erst gegen Ende des Buches, davor ist es etwas zäh. Die Beschreibungen des Kreuzfahrtschiffes sind aber auch nett geschrieben. Das Finale fühlte sich eher als ein Remix bekannter Motive, Mörder und Hintergrundgeschichten an. Originell war das Ende also nicht, aber zugegebenerweise auch nicht langweilig, sondern sehr spannend.

Bei den Charakteren war nur die Protagonistin Mary Elizabeth Arrington sympathisch. Der Rest war ein Tick zu klischeehaft - selbst für Cosy Crime. Hier und da eine überraschende Eigenschaft wie beim Verleger, hätte allen Nebencharakteren gut getan.

Fazit: Wer Lust auf einen locker-leichten Sommerkrimi hat, sollte mit Lady Arrington in See stechen.

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