Cover-Bild Alte Sorten
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13,00
inkl. MwSt
  • Verlag: DuMont Buchverlag
  • Themenbereich: Belletristik - Belletristik: zeitgenössisch
  • Genre: Romane & Erzählungen / Sonstige Romane & Erzählungen
  • Seitenzahl: 256
  • Ersterscheinung: 21.07.2020
  • ISBN: 9783832165307
Ewald Arenz

Alte Sorten

Roman
Sally und Liss: zwei Frauen, wie sie unterschiedlicher nicht sein könnten. Sally, kurz vor dem Abitur, will einfach in Ruhe gelassen werden. Sie hasst so ziemlich alles: Angebote, Vorschriften, Regeln, Erwachsene. Fragen hasst sie am meisten, vor allem die nach ihrem Aussehen.
Liss ist eine starke, verschlossene Frau, die die Arbeit, die auf dem Hof anfällt, problemlos zu meistern scheint. Schon beim ersten Gespräch der beiden stellt Sally fest, dass Liss anders ist als andere Erwachsene. Kein heimliches Mustern, kein voreiliges Urteilen, keine misstrauischen Fragen. Liss bietet ihr an, auf dem Hof zu übernachten. Aus einer Nacht werden Wochen. Für Sally ist die ältere Frau ein Rätsel. Was ist das für Eine, die nie über sich spricht, die das Haus, in dem die frühere Anwesenheit anderer noch deutlich zu spüren ist, allein bewohnt? Während sie gemeinsam Bäume auszeichnen, Kartoffeln ernten und Liss die alten Birnensorten in ihrem Obstgarten beschreibt, deren Geschmack Sally so liebt, kommen sich die beiden Frauen näher. Und erfahren nach und nach von den Verletzungen, die ihnen zugefügt wurden.

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Meinungen aus der Lesejury

Veröffentlicht am 09.09.2020

Unbedingt lesen

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Meine Meinung:
Dieses Buch hat so viele Erinnerungen in mir geweckt. An den Bauernhof meiner Grossmutter und den Duft frischen Heus. Ich habe mich an die beiden heissen Sommer erinnert, in denen ich auf ...

Meine Meinung:
Dieses Buch hat so viele Erinnerungen in mir geweckt. An den Bauernhof meiner Grossmutter und den Duft frischen Heus. Ich habe mich an die beiden heissen Sommer erinnert, in denen ich auf dem Früchtehof im Dorf meiner Eltern bei der Ernte geholfen habe. Gemeinsam mit Gastarbeiter*innen aus Tschechien und Polen bin ich stundenlang durch die Himbeersträucher und Erdbeerfelder gegangen um auch die unscheinbarste Frucht noch zu erwischen und die Blaubeerenernte war das Meditativste und zugleich Langwierigste, das ich je erlebt habe.
"Alte Sorten" hat mich aber auch an mein erstes selber gebackenes Brot, das eigene eingeweckte Apfelmus (mit dem Fallobst des Nachbarn) und den schweren, süssen Geruch, der danach wochenlang in der Küche hing, erinnert, an die erste Ernte aus meinem Balkongarten, an die Kräuter, Kartoffeln, Radieschen und Karotten, welche ich aus der dunklen Erde gezogen oder mit einer stumpfen Schere abgeschnitten und zu einem Festmahl verarbeitet habe.
Aber "Alte Sorten" weckt nicht nur Erinnerungen, sondern beschreibt auch in meditativer Andacht und mit einer respektvollen Gründlichkeit und Gewissenhaftigkeit die Abläufen bei der Ernte von Riesling oder Kartoffeln, beim Brennen von Schnaps und Einsammeln der Eier aus dem Hühnerstall. Es entschleunigt und lässt innehalten und es erzählt die Geschichte zweier Frauen, welche sich von der Gesellschaft nicht verstanden fühlen und deshalb auf einer ganz eigenen Flucht sind, sich aber dennoch treffen und dann in erster Linie einmal gemeinsam schweigen können. Erst nach und nach wird das Schweigen gebrochen und in zahlreichen Rückblenden und inneren Monologen fügt sich ein Puzzleteil zum nächsten, bis sich ein immer noch von Leerstellen gespicktes Ganzes ergibt. Und dies geschieht so kunstvoll und einfühlsam, dass man das Gefühl hat, mit Liss und Sally am Küchentisch zu sitzen, ihren Geschichten zu lauschen und dabei einen Tee zu trinken oder mit ihnen auf dem Feld anzupacken, schweigend aber durch die gemeinsamen Arbeitsabläufe vereint.

Sprache:
Was die beiden Frauen durchgemacht haben, ist keine leichte Kost. Welche Sorgen und Ängste mit sich tragen, kann verstören, aber auch Mut machen und Ewald Arenz schafft es, seine Protagonistinnen mit so wenigen Worten wie möglich und so vielen Worten wie nötig zu beschreiben, dass keine Formulierung zu viel, keine Beschreibung zu aufdringlich oder irgendwie deplatziert wirkt.
Ausserdem zieht sich ein ganz feinsinniger, zarter Humor durch dieses ganze Buch und eine positive Grundhaltung, die dazu einlädt, jeden Tag so zu nehmen, wie er kommt und Schritt für Schritt zu gehen, aber auch immer neue Chancen zu entdecken und diese beim Schopf zu packen.

Meine Empfehlung:
"Alte Sorten" ist ein kleiner Schatz und ein Buch, das ich im Herbst an ganz viele Geburtstagskinder aus meinem Freundekreis verschenken und einigen lieben Menschen unter den Christbaum legen werde. Die Sprache ist von einer poetischen Schönheit, die ihresgleichen sucht und die einfühlsam erzählte Geschichte hat mich tief berührt. Von mir gibt es eine sehr, sehr herzliche Empfehlung für dieses Buch.

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Veröffentlicht am 18.08.2020

Außenseiterinnen unter sich - Roman einer Freundschaft

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Es gibt Frauenliteratur über Frauenfreundschaften, die wie unter einer besonders dicken Zuckerschicht begraben scheint. Überraschungen sind dabei eher nicht zu erwarten, und die Protagonistinnen in der ...

Es gibt Frauenliteratur über Frauenfreundschaften, die wie unter einer besonders dicken Zuckerschicht begraben scheint. Überraschungen sind dabei eher nicht zu erwarten, und die Protagonistinnen in der Regel am Happy end nach obligatorischen Problemchen glücklich vereint mit dem Mann ihrer Träume. So ein Buch ist "Alte Sorten" von Ewald Arenz nicht.

Um Frauenfreundschaften geht es aber schon - und zwar nicht um die Freundschaft zwischen seifenopertypischen Schablonen, sondern zwei eher spröden und schwierigen Frauen - die 17-Jährige Sally, ausgerissen aus einer Klinik zur Behandlung von Essstörungen, voller Misstrauen und Aggressionen, und Liss, die ganz alleine ihren Bauernhof bewirtschaftet und von den meisten der Dorfgemeinschaft geschnitten wird. Die Tradition des Dorfes hat sie dennoch geerbt.

Man sollte sich Zeit lassen mit diesem Buch und vor allem einlassen auf Liss und Sally, der ruhigen Erzählweise folgen, die in ein Landleben einführt, wie es auch schon vor 50 oder 100 Jahren existiert hat, nur das mittlerweile Technik und Internet dazugekommen sind. Von einer Zufallsbegegnung im Weinberg über eine Schlafgelegenheit für eine Nacht zu vorsichtiger Annäherung folgen wir so der keimenden Freundschaft der ganz unterschiedlichen Frauen, die aber beide verletzlich und verletzt sind. Jeder hat ihre eigenen Narben - Sally die sichtbaren, die sie sich geritzt hat, die wortkarge Liss die unsichtbaren, die auch nach vielen Jahren nicht verheilt sind.

Die harte Arbeit auf dem Hof scheint ein wenig wie eine Entsprechung der eher rauhen und kantigen Charaktere der beiden Protagonistinnen. Nicht viele Worte machen, sondern anpacken - das ist Liss´ Devise. Und dennoch hatte auch sie einmal Träume und erlebt in Sally in mancher Hinsicht vielleicht noch einmal ihr jüngeres, diesmal allerdings großstädtisches Selbst. Manche Beschreibungen der Feldarbeit, der hügeligen Landschaft, der Weinlese im Morgennebel lesen sich geradezu poetisch, nie aber sentimental. Da meint man den Geruch der aufgebrochenen Erde nach einem Landregen zu riechen, den Geschmack baumfrischer Früchte zu schmecken oder das Gegacker vom Hühnerhof zu hören.

Ähnlich wie das Getreide oder die Weinreben sind auch Vertrauen und Freundschaft etwas, was langsam wachsen muss, was Geduld und Aufmerksamkeit braucht - daran erinnert auch dieses Buch. Alte Sorten - der Titel bezieht sich auf die alten Birnensorten in einem Garten hinter dem Hof, die in Sally erstmals wieder die Lust am Genuss wecken - ist auf angenehme Weise entschleunigt, dabei nicht ohne Drama. Eine sensible Außenseiterstudie, eine Coming of Age-Story, ein Porträt einer Dorfgesellschaft - dieses Buch ist vieles und ist ausgesprochen lesenswert.

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Veröffentlicht am 15.07.2020

Alte Sorten

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Die siebzehnjährige Sally ist wütend auf die Welt, auf alle, die ihr vorschreiben wollen, was sie zu tun hat. Aber sie ist auch wütend auf sich selbst. Dann begegnet sie Liss. Die ältere Frau fragt sie, ...

Die siebzehnjährige Sally ist wütend auf die Welt, auf alle, die ihr vorschreiben wollen, was sie zu tun hat. Aber sie ist auch wütend auf sich selbst. Dann begegnet sie Liss. Die ältere Frau fragt sie, ob sie mal eben helfen kann, den Anhänger des Traktors aus dem Graben zu ziehen. So eine einfache Frage wirft Sally etwas aus der Bahn. Ansonsten stellt Liss keine Fragen zu Sally als Person, sondern bietet ihr an, auf ihrem Hof zu übernachten. Es bleibt nicht bei einer Nacht. Liss lebt sehr zurückgezogen und spricht nicht über sich selbst. Doch die Frauen arbeiten gemeinsam und kommen sich näher.
Dieses Buch habe ich inzwischen schon zweimal gelesen und es hat mich wieder gepackt. Die Sprache ist schnörkellos und doch einnehmend.
Sally ist abgehauen, weil sie es satt hat, immer die Erwartungen der anderen erfüllen zu sollen. Ihre eigenen Wünsche bleiben dabei auf der Strecke. Das macht sie wütend und hilflos. Sie fühlt sich unverstanden. Dann trifft sie auf Liss, eine Frau, die in sich ruht, aber auch ihre Verletzungen davongetragen hat. Liss hat keine Erwartungen an Sally, sie stellt keine Fragen. Sie nimmt Sally, wie sie ist. Beim gemeinsamen Arbeiten erfährt Sally, dass Bäume in den Himmel wachsen dürfen und die alten Sorten Birnen aussehen dürfen wie Eier. Nichts muss, alles kann.
Obwohl beide Frauen die andere nichts fragen, kommen sie sich näher und es entsteht eine ungewöhnliche Freundschaft. Irgendwann fühlt Sally sich zugehörig und es fühlt sich richtig und gut für sie an.
Es ist eine wunderschöne emotionale Geschichte über zwei verletzliche, aber auch starke Frauen, die erfahren, dass mehr in ihnen steckt, als sie selbst erkannt haben.
Ich liebe dieses Buch und werde es sicherlich noch öfter lesen. Absolute Leseempfehlung!

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Veröffentlicht am 06.03.2023

Der Wert von Freundschaft

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Liss arbeitet gerade in ihrem Weinberg, als ihr Sally über den Weg läuft. Sie ist jung und aufbrausend, überzeugt davon, dass keiner sie versteht, es in der Regel auch gar nicht erst versucht.

Sie ist ...

Liss arbeitet gerade in ihrem Weinberg, als ihr Sally über den Weg läuft. Sie ist jung und aufbrausend, überzeugt davon, dass keiner sie versteht, es in der Regel auch gar nicht erst versucht.

Sie ist gerade mal wieder aus einer Klinik getürmt, in die ihre Eltern sie aufgrund ihrer Essstörungen eingeliefert haben.

Auf den ersten Blick scheinen Liss und Sally wenig Gemeinsamkeiten zu haben. Die alleinlebende etwa 40jährige Bäuerin Liss macht einen ruhigen Eindruck, ist eher wortkarg und stets mit irgendeiner Arbeit auf ihrem Hof beschäftigt. Sally kann gar nicht glauben, das da jemand ist, der ihr keine Befehle erteilen will, der ihr einfach so ein Zimmer zum Übernachten anbietet und keine Forderungen damit verbindet. Ihr Mißtrauen gegenüber anderen Menschen sitzt tief. Die Freundschaft, die sich ganz langsam zwischen der Frau und dem Mädchen entwickelt ist zerbrechlich, wie sich herausstellt und muß sie sich auch erst bewähren.

Durch Sally‘s Augen entdecken wir als Leser die Schönheit und Vielfalt der Natur, die Arbeiten, die auf einem Hof so anfallen, die nicht enden wollende Arbeit, aber auch die Befriedigung, die diese Arbeit mit sich bringt. Ewald Arenz entwickelt seine Figuren mit viel Empathie und Einfühlungsvermögen.

Nach und nach erfährt man die Lebensgeschichten beider Frauen und auch warum Liss sich in der jüngeren Sally oft selbst wiedererkennt.

„Alte Sorten“ ist eine ruhige Geschichte über den Wert von Freundschaft, die keinen großen Spannungsbogen hat und trotzdem nicht langweilig wird.

Man spürt, dass der Autor sich mit dem Landleben, über das er schreibt gut auskennt. Nicht nur die Idylle, auch die Härte und die Nachteile des bäuerlichen Lebens werden gut beschrieben.

Mir hat der Roman richtig gut gefallen. Im Klappentext heißt es, es sei ein Roman der entschleunigt und den Blick aufs Wesentliche lenkt. Das kann man wirklich unterstreichen.

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