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Veröffentlicht am 28.03.2022

Zwerge, Riesen, Sirenenelfen, Kobolde, Wassermänner, Einhörner, kopflose Reiter... Alles in einer Geschichte? Unmöglich? Nicht hier!

Fabula - Das Portal der dreizehn Reiche
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Stell dir vor, du besuchst einen dir allzu bekannten Park an einem warmen Sommertag. Es ist fast alles wie immer. Fast. Bis auf dieser Baum, der so einzigartig wirkt, dass er keinem dir bekannten gleicht. ...

Stell dir vor, du besuchst einen dir allzu bekannten Park an einem warmen Sommertag. Es ist fast alles wie immer. Fast. Bis auf dieser Baum, der so einzigartig wirkt, dass er keinem dir bekannten gleicht. Dessen Schatten so dunkel ist, dass man nichts erkennen kann. Und ist das etwa eine Elfe? Du schüttelst den Kopf. Das kann nicht sein! So ähnlich geht es dem 13-jährigen Will bei einem Schulausflug, der ihn genauso wenig interessiert wie die Zeitung von gestern. Bis ihm mitten im belebten New Yorker Central Park ein kleines Wesen mit durchsichtigen Flügeln begegnet. Seine neunmalkluge Zwillingsschwester Charlotte hält ihn für übergeschnappt. Doch als sie zuhause ankommen und eine waschechte Furie in ihrer Küche steht, wissen sie, dass irgendetwas überhaupt nicht stimmt. Vor allem, weil ihre geliebte Mutter spurlos verschwunden ist. Der Trip in eine andere Welt beginnt, die Suche ihrer Mutter, die sie kaum atmen lässt und der Fingerzeig ihres persönlichen Ursprungs, der sich offenbart.

Zunächst einmal große Hardcoverliebe. Auffallend bunt, verschnirkelt mit den beiden Hauptcharakteren auf den beiden Seiten des ominösen Baumes. Dazu noch die Feenzeichen für die Reiche Fabulas, die ebenso die Kapitelüberschriften zieren. Kleiner Fehler dabei: Auf dem Cover zeigen sich nur 12 der 13. Das könnte bei dem ein oder anderen Lesenden Fragen aufwerfen. Für euch zur Beruhigung, das klärt sich ganz bestimmt. Die Innenklappe zeigt zusätzlich noch "Aufzeichnungen" von Figuren Fabulas und weitere kleine Details, die die Fantasie befeuern und den Inhalt ergänzen. Das ist schon cool. Der Verlag empfiehlt die knapp 350 Seiten für Lesende ab 10 Jahre. Das unterschreibe ich so. Komplex, aber farbenfroh und mit genau dem richtigen Maß an Spannung. Für Erwachsene allerdings ist es doch vorhersehbar. Dazu komme ich gleich. Ach, und bevor ich es vergesse. Zum Schluss gibt es ein kleines Quiz, dass den Lesenden einem Charakter zuordnet. Ich finds witzig eine Sirenenelfe zu sein.

Akram El-Bahay beginnt seine Geschichte mit einem magisch-mystischen Prolog wie ein Geschichtenerzähler. Es fühlt sich an, wie ein Stück Vergangenheit, das Jahre später den Faden wieder aufnimmt. Das ist wichtig, so dass sich niemals jemand fragen muss, wieso dieses oder jenes passiert ist. Jede einzelne Frage wird beantwortet, kein Detail bleibt offen und das innerhalb der kompletten Story. Ihr könnt euch wohl vorstellen, wie viele Fragen ich mir gestellt habe als ich mit Will und Charlotte nach Fabula gereist bin - einer völlig neuen Welt. Ok, manche Antwort ließ mich bewusst warten, um genau in den richtigen Augenblick zu erscheinen. Andere Antworten lagen so glasklar auf den Servierteller, dass ich mich gefragt habe, wie Will und Charlotte so auf dem Schlauch stehen konnten. Beispielsweise, in welchen Zusammenhang die Eltern der beiden mit Fabula stehen und wie langsam sie ihrem eigenen Ursprung auf die Schliche kommen. Allerdings stießen die beiden auf einige wundersame Ereignisse und Probleme.

Fabula könnt ihr euch vorstellen als eine Mischung aus Phantasien (unendliche Geschichte), Mittelerde (Herr der Ringe/Hobbit), die Harry Potter Welt, dem letzten Einhorn und Endor (den Waldmond der Ewoks aus Star Wars). Klingt irre? Ja, nur ist es so cool. Will und Charlotte erkundeten diese Welt zudem auf simple Art und Weise. Zum einen durch Hilfsmittel, die bestimmte Tätigkeiten effizienter gestalten (magisch, versteht sich), zum anderen, weil in Fabula fußläufig Orte aufgrund eines Stadtviertelschemas schnell erreicht sind. Eine Karte wäre wunderbar gewesen. Ich glaube, das fehlt mir in der Gestaltung. Ich mochte das Dorf der Jäger hoch in den Bäumen, ging gern durch das Viertel der kleinen Wesen, hatte Höhenangst auf dem Turm des Erzählers und möchte niemals im Schlund gefangen sein.

Passend dazu hat sich Akram El-Bahay bekannte wie auch, für mich, neue Fabelwesen als BewohnerInnen zunutze gemacht. Es werden viele Mythen vermischt. Gute wie böse Gestalten begegneten mir. An mancher Stelle war mir das zu viel in die schwarze oder weiße Richtung gedacht. Es gibt schließlich genauso grau. Niemand vereint nur einen Schwerpunkt in sich. Dafür gibts einen großen Punkt für die Gleichberechtigung und die Rolle der Frau, insbesondere bei der Herrschaft über Fabula.

Besonders ans Herz gewachsen ist mir übrigens Orion, ein Vertreter des Volkes der Jäger - ein sehr hochgewachsenes Völkchen. Seine Eigenschaften werden auf humorvolle Weise hervorgehoben und wiederholt. Ich hab so oft gelesen, dass er dieses oder jenes nicht empfiehlt, weil er es selbst aus eigener Erfahrung weiß - die Schmunzler sind hier vorprogrammiert. Trotzdem hegt er ein Grundvertrauen in die Dinge des Lebens, sodass ich mir denke, davon könnte ich mir eine Scheibe abschneiden. Er bevormundet Will und Charlotte nicht, beschützt sie dennoch mit all seinen Mitteln - ein toller Freund. Die Jäger sind eines von vielen Völkern in Fabula. Einige Vertreter*innen lernte ich detailliert kennen und das nicht nur durch die Beschreibungen der einzelnen Perspektive, sondern verschriftlichte Informationen - quasi ein Guide (mehr verrate ich an dieser Stelle nicht). Natürlich gibt es typische Eigenschaften bei bekannten Figuren wie zum Beispiel den Zwergen. Trotz der Fülle fühlte ich mich nie überfordert, sondern sah die Bilder vor meinem geistigen Auge entstehen. Lasst eurer Fantasie also freien Lauf.

Will und Charlotte verkörperten ein gewisses Geschwisterklischee. Er, der "Lausbub", der sich aus allem rausredet und super Geschichten erfindet und den Tag gern so verbringt, wie er kommt, jedoch nie von der Frage los lassen kann, was mit seinem Vater passiert ist. Sie, die "Vorzeigeschülerin", verantwortungsbewusst, klug, beliebt und in ständiger Sorge um ihren Bruder. Glücklicherweise streiten sie nicht ernsthaft, stattdessen gibt es eine Zwillingen oft nachgesagte Kommunikation ohne Worte. Hilfreich und weniger zickig. Beide Perspektiven besaßen ihren eigenen Reiz, wobei ich Will öfter begleitete. Ich denke, der Grund dafür ist, dass er furchtbar neugierig ist und die Augenblicke anders aufsaugt als seine Schwester. Lockerer, finde ich. Im Laufe der Handlung legen beide eine Entwicklung hin, die sie in neue Richtungen gehen ließen. Die Motivation, verborgene Talente zu fördern bzw. sich zu nutze zu machen, sehe ich als wichtige Botschaft an.

Eine weitere wichtige Botschaft, die innerhalb der Handlung verwoben wurde ist, dass ohne Fantasie und ohne, dass sie jemand nutzt bzw. davon erzählt, keine Geschichten existieren würden und damit ein wichtiges Fundament, ja, ganze Welten ausgelöscht wären. Das erinnert wieder an die unendliche Geschichte, ich weiß. Ich kann jedoch nie genug davon bekommen, wenn eine Geschichte in einer Geschichte erzählt wird. Diese Abenteuerreise ist nicht nur märchenhaft erzählt, besitzt nicht nur spaßige Momente, sondern es ruht ein gewisser Ernst darin. Kein Tag geht spurlos an jemanden vorbei. Nicht jede Entscheidung wird mit Freuden ausgesprochen. Es werden Kämpfe ausgefochten, Rätsel gelöst und Ängste überwunden. Ich langweilte mich nie, mochte die gewitzten Dialoge und den Mix dieser Welt.

Willkommen in Fabula - Ihre werdet euch wie zuhause fühlen und trotzdem Neues entdecken! Daher klare Leseempfehlung.

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Veröffentlicht am 24.08.2020

2 besondere Liebesgeschichten zu verschiedenen Zeiten und Orten

Wie sagt man ich liebe dich
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Allgemein:
Claudia Winters Romane passen zu der Jahreszeit, in der sie erscheinen. Genauso hier bei "Wie sagt man ich liebe dich". Goldmann veröffentlichte das Buch im Juni 2020 und erzählt damit die Geschichte ...

Allgemein:
Claudia Winters Romane passen zu der Jahreszeit, in der sie erscheinen. Genauso hier bei "Wie sagt man ich liebe dich". Goldmann veröffentlichte das Buch im Juni 2020 und erzählt damit die Geschichte der jungen Pariserin Maelys, die sich als Tellerwäscherin und Straßenkünstlerin ihren Unterhalt verdient statt an einer anerkannten Hochschule zu studieren. Ein ungeahntes Angebot könnte sie daraus befreien und so macht sie sich auf nach Lissabon, inklusive ihrer zeternden Tante Valerie, um für ihren Auftraggeber Antonio de Alvarenga ein Porträt zu malen. Doch der Großvater hält nichts davon porträtiert zu werden und damit beginnt eine Achterbahn der Gefühle - nicht nur zwischen Antonio und Maelys.
Mein Bild:
Ein unscheinbares Klappenbroschur mit knapp 460 Seiten Geschichte, passenden französischen und portugiesischen Rezepten, sowie ein Glossar mit portugiesischen Begrifflichkeiten, die innerhalb des Romans fallen. Ich sage bewusst unscheinbar, weil das Cover mit seiner zitronigen Farbe und dem flatterkleidigen Mädchen zwar zeigt für welche Jahreszeit der Schmöker geeignet ist. Doch ganz ehrlich, es passt absolut nicht zur Geschichte. Leider. Total schade. Wenn ihr mich fragt, dann wäre eine junge Frau in einem senffarbenen Mantel angesagt, vielleicht eine Staffelei noch dazu, im Hintergrund in leicht zurückgehaltenen Pastellfarben Hinweise auf Paris und Lissabon, von mir aus Sehenswürdigkeiten oder ähnliches. Es gäbe so viele Möglichkeiten. Auch ein Wink auf Coco Chanel wäre gut gewesen. Ok, vielleicht sollte ich erklären, wieso: Weil diese Dinge bzw. Aspekte eine Rolle spielen. Nicht Zitronen und ein blaues Kleid.
Die Autorin ist mir auf Social Media mit ihren Romanen öfter begegnet, doch keines ihrer Bücher hatte es bisher in mein Regal geschafft, derweil hat ihr Schreibstil so etwas Persönliches, Emotionales und Verständliches. Sie schafft es Charakterzüge prägnant in die verschiedensten personalen Perspektiven zu packen und mir die Personen nahe zu bringen.
Noch dazu ist dieses Buch eine persönliche Angelegenheit. Die Widmung "Für Mama und Papa." sagt es bereits aus. Claudia Winters Eltern sind gehörlos, ebenso wie die Protagonistin Maelys. Man kann hier also schon von Own Voice sprechen. Es ist so toll, wie die Autorin die Lautsprache beschreibt und integriert, wie Farben und Gerüche eingearbeitet werden, überhaupt wie der Alltag eines gehörlosen Menschen sein kann. Mir wurde vermittelt, welche Probleme das sprachliche Mittel Ironie bereiten kann oder wenn Menschen ihre Lippen beim Sprechen kaum bewegen. Maelys ist ein authentischer Charakter und noch viel mehr. Ich mag sie sehr. Trotz ihres Handicaps ist sie voller Liebe und Freundlichkeit gegenüber anderen Menschen. Doch Geldsorgen, Zweifel an ihrem künstlerischen Talent und ihre Hilfsbereitschaft lassen sie ihre eigenen Wünsche zurückstecken. Bis sie ein Angebot bekommt, dass sie raus aus dem kulturellen, schnelllebigen Paris rein in das genießerisch-erfrischende Lissabon führt.
Doch es ist nicht nur Maelys Geschichte. Denn eigentlich wird der Prolog aus einer völlig anderen Sicht erzählt. Nämlich von dem über 70-jährigen Portugiesen Eduardo, der aus einer spontanen Reaktion heraus eine Reise nach Paris unternimmt und alten Erinnerungen nachhängt, die ihn seit Ewigkeiten umtreiben. Ich wusste sofort, das kann nur eine alte Romanze sein, besonders als er Maelys begegnet. Doch so richtig rückt der alte Herr nicht mit der Sprache heraus. Stattdessen lerne ich seinen Enkel Antonio kennen, der die wahnwitzige Idee seines "Vovo" (Großvater) umsetzen darf, die junge Künstlerin nach Lissabon zu holen. Die Dialoge dieser Zwei habe ich sehr gerne verfolgt. Kennt ihr das? Wenn ihr genau wisst, wie ihre Situationen mit bestimmten Menschen angehen müsst, um dieses oder jenes zu bewirken. So ähnlich ist das bei den beiden temperamentvollen Portugiesen Antonio und Eduardo. Ich fand sie beide witzig, smart, charmant, aber nicht perfekt. Das sind Zwei, mit denen würde ich gern einen Abend verbringen, natürlich mit einem Glas Wein dazu, versteht sich.
Nicht ganz so ging es mir mit Nummer Vier im Bunde. Maelys alte Tante Valerie Aubert. Divalike, absolut geldverschwenderisch, eine Lebefrau und Spaßprotestlerin. Eigenschaften, die man entweder bewundert oder nur mit den Kopf schütteln muss, wenn man sie nicht kennt. Bei mir war es das Letztere. Das änderte sich jedoch im Verlauf, denn ich springe nicht nur zwischen den Vieren hin und her, nein, auch in der Zeit. Denn Valeries Geschichte, mit Beginn in den 60ern, als sie aus der dörflichen Bretagne nach Paris "flüchtet", spielt eine weitreichende Rolle. Ich kann ohne wenn und aber sagen, mir war nie langweilig, ich fand es immer aufregend und spannend, jedem zu folgen, zu jeder Zeit. Valeris Entscheidung nach Paris zu gehen, die Begegnung mit dem jungen Frederico Almeida, die Arbeit in einem renommierten Hotel und zahlreiche wunderbare Nebendarsteller, ebenso wie die Position der Frau zur damaligen Zeit waren mindestens genauso interessant wie Maelys und Antonios Zuneigung zueinander oder Eduardos Geheimnis zu entschlüsseln.
Keine Ahnung, wie die Autorin das gemacht hat, dass die Abschnitte der Gegenwart und der Vergangenheit so gut ineinander übergehen und ich mich sehr lange gefragt habe, wie das große Ganze zusammenhängt. Zum Teil lag ich richtig mit meinen Vermutungen, doch die Ursachen waren dann größerer bzw. sehr emotionaler Natur. Und das verpackt in ganz vielen richtigen Botschaften und hängen bleibenden Worten. Ich wurde überrascht, politisch gebildet, kulturell "geschockt", habe gelacht, mitgefühlt und mich fallen gelassen ohne den Überblick zu verlieren. Sicherlich sind Zeit-, Ort- und Personenangaben hier eine große Hilfe gewesen - keine Frage.
Passend eingearbeitet wurde die Atmosphäre der beiden Städte, deren Menschen, die Unterschiede, die Gemeinsamkeiten (besonders der gute Kaffee), die politischen Gegebenheiten zu früherer Zeit und kulinarische Genüsse. Ich finde es toll, dass es nicht in blumigen Beschreibungen untergeht, sondern mit der Handlung einhergeht. Die letzten 100 Seiten hatten es übrigens nochmal in sich. Ich habe gelacht und mitgefiebert, aber auch gedacht, wie man nur auf so geniale Ideen für Situationen kommen kann. Gerade die älteren Protagonisten in dieser Geschichte haben gehörig Pfeffer im Hintern.
Fazit:
Lesen, einfach lesen. Ein Sommerroman mit tollen Settings, tiefen Gefühlen zu verschiedenen Zeiten, mit markanten und doch liebenswerten Protagonisten. Zum Genießen, aber auch zum Durchsuchten. Empfehlenswert.

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Veröffentlicht am 15.04.2020

Viel mehr als ein Märchen, so wahr, so fesselnd, mit Tiefgang, für einen Booknerd der absolute Rausch

Die letzte Dichterin
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Allgemein:

Katharina Seck ist eine deutsche Autorin, die sowohl fantastische als auch Gegenwartsliteratur schreibt. 2017 wurde ihr Debütroman „Die silberne Königin“ mit einem Literaturpreis ausgezeichnet. ...

Allgemein:

Katharina Seck ist eine deutsche Autorin, die sowohl fantastische als auch Gegenwartsliteratur schreibt. 2017 wurde ihr Debütroman „Die silberne Königin“ mit einem Literaturpreis ausgezeichnet. Inzwischen folgten weitere Romane, unter anderem der Fantasy-Einzelband „Die letzte Dichterin“, der Anfang 2020 bei Bastei Lübbe erschien. Innerhalb der Geschichte landet der Leser bzw. die Leserin im Land Phantopien, das einmal berühmt für seine Magie und dem Ausleben der 4 Künste war. Doch außer in der unauffindbaren Hauptstadt Fernab, scheint jegliche Magie verloren zu sein. Die Geschichtenerzählerin Minna reist durch Phantopien, um den Menschen mit honigsüßer Stimme einen Hauch der alten Zeit wiederzugeben. Leichter gesagt als getan, bis sie die Chance bekommt an einem Dichterwettstreit in Fernab teilzunehmen. Das Schicksal bringt sie mit dem angehenden Schatzsucher Finn zusammen, der sein bisheriges Leben eher wie ein Dieb verbracht hat. Was beide nicht wissen, Phantopiens Magie soll wieder zurückkehren, dafür will die Königin einen dunklen Plan umsetzen. Die Frage ist nur, zu welchem Preis?

Mein Bild:


Ich glaube, das Buch wäre als Hardcover glatt noch schöner gewesen. Doch der Einstieg über das Bildnis eines aufgeschlagenen Buches und einer Frau, die durch ein Tor auf ein scheinbar wunderschönes Schloss zugeht, war sehr einladend. Als würde das Buch sagen „Begleite mich!“. Dem Aufruf bin ich gefolgt und was soll ich sagen, außer, dass ich es kein Stück bereue. Katharina Seck war mir bisher eine Unbekannte. Als Liebhaberin schöner Cover fiel mir ihr Buch „Tochter des dunklen Waldes“ bereits auf, aber gelesen habe ich es nicht. Inzwischen frage ich mich, wie ich mich dem nur verwehren konnte.

Der Schreibstil der Autorin ist schwerlich in Worte zu fassen. Ich weiß nicht, ob ihr Schreibstil immer so punktgenau zur Geschichte passt, doch hier war es der Fall. Märchenhaft, melodisch, mitfühlend, altertümlich mit einem modernen Schliff und auch gesellschaftskritisch. Kurz um, ein literarischer Augenschmaus. Der Aufbau der Storyline ist in 3 Abschnitte unterteilt, die im Buch ebenfalls ersichtlich sind. Zum einen die Reise nach Fernab, die ich durch eine im Buch untergebrachte Karte verfolgen konnte, der Aufenthalt in der Stadt und schlussendlich der Showdown, der alle Magie zurückbringen soll.

Der Weltenaufbau besitzt etwas Historisches, obwohl ich mich in der Epoche nicht festlegen möchte, schließlich ist es Fantasy. Eine Zeit, in der Wälder gefährlich waren, in dem Dorfschenken von Bauern aufgesucht und Kaufleute immer reicher wurden, Räuberbanden und Geschichtenerzähler durch die Lande zogen. Anders als in einem historischen Roman weiß aber jeder, dass Zauberei, ja, Magie einmal im großen Stil existierte. In den Wäldern gab es Nymphen, Stroh zu Gold zu spinnen war möglich und hinter vergoldeten Spiegel taten sich andere Welten auf. Ich fühlte mich wie in Grimms Märchen oder in einer Hommage an Cornelia Funkes „Tintenherz“ versetzt. Dementsprechend markierte ich mir etliche Stellen im Buch.

Am besten jedoch sind die Charaktere gelungen. Man nehme verschiedene Sagen- und Märchenfiguren und verpasse ihnen ein facettenreiches Upgrade. Zack, haben wir Minna Fabelreich, Finn Minengräber, Königin Malwine Wüstenherz und Gabensucher Valerian Ohneruh – die Namen sind Programm. Zu Beginn lernte ich vor allem Minna und Finn besser kennen, wusste schnell wie sie tickten, welche Motive bzw. Ziele sie verfolgten, aber auch welche Zweifel sie plagten. Zwei Reisende, die mein Herz schnell eroberten. Die Königin und der Gabensucher öffneten vorerst nur ihre dunkle Seite für mich. Ihre negativen Gefühle erschienen vorerst schleierhaft, da sich mir die Beweggründe nicht erschlossen. Stück für Stück setzten sich die Teile zusammen, so dass ich meine Meinung über über Malwine und Valerian änderte. Katharina Seck spielte damit ein wenig das Schubladendenken aus. Ein sehr schöner Twist. Übrigens offenbarte sich der Tiefgang bei den Charakteren auch in den Überschriften desjenigen, den ich in personaler Perspektive begleitete. Beispielsweise wurde dem „Gabensucher“ irgendwann „Valerian“. Generell entwickelten sich die Figuren über den Plot hinweg in die passende Richtung, ohne dass es wirkt wie „die Moral von der Geschicht“, sondern eben total natürlich.

Die Handlungsstränge bewiesen nicht nur Abwechslung, sondern auch, dass die Autorin die Begabung besitzt, diese sinnvoll zu trennen und wieder zusammenzuführen. Einzelnen Figuren an verschiedenen Orten zu folgen oder von mehreren Figuren dieselbe Situation aus verschiedenen Blickwinkeln zu betrachten, war mega spannend. Kleine Kniffs in Form von Settingdetails wie einem magischen Flimmerlicht und einem Unterwasserkerker oder Rückblicke auf die Vergangenheit der Figuren rundeten die Story ab. Mir blieben keine Fragen offen. Wer jetzt überlegt, ob das Buch nicht zu viel Input bietet, den kann ich beruhigen. Der rote Faden geht nicht verloren, denn es dreht sich um die Magie, die Künste und wie sie durch die handelnden Figuren in Phantopien erneut erstrahlen kann.

Der Showdown sollte die Lösung für dieses Problem liefern. Ich fieberte förmlich daraufhin. Im Groben wurde mir vorher geliefert, was benötigt wurde, aber die Antwort auf die Frage nach dem Wie kam erst zum Schluss. Es hob mich nicht aus den Socken, aber das Ende der Figuren überraschte mich immens. Ein typischer Märchenabschluss blieb also aus. Ich stellte mir wirklich die Frage, ob ich das gewollt hätte - getreu dem Motto „Sie lebten glücklich bis ans Ende ihrer Tage“. Ich denke nicht. Katharina Seck beabsichtigte keine Klischees zu bedienen, sonder Individuen zu erschaffen. Und das ist ihr gelungen.

Fazit:

Ein Abenteuer – Märchen für Jugendliche und Erwachsene mit individuellen Charakteren ohne oberflächliches Getöse. Literarische Fantasy, eine Heldenreise, eine Hommage an die Gebrüder Grimm und Cornelia Funke, das alles steckt in „Die letzte Dichterin“ - absolute Empfehlung.


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Veröffentlicht am 09.02.2020

Meine Erwartungen wurden übertroffen, eine authentisch-erfrischende RomCom

Happy End für zwei
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Allgemein:

"Happy End für 2" ist der erste Roman der jungen, britischen Autorin Rachel Winters, der beim Heyne - Verlag Ende 2019 erschien und seine Leserschaft in das Leben der Filmagentur-Assistentin ...

Allgemein:

"Happy End für 2" ist der erste Roman der jungen, britischen Autorin Rachel Winters, der beim Heyne - Verlag Ende 2019 erschien und seine Leserschaft in das Leben der Filmagentur-Assistentin Evie katapultiert. Mit Ende 20 sitzt sie seit Jahren in ihrem unterbezahlten, und trotzdem liebgewonnenen Job fest. Ihr Wunsch endlich zu einer Agentin aufzusteigen kommt in greifbare Nähe als sie von ihrem Boss beauftragt wird, dem preisgekrönten Drehbuchautoren Ezra bei der Fertigstellung seines neuesten Werkes unter die Arme zu greifen. Denn Ezra verpasst einen Abgabetermin nach dem nächsten, obwohl er die Zusage zu einer romantischen Komödie abgegeben hat. Evie beschließt mit dem arroganten Drehbuchautor, der nicht an die magischen Momente der Filmwelt glaubt, einen Deal einzugehen und läuft dadurch von einem Fettnäpfchen ins nächste als sie versucht romantische Augenblicke im realen Leben nachzustellen. Wird sie Ezra dazu bringen, das Drehbuch fertig zu schreiben?

Mein Bild:

Natürlich lief mir das Buch bereits auf Social Media über den Weg und die ein oder andere Rezension habe ich auch gelesen. Jedoch stapelte ich meine Erwartungen tief, denn ich rechnete nur damit, dass es ein nettes kleines Wohlfühlbuch zum Lachen sein wird. Manchmal kann das ganz gut sein, denn die Geschichte um dieses typisch aufgemachte Paperback mauserte sich zu einem Überraschungspaket der besonderen Art.
Das ahnte ich beim Cover noch nicht, denn es wirkt wie ein klassisches Liebesromancover ohne den Inhalt wirklich preis zu geben. Hübsch mit Goldprägungen, aber mehr nicht. Da hätte mehr draus gemacht werden können, aber das irritierte mich nicht weiter. Schließlich verriet der Klappentext die Grundidee des Plots.

Der Einstieg zeigt mir gleich den kompletten Aufbau der Kapitel, denn die starten immer wie in einem Drehbuch mit Angabe des Ortes, der Zeit, den Darstellern und des dazugehörigen "Augenblicks". Ein süßes Gadget, da es zudem noch im Schreibmaschinenstil geschrieben wurde bis die Szene in der Ich-Perspektive der Protagonistin Evie weiter erzählt wird. Es war wirklich toll. So konnte ich jederzeit nachvollziehen, wie viel Zeit von einem Kapitel zum nächsten vergeht ohne groß darüber nachzudenken. Weiterhin arbeitete die Autorin mit Mail- und Chatverläufen zwischen Evie, ihren Freunden, ihrem Boss oder dem Drehbuchautor Ezra. Es war so gut! Wer kennt nicht die typischen Whats App - Gruppengespräche oder Mails, deren Betreff dann abgewandelt werden. Ich amüsierte mich köstlich, genau mein Humor.

Generell freute ich mich darüber, dass die Autorin eine sehr modernen Touch an den Tag legte. Sei es mit Musik, der Kleidung, creepy Alltagssituationen, Nerdstuff und allem voran Feminismus in seiner Vielseitigkeit. Natürlich vergaß sie dabei nicht, dass die Frau von heute nach wie vor um Anerkennung kämpfen muss. Rachel Winters gibt damit ein großes Statement ab!

Ohne großes Mühen ließ sie dazu noch die Nachstellung magischer Filmmomente aus beliebten, romantischen Komödien einfließen. Ich gebe offen zu, dass ich kein großer Kenner dieser Filme bin, wobei ich eine Situation aus "Notting Hill" klar erkannt habe. Im Endeffekt sollten es sicherlich nicht haargenau die Filmszenen sein, sondern diese "hach, ist das schön" - Momente, die im realen Leben dann doch nicht so einfach geschehen, wie die Protagonistin Evie beweist.

Ach ja, Evie. Ich mochte sie sehr, obwohl ich dem Mädchen manchmal gern gesagt hätte, dass sie viel mehr drauf hat und sich nicht kriechend vor ihrem Boss oder dem Drehbuchautor bewegen muss. Ich bekam an mancher Stelle echt einen Puls, dass sie sich so ausnutzen ließ, ihre eigenen Träume begräbt und ihr Selbstwertgefühl im Keller liegen lässt. Ich meine, sie ist witzig, smart, talentiert und vollends mit dem Herzen bei der Sache. Doch im Verlauf der Handlung entwickelt sie sich, meines Erachtens, in die richtige Richtung. Schließlich lernt man normalerweise aus Fehlern. Ich konnte jedenfalls fast jede einzelne Katastrophe im Plot mit einem lachenden Auge verlassen und das ist doch etwas.

Doch nicht nur Evie macht dieses Buch zu etwas ganz Besonderem. Es sind ihre Freunde, die ihr beistehen, egal was sie verbrochen hat. Und glaubt mir, das ist so Einiges! Selbst mir stockte dahingehend der Atem und ich fragte mich, ob ich das verzeihen würde. Selbst ihre sehr, sehr offenherzige Mitbewohnerin Jane oder ihre neue Bekanntschaft Steph sind so charakteristisch ausgearbeitet, dass ich manchmal nicht wusste: Stecke ich sie in ein Klischee oder nicht? Einfach herrlich.
Ganz im Gegenteil zu Ben und seiner zuckersüßen kleinen Tochter Anett, die mein Herz Stück für Stück, gemeinsam mit Evie, eroberten und an die ich nichts ran kommen lasse. So schwer Evie an Ben herankam, so sehr mochte ich seine ehrliche, zurückhaltende Art. Wenn man dann Ezra sah... Puuh, wie verschieden Männer doch sein können. Der Drehbuchautor besaß mehrere Facetten, die Rachel Winters gekonnt einsetzte, um Twists zu entwerfen, die mich kurzzeitig aus der Bahn warfen.

Ich wusste tatsächlich nicht, wie die Challenge um die magischen Momente ausgehen würde. Es war eine kleine Achterbahnfahrt. Zudem erwartete ich doch ein Happy End mit dem passenden Partner für Evie. Ich meine, was auch sonst? Es stand fast bis zum Schluss ziemlich viel auf der Kippe. Nur ein paar Einzelheiten habe ich mir richtig ausgemalt. Kurz um, das Ende hat mich happy gemacht!

Fazit:

Nicht nur für Liebhaber romantischer Komödien, sondern Liebhaber von Geschichten über Freundschaft, Familie, Liebe und ein Stück weit Feminismus.

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Veröffentlicht am 20.01.2020

Ein Fantasy-Kriminalroman mit meiner absoluten Lieblingsprotagonistin – Jackpot

Das tödliche Wort
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Allgemein:

Die britische Autorin Genevieve Cogman bestreitet mit „Das Tödliche Wort“ bereits den 5. Band um die Reihe der „unsichtbaren Bibliothek“. Der Erfolg spricht für sich, so dass Bastei Lübbe Ende ...

Allgemein:

Die britische Autorin Genevieve Cogman bestreitet mit „Das Tödliche Wort“ bereits den 5. Band um die Reihe der „unsichtbaren Bibliothek“. Der Erfolg spricht für sich, so dass Bastei Lübbe Ende 2019 erneut die Veröffentlichung in Deutschland übernahm. Nachdem sich die Bibliothekarin Irene Winters von ihrem letzten Abenteuer im New York der 20er Jahre erholt hat, geht sie ihrem Job wie gewohnt nach und jagt in diversen Parallelwelten nach Büchern. Bis sie für einen besonderen Auftrag zurück geholt wird. In aller Verschwiegenheit soll es zu einem Friedensabkommen zwischen den ordnungsliebenden Drachen und den chaosorientierten Elfen kommen, die seit Beginn der Zeit im Krieg stehen. Eine Hoffnung, die die unsichtbare Bibliothek als neutraler Vermittler beaufsichtigt. Jedoch geschieht ein Mord an einem ranghöheren Drachen und es liegt an Irene und ihrem ungewöhnlich zusammengestellten Team den Fall aufzuklären. Wird ihr das gelingen?

Mein Bild:

Ich habe wirklich auf diesen 5. Band hingefiebert, schon allein der Titel klang vielversprechend. Tja, und dann hatte ich diesen dicken Schinken von 500 Seiten Paperback in der Hand. Ich kann euch jetzt schon sagen, keine Seite davon ist zu viel! Bastei Lübbe bleibt dem Stil der bisherigen Bände treu, so dass sie nebeneinander im Bücherregal richtig schick aussehen. Dieses Mal erscheint das Cover in einem violetten Ton mit einer Stadtkarte von Paris und Symbolen, die im Buch eine Rolle spielen. Ich mag diese Art des Covers sehr, weil es auffällt ohne aufdringlich zu sein.

Auch dieses Buch wird als unabhängiger Band zur Reihe beworben. Ich gebe dahingehend recht, dass die Storyline zum Mord eines hochrangigen Politikers, hier in Form eines Fabelwesens, sich auch so verstehen lässt. Genevieve Cogman versucht dem Leser / der Leserin den Start in diese Welt einfach zu machen, indem der Prolog in Form eines Briefes des Drachenprinzen und ehemaligen Bibliothekslehrlings Kai an seinen Vater verfasst wurde. Als ein Charakter, der die Protagonistin Irene Winters von Anfang an durch ihre Abenteuer begleitet, gibt er einen kleinen Rückblick auf die Geschehnisse des letzten Bandes und eine Erklärung zu den aktuellen Verhältnis zwischen den einzelnen Hauptcharakteren. Ein gelungener Einstieg, den ich persönlich nicht gebraucht hätte, aber für alle Neulinge der „unsichtbaren Bibliothek“ praktisch.

Allerdings bin ich der Meinung, um mit den Figuren wirklich auf Tuchfüllung gehen zu wollen, sind die Vorkenntnisse aus den anderen Büchern Pflicht. Ich verstehe die Protagonistin Irene viel besser, weil jede Andeutung zu ehemaligen Feinden, ihrer Familiengeschichte oder ihrer Zuneigung zu Kai für ein anderes Abenteuer steht, das sie geprägt hat und wow, die Frau wird in jedem Buch besser. Ich finde ihre Entwicklung spektakulär. Ihre Bildung, ihr Mut und ihre Loyalität wird inzwischen durch offensichtliche Emotionen, Klarheit und Verletzlichkeit ergänzt. Für viel Spaß sorgt dabei die immer wieder vorkommende Selbstironie. Die braucht sie inzwischen auch, denn sie sah sich bisher nicht als Führungspersönlichkeit.

Doch nun wird sie dazu verdonnert über ihren Schatten zu springen und ein Ermittlungsteam anzuführen, um eine Friedenskonferenz zu retten. Ich konnte ihren Argwohn dagegen so gut nachvollziehen, denn unterschiedliche Seiten unter einen Hut zu bringen ohne, dass sie sich an die Gurgel springen, ist eine gnadenlose Aufgabe. Ich liebte trotzdem alle Mitglieder der Gruppe. Ich genoss Detektiv Vales Anwesenheit, der extra aus seinem Parallel-London angereist war. Er ist so ein typischer Gentleman und bringt mit seiner Professionalität den Charme eines berühmten Meisterdetektivs in die Geschichte. Über ihn würde ich sogar einen Einzelband lesen! Doch er ist nicht der einzige Stereotyp. Auch der Elf-Lord Silver brachte mich mit seiner so verführerischen Art zum Schmunzeln, weil er Irene mit seinen Flirtversuchen einfach nur den letzten Nerv raubte. Zur Erklärung: Die Elfen leben für Geschichten, Dramen und stereotypische Rollen und stiften damit Chaos. Lord Silver hat sich der Rolle eines verführerischen Liternisten angenommen und ist das durch und durch – ich finde es amüsant, da er sehr vorhersehbar ist.
Die Drachenseite hingegen liebt Disziplin, Ordnung und Kontrolle. Sie sind ebenso magisch, vor allem in der Beherrschung der Elemente und an chinesischer Kultur orientiert. So ist auch ihr Drachenäußeres zu bestaunen. Damit sie dennoch nicht auffallen, streifen sie als elegante Menschen durch ihre Welten und stellten für Irenes Team die unabhängige Ermittlerin Mu Dan. Ein Kaliber, die vor allem mit Stolz, Wut und eine gewisse Kälte trotzt.

Selbst die Nebenfiguren wurden so genau beschrieben, dass ich sie mir gut vorstellen konnte. Genevieve Cogman ist in ihrem Weltenaufbau so gut, dass jedes Detail zum anderen passt. Außergewöhnliche Kräfte, wie die der Bibliothekare, die mittels der „Sprache“ Dinge beeinflussen können, sie das aber auch sehr viel Kraft kostet. Oder die plausible Aura der Elfen, sodass sich jeder Mensch in das von Elfen gestrickte Drama fallen lassen muss. Dazu tolle Settings in Form von Weltmetropolen wie hier Paris, aber zu einer anderen Zeit mit anderer Technik als historisch beliefert. Die Autorin nimmt sich die Freiheit heraus, dass Parallelwelten anders sein können und hat ein Händchen dafür, dass es glaubwürdig wirkt.

Ich liebe zudem ihre Wortgewandtheit durch die personale Perspektive von Irene Winters. Es hat Niveau, klingt gebildet, aber nicht altklug und es gibt unzählige, fast schon poetische Zitate, die Gegebenheiten oder Figuren so treffend beschreiben, dass ich einfach nur Spaß beim Lesen hatte. Mir gefällt auch, dass Wörter vorkommen, die ich so selten lese oder noch nie gehört habe, weil sie beispielsweise zur Zeit des Settings bzw. zu einem klassischen Kriminalroman passen. Apopo, der Plot kostete mich so manche Gänsehaut und Spannungsmomente. Es wurde absolut nie langweilig, Selbst seitenlange Verhöre von Zeugen waren sehr abwechslungsreich, dass sicherlich an der Außergewöhnlichkeit der Personen lag. Es gibt Twists mit denen ich nicht rechnete, auch immer schön am Kapitelende, damit ich ja weiterlese und zahlreiche Actionszenen, die mich auf eisglatte Straßen oder in dunkle Kellerräume führte. Zudem erfüllte die Autorin mir mit der ein oder anderen Nebenhandlung, besonders der zwischen Kai und Irene, eine Gefälligkeit, die bereits überfällig war. Ich freue mich jetzt schon auf das nächste Buch, egal wann es erscheint.

Fazit:

Klassischer Kriminalroman meets Fantasy. Actiongeladen, aber niveauvoll, ein Leserausch, der sich sehen lassen kann. Nicht nur für Fans der Reihe!

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