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Veröffentlicht am 14.10.2020

Auf Kalmann ist Verlass

Kalmann
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Kalmann Odinsson lebt in Raufarhöfn, einer kleinen Gemeinde im menschenleeren Nordosten Islands. Früher, als es noch Heringsschwärme gab, war es ein prosperierender Ort, doch diese Zeiten sind längst vorbei. ...

Kalmann Odinsson lebt in Raufarhöfn, einer kleinen Gemeinde im menschenleeren Nordosten Islands. Früher, als es noch Heringsschwärme gab, war es ein prosperierender Ort, doch diese Zeiten sind längst vorbei. Jetzt zählt Raufarhöfn nur noch 173 Einwohner. Auch Touristen verirren sich nur selten in die Gegend. Das Leben in Raufarhöfn ist beschaulich bis zu dem Tag, an dem der reichste Mann des Ortes, Robert McKenzie, spurlos verschwindet. Allerdings nicht ganz spurlos, denn Kalmann findet während der Fuchsjagd eine große Blutlache im Schnee. Wurde Robert McKenzie etwa an dieser Stelle ermordet?
Bald steht Kalmann im Mittelpunkt des Interesses von Polizei und Medien. Kalmann ist, wie sein Großvater immer sagte, „besonders“. Mit über 30 hat er das Bewusstsein eines Kindes, doch er ist mutig und ehrlich und im Dorf durchaus angesehen, nicht nur, weil er den zweitbesten Gammelhai Islands herstellt. Den besten machte Kalmanns Großvater, der inzwischen jedoch dement in einem Pflegeheim lebt.
Kalmanns Vater, ein Amerikaner, den er nur einmal als Kind zu Gesicht bekam, vererbte ihm eine Mauser, einen Sheriffstern und den dazu passenden Hut. So ausgestattet patroulliert Kalmann die Straßen von Raufarhöfn und sorgt dafür, dass alles seine Ordnung hat.
Seit sein Großvater im Pflegeheim lebt, ist Kalmann viel allein. Seine Mutter arbeitet in einer größeren Stadt, seinen einziger Freund Noi kennt er nur vom Computerbildschirm und die wenigen Frauen im Ort, die ihm gefallen, sind alle schon vergeben.
Wir begleiten Kalmann in seinem Alltag, erfahren viel von seinen Gedanken und erfahren durch seine Augen die grandiose Natur Islands. Es ist ein ruhiger und poetischer Roman, der Kriminalfall steht nicht unbedingt im Vordergrund, auch wenn manches eine überraschende Wende nimmt und sich als ganz anders herausstellt als zunächst angenommen. Ein besonderer Protagonist und ein ungewöhnliches Buch.

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Veröffentlicht am 09.10.2020

Falle, um zu fliegen

Das Wörterbuch des Windes
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Swea und Henrik sind für ihre zweite Hochzeitsreise nach Island gefahren, doch während eines Ausflugs findet Swea heraus, dass ihr Mann sie betrügt. Sie lässt Henrik am Weg stehen und braust mit dem Mietwagen ...

Swea und Henrik sind für ihre zweite Hochzeitsreise nach Island gefahren, doch während eines Ausflugs findet Swea heraus, dass ihr Mann sie betrügt. Sie lässt Henrik am Weg stehen und braust mit dem Mietwagen davon. Dabei hat sie eine Beinahekollision mit einem Pferd und landet im Straßengraben.
Zum Glück passiert der Unfall in der Nähe von Einar Palssons Haus. Einar, der bis vor kurzem als Lehrer in Deutschland gelebt hat, nimmt Swea bei sich auf, denn eine Rückkehr ins Hotel kommt für Swea nicht in Frage. Sie beschließt, vorerst nicht nach Hause zurückzufliegen und erst einmal ihr Leben zu überdenken. Will sie wirklich nach Deutschland zurückkehren und den Rest ihres Lebens als Bankangestellte und Ehefrau des mehr oder weniger erfolgreichen Künstlers Henrik verbringen? Hat sie sich nicht die letzten Jahre selbst verleugnet, immerhin wollte sie selbst als junge Frau Malerin werden und gab ihre Ambitionen auf, damit ihr Mann die seinen ausleben kann.
Von Tag zu Tag verändert sich Swea mehr, sowohl äußerlich als auch in ihrem Denken. Sie genießt die Freiheit, sich so zu geben, wie ihr der Sinn danach steht. Schnell lernt sie Leute kennen und bekommt dank ihrer neuen Freundin Lif Zugang zur Künstlerszene in Reykjavik. Sie beginnt Isländisch zu lernen und findet einen Aushilfsjob, denn sie muss dringend Geld verdienen, da Henrik und ihr Vater die gemeinsamen Konten in Deutschland gesperrt haben, bis Swea wieder zur Vernunft kommt...
„Das Wörterbuch des Windes“ ist ein spannender und einfühlsamer Roman über verschlungene Lebenswege, Entscheidungen und die Möglichkeiten, die das Leben in jedem Lebensalter bietet. Darüber hinaus erfährt der Leser viel über Island und seine Bewohner. Nina Blazon hat es geschafft, mich mit der Handlung immer wieder zu überraschen. Den Mittelteil habe ich als etwas zäh empfunden und ich fand es wenig glaubhaft, dass Swea in solcher Rekordzeit Isländisch gelernt haben soll. Aber alles in allem hat mir das Buch wirklich gut gefallen.

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Veröffentlicht am 28.09.2020

Trauer und ihre Auswirkungen

Was uns verbindet
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Der achtjährige Prem ertrinkt im Swimmingpool der Familie, während seine ältere Schwester Karina auf ihn aufpassen sollte. Beide Eltern sind bei der Arbeit. Alle drei haben Schuldgefühle, Karina, weil ...

Der achtjährige Prem ertrinkt im Swimmingpool der Familie, während seine ältere Schwester Karina auf ihn aufpassen sollte. Beide Eltern sind bei der Arbeit. Alle drei haben Schuldgefühle, Karina, weil sie Prem allein gelassen hat, die Eltern, weil sie nicht da waren.
Karina fängt an sich zu ritzen, die ursprünglich aus Indien stammende Mutter Jaya errichtet im Zimmer des verstorbenen Sohns einen Schrein und begeistert sich für einen Guru, während Keith, der Familienvater, nur noch für die Arbeit lebt. Die Ehe der Olanders zerbricht und Karina ist froh, als sie aus dem Familiengefüge ausbrechen und zum Studium in eine andere Stadt ziehen kann. Als sie ihre erste Liebe James kennenlernt, scheinen sich die Dinge zum Besseren zu wenden, doch die Beziehung dauert nicht an. Dann lernt sie den charismatischen Mikah kennen und zieht hoffnungsvoll zu ihm in eine Kommune. Doch auch dort sind die Dinge nicht, wie sie scheinen...
„Was uns verbindet“ ist ein Buch, das unter die Haut geht. Vor allem mit Karina habe ich große Empathie empfunden, während mir Jaya fremd blieb. Ich kann nicht verstehen, wie sich eine Mutter nur noch für das tote Kind interessieren kann und die lebende Tochter im Stich lässt. Auch Keith versagt als Vater, lässt sich von wenigen Telefonaten mit Karina beruhigen, glaubt ihren Lügen, dass alles gut ist.
Die Geschichte wird abwechselnd aus der Sicht der einzelnen Familienmitglieder erzählt, wobei sogar Prem zu Wort kommt, was ich etwas seltsam finde. Er beobachtet die Entwicklung seiner Familie und kommentiert sie.
Ganz am Schluss übernimmt plötzlich ein Erzähler, ein Bruch, der mir auch nicht gefallen hat. Schöner wäre es gewesen, wenn weiterhin die einzelnen Personen zu Wort gekommen wären und ihre Entwicklung selbst beschrieben hätten. Ein Buch mit kleinen Mängeln, dennoch packend geschrieben und empfehlenswert.

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Veröffentlicht am 30.08.2020

Hiobs Botschaft

Helle und der falsche Prophet
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Skagens Polizeichefin Helle Jespers ist mit ihrem Mann in Südfrankreich, als sie die Nachricht erreicht, dass eine Jugendfreundin ihres Sohns, Merle, tot aufgefunden wurde. Sie bricht ihren Urlaub sofort ...

Skagens Polizeichefin Helle Jespers ist mit ihrem Mann in Südfrankreich, als sie die Nachricht erreicht, dass eine Jugendfreundin ihres Sohns, Merle, tot aufgefunden wurde. Sie bricht ihren Urlaub sofort ab, um in dem Fall zu ermitteln. Es stellt sich heraus, dass Merle zuletzt als Anhalterin mit einem äußerst seltsamen jungen Paar unterwegs war. Nachforschungen ergeben, dass die beiden Mitglieder einer obskuren Sekte waren und von dort geflohen sind. Offenbar haben sie Merles Handy in ihrem Besitz, das schnell lokalisiert werden kann. Dann wird am letzten Aufenthaltsort der beiden ein weiterer Toter gefunden und die Polizei beschließt, sich näher mit der Sekte und deren Anführer Hiob zu befassen...
Ich kannte die beiden Vorgängerbände um Helle Jespers nicht, was aber dem Lesevergnügen keinen Abbruch tat. Die Personen sind glaubhaft, die Handlung schlüssig und spannend. Es hat mir auch gut gefallen, mehr über Helles Familie zu erfahren. Empfehlenswerter Krimi!

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Veröffentlicht am 06.07.2020

Auf der Suche nach Elise

Die Geheimnisse meiner Mutter
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Die Mittdreißigerin Rose hat ihre Mutter nie bewusst gekannt. Als diese von einem Tag auf den anderen verschwand, war Rose ein Baby. Ihr ganzes Leben lang hat sie sich gefragt, was aus ihrer Mutter geworden ...

Die Mittdreißigerin Rose hat ihre Mutter nie bewusst gekannt. Als diese von einem Tag auf den anderen verschwand, war Rose ein Baby. Ihr ganzes Leben lang hat sie sich gefragt, was aus ihrer Mutter geworden ist und warum sie sie verlassen hat. Bei einem Besuch bei ihrem Vater gibt dieser ihr zwei Bücher mit dem Hinweis, dass die Autorin Constance Holden Roses Mutter gut kannte und die letzte war, die Elise gesehen hat. Rose beschließt, Constance zu kontaktieren. Das Problem ist allerdings, dass diese ein sehr zurückgezogenes Leben führt und keine Interviews gibt.
Durch einen glücklichen Zufall gelingt es Elise, Constance kennenzulernen, allerdings stellt sie sich unter falschem Namen vor...
Ein zweiter Handlungsstrang spielt im Jahr 1983. Elise Morceau ist ein junges Mädchen, als sie die berühmte Schriftstellerin Constance Holden kennenlernt. Die beiden werden ein Paar und Elise begleitet Connie in die USA, wo ihr letzter Roman verfilmt werden soll. Elise fühlt sich fremd in Hollywood, nur mit dem Mann einer Bekannten kann sie sich auf Augenhöhe unterhalten, alle anderen sind Connies Freunde und Bekannte. Sie fühlt sich zunehmend von Connie ignoriert und verraten. Als sie feststellt, dass Connie sich offensichtlich zu der Hauptdarstellerin des Films hingezogen fühlt, trifft sie eine folgenschwere Entscheidung.
Obwohl mich das Buch zunächst aufgrund des für mich ganz und gar nicht ansprechenden Titelbilds nicht interessierte, hat mich die Geschichte doch fasziniert. Es ist spannend, den Werdegang von Rose und Elise zu begleiten. Allerdings hätte ich mir ein weniger offenes Ende gewünscht. Das Buch ist aber auf jeden Fall eine Steigerung zum letzten Buch der Autorin, das mir zu ausschweifend war.

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