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Meinungen aus der Lesejury

Veröffentlicht am 08.02.2021

Wie weit würdest du gehen?

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Der Wissenschaftler Guy Schermerhorn leitet für seinen Chef, Professor Moncrief, ein Projekt in der Primatenforschung. Zu diesem Zweck zieht er den jungen Schimpansen Sam in familiärer Umgebung auf. Dabei ...

Der Wissenschaftler Guy Schermerhorn leitet für seinen Chef, Professor Moncrief, ein Projekt in der Primatenforschung. Zu diesem Zweck zieht er den jungen Schimpansen Sam in familiärer Umgebung auf. Dabei hilft ihm ein Team von jungen Hilfskräften, anfangs auch seine Ehefrau. Sam trägt Windeln und Kleidung und lernt die Gebärdensprache. Er weiß, wer er ist, beantwortet Fragen und äußert Wünsche. Über die Jahre nimmt er zunehmend menschliche Züge an und kann sogar lügen, wenn es die Situation erfordert. Als Guy eines Tages die junge Studentin Aimee Villard einstellt, entwickelt sich eine sehr enge Beziehung zwischen Mensch und Tier.
Im Lauf der Zeit kommt diese Art von Forschung jedoch aus der Mode, die Fördergelder für das Projekt werden gestrichen, und Moncrief fordert das 10.000 Dollar teure Tier zurück, um es zu Zuchtzwecken zu verwenden oder an die biomedizinische Forschung zu verkaufen. Aimee verliert, was sie am meisten liebte, gibt aber nicht auf. Die spannende Handlung wirft die Frage auf, wie weit wir gehen würden, um das Liebste, das wir besitzen zu retten.
Boyle spricht auch die ethischen Fragen an, die sich hier aufdrängen. Welches Recht hat der Mensch, Tiere für Experimente zu missbrauchen, notfalls zu töten? Sie sind unsere Mitgeschöpfe, haben eine Seele und fühlen Freude und Schmerz. Sams Schicksal steht für Millionen von Tieren, die im Namen der Forschung um ein artgerechtes Leben gebracht und skrupellos getötet werden?
Mir hat auch der neue Roman von Boyle gut gefallen. Er wird nicht mein letzter sein.

Veröffentlicht am 08.02.2021

Ist Anna Kiel unschuldig?

Leichenblume
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In Anne Mette Hancocks Debütroman „Leichenblume“ verliert die dänische Journalistin Heloise Kaldan fast ihren Job, weil sie bei ihrem letzten Artikel unprofessionell gearbeitet und damit auch ihren Arbeitgeber ...

In Anne Mette Hancocks Debütroman „Leichenblume“ verliert die dänische Journalistin Heloise Kaldan fast ihren Job, weil sie bei ihrem letzten Artikel unprofessionell gearbeitet und damit auch ihren Arbeitgeber in Schwierigkeiten gebracht hat. Als die flüchtige Mörderin Anna Kiel ihr mehrere Briefe aus ihrem Versteck in Frankreich schickt, wittert Kaldan eine zweite Chance und beginnt zu recherchieren. Sie fragt sich, wieso Anna Kiel so viel über ihr früheres Leben weiß und was genau sie von ihr will. Möchte sie erreichen, dass der alte Fall wieder aufgerollt wird und die Journalistin ihre Unschuld beweist? Anna Kiel wurde einige Jahre zuvor für den Mord an Christoffer Mossing, Sohn des reichen Unternehmers Johannes Mossing verurteilt. Irgendjemand will jedoch nicht, dass diskriminierende Informationen ans Licht kommen, denn es geschieht ein Mord, und Kaldan wird in ihrer Wohnung überfallen. Alle Spuren deuten auf Mossing, den Kommissar Erik Schäfer schon lange im Visier hat. Für eine Anklage hat es nie gereicht. Es fehlten die Beweise. Seit dem Mordanschlag arbeitet Kaldan mit der Polizei zusammen und stellt eigene Ermittlungen an, auch in Frankreich.
„Leichenblume“ erzählt eine spannende Geschichte mit vielen Verwicklungen, und der Leser versteht lange nicht, wie die alten und die aktuellen Ereignisse zusammenhängen. Mir hat der Thriller gut gefallen, und ich empfehle ihn ohne Einschränkung.

Veröffentlicht am 03.01.2021

Gut kochen und essen - ein Stück Lebensqualität

Groß & Fett
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Köchin Maria Groß und Schauspielerin Elena Uhlig, die sich scherzhaft als Gauklerin bezeichnet, haben gemeinsam zu ihrem Podcast ein lustiges und hilfreiches Kochbuch mit dem ausgefallenen Namen „Groß ...

Köchin Maria Groß und Schauspielerin Elena Uhlig, die sich scherzhaft als Gauklerin bezeichnet, haben gemeinsam zu ihrem Podcast ein lustiges und hilfreiches Kochbuch mit dem ausgefallenen Namen „Groß & Fett - Die eine kocht, die andere isst“ herausgebracht. Für die heutige Zeit, in der der Diätwahn herrscht, eine sehr gute Entscheidung. Nach dem Inhaltsverzeichnis enthält das Kochbuch eine Einführung, in der der Leser erfährt, wie es zu dem Podcast und dem späteren Kochbuch kam. „Es gibt Dinge, die braucht man einfach, um mit uns zu kochen“ (S. 20), und das sind diverse Grundzutaten, die in keiner Küche fehlen sollten. Neben hilfreichen Haushaltstipps und diversen Koch- und Schnitttechniken geht es gleich von der Theorie zur Praxis. Die vorgestellten Rezepte sind bodenständig, ohne viel Schnickschnack. Das gefällt mir sehr gut. Gearbeitet wird bei allen Gerichten mit Zutaten aus der Grundzutatenliste und saisonalem Fisch, Fleisch, Obst und Gemüse. Hier wird mit heimischen Produkten und Lebensmitteln aus der Region gekocht. Alle Zutaten für die jeweiligen Rezepte sind leicht zu beschaffen. Ich habe verschiedene Gerichte dem Praxistest unterzogen, u.a. Ente mit Klößen auf S. 137. Die Zubereitung war anders, als ich es bis jetzt gewohnt war, dafür hat das Essen hervorragend geschmeckt. Ich werde das Kochbuch noch oft in die Hand nehmen, um auch andere Rezepte, wie etwa die Spargelsalate auszuprobieren. Ein lustiges und interessantes Kochbuch, das ich jedem Hobbykoch, der nicht an Kalorienangaben interessiert ist - denn die findet man nicht - und deftige, schmackhafte Küche mag, ans Herz legen möchte. Ein Kochbuch, in dem Zucker und Fett als Geschmacksträger ihren wichtigen Platz haben, findet man nicht alle Tage. Da muss ich doch an den 1927 von einer Zuckerfabrik geprägten Slogan denken, an den noch die Generation der in diesem Jahrzehnt Geborenen glaubte: "Am Zucker sparen? Grundverkehrt! Der Körper braucht ihn, Zucker nährt." Mir gefällt dieses ungewöhnliche Kochbuch, die tollen Bilder und Anekdoten und vor allem die Einstellung, die dem Ganzen zugrundeliegt: Kochen und Essen müssen Spaß machen. Das ist ein Stück Lebensqualität.

Veröffentlicht am 30.08.2020

Verlust und Heilung

Was uns verbindet
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Im Mittelpunkt von Shilpi Somaya Gowdas Roman “Was uns verbindet“ steht eine Familie, die an einer Tragödie zerbricht und sich irgendwann wieder aufeinander zubewegt. Der Investmentbanker Keith Olander ...

Im Mittelpunkt von Shilpi Somaya Gowdas Roman “Was uns verbindet“ steht eine Familie, die an einer Tragödie zerbricht und sich irgendwann wieder aufeinander zubewegt. Der Investmentbanker Keith Olander ist mit der indischen Diplomatentochter Jaya viele Jahre glücklich verheiratet. Sie haben zwei Kinder, Karina, 13 und Prem, 8. Ein Unglück zerstört eines Tages ihr Glück, und die Überlebenden versuchen jeder für sich, mit Schuld und Schmerz fertig zu werden. Jaya erinnert sich an ihre indischen Wurzeln und sucht Trost in Gebeten, Meditation und Ritualen. Keith arbeitet verbissen und hat Affären. Die Eltern sind schon bald geschieden, und Karina ist auf sich gestellt. Am College hat sie ein verstörendes Erlebnis, das sie erneut aus der Bahn wirft. Sie vertraut sich niemand an, auch nicht Izzy, ihrer besten Freundin seit der Kindheit. Karina findet Zuflucht in einer Kommune, die von dem charismatischen Anführer Micah geleitet wird. Sie verliebt sich in ihn, aber auch er ist der falsche Mann. Er manipuliert die Mitglieder der Kommune und schreckt vor Gewalt nicht zurück. Karina hat erneut ein furchtbares Erlebnis, ehe sie die Oase genannte Gemeinschaft verlässt. Endlich erinnern sich auch ihre Eltern wieder an ihre Pflicht, der Tochter alle Hilfe angedeihen zu lassen, die sie benötigt.
Die Autorin erzählt diese sehr schöne, berührende Geschichte aus vier verschiedenen Perspektiven, wobei auch ein Toter das irdische Geschehen beobachtet und kommentiert – eine etwas ausgefallene Konstruktion. Der Leser ist nicht nur berührt, sondern nimmt eine ganze Reihe von nützlichen Erkenntnissen mit. Die wichtigste ist sicher, dass man irgendwann mit dem Schmerz und der Trauer über vergangene Ereignisse abschließen und nach vorn blicken muss, denn das Leben wartet. Ein sehr lohnendes Buch.

Veröffentlicht am 19.04.2020

Ernährung einmal anders

Ayurvedische Wohlfühlküche
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Divya Alters „Ayurvedische Wohlfühlküche“ bietet eine kenntnisreiche Einführung in ayurvedische Ernährung. Dabei geht sie auf verschiedene Menschentypen ein und gliedert die Rezepte nach Jahreszeiten. ...

Divya Alters „Ayurvedische Wohlfühlküche“ bietet eine kenntnisreiche Einführung in ayurvedische Ernährung. Dabei geht sie auf verschiedene Menschentypen ein und gliedert die Rezepte nach Jahreszeiten. Ein ausführlicher Index hilft zusätzlich bei der Orientierung. Sehr attraktiv fotografierte Lebensmittel machen dem Leser Lust, die Rezept- und Menüvorschläge auszuprobieren. Leider sind nicht alle Zutaten ohne weiteres und schon gar nicht im Supermarkt an der nächsten Ecke erhältlich. Dennoch hatte ich schon bald den Eindruck, dass es sich lohnt, sich intensiver mit diesem sehr speziellen Kochbuch auseinanderzusetzen. Die wenigsten sind sich beim Kochen der Heilkräfte von Lebensmitteln bewusst. Hinzukommt, dass Ernährung ja nur ein Teilbereich eines ganzheitlichen Konzepts ist und man sich auch näher mit dieser alten indischen Heilkunst befassen könnte. Ich habe viele Anregungen bekommen, und Alters “Ayurvedische Wohlfühlküche“ findet einen Ehrenplatz in meiner Kochbuchsammlung.