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Veröffentlicht am 25.11.2020

Die Gouvernante

Teatime mit Lilibet
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"Teatime mit Lilibet" von Wendy Holden erschien (HC, gebunden) 2020 im List-Verlag. Die Autorin, selbst Journalistin, zeichnet hier den Weg der einstigen Gouvernante Marion Crawford nach und gibt einen ...

"Teatime mit Lilibet" von Wendy Holden erschien (HC, gebunden) 2020 im List-Verlag. Die Autorin, selbst Journalistin, zeichnet hier den Weg der einstigen Gouvernante Marion Crawford nach und gibt einen kleinen "Einblick" hinter die Kulissen - oder die "Glaswand" der britischen Royals von den 30er bis Ende der 40er Jahre des 20. Jahrhunderts, als Crawford oder von der königlichen Familie Crawfie genannt, als Hauslehrerin die beiden Prinzessinnen Elizabeth (Lilibet) und Margaret unterrichtet.

Eigentlich war das berufliche Ziel von Marion Crawford, einer jungen angehenden Lehrerin aus Edinburgh, die sozial benachteiligten Kinder in den Slums zu unterrichten und somit für mehr Chancengleichheit zu sorgen. Doch ihre Mentorin erkennt (Marion ist ihre beste Schülerin) ihre Fähigkeiten und so begibt sich Marion nach London, um der Bitte der Herzogin von York, der Mutter von Lilibet und Margaret, zu entsprechen und die beiden kleinen Prinzessinnen (Lilibet ist 7 Jahre alt; geboren 1926) in den verschiedensten Fächern zu unterrichten. Was anfangs als ein "Probemonat" bei den Royals angedacht war, sollte viele Jahre andauern, obgleich Marion Crawford einige Male ernsthaft versuchte, ihre (sehr begehrte) Stelle im englischen Königshaus zu beenden (letzteres wurde besonders durch die Mutter der Prinzessinnen immer wieder vereitelt mit dem Hinweis, "man brauche sie").

Somit führt uns der Roman in die königlichen Schlösser Balmoral, wohin sich Queen Elizabeth II noch heute im frühen Herbst gerne zurückzieht; auch in den Kensington Palace, nach Piccadilly 145, London - und in den Buckingham Palace. Auch viele einflussreiche Politiker und Adelige sowie reiche Familien kreuzen den Weg des Lesers; die königliche Familie selbst, zwei der Mitford-Schwestern, deren politische Ansichten weit auseinandergingen, die Kennedy's, Chamberlain und Winston Churchill, der eine wichtige Rolle für Großbritannien im 2. Weltkrieg spielen sollte. Es ist - abgesehen von den sehr üppigen Schilderungen der Feste, Bälle und Zeremonien, der Krönung (1937) und der Abdankung von Prinz Eduard, dem Onkel von Lilibet, wodurch ihr Vater König von England wurde, ein interessanter Spaziergang durch die (oftmals für die Völker Europas jedoch auch leidvolle) Geschichte des 20. Jahrhunderts; speziell der von Großbritannien, das gesellschaftliche Umbrüche verkraften musste und der Adelsstand einem gewissen Niedergang folgte.

Wendy Holden beschreibt also das Leben, den Alltag (und auch einige Intrigen) innerhalb "der Glaswand", des Palastes und fängt hierbei die Gefühle von Marion Crawford ein, die aus einfachen Verhältnissen stammt und all der Pracht erst einmal staunend gegenübersteht. Einerseits verfolgte sie andere berufliche Ziele, andererseits schließt sie schon bald besonders die ältere Prinzessin, Lilibet, sehr ins Herz und erhält auch von den Mädchen und der royalen Familie selbst eine gewisse Zuneigung. Diese erschweren es Marion Crawford, nach einigen Jahren die Royals zu verlassen und ihre Tätigkeit als Gouvernante zu beenden - was sich zum Teil als Tragik für sie selbst lesen lässt, denn sie verzichtet auf vieles - und es gibt auch Enttäuschungen, mit denen zu leben muss. Ivy, eine Bedienstete und Freundin von Marion, rät ihr zu einer Beziehung "innerhalb der Glaswand", da alles andere unmöglich ist. So sind ihre Erfahrungen mit Männern eher negativ und sie fühlt sich oftmals einsam. Einzig die Liebe zu den Prinzessinnen, die sie wie eine zweite Mutter beschützt, macht vieles wieder wett....

Sie versucht, den Mädchen einen Bezug zum ganz normalen Leben der BürgerInnen Englands zu geben; die sogenannte "Operation Normal", die sich jedoch als sehr schwierig gestaltet und oft von einem Privatdetektiv begleitet wird. Die Zwänge des Palasts sind durchaus spürbar und auch Marion kann dies nicht grundlegend verhindern. Dennoch fährt sie mit den Prinzessinnen U-Bahn, besucht ein Kino und macht einen Ausflug in einen Park, was die Mädchen sehr erfreut. Mrs. Knight, die alte Nanny der beiden, hat für solcherlei Dinge kaum etwas übrig und verkörpert das restringente Verhalten des alten Hochadels, wo sich bestimmte Dinge (wie z.B. Spielkleider) nicht geziemen. Die Autorin beschreibt auch die andere Seite der sozialen Schichten, die in konträrem Gegensatz zum Leben im Palast stehen: Millionen Arbeitslose, Hungermärsche, Hunger und auch Elend, das im Lande grassiert. Marion Crawford ist lange Zeit hin- und hergerissen, ob es ihre wirkliche Berufung ist; Anfang 20, als sie ihre Stellung bei Hofe antritt - und fast 40, als Lilibet Prinz Philip von Griechenland heiratet (und wie man weiß, noch heute Prinzgemahl von Elizabeth II. ist - sie stolze 94, Prinz Philip 99 Jahre alt). Aber sie ist loyal und - selbst kinderlos geblieben - überwiegt ihre Liebe gegenüber den Prinzessinnen immer wieder in der Entscheidung, zu gehen - oder zu bleiben.

Der Stil von Wendy Holden ist eingängig zu lesen; jedoch fand ich viele Beschreibungen sehr langatmig, sich wiederholend und inhaltlich etwas ausufernd, so dass es nach einiger Zeit ermüdete. Auch die Schriftgröße des Romans ist sehr klein, was die Lesefreundlichkeit leider etwas mindert. Ausser einigen Nebensächlich- bis hin zu Nichtigkeiten habe ich zumindest erfahren können, dass "Lilibet" als Kind bereits sehr willensstark war; ein hohes Empathievermögen, besonders gegenüber Tieren hatte; einen fast zwanghaften Ordnungssinn (Sicherheit gebend) und Uniformen mochte.
Es fehlen genauere Angaben über Wahrheit und Fiktion, wobei sich der Roman jedoch an reale historische Begebenheiten weitgehend hält. Auch basiert der Roman auf dem Buch von Marion Crawford selbst ("The Little Princesses"), dessen Inhalt mich noch mehr interessieren würde. Denn die Gouvernante ist eine tragische Figur: Sie hatte eine sehr wichtige Aufgabe im Königshaus der Windsors zu erfüllen - und darüber ihre Lebenswünsche und ihr eigenes Glück hinten angestellt, sich den Wünschen besonders der Königinmutter gebeugt. Zeitgeschichtlich muss man diese Entscheidungen Marions jedoch auch im Beginn der Zeit sehen, zu der es Frauen überhaupt erst möglich war, ihren Unterhalt selbst zu verdienen und sich zu emanzipieren. Letzteres ist Marion Crawford auf jeden Fall gelungen, ich habe nur den betroffenen Eindruck, dass es ihr nicht gedankt wurde.

Für LeserInnen, die sich für Her Majesty, Queen Elizabeth II und der Kindheit der beiden Prinzessinnen im Hause Windsor interessieren und mehr über Marion Crawford, der Gouvernante von Lilibet und Margaret erfahren möchten, kann ich das Buch bedingt empfehlen. Gänzlich überzeugt hat es mich leider nicht, daher von mir knappe 3,5 *

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Veröffentlicht am 19.09.2020

2. Fall von Veronika Hart - spannend, rasant, heftig!

Goldene Bremm
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Bei "Goldene Bremm" von Greta R. Kuhn handelt es sich um den 2. Fall der jungen Ermittlerin und Hauptkommissarin Veronika Hart, die es nach Jahren in Frankfurt ins Saarland, genauer gesagt nach Saarbrücken, ...

Bei "Goldene Bremm" von Greta R. Kuhn handelt es sich um den 2. Fall der jungen Ermittlerin und Hauptkommissarin Veronika Hart, die es nach Jahren in Frankfurt ins Saarland, genauer gesagt nach Saarbrücken, verschlagen hat.

Hier muss sie nicht nur Prostituiertenmorde aufklären, sondern auch selbst um ihr Leben (und das ihres Umfeldes) fürchten: Jemand hat Rache geschworen und lässt keine Gelegenheit aus, Hart zu schaden, sie möglichst zu eliminieren: Doch wer aus ihrer beruflichen Vergangenheit hat es auf ihr Leben abgesehen?

Der Titel des Kriminalromans hat mich mächtig angezogen, da ich - selbst Saarländerin - an diesem Ort aufgewachsen bin. Die Handlung spielt (sehr authentisch dargestellt) auch in direktem Umfeld zum "alten" deutsch-französischen Grenzübergang; so werden in der Nähe des Drahtzugweihers Prostituierte aufgefunden, die bestialisch ermordet wurden: Wer ist zu solch entsetzlichen Taten fähig? Diesen und anderen Fragen muss sich Hart und ihr Team im Kommissariat widmen: Becker, der erfahrene ältere Kollege ringt mit sich, da er auf die Kommissarstelle ebenfalls erpicht war - und nun eine Frau als Vorgesetzte hat. So beschäftigt sich der Krimi (ausser mit Menschenhandel und Gewalt, Missbrauch) auch mit der Frage, dass es Frauen in Führungspositionen noch immer eher schwer haben, was mir durchaus gefiel.

Ein großer Pluspunkt ist der Schreibstil der Autorin: Er ist fesselnd, dramatisch und rasant zu beschreiben, so dass es eher schwerfällt, den Krimi beiseitezulegen. Allerdings bin ich eher die Leserin von Kriminalromanen (und Psychothrillern) der ruhigeren, psychologischen Art: Die Darstellung der überschäumenden Wut und Aggression, die sich hier in Morden entlädt, ist nicht so meins - und könnte in evtl. Folgebänden als Motiv des Täters mehr ergründet werden. Auch die Hintergründe der Person, die Racheakte perfidester Art auf Hart und ihr Umfeld begeht, haben sich mir nicht ganz erschließen können, ich hatte jedoch das Gefühl, dass es zweckmäßig gewesen wäre, "Saarperlen" - der Vorgängerband - zuerst zu lesen (was ich normalerweise auch tue).

"Goldene Bremm" ist ein hochspannend geschriebener, fesselnder Kriminalroman, der so einige Thrillerelemente in sich trägt. In der Landeshauptstadt verortet, deren Handlungsorte authentisch sind (bis auf einen fauxpas, die Örtlichkeit betreffend), in der ich selbst lebe, war dies natürlich ein besonderer Krimi für mich, jedoch hatte ich inhaltlich etwas andere Vorstellungen. Dennoch fand ich ihn aufgrund des wahrlich hochspannenden und teils im Stakkato-Stil geschriebenen Schreibstils der Autorin - und der Handlungsverläufe - dennoch lesenswert. Empfehlen kann ich ihn jedem, der heftige, rasante Thriller mag und vergebe 3,5*

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Veröffentlicht am 30.08.2020

Das Leben ist ein wilder Garten

Das Leben ist ein wilder Garten
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"Das Leben ist ein wilder Garten" von Roland Buti erschien im Zsolnay-Verlag (HC, 2020) und stellt für mich die erste Begegnung mit dem Schweizer Autor (1964 in Lusanne) dar. Ich musste mich etwas in diesen ...

"Das Leben ist ein wilder Garten" von Roland Buti erschien im Zsolnay-Verlag (HC, 2020) und stellt für mich die erste Begegnung mit dem Schweizer Autor (1964 in Lusanne) dar. Ich musste mich etwas in diesen Roman "hineinarbeiten, hineinlesen", aber letztendlich lohnte es sich, dies zu tun.

Carlo Weiss, Landschaftsgärtner, Mitte 40, erledigt gerade einen Auftrag, als er auf dem Heimweg einen Anruf erhält: Seine Mutter, die "etwas speziell" sei, wie er Agon, seinem Assistenten und Freund erklärt, sei aus dem Seniorenheim verschwunden....
Im Zimmer seiner Mutter, das sie mit Madame Jaquet teilt, findet er eine alte Fotografie: Sie zeigt Pia, seine Mutter, als ca. 17jähriges Mädchen, wie sie für den Großvater Gebäck und Brot an die großen Hotels der Umgebung in den Schweizer Bergen ausliefert: Weiss hat dieses Foto noch nie zuvor gesehen und gesteht sich ein, dass seine Mutter ein Leben vor ihm hatte - und auch eines danach. Genau genommen verbrachten Mutter und Sohn nur 12 Jahre miteinander...

Ana, seine geschieden oder getrennt lebende frühere Ehefrau, mit der er eine gemeinsame Tochter hat, die in London Kunst studiert, wird im Roman oft von Weiss beschrieben, was oftmals auf reinen Äußerlichkeiten beruht, aber dennoch eine große Sehnsucht nach ihr ausdrückt. Später im Roman ahnt Ana, dass es kein Zufall sein kann, dass auf dem Foto das Hotel "Grand National", das einzige, das aus der Reihe der großen Luxushotels noch existiert, zu sehen ist: Weiss findet den Aufenthaltsort Pia's in diesem Hotel heraus und kann sie nicht umstimmen, ins Seniorenheim zurückzukehren: In Rückblicken erfährt der Leser, dass Pia als Kind in der Bäckerei aufwuchs und gerne Vögel aquarellierte; zu Zeiten des 2. Weltkrieges ein deutscher Graf im Hotel weilte, mit dem sie die Leidenschaft der Ornothologie teilte und sich als junges Mädchen in ihn verliebte. Auch Favre, ein alter Lehrer, der der Mutter noch immer sehr zugetan ist, wie er Weiss verrät, sieht Pia wieder...

Agon, der eigentlich aus dem Kosovo stammt und sein Land verlassen musste, als dieses in Schutt und Asche fiel, Assistent und Freund von Weiss, ist ein breitschultriger, eher grob wirkender Mann, der jedoch ungemein sanft und einfühlsam sein kann: So schließt er Freundschaft mit Mdme. Jaquet und bietet auch ihr seine spezielle Süßigkeit an; die berühmten "Geleekugeln", die noch eine sehr entspannende Substanz enthalten. Als Agon in seiner Gartenlaube bedroht und krankenhausreif geschlagen wird, ist es hingegen Weiss, der ihn umsorgt und ihm Bücher und die Notration der "Kugeln" bringt...

Der Grundton dieses Romans umgibt ein Hauch von Melancholie; aber auch auf der anderen Seite eine Lebensfreude, die besonders von Agon ausgeht: Als die Gartenlaubenkolonie einem Fußballstadion weichen soll und die Lauben "umgesiedelt" werden, hat er den Kopf voller neuer Ideen für sein 'virtuelles Gärtchen' und widmet sich mit ganzem Herzen der neuen Aufgabe, denn

"er besaß die Gabe, nur sich selbst unterworfen zu sein" (Zitat S. 167) und es wird gar philosophisch, wenn Agon zurecht meint

"Man muss die Tür hinter sich zumachen können" (S. 168) oder "man darf nicht zulassen, dass sich die Dinge ansammeln und zu Paketen werden, die einen verbeulen und beschweren"(......) (ebd., S. 168)

Während die Mutter, Pia, für mich im Schatten blieb und Mutter und Sohn sich schon länger voneinander entfernt hatten, wie mir schien "Ständig liegt ein Schleier über den Dingen. Ein undurchdringlicher Schleier" (S. 126), ist dieser Satz von Pia jedoch auch ein guter sprachlicher Ausdruck für Demenz, finde ich.

Man muss sich - vielleicht ein wenig wie ein Maulwurf, der nach den besten Plätzen im Garten gräbt - in diesen Roman "hineinwühlen"; jedoch das letzte Romandrittel lichtet die Nebel, die über den Dingen liegen und entschädigen für die Verschleierung.

Die Themen sind vielfältig; es geht um Beziehungen in Familien, das Alter, Demenz, Verlassen werden, Verlust von Nähe, Einsamkeit und auch um vorsichtige Annäherung und - um Freundschaft.

Ich sympathisierte bereits zu Anfang mit Agon, der für mich einen sehr positiven, starken und dennoch sehr empathischen und feinfühligen Charakter darstellt, der Weiss in schwierigen Zeiten ein wahrer Freund ist. Auch die atmosphärische und authentische Erzählweise des Autors mochte ich. Traurig ist die Tatsache, dass auch eine Entfremdung in Familien spürbar ist, etwa, wenn der Sohn erst spät erkennt, dass die Mutter bereits ein Leben vor seiner Geburt hatte. Hierüber scheint es keine - und wenn eine fehlende - Kommunikation innerhalb der Familie gegeben zu haben. Schade, denn Pia Weiss hatte ein durchaus interessantes Leben! Ein leiser Roman, der vielleicht darauf aufmerksam machen möchte, einander zuzuhören - und auch zu erzählen und gleichzeitig auch eine Hommage an Gärten, die Menschen gut tun.

3,5

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Veröffentlicht am 03.01.2020

Genial und saisonal

WW - Genial saisonal!
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In diesem großartigen Kochbuch der "weight watchers", die zu "WW" wurden und der Kernpunkt der leckeren Rezepte auf Gesundheit und Ausgewogenheit der Ernährung bei gewünschter Gewichtsreduzierung basiert, ...

In diesem großartigen Kochbuch der "weight watchers", die zu "WW" wurden und der Kernpunkt der leckeren Rezepte auf Gesundheit und Ausgewogenheit der Ernährung bei gewünschter Gewichtsreduzierung basiert, stellt der TV- und Sternekoch Andi Schweiger speziell den Jahreszeiten entsprechende Gerichte vor, die sehr gut nachzukochen sind und die Punktepläne von WW berücksichtigen.

Einsteiger bekommen hier auch wertvolle Infos zum WW-Programm, wobei die 3 Pläne, Smart- und ZeroPoints bei Lebensmitteln erklärt werden. Die Rezeptinfos berücksichtigen außerdem nuss-, gluten- und laktosefreie Zutaten, da es in der heutigen Zeit viele Menschen gibt, die aufgrund einer Allergie dies berücksichtigen müssen -ein weiterer Pluspunkt dieses genialen Kochbuchs!

"Genial saisonal" gibt Inspirationen zu gesunden, leichten und dennoch leckeren Gerichten; ist also ein ganzjähriger Küchenbegleiter mit dem gewissen Etwas für Gesundheitsbewusste. Es beinhaltet auch Kochbasics wie die kleine Frühlingskräuterkunde und ist auch optisch ein "Hingucker".



Uns schmeckten "Tagliatelle mit Lachs und Erbsenpesto" besonders gut; auch die Zucchininudeln mit Geflügel und Ei waren hervorragend; den Stachelbeergratin habe ich mir schon für die nächste Saison vorgemerkt und markiert. Auch "Kürbissuppe mit Buttermilch" war einen Versuch mehr als wert und der "Geflügelburger mit Spitzkohl und Ei" - überflügelt sozusagen in bestem Sinne alle gängigen Burger von Mac's und Konsorten - vor allem in Geschmack und Frische!

Auch Süßes kommt keinesfalls zu kurz und die "Haselnusscrepes mit Birnen" fanden wir äußerst lecker! Auf knapp 150 Seiten reiht sich ein"Gedicht von Gericht" an das andere; stets gut erklärt und mit tollen Fotos versehen, die den Appetit anregen (können) :).

"Genial saisonal" ist ein Kochbuch, das frische, ausgewogene Ernährungstipps und Rezepte für das ganze Jahr liefert - gesund, alltagstauglich und wohlschmeckend, dabei wirklich gut nachzukochen, das ich sehr gerne weiterempfehle!

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Veröffentlicht am 09.03.2019

Die Erben der Mine - eine dramatische Familiengeschichte mit Sprengkraft

Niemals ohne sie
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Auf den zweiten Roman der außergewöhnlichen, mich durch ihren Schreibstil sehr beeindruckenden kanadischen Autorin Jocelyne Saucier war ich sehr gespannt. "Niemals ohne sie" (Les Héritiers de la mine" ...

Auf den zweiten Roman der außergewöhnlichen, mich durch ihren Schreibstil sehr beeindruckenden kanadischen Autorin Jocelyne Saucier war ich sehr gespannt. "Niemals ohne sie" (Les Héritiers de la mine" im Originaltitel) erschien 2019 (HC, gebunden) im Insel-Verlag. Übersetzt wurde er von Sonja Finck und Frank Weigand.


Ein Familientreffen der Großfamilie Cardinal steht beim Kongress der Erzsucher an, da Vater Cardinal (zeitlebens Erzsucher) mit einer Medaille ausgezeichnet werden soll. Wir sind im Jahre 1995. 1944 hatte der passionierte Erzsucher ein gigantisches Zinkvorkommen entdeckt, um dessen Gewinn er jedoch geprellt wurde. Somit wurde nichts aus dem Traum eines durchaus luxuriösen Lebens; die große Familie Cardinal mit 21 Kindern lebte in eher ärmlichen Verhältnissen fort....

Die Cardinals treffen also nach 30 Jahren erstmals wieder zusammen, da sie es alle vermieden haben, sich in ihrer Gesamtzahl wiederzusehen - um den Grund dafür geht es in dieser Geschichte, die von Matz, dem 21. und damit letzten Kind erzählt wird, von "Jeanne d'Arc", der Ältesten, die sich um ihre jüngeren Geschwister von kleinauf kümmern musste (alle Kinder haben Spitznamen und anfangs ist es nicht leicht, sie auseinanderzuhalten); Lucien (El Toro), der später Journalist wurde, da er die Diskussionen in der großen Familie sehr liebte, kommt ebenso zu Wort wie Geronimo, ein Chirurg in Kriegsgebieten dieser Welt; als Jugendlicher der "engste Vertraute" des Vaters, der sich mit ihm oftmals in den Keller zurückzog, wo er seine Steine lagerte und den Sohn in die Erzsuche einweihte, seine Kenntnisse, auch der von Sprengungen, weitergab....

Man erlebt als Leser den Niedergang eines kleinen kanadischen Dorfes mit, dessen Mine geschlossen wird - und die Cardinals, die - sich oft prügelnd mit den sog. "Landeiern" - die Szene beherrschen, sich nichts bieten lassen und wohl von den anderen Dorfbewohnern gefürchtet werden. Eine kleine Schar bleibt übrig, die meisten Familien suchen das Weite (und ihr Glück woanders).

Saucier beschreibt nun die verschiedenen Wege und rückblickend das Geschehen in der Familie der inzwischen längst erwachsenen Kinder: Von der Mutter (21 Kindern) ist man mehr als beeindruckt, die den ganzen Tag mit den Kochtöpfen klappert, nachts jedoch als Hüterin des Hauses um die Betten streicht und jedes ihrer Kinder im Schlaf beobachtet; der Vater tritt (leider) nur sporadisch auf, meist ist er in der Wildnis oder in seinem Gesteinskeller beschäftigt und wird als eher "verlegen" beschrieben, wenn er - was selten vorkommt - in die Welt seiner Kinder eintritt. Diese prügeln sich in ständig wiederkehrendem familiären Ritual so ziemlich um alles; um das Sofa, um den besten Schlafplatz, um Klamotten... Eine besondere Stellung in diesem Roman mit dem deutschen Titel "Niemals ohne sie" nehmen Angéle und Tommie ein - die eine liebt rosa, Puppen und Spitzenkleidchen, die andere lässt kein Abenteuer aus und prügelt sich ebenso durch ihre Kindheit wie ihre Brüder.

Alles verändert sich, als ein Unglück in der Mine geschieht, das besonders für einige der Älteren als auch für Tommie, die als Letzte zu Wort kommt, das weitere Leben bestimmen sollte...

Zum Ende des Romans wird der kollektive Schmerz der Erinnerungen der Geschwister Cardinal immer spür- und nachvollziehbarer; die Spannung dieses familiären Dramas steigt konstant.... Die Autorin schreibt mit einer hochemotionalen und sensiblen Feder, die das seelische Innenleben der zu Wort kommenden ProtagonistInnen sehr klar ausleuchtet; jedoch hinterfragte ich hier (im Gegensatz zu den Figuren in "Ein Leben mehr", die mich allesamt überzeugten und lange nachhallten) kritisch, weshalb eine solch große Familie sich 30 Jahre (!!!) meidet - und fand es mehr als tragisch, dass das bis dahin Unausgesprochene nicht bereits vorher besprochen werden konnte. Interessant und sehr realistisch ist natürlich, dass jedes Familienmitglied seine eigene Sicht der Dinge darstellt, die sich nicht selten von anderen unterscheidet. Insofern ist dies durchaus übertragbar auf Konflikte, die "totgeschwiegen werden" in vielen Familien. Dies ist für mich auch die Kernaussage des Romans, in dem es um Schuldgefühle und Schmerzen geht; Unausgesprochenes, das im Raume steht und zuweilen Verheerendes anrichtet, sich durch ein ganzes Leben ziehen können, es beeinflussen können: Ist es nicht besser, Wahrheiten auszusprechen (auch wenn sie weh tun), als sie "totzuschweigen"?

Fazit:

Die tragische Geschichte einer außergewöhnlichen Großfamilie im Bergarbeitermilieu Kanadas in den späten 50er Jahren bis heute, die keine leichte Kost ist, jedoch eine durchaus lesenswerte. Besonders ein Zwillingsmädchen der Familie Cardinal hat mich tief berührt, da sie ganz besonders die größte Last ihres Lebens, die ihr von der Familie aufgebürdet wurde und gegen die sie sich am Ende wehrt, zu tragen hatte. Der Schreibstil und die psychologische Tiefe von Jocelyne Saucier haben mich in diesem Roman jedoch mehr überzeugen können als die Handlung selbst, daher von mir 3,5 Sterne.