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Veröffentlicht am 31.08.2020

Von Wölfen, Hundwölfen und Haushunden

Der Hund und sein Mensch
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Kam dereinst der Mensch zum Hund - oder der Hund zum Menschen? Das ist eine Frage, die nicht nur Hundebesitzer interessiert. Inzwischen existieren mehrere unterschiedliche Theorien, warum sich einst ...

Kam dereinst der Mensch zum Hund - oder der Hund zum Menschen? Das ist eine Frage, die nicht nur Hundebesitzer interessiert. Inzwischen existieren mehrere unterschiedliche Theorien, warum sich einst wildlebendeWölfe Menschengruppen anschlossen und wie sie sich im Laufe von Zehntausenden Jahren verändert haben, bis hin schließlich zur gezielten Züchtung bestimmter Hunderassen durch den Menschen. Der Evolutionsbiologe Josef H. Reichholf geht diesen Themen nach und führt uns dabei tief in die letzte Eiszeit. Er wendet sich in ersterLinie an Leser, die mit den Gebieten Archäologie und Paläontologie nicht allzu vertraut sind, und schildert entsprechend verständlich das Leben unserer Vorfahren, wie es nach heutigem Stand der Forschungen rekonstruiert werden kann. Kurz, aber recht anschaulich gibt er einen Überblick über aktuelle wissenschaftliche Erkenntnisse der klimatischen Bedingungen jener Zeiten, über Flora und Fauna. Durchaus einsichtig sind seine Erklärungen, warum es gerade Wölfe waren, die sich dem Leben der Menschen so gut anpassen konnten.
An diesen wissenschaftlichen Exkurs schließt sich ein persönlich gehaltener Teil über die Hund-Mensch-Beziehung an, in dem Reichholf über Wahrnehmungen und Erfahrungen mit seinem eigenen Hund Branco berichtet: Vielleicht ein Anstoß für viele Hundebesitzer, ihr Tier intensiver zu beobachten und noch besser zu verstehen. Reichholfs Buch ist eine Lektüre, die nicht nur Hundebesitzer interessieren könnte!

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Veröffentlicht am 26.08.2020

Unverblümt

Omama
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So brav und harmonisch das geblümte Buchcover auf den ersten Blick wirken mag - der Roman ist alles andere als das; denn kuschelig ist es sicher nicht, was Lisa Eckart aus dem Leben ihrer Großmutter ...

So brav und harmonisch das geblümte Buchcover auf den ersten Blick wirken mag - der Roman ist alles andere als das; denn kuschelig ist es sicher nicht, was Lisa Eckart aus dem Leben ihrer Großmutter und dem Verhältnis Oma-Enkelin erzählt. Ganz unverblümt und sarkastisch schildert die Kabarettistin lustige, aber auch bittere Szenen aus dem Leben, räsoniert über Ungereimtheiten und Ungerechtigkeiten und geht dabei bis an die Schmerzgrenze. Gern nutzt sie dabei die Oma-Figur, um weit darüber hinausgehend ganz allgemein Vorurteile anzuprangern. Hat der Leser soeben noch geschmunzelt, so bleibt ihm beim nächsten Seitenhieb womöglich doch das Lachen im Halse stecken. „Omama“ kennt keine Tabus. Schonungslos offen, wie aus Eckarts Kabarettprogrammen gewohnt, hält sie ihrer Klientel einen Spiegel vor.
Ihr Schreibstil erscheint so leicht und locker, doch es ist schon kunstvoll und genau kalkuliert, wie Lisa Eckhart (oder besser Lisa Lasselsberger, wie sie mit bürgerlichem Namen heißt) mit den Worten spielt und mit Sätzen jongliert. Dabei muss sich der Leser gut konzentrieren, um die geschickt verpackten Botschaften zu entschlüsseln. Meine Meinung: Ein wirklich gelungenes Debüt!

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Veröffentlicht am 09.08.2020

Episodenhaft und pointiert

Der letzte Satz
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„Ich sollte noch ein bisschen bleiben“, resümiert Robert Seethalers Protagonist, kurz bevor er auf dem Sonnendeck des Überseeschiffs „Amerika“ zusammenbricht. Krank und fiebrig befindet sich der Komponist ...

„Ich sollte noch ein bisschen bleiben“, resümiert Robert Seethalers Protagonist, kurz bevor er auf dem Sonnendeck des Überseeschiffs „Amerika“ zusammenbricht. Krank und fiebrig befindet sich der Komponist Gustav Mahler auf seiner letzten Fahrt von New York nach Europa im Jahre 1911. In Gedanken lässt er wichtige Momente seines Lebens Revue passieren; er sinniert über seine großen beruflichen Erfolge, aber auch die privaten Schicksalsschläge. Die innere Rückschau des Künstlers wirkt episodenhaft kurz, aber pointiert, in Seethalers typischem, verknappten Schreibstil. Kurz angestrahlt blitzen Erinnerungen auf an vergangene Ereignisse und rufen vielfältige Gefühle in ihm wach, die Liebe zu seiner Ehefrau Alma und Tochter Anna, vor allem aber seine Liebe zur Musik. Der Autor lässt deutlich spüren, wie besessen Mahler gearbeitet hat und wie schwer es ihm nun fällt, seine krankheitsbedingte Schwäche zu akzeptieren.
In seinem neuen Roman ist es einmal kein unbekannter Protagonist, dessen Schicksal die Leser nachdenklich werden lässt, sondern das eines berühmten Genies. Was mag Gustav Mahler in seinen letzten Lebenswochen durch den Kopf gegangen sein? Wieviel hätte er noch komponieren können? Seethaler wagt einen Versuch, sich in Mahlers Gedankenwelt zu versetzen.

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Veröffentlicht am 01.08.2020

Übersichtlich und praxisorientiert

Plant Love
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Eine Menge Wissen und Praxis zur Pflanzenpflege hat Alys Fowler in ihrem neuen Buch zusammengestellt. In komprimierter Form informiert sie über die sehr unterschiedlichen Ansprüche unserer beliebtesten ...

Eine Menge Wissen und Praxis zur Pflanzenpflege hat Alys Fowler in ihrem neuen Buch zusammengestellt. In komprimierter Form informiert sie über die sehr unterschiedlichen Ansprüche unserer beliebtesten Zimmerpflanzen und entsprechende Pflegemaßnahmen, klar und gut verständlich.
Wichtig sind natürlich die „Basics“: so erläutert die Autorin auch zunächst grundlegende Maßnahmen wie Düngen und Umtopfen und gibt Tipps zu eventuell auftretenden Schäden bzw. Schädlingen. Auch auf die Vermehrung durch Teilung, Stecklinge oder Schößlinge geht sie ein. Mir erscheint jedoch am wichtigsten ihr ausführlicher Ratgeber zum Gießen und zur Platzierung diverser Gewächse in der Wohnung. Da die Autorin kurz auf deren jeweilige Herkunft eingeht, erklärt sich schließlich von selbst, warum einige Blumen heller platziert werden sollten als andere und manche einen größeren Wasser- oder Wärmebedarf haben. Zahlreiche attraktive Illustrationen veranschaulichen Fowlers Text und geben vor allem den Pflanzenporträts ein hübsches „Gesicht“. Hier beschreibt Fowler eine Auswahl an Pflanzen und die richtige Pflege im Detail, schildert den bevorzugten Standort und berät bei möglichen Problemen.
Sehr übersichtlich gestaltet, ist Fowlers Buch ein Ratgeber, in dem der Zimmergärtner immer wieder einmal nachschlagen kann.

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Veröffentlicht am 19.07.2020

Musik - ein Rettungsanker

Die Pianistin von Wien
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„Gerade in Zeiten wie diesen ist Musik besonders wichtig.“ Mit diesem Statement ihrer Mutter klammert sich Lisa an das Leben. Sie hat es nicht leicht: die begabte Klavierschülerin, bislang wohlbehütet ...

„Gerade in Zeiten wie diesen ist Musik besonders wichtig.“ Mit diesem Statement ihrer Mutter klammert sich Lisa an das Leben. Sie hat es nicht leicht: die begabte Klavierschülerin, bislang wohlbehütet in Wien aufgewachsen, erlebt die Unterdrückung der jüdischen Bevölkerung durch die NSDAP hautnah. Im Alter von dreizehn Jahren wird sie mit einem Kindertransport nach England geschickt, was sie aus ihrer liebevollen Familie reißt, aber vermutlich ihr Leben rettet. Fremd, voller Heimweh und Angst um das Schicksal ihrer Eltern und Schwestern wohnt sie nun in der Willesden Lane Nr. 243, in einem Heim für ausländische jüdische Kinder, und verdient ihren Unterhalt als Näherin in einer Fabrik. Die Überzeugung ihrer Mutter („Halte an deiner Musik fest. .. .Deine Musik wird dir helfen, es zu schaffen.“) und ihr fester Vorsatz, etwas aus ihrem Leben zu machen, helfen ihr über die schweren Zeiten hinweg. Aber auch die Leiterin des Heims, Mrs. Cohen, und neu gewonnene Freunde unterstützen Lisa nach Kräften.
Nach Erzählungen der Hauptfigur und überlebender Freunde und eigenen Recherchen hat Lisas Tochter Renée, die ebenfalls Pianistin geworden ist, das Buch geschrieben. Eine Hommage an ihre Mutter, die in beeindruckender Weise ihr Ziel erreicht hat: die Aufnahme in die Royal Academy of Music und schließlich ihr Examen im Kriegsjahr 1942.
Musik und Klavierspiel war stets ein Rettungsanker für Lisa, der ihr Mut und Kraft gab zum Weitermachen. Und so lautet auch Lisas Vermächtnis an ihre Töchter: „Halte an deiner Musik fest. Sie wird dein bester Freund fürs Leben sein“.

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