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Veröffentlicht am 08.09.2020

Außergewöhnlicher und berührender Coming-Of-Age Roman mit einer Protagonistin, die das Asperger-Syndrom hat ohne es zu wissen

Lilys Engelskostüm hat kaputte Flügel
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“Lilys Engelskostüm hat kaputte Flügel” von Hanna-Linn Hava ist ein außergewöhnlicher Coming-of-Age Roman. Die Protagonistin Lily hat das Asperger-Syndrom, doch sie ist sich dessen nicht bewusst. Sie weiß ...

“Lilys Engelskostüm hat kaputte Flügel” von Hanna-Linn Hava ist ein außergewöhnlicher Coming-of-Age Roman. Die Protagonistin Lily hat das Asperger-Syndrom, doch sie ist sich dessen nicht bewusst. Sie weiß nur, dass sie anders ist. Nicht dazu gehört. Lily sieht sich als Monster. Es ist eine berührende Geschichte, eines Mädchens, das nicht weiß, warum sie so ist wie sie ist und wieso die Gesellschaft sie so verstößt. Als Leserin bekommt man ganz intim ihre Erfahrung erzählt, sodass ich gar nicht anders konnte, als am Ende des Buches zu weinen, weil die Welt so ungerecht zu ihr ist.

Bei dem Sohn der Autorin wurde 2014 das Asperger-Syndrom diagnostiziert und bei ihr selbst ein dementsprechender Verdacht geäußert. Seitdem setzt sie sich intensiv mit dem Thema Autismus auseinander, sodass ich mir sicher bin, dass die Darstellung von Lily realitätsnah ist.

Das Buch ist in zwei Teile aufgeteilt. Im ersten Teil lernen wir Lily ausführlich kennen. Wie sie mit Menschen in ihrem Umfeld interagiert, aber auch wie sie diese beobachtet und analysiert, wie ihre Gedankengänge verlaufen und wie dumm sie alle findet. Auch uns, die Leser
innen, und obwohl sie einen so oft beleidigt, ohne es als Beleidigung zu meinen, hat mir ihre zynische Art sehr gut gefallen. Es ist sehr erfrischend zu sehen wie ein Charakter sich so arrogant und herablassend ausdrückt und sich dessen gleichzeitig aber auch bewusst ist. Zwar habe ich bestimmt ganz oft die Augen verdreht, weil sie wieder einmal etwas total überhebliches von sich gab, aber gleichzeitig empfinde ich all ihre Kritik an unserer Gesellschaft als gerechtfertigt. Außerdem war sie so schön schonungslos ehrlich, was ich sehr zu schätzen wusste. Lily hat ihr Bestes gegeben sich an der Gesellschaft anzupassen und dann “unsichtbar zu werden” bis sie nun mal nicht mehr konnte.
Toll fand ich es auch, dass Lily quasi Teile meiner Gedanken während dem Lesen erraten konnte. Als sie bspw. die Leser*innen in Geschlechterrollen gedrängt hat, war ich sofort erbost und konnte mir aber ein Lachen nicht verkneifen, weil Lily genau das kurz darauf angesprochen hat. Das einzige, was mir nicht so gefallen hat, waren die (wenigen) kurzen englischen Einwürfe wie "That's it". Ich habe sie als eher unpassend empfunden.

[SPOILER]
Als Lily im zweiten Teil ihre Diagnose erhielt, konnte ich regelrecht die Erleichterung spüren und habe gehofft, dass alles besser wird. Diese Hoffnung (diese miese Schlampe) wurde sofort vernichtet, als klar wurde, dass sich für sie nichts verändert hat. Ich hatte wirklich Angst um Lily gehabt, als sie sich von allen verabschiedet hat. Umso dankbarer war ich für den Epilog. Dieser hat mich berührt und die Hoffnung wieder aufkeimen lassen, dass vielleicht doch alles wieder gut wird.

Große Leseempfehlung an alle!

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Veröffentlicht am 05.09.2020

Jede verlorene Figur bedeutet ein weiterer Mord

Blutschach
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“Blutschach” wurde erstmals unter dem Titel “Bullet Schach” von Ben Bauhaus veröffentlicht und ist ein sehr guter Einstieg in seine Thriller-Reihe.

Johannes “Johnny” Thiebeck war Hauptkommissar beim Berliner ...

“Blutschach” wurde erstmals unter dem Titel “Bullet Schach” von Ben Bauhaus veröffentlicht und ist ein sehr guter Einstieg in seine Thriller-Reihe.

Johannes “Johnny” Thiebeck war Hauptkommissar beim Berliner LKA, doch er wurde vom Dienst suspendiert, nachdem ein Serienmörder bei der Festnahme zu Tode gekommen war. Seitdem hält er sich als Sicherheitsberater über Wasser und widmet sich seiner großen Leidenschaft dem Schachboxen. Eine Kampfsportart, bei der die Kämpfer jeweils abwechselnd in Schach- und Boxrunden gegeneinander antreten. Eines Tages wird sein Auto gestohlen und taucht ein paar Tage später mit der Leiche des Sohnes seines Box-Trainers wieder auf. Kurz darauf erscheint ein weiteres Opfer aus Thiebecks Umfeld und es wird klar, dass es etwas mit ihm zu tun haben muss. Eine Soko wird eingerichtet und Thiebeck hilft bei den Ermittlungsarbeit. Dabei erkennt er Parallelen zu dem alten Fall, der für seine Suspendierung verantwortlich ist. Für Thiebeck läuft die Zeit, denn der Täter spielt mit ihm online ein tödliches Schachspiel: Jede geschlagene Figur bedeutet ein weiterer Mord.

Anfangs war mir Thiebeck mit seinem rauen Umgangston und seiner aufbrausenden Art wirklich unsympathisch, aber je mehr ich über ihn gelesen habe und miterlebt habe wie er mit anderen interagiert, desto liebenswürdiger wurde er für mich. Auch seine “mit dem Kopf durch die Wand” Mentalität hat ihn für mich sehr authentisch gemacht. Doch nicht nur er ist ein toller Charakter, alle anderen sind auch wundervoll ausgearbeitet! Mirko Densch, der Nachfolger von Thiebeck beim LKA, ist quasi das Gegenteil und hält sich nur an Vorschriften. Jana Kleidermann, Thiebecks frühere Kollegin und Psychologin Professorin Körner waren mir sofort sympathisch und haben Thiebeck etwas bremsen können.

Der Autor hat es geschafft die spannungsgeladene Zusammenarbeit zwischen Thiebeck und der Soko zu vermitteln und man merkt, dass Thiebeck den anderen, außer Jana und der Psychologin, nicht so wirklich über dem Weg traut. Die Sprache von Ben Bauhaus ist bildgewaltig und ich konnte all die Gefühle von Thiebeck nachempfinden - die Wut, die Hilflosigkeit, die Verzweiflung.

Dadurch, dass alles mit einem (ungeschriebenen) früheren Fall zusammenhängt, war es für mich manchmal verwirrend, weil ich nicht von Anfang an alle Informationen hatte, sondern nur langsam mit ihnen gefüttert wurde. Allerdings ist das wohl das einzige, das ich zu bemängeln habe.

Der ganze Thriller ist für mich sehr schlüssig aufgebaut und ich nichts habe als zu abwegig empfunden. Es bleiben auch keine offenen Fragen, außer vielleicht, was nun mit Thiebeck nach diesem Fall geschieht.

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Veröffentlicht am 03.09.2020

Eine Geschichte zum immer wieder lesen

Der kleine Prinz
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Es ist mehr als ein Kinderbuch und bei jedem Lesen entdeckt man etwas Neues. Die Geschichte ist voller Wärme und die Illustrationen des Autors sind so liebevoll gestaltet, sodass man gar nicht anders kann, ...

Es ist mehr als ein Kinderbuch und bei jedem Lesen entdeckt man etwas Neues. Die Geschichte ist voller Wärme und die Illustrationen des Autors sind so liebevoll gestaltet, sodass man gar nicht anders kann, als das Buch in sein Herz zu schließen. Ich bin dermaßen von dem Buch begeistert, dass ich es mir auch auf Chinesisch geholt habe, als ich in Peking war!

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Veröffentlicht am 03.09.2020

Wunderschönes Buch über die erste Liebe

Was ist mit uns
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Ein Teil meines Freundeskreises weiß es schon und hier noch einmal offiziell: Ich L I E B E “Was ist mit uns” von Becky Albertalli & Adam Silvera und wirklich jede*r sollte dieses wundervolle Buch lesen! ...

Ein Teil meines Freundeskreises weiß es schon und hier noch einmal offiziell: Ich L I E B E “Was ist mit uns” von Becky Albertalli & Adam Silvera und wirklich jede*r sollte dieses wundervolle Buch lesen! Highlight meines Lesemonats August 2020!

“Ich glaube an die Liebe auf den ersten Blick. An das Schicksal, die Macht des Universums, an all das. Nicht, wie ihr jetzt denkt. Nicht à la: Wir sind zwei Teile ein und derselben Seele, die auf ewig zusammengehören. Ich denke bloß, dass in unserem Leben einige Begegnungen vorherbestimmt sind. Dass uns das Universum bestimmte Menschen vor die Füße schiebt.”

Arthur verbringt als Praktikant einen Sommer in New York, was für ihn ein Traum ist, denn er ist ein großer Broadway Liebhaber! Für Ben hingegen könnte der Sommer nicht schlimmer sein. Frisch getrennt und dann muss er auch noch mit seinem Ex zur Sommerschule. Doch als Ben seinem Ex ein Paket mit seinen restlichen Sachen zuschicken möchte, trifft er im Postamt auf Arthur. Bevor sie Kontaktdaten austauschen konnten, wurden sie von einem Flashmob getrennt. Nach dieser kurzen Begegnung denken sie immer wieder an den anderen und versuchen fortan verzweifelt den anderen wiederzufinden. Gar nicht so einfach in so einer Großstadt, aber natürlich schaffe sie das, denn sonst wäre das ein ziemlich kurzes Buch. Dennoch stellen sie sich dann die große Frage: “Was ist mit uns?”

Mit diesem Buch habe ich mich zum ersten Mal bewusst auf eine LGBTQ+ Geschichte eingelassen und ich bin einfach so begeistert. Es ist mehr als eine klischeehafte oder “kitschige” Liebesgeschichte. Auch, wenn es hin und wieder um das Schicksal und das Universum geht. Sowohl Ben als auch Arthur sind unglaublich sympathische Charaktere, die mehr sind als ihre sexuelle Orientierung. Besonders gut hat mir gefallen, dass Ben nicht einfach nur “Puerto Ricaner” als Beschreibung erhalten hat, sondern auch mehr hinter diese Identität steckt. Ich fand es auch schön zu sehen, dass nicht nur “böse” Menschen rassistische Bemerkungen machen, sondern auch Menschen, die wir mögen. Diese sind zwar meist nicht böse gemeint, aber solche Bemerkungen können dennoch einiges bei dem anderen auslösen und dies wird ebenfalls thematisiert. Rassismus ist ein Thema mit dem ich mich (ohne, dass ich wirklich eine Wahl habe) beschäftige, sodass es mich wirklich überrascht und umso mehr gefreut hat, dass auch Alltagsrassismus in diesem Buch vorkommt und mir zeigt wie die Charaktere damit umgehen.

Abwechselnd erzählen Ben und Arthur was sie erleben und denken. Außerdem wird durch den Wechsel der Schriftart klar, ob etwas aus der Sicht von Ben oder Arthur erzählt wird, etwas im Internet steht oder etwas im Chat geschrieben wurde. Für mich war das sehr angenehm zum Lesen.

Letztendlich ist es ein Buch voller Gefühle und Humor! Wirklich große Leseempfehlung!

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Veröffentlicht am 03.09.2020

Unterhaltsam und gleichzeitig traurig

Farbenblind
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Als ich mitbekommen habe, dass Trevor Noah ein Buch geschrieben hat, war ich sofort interessiert! Dann habe ich gelesen, worum es geht und wollte es unbedingt kaufen! Allerdings habe ich mich dieses Mal ...

Als ich mitbekommen habe, dass Trevor Noah ein Buch geschrieben hat, war ich sofort interessiert! Dann habe ich gelesen, worum es geht und wollte es unbedingt kaufen! Allerdings habe ich mich dieses Mal für das Hörbuch entschieden. Der entscheidende Faktor: Trevor Noah selbst liest das Buch! Ich liebe seine Stimme und die Art und Weise wie er Geschichten erzählt.

"Learn from your past and be better because of your past, but don’t cry about your past. Life is full of pain. Let the pain sharpen you but don’t hold on to it."

"Born a Crime" ist ein bewegendes Buch, in den Trevor Noah von seinen Erfahrungen als eine Person, die einen Weißen und Schwarzen Elternteil hat. Dies spielt eine große Rolle und erklärt den Titel, denn damals war dies während der Apartheid in Südafrika illegal. Seine bloße Existenz war also eine Straftat. Er erzählt von seiner Jugend, dem Problem nirgendwo "richtig" dazuzugehören, wodurch er aber gelernt hat sich durch die unterschiedlichen Gruppen wie ein Chamäleon zu bewegen.

Noah schafft es sowohl lustige und unterhaltsame mit ernsten und traurigen Geschichten zu verweben. Ich habe gelacht und geweint, als ich mir das Hörbuch anhörte. Teils konnte ich gar nicht glauben wie schrecklich Menschen sich verhalten können. Wenn man Trevor Noah mag, wird man sicherlich auch sein Buch mögen. Es sprüht nur vor Charme und man lernt viel über die Probleme während der Apartheid. Definitive Lese- bzw. Hörempfehlung!

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