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Veröffentlicht am 01.10.2020

tolle Fortsetzung mit leichten Schwächen

Kisses from the Guy next Door (Baileys-Serie 2)
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„Du wolltest die wahre Liebe so sehr finden, wie ich sie vermeiden will.“
(Wyatt zu Brooklyn in Kisses from the guy next door)

Worum geht’s?

Brooklyn kann es nicht fassen. Per SMS hat Jeff sie abserviert. ...

„Du wolltest die wahre Liebe so sehr finden, wie ich sie vermeiden will.“
(Wyatt zu Brooklyn in Kisses from the guy next door)

Worum geht’s?

Brooklyn kann es nicht fassen. Per SMS hat Jeff sie abserviert. Kurz bevor sie vor den Altar treten sollten und eine rauschende Hochzeit feiern wollten. Während ihre Brüder den flüchtigen Bräutigam jagen, zerfällt Brooklyns perfekte Welt. Während sie die gemeinsame Wohnung auseinandernimmt, fliegen die Fetzen – und ein Buch an den Kopf ihres neuen Nachbarn Wyatt. Der kann es auch nicht fassen. Von Gefühlen hält er nichts und deswegen ist eins klar: Von seiner neuen Nachbarin wird er sich fernhalten. Doch leichter gesagt als getan. Denn nicht nur ihre aufdringliche Familie zieht Wyatt schon bald in den Bann. Nein, auch Brooklyn fesselt schon bald nicht mehr nur seine Augen, sondern auch sein Herz. Aber Wyatts Zeit in Lake Starlight ist begrenzt, der er hat eine Mission: Das alte Ressort aufpeppen und dann schnell wieder weg nach New York. Doch wird er Alaska wirklich wieder verlassen können?

Kisses from the guy next door ist Band 2 der Baileys-Reihe. Jeder Band ist in sich geschlossen und unabhängig lesbar, die Charaktere der Folgebände kommen aber bereits vor und die Charaktere der zurückliegenden Bände können spoilern.

Schreibstil / Gestaltung

Das Cover zeigt wieder ein Pärchen, was sich umarmt und glücklich zu sein scheint. Es wirkt stimmig, passt zur Reihe und ist unaufdringlich. Die Geschichte wird durch Brooklyn und Wyatt wechselnd als Ich-Erzähler vorangetrieben und verläuft linear. Der Schreibstil ist locker, teilweise humorvoll und sehr angenehm zu lesen. Die Charaktere sprechen gelegentlich auch zum Leser. Es gibt einige nicht sonderlich explizite Intimszenen.

Meine Meinung

Here we go again, Runde 2 der Baileys. Hach, wie habe ich mich auf dieses Buch gefreut, nachdem mich Band 1 mit Holly und Austin wirklich sehr begeistern konnte. Diese aufgedrehte, total wahnsinnige Familie mit ihren endlosen Geschwistern muss man einfach lieben. Jetzt also hat es jemand gewagt, eine Bailey vor dem Altar stehen zu lassen? Das klang bereits sehr vielversprechend. Leider können hohe Erwartungen manchmal aber auch zu Dämpfern führen.

Lake Starlight ist geschockt. Jeff hat Brooklyn einfach vorm Altar stehen lassen und das kurz vor der Trauung und dann noch per SMS. Die verlassene Braut wütet, ihre Familie sucht den getürmten Bräutigam und alle bemühen sich, den Schaden zu begrenzen. Nur einer weiß von all dem nichts: Wyatt Whitmoore, der als Wyatt Moore nach Lake Starlight kommt und das alte Ressort Glacier Point auf Vordermann bringen soll – damit sein Dad ihn endlich eine Hotelkette überschreibt. Der New Yorker würde lieber überall sein, nur nicht hier. Als er seine Übergangswohnung beziehen will, trifft ihn ein Buch am Kopf. Ein unglücklicher Unfall, geworfen von der verlassenen Braut. Weglaufen möchte Wyatt, aber die süße Brooklyn verzaubert ihn schnell. Und so werden aus fremden Nachbarn Freunde, zwischen denen es schon bald gewaltig kribbelt. Aber ist Brooklyn schon über Jeff hinweg und bereit, der Liebe eine neue Chance zu geben? Erschwerend kommt hinzu, dass Brooklyn nicht weiß, dass Wyatt aus reichem Hause kommt – und ihr neuer Boss im Glacier Point ist. Zumindest auf Zeit, denn ist die Frist abgelaufen, will er weg, zurück nach New York. Trostpflaster oder Neuanfang? Gehen oder bleiben?

Endlich geht es also weiter und die Baileys sind wieder da, um mich zum Lachen zu bringen. Es ist, als hätte man einen Haufen Flummis in eine Schüssel geworfen und diese dann heftig durchgeschüttelt. Die Energie, mit der alle 9 Bailey-Geschwister, aber auch Oma Dori die Geschichte vorantreiben, ist enorm. Und das war es, was mich von Seite 1 an direkt wieder fesseln konnte. Es ist so ein herrlich angenehmes, leichtes Buch. Piper Rayne schreiben Bücher fürs Herz, ohne aber das Herz brechen zu wollen. Leichtfüßig, ohne gigantische Twists, großen Verrat, übertriebenes Drama. Entsprechend sind die Bücher vielleicht nicht unbedingt tiefgründig und sicher überzeugen sie auch nicht mit ihrer Unvorhersehbarkeit. Aber die packen einen, sie begeistern einen und man hat Spaß, sie zu lesen. Ich hätte niemals gedacht, dass mich ein Buch (oder generell eine Reihe) so begeistern kann, da ich ein absoluter Tiefgründigkeitsfanatiker bin. Bis ich in die humorvolle Welt von Piper Rayne eintrat. Ich kann nur jedem raten, es einmal zu versuchen. Es macht Spaß und die Bücher lassen sich so schnell lesen. So war es auch hier. Die Geschichte entwickelt sich so lebhaft und von Anfang an leidet und fiebert man mit Brooklyn mit. Man wünscht ihr, dass sie ein Happy End kriegt, zweifelt aber zugleich daran, ob Wyatt der Richtige hierfür wäre. Im Fokus des Buches steht neben Brooklyns geplatzter Hochzeit vor allem ihre Entwicklung, wie sie feststellt, dass sie keinen Jeff braucht, der sie kleinhält. Sie baut ihr eigenes kleines Business auf und gewinnt ihr Selbstbewusstsein wieder. Die Botschaft, dass die Nicht-Hochkeit kein Ende, sondern ein Neuanfang ist, war echt toll. Bonus war hierbei aber natürlich auch, wie alle Baileys ihren Anteil an der Entwicklung haben. Wo das blaue Augen des entkommenen Bräutigams herkam? Man weiß es nicht…

Viel mehr geht allerdings im Leben von Wyatt ab. Nicht nur, dass er unter einigermaßen falscher Identität nach Alaska kommt – sein Vater zwingt ihn, im Hotel von unten anzufangen, um alle Positionen zu erkunden. Anfangs überhaupt nicht begeistert und von dem Kleinstadtleben fast schon angeödet, will Wyatt weg. Der Druck seines Vaters und der ständige Streit der beiden hängt wie ein Fluch über der Geschichte und führt immer wieder zu Spannungen. Brooklyn spricht irgendwann von New York-Wyatt, was sehr gut passt. Denn dieser ist geschäftig, sehr auf seine Zukunft bedacht und setzt alles daran, seinen Vater zu beeindrucken, obwohl er so einen Groll auf seinen Vater hat. Auch hier geht es um künstliches Kleinhalten und darum, diese schädlichen Strukturen zu durchbrechen. Zusätzlich will Wyatts Mutter ihn dringend verkuppeln, was dazu führt, dass er Brooklyn mit zur Hochzeit seiner Schwester nimmt und Brooklyn so das Ausmaß seines Lebens in New York erkennen muss. Wyatt muss sich selbst fragen, was er will und was er hierfür bereit ist, aufzugeben. Ich hätte mir jedoch etwas mehr Input gewünscht, was seine Familie anging. Zwar ist sie immer mal wieder Thema, aber es wirkte oft sehr beiläufig. Etwas zu rasant fand ich auch die letzten Entwicklungen, wo ich mir mehr Einsicht in seinen Kopf gewünscht hätte. Wyatt hat es mir anfangs auch echt schwer gemacht. Seine Antihaltung gegenüber Lake Starlight und das stets „ich will meine Hotelkette“ machen ihn unsympathisch. Zugleich zeigte er sich von Anfang an gegenüber Brooklyn sehr liebevoll und beschützerisch. So schwankte meine Sympathie immer etwas. Mal wollte ich ihn aus Lake Starlight rausjagen, mal dort festketten und niemals mehr gehen lassen.

Leider empfand ich im Verlauf der Geschichte irgendwann das Gefühl, dass alles etwas durcheinander war. Die erste Hälfte des Buches war angenehm und gradlinig, aber dann entstand irgendwann ein Kuddelmuddel und meine Lust, weiterzulesen, flachte etwas ab. Als Wyatt mit Brooklyn nach New York zur Hochzeit fliegt, sind es auf einmal viele Handlungsstränge: Eine verschmähte Sexziehung, der anspruchsvolle Vater, die Hochzeit selbst, die muntere Mutter und eine Katastrophe in Lake Starlight, die sie zur Heimreise zwingt. Zwischendurch gabs immer wieder kleinere Probleme, die in meinen Augen nie ausreichend thematisiert und vor allem nicht gelöst wurden. Die Ereignisse überschlagen sich und es gibt verschiedene Streitereien zwischen Baileys untereinander und auch zwischen Wyatt und Brooklyn. Ich hätte mir gewünscht, dass hier mehr Substanz gewesen wäre, denn ich habe das Gefühl, es wurde ein wenig drübergebügelt. Dies zieht sich leider bis zum Ende, wo die unvermeidbaren Probleme zum kleinen Drama führen, was dann aber auch ratzfatz wieder vom Tisch ist und mit dem Epilog schließt das Buch auch direkt. Gerade diese Schlüsselszenen und die daraus resultierenden Veränderungen waren mir zu schnell und zu wenig greifbar. Es ist, als hätte sich das Autorenduo in der Mitte etwas verrannt und wollte das Buch dann fix zu Ende bringen, um den nächsten Bailey ins Rennen zu schicken. Das fand ich etwas schade.

Absolutes Highlight der Reihe bleibt aber die unerschütterliche Familienstruktur der Baileys. Es ist ein großer Haufen, der unterschiedlicher nicht sein kann, aber immer zusammenhält und eben dieser Zusammenhalt hat mich als Leser sehr verzaubert. Zwar bin ich immer noch regelmäßig mit den Baileys überfordert (das spricht das Autorenduo im Buch auch humorvoll an, wo sie dem Leser versprechen, dass man es irgendwann draufhaben wird und sie auseinanderhalten kann), aber ich mag ihre Energie und ihre Liebe zueinander. Ich freue mich schon sehr, die weiteren Geschichten zu lesen und zu schauen, was die Autorinnen sich für die anderen vorgestellt haben. Da die Baileys alle so unterschiedlich sind (etwa der Aufreißer, die Planerin, der Abenteurer, die Verkupplerin), wird hier sicher noch einiges kommen und sicher auch viel Abwechslung mitbringen. Die ersten zwei weiteren möglichen Beziehungen sind hier ja schon angelegt.

Schon in Band 1 habe ich mich ja unglaublich in Lake Starlight verliebt. Dieses putzige kleine Örtchen auf der Landkarte Alaskas, wo jeder jeden kennt und wo man dank der Gossipgirl-inspirierten Gossipseite „Buzz Wheel“ stets aufm neusten Stand ist, konnte mich auch hier wieder begeistern. Es ist faszinierend, wie die Neuankömmlinge (erst Holly und jetzt Wyatt) ihr Herz nicht nur an einen Bailey, sondern eben auch an die Magie des Ortes verlieren. Durch das Element mit Buzz Wheel, was immer wieder als kleiner Skandalträger wichtige Storylines anstößt, hat man immer einen gewissen Spannungsbogen. Als Leser möchte man wissen, wer dahinter steckt und wieso die Quelle immer so gut informiert ist. Ich bin gespannt, wann es aufgelöst wird und hoffe, dass die Auslösung zufriedenstellender sein wird als bei Gossip Girl.

Mein Fazit

Kisses from the guy next door war wieder ein tolles Buch, was mich gut unterhalten konnte. Leider empfand ich dieses Mal in der Mitte des Buches das Gefühl, dass einfach zu viel los war und dadurch zahlreiche Handlungsstränge im Sande verlaufen sind. Ich habe mich wieder gut unterhalten gefühlt, vor allem die erste Hälfte war grandios. Nach hinten hinaus verliert sich das Buch aber etwas und das doch recht fixe Ende fühlte sich nicht so zufriedenstellend an. Ich freu mich nach dem Epilog aber auf jeden Fall auf Band 3.

[Diese Rezension basiert auf einem Rezensionsexemplar, das mir freundlicherweise vom Verlag überlassen wurde. Meine Meinung ist hiervon nicht beeinflusst.]

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  • Erzählstil
  • Handlung
  • Charaktere
Veröffentlicht am 10.09.2020

zerstörerische und schmerzhafte Liebe

All Saints High - Der Rebell
1

„Zwei Herzen, zwei Leben und so viele verpasste Gelegenheiten.“
(Luna in All Saints High 2)

Worum geht’s?

Luna und Knight sind bereits seit Kindheitstagen an beste Freunde. Luna, die nach einem tragischen ...

„Zwei Herzen, zwei Leben und so viele verpasste Gelegenheiten.“
(Luna in All Saints High 2)

Worum geht’s?

Luna und Knight sind bereits seit Kindheitstagen an beste Freunde. Luna, die nach einem tragischen Ereignis in die Stille geflüchtet ist und seitdem nicht mehr spricht, und Knight, der beliebte Football-Captain und Herzensbrecher, sind immer füreinander da. Doch zwischen ihnen knistert es gewaltig, doch Angst, Wut, Verzweiflung und Schmerz funkt den beiden immer wieder dazwischen. Als Luna sich entscheidet, Todos Santos zu verlassen, wird nicht nur ihre Freundschaft auf eine harte Probe gestellt. Als dann auch noch das Schicksal zuschlägt und Knights Leben auf den Kopf stellt, müssen beide sich fragen, wie es mit ihnen in diesem Strudel weitergehen soll…

All Saints High – Der Rebell ist Band 2 der All Saints High-Reihe. Das Buch kann unabhängig gelesen werden und ist in sich geschlossen. Die Charaktere aus Band 1 und 3 kommen jedoch vor, sodass eventuelle Spoiler enthalten sind.

Schreibstil / Gestaltung

Das schlichte Cover ist dieses Mal in zarten bläulichen und grünlichen Tönen gehalten und wirkt wieder sehr elegant. Das Cover passt perfekt zu Band 1, gibt gleichzeitig aber auch wenig über den Inhalt preis. Es ist dennoch ein wahrer Hingucker. Das erste Kapitel spielt in der Kindheit der Protagonisten und springt dann in die Gegenwart. Ab hier läuft die Geschichte linear, hat jedoch hin und wieder Zeitsprünge vorwärts. Die Geschichte wird wechselnd durch Luna und Knight aus der Ich-Perspektive erzählt, zudem gibt es jeweils ein Kapitel aus Rosies und Deans Sicht. Es gibt Luna die Besonderheit, dass sie teilweise nicht redet und ihre Sätze in Gebärdensprache kursiv hervorgehoben werden. Die Kapitel sind entsprechend beschriftet. Der Schreibstil der Autorin ist gewohnt flüssig und modern, er ist ruppig und lebhaft, teilweise aber auch sprunghaft und die Gedanken verschachtelt. Das Buch enthält explizite Sprache und intime Szenen. Es sind zudem potenziell triggernde Inhalte im Buch zu finden.

Meine Meinung

Nachdem mich All Saints High 1 extrem begeistern konnte und diese komplexe, schmerzhafte Geschichte mich wirklich glücklich gestimmt hat, war klar, dass ich weiterlesen möchte und werde. Dieses Mal geht es sogar direkt um zwei Hot Holes-Kinder, um Liebe aus Kindheitstagen, einen arroganten, unnahbaren Jungen und ein ruhiges, etwas untypisches Mädchen. Doch zwischen den Seiten des Buches hat sich wieder so viel mehr versteckt…

Luna und Knight sind seit Ewigkeiten beste Freunde. Doch irgendwie ist da mehr. Luna ist das Mädchen, für das Knight alles tun würde. Knight ist der Junge, bei dem Luna sich sicher fühlt. Und dennoch stößt sie ihn immer wieder von sich und er flüchtet sich in andere Liebschaften, um ihr Raum zu geben. Gewissermaßen ersticken sich die beiden gegenseitig, denn kein Weg führt vorwärts, aber auf der Stelle treten ist auch nicht möglich. Daher entscheidet sich Luna, Todos Santos Richtung College zu verlassen. Hier möchte sie aus ihrer engen Comfort Zone entkommen und versuchen, einen Weg in das normale Leben zu finden. Aber Knight schwebt über allem, was sie tut. Der kommt mit ihrem Fortgang nur wenig klar. Immer wieder führen Missverständnisse, falsche Annahmen, voreilige Schlüsse und Gerüchte dazu, dass beide sich gegenseitig verletzen. Wie viele Tiefschläge wird ihre Freundschaft noch überstehen? Oder wird irgendwann die Erkenntnis kommen, dass sie mehr als Freunde sein müssen, um miteinander leben zu können? Als das Schicksal Knights Leben aus den Angeln hebt und er beginnt, außer Kontrolle zu geraten, muss Luna nicht nur versuchen, ihr Herz zu retten…

Liebe kann wehtun. Und zwar verdammt doll. Diese Erkenntnis bringt All Saints High 2 mit. Nicht nur, dass die Queen der kaputten Charaktere LJ Shen wieder zugeschlagen hat und mit Knight einen herrlich komplizierten, kaputten, aber auch zerstörerischen Charakter auf die Menschheit loslässt, nein, hier ist wirklich alles ein wahnsinniger Haufen voller Probleme und Konflikte. Wie die bisherigen Bücher der Autorin hat auch All Saints High 2 nicht den Anspruch, ein süßer Liebesroman an der Highschool zu sein. Dessen muss man sich bewusst sein, wenn man zu dem Buch greift. Die Autorin polarisiert, die Autorin fordert den Leser heraus, die Autorin wird den Leser zeitweise dazu bringen, sich seiner eigenen Gedanken zu stellen und seine eigene Toleranz und Akzeptanz zu überdenken. Und im Mittelpunkt steht die Frage: Wie viel Leid, wie viel Schmerz kann eine Liebe ertragen, bevor sie endgültig zerbricht?

Hier geht es um die Liebe zwischen zwei Teenagers, die bereits seit Kindheitstagen angelegt ist, aber durch viele Hindernisse, falsche Entscheidungen, Missverständnisse und Ängste geprägt ist. Knight und Luna spielen ein Katz-und-Maus-Spiel, bei dem sie sich regelmäßig abwechseln in ihren Rollen. Fängt das Buch mit einer unschuldigen, unsicheren Luna und einem arroganten, rücksichtslosen Knight an, wird im Verlauf der Geschichte immer wieder der Sympathiewert verschoben. Mal ist es Luna, auf die ich als Leser sauer war, weil sie mit ihren Worten und Taten Grundsteine für Reaktionen von Knight gelegt hat, die zu Verletzungen führen. Dann aber ist es Knight, der zeitweise wieder so außer Kontrolle gerät, dass er Luna von sich stößt. Beide sind gut da drin, den anderen durch Worte und Taten zu verletzen, manchmal gewollt, manchmal ungewollt. Es ist deutlich komplizierter als „Pack schlägt sich, Pack verträgt sich“, denn die Freundschaft der beiden ist so unerschütterlich, aber zugleich auch so anfällig, dass bereits kleine Ereignisse Erdbeben auslösen können. Gleichzeitig ist dem Leser aber klar, dass – egal, was passiert – die beiden zueinander gehören und einander brauchen. Man fiebert teilweise beim Lesen mit, man ist aber auch permanent wütend auf die beiden, die sich immer wieder wie zwei Magnete anziehen, nur um dann wie ein Vulkan zu explodieren und nichts als verbrannte Asche zu hinterlassen. Ich würde lügen, wenn ich nicht sagen würde, dass ich immer mal wieder dachte, es sei wohl besser, wenn beide nicht zusammen sind. Diese Liebe ist kompliziert und rational auf den ersten Blick wenig begreifbar. Es wird einige geben, die sagen, dass man eine derart zerstörerische und vielleicht sogar toxische Liebe nicht gut finden kann und soll. Aber es ist die Erkenntnis, wie trotz immer wiederkehrender Rückschläge ihre Liebe immer wieder einen Weg findet. Auch wenn ihre eigenen Ängste, den anderen zu verlieren, den anderen in den Abgrund zu reißen, immer wieder in den Weg kommen. Liebe tut weh. Und Luna und Knight sind Meister darin, einander wehzutun, weil sie sich so sehr lieben.

Schmerzhaft. Das ist wohl das Wort, was dieses Buch am aller besten beschreiben kann. Es ist nicht nur die zerstörerische Liebe der beiden, die dieses Buch so schmerzhaft macht. Die Autorin spielt mit weiteren Faktoren, um Knight und Luna Probleme zu beschweren. Vor allem Knight wird von ihr regelrecht malträtiert. Knight, der einst von Rosie und Dean adoptiert wurde, muss sich so etwa seiner Herkunft stellen. Hier liegen Punkte verborgen, die neben der grenzüberschreitende Art, sich einem Platz im Leben einer Person zu sichern, auch das Thema ansprechen, wie es sich anfühlt, kein leibliches Kind zu sein. Auch Luna steht dem Thema, wie es ist, von der leiblichen Mutter verlassen worden zu sein, gegenüber. Denn der Grund ihres selektiven Mutismus, also der Fähigkeit zu sprechen, diese aber nicht zu nutzen, liegt hier verborgen. Die Folgen von diesem Mutismus sind auch nicht zu verachten und führen gelegentlich zu Problemen und Missverständnissen, aber auch zu Herausforderungen und der Möglichkeit, sich weiterzuentwickeln. Vor allem spielt aber auch das Thema Verlust eine sehr große Rolle. Ein Verlust, so erschütternd und grausam, dass er einen anderen Aspekt von schmerzhafter Liebe abdeckt – nämlich den, wie es ist, eine geliebte Person für immer zu verlieren. Wie Zahnräder greifen die Thematiken immer wieder ineinander und führen teilweise auch zu Problemen, die vor allem Knight sehr aus der Bahn werfen und zu zerstörerischen Verhaltensweisen bringen.

Zerstörerisch ist ein weiteres Wort, was dieses Buch sehr gut beschreibt. Es ist vor allem Knight, der mit seinen facettenreichen Problemen dafür sorgt, dass es immer wieder zu zerstörerischen Momenten kommt. Manchmal ist es Wut, die ihn um sich schlagen lässt. Manchmal ist es rasende Eifersucht. Manchmal ist es Rachsucht. Und manchmal ist es Angst. Knight ist nicht nur ein Rebell, sondern auch jemand, der wahnsinnig gut um sich schlagen kann – nicht nur buchstäblich, sondern auch wortwörtlich. Neben einigen Tiefschläge Luna gegenüber, richtet sich seine Aggression oft aber vor allem gegen sich selbst. Gezeichnet von den Ereignissen seines Lebens führt sein Weg immer weiter bergab in eine Sucht, die ihn gnadenlos kaputtmacht und zu weiterer Zerstörung führt. Es ist ein wahnsinnig wichtiges Thema, was hier aufgegriffen wird, was vor allem in der Lösung für mich etwas mehr hätte thematisiert werden können.

Dieses Buch ist so anders als All Saints High 1. Ich hatte das Gefühl, dass hier handlungstechnisch viel weniger passiert, dafür aber auf einer emotionalen Ebene sehr viel mehr aufgefahren wird. So viel Leid, so viel Schmerz und so viele Verletzungen, die in diesem Buch vorkommen. Leider konnten sie mich nicht immer vollständig abholen und auf wirklich ergreifende Weise erreichen. Vor allem aber die komplette Thematik um Verlust und Abschied fand ich sehr beeindruckend und erdrückend, auch weil hier einige Wege gewählt wurden, die mir so bisher wenig unterkamen. Zwischen all der Trauer und all dem Leid wurde Hoffnung und Glückseligkeit gespendet, ein wirklich starker Kontrast. Aber auch so gibt es immer wieder kleine Lichtblicke und Fortschritte, über die man sich freut, nur damit kurze Zeit später irgendetwas - zumeist Knight – alles wie ein Bulldozer wieder plattmacht. Es ist definitiv kein Buch für schwache Nerven und Leute, die romantische Beziehungen mögen. Vereinzelt gibt es auch Intimszenen, die von vielen rohen Emotionen geprägt sind und von den Protagonisten oft auch als Blitzableiter verwendet werden. Nicht selten entstehen aber hierdurch auch neue Probleme. Manchmal hatte ich das Gefühl, dass Luna und ihre Geschichte etwas untergegangen ist, andererseits hätte es vermutlich mit mehr Präsenz endgültig den Rahmen des Buches gesprengt. Und für eine gute Entwicklung – und die durchlebt Luna – hat es absolut gereicht.

Neben Knight und Luna kommen natürlich auch die kompletten Hot Holes nebst Familien vor, zudem einige Leute aus der Schule. Es gibt ein Wiedersehen mit Daria und Penn, wodurch der Leser erfährt, wie es mit beiden weitergeht. Es gibt dramatische Entwicklungen im familiären Umfeld von Luna und Knight, gelegentliche Anspielungen auf die Sinners of Saint Bücher und auch schon einige kleine Hinweise auf Band 3 über Vaughn, der in diesen Band als bester Freund von Knight oftmals vorkommt und ein sehr desaströses Bild von sich zeichnet. Es ist verblüffend, wie eng die ganzen Kinder zusammenhalten, obwohl sie sich regelmäßig den Hals umdrehen wollen. Komplexe Charaktere mit vielen Macken in komplizierten Beziehungen und Freundschaften mit noch kaputteren Verhaltensweisen und jeder Menge zerstörerischer Energie.

Leider muss ich auch hier bei diesem Buch wieder sagen, dass mich das Ende enttäuscht hat. Es passiert mir leider sehr häufig bei den Büchern der Autorin, dass es am Ende sehr schnell und sehr klischeehaft zugeht. Hierdurch habe ich manchmal das Gefühl, dass noch offene Konflikte übergangen werden. Oftmals – so wie hier – passt es für mich auch nicht wirklich zur Gesamtheit des Buches und den Charakteren. Das Ende war einfach too much, die letzten Entwicklungen für mich wenig greifbar und charakterfremd. Zum Glück sind es so aber nur die letzten 15-20 Seiten, die mir dann nicht so zusagen.

Mein Fazit

All Saints High 2 ist erneut ein wahnsinnig gut gelungenes Buch der Autorin, bei dem sie zeigt, dass sie sich auch an ernste und schwierige Themen heranwagt. Es ist ein kompliziertes Buch über eine noch komplizierte Liebesgeschichte mit sehr komplizierten Charakteren. Das Buch verlangt dem Leser viel ab, sowohl in emotionaler Hinsicht als auch in Toleranzaspekten. Es ist eine zerstörerische Geschichte, die unter die Haut geht. Zwar konnte mich die Liebesgeschichte manchmal nicht ganz abholen, insgesamt bin ich aber doch sehr angetan von diesem Buch. Es ist jedoch kein Buch für Leute, die Romantik und zuckersüße Geschichten suchen.

[Diese Rezension basiert auf einem Rezensionsexemplar, was mir freundlicherweise vom Verlag zur Verfügung gestellt wurde. Meine Meinung wurde hierdurch nicht beeinflusst.]

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Veröffentlicht am 23.08.2020

fesselnd und voller Überraschungen

Stranger – Du wirst ihm verfallen
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„Er liebte diesen Ort, dieses Haus, diese Frau – ganz und gar. Es machte ihm Angst, wie sehr.“
(Aidan in Stranger)

Worum geht’s?

Sie ist die perfekte Frau. Die 43-jährige Caroline hat alles im Leben. ...

„Er liebte diesen Ort, dieses Haus, diese Frau – ganz und gar. Es machte ihm Angst, wie sehr.“
(Aidan in Stranger)

Worum geht’s?

Sie ist die perfekte Frau. Die 43-jährige Caroline hat alles im Leben. Einen perfekten Ehemann, ein wunderschönes durchgestyltes Haus, Geld und eine toller Tochter. Doch dann scheint ihr Glück zu zerbrechen, als ihr Mann offenbar fremdgeht und sogar seine Affäre noch mit zur Einweihungsparty des Hauses bringt. Gedemütigt besäuft sich Caroline und fällt in die Arme des jungen Barkeeper Aiden. Aiden ist für sie Ablenkung und Abenteuer zugleich. Der junge Mann fängt aber schon bald an, immer weiter in ihr Leben einzudringen. Ist Aiden gefährlich? Dem ist sich Caroline sicher. Als dann in einer verhängnisvollen Nacht das Unheil über sie hereinbricht, steht alles Kopf. Und die Frage ist: wer lügt?

Stranger ist ein Einzelband und in sich geschlossen.

Schreibstil / Gestaltung

Das Cover ist für einen Thriller sehr interessant gestaltet. Mit einer Muschel sowie einem insgesamt doch sehr ans Meer erinnernden Design erweckt es zunächst eher den Eindruck, ein anderes Genre zu bedienen. Das hübsche Cover war es jedoch auch, was mich angezogen und am Ende zum Buch hat greifen lassen. Aufwendig und sehr interessant! Das Buch besteht aus zwei Teilen und wird linear erzählt. Es gibt hierbei Caroline als Ich-Erzähler sowie Aiden, der durch einen Erzähler beleuchtet wird. Später tritt noch eine weitere Erzählerperspektive hinzu. Die Kapitel sind nicht entsprechend beschriftet und manchmal kann es etwas verwirrend sein. Der Schreibstil ist flüssig und gut lesbar, manchmal wirken die Passagen aber auch sehr abgehackt und gehetzt. Dies passt zur Stimmung des Buches.

Meine Meinung

Ich muss zugeben, dass es gewagt war, mich für dieses Buch zu entscheiden. Das Cover hat mich einfach massiv angesprochen und der Klappentext klang gut. Nie im Leben hätte ich erwartet, dass hier eine gut durchdachte, wendungsreiche Geschichte präsentiert wird, die einen bis fast zum Ende mitraten lässt und den Leser immer wieder an der Nase herumführt. Romantic Thrill? Wohl eher nicht. Stranger ist ein überragendes Suspense-Buch in bester „Gone Girl“ und „Girl on the train“-Art.

Das Buch besteht aus zwei Teilen. Es gibt die Zeit vor dem Sturm und die Zeit nach dem Sturm. Mit Sturm ist hierbei die verhängnisvolle Nacht gemeint, die alles verändern wird und auf die der erste Teil hinarbeitet, während der zweite Teil an der Aufklärung hiervon knabbert. Vor dem Sturm beginnt mit Caroline und Aiden, die in einer für Caroline schwierigen Situation aufeinandertreffen. Sie ist offenbar von ihrem Mann betrogen worden, das Wort Scheidung (und damit einhergehend ein Schaden ihrer gesellschaftlich perfekte Fassade) steht im Raum. Der junge Barkeeper, der sie nach Hause fährt und mit dem sie im Bett landet, ist da die perfekte Ablenkung. Doch dann klebt Aiden an ihr, folgt ihr an verschiedene Orte, sucht sogar ihre Tochter auf und tyrannisiert Caroline mit Anrufen. Er liebt sie, sagt er. Dass sie es erneut mit ihrem Ehemann versuchen will, kann Aiden nicht verstehen. So behauptet es zumindest Caroline. Aiden hingegen ist von ihrer Liebe überzeugt. Sie ist alles, was er je wollte. Nachdem er in jungen Jahren im Knast gesessen hat, scheint das Leben es endlich gut mit ihm zu meinen. Er muss Caroline beschützen, immer wieder hat sie ihn doch um Hilfe gebeten. Was tut man nicht alles für die Leute, die man liebt? Und ab hier fängt es an, kompliziert zu werden. Denn: Während anfänglich Aidens und Carolines Erzählungen noch übereinstimmten, fangen sie langsam an, andere Geschichten zu erzählen. Gleiche Erlebnisse münden in unterschiedlichen Bewertungen. Gleiche Taten werden anders aufgefasst. Wer sagt sie Wahrheit? Ist Caroline eine übervorsichtige, grundlos verängstigte Frau, die ihren One-Night-Stand bereut und ihren Lover jetzt loswerden will? Ist Aiden ein wahnsinniger Stalker, der kein Nein akzeptiert und Stück für Stück übergriffig Carolines Leben zerstört? Diese Frage gilt es zu klären. Denn die Ereignisse münden in einer Katastrophe…

Stranger ist komplex. Es beginnt schon damit, dass Aiden durch einen Erzähler präsentiert wird, während Caroline als Ich-Erzählerin aktiv ist. Wieso dies so gelöst wurde? Das ergibt sich im zweiten Teil des Buches – denn es stellt sich heraus: Carolines Kapitel sind ihre Aussage bei der Polizei und deshalb aus der Ich-Perspektive. Es ist ein geschicktes Instrument, um eine Verbindung mit dem Leser herzustellen, denn von Anfang an kriegt man mit, wie sehr sich Caroline vor Aiden zu fürchten scheint. Auch Aidens Kapitel, in denen es sehr viel um seine Gefühle geht, um das, was er für Caroline alles machen würde und auch darum, was er tatsächlich für sie tut – zumindest nach seiner Vorstellung – geben facettenreiche Einblicke. Ich war lange Zeit unschlüssig, wem ich glauben soll, denn sobald ich gemerkt habe, dass die Erzählungen auseinander gingen, war mir klar: Hier wird der Schlüssel liegen. Es wird darum gehen, wer die Wahrheit sagt. Und so ist es auch. „Nach dem Sturm“ greift dieses Thema auf. Hier verschwindet Caroline als Erzählerin und stattdessen dürfen wir die Polizisten Jess begrüßen, die den Leser beim Ermitteln mitnimmt. Doch bis dahin ist es ein Pingpong-Spiel. Ich würde lügen, wenn ich nicht zugeben würde, dass ich zeitweise mit Caroline sympathisiert habe, aber zeitweise auch das Gefühl hatte, eher auf Aidens Seite zu sein. Wieso will Caroline die Affäre so vehement verstecken? Wieso weigert sie sich trotz konkreter Bedrohungen, die Polizei zu informieren? Wieso versteht Aiden ihre Ansage nicht und taucht etwa bei der Tochter Hannah auf? Wer ist hier die böse Person, wer ist das Werkzeug, wer belügt wen?! Es waren viele Puzzleteile, kleine Nebensätze, gesäte Zweifel, bedrückende Momente und manchmal auch die Holzhammer-Methode, die den Leser auf gewisse Punkte stoßen wird. Aber kann man alles glauben, was Caroline erzählt? Kann man Aidens Ausführungen vertrauen? Alles ist möglich bei Stranger.

Caroline und Aiden sind nicht gerade einfache Charaktere. Caroline zeigt von Anfang an, welchem Stand sie zugehörig ist. Die perfekte Fassade, ihre gesellschaftliche Stellung, ihr Traumhaus – das ist ihr alles wichtig. So kommt es auch, dass immer wieder das Thema aufkommt, dass sie Sorge vor Klatsch hat wegen Aiden. Zeitweise fand ich sie bemitleidenswert, das schwingt aber schnell um und man fängt sie sogar fast an zu hassen. Zwischendurch ist sie komisch naiv (oder tut sie nur so?), verrennt sich immer wieder in „ich hätte es sehen müssen“-Ausführungen (oder lenkt sie ab?) und stößt Aiden mehr als einmal vor dem Kopf (Absicht oder Überforderung?). Unweigerlich fragt man sich dann, ob sie falsche Signale gesendet hat oder vielleicht den Verlauf selbst provoziert hat, obwohl es falsch ist, dem Opfer die Schuld zu geben. So würde ich zumindest normalerweise denken, aber Stranger macht das alles kompliziert und verlangt vom Leser einiges ab. Wie ist das mit Aiden? Good Guy, der vollkommen besessen ist? Wahre Gefahr für Caroline? Missverstandener Lover, der sich immer nur um sie bemüht? Alle Facetten sind mir beim Lesen in den Sinn gekommen und lange konnte ich mich nicht festlegen, ob er Freund oder Feind ist. Die Autorin macht es einem nicht einfach – auf welches Pferd sollte man wieso setzen, auf wessen Seite sich stellen? Am Ende ist der Leser eine Schachfigur, die Aiden und Caroline geschickt manipulieren und der Leser wird vielleicht auch durch seine eigene Erfahrung und seine eigenen Ängste falsche Entscheidungen treffen, so wie auch Aiden und Caroline. Es ist die Polizisten Jess, die dann am Ende erklärt, was wirklich passiert ist. Was ist Wahn, was ist Wirklichkeit, was ist Lüge, was ist Wahrheit?

Phasenweise hatte ich Sorge, dass das Buch nach einem zugegebenermaßen zähne Start zu einem Groschenroman verkommt. Das Klassiker: Reiche Frau hat Affäre, Toyboy akzeptiert kein Nein, es wird kompliziert. Stranger nutzt eben diese klassischen Elemente, um dann zu überraschen. Es dauerte etwas, bis ich in der Handlung drin war, bis ich mit Caroline und Aiden warmgeworden bin. Als sich langsam das Schicksal entfaltet und mir klar wurde, worauf das Unheil hinauslaufen wird, war ich umso gespannter, was die Auflösung sein wird. Ich hatte immer wieder kleinere und größere Theorien und hatte nach etwa 2/3 des Buches dann den Durchbruch, wo ich mir sicher war, dass es so und so sein wird. Am Ende kam es bis auf kleine Nebenhandlungen genau so und die Aufklärung - trotz meiner Vorhersage – konnte mich überzeugen und zufriedenstellen. Es ist keine gigantische, weit hergeholte Auflösung. Vielmehr geht es um schlechter Ort, schlechte Zeit, falsche Vorstellungen und geschickte Manipulation. Als sich das Netz der Intrigen final aufgelöst hat, empfindet man ein Stück weit Genugtuung, aber auch Wut, weil die Beteiligten zu einfach davonkommen und die Unbeteiligten unfairerweise beeinträchtigt sind. Auf jeden Fall bin ich mir jetzt sicher, dass man vorsichtig sein sollte, was man sich wünscht – und vorsichtig sein sollte, wenn man Fremden begegnet. Man kann ihnen nur vor den Kopf und nicht in den Kopf gucken.

Mein Fazit

Insgesamt hat Stranger mich echt von den Socken gehauen und positiv überrascht. Ich habe gar nicht damit gerechnet, eine so durchdachte, komplizierte und wendungsreiche Geschichte präsentiert bekommen zu haben. Auch wenn das Buch nicht immer einfach zu lesen ist, sind es am Ende die Twists und Erkenntnisse, die mich begeistern konnten. Aiden und Caroline sind komplizierte Charaktere, die es dem Leser schwer machen – und genau so ist es gewollt. Fesselnd bis zur letzten Seite, spannend und hochgradig verwirrend. Absolute Leseempfehlung, wenn man einen Thriller ohne viel Blut und Gewalt sucht, bei dem es nicht hauptsächlich um polizeiliche Ermittlungen geht.

[Diese Rezension basiert auf einem Rezensionsexemplar, das mir freundlicherweise vom Verlag überlassen wurde. Meine Meinung ist hiervon nicht beeinflusst.]

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Veröffentlicht am 08.08.2020

locker-lustige Lovestory

Lessons from a One-Night-Stand
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„Träume klopfen nicht eines Tages an deine Tür, um dir zu sagen, dass sie jetzt für dich bereit sein.“
(Holly zu Austin in Lessons from a One-Night-Stand)


Worum geht’s?

Ein One-Night-Stand ist eigentlich ...

„Träume klopfen nicht eines Tages an deine Tür, um dir zu sagen, dass sie jetzt für dich bereit sein.“
(Holly zu Austin in Lessons from a One-Night-Stand)


Worum geht’s?

Ein One-Night-Stand ist eigentlich ein Erlebnis für eine Nacht. So sollte es zumindest sein. Als Holly aber ihren neuen Job als Übergangsschulleiterin antritt, traut sie ihren Augen nicht: Ihr Lover ist ausgerechnet Lehrer und Coach an ihrer neuen Schule. Austin Bailey, stadtbekannt wie ein bunter Hund und hochgeschätzt in dem kleinen Örtchen, hingegen ist von diesem Wiedersehen mehr als überrumpelt. Und als kurze Zeit später der Gossipblog behauptet, Holly sei die Frau, mit der Austin eine heiße Nacht in seinem Jeep verbrachte, fliegen zwischen Holly und Austin zunächst die Fetzen – und sehr bald sprühen die Funken. Blöd nur, dass Holly den Job für lediglich 3 Monate hat und Austin eigentlich ganz weit weg als College-Coach arbeiten will…

Lessons from a One-Night-Stand ist Band 1 der Baileys-Reihe. Jeder Band ist in sich geschlossen und unabhängig lesbar, die Charaktere der Folgebände kommen aber bereits vor.

Schreibstil / Gestaltung

Das Cover zeigt ein Pärchen, was gerade am Übereinander-Herfallen ist. Die beiden Personen passen zu Holly und Austin in ihrer Funktion als leger gekleideter Lehrer und seriös gekleidete Rektorin. Sowohl Holly als auch Austin führen als Ich-Erzähler durch die Geschichte. Der Schreibstil ist locker-leicht, humorvoll und sehr mitreißend. Der Leser wird immer wieder direkt angesprochen. Es gibt semiexpliziten sexuellen Content.
Mein Fazit

Eigentlich bin ich echt kein Fan von humorvoller Literatur. Beim Lesen suche ich meist nach Herzschmerz, Drama und Verzweiflung. Doch dann stolperte ich letztes Jahr über Piper Rayes „Saving Chicago“-Reihe und konnte den heißen Männern in Uniform nicht widerstehen. Bis heute bin ich froh dadrüber: Denn ich habe eine regelrechte Begeisterung für Piper Rayne entwickelt. Daher war klar, dass ich auch die neue Baileys-Reihe lesen muss!

Lake Starlight ist ein süßer kleiner Ort, wo gefühlt jeder jeden kennt – und alle die Baileys. Nach dem tragischen Unfalltod der Eltern vor 9 Jahren hat Austin sich entschieden, zurückzukehren und sich um die Erziehung seiner jüngeren Geschwister zu kümmern. Als Highschool-Lehrer und Coach des Baseball-Teams wird er geschätzt und für seine Entscheidung, eine potenzielle Profikarriere hinter sich zu lassen und stattdessen die Elternrolle einzunehmen, sehr bewundert. Doch jetzt ist es endlich soweit: Die jüngsten Mädels sind kurz vorm Abschluss und für Austin wird es endlich Zeit, seinen Traum zu leben: Er will am College als Coach arbeiten und dafür Alaska verlassen. Ausgerechnet jetzt tritt Holly in sein Leben. Ein One-Night-Stand, der sich kurz danach als seine neue Chefin entpuppt und dank des stadteigenen Gossipblogs bald in aller Munde ist. Holly kann es nicht fassen, so schnell Stadtgespräch zu sein. Denn eigentlich ist sie hier, um ihren Vater zu finden, der sie als Baby verlassen hat. Eine Liaison mit Austin? Die steht sicher nicht auf ihrer Agenda. Doch Austins Charme ist grenzenlos und die Anziehung zwischen ihnen unendlich stark. Also schließen sie ein Arrangement: Keine Dates, keine Geschenke, keine Gefühle, nur Sex. Ob das gutgehen kann?

Piper Rayne is back! Ich hätte wirklich nie gedacht, dass ich mich mal so sehr auf ein humorvolles Buch freuen würde. Denn die Bücher fallen immer ins gleiche Schema: Spritzig, leichtfüßig, unterhaltsam, eher seichter Natur. Hier kommen keine hochdramatischen Wendungen, jede Menge erdrückender Herzschmerz oder aufwendige Entwicklungen. Nein, die Bücher haben eine gewisse Magie, als wenn mir eine gute Freundin davon erzählt, was sie gerade erlebt hat mit einem Mann. Und ich hätte nie gedacht, dass ich sowas mag, aber: Ich liebe es! Ich mag normalerweise auch keine Bücher, wo die Protagonisten die Leser ansprechen, aber hier passt es einfach wunderbar und macht alles noch witziger, da Holly und Austin ihre eigene Geschichte fleißig – manchmal sarkastisch, manchmal zynisch – kommentieren. Und so war es auch hier. Kaum mit dem Buch angefangen, musste ich bereits das erste Mal herzlich lachen. Austin zeigt bereits zu Beginn viel Witz und jede Menge Charme, Holly fährt von Anfang an ihre Krallen aus – und man weiß, dass dieses kleine Pulverfass in etwas Großartigem enden wird. Lessons from a One-Night-Stand ist kein Buch, was mit seiner Tiefe überzeugt, ja sogar Emotionen sind eher rar gesät. Es ist ein Buch für einen Tag in der Sonne, für einen kuschligen Abend bei einem Glas Wein auf dem Sofa, einfach ein Buch zum Abschalten, Schmunzeln und Spaß haben.

Austin und Holly sind einfach unglaublich unterhaltsam. Holly kämpft von Anfang an gegen die Anziehung zu Austin an. Sie wollte ihren Lover auch eigentlich nicht wiedersehen und redet sich ein, was für ein schrecklicher Kerl er ist. Die Wahrheit liegt dem aber komplett fern, denn Austin ist aufmerksam, ein toller Lehrer, ein einfühlsamer Mensch und stets bemüht, anderen zu helfen. Und so erkennt Holly zunehmend, wie toll sie ihn findet. Wäre da nur nicht das Problem, dass beide ja planen, Lake Starlight wieder zu verlassen – und das nicht zusammen. Austin hingegen hat lange Zeit nur seine Schwestern im Fokus gehabt und ist gerade dabei, sich sein eigenes Leben zurückzuerobern. Für Beziehungen war bisher kein Platz, aber seine neue Rektorin bringt ihn um den Verstand. Und so entwickelt sich Stück für Stück – zwischen vielen energiegeladenen Wortgefechten, ruhigen Momenten und jeder Menge Verständnis – langsam etwas, was beide vor die große Frage stellt: Wie soll es weitergehen? Dass ihr Arrangement zum Scheitern verurteilt war, daran dürfte niemand ernsthaft gezweifelt haben. Die Frage ist nur: reicht ihre Anziehung, um eine Fernbeziehung durchzustehen? Oder sollen sie gar in Lake Starlight bleiben? Die Beziehungsentwicklung hat mir sehr gut gefallen und war greifbar für mich. Aus anfänglicher Anziehung wird langsam mehr, da beide anfangen, hinter die Fassade des anderen zu schauen. Natürlich warten in der Geschichte keine größeren Überraschungen (aber zumindest ein paar Hindernisse wie etwa die Geschichte um Hollys Vater), aber vor allem steckt dahinter eine sehr starke Botschaft. Denn als es am Ende um die Frage geht, wie die Zukunft aussieht, zeigen beide, wie eine funktionierende Beziehung gestrickt sein sollte.

Lake Starlight hat mir als Setting auch sehr gefallen. Ich konnte mir anhand der Beschreibungen den Ort, die Lebensart und das Feeling wirklich gut vorstellen. Es ist ein süßer, idyllischer Ort, der viel Potenzial mitbringt, eben auch weil sie alle kennen. Es wird auch mehrfach thematisiert, welche Bedeutung die Baileys für den Ort haben und wieso sie so angesehen sind, was teilweise vielleicht etwas übertrieben war, aber dennoch gepasst hat. Ein wenig Handlung findet auch an der Schule statt, wo vor allem auch gezeigt wird, was für ein guter Lehrer Austin ist und wie durchsetzungsfähig Holly handelt. Durch den Schulbetrieb und die Einblicke in Lake Starlight hat man auf jeden Fall begreifen können, wieso die Leute den Ort so lieben – und wieso Holly und Austin vielleicht an ihren Entscheidungen etwas zweifeln.

Holly und Austin haben mir als Charaktere gut gefallen. Sie sind vielseitig, decken verschiedene Aspekte ab und haben ihre Päckchen zu tragen. Die Charaktere sind nicht übermäßig tief ausgestaltet, weshalb man nur begrenzt Einblicke in ihre Geschichte erhält, es hat aber definitiv gereicht, um einen guten Draht zu ihnen aufzubauen. Austin ist so ziemlich perfekt und wohl ein wahrer Schwiegermutter-Traum. Selbstlos, gefühlvoll, aber auch streng, wenn‘s nötig ist. Holly ist eine selbstbewusste Frau, die weiß, was sie will und wie sie es will. Sie bietet Austin die Stirn und zeigt, wieso sie eine gute Rektorin ist. Es gibt zudem eine gigantische Menge an Nebencharakteren, insbesondere der Rest des Bailey-Clans. Immerhin hat Austin 8 Geschwister und noch zahlreiche weitere Familienmitglieder, die zum Großteil namentlich genannt werden. Ich bin ehrlich: Ich war heillos überfordert. Das ist aber nicht so schlimm, da nur eine Handvoll eine wichtige Rolle spielt – auch bereits die Protagonisten aus Band 2 und 3. Vielleicht wäre aber ein Familienstammbaum vorne im Buch eine gute Idee gewesen, bei so vielen Baileys.

Insgesamt war Lessons from a One-Night-Stand ein herrlich undramatisches, leichtes Buch, was man in einem Rutsch verschlingen konnte. Ich habe mich köstlich amüsiert, musste oft schmunzeln oder lachen und habe mich von Austin und Lake Starlight um den Finger wickeln lassen. Zwar habe ich Saving Chicago ein wenig mehr geliebt, dennoch stehen die Baileys dem in Nichts nach. Ich freue mich jetzt schon auf die Fortsetzungen!

[Diese Rezension basiert auf einem Rezensionsexemplar, das mir freundlicherweise vom Verlag überlassen wurde. Meine Meinung ist hiervon nicht beeinflusst.]

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Veröffentlicht am 26.07.2020

die Kings sind dieses Mal wirklich zurück

Bad Romance - Elite Kings Club
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„Wenn man einen Menschen nur lange genug verletzt, gewöhnt er sich irgendwann an den Schmerz.“
(Tillie in Bad Romance)

Worum geht’s?

Nach den sich überschlagenen Ereignissen am Ende von Band 4 steht ...

„Wenn man einen Menschen nur lange genug verletzt, gewöhnt er sich irgendwann an den Schmerz.“
(Tillie in Bad Romance)

Worum geht’s?

Nach den sich überschlagenen Ereignissen am Ende von Band 4 steht das Elite Kings Universum Kopf. Mehr denn je muss Tillie sich fragen, wer Freund und wer Feind ist, wer gut ist und wer für die böse Seite spielt. Neue Geheimnisse, weitere Enthüllungen und jede Menge Gefahren zwingen sie, immer wieder neue Entscheidungen zu treffen. Kann sie Nate vertrauen oder ist er der wahre Teufel der Geschichte?

Bad Romance ist der fünfte Teil der Elite Kings Club Buchreihe vom Amo Jones. Man benötigt Vorkenntnisse aus Band 1-4, das Buch kann schwer eigenständig gelesen werden. Die Reihe ist nicht abgeschlossen, die beiden Bände über Nate und Tillie hingegen schon.

Schreibstil / Gestaltung

Das Cover von Bad Prince passt mit seiner düsteren Stimmung gut in die Reihe, hebt sich aber mit der Gestaltung zugleich von Band 1-3 ab. Es zeigt das Cover von Band 4 in gespiegelter Form. Dies ist passend, da in Band 4 und 5 ein anderer Aspekt der Elite Kings betrachtet wird und zugleich beide Teile direkt zusammengehören. Das Cover ist ein Hingucker, auch wenn mir die Vorgängerbände mehr zugesagt habe. Durch eine fehlende Nummerierung oder etwas Vergleichbarem sind Band 4 und 5 allerdings leicht zu verwechseln.

Wie bei Mad Prince führen Tillie und Nate als Ich-Erzähler durch das Buch, wobei dieses Mal die Gewichtung zwischen den beiden deutlich ausgeglichener ist. Das Buch verläuft linear, es gibt eine Rückblende. Wie auch bei Band 1-4 ist der Schreibstil weiterhin ruppig, wirkt lustlos, unkontrolliert und wirr. Der Satzbau ist jedoch wieder etwas einfacher als bei Mad Prince. Im Buch enthalten sind Kraftausdrücke, explizite Sexszenen, explizite Gewalt sowie der Umgang mit Alkohol und Drogen.

Mein Fazit

Ich möchte ungern sagen, dass mich Band 4 enttäuscht hat. Das wäre vermutlich etwas hart ausgedrückt. Dennoch hat vor allem die erste Hälfte mich nicht für sich gewinnen können und wäre eine starke zweite Hälfte nicht gewesen, wer weiß, ob ich gerade hier sitzen und diese Worte schreiben würde. Entsprechend mit Bauchschmerzen fing ich nach einem fiesen Cliffhanger mit Band 5 an. Und wow, die Elite Kings sind endlich zurück – so, wie man sie kennt und liebt.

Nach dem Ende von Band 4 war erst einmal Durchatmen angesagt. Er ist echt einiges passiert in der zweiten Hälfte, was zu vielen weiteren Ereignissen und vor allem Problemen geführt hat. Jetzt steht Tillie da, weiß nicht mehr, wem sie vertrauen kann und was hier für ein Spiel gespielt wird. Und so ging es auch mir. Wer ist hier gerade böse, wer ist gut? Wie konnte es soweit kommen und auf welche Verbündeten sollte man setzen? Alles steht Kopf. Neue Leute tauchen auf, wodurch noch mehr Fragezeichen entstehen, und alte Bekannte, die einen mehr als nur verwirren. Tillie und Nate sinnen nach Rache, die Kings sinnen nach einer funktionierenden Ordnung und dann ist da noch Perdita, was aktuell unter keiner Herrschaft steht. Und eigentlich müssten Tillie und Nate auch endlich mal entscheiden, was sie wollen: Ein Miteinander oder ein Ohneinander? Das klingt doch alles schonmal vielversprechend und nach ganz viel Action.

Und so kommt es auch. Der Spannungsbogen in Bad Romance ist richtig hoch. Langeweile? Sowas kennt die Autorin nicht. Während ich vor allem bei Band 4 kritisiert habe, dass die erste Hälfte handlungsarm ist und so wahllos vor sich hinplätschert, ist in Band 5 hiervon nichts zu sehen. Von Seite 1 bis zum Ende passiert stetig etwas und ich war gefangen zwischen den Twists, den Enthüllungen, den falschen Fährten. Amo Jones spielt wieder mit dem Leser, sie wirf kleine Brotkrumen als Auflösung hin und dennoch bleibt in der Gesamtheit betrachtet so viel offen, dass das mystisch-verwirrende Flair weiterhin bestehen bleibt. Auch wenn jetzt ansatzweise erklärt wird, was die Elite Kings eigentlich machen (jap, ich gebe zu, dass das etwas übertrieben wirkt, aber hey, hier ist alles überzogen), gibt es noch so viele Fragezeichen. Und diese Unwissenheit zerfrisst und begeistert einen zugleich. Das fantastische? Immer wieder, wenn man denkt „jo, ich habe endlich das Puzzle gelöst“ und einen Schritt zurücktritt, um das Gesamtbild zu betrachten, kommt von der Seite ein King hineinspaziert und wirft einem ein neues Puzzle hin – bevorzugt ohne Verpackung und ohne weitere Worte. Es ist wie ein einziger Brand: Hier wird gelöscht (in diesem Fall gelöst) und woanders lodert es friedlich weiter, bis jemand Benzin draufkippt. Dafür bin ich hier, für diese wirre, absurde, verkorkste Geschichte mit ihren irren Wendungen und kuriosen (Moral-)Vorstellungen. Tatsächlich habe ich dieses Mal aber auch gar nicht diese übermäßige Frustgefühl verspürt, wie ich zB in Band 1-3 hatte. Man kennt mittlerweile ja ein wenig die Kings und weiß, wann Auflösungen kommen und wann nicht. Hat dem Lesespaß auf jeden Fall keinen Abbruch getan. Dafür passiert auch einfach zu viel. Immerhin gilt es zu lösen, welche Rolle Tillie eigentlich für die Kings spielt, welche Rolle die Kings untereinander einnehmen und auch Nates Racheplan, der zugleich für Probleme mit Bishop sorgen könnte, bringen viel Spannung mit. Mit neuen und alten Verbündeten, die man überhaupt nicht einzuschätzen weiß (oder deren plötzliches Auftauchen einen komplett verwirren), kann man zudem freudig Rätselraten, welche Rolle sie spielen und ob sie einem das Messer in den Rücken rammen möchten. So kommt es aber auch zu einigen Momenten, die einen komplett von den Füßen holen und in denen man sich kurz fragt „hui, wo bin ich hier eigentlich gelandet?!“

Wie sehr die Autorin es geschafft hat, mein Gehirn zu verwirren und meine Toleranzgrenze auszuweiten, merkt man allein schon daran, dass einige Handlungen im Buch zwar wirr, absurd und verrückt wirken, ich es aber gar nicht mehr hinterfragt habe. Sind halt die Elite Kings, hier ist alles bisschen anders, passt schon. Dass am Ende dann zahlreiche Enthüllungen stehen, die zeigen, dass das alles gar nicht so war – und ich mich an dieser Stelle dann gefragt habe, wieso ich es nicht einmal wirklich hinterfragt habe –, unterstreicht einfach die Wirkung dieser Buchreihe. Objektiv gesehen ist das alles nichts, aber man ist subjektiv so in diesem Sog gefangen, dass man alles aufsaugt wie ein Schwamm. Die wohl überraschendste Erkenntnis für mich persönlich ist aber auch: Bücher müssen gar nicht rund, logisch und nachvollziehbar sein. Denn normalerweise bin ich jemand, den es total stört, wenn es lose Enden gibt. Bei den Elite Kings nicht, ausgerechnet einer Reihe, die nur so mit Lücken, Ungenauigkeiten und wenig greifbaren Aktionen überhäuft ist. Denn hier versteht man einfach so wenig, dass es wie eine Sucht ist, weiterzulesen. Das oberste Ziel ist es, endlich etwas zu befreien. Dieser Reiz zeichnet die Elite Kings so sehr aus und das habe ich bei diesem Teil wieder so stark gemerkt. Gefesselt von Seite 1 an, ohne Pause durchgelesen und am Ende blieb nichts als Verzweiflung mit einer kleinen Portion Zufriedenheit. Band 5 ist so stark wie Elite Kings 1-3 und so viel besser als Band 4. Es ist gewiss keine Reihe, die jeden in den Bann ziehen kann und wird. Dafür gibt es zu viel, was wirklich objektiv betrachtet nichts ist. Und ich kann jeden verstehen, der sagt „Diese Reihe ist Mist“. Doch wenn man sich darauf einlässt, eintaucht und sich gefangen nehmen lässt, tritt man ein eine verwirrend-faszinierende Welt voller Geheimnisse und Twists ein. Für mich persönlich sind die Elite Kings purer Wahnsinn und ganz großes Kino.

Nicht so großes Kino hingegen ist die im Fokus stehende Liebesgeschichte um Nate und Tillie. Ich hatte bereits bei Band 4 stark kritisiert, dass mir diese Beziehung nicht aufgeht. Und so bleibt es leider auch weiterhin. Nate und Tillie bleiben für mich nicht greifbare Charaktere, vor allem Tillie hat extrem wenig Tiefe. Immer wieder wird stakkatoartig betont, wie mutig und stark und selbstbewusst sie sei, viel mehr kriege ich von ihr aber nicht mit. Zumindest, wenn man nicht hinzuzählt, dass sie offenbar auf alles steht, was männliche Pheromone hat. Es gibt wohl im ganzen Buch (abgesehen von Bishops und Nates Daddy) niemanden, den Tillie nicht gern vernaschen würde. Ihr Herz gehört aber zugleich immer Nate. Das merkt man aber sehr selten, vor allem, wenn sie sich permanent an Brantley reibt (auch, wenn dies zur Aufmerksamkeitssuche gedacht ist). Es ist ja nicht so, dass Maddie und Bishop für ihre eindeutige Beziehung bekannt waren, aber zumindest hatte ich bei den beiden das Gefühl, dass da weitaus mehr ist als nur sexuelle Anziehung. Bei Nate und Tillie hingegen nicht. Das ganze Buch hindurch ist es eine sehr von Hass, Wut und Verletzung geprägte Beziehung, die hin und wieder in explosiven Sex endet, aber zugleich sich nicht wirklich entwickelt. Es war für mich zu keiner Zeit ersichtlich, wieso die beiden sich lieben sollen. Hinzu kommt, dass öfter sogar erwähnt wird, dass ihre Liebe ja stabiler sei als von Maddie und Bishop. Das habe ich nicht gefühlt und gesehen. Eigentlich wirkt es fast schon so, als seien beide nur zufälligerweise durch das gemeinsame Baby verbunden. Es war nichts Halbes und nichts Ganzes. Die Thematik rund um das Baby kommt in Band 5 auch ziemlich kurz und spielt eher für die Hauptgeschichte eine Rolle als für die Beziehungsdynamik der beiden. Ihre stets beteuerte Liebe gegenüber dem Kind war nicht greifbar und wirkte deplaziert und plastisch. Ich würde sogar fast soweit gehen, dass die Autorin das Baby nur für den Zweck eingebaut hat, den beiden mehr Streitpotenzial zu geben.

In diesen Teil wurde auch vermehrt ein Fokus auf Brantley gelegt. Das ergibt Sinn, immerhin wird Bran Bran als Protagonist in Band 6 die Rolle spielen. Generell kommen wieder einige Leute vor, die meisten bleiben jedoch recht eindimensional und sind nur für gewisse Punkte relevant. Tatsächlich spielen dieses Mal auch einige Eltern eine etwas größere Rolle. Ich frage mich allerdings weiterhin, wieso die Autorin sich für so viele Kings entschieden hat – inklusive bereits ersten Andeutungen auf die neue Generation, die in den Startlöchern steht. Denn ein Großteil kommt zwar namentlich vor, spricht aber nie ein Wort oder hat eine wichtige Rolle. Eigentlich ist es immer nur Bishop, Nate, Brantley, hin und wieder mal Hunter oder Jase. Wer allerdings – positiv – in diesem Band aufgefallen ist, ist Eli. Der sorgte für (vielleicht ungewollten) Humor in der Geschichte, da er gelegentlich die Handlung kommentiert, und zwar mit fast den gleichen Gedanken, die der Leser im Kopf hat. Es ist fast so, als sei Eli der einzig normale in diesem Haufen Wahnsinniger.

„Geheimnisse wie diese sind der Grund, warum Menschen sterben. Warum sie davonlaufen. Und warum die Liebe stirbt.“
(Tillie in Bad Romance)

Worauf ich aber überhaupt nicht vorbereitet war: Maddie und Bishop werden mir das Herz brechen. Bereits in Band 4 hatte sich angedeutet, dass Ärger in Paradies ist. Ich hatte viele Theorien – am Ende hat sich keine davon bewahrhaltet und ganz im Gegenteil war die Enthüllung der wahren Vorkommnisse ein Schlag in den Magen. Ich habe drei Bände mit beiden mitgefiebert und war dabei, wie ihre Liebe stark wurde. Und jetzt kommt das. Und verdammt, es tut so unglaublich weh. Eigentlich sagt es schon alles, dass ich zu keiner Zeit mit Nate und Tillie mitgefiebert habe, aber die wenigen Momente, die Madison und Bishop thematisiert haben, mich einfach zerbrochen haben. Es waren wenige Sätze im Bezug auf Bishop, die mein Herz haben brechen lassen. Es waren wenige Handlungen von Maddie, die mich zur Verzweiflung gebracht haben und am Ende steht eine schmerzhafte Erkenntnis: DAS kann doch nicht wahr sein. Ich wollte Bishop schütteln, Maddie anflehen und am Ende blieb nichts als viel verbrannte Asche. Doch das Thema ist nicht vorbei. Denn zum Ende gibt es noch Enthüllungen, die vieles in Frage stellen und außerdem will mein armes Herz nicht akzeptieren, dass der König und seine verdammte Königin in dieser Weise miteinander umgehen. Wird wohl Zeit, deine Koffer zu packen, lieber Bishop. Sieh zu, dass du das klärst. Das ist nicht das Ende!

Eine Sache, die aber hoffentlich endlich zu Ende ist: Perdita. Von Anfang an hatte ich ja so meine Probleme mit dieser Insel, die so eine zentrale Rolle spielt. Sie ist für die Kings, ihre Geschichte und ihre Macht sehr wichtig. Doch meine Vorstellungskraft war immer etwas eingeschränkt. In Band 4 und 5 erhält man jetzt deutlich mehr Einblicke, wie man sich das vorstellen soll – vorstellen kann ich’s mir allerdings immer noch nicht so wirklich. Die Macht um Perdita spielt aber auch eine wichtige Rolle in diesem Teil und durch das Ende hoffe ich auch, dass Perdita jetzt kein Vorkommen mehr in den Folgebänden haben wird.

Das Ende tischt noch einmal einige Enthüllungen auf. Puh, wie oft man an der Nase herumgeführt wurde von der Autorin, das ist schon wirklich genial. Ich bin auf einige Punkte reingefallen, weil sie einfach zu schlüssig klangen. Doch zugleich merkt man hier, wie leicht es der Autorin fällt, dem Leser einen Apfel für ein Ei zu verkaufen. Man hinterfragt es gar nicht, immerhin ist bei Elite Kings Club alles möglich. Das finale Ende der so gesehenen Nate-Tillie-Dilogie sorgt vor allem insoweit für eine Überraschung, dass Nate und Tillie jetzt endlich ihren Weg finden. Ob der so nachvollziehbar ist? Eher nicht. Wie ich ja bereits erwähnte, mangelt es stark an der Beziehungsentwicklung und somit ist das Ende etwas unglaubwürdig und ein Stück weit viel zu gut. Zugleich wird man so aber mit einer entspannten Zufriedenheit entlassen. Es gibt noch lose Enden, die man dringend erklärt haben möchte, weiß aber, dass zumindest Nate und Tillie nun abgehakt sind und man sich auf Maddie und Bishop sowie Brantley und seine neu eingeführte Geschichte konzentrieren kann.

Insgesamt ist Bad Romance einfach so viel stärker als Mad Prince. Mit spannenden Twists, vielen Überraschungen und einem starken Drumherum kann das Buch aber vor allem außerhalb der Liebesgeschichte überzeugen. Die Liebesgeschichte war für mich nicht zufriedenstellend, ich hatte aber auch nicht das Gefühl, dass sie sonderlich im Vordergrund stand, weshalb sie nur bedingt gestört hat. Bad Romance schlägt voll in die Kerbe von Band 1-3 und hat mich erneut in eine wunderbar verworrene Welt aus irren Geheimnissen entführt. Mit den angesprochene Themen rund um Maddie, Bishop und Brantley wird zudem ein guter Grundstein für die Folgebände gelegt. Es war eine wahre Freude, wieder zu den Kings zurückzukehren, vor allem nach einem nicht so tollen Band 4. Und ich weiß auf jeden Fall, dass ich so schnell nicht von den Kings loskomme. Es ist einfach klar:

„Du wirst hierbleiben, bis wir die losen Enden verbunden haben. Mehr gibt’s dazu nicht zu sagen.“
(Nate zu Tillie in Bad Romance)

[Diese Rezension basiert auf einem Rezensionsexemplar, dass mir freundlicherweise vom Verlag überlassen wurde. Meine Meinung ist hiervon nicht beeinflusst.]

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