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Veröffentlicht am 02.07.2021

Verzettelt

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Andreas Winkelmann kann Thriller schreiben. Das hat er oft genug bewiesen. Dementsprechend war meine Erwartungshaltung groß und.....wurde enttäuscht.

In Hamburg tötet ein irrer Mörder Joggerinnen, die ...

Andreas Winkelmann kann Thriller schreiben. Das hat er oft genug bewiesen. Dementsprechend war meine Erwartungshaltung groß und.....wurde enttäuscht.

In Hamburg tötet ein irrer Mörder Joggerinnen, die sich vernetzt haben, sich dafür begeistern ihre Strecken und Zeiten anderen Sportlern für einen regen Austausch öffentlich zur Verfügung zu stellen. Der Fitnesstracker ist Teil ihrer Sportausrüstung geworden und spielt dem Täter Daten in die Hände, die sie besser für sich behalten hätten.

Schon auf den ersten Seiten baut der Autor Spannung auf und mutet seinen Lesern einiges Unappetitliches zu. Da landet ein Messer im Auge eines Mannes, eine Joggerin wird erdrosselt, ein alter Mann fährt mit Leichenteilen durch die Gegend. Die Stimmung ist düster, die Gesellschaft scheint offensichtlich immer mehr zu verrohen, wie auch Kommissar Jens Kerner bitter feststellt. Den Ermittler mochte ich gerne, ebenso seine Kollegin Rebecca, die aufgrund ihrer Behinderung leider nur für Büroarbeiten eingeteilt ist, die aber blitzgescheit ist und Jens nicht nur fachlich sondern auch emotional eine Stütze und inzwischen mehr als eine gute Freundin ist.

Bemängeln muss ich, dass der Autor in dem Bestreben den Leser in die Irre zu führen, so viele Erzählstränge entwirft, dass man fast den Überblick verliert. Leider ist die Auflösung dann für mich auch nicht schlüssig. Ich konnte am Ende Motiv und Taten nicht 100% tig ( und für mich logisch nachvollziehbar) zusammenführen. Das Ende wirkte einfach konstruiert und hat nicht gepasst. Viele Themen wie Kindesmisshandlung, Drogenmissbrauch, Frauenhass und Männerhass, Vorurteile, lassen das eigentliche Thema Fitnesstracker und Gefahren der Selbstpräsentation im Internet leider im Laufe des Thrillers in den Hintergrund rücken.

Es war zwar bis zum Schluss richtig spannend aber enttäuscht bin ich trotzdem.


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Veröffentlicht am 30.12.2020

Konnte mich nicht überzeugen

The Secret Book Club – Ein fast perfekter Liebesroman
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Gavin ist Profisportler und auf dem Höhepunkt seiner sportlichen Karriere. Gleichzeitig knirscht es in seiner Ehe so gewaltig, dass seine Ehefrau Thea schon an Scheidung denkt und das nach 3 Jahren Ehe ...

Gavin ist Profisportler und auf dem Höhepunkt seiner sportlichen Karriere. Gleichzeitig knirscht es in seiner Ehe so gewaltig, dass seine Ehefrau Thea schon an Scheidung denkt und das nach 3 Jahren Ehe und zwei gemeinsamen Kindern. Im Gegensatz zu seiner Frau möchte Gavin unbedingt um seine Ehe kämpfen. Er liebt Thea noch und wendet sich verzweifelt um Hilfe an seine Freunde. Zu seinem Erstaunen haben diese einen kuriosen Vorschlag. Sie haben sich nämlich auf die Fahnen geschrieben ihre Frauen besser verstehen zu wollen und treffen sich deshalb heimlich um Liebesromane zu lesen und diese im Dienste der Liebe zu analysieren. Sie geben Gavin eine historische Liebesschnulze an die Hand und ermuntern ihn, sich den darin vorkommenden Grafen zum Vorbild zu nehmen.

Die Buchidee fand ich richtig witzig und tatsächlich hat mich die Autorin Lyssa Kay Adams zum Schmunzeln und zum Lachen gebracht. Der Buchclub ist allerdings leider nur ein Nebenschauplatz. Gavin schaut dem Grafen tapfer über die Schulter und kopiert ihn fleißig.Das war's. Insgesamt scheint mir das Beziehungsproblem von Thea und Gavin reichlich aufgebauscht. Hier wird ein künstliches Drama inzeniert, das man mit ein paar Gesprächen sicher schnell hätte auflösen können. Stattdessen zieht der arme Mann erst aus, dann mit Ultimatum wieder ein..... Thea's Position finde ich auch völlig unverständlich. Dass sie so schnell das Handtuch werfen möchte, kann ich nicht nachvollziehen. Sie lieben sich, haben zwei niedliche Mädchen, so what???? Bei den kleinsten Schwierigkeiten laufen gehen, ist nicht gerade erwachsen.

Schade, das Buch konnte mich nicht überzeugen und die Fortsetzung werde ich mir wohl sparen.

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Veröffentlicht am 01.11.2020

Die Zukunftsapp

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Jonas ist ein ganz normaler 18Jähriger, der sich nach dem Abi fragt wohin sein Weg ihn führen wird. Als er eine App entdeckt, die behauptet anhand aller Daten, die er so im Netz verbreitet seine Zukunft ...

Jonas ist ein ganz normaler 18Jähriger, der sich nach dem Abi fragt wohin sein Weg ihn führen wird. Als er eine App entdeckt, die behauptet anhand aller Daten, die er so im Netz verbreitet seine Zukunft vorausberechnen zu können, kann er nicht widerstehen und lädt sie sich herunter. Das Ergebnis ist für ihn niederschmetternd. Laut "der Maschine", wie er die App nennt, wird seine Zukunft wenig aufregend und hört sich ein bisschen so an wie der Werdegang seines Vaters. Das kann Jonas nicht akzeptieren, denn sein Vater hat die Familie verlassen, als er noch ein kleines Kind war. So will er auf keinen Fall werden. Er muss der Maschine also Daten zuspielen, die die Berechnung verändern. Was eignet sich besser als auf Reisen zu gehen und soviel Unvorhersehbares zu tun wie möglich?

Der Zufall führt ihn mit Sun zusammen, die ganz anders ist als andere Mädchen, patzig, launig, unberechenbar aber auch fazinierend." Die Maschine "versieht sie direkt mit einem rotem Marker, was alleine schon ein Grund für Jonas ist Sun's Angebot mit ihr mitzufahren anzunehmen.

Leider wird das Hauptthema, "die Maschine" im Laufe der Geschichte immer mehr zum Nebenthema, bzw. es rückt total in den Hintergrund. Was z.B die Betreiber der App für Absichten haben, erfährt man nicht. Es geht um Freundschaft, Sinnsuche, Gefühle, Liebe, alles wichtige Themen und nett umgesetzt aber halt nicht das, was der Klappentext verspricht. Ich finde der Autor hat sich hier leider verzettelt auch wenn der Roman spannend und flüssig über das Erwachsenwerden berichtet.

Am Ende ist Jonas ein bisschen mehr mit sich im Reinen und die App, ja über die wissen wir nicht mehr als am Anfang!

Schade, das Thema hätte soviel mehr Potential gehabt!

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Veröffentlicht am 11.09.2020

Reden ist Silber, schweigen ist Gold?

Still!
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Wenn Leute reden, ohne etwas zu sagen, bin ich auch der Meinung, dass sie besser schweigen sollten. Aber so konsequent wie Mariella macht das wohl kaum einer.

Seit der Scheidung ihrer Eltern schweigt ...

Wenn Leute reden, ohne etwas zu sagen, bin ich auch der Meinung, dass sie besser schweigen sollten. Aber so konsequent wie Mariella macht das wohl kaum einer.

Seit der Scheidung ihrer Eltern schweigt Mariella. Sie schweigt zu Hause, in der Schule überall. Die Konsequenzen ihres "Nichtredens" sind für sie nicht angenehm, denn ihre Umwelt bringt ihr keinerlei Verständnis entgegen. Ihre Mutter reagiert hilflos, schreit sie an und schenkt ihr Goldfische, die genauso stumm sind wie sie. Der Vater möchte sich eigentlich gar nicht mit dem Problem befassen. Er hat jetzt ein neues Leben.

Treffend resümiert Mariella: " Sorgerecht heißt nicht immer, dass man sich darüber streitet, wer sich um das Kind kümmern darf, sondern, wer sich zu kümmern hat."

In der Schule wird sie gemobbt. Selbst die meisten Lehrer schauen lieber weg, als ihr zur Seite zu stehen. Einzig der gehörlose Stan, den sie zufällig kennenlernt, akzeptiert Mariella wie sie ist.

"Still" von Dirk Pope ist auf jeden Fall ein besonderes Jugendbuch, das zum Nachdenken anregt. Wird unsere Welt immer lauter? Muss man überall seinen Senf dazugeben? Es gibt so viele hohle Phrasen. Versprechen, die gebrochen werden. Ist es da nicht manchmal besser zu schweigen?

Trotzdem hat mir etwas gefehlt. Die Charaktere waren mir nicht vielschichtig genug. Ich hätte gerne mehr HIntergrundwissen über die Nebenfiguren, auch über Stan gehabt. Den Sprachstil mochte ich auf jeden Fall. Mariella ist ein kluger Kopf, sie hat viele sehr treffende Gedanken, die ich mit ihr teile. Und sie analysiert ihre Situation auf den Punkt wie ich finde.

" Es gibt unterschiedliche Arten zu schweigen. Man kann beispielsweise ernst dabei sein - oder verbittert. Dann hat das Schweigen etwas Agressives, Trotziges, was es zu einem lauten Schweigen macht. Wahrscheinlich war es das, was ich bislang getan hatte und was die anderen derart provozierte."

Vielleicht hätten dem Buch ein paar Seiten mehr ganz gut getan.

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Veröffentlicht am 08.08.2020

Waschbär-Mania

Die Verwandelten
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Die Rahmenhandlung von Thomas Brussig's neuem Roman "Die Verwandelten", erschienen im Wallstein Verlag ist schnell erzählt.

Den zwei pubertiernden Jugendlichen Fibi und Aram fällt viel Quatsch ein in ...

Die Rahmenhandlung von Thomas Brussig's neuem Roman "Die Verwandelten", erschienen im Wallstein Verlag ist schnell erzählt.

Den zwei pubertiernden Jugendlichen Fibi und Aram fällt viel Quatsch ein in ihrer Freizeit. Sie machen Mutproben, filmen schräge Lifehacks, um im Internet möglichst viele Klicks zu bekommen und finden dort dann auch eine Anleitung, wie man sich angeblich in Waschbären verwandeln könnte. Das wird natürlich ausprobiert. Dafür müssen sie mehrere Sorten Beeren essen und anschließend in die Waschstraße.... ha, ha Beeren +Waschen =Waschbär, Schenkelklopfer!

Und siehe da es funktioniert, und dann beginnt erst der eigentliche Roman. Was hat diese Verwandlung, die so manchen Gymnasiasten an "Die Verwandlung" von Kafka denken lässt, wo sich ein Mensch in einen Käfer verwandelt hat, für Auswirkungen. Wie beichte ich es meinen Eltern?

Erstaunlicherweise nehmen es alle Beteiligten einschließlich der Waschbären recht gelassen. Für die hat es ja auch den Reiz des Neuen, erst einmal. Der Geruchssinn ist ein ganz anderer, klettern funktioniert rabiat gut u.s.w. Die Eltern denken da schon weiter, nachdem sie den ersten Schock überwunden haben. Gibt es eine Möglichkeit der Rückverwandlung? Welche Probleme treten im Alltag auf. Wie ist die rechtliche Situation? Gibt es noch Kindergeld?

Ein Anwalt empfiehlt sich an die Medien zu wenden. Man könnte aus der Situation zumindest finanziell einen Nutzen ziehen. Fortan entwickeln sich die Schicksale der beiden Verwandelten in völlig unterschiedliche Richtungen. Fibi, die das Glück hat auch sprechen zu können, winkt eine Fernsehkarriere. Der Knebelvertrag vom Dschungelcamp wird für sie passgenau umgestrickt, und dann wird aus ihrem Zuhause eine Big Brother Behausung. Der fussballbegeisterte Aram, der sich vor seinem Waschbärendasein noch eine Karriere als Kicker erhoffte, ist sprachlos. Lediglich mit Fibi kann er verbal kommunizieren. Mit Fibi kommt es unwiderruflich zum Streit und fürs Fernsehen taugt er nicht. Er ist die tragische Figur der Geschichte, wird aber vom Autor eher vernachlässigt, was schade ist.

Was will uns er Autor mit seinem Roman sagen? Nun, ich weiß es nicht wirklich. Die Geschichte weist natürlich gesellschaftskritische wie auch medienkritische Elemente auf, ist mir für eine Satire aber nicht bissig genug. Ist es ein Jugendbuch? Nein, auch wenn das niedliche Cover und die liebevoll gestaltete Innenseite des Covers, sowie die Grundidee der Geschichte es vermuten lassen. Ich denke es ist eine Geschichte für Jedermann vom Jugendlichen bis zum Senior. Hat das Buch Spaß gemacht? Definitv! Ich bewundere den Autor für die Vielzahl seiner kreativen Ideen. Viele Situationen waren wirklich sehr komisch.

Außerdem gefiel mir der Umgang mit Sprache. Thomas Brussig kann toll mit Worten umgehen. Auch die Jugendsprache, die er Fibi und Aram verpasst hat, war herrlich. Da bemühte sich einer cooler zu sein als der andere.

Leider lässt das Buch zur Mitte hin stark nach. Einige Passagen habe ich gar nicht verstanden und das Ende ist abrupt und traurig, und ich fand es passte nicht zum Rest des Buches. Schade!

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