Cover-Bild Das Juliusspital. Ärztin in stürmischen Zeiten
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10,99
inkl. MwSt
  • Verlag: Knaur Taschenbuch
  • Themenbereich: Belletristik - Belletristik: historischer Roman
  • Genre: Romane & Erzählungen / Historische Romane
  • Seitenzahl: 512
  • Ersterscheinung: 03.08.2020
  • ISBN: 9783426523773
Nadja Beinert, Claudia Beinert

Das Juliusspital. Ärztin in stürmischen Zeiten

Roman
Band 2 der Reihe "Die Juliusspital-Reihe"
Der zweite Teil der opulenten Familiensaga aus dem 19. Jahrhundert:
Die Frauen der Familie Winkelmann kämpfen darum, als Ärztinnen Menschen helfen zu dürfen

Würzburg Ende des 19. Jahrhunderts
Ebenso wie ihre Großmutter Viviana Winkelmann kämpft Henrike für das Recht der Frauen auf ein selbstbestimmtes Leben – und die Zulassung zum Medizinstudium: Ihr Wunsch zu heilen ist so stark, dass sie heimlich als Reserve-Wärterin in der Irrenanstalt des Juliusspitals arbeitet, das dieser Tage wegen der Entdeckung der „Zauberstrahlen“ von Professor Röntgen kopfsteht. Ihr Traum ist es, als Irrenärztin das Leid der Geisteskranken zu lindern und bei dem vielgerühmten Professor Rieger im Spital zu studieren. Als Henrike sich jedoch in einen französischen Medizinstudenten verliebt, kommen ihre Geheimnisse ans Licht. Kurz darauf wird Würzburg von der Tuberkulose heimgesucht, und plötzlich geht es für Henrike um Leben und Tod. Ihr Traum von der Medizin und die Abschaffung des Immatrikulationsverbotes für Frauen rücken in weite Ferne.


Geschichte lebendig werden zu lassen, ist die große Leidenschaft der Zwillingsschwestern Claudia und Nadja Beinert: Fünf historische Romane haben sie bereits gemeinsam geschrieben.
Das spannende Thema »Frauen in der Medizin« hat sie zu ihrer großen Familiensaga um mehrere Generationen von Ärztinnen und das Julius-Spital in Würzburg inspiriert.
»Ärztin aus Leidenschaft« war der erste Band der Familiensaga und erzählt die Geschichte von Henrikes Großmutter Viviana Winkelmann, die von ihrer eigenen Familie verstoßen wird.


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Lesejury-Facts

Meinungen aus der Lesejury

Veröffentlicht am 30.07.2021

Band 2 des mitreißenden, gut recherchierten Medizin-Schmökers

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Leider kam ich erst jetzt dazu, den 2. Band rund um das Julius-Spital und um Viviana und Henrike Winkelmann zu lesen. Von Band 1 war ich sehr begeistert, und mit genau der gleichen Begeisterung habe ...



Leider kam ich erst jetzt dazu, den 2. Band rund um das Julius-Spital und um Viviana und Henrike Winkelmann zu lesen. Von Band 1 war ich sehr begeistert, und mit genau der gleichen Begeisterung habe ich nun auch Band 2 verschlungen. Außerordentlich schade finde ich, dass auch Band 2 sowohl von der Covergestaltung als auch vom Buchtitel her eher einen trivialen, kitschigen Roman suggerieren und damit die falsche Zielgruppe anlocken. Dass sich hinter den Buchdeckeln ein großartig recherchierter historischer Medizin-Schmöker verbirgt, der sich sowohl perfekt unterhaltend als auch mit Wissensgewinn lesen lässt, verrät sein Äußeres leider nicht.

In Band 2 begleiten wir Henrike in ihrem ungebrochenen Streben, ihr Recht als Frau durchzusetzen und zum Medizinstudium zugelassen zu werden. Ihr zunächst heimlicher Weg führt sie in die Irrenanstalt des Juliusspitals. Henrike möchte das Leid der Geisteskranken lindern. Doch das Schicksal legt ihr gewaltige Steine in den Weg…

Die promovierten Zwillingsschwestern Claudia und Nadja Beinert haben es erneut geschafft, auf äußerst lebendige und unterhaltsam-fesselnde Weise den Leser eintauchen zu lassen in die Zeit zwischen 1895 und 1903, in den Zeitgeist genauso wie in den Fortschritt in der Medizin, wie z. B. den Einzug der Röntgenstrahlen in die Diagnostik, aber auch den tödlichen Ausbruch der Tuberkulose. Man lernt sehr viel über den Stand der Medizin Ende des 19. Jahrhunderts, ohne dass auch nur eine einzige Seite langweilen würde. Mit Sympathie und Mitgefühl begleitet man den unendlich mühsamen und schwierigen Weg, auf dem Henrike versucht, ihren Traum auf Selbstbestimmung zu verwirklichen. Der sehr sorgsame Sprachstil passt perfekt zur geschilderten Zeit. Die sehr detailverliebte Erzählweise erleichtert das Ein- und Wegtauchen in die Geschichte und verrät, zumindest ansatzweise, wie viel sorgfältige Recherchearbeit hinter dem Roman steckt. Auch Band 2 hat mir sehr, sehr gut gefallen, er ist genauso mitreißend wie Band 1.

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Veröffentlicht am 14.09.2020

Eine interessante Fortsetzung

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INHALT:
Würzburg Ende des 19. Jahrhunderts: Henriekes Traum ist ist, einmal Ärztin zu werden und sie nimmt sich ihre Großmutter Viviana Winkelnmann zum Vorbild. Doch noch immer ist es schwierig bis unmöglich ...


INHALT:
Würzburg Ende des 19. Jahrhunderts: Henriekes Traum ist ist, einmal Ärztin zu werden und sie nimmt sich ihre Großmutter Viviana Winkelnmann zum Vorbild. Doch noch immer ist es schwierig bis unmöglich für Frauen und daher setzt sich Henrike für das Recht der Frauen auf ein selbsbestimmtes Leben ein. Während gerade die Röntgenstrahlen entdeckt werden, widmet sie sich der Herausgabe einer Frauenzeitschrift und arbeitet heimlich als Wärterin im Juliusspital. Sie verliebt sich in einen Medizinstudenten und ihre Geheimnisse kommen ans Licht. Doch plötzlich geht es um Leben und Tod, denn die Tuberkulose bricht in Würzburg aus.
MEINE MEINUNG:
In diesem zweiten Teil der Reihe um das Juliusspital lernen wir die Enkeltochter von Viviana kennen und verfolgen ihren Kampf um die Rechte von Frauen. In Henrikes Charakter erkennt man ihre Grossmutter sofort wieder. Sie ist sehr stark und mutig, lässt sich nicht beeinflussen und geht ihren Weg. Dabei nimmt sie vieles in Kauf und beeindruckt so auch ihre Mitmenschen. Trotz ihres jungen Alters weiss sie genau, wohin sue mochte und muss sich sogar igren Eltern entgegen stellen. Ich fand, ihren Weg zu verfolgen sehr interessant, faszinierend und eindrucksvoll für die damalige Zeit. Für Henrike war der Kampf zu Anfang aussichtslos, aber immer bessere Ideen von ihr führten dazu, dass sie immer mehr Gehör bekam. Wieder wurde hier von den Autorinnen Fiktion und Historie wunderbar miteinander verflochten und in die Geschichte eingebracht. Die Perspektiven ändern sich von Zeit zu Zeit, so dass man auch den Weg von anderen Charakteren gut verfolgen kann. Die Geschichte lässt sich hervoragend lesen und ist im Gesamten gerade auch wegen der realen Einblicke sehr interessant.
FAZIT:
Eine sehr gelungene Fortsetzung, die mich super gut unterhalten hat.

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Veröffentlicht am 28.08.2020

Das Juliusspital - Ärztin in stürmischen Zeiten

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Handlung:
Würzburg, Ende des 19. Jahrhunderts
Henrike fühlt sich nach einem Besuch des Juliusspitals wie magisch angezogen von dem Gebäude. Und das, obwohl ein Großteil der Bevölkerung das Spital immer ...

Handlung:
Würzburg, Ende des 19. Jahrhunderts
Henrike fühlt sich nach einem Besuch des Juliusspitals wie magisch angezogen von dem Gebäude. Und das, obwohl ein Großteil der Bevölkerung das Spital immer noch mit Misstrauen betrachtet.
In Henrike reift ein Plan: sie möchte Medizin studieren. Doch schon wie ihre Großmutter Vivianna muss die junge Frau für diesen Wunsch kämpfen, noch immer gibt es ein Immatrikulationsverbot für Frauen. Um erste Erfahrungen des Klinik-Alltags zu sammeln, nimmt Henrike eine Stellung als Reserve-Wärterin in der Psychiatrie an, ganz ohne das Wissen der Eltern, die dies niemals erlauben würden. Und während ihrer Zeit im Spital wird sie Zeugin von Entdeckungen, die großes medizinisches Potenzial haben. Allen voran entdeckt Professor Röntgen die „Zauberstrahlen“...
Im Juliusspital lernt Henrike einen französischen Medizinstudenten kennen und schon bald träumt sie von einer gemeinsamen Zukunft. Doch Henrike muss vorsichtig sein und einen geschickten Zeitpunkt abwarten, um die Eltern in ihre Wünsche und Geheimnisse einzuweihen. Und auch vor der Tuberkulose, die in Würzburg Einzug hält, sollte sich die junge Frau in Acht nehmen...

Meinung:
Das Cover orientiert sich stark an dem des ersten Teils. Es gibt einen gleichen Aufbau, auch wenn diesmal kleine Details geändert wurden. Als besonderes Highlight dient für mich noch immer die goldene Schrift des Untertitels und der Abbildung des Spitals oben rechts. Ich mag das Glitzernde sehr und finde, dass es Glanz und Klasse in das Bild hineinbringt. Unten rechts ist wieder ein Gebäude zu sehen, welches das Juliusspital darstellt. Es passt thematisch natürlich perfekt zu der Geschichte und man kann sich auf diese Weise ein erstes Bild von dem Spital machen.
Am unteren linken Rand wendet sich eine Frau halb dem Leser zu. Anhand einiger äußerlicher Details bringe ich sie mit Henrike in Verbindung, gerade die rötlichen Haare stimmen mit ihrer Figur perfekt überein. Sie ist modisch und ausgewählt gekleidet, man merkt, dass sie einer feineren Schicht angehört.
Es gibt auf dem Cover also allerhand zu entdecken und häufig lässt sich eine Verbindung zu der Geschichte ziehen, was mir gut gefällt. Es ist ein harmonisches und stimmiges Cover, welches rund ist und sich aus der Menge abhebt.

Erst im Juni hatte ich Band eins der Reihe gelesen, welchen ich ganz hervorragend fand. Ich emfand die Charaktere als angenehm, dem Roman liegt wieder eine wunderbare Recherche zugrunde und ich mochte das Buch irgendwann gar nicht mehr aus der Hand legen. Daher stand es für mich außer frage, dass ich auch unbedingt die Fortsetzung lesen und noch mehr über das Juliusspital erfahren möchte. Jetzt war es endlich so weit und ich habe mich sehr auf das Wiedersehen mit Vivianna gefreut. Auch an dieser Stelle möchte ich mich nochmals herzliche beim Droemer Knaur Verlag für das Rezensionsexemplar bedanken!

Noch vor dem Beginn des Romans erwartet den Leser ein ausführliches und in Kategorien eingeteiltes Personenverzeichnis. Zu jedem wird kurz etwas gesagt, es werden Verwandtschaftsverhältnisse aufgezeigt oder der Beruf wird genannt. So kann man sich bereits ein erstes Bild machen, kann sehen, welche Protagonisten noch aus dem ersten Band bekannt sind und welche neu hinzukommen. Zur Vorbereitung auf die eigentliche Lektüre ist es perfekt und ich mag die Auflistung der handelnden Personen ja eh immer sehr gern.

Der Roman wird in drei Teile gegliedert, die insgesamt acht Jahre umfassen. Ein jeder Teil hat eine Überschrift, die perfekt zu den kommenden Seiten passt und kurz und prägnant das Folgende zusammenfasst. Erst während des Lesens machen die Überschriften Sinn und ich finde es faszinierend, wie man für so viele Seiten so kurze und prägnante Titel findet!
Am Anfang neuer Kapitel ist stets vermerkt worden, in welchem Monat und Jahr die folgende Handlung spielen wird. Über diese Information bin ich sehr glücklich gewesen, wie ich erwähnt hatte gibt es einen größeren Handlungszeitraum. Starten tut die Geschichte 1895 und sie endet 1903, was gesamt acht Jahre umfasst. In diesen Jahren geschieht viel, nicht nur politisch, sondern auch in den Leben von Vivianna und ihren Nachkommen. Daher fand ich es schon ansprechend, dass Jahreszahlen genutzt wurden, man sich auf diese Weise zeitlich orientieren kann und dieses Detail macht die Geschichte auf jeden Fall rund.

Auch diesmal gibt es wieder einen Erzähler, der unparteiisch bleibt und auf eine neutrale Weise die Ereignisse anschaulich beschreibt. Man kann vollkommen frei entscheiden, welche Protagonisten man als sympathisch einstuft und gegenüber welchen man Unbehagen empfindet, was ich immer gerne mag. Zudem gibt es keine Figur, der man ausschließlich durch den Roman folgt, sondern hier wechseln sich die Personen immer wieder ab. Im besonderen Mittelpunkt stehen zwar Vivianna, Ella und Henrike, aber auch Ärzte des Juliusspitals erhalten ein paar Abschnitte und werden dem Leser auf diese Weise nähergebracht. Die Handlung gestaltet sich als abwechslungsreich und ich fand es interessant, dass so viele Personen zu Wort kommen und man Einblicke in die Welt von ganz unterschiedlichen Personen bekommt. Zudem wird so ein Bild der Gesellschaft gezeichnet, was eindringlich ist und authentisch wirkt.

Für mich gestaltete es sich als unproblematisch, mich auf die Handlung zu konzentrieren und darauf einzulassen. Ich glaube das liegt auch daran, dass die Handlung einige Jahre nach Band eins einsetzt und diesmal Henrike etwas mehr im Fokus steht. Viviana taucht zwar immer noch häufig auf, aber ihre Erlebnisse werden im ersten Teil erzählt und jetzt macht sie ein Stück weit der jüngeren Generation Platz.
Ich mochte die Schreibweise sehr gerne, sie war flüssig zu lesen und half mir dabei, mir die Protagonisten, aber auch das Setting vorzustellen. Die Ereignisse werden also auf eine lebendige Art erzählt und ließen so verschiedenste Bilder vor Augen entstehen.
Wobei ich in diesem Punkt sagen muss, dass die Medizin meiner Meinung nach diesmal einen kleineren Teil des Romans einnimmt. Sie wird noch häufig genannt und es gibt auch immer wieder Kapitel, die sich rund um Forschungsergebnisse und Untersuchungsmethoden drehen, aber sie haben abgenommen. Stattdessen werden sie eher nebenbei in den Roman eingestreut und waren deshalb für mich leichter zu verstehen und besser nachvollziehbar. Fand ich sehr angenehm und anhand der Nennung von medizinischen Zusammenhängen erhält die Schreibweise einen angenehmen Anspruch, zudem merkt man an ihnen die ausführliche Recherchearbeit der Autorinnen.

Vor allem mit ihrem Wissen rund um die Medizin und von neuen Forschungsergebnissen können die Schwestern punkten und noch dazu ist es ihnen gelungen, die erworbenen Kenntnisse auf eine einfache und anschauliche Art an den Leser zu übermitteln. In diesem zweiten Band ist es mir viel leichter gefallen, die Zusammenhänge zu erfassen und zu verarbeiten. Ich stelle mir dies schwierig vor und finde, dass die medizinischen Aspekte diesmal noch besser dargestellt wurden und auch für Laien einfacher zu verstehen waren.
Im besonderen Fokus stehen diesmal die bekannten Röntgenstrahlen. Ich denke mal, dass jeder davon schon gehört hat, doch ich habe mich noch nie damit beschäftigt, wie diese entdeckt wurden und wie sie überhaupt funktionieren. Gerade die Zwistigkeiten, die um die Beobachtung neuer Strahlen entstanden sind waren mir vollkommen neu und ich fand diesen Aspekt sehr spannend und bin froh, dass solche Anekdoten eingebunden wurden.
Dazu gibt es noch viele Informationen rund um das Frauenwahlrecht und das Immatrikulationsverbot der weiblichen Bevölkerung, was auch schon im ersten Band eine bedeutende Rolle gespielt hat. So wird der Fokus noch ein wenig weg von der Medizin gelenkt und man erhält einen Einblick in ein Thema, welches allerhand Frauen beschäftigt hat, die sich mehr Rechte und Freiheiten gewünscht haben.

Mir hat leider durchweg die Spannung gefehlt. Klar handelt es sich hier nicht um einen Krimi, aber ich ich wurde nie so richtig überrascht und teilweise entstanden leider auch kleine Längen. Ich habe gerne in dem Buch gelesen, doch manchmal hatte ich das Gefühl, als würde die Handlung etwas vor sich hin plätschern und nur selten geschieht mal etwas vollkommen überraschendes. Und selbst wenn dies geschah, hatten die Ereignisse nie so eine Wucht, dass es mir den Boden unter den Füßen weggezogen hätte. Mit einigen Folgen hatte ich nicht gerechnet, doch sie gaben der Handlung nur selten mal eine komplett neue Wendung. In diesem Punkt ist für mich noch Platz nach oben.

Ich mochte es sehr, dass es auch diesmal wieder eine Einheit des Settings gibt. Jede einzelne Szene spielt in Würzburg und man lernt als Leser verschiedene Ecken kennen. Wobei diesmal die Stadt nicht in so einer ausführlichen Art wie im ersten Band dargestellt wird, was ich gar nicht schlimm fand. Diesmal lag der Fokus noch mehr auf anderen Themen, zudem wurden einige Stadtteile bereits im Vorgängerroman ausführlich beschrieben und diese sind mir noch vage in Erinnerung geblieben.
Auch diesmal kann man mit den Protagonisten sowohl die feineren Gegenden als auch die Armenviertel kennenlernen und auf diese Weise entsteht ein breites Bild der Stadt mit ihren Unterschieden. Dadurch empfand ich die Darstellung Würzburgs sehr natürlich und bodenständig und ich mochte die Vielfalt, die dadurch vermittelt wird.
Am besten vorstellen konnte ich mir die Abteilungen der Psychiatrie im Juliusspital. Ich weiß selbst nicht, weshalb, aber sie ließen die lebendigsten Bilder vor meinen Augen erscheinen und infolge dessen mochte ich diese Kapitel auch am meisten. Vielleicht konnte ich mir diesen Ort am besten vorstellen, weil die Welt eine andere ist und viele Dinge außerhalb der Mauern nicht zählten. Vielleicht weil Henrike jeden Freitag mit einer Inbrunst ihren Dienst angetreten hat und mich ihr Verhalten in der Abteilung berührt hat.
Ich mochte es, wie an manchen Orten ganz bestimmte Stimmungen zu spüren waren, die sich auch auf mich übertragen haben. Wenn ich die Kapitel in der Psychiatrie gelesen habe wurde ich ruhiger und besonnener, währenddessen verströmte das Elternhaus von Henrike eine Kälte und Steifheit, die einfach unangenehm war. Dadurch war es mir noch besser möglich, mir das Setting vorzustellen und es hat sich noch mehr hervorheben können.

Wie ich schon erwähnt hatte mochte ich es sehr, dass man selbst bestimmten kann, welche Protagonisten man als sympathisch oder unsympathisch einstuft. Und ich mochte auch die Vielfalt, die auftritt. Von hochrangigen Professoren über angesehene Personen der Gesellschaft bis hin zu einfachen Wärterinnen im Spital. Gesellschaftlich sind viele Menschen vertreten, die für unterschiedliche Lebensweisen, aber auch für kulturelle Vielfalt stehen.
Henrike empfand ich als ganz angenehm, sie ist eine sympathische junge Frau, deren Weg ich gerne verfolgt habe. Es hat mir gefallen, mit wie viel Herzblut sie bei der Sache ist und für ihre Wünsche kämpft. Das zeugt von einem starken Wesen, was sie viele Male unter Beweis gestellt hat. Und trotz allem ist Henrike immer sehr bodenständig und normal geblieben. Sie hat sich weiterentwickelt, ist nicht nur älter geworden, sondern auch deutlich erwachsener und hat auf manche Dinge einen neuen Blickwinkel erhalten. Lediglich in Liebesangelegenheiten habe ich Henrikes Entscheidungen nicht immer unterstützt...
Ich fand es schön, dass Vivianna wieder auftritt und man sie nochmal anders erleben kann. Mittlerweile ist sie eine Rentnerin, die sich aber noch nicht dem Müßiggang widmen möchte, sondern noch immer Menschen heilen will. Zudem erfährt man ein wenig, was bei ihr in den Jahren geschehen ist, die zwischen den beiden Romanen liegen. Diesmal habe ich es kritisch angesehen, dass Vivianna für mich immer etwas schwach und nicht mehr so durchsetzungsfähig aufgetreten ist. Oft hat sie trotzdem das letzte Wort behalten, aber ihr fehlte für viele Dinge die Leidenschaft. Das fand ich schade, denn leider kann ich die junge Vivianna mit der gealterten kaum in Verbindung bringen.

Fazit:
Ich hatte wieder viel Vergnügen dabei, ins die Welt der Winkelmann-Frauen zu reisen und mir hat die Fortsetzung gut gefallen, auch wenn ich sagen muss, dass sie nicht an den ersten Band heranreicht. Dafür fehlte mir Spannung und ich war von der Darstellung Viviannas etwas enttäuscht. Nach langem Überlegen werde ich für diese zwei Aspekte einen Stern abziehen, trotzdem bin ich sehr froh, diesen Teil ebenfalls gelesen zu haben. Denn es war unglaublich spannend zu verfolgen, wie immer mehr Frauen für ihre Rechte gekämpft haben und auch die Einblicke in das Leben im Juliusspital waren einzigartig!
Ich bin froh, die neue Reihe der Beinert-Schwestern gelesen zu haben, ich wurde gut unterhalten und konnte mein Wissen deutlich erweitern, was immer viel wert ist. Eine tolle Reihe, die ein würdiges Ende gefunden hat und allein durch die Fülle an Informationen ein Leseerlebnis darstellt!

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Veröffentlicht am 03.12.2020

Kampf für das Recht um Frauenbildung

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Im zweiten Teil der Reihe rund um das Juliusspital in Würzburg begleiten wir als Leser die Enkeltochter von Viviana Winkelmann-Staupitz, die bereits im ersten Band darum kämpfte als Frau Medizin studieren ...

Im zweiten Teil der Reihe rund um das Juliusspital in Würzburg begleiten wir als Leser die Enkeltochter von Viviana Winkelmann-Staupitz, die bereits im ersten Band darum kämpfte als Frau Medizin studieren zu dürfen. Fünfzig Jahre später hat sich kaum etwas geändert und noch immer ist es für Frauen in Bayern unmöglich Ärztin zu werden.

Henrike Hertz, die Enkelin von Viviana, hat auch vorerst gar nicht vor in die Fußstapfen der Großmutter zu treten. Doch als ihre Mutter mit Magenproblemen ins Juliusspital eingeliefert wird, lernt sie die Wärterin Anna Gärtlein kennen. Diese führt sie in die Welt der "menschlicheren Menschen" ein - zu den Patienten in die Irrenanstalt. Henrike ist fasziniert von den seelenkranken Menschen und möchte ihnen helfen. Sie beginnt heimlich als Reserve-Wärterin zu arbeiten und träumt davon beim vielgerühmten Professor Rieger studieren zu dürfen und zum Medizinstudium zugelassen zu werden. Doch in Bayern besteht noch immer das Immatrikulationsverbot für Frauen - wie schon damals bei ihrer Großmutter. Zusätzlich ist da noch der französiche Medizinstudent Jean-Pierre, der Henrikes Herz erobert....

Zu Beginn tat ich mich etwas schwer und konnte nicht richtig in die Geschichte finden. Zu viele Wiederholungen aus Band Eins, die aufgegriffen wurden und zu detaillierte Ausführungen über das Leben bei Henrike zu Hause, haben mich schnell ermüdet. Erst nach dem ersten Drittel fand ich richtig in den Roman und konnte mich die Handlung gefangen nehmen. Henrike ist genauso mutig wie ihre Großmutter und kämpft in der männerdominierenden Welt um einen Platz in den Hörsälen. Während Viviane Henrike unterstützt, ist ihr Vater Anton-Oskar ein Mann der alten Schule. Er sucht indessen fleißig einen geeigneten Heiratskandidaten und kann selbstständige Frauen nicht ausstehen.

Berlin hat zu dieser Zeit Würzburg den Rang als Medizinhochburg abgelaufen. Durch die Erfindung der X-Strahlen durch Professor Wilhelm Conrad Röntgen erlebt das Juliusspital wieder einen Aufschwung. Doch dann behauptet Philipp Lenard, er sei eigentlich der Erfinder der "Zauberstrahlen".
Neben Conrad Röntgen sind weitere historische Persönlichkeiten in den Roman miteingeflossen. Die fiktive Handlung wird mit den historischen Begebenheiten geschickt verwoben.
Die beiden Autorinnen haben sich in diesem Roman aber nicht nur mit der "Affäre Röntgen" genauestens beschäftigt, sondern auch die Frauenrechte stehen wiederum im Mittelpunkt.

Es gibt einen Einblick in die Irrenanstalten von damals, wobei wir im Juliusspital in der Abteilung, die Henrike betreut, die leichteren Fälle vorgesetzt bekommen. Die medizinischen Ansätze wurden wieder sehr detailliert und genau beschrieben. Durch Wärterin Anna Gärtlein lernen wir auch das Würzburger Arbeiterviertel Grombühl kennen. Die gesellschaftlichen Strukturen der damaligen Zeit sind sehr anschaulich dargestellt. Der Kampf um die Rechte der Frauen führt auch Henrike weiter, bis die Tuberkulose über Würzburg hereinbricht....
So richtig anders ist Teil zwei nicht, denn vieles wiederholt sich von Großmutter auf Enkelin. Deswegen fehlte es mir manchmal an Spannung und den Charme des ersten Bandes. Einzig das Ende ist abweichend.

Schreibstil:
Claudia und Nadja Beinert schreiben sehr detailverliebt und haben in ihre Dilogie viele medizinische Begriffe genauestens erklärt. Das ist einerseits spannend (wie der Kampf um die Erfindung der Röntgenstrahlen), führt aber bisweilen zu Längen.
Die Geschichte wird wieder aus verschiedenen Perspektiven erzählt. Die Emotionen der einzelnen Figuren werden sehr lebendig wiedergegeben.
Zu Beginn gibt es ein Personenverzeichnis und am Ende ein informatives Nachwort der beiden Autorinnen. Der Roman ist in drei Teile: Mit Angst, mit Hoffnung und mit Mut, aufgeteilt.

Fazit:
Ähnlich gestrickt wie Teil Eins konnte mich "Arztin in stürmischen Zeiten" nicht ganz so abholen, wie der Vorgängerband. Es dauert etwas bis die Handlung in Fahrt kommt...einige Seiten weniger hätte ich gut gefunden. Danach wird es aber wieder interessant und spannend. Für medizinhistorische Leser empfehle ich die Dilogie gerne weiter!

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