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Meinungen aus der Lesejury

Veröffentlicht am 14.09.2020

Tod eines Arztes

Wild Pub Galway
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Inspector Dunn hat Urlaub. In der Zwischenzeit trägt Detective Constable Smith die Verantwortung und bekommt mehr Arbeit, als ihm lieb ist. Ein beliebter Arzt wird auf offener Straße ermordet. Ein völlig ...

Inspector Dunn hat Urlaub. In der Zwischenzeit trägt Detective Constable Smith die Verantwortung und bekommt mehr Arbeit, als ihm lieb ist. Ein beliebter Arzt wird auf offener Straße ermordet. Ein völlig aufgelöster Vater meldet seine 15jährige Tochter als vermisst und beschuldigt den Nachhilfelehrer, sich der Tochter sexuell genähert zu haben. Auch Dunn kann seinen Urlaub nicht genießen. Grund dafür ist die pubertierende 17jährige Tochter und eine geheimnisvolle Frau.

Der Krimi ist ein klassischer Whodunit. Es geschieht ein Mord und die Ermittlungen beginnen. Das spannende und zu Beginn etwas verwirrende an der Erzählweise der Autorin ist, dass eine ganze Reihe unterschiedlicher Handlungsstränge angelegt werden. Mir war einige Seiten lang nicht klar, ob es einen Zusammenhang gibt. Besonders gut gefallen hat mir die alte Dame, die den Mord beobachtet. Sie war sehr realistisch und liebevoll dargestellt. Im Laufe der Ermittlungen ändert sich das Bild des Opfers. Der sympathische Arzt mutiert in meinen Augen zu einem rechten Mistkerl . Mein Mitgefühl mit ihm nahm im gleichen Maße ab. Gleichzeitig wird in der Handlung die zunächst unsichtbare Struktur sichtbar und Beobachtungen und Anmerkungen erhalten einen anderen Sinnzusammenhang. Bis kurz vor dem Ende war ich über die Person des Mörders im unklaren. Die Lösung hat mich eher betroffen gemacht und meine Sympathie galt mehr dem Täter als dem Opfer.

Die Autorin erzählt einen klassischen und solide durchdachten Krimi, bei dem man gut mit rätseln kann und der reichlich Spannung bietet.

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Veröffentlicht am 31.08.2020

Es kann nur einen geben.

Der falsche Karl Valentin
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In München taucht plötzlich ein Doppelgänger von Karl Valentin namens Wellano auf. Er ist eine exakte Kopie und tritt mit Valentins Stücken auf. Was ihm zum absoluten Triumph fehlt, ist Liesl Karlstadt. ...

In München taucht plötzlich ein Doppelgänger von Karl Valentin namens Wellano auf. Er ist eine exakte Kopie und tritt mit Valentins Stücken auf. Was ihm zum absoluten Triumph fehlt, ist Liesl Karlstadt. Valentin kann und will sich das nicht gefallen lassen. Schließlich geht es um seine Reputation und sein künstlerisches Erbe. Bedrängt von seinen Freunden, etwas zu unternehmen, zaudert Valentin dennoch. Das ändert sich, als Wellano ein lukratives Angebot aus Amerika, das Valentin bekommen, aber bisher wegen seiner Reiseangst nicht angenommen hat, an sich reißt.

Ich habe einige Seiten gebraucht, bis ich mich im Buch heimisch gefühlt habe. Das lag am eher ungewöhnlichen Erzählstil des Autors. Er bedient sich des Sprachduktus der 20ziger Jahre, benutzt typische bayrische Ausdrücke und streut Wortkreationen ein, die an Valentin erinnern. Die Geschichte selbst war für mich ein Stilelement, die schwierige Persönlichkeit Valentins und seine Beziehung zu Liesl Karlstadt dem Leser näher zu bringen. Valentin war ein Hypochonder und wurde von vielen Ängsten geplagt. Thematisiert wird im Roman besonders seine Angst vor Reisen aller Art, die dazu führt, dass er fast nur in München auftritt. Valentins Beziehung zur Karlstadt war ambivalent. Er brauchte sie als kongeniale Partnerin auf der Bühne, fühlte sich auch zu ihr hingezogen, stößt sie aber immer wieder vor den Kopf. Karlstadt hat zwar verschiedene Liebschaften, kann sich aber nicht von Valentin lösen.

In der Beurteilung des Buches bin ich zwiegespalten. Zum einen empfand ich es als interessant, Valentin als Person kennenzulernen. Zum anderen war ich mit dem Erzählstil nicht wirklich glücklich.

Mein Fazit lautet daher. Man sollte eine Affinität zu Valentins Werk haben, um sich auf die Erzählweise des Autors einzulassen. Dann bekommt man interessante und unterhaltsame Einblicke in Valentins Leben.

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Veröffentlicht am 28.08.2020

Heiligt der Zweck die Mittel ?

Die Festung (Finsterzeit 2)
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Der Plan, den Viktor, Thomas und Lara geschmiedet haben, scheint zu gelingen. Friedrich, Thomas Großvater und alleiniger Herrscher der Festung, nimmt seinen Enkel mit offenen Armen auf. Lara soll die Leitung ...

Der Plan, den Viktor, Thomas und Lara geschmiedet haben, scheint zu gelingen. Friedrich, Thomas Großvater und alleiniger Herrscher der Festung, nimmt seinen Enkel mit offenen Armen auf. Lara soll die Leitung der Krankenstation übernehmen. Sogar Viktor kann die Befehlsgewalt über die Soldaten übernehmen. Die Scharade nimmt ihren Lauf. Doch was ist nur gespielt und was geschieht aus Überzeugung ? Lara erkennt ihren gutherzigen Thomas nicht wieder. Allzu bereitwillig fügt er sich in seine Rolle .Friedrich scheint ihnen voll zu vertrauen. Zeit, die Festung zu übernehmen, denn die zurück gelassenen Dorfbewohner leiden unter dem nahenden Winter. Die pompöse Hochzeitsfeier von Lara und Thomas könnte der geeignete Zeitpunkt sein.

Die Autorin schildert sehr anschaulich die deprimierenden Zustände in der Festung. Hier die in Luxus schwelgende Oberschicht, dort die darbenden Arbeiter, die wie Sklaven leben. Es herrscht ein Klima der Angst und ständigen Bespitzelung. Thomas, Lara und Viktor müssen eine Rolle spielen, die ihren Überzeugungen völlig widerspricht. Bei Thomas war ich mir nicht sicher, ob er nicht doch die Seiten gewechselt hat. Viktor macht seine Sache gut und findet Zugang zumindest zu einem Teil der Soldaten. Lara ist in meinen Augen das schwächste Glied im Plan. Einige Male hätte ich sie am liebsten geschüttelt, weil sie Friedrich auf gefährliche Weise herausfordert . Der Schluss und damit der Höhepunkt der Erzählung ist dramatisch, wenn auch nicht wirklich überraschend.

Der 2. Band der Trilogie ist eine gelungene , spannende und gut zu lesende Fortsetzung des 1. Bandes und macht neugierig auf das Finale.

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Veröffentlicht am 22.08.2020

Leichter sommerlicher Lesegenuss

Das Lichtenstein - Modehaus der Träume
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Berlin 1913. Das Lichtenstein ist ein eher kleines Kaufhaus. Während Ludwig Lichtenstein das Haus konservativ weiter führen möchte und nichts vom Pariser Chic hält, möchte der jüngere Bruder Jakob das ...

Berlin 1913. Das Lichtenstein ist ein eher kleines Kaufhaus. Während Ludwig Lichtenstein das Haus konservativ weiter führen möchte und nichts vom Pariser Chic hält, möchte der jüngere Bruder Jakob das Geschäft modernisieren und Mode anbieten, die sich an Paris orientiert. Während die beiden um die Leitung des Kaufhauses ringen, beginnt für Hedi das Berufsleben. Hedi liebt Mode und hat ein gutes Gespür dafür, was Frauen steht. Da Hedi und ihre Mutter Hilde nach dem Tod des Vaters Geldsorgen haben, ist das Lichtenstein die perfekte Lösung. Auch die junge Schneiderin Thea arbeitet im Lichtenstein und unterstützt ihre Familie, die in prekären Verhältnissen lebt. Zuletzt wird Hannes als Konfektionär eingestellt. Er hat große Träume, die von Jakob gefördert werden. Gerade als es scheint, als ob Jakob die Oberhand bekommt, lassen zwei Ereignisse die Träume aller zerplatzen. Ein Feuer richtet schweren Schaden im Kaufhaus an und der 1. Weltkrieg bricht aus. Wird es einen Neubeginn für das Lichtenstein geben ?
Der Roman schildert die kleinen und großen Ereignisse im Alltag des Kaufhauses Lichtenstein. Den Rahmen bildet der Streit der beiden Lichtenstein- Brüder über die zukünftige Ausrichtung des Geschäftes. Die beiden könnten gegensätzlicher nicht sein. Ludwig ist konservativ, arrogant und ganz der Herrenmensch. Jakob war mir dagegen sehr sympathisch. Er ist freundlich. kümmert sich um das Wohl seiner Belegschaft und hat große Träume und Ziele. Gefallen hat mir, dass als Gegenpart die Situation der kleinen Angestellten mit Hedi und Thea dem Leser näher gebracht wird. Berührt hat mich, wie die Autorin die Auswirkungen des Krieges auf alle Beteiligten schildert.
Das Buch liest sich sehr unterhaltsam und ich konnte es kaum aus der Hand legen. Ich wollte ständig wissen, wie es weiter geht. Für mich war es ein echtes Lesevergnügen, weil es meine Gefühle angesprochen hat. Ich konnte mich mit einzelnen Figuren identifizieren und es wurden einige historische Fakten eingearbeitet. Ich konnte schlichtweg den Alltag vergessen und das ist für mich mit das beste, was man über ein Buch sagen kann.

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Veröffentlicht am 10.08.2020

Eine Liebe, die nicht sein darf

Frau Beethoven
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1799 fährt die Adlige Anna Brunsvik vom ungarischen Familiensitz nach Wien, um ihre Töchter Therese und die 20jährige Josephine erfolgreich zu verheiraten. Die Mädchen sind musikalisch begabt und die ...

1799 fährt die Adlige Anna Brunsvik vom ungarischen Familiensitz nach Wien, um ihre Töchter Therese und die 20jährige Josephine erfolgreich zu verheiraten. Die Mädchen sind musikalisch begabt und die Mutter verspricht sich Vorteile auf dem Heiratsmarkt, wenn die beiden Klavierunterricht vom berühmten Beethoven erhalten. Josephine und Beethoven verlieben sich in einander. Doch eine Heirat steht nicht zur Diskussion, weil Beethoven nicht von Adel und nicht reich ist. Die Mutter drängt Josephine zur Ehe mit dem wesentlich älteren Joseph Deym. 4 Jahre später ist Josephine Witwe mit 4 Kindern und großen Geldsorgen. Da sie die Vormundschaft für die Kinder nicht verlieren will , bleibt ihr eine Heirat mit Beethoven weiter verwehrt. Es folgt die Ehe mit von Stackelberg, die in einer Katastrophe endet. Josephine stirbt mit nur 42 Jahren.

Als ich das Buch zu lesen begann, habe ich mit einer eher leichten Liebesgeschichte gerechnet. Kennengelernt habe ich eine Frau, die eingeengt durch die damaligen gesellschaftlichen Konventionen, ein in meinen Augen zutiefst unglückliches Leben hatte. Josephine war Beethovens große Liebe und hat ihn zu vielen seiner großen Erfolge inspiriert. Um so mehr Beethoven im Licht stand, um so einsamer und dunkler wurde es um Josephine. Ihre Familie erwartete von ihr, eine gute Partie zu machen. Ihre Gefühle spielten keine Rolle. Die Ehre der Familie war das wichtigste. So kam eine Ehe mit Beethoven nicht in Frage. Jeder Anschein, es könnten Gefühle zwischen den beiden bestehen, musste vermieden werden. Leider führten Josephines Ehen nicht zum erhofften Geldsegen. Josephine kämpfte ihr ganzes Leben mit Geldsorgen und ohne die mit Widerwillen gewährten Geldmittel der Familie und die aus Liebe gemachten Zuwendungen Beethovens hätte sie ihre Kinder nicht durchgebracht. Beethoven hat Josephine immer geliebt und sie unterstützt, obwohl ein gemeinsames Leben nicht möglich war. Sie war seine Muse und viele Werke wären ohne sie nicht geschrieben worden. Beethoven wurde gefeiert, Josephine vergessen. Am Ende des Romans hat mich Josephines Schicksal sehr berührt. Ein Leben, das im Grunde nicht gelebt wurde. Um so erfreulicher ist es, dass die Autorin Josephine durch ihr Buch den Platz an Beethovens Seite gibt, der ihr im Leben verwehrt war.

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