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Meinungen aus der Lesejury

Veröffentlicht am 06.02.2017

Exzellenter, leicht überladener Thriller der gehobenen Klasse

Purpurne Rache
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In der Bretagne wird die Leiche eines Rekruten der hiesigen Militärakademie entdeckt. Untersuchungen ergeben, dass der Mann nach einer alten, afrikanischen Tradition des Kongo brutal gefoltert und seine ...

In der Bretagne wird die Leiche eines Rekruten der hiesigen Militärakademie entdeckt. Untersuchungen ergeben, dass der Mann nach einer alten, afrikanischen Tradition des Kongo brutal gefoltert und seine Leiche wie eine minkondi-Heilerstatue inszeniert wurde. Auf diese Art mordete bereits Philippe Pharabot als berüchtigter "Nagelmann" im Kongo der 70er. Doch Pharabot wurde damals gefasst: Von Grégoire Morvan, dieser Tage Familienoberhaupt einer reichen pariser Familie, äußerst einflussreich und für seine Brutalität bekannt. Und so stellt niemand in Frage, dass er seinen ältesten Sohn zur Ermittlung des Falls abkommandiert. Kurz darauf wird eine weitere, als minkondi inszenierte Leiche entdeckt. Doch der damalige Nagelmann ist tot...
Bereits das Buch kommt in einer beeindruckenden Aufmachung mit Lesebändchen daher. Und auch Grangés Stil ist wie gewohnt wortgewaltig und hervorragend ausgearbeitet. Mehrfach lässt sich beim Lesen erahnen, wieviel Recherchen in diesem Werk stecken. Doch manchmal ist weniger mehr: So steckt der Roman neben den Hauptermittlungen voller Nebenstränge, welche für meinen Geschmack die Handlung zu sehr ausbremsten und somit die Spannung dämpften. Ich vermute, dies war vom Autor dazu gedacht, neben einer reichlichen und gelungenen Komplexität des Romans den Leser auf die ein oder andere falsche Fährte zu locken. Doch ist der Roman selbst stellenweise recht superlativ gehalten, allem voran der Morvan-Clan, in welchem jedes Familienmitglied seine psychische Macken auslebt. Und auch mit Gewalt und Obszönitäten hält sich der Autor diesmal wenig zurück. Da war es mir einfach zuviel, dass neben der Recherchen und den Problemem der einzelnen Familienmitglieder der Familie Morvan auch noch die Finanzmärkte behandelt wurden. Das Ende hingegen ist wiederum sehr gut gelungen, so dass es sich lohnt, den Roman zu lesen. Ein großes Lob gilt zudem der Übersetzung ins Deutsche, welche in meinen Augen sehr gut gelungen ist.
Ein sehr komplexer, anspruchsvoller, für meinen Geschmack etwas überladener Thriller der Superlative.

Veröffentlicht am 18.12.2016

Fiktive Autobiographie einer mutmaßlichen Spionin

Die Spionin
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"Ich bin eine Frau, die im falschen Jahrhundert geboren wurde. Ich weiß nicht, ob sich in der Zukunft jemand an mich erinnern wird, aber wenn doch, dann möchte ich nicht als Opfer gesehen werden, sondern ...


"Ich bin eine Frau, die im falschen Jahrhundert geboren wurde. Ich weiß nicht, ob sich in der Zukunft jemand an mich erinnern wird, aber wenn doch, dann möchte ich nicht als Opfer gesehen werden, sondern als Frau, die mutig ihren Weg gegangen ist und furchtlos den Preis dafür gezahlt hat." (Zitat S. 24)

Mata Hari: exotische Tänzerin, Mätresse einflussreicher Männer - Spionin? Als ebendiese beschuldigt und zum Tode verurteilt nutzt Mata Hari die wenige, ihr verbleibende Zeit bis zur Hinrichtung, um in einem Brief an ihren Anwalt ein Résumé über ihr bisheriges Leben zu ziehen. So beschreibt die im niederländischen Leeuwarden als Margaretha Zelle geborene Mata Hari, wie sie bereits als junge Frau nach Höherem strebte und dem Kleinstadtmief durch die Heirat eines Offiziers zu entkommen versuchte. Doch auch das anschließende Leben als Mutter in Niederländisch-Ostindien entpuppte sich als einziger Alptraum, vor welchem sie letztendlich nach Paris flüchtete, wo sie ihren starken Drang zur Unabhängigkeit als Mata Hari (javanisch für "Aufgang der Sonne, Auge des Tages") verwirklichen konnte.

Der Roman liest sich als fiktive Biographie, in kurzer Zeit geschrieben. Schnell wird deutlich, dass Mata Hari sich emotional stets von anderen Menschen distanzierte. Ihr Erscheinungsbild machte vielen Männern Angst, wurde jedoch zu ihrer wichtigsten Waffe, um ihre Ziele zu erreichen. Durch den aufkommenden Krieg wurde sie jedoch einigen Personen ein Dorn im Auge und zum Spielball gewichtiger Männer, was letztlich ihr Schicksal besiegelte. Abgerundet wird der Roman von einem Brief ihres Anwalts, welcher Mata Hari jedoch nie erreichte.

Eine realitätsnahe, fiktive Autobiographie zu schreiben ist natürlich eine Herausforderung für jeden Autor. Gespannt erwartete ich, Einblicke in das Leben Mata Haris zu erlangen. Doch obwohl ich durch diesen Roman so einiges aus ihrem Leben erfuhr, blieben die Charaktere größtenteils sehr flach, hatte ich keine Gelegenheit, ausreichend in die Gefühlswelt Mata Haris einzutauchen. So distanziert sie anderen Menschen gegenüber blieb, so distanziert gestaltet sich leider auch dieser Roman. Zudem bleibt bis zum Schluss ungeklärt, inwiefern sie wirklich spionierte und/oder sich unwissend stellte oder nicht. Ein Roman, der mir persönlich zu vieles ungeklärt ließ, schade!

Veröffentlicht am 12.12.2016

Hier wird Fantasy zur Fun-tasy!

Funtastik
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Wie besiegt man einen Nekromanten, der die verfluchteste Stadt des Kontinents bedroht?
Ist ein schwarzes Einhorn wirklich unbesiegbar?
Wie lebt jemand, der unter der Wahrscheinlichkeit der Unwahrscheinlichkeit ...

Wie besiegt man einen Nekromanten, der die verfluchteste Stadt des Kontinents bedroht?
Ist ein schwarzes Einhorn wirklich unbesiegbar?
Wie lebt jemand, der unter der Wahrscheinlichkeit der Unwahrscheinlichkeit leidet?
Sind die monströsen Uhrgeheuer würdige Gegner für technikaffine Gremlins?
Kann eine Invasion der Erde nach intergalaktischen Regeln erfolgen, bevor die Menschheit sich selbst ausrottet?
"Funtastik" ist eine unterhaltsame Sammlung humorvoller Fantasy und Science Fiction deutscher Autoren, die sich keineswegs hinter Büchern namhafter Autoren verstecken muss. Wie von anderen Kurzgeschichten-Sammlungen gewohnt bietet auch diese Anthologie unterschiedliche Stile, die einem mal mehr, mal vielleicht weniger zusagen mögen. Im Großen und Ganzen sollte hier jedoch wirklich für jeden etwas dabei sein. Ich hatte auf jeden Fall meinen Spaß beim Lesen und kann "Funtastik" jedem empfehlen, der sich nicht scheut, beim Lesen spontan drauflos zu kichern.

Veröffentlicht am 23.10.2016

Rasanter Krimi in japanischer Atmosphäre

Shinigami Games
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Direkt vor Inspector Yuka Satos Augen wird einer ihrer Kollegen hinterhältig ermordet - mitten am Tag, nahe des japanischen Kaiserpalastes in Tokio. Und dies war erst "Runde 1" des tödlichen Spiels, welches ...

Direkt vor Inspector Yuka Satos Augen wird einer ihrer Kollegen hinterhältig ermordet - mitten am Tag, nahe des japanischen Kaiserpalastes in Tokio. Und dies war erst "Runde 1" des tödlichen Spiels, welches der selbsternannte Shinigami, "Dämon des Todes", von nun an mit Yuka Sato spielen wird...
Im dritten Roman der vierteiligen Serie um Inspector Sato wird diese mit einem gefährlichen Gegner konfrontiert: Eine Woche lang muss sie täglich eine weitere Runde seines Spiels bewältigen, Menschen vor dem Tod bewahren, bis in der letzten Runde nicht nur ihres, sondern die Leben unzähliger weiterer Opfer auf dem Spiel stehen werden. Ein Fall, welcher auch unkonventionelle Methoden erfordert. Während der Ermittlungen taucht der Leser in die geschickt vom Autoren konstruierte japanische Atmosphäre ein, bekommt Einblicke in die japanische Kultur.
Das Buch ist entsprechend der Spielrunden des Shinigami in sieben Runden plus Endrunde unterteilt, welche ebenso wie die Unterkapitel mit passenden Titeln versehen sind. Ein Dramatis Personae (Personenregister) sowie ein Glossar über viele japanische Begriffe runden den Roman ab. Als kleines Extra findet sich am Ende des Buches noch ein Kurzkrimi über Yuka Sato, welcher ein Preqel zur Serie darstellt.
Der Roman lässt sich auch ohne Vorwissen der ersten beiden Fälle der Serie gut lesen. Leider habe ich einen für meinen Geschmack notwendigen Tiefgang die Ermittlerin betreffend vermisst, wodurch die ansonsten recht spannende Story vor allem in den ersten Runden teilweise etwas oberflächlich wirkte.

Veröffentlicht am 23.10.2016

Das Böse lauert überall!

Cooper
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Um es gleich vorweg zu nehmen: Dieses Buch ist anders!
Eine junge Frau hat sich mit ihrem Mann für sich und die beiden Töchter ein kleines Wochenendhäuschen auf dem Land gekauft, nichtsahnend, dass dies ...

Um es gleich vorweg zu nehmen: Dieses Buch ist anders!
Eine junge Frau hat sich mit ihrem Mann für sich und die beiden Töchter ein kleines Wochenendhäuschen auf dem Land gekauft, nichtsahnend, dass dies ihr Leben für immer verändern wird...
Wer nun einen klassischen Krimi oder gar Thriller erwartet, sei gewarnt: Das Buch hat eher den Stil einer Novelle, einer Erzählung mit einem auf den ersten Blick mystischen Touch sowie sehr viel Symbolcharakter.
Eberhard Rathgeb zeichnet durch seinen ungewohnten, jedoch äußerst wortgewaltigen Stil eine Atmosphäre, die bereits sehr früh das folgende Grauen durch geschickt platzierte Andeutungen erahnen lässt. Andeutungen, welche jedoch so fein sind, dass sie beim ersten Lesen kaum wahrgenommen, für unwichtig erachtet werden. Andeutungen, bei denen man sich als aufmerksamer Leser fragt, ob das Unheil wohl hätte verhindert werden können.
Das folgende, so plötzlich zuschlagende Grauen wird äußerst subtil dargestellt und wirkt dadurch umso düsterer, brutaler. Vor allem dieser erste Schicksalsschlag der Familie ist so abstrakt geschildert, dass man als Leser gezwungen ist, seine Fantasie zu benutzen um zu verstehen, was wirklich vorgefallen ist. Ein Grauen, welches - leider - tagtäglich auf der Welt geschieht, und das Opfer psychisch zerstört zurück lässt.
Nach dem nur kurze Zeit später folgenden zweiten Schicksalsschlag, welcher leichter verständlich, jedoch nicht weniger schrecklich ist, plätschert das Buch dann im letzten Kapitel leider so langsam aus, bar jeder Spannung, eher das Leben überdenkend.
Nachdem ich mich in diesen äußerst ungewohnten Schreibstil eingefunden hatte, traf mich das erste Grauen wie eine Wucht. Durch das nur angedeutete Geschehen war ich gezwungen, hinter die vom Autoren errichtete Fassade zu schauen, und was ich nach und nach erblickte, war in meine Augen das blanke Entsetzen! Plötzlich ergaben vorherige Details einen Sinn, stachen wie Warnsignale hervor. Der zweite Schicksalsschlag der Familie war dafür umso verständlicher. An dieser Stelle hätte der Roman fast schon beendet werden können. Leider folgt noch ein recht langes letztes Kapitel, welches leider zu keinerlei Höhepunkt mehr fand und dazu führte, dass ich mehr und mehr die Lust am Lesen verlor. Dies ist sehr schade, wenn man bedenkt, wie gelungen und außergewöhnlich die ersten drei Kapitel gestaltet sind. Somit komme ich nicht umhin, wegen des letzten Kapitels einen Stern in der Bewertung abzuziehen.