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Meinungen aus der Lesejury

Veröffentlicht am 15.09.2020

„Erinnerungen sind keine runde Sache. Sie sind kantig und sie sind rau“

Schwestern bleiben wir immer
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Die meisten von uns leiden irgendwann im Verlaufe ihres Lebens an Verlusten, enttäuschten Hoffnungen, finanziellen Sorgen, Krankheiten,….
Die Schwestern Katja und Alexa sind damit aufgewachsen. Sie hatten ...

Die meisten von uns leiden irgendwann im Verlaufe ihres Lebens an Verlusten, enttäuschten Hoffnungen, finanziellen Sorgen, Krankheiten,….
Die Schwestern Katja und Alexa sind damit aufgewachsen. Sie hatten immer einander, jetzt ist die Mutter gestorben, zu der besonders Katja, fast 42 Jahre alt, in den letzten Jahren nur einmal Kontakt gehabt hat; Alexa, die drei Jahre ältere, hatte sie überredet, als die Mutter im Sterben lag. Unter dem wenigen, was vom Leben der Mutter übrig ist, findet Alexa nun einen Brief, dessen Inhalt sie verstört. Der Brief deutet an, dass es da noch etwas zu erzählen gab, unterlässt dies aber, belässt es bei Andeutungen.

Die Beziehung zu Mutter Ines war für beide Töchter schwierig: „Sie ließ uns allein mit unserer Wut“. S. 25. Der Vater war gegangen, als die Mädchen noch klein waren – erklärte hatte die Mutter dies nie. „Sie war nicht böse, jedenfalls nicht immer, meistens hatte sie einfach keine Lust, sich um uns zu kümmern.“ S. 37 und „Bis heute bin ich mir nicht sicher, ob Ines uns nicht liebte, weil sie es nicht konnte, oder ob sie uns nicht liebte, weil sie es nicht wollte.“ S. 72

Beide Schwestern leben ihr Leben – Katja ist berufstätig, ein Teenager-Sohn, der Vater hat die Familie allein gelassen, auch er. Alexa ist Hausfrau, verheiratet, Teenager-Tochter, Teenager-Sohn – sie hatten noch eine schwerstbehinderte Tochter, die gestorben ist. So wie Katja als Begründung für ihr Tun oder (Unter-)Lassen vor sich herträgt, berufstätig zu sein, so verwendet Alexa ihr Familienmodell als Rüstung und Waffe. Autorin Barbara Kunrath schafft es, beider Lebenskonzept und Argumente gleichermaßen zu hinterfragen. Die Perspektive im Roman wechselt zwischen den Schwestern, wobei Alexa immer als Ich-Erzählerin erscheint, bei Katja wird zur dritten Person gewechselt.

Mit Alexa ist das so: ich mag nicht besonders, dass sie vermittelt, die „richtige“ Art Leben zu leben – allerdings wäre sie diejenige, die ich sofort zum Babysitting für mein Kind einsetzen würde. Sie ist zuverlässig, es gäbe regelmäßige Mahlzeiten, alles würde „richtig“ ablaufen. Und ich würde hinterher Scham empfinden, ob sie die Wollmäuse gesehen hat, die Tiefkühlgerichte, …Katja hätte man gerne als Kumpel, Alexa nicht.

Die Schwestern versuchen, dem Geheimnis aus der Geschichte ihrer Mutter nachzuspüren, stoßen auf Widerstände. Als es danach in ihrer beider Leben zu Auflösungserscheinungen ihrer Lebenskonzepte kommt, treiben sie die Suche voran. Was sie erfahren, verändert alles. Quasi nebenbei stellt sich heraus, dass das Miteinander geprägt ist davon, die Schwester sowohl zu beneiden als auch ihr Verhalten nicht nachvollziehen zu können. Letztendlich müssen sie sich, auch angesichts der neuen Erkenntnisse, beide ähnlichen Fragen stellen: „ ‚Wovor hast du Angst?‘, fragt er.
Die Frage müsste lauten: Wovor hast du mehr Angst? Vor dem gar nicht? Oder vor dem zu viel? Sie weiß es nicht.“
„Sie braucht Raum und Freiheit, sonst wird sie ersticken. Aber wo hört der Raum auf, und wo wird die Freiheit zur Lüge?“ S. 164

Kein „Frauen-/Liebesroman“, aber doch eher Fragen nachspürend, denen sich Frauen ausgesetzt sehen - der Roman gibt in einem ruhigen, melancholischen Stil, häufig mit schöner bildhafter Sprache einen Einblick dazu, was funktioniert und was verletzt an Geschwistern und Familien, Eltern und Kindern, Paaren und Lebensentwürfen – meiner Meinung nach sehr gut gelungen, allein der Epilog ist mir zu glatt geraten, zu „aufgelöst“
(4,4 von 5 Sternen).



passendes Folgebuch:

Wer ein ähnliches Thema von der Kindheit zum Erwachsenen lesen möchte: literarischer, aber leicht lesbar geschrieben, thematisiert so etwas Rose Tremain für zwei Jungs, die als beste Freunde ab ihrer Kindheit etlichen Widrigkeiten nur gemeinsam zu trotzen vermögen. Rose Tremain: Und damit fing es an

Veröffentlicht am 14.09.2020

„Nachts wirken alle Dinge schlimmer“ – spannend, aber bitte nicht den Klappentext lesen

Night Falls. Du kannst dich nicht verstecken
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Jenny Milchman hat mit „Night Falls (Du kannst dich nicht verstecken) – im US-amerikanischen Original „As Night falls“ – einen Thriller abgeliefert, den ich immerhin so spannend fand, dass er für mich ...

Jenny Milchman hat mit „Night Falls (Du kannst dich nicht verstecken) – im US-amerikanischen Original „As Night falls“ – einen Thriller abgeliefert, den ich immerhin so spannend fand, dass er für mich als Pageturner wirkte. Das liegt zum einen an dem über lange Strecken ab dem Beginn als „Kammerspiel“ angelegten Szenario, in dem der Roman bis auf die Rückblenden im einsam gelegenen Wohnhaus der Familie Tremont spielt, die aus den Eltern Sandy und Ben und der fünfzehnjährigen Teenager-Tochter Ivy besteht. Zum anderen liegt die Wirkung an einem Motiv, das meiner Erfahrung nach besonders US-amerikanische Bücher und Filme gerne und häufig aufgreifen: es geht im Buch um die direkte Bedrohung einer Familie durch Verbrecher, in diesem Falle durch die beiden entflohenen Strafgefangenen Nick und Harlan.

Wenn ich hier von einem Motiv spreche, dann, weil es genretypisch bei entsprechenden Werken gerne fast jede Art von Gewalt für die Gegenwehr rechtfertigt bis hin zur Selbstjustiz – und auch, wenn an dieser Stelle natürlich auch deutsches Recht die Option zu Notwehr gibt, selbst zur sogannten erweiterten (also um zum Beispiel Familienmitglieder zu schützen), wirken diese Darstellungen auf die meisten von uns im deutschsprachigen Raum doch gerne recht überzogen. Milchman spart hier nicht an Brutalität – die Eindringlinge sind knallhart bestrebt, ihre Macht mit allen Mitteln durchzusetzen (Entwarnung: KEINE sexuellen Übergriffe) – aber ihre Protagonisten sind für mich dadurch glaubwürdig, dass sie eben keine Selbstjustiz-Bestrebungen aufweisen, sondern schlicht ums nackte Überleben kämpfen und man ihre Abwägungen mitbekommt, welche ihrer Maßnahmen zu welchen Gegenmaßnahmen auf Seiten der Verbrecher führen könnten, so dass vieles nachvollziehbar verworfen wird, um zu keiner weiteren Gefährdung beizutragen.

Der Spannungsbogen wird durchgängig gehalten ab Beginn, da man bereits nach wenigen Seiten schon mitlesen kann, wie der Ausbruch aus dem Gefängnis vorbereitet und dann auch durchgeführt wird, als vier Gefangene zu einem Außen-Arbeitseinsatz gebracht werden. Darüber hinaus gibt es Rückblenden in die Vergangenheit, zu einer Familie, bei der die Mutter einen, sagen wir sehr speziellen, Fokus auf den kleinen Sohn legt. Der Zusammenhang erschließt sich bald, aber die weiteren Hintergründe werden erst allmählich offenbar.

Was ich gut finde: Verbrecher Nick wird nicht als an sich gestörte Persönlichkeit dargestellt – die Autorin beschreibt hingegen, inwieweit durch das Fehlen von gezogenen Grenzen in seiner Vergangenheit sein Charakter geformt wurde (keine Entschuldigung durch „traurige Kindheit“ oder „Veranlagung“), das ist einmal etwas angenehm anderes.

Wermutstropfen
Das Buch hätte bei mir besser abschneiden können, wenn ich nicht einige Schwächen gesehen hätte.
Gerade zu Beginn verwendet die Autorin einige Bilder, die wohl sprachlich anspruchsvoller sein sollen, aber auf mich eher befremdlich wirken, z.B. „Harlans Gesicht passte zum Rest seines Körpers. Seine Nase erinnerte an die eines Nagetiers, war grob geformt und einfach mitten in sein Gesicht gedrückt. Seine Augen waren ebenso wenig fein geschnitten, sondern rund wie Münzen und ziemlich ausdruckslos. Sein Mund erinnerte an die weit geschwungene Biegung eines Flusses.“ Der Text wirkt gerade zu Beginn durch ähnliche Stellen auf mich etwas zu sperrig.

Achtung, Spoiler-Alarm: der Klappentext enthält den Hinweis, dass Sandy einen der Männer kenne – so bitte nicht. Da das meist vom Verlag kommt, kann die Autorin natürlich nichts dafür, also habe ich mich bemüht, das nicht mit zu bewerten. Und: ich sehe nicht, wie etwas möglich gewesen sein soll zum Thema „dritter Mann“.

Spannung von Beginn an und Kammerspiel-Szenario bei nachvollziehbaren Überlegungen der Familie führen damit bei mir zu 3,5 von 5 Punkten – trotz der genannten Schwächen



Als Folgebuch empfehle ich Anna Snoekstra: "Ihr letzter Sommer" - zum Thema Familie und Auswirkungen

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Veröffentlicht am 12.09.2020

Lebensentscheidungen

Solange du bleibst
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Nach dem dramatischen Ende für Julia und Jeremy in „Bis du wieder atmen kannst“ kommt Julias Geheimnis an die Öffentlichkeit, denn auch Jeremys Eltern und sein bester Freund Max bekommen mit, was ihr zugefügt ...

Nach dem dramatischen Ende für Julia und Jeremy in „Bis du wieder atmen kannst“ kommt Julias Geheimnis an die Öffentlichkeit, denn auch Jeremys Eltern und sein bester Freund Max bekommen mit, was ihr zugefügt wurde. Doch nicht nur das, am Folgetag steht die Polizei im Haus, weil es falsche Anschuldigungen gibt, ausgerechnet gegen Jeremy. Julia steht vor der Situation, endlich die Wahrheit sagen zu müssen und eine Entscheidung dazu zu treffen, wie sie sich gegenüber den Behörden verhalten will. Gleichzeitig gibt es einige ungeklärte Situationen – sowohl zwischen Julia und Jeremy als auch für Jeremy selbst. Die geheimnisvolle Katherine aus dem Vorbuch meldet sich wieder und bittet dringend um ein Treffen.

Alles ändert sich, die Schulzeit geht nun endgültig zu Ende, die jungen Leute um Julia und Jeremy müssen Entscheidungen zu ihrer Zukunft treffen, im Leben von Grace gibt es Änderungen. Doch am härtesten trifft es Jeremy: er erfährt von einer Gefahr, die er sich nie im Leben hätte träumen lassen, und muss sich damit auseinandersetzen, eine Entscheidung zu treffen zwischen Liebe, Verantwortung, Rücksichtnahme und dem Recht auf eigenes Glück.

Wer den Vorband gelesen und gemocht hat, kommt eigentlich um diesen zweiten Band der zweibändigen Reihe nicht herum. Das Buch schließt die Geschichte ab, bringt allerdings auch Neuigkeiten, die so nicht im Ansatz vorherzusehen waren; man fragt sich schon ein wenig als Leser, warum gerade diese beiden so viel auszuhalten haben. Hier kommt so ein wenig mein Problem: „Solange du bleibst“ ist einerseits eindeutig „tränenlastiger“ als der erste Band, ich wüsste andererseits jedoch nicht, wie man das hätte vermeiden können bei der Art Entwicklung, die Jeremy und Julia da durchstehen müssen. Ich finde die verschiedenen Ansätze sehr glaubwürdig dargestellt, Jeremys Sorgen, die Hilfen des Umfelds, die verschiedenen Anregungen für seine Entscheidung.

Das eigentliche Leben mit den getroffenen Entscheidungen findet dann „zwischen den Seiten“ statt, keine Schwäche des Buches, sondern eher eine starke Entscheidung der Autorin, finde ich: es geht ihr vielmehr um die Entscheidung für das Leben, die Lebensentscheidungen. Das das über so viele Seiten stattfindet, ist zwar realistisch, gerade das Wechselbad zwischen „Einigeln“ und der Suche nach Liebe, aber für meinen persönlichen Geschmack nicht ganz das, was ich dauernd lesen möchte. Hier in diesem Zusammenhang mit dem ersten Band passt es (noch).


Wie Band 1 ein Buch, das ich eher für ältere Teenager empfehlen würde und eher mit der Möglichkeit, darüber mit jemandem diskutieren zu können. Auch wenn ich diesen Abschluss der Mini-Reihe nicht missen möchte, fand ich Band zwei als schwächer als Band 1.
4 von 5 Sternen.

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Veröffentlicht am 26.08.2020

Origineller Grundplot, dem der Autor leider etwas die Wucht nimmt

Das Verlies
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Herbst 2001
Der erfolgreiche Luxusauto-Händler Rolf Lura verprügelt und vergewaltigt Ehefrau Gabriele. Wieder einmal, nachdem gerade einige Monate „Ruhe“ gewesen war, von den üblichen Kontrollanrufen abgesehen. ...

Herbst 2001
Der erfolgreiche Luxusauto-Händler Rolf Lura verprügelt und vergewaltigt Ehefrau Gabriele. Wieder einmal, nachdem gerade einige Monate „Ruhe“ gewesen war, von den üblichen Kontrollanrufen abgesehen. Soweit man von Ruhe reden kann, wenn der 12jährige Sohn Markus aus dem Nebenzimmer alles mithören kann und vor Angst bereits zittert, wenn der Vater das Haus betritt. Ihn rührt der Vater immerhin nicht an. Am nächsten Tag verlässt Lura wie üblich das Haus, doch er trifft nie im eigenen Autohaus ein. Den Ermittlern Julia Durant und Frank Kullmer erscheint die Frau merkwürdig unbeteiligt – schließlich sollte eine liebende Ehefrau doch besorgt sein wegen eines möglichen Unfalls oder Verbrechens. Bald überstürzen sich die Ereignisse.

Das war doch (endlich) einmal etwas – bislang hatte ich bei diesem Re-Read an meinem Verstand gezweifelt, der mich sehr viele der Bände der Serie hatte kaufen lassen. Der Plot hier ist recht originell – wobei gleich eine Einschränkung kommt. Mir hätte es deutlich besser gefallen, wenn es nicht nach etwas unter der Hälfte der Seiten eine Auflösung gegeben hätte zu Tat und Täter. Das wäre durchaus gegangen und Autor Andreas Franz hätte nicht gleich so viel „Wind aus den Segeln“ der Geschichte genommen. So wurde leider aus einem „Whodunnit“ ein „wird es den Ermittlern gelingen, den mir längst bekannten Täter und sein mir längst bekanntes Motiv zu ermitteln?“. Dieses Konstrukt funktioniert zwar beispielsweise bei den bekannten „Columbo“-Filmen, da sieht aber der Zuschauer gleich zu Beginn Tat und Täter und kann dann Inspektor Columbo mit seinen wunderbaren Manierismen begleiten – hier im Buch ist das mir irgendwie weder Fisch noch Fleisch.

Insgesamt gab es einige Verbesserungen zu den Vorbänden, aber auch ein Beibehalten von Dingen, die mir schon von Beginn an schwer im Magen lagen. Da sind Durant und Hellmer mit dem Bruder des Verschwundenen in dessen Wohnung – und der bittet: „ ‚Macht es Ihnen was aus, wenn ich mir einen Whiskey genehmige? Mein Bruder hat nämlich nur beste Ware.‘
‚Wenn Sie nachher noch Auto fahren können‘, sagte Hellmer.“
Aber ja. Immerhin wird Julia Durant nur an einer Stelle ein Mittagsbierchen zugestanden, weil sie das ja sonst nie tagsüber und nie im Dienst trinke. Wer auch immer in den Vor-Bänden an ihrer Stelle gebechert hatte…
Im Rückblick sind übrigens die „Bösen“ immer die, die Analverkehr bevorzugen. Könnte doch eine interessante Note in die Befragung von Verdächtigen bringen, sozusagen im Ausschlussverfahren die Vorlieben abklären?!

Wie gesagt, den Grundplot fand ich dieses Mal originell und den Einstieg gut. Am Ende fehlt es mir dann ein bisschen, die Person, die einknickt, obwohl sie vorher loyal und hart war, konnte ich nicht so ganz abnehmen, ebensowenig die Art späte Reue inklusive Übertragung des Geldes. Da wollte der Autor meinem Gefühl nach zu schnell zu einem Ende kommen.

Ansonsten, gerade im Vergleich mit den Vorbänden: 4 Sterne. Für die Reihe echt ein Top-Resultat.

Personenverzeichnis:
Melissa Roth, Studentin
Rolf „Rolfi“ Lura, erfolgreicher Autohaus-Besitzer für Luxusfahrzeuge, geb. 26.6.1957
seine Ehefrau Gabriele, früher Konzertpianistin, 11 Jahre jünger
der gemeinsame Sohn Markus, 12
Rolfs jüngerer Bruder Wolfram, arbeitsloser Journalist mit Vorliebe für Alkohol
Wolframs Lebensgefährtin Andrea Lieber, Lektorin bei einem Verlag
Rolfs und Wolframs Eltern: Ursula und Horst Lura

Frau Walter – Sekretärin von Rolf Lura
Mitarbeiterin Judith Klein
Mitarbeiterin Karin Kreutzer
Mitarbeiterin Mandy Preusse
Dr. Werner Becker, Anwalt und Freund von Rolf Lura. Seine Frau Corinna, zwei Kinder.

Julia Durant, 39
Frank Hellmer, ihr Lieblingskollege, dessen Frau Nadine, Tochter Stephanie
Kullmer, Vorname Peter (was man hier wieder nicht nennt) und dessen Lieblingskollegin Doris Seidel, ein Paar mit getrennten Wohnungen
Chef Berger, seit einem Jahr in zweiter Ehe mit Marcia. Erwähnt wird auch wieder seine Tochter Andrea, sie studiere Psychologie und wolle zur Truppe (früher hieß es mal, sie sei an der Polizeiakademie, aber kann ja danach sein?!)
Rechtsmediziner Morbs und Bock.
Der Profiler Prof. Richter wird mal wieder erwähnt

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Veröffentlicht am 21.07.2020

Und die Kohlweißlinge fliegen fort oder „Schrödingers Hund“

Der Freund
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Ich denke/befürchte, dieses Buch wird man lieben oder total sinnlos finden. Es gibt auf Bookcommunities ganze Seiten voller Anfragen von Noch-nicht-gelesen-habenden, ob denn der Hund sterbe – dabei geht ...

Ich denke/befürchte, dieses Buch wird man lieben oder total sinnlos finden. Es gibt auf Bookcommunities ganze Seiten voller Anfragen von Noch-nicht-gelesen-habenden, ob denn der Hund sterbe – dabei geht es ursprünglich um die Trauer der Ich-Erzählerin über den Tod eines Freundes, ihres besten, langjährigen Freundes, durch Selbstmord.
„Ich war nicht die Einzige, die den Fehler beging, zu glauben, du würdest es nicht tun, nur weil du so viel darüber gesprochen hast.“ 1. Teil
Die riesige Dogge Apollo „erbt“ sie von ihm, wie sie scheint er zu trauern.

Oder ist der Hund letztlich ihr Freund, der „beste Freund des Menschen“? Geht es doch, auch, um die letzten Jahre eines betagten Hundes? Oder geht es um den Freund, der sich noch um sie kümmert, um Freundschaft generell. „Der Freund, der am meisten Verständnis für meine Situation hat, ruft an, um sich zu erkundigen, wie es mir geht. Ich erzähle, dass ich versuche, mit Musik und Massagen Apollos Depression zu lindern, und er fragt, ob ich eine Therapie in Erwägung ziehe. Ich sage, dass ich Tiertherapeuten skeptisch gegenüberstehe, und er sagt: Das habe ich nicht gemeint.“ 7. Teil Vielleicht geht es auch vorrangig ums Schreiben, den Literaturbetrieb. Wer weiß…

Das Buch ist sowohl sehr mehrschichtig, springend zwischen den Themen, eine einzige Zitatensammlung, was ich hier angenehm fand – auch wenn mein Buch-Wunschzettel wieder wahnsinnig gewachsen ist. Im Gegensatz zu Delphine de Vigans von mir so empfundenen „Name dropping“ sind im Repertoire von Nunez weithin bekannte Namen, Rilke, die Brüder Grimm, gar. Und die Handlung stellt einiges in Frage, mit Kohlweißlingen, einem Besuch bei einem Rekonvaleszenten, den Gemeinsamkeiten von Dogge und Dackel, der weißen Seite – garantiert perfekt für die Lektüre in der Gruppe.

Leicht zu lesen, schön zum Nachsinnen und Weiterlesen. Mit der Mehrdeutigkeit konnte ich umgehen, speziell mit der um „Schrödingers Hund“ (das habe ich geklaut von einem Kommentar in einer Buchcommunity)

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