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Veröffentlicht am 02.10.2020

Einfach nur herrlich

Funkenmord (Kluftinger-Krimis 11)
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Wer hat vor über 30 Jahren wirklich eine junge Lehrerin beim Funkenfest an ein Kreuz gebunden und angezündet? Das ist die zentrale Frage für Kluftinger, der den Fall damals eigentlich schon abgeschlossen ...

Wer hat vor über 30 Jahren wirklich eine junge Lehrerin beim Funkenfest an ein Kreuz gebunden und angezündet? Das ist die zentrale Frage für Kluftinger, der den Fall damals eigentlich schon abgeschlossen hat, aber glaubt dem Falschen ein Geständnis entlockt zu haben. Also ermittelt er weiter in dem Cold-Case, der offiziell ja kein richtiger ist. Egal, weniger egal hingegen ist, dass seine Frau Erika antriebslos auf der Couch liegt und er sich nebenbei um den Haushalt kümmern muss – für Kluftinger eine ganz neue Erfahrung mit Folgen.

Dieses Buch ist bereits Band 11 der Reihe, für mich war es der erste und trotzdem habe ich alles verstanden und schnell die einzelnen Charaktere kennen und schätzen gelernt. Okay, ich hatte etwas Hilfe, da ich eine Bekannte zum Vorgänger ein wenig ausgefragt habe, nachdem klar war, dass man den Vorgänger eigentlich kennen sollte. Daher hatte ich ein paar wesentliche Infos, aber ich denke es wäre auch ohne gegangen, denn die wesentlichen Punkte werden schon früh und gekonnt in die Geschichte eingebunden, um wirklich jeden Leser mitzunehmen.

Der Cold Case ist mehr als passabel und die schrittweise Aufklärung alles andere als uninteressant, trotzdem haben mich das Drumherum und die Charaktere deutlich mehr unterhalten und stellten für mich irgendwie den Mittelpunkt dar. Ich habe Tränen gelacht, ob Klufti gerade Wäsche wusch, über den Dr. Langhammer lamentierte (und Schlimmeres…) oder versuchte mit seinen Englischkenntnissen zu punkten. Den Klufti muss man ins Herz schließen, selbst wenn er manchmal in seinen Verhaltensweisen vor allem gegenüber Frauen und Technik etwas antiquiert wirkt. Spätestens Kluftis Einstellung zu Flüchtlingen und dem Heim vor Ort, machen manchen leicht chauvinistischen Patzer, der nie wirklich böse gemeint ist, mehr als wett. Die ganze Familie ist aber auch wirklich hinreißend und entsprechend ist Klufti auch bereit einiges auf sich zu nehmen und besucht sogar eine Thermomixvorstellung, um seiner Frau einen Gefallen zu tun.

Gefallen hat mir die neue Kollegin Lucy Beer, die mit ihrer offenen und deutlichen Art das Team gelungen verstärkt und frischen Wind in die Männerriege bringt, die noch um den verstorbenen Kollegen trauert.

Kurzweilig, humorvoll und dann auch noch mit einem echt passablen Fall und einer gelungen Auflösung, hat mich das Buch vollends überzeugt. Wer einen ernsten und super spannenden Krimi sucht ist hier sicher nicht richtig, aber wer einfach mal eine schöne, lustige Auszeit im Allgäu, mit einem Kriminalfall als Grundlage, verbringen will, ist hier bestens bedient.
Ich freue mich auf weitere Fälle und werde die Wartezeit auf einen neuen Fall mit den früheren Bänden überbrücken.

Veröffentlicht am 29.09.2020

Schnell gelesen, aber es wirkt lange nach

GOTT
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Ein älterer, aber gesunder Witwer mit Familie hat seinen Lebensmut verloren und möchte sich mit ärztlicher Hilfe suizidieren. Es kommt zu einer Tagung der Ethikkommission, um die Vor- und Nachteile zu ...

Ein älterer, aber gesunder Witwer mit Familie hat seinen Lebensmut verloren und möchte sich mit ärztlicher Hilfe suizidieren. Es kommt zu einer Tagung der Ethikkommission, um die Vor- und Nachteile zu erörtern. Rechtlich ist der Weg bereitet. sodass Ärzte dem Wunsch nachgeben können, doch ist das richtig? Welche Folgen könnte es haben und welche hat es, wenn Ärzte dem Wunsch ihrer Patienten nicht entsprechen? Das Thema wird aus den verschiedensten Blickwinkeln getrachtet und der Leser als Teil des Publikums ist gefragt sich eine eigene Meinung zu bilden.

Nachdem mir „Kaffee und Zigaretten“ nicht so gefiel und „Trotzdem“ zwar interessant, aber nicht ganz das Erwartete war, habe ich hier wieder einen Schirach vorgefunden, der mich einfach nur begeistert hat. An sich bin ich seit der Schulzeit kein großer Freund davon Theaterstücke zu lesen und ich mag unter normalen Umständen auch eher keine offenen Enden, doch hier ist es ganz anders. Ähnlich wie bei „Terror“- welches ich nebenbei ebenfalls gerne empfehle!- gelingt es dem Autor den Leser von der ersten Seite an zu fesseln, mit verschiedenen Meinungen zum Nachdenken anzuregen und das Für und Wider abzuwägen. Selbst wenn man vorher eine scheinbar feste Meinung hatte, ist der aufgeschlossene Leser auch immer wieder am prüfen, ob der eigene Standpunkt tatsächlich so unerschütterlich ist. Schirach scheut sich auch nicht seine Figuren hart zur Sache diskutieren zu lassen und unangenehme Wahrheiten einzubinden. Am Ende muss und darf man selbst abstimmen.
Dabei benötigt der Autor in seinen Dialogen relativ wenige Worte und trotzdem muss man nicht die Kunst des „Zwischen-den-Zeilen-Lesens“ beherrschen, denn es werden die jeweiligen Standpunkte deutlich. Der Rechtssachverständige, das Mitglied des Ethikrates, aber auch ein Mediziner und ein Theologe bekommen Möglichkeit ihre Ansichten zu präsentieren und müssen sich harten Fragen stellen. Doch so klar und hart Schirach die Aspekte des gesellschaftlich relevanten Themas auch darstellt, so richtet und urteilt er nicht. Ob man nun dafür oder dagegen ist, für jeden ist das Buch gelungen, um die eigene Position vielleicht noch zu stärken oder auch um die andere Seite besser zu verstehen, vielleicht sogar die Meinung zu ändern.
In meinem Fall kamen immer wieder Aspekte zur Sprache, die mich ein wenig wanken ließen. Genau das habe ich von dem Buch erhofft und erwartet. Nachdem ich das Buch nun schon vor einigen Tagen beendet habe, habe ich noch immer die gesamte Tagung präsent und beschäftige mich immer wieder mal in einer ruhigen Minute mit dem Thema.

Ein typischer Schirach - relativ schnell gelesen, aber mit so vielen Denkanstößen zum Thema Suizid, dass man sich unweigerlich lange, und aus verschiedenen Blickwinkeln, mit der Thematik beschäftigt. Daher kann ich das Buch nur weiterempfehlen, auch wenn man glaubt gar nicht so sehr von dem Thema tangiert zu sein. Die Fragen „Wem gehört unser Leben?“ und „Wer entscheidet über unseren Tod?“ sind für jeden eine Überlegung wert.
Die drei Essays am Ende des Buches greifen das Thema wissenschaftlich noch einmal auf und ermöglichen leichter eine eigene Meinung zu fassen.

Veröffentlicht am 15.09.2020

Umweltschutz geht uns alle an

Groß genug, die Welt zu retten
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Umweltschutz geht alle an – auch und besonders die Kinder, darum ist es auch wichtig sie bereits früh für die Probleme zu sensibilisieren und Auswege und Möglichkeiten aufzuzeigen – genau das macht dieses ...

Umweltschutz geht alle an – auch und besonders die Kinder, darum ist es auch wichtig sie bereits früh für die Probleme zu sensibilisieren und Auswege und Möglichkeiten aufzuzeigen – genau das macht dieses Buch.

Man kann nie früh genug anfangen Kinder schon ein gewisses Umweltbewusstsein zu vermitteln und zu zeigen, dass nicht nur der Einzelne was beitragen kann, sondern wirklich auch jeder – ganz gleich wie jung oder alt. Genau das schafft das Buch! Denn es werden Kinder und Jugendliche mit den verschiedensten Ansätzen vorgestellt. Die zwölf Vorbilder leben auf der ganzen Welt, so wird nicht nur gezeigt, dass es überall möglich ist, etwas für die Umwelt zu tun, sondern auch, dass es uns alle angeht – ganz unabhängig von Hautfarbe oder gesellschaftlichem Status tun sie alle das Gleiche: Sie sorgen sich um unsere Welt. Die Probleme sind verschieden, in Südafrika ist der Schutz der Wildtiere vor Wilderern, während der Deutsche Felix anfing Bäume zu pflanzen, andere machen auf das Müll/Plastikproblem aufmerksam oder setzen sich für regionale, saisonale Produkte ein, usw. Kurz und knapp wird auf einer Doppelseite das Vorbild vorgestellt und in die jeweilige Welt eingeladen.

Dazu gibt es am Ende des Buches nützliche Tipps für den Alltag, wie beispielsweise beim Zähneputzen das Wasser nicht laufen zu lassen oder keine Lebensmittel zu verschwenden. Dazu gibt es auch Tipps wie man „gehört“ werden kann – doch diese Vorschläge sind eher für schon etwas ältere Kinder geeignet.
Umweltschutz und Diversität werden hier vermittelt und das finde ich sehr wichtig und ansprechend.

Die Zeichnungen sind sehr ansprechend und es lässt sich immer wieder Neues entdecken. Das können schon die Kleinsten, den Text kann man dann ja bei Bedarf vorlesen und näher erklären, falls nötig. Das große Format hat mir sehr gut gefallen, so können gleichzeitig mehrere (Kinder) gemeinsam das Buch lesen und anschauen. Viel zu lesen gibt es nicht, da die Erklärungen recht knapp gehalten sind. Hier kritisiere ich die zu klein gewählte Schriftgröße.

Das Buch ist ab vier Jahren empfohlen und das scheint auch sehr gut gewählt – zumindest in der KiTa meiner Schwester zeigte sich, dass die Kinder ab diesem Alter sehr großes Interesse am Thema mitbringen und unbedingt auch etwas tun wollen. Mittlerweile verfügen schon einige Kinder über ein Umweltbewusstsein und in der KiTa wurden auch schon einige Aspekte vor dem Buch aufgegriffen, sodass sich die Kinder sehr gut fühlten, denn Nahrung für Bienen haben sie schon im Frühjahr besorgt, Elterntaxis gibt es kaum, Wasser sparen sie bereits und auch Müll wird kaum produziert bzw. versucht damit noch etwas zu spielen/basteln. Die Erzieherin ist angetan von dem Gesprächsstoff, den das Buch bietet und lobt die Zeichnungen, die allen Kindern Freude bereiten.

Veröffentlicht am 27.08.2020

Ein unglaublich bewegendes Werk

Und auf einmal diese Stille
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Der 11. September 2001 begrüßte die New Yorker mit einem strahlend blauen Himmel, nachdem am Vortag ein Sturm durch die Häuserschluchten gezogen war. Es sollte ein ganz normaler Tag werden, niemand konnte ...

Der 11. September 2001 begrüßte die New Yorker mit einem strahlend blauen Himmel, nachdem am Vortag ein Sturm durch die Häuserschluchten gezogen war. Es sollte ein ganz normaler Tag werden, niemand konnte ahnen, was folgen würde. Bereits das erste Flugzeug forderte zahlreiche Opfer, das Entsetzen war groß, doch noch hätte es ein Unfall sein können. Doch dann überschlugen sich bekanntermaßen die Ereignisse und die Welt schaute fassungslos zu, während die Behörden, Polizei, Feuerwehr und Zivilisten alles gaben. Dabei entschied nicht selten ein Augenblick über Leben und Tod. Das und vieles mehr kann man in diesem Buch mit unzähligen Zeitzeugenberichten aus den verschiedensten Perspektiven nacherleben.

Wie wahrscheinlich jeder, der am 11.9.2001 bereits über ein Bewusstsein verfügte, weiß ich noch genau wie ich im Schulbus von den Geschehnissen hörte. Den ganzen Tag habe ich ungläubig vor dem TV gegessen. Ich war unsicher, ob ich das Buch lesen möchte, denn bisher habe ich solche Bücher nicht gelesen. Wieder 15 Jahre alt sein, dieses Gefühl, der Unsicherheit und diese Wut – dabei war ich in keiner direkt Art betroffen, aber ich empfand es nicht nur als Angriff auf die USA, sondern auf die westliche Welt. Die fliegenden Menschen, die zusammenstürzenden Türme – all das hat sich quasi ins kollektive Bewusstsein eingeschleust und man hat es ganz deutlich wieder vor Augen, wenn man dieses Buch liest. Es beschreibt aus den verschiedensten Blickwinkeln das unglaubliche Geschehen. Vom unbeteiligten Hotelbesucher, der Frau, die ausgerechnet mitten in diesem Trubel einen Kaiserschnitt bekam, dem Querschnittgelähmten, der von seinen Kollegen mittels Rettungsstuhl durch das Treppenhaus getragen wurde, über zahlreiche Feuerwehrmänner und Polizisten, Politiker und Angehörigen, die ihre Familienmitglieder verloren haben, reicht die Palette. Gerade die Angehörigen und die Mitschnitte haben mich sehr mitgenommen, aber auch die Schilderungen der Eingeschlossenen oder die Hilfsaktionen. Dass so viele Schiffe die Überlebenden von Manhattan wegbrachten hatte ich damals gar nicht wahrgenommen. Und auch anderes war mir so nicht bewusst. Nicht selten musste ich ganz schön schlucken und das Buch auch mal zur Seite legen, weil ich es einfach nicht ertragen habe weiterzulesen. Andere Kapitel haben mich so gefesselt, dass ich das Buch nicht mehr zur Seite legen wollte.

Die Art, wie die Zitate zusammengestellt wurden, fand ich grandios. Manche Personen kommen schon ganz am Beginn vor und begleiten den Leser durch das gesamte Buch. Sie bekamen hier ein Gesicht, wie ich es nicht erwartet hatte. Auf den ersten Blick ins Buch denkt man, dass man die Leute wohl nie auseinanderhalten kann, aber das ist mitnichten der Fall. Alle Zitate ergeben in sich ein schauriges und bewegendes Gesamtbild. In sich geht der Autor chronologisch vor und erzählt natürlich auch was in Arlington und Shanksville passierte. Wobei mich, wie damals schon, das Geschehen in New York am meisten erschütterte. Der Patriotismus schimmert immer wieder durch, ist hier aber völlig nachvollziehbar. Der Autor gibt aber auch Kindern und Jugendlichen eine Stimme und vor allem Menschen, die andere nicht zurückgelassen haben, Menschenleben retteten und dabei manchmal selbst zum Opfer wurden.

Das Buch zeigt, dass es manchmal vielleicht gut ist seinen Schlüssel zu vergessen, Pläne über den Haufen zu werfen – hier sind nämlich einige Beispiele, die zeigen wie Menschen zufällig überlebten, weil vielleicht irgendwas nicht wie geplant verlaufen ist. Ich bin kein gläubiger Mensch, aber bei mancher Geschichte fällt es schwer, nicht daran zu glauben, dass die Personen aus einem bestimmten Grund ausgerechnet dort und nicht woanders waren – das gilt beispielsweise für die Passagiere von Flug 93. Wer weiß, was ohne deren mutiges Verhalten noch geschehen wäre.

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Veröffentlicht am 26.08.2020

Spannend wie eh und je

Bluthölle (Ein Hunter-und-Garcia-Thriller 11)
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Ein Mörder, der noch auf niemandes Radar aufgetaucht ist und dessen Taten bisher völlig unbekannt waren, begeht einen einzigen Fehler und fällt daher auf. Nun versucht er diesen Fehler wieder zu beheben….
Wie ...

Ein Mörder, der noch auf niemandes Radar aufgetaucht ist und dessen Taten bisher völlig unbekannt waren, begeht einen einzigen Fehler und fällt daher auf. Nun versucht er diesen Fehler wieder zu beheben….
Wie gewohnt ist die Geschichte spannend und äußerst brutal – ganz wie man Carter kennt und es von einem Thriller erwarten darf. Schon der Beginn hat mich angesprochen. Man wird quasi direkt mitten reingeworfen. Der Leser lernt Angela kennen, die sich als Taschendiebin durchschlägt und bei einem Beutezug etwas ganz Spezielles erbeutet: Das authentische Tagebuch eines Mörders. Schon der Beginn ist vielversprechend und die Ermittlungen versprechen alles andere als leicht zu werden, obwohl Daten und Fakten zu Morden enthalten sind. Wer steckt dahinter und was? Warum mordet der Täter und schreibt der alles nieder? Erst nach und nach ergibt sich ein Bild. Der Leser puzzelt quasi mit Hunter und Garcia gemeinsam und es wird immer spannender. Was der Täter in der Vergangenheit getan hat und was er aktuell alles plant, um seine Aktionen fortzusetzen. Besonders seine Tagebuchauszüge haben tief blicken lassen… Ich möchte nicht zu viel verraten, aber es gibt einige Überraschungen. Die Auflösung habe ich kurz vor Schluss dann auch so ähnlich erwartet. Ich fand es gelungen!
Der Schreibstil ist gewohnt flüssig, daher habe ich das Buch binnen kürzester Zeit gelesen und würde am liebsten direkt den nächsten Teil um Hunter und Garcia – die ich als Hand in Hand arbeitendes Team sehr schätze – lesen. Auch Angela und ihre Geschichte haben mich überzeugt.
Es ist der elfte Band der Hunter-Reihe und ich empfehle auch die Vorgänger, jedoch könnte man auch getrost hier in die Reihe einsteigen, allerdings nur, wenn man nicht allzu zart besaitet ist, denn nicht selten geht Carter ins Detail…