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Veröffentlicht am 20.10.2020

Tragisch schön

Am Ende sterben wir sowieso
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“They Both Die At The End” von Adam Silvera verrät bereits mit dem Titel wie das Buch endet. Dementsprechend kann man sich ja schon darauf einstellen und man könnte denken “ja, es geht dann wohl darum ...

“They Both Die At The End” von Adam Silvera verrät bereits mit dem Titel wie das Buch endet. Dementsprechend kann man sich ja schon darauf einstellen und man könnte denken “ja, es geht dann wohl darum wie es dazu kommt wie und warum sie sterben. Wie schlimm kann das schon werden?” EXTREM SCHLIMM! Ich habe bereits mehrere Male angesetzt, um diese Rezension zu schreiben und bin jedes Mal von Gefühlen und Tränen überwältigt worden, sodass ich erstmal eine Auszeit brauchte. Bereits am Anfang des Buches habe ich Tränen vergossen und je mehr ich gelesen habe, desto mehr habe ich Rotz und Wasser geheult bis mir Silvera am Ende das Herz herausgerissen hat und ich nur noch ein Häufchen Elend war. Ohne Witz, ich lag abends im Bett und habe gewimmert, sobald ich an das Buch gedacht habe.

Aber worum geht’s denn überhaupt? In dieser Welt erhalten Menschen einen Anruf, der sie warnt, dass sie in den nächsten 24 Stunden sterben werden. Wann genau und wie weiß niemand. Mateo und Rufus erhalten am selben Tag diesen Anruf. Sie sind füreinander Fremde, doch an ihrem letzten Tag auf Erden suchen sie einen Freund, sodass sie nicht alleine sind. Über die App “Last Friend” finden sie zueinander und verbringen zusammen ein ganzes Leben an einem einzigen Tag.

Ich weiß gar nicht, was das Tragischste in diesem Buch ist? Das junge Alter der beiden? Die Tatsache, dass Mateo so viel Angst vor dem Tod hatte, dass er sich kaum aus der Wohnung getraut hat und dies nun bereut? Die vielen anderen Dinge, die ich hier nicht aufzählen will, um nicht zu spoilern? Oh man, mir kommen SCHON WIEDER die Tränen! Es ist einfach alles so tragisch, aber gleichzeitig so wunderschön geschrieben, sodass ich mir jede Szene perfekt vorstellen konnte.

Silvera weiß einfach mit Worten umzugehen und wie er die zu benutzen hat, um einen in eine schniefende Pfütze zu verwandeln. Ich habe Mateo und Rufus so lieb gewonnen und würde am liebsten beide ganz doll drücken. Aber nicht nur die Protagonisten sind toll ausgearbeitet! Auch viele Nebencharaktere, die eigentlich nur einmal erwähnt wurden und an die ich nicht wirklich einen weiteren Gedanken verschwendet habe, haben noch ein kurzes eigenes Kapitel bekommen, sodass man dieses System in dieser Welt etwas besser kennenlernt und auch sieht wie so ein verheerender Anruf andere beeinflusst.

Silvera hat mich nicht nur dazu gebracht Charaktere zu lieben und zu hassen, sondern auch zu lachen und zu weinen, und vor allem hat er meinen Taschentuchverbrauch in die Höhe getrieben. Ich habe so sehr mitgelitten, dass mein Freund mehrmals gedroht hat mir das Buch wegzunehmen und fordert einen Sticker mit der Aufschrift “FSK 18 - Zerstört Herzen”. Dennoch möchte ich dazu aufrufen: LEST DIESES BUCH!! Am besten an einem Tag, denn dann entfaltete es die größte Wirkung! Es ist einfach unglaublich gut, auch wenn es euch innerlich zerstören wird.

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Veröffentlicht am 28.09.2020

Geniales Werk über einen dementen Serienmörder, der versucht seine Tochter zu schützen

Aufzeichnungen eines Serienmörders
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Young-ha Kim ist mit “Aufzeichnungen eines Serienmörders” ein unglaubliches Werk gelungen. Allein die Idee ist vollkommen außergewöhnlich! Unser Protagonist: Byongsu Kim, 70 Jahre alt, “pensionierter” ...

Young-ha Kim ist mit “Aufzeichnungen eines Serienmörders” ein unglaubliches Werk gelungen. Allein die Idee ist vollkommen außergewöhnlich! Unser Protagonist: Byongsu Kim, 70 Jahre alt, “pensionierter” Serienmörder, wurde mit Alzheimer diagnostiziert.

Byongsu führt mittlerweile ein ruhiges Leben, indem er Klassiker liest und Gedichte schreibt. Allerdings treibt sich ein Serienmörder in seinem Viertel herum. Als er eines Tages auf einen Mann trifft, erkennt Byongsu ihn sofort als seinesgleichen. Er sieht ihn immer häufiger in seiner Nähe und fürchtet um die Sicherheit seiner Tochter Unhi. Um sie zu beschützen, plant er deshalb einen letzten Mord, doch mit seinem schwindenden Gedächtnis ist das gar nicht so einfach.

Mit seiner voranschreitenden Demenz vergisst er nämlich immer wieder, wer dieser Mann überhaupt ist und stützt sich auf Notizzetteln und einem Aufnahmegerät. Allerdings versteht er manche seiner Notizen selbst nicht mehr! Wir erleben hautnah mit, wie Byongsu um sein Gedächtnis kämpft und wie sehr ihn das frustriert.

Das Buch ist in kurzen Absätzen eingeteilt und aus der Ich-Perspektive erzählt, sodass ich das Gefühl hatte, als würde ich die Notizzettel von Byongsu lesen und selbst nicht mehr wissen, was eigentlich Realität und was lediglich Einbildungen des alten Mannes sind. Manche Notizen sind triviale alltägliche Handlungen wie das Wasserkochen. Bei anderen Notizen merkt man wie verzweifelt sich Byongsu an sein Gedächtnis klammert.

Mein einziger Kritikpunkt: Im Buch wird ein Haiku erwähnt und evtl. liegt es an der Übersetzung, denn es folgt nicht dem traditionellen Siebzehnsilbenmuster (5 / 7 / 5). Allerdings hat es sich laut der deutschen Haiku-Gesellschaft e.V. “mittlerweile unter vielen Haiku-Schreibern europäischer Sprachen eingebürgert, ohne Verlust des inhaltlichen Gedankengangs oder des gezeigten Bildes mit weniger als 17 Silben auszukommen”. Dementsprechend fällt wohl mein Kritikpunkt weg.

Obwohl Byongsu nun wirklich keine Person, der man Sympathie entgegenbringt, denn er ist ein Serienmörder, falls ihr das vergessen habt, habe ich dennoch eine gewisse Zuneigung zu ihm gehegt. Ich kann es mir selbst nicht erklären, denn er ist reuelos und erzählt schon fast schwärmerisch von seinen Morden, die er als kostbare Erinnerungen ansieht.

Besonders viel Lob verdient die Gestaltung des Buches! Die Radierung auf dem Schutzumschlag gefällt mir unglaublich gut und passt m.M.n. sehr gut zu einem dementen Serienmörder. Und das was unter dem Schutzumschlag hat mich auch sehr positiv überrascht. Häufig ist es lediglich einfarbig, aber bei “Aufzeichnungen eines Serienmörders” sind einzelne Wörter von Byongsu aufgedruckt, die auf die schwindenden Gedanken von ihm anspielen. Selbst bei den Seitenzahlen hat man sich etwas gedacht, denn je weiter man liest, desto mehr verblassen diese! Genauso wie Byongsus Gedächtnis.

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Veröffentlicht am 17.09.2020

Außergewöhnlich

Papierklavier
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Elisabeth Steinkellner hat es geschafft ein wunderschönes Jugendbuch zu schreiben und Anna Gusella bringt das Erzählte durch ihre Illustrationen wunderbar zur Geltung.

“Papierklavier” ist Maias Tagebuch, ...

Elisabeth Steinkellner hat es geschafft ein wunderschönes Jugendbuch zu schreiben und Anna Gusella bringt das Erzählte durch ihre Illustrationen wunderbar zur Geltung.

“Papierklavier” ist Maias Tagebuch, das sie mit ihren vielen Zeichnungen verziert. Sie ist gerade mal 16 Jahre alt, muss sich aber bereits um ihre zwei jüngeren Schwestern kümmern und in einem Saftladen arbeiten. Wir begleiten Maia durch ihren Alltag und lernen ihre Sorgen, Ängste und Hoffnungen kennen. Mit ihren zwei besten Freund*innen trotzt sie allem und kämpft gegen Schönheits- und Gendernormen.

Ich finde es klasse, wie in diesem Buch wichtige Themen wie Transgender, Schönheitsideale und auch gegenderte Sprache angesprochen werden. Selbstverständlich kann man solche riesige Themen nicht in einem Buch behandeln, aber die Tatsache, dass sie angesprochen werden und das Bewusstsein darauf lenkt, ist für mich sehr lobenswert.

Obwohl Maias Leben alles andere als perfekt ist, ist der Ton des Buchs unentwegt optimistisch und stimmt dadurch auch mich positiv. Sie schreibt so offen und witzig und gleichzeitig auch so einfühlsam, sodass sie Mut macht. “Papierklavier” ist wirklich ein ganz besonderes Buch, das so ganz anders ist, weshalb ich es auch gar keinem Genre wirklich einordnen kann, auch wenn es eigentlich ein “Jugendbuch” ist. Denn es ist so viel mehr als das.

“Manche denken
nur in zwei Kategorien:
Daumen rauf oder
Daumen runter,
hot or not,
Mann oder Frau,
richtig oder falsch,
schwarz oder weiß.

Ich aber mag die Dazwischens,
die vielen Nuancen,
D e t a i l s
und Widersprüchlichkeiten,
die dem Leben erst
seine Würze verleihen.”

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Veröffentlicht am 17.09.2020

Bezauberndes Buch, das zum Nachdenken anregt

Fuchs 8
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George Saunders hat in meinen Augen ein kleines Meisterwerk mit “Fuchs 8” geschaffen. Von der ersten Seite an war ich einfach begeistert von diesem Buch. Schließlich beginnt das Buch so:
“Libe Leserinen ...

George Saunders hat in meinen Augen ein kleines Meisterwerk mit “Fuchs 8” geschaffen. Von der ersten Seite an war ich einfach begeistert von diesem Buch. Schließlich beginnt das Buch so:
“Libe Leserinen und Leser: Zuers möchte ich sagen, Entschuldigung für alle Wörter di ich falsch schreibe. Weil ich bin ein Fuks!”

Ist das nicht einfach zuckersüß?! Ja, für manche ist das bestimmt anstrengend das durchweg zu lesen, aber mir hat das erstaunlicherweise nichts ausgemacht und ich finde, dass es sehr gut zu Fuchs 8 passt.

Fuchs 8 ist etwas anders als die anderen Füchse, denn er ist neugierig und hat die menschliche Sprache gelernt, indem er den Menschen zuhörte, die ihren Kindern Gutenachtgeschichten vorlesen. Doch eines Tages wird ein riesiges Einkaufszentrum errichtet, das den Wald zerstört, in dem die Füchse leben, sodass sie kaum noch Nahrung finden.

Das Buch ist humorvoll geschrieben und während ich anfangs noch ganz viele “awws” von mir gegeben habe, wurde es später ernst. In mir wurde eine Traurigkeit geweckt, als Fuchs 8 von seiner verlorenen Heimat berichtete und sich fragt wie die Menschen so etwas nur tun konnten. Dadurch vermittelt er eine wichtige Botschaft an uns Menschen und zeigt wie egoistisch und grausam wir sein können und dabei die Umwelt komplett missachten. Es ist eine Geschichte, die zum Nachdenken anregt.

Die Illustrationen von Chelsea Cardinal sind schlicht in schwarz-weiß gehalten und lediglich die Füchse stechen durch ihre rote Farbe hervor. Diese passen aber sehr gut zum Erzählton von Fuchs 8 und machen das Buch zu etwas Besonderem.

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Veröffentlicht am 15.09.2020

Wunderschönes und ergreifendes Buch, das Nostalgie weckt

Being Young
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Die norwegische Autorin Linn Skåber hat für ihr Buch “Being Young” Teenager zu ihrem Leben befragt. Daraus ist eine poetische Sammlung von authentischen und ergreifenden Monologen entstanden, die diese ...

Die norwegische Autorin Linn Skåber hat für ihr Buch “Being Young” Teenager zu ihrem Leben befragt. Daraus ist eine poetische Sammlung von authentischen und ergreifenden Monologen entstanden, die diese seltsame Zeit zwischen Kindsein und Erwachsenwerden perfekt einfangen und wiedergeben.

“Wann haben die Erwachsenen das vergessen? Oder, schlimmer noch, wann haben sie beschlossen, es zu vergessen? Beschlossen, dass es nicht wahr ist? Dass dein Pferd aus Holz ist? Wann ist das plötzlich so geworden?”

Die 32 Kurzgeschichten beinhalten die unterschiedlichsten Themen, die einen in dieser Zeit beschäftigt wie: Liebe und Freundschaft, Eltern, Ängste, Träume und Realität, Schule, Körper und sexuelle Orientierung. Sie zeigen, und erinnern mich selbst wieder daran, wie es ist ein Teenager zu sein. Dieses komische Gefühl, dass sich irgendwie alles plötzlich verändert und diese Ungewissheit, was als Nächstes kommt. Meine Jugendzeit liegt nun 10 Jahre zurück und habe das nun alles besser im Blick, da ich “auf der anderen Seite stehe”. Es war schön etwas in Nostalgie schwelgen zu können, gleichzeitig habe ich so viele andere Facetten des “Jugendlichseins” kennengelernt. Dafür bin ich sehr dankbar und möchte allen dieses Buch ans Herz legen. Nicht nur, dass es literarisch berührend ist, auch die farbenfrohen Illustrationen von Lisa Aisato passen wunderbar zum Buch. “Bein Young” ist schlichtweg liebevoll gestalten und jede einzelne Geschichte hat mich auf eine andere Art und Weise bewegt.

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