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Veröffentlicht am 21.09.2020

Integration auf ganz besondere Art

"Datsch" - Eine Türkin im Schwabenland
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"Wir nannten sie Datsch, es gab sie für ein paar Pfennige am Kiosk beim Pausenhof und sie schmecken heute noch."
Semy Gutmann wächst bei ihrer Großmutter in der Türkei auf, während ihre Eltern und die ...

"Wir nannten sie Datsch, es gab sie für ein paar Pfennige am Kiosk beim Pausenhof und sie schmecken heute noch."
Semy Gutmann wächst bei ihrer Großmutter in der Türkei auf, während ihre Eltern und die anderen Geschwister in Deutschland leben. Eines Tages jedoch entschließen Semys Eltern, sie mit nach Deutschland zu nehmen. Drei Wochen auf Probe wolle sie mitgehen, beschließt Semy mit ihren Eltern. Doch aus drei Wochen Bedenkzeit sollten über dreißig Jahre werden. Nun musste sie nicht nur eine neue Sprache lernen, sondern ebenso eine völlig andere Kultur und Mentalität kennenlernen. Manchmal fühlte sich Semy dabei wie ein Datsch. Hin- und hergerissen zwischen den Kulturen und den unterschiedlichen Mentalitäten, war sie wie leicht zusammengedrückt, um sich in Deutschland einzugewöhnen.

Meine Meinung:
Das Buch von Semy Gutmann hat mich sofort angesprochen, besonders da sie nach ihrem Weggang aus der Türkei in meiner Heimat Schwaben auf der Schwäbischen Alb aufwächst. Mich hat besonders interessiert, wie sie die beiden Kulturen als Kind und als Erwachsene miterlebt hat. Der Schreibstil ist einfach locker, unterhaltsam und eingeteilt in vier Teile und kürzere Kapitel. Semy wächst in der Großstadt Izmir bei ihrer Großmutter auf. Währenddessen leben und arbeiten ihre Eltern und die anderen Geschwister in Deutschland auf der Schwäbischen Alb. Warum man damals Semy in der Türkei gelassen hatte, wurde nicht ganz ersichtlich, ich vermute vielleicht wegen der Schule oder weil beide Eltern arbeiten mussten und Semy noch zu klein war? Mit neun Jahren holen sie Semy dann doch zu sich, trotzdem sie zu Beginn nicht mit möchte. Erst ein Kompromiss von drei Wochen auf Probe geht sie dann ein. Jedoch der Unterschied zwischen Großstadt und Dorf konnte für sie nicht größer sein. Ebenso ist Semy kulturell durch die Großmutter ganz anders erzogen worden und fiel dadurch natürlich öfters in der Schule und selbst im Dorf auf. Doch nach und nach gewöhnt sie sich an das Land, die Menschen und die Kultur. Bis hin, dass sie mit Thomas sogar einen deutschen Mann kennenlernt, mit dem sie inzwischen viele Jahre verheiratet ist. Semy Gutmann hat hier eine ganz besondere Lebensgeschichte geschrieben, die mir nicht nur die türkische, sondern ebenso ihren Spagat zwischen der deutsch-schwäbischen Kultur aufzeigt. Und sie zeigt dabei, wie stark ein junges Mädchen sein kann, wenn es nur will. Dabei hatte sie mit Bäuerin Elsa einen wahrlich besonders herzlichen Empfang, der sogar zu einer innigen Freundschaft führt, bei der Semy sie sogar Tante nennt. Semy macht es einem auch einfach, sie zu mögen, mit ihrer freundlichen, höflichen und sympathischen Art. Sie eckt zwar das eine oder andere Mal an, weil sie anders aufgewachsen ist. Doch glücklicherweise helfen die ganze Familie und Freunde ihr dabei, sich in Deutschland und besonders in Schwaben zurechtzufinden. Dabei gibt es in diesem Buch auch sehr humorvolle Geschichten und Eindrücke, bei der selbst ich herzhaft lachen musste. Und selbst wenn sie sich manchmal wie ein Datsch Wecken (Milchbrötchen, das mit einem Schokokuss in der Mitte zusammengedrückt wird), gefühlt hat, spüre ich, das Semy eine glückliche Kindheit hatte. Selbst das ich viel über ihre Kindheit und Jugend erfahr, war mir der weitere Verlauf als Erwachsene fast ein bisschen zu kurz in diesem Buch. Ich hätte gerne noch intensiver erfahren, wie es ihrer Familie weiter ergangen ist, wie sie eigenen Jahre erlebt hat. Trotzdem ist dieses Buch ein wunderbares positives Zeugnis, wie gut Integration in einem neuen Land laufen kann. Deshalb gibt es von mir 4 von 5 Sterne.

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Veröffentlicht am 18.09.2020

Ob ein Eisbär wohl von Grönland nach Island schwimmen kann

Kalmann
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"Ich wünschte, Großvater wäre bei mir gewesen. Er wusste immer, was zu tun war. Vielleicht hätte er eine Pfeife gestopft und die Blutlache einfach zuschneien lassen." (Buchauszug)
Der 34-jährige Kalmann, ...

"Ich wünschte, Großvater wäre bei mir gewesen. Er wusste immer, was zu tun war. Vielleicht hätte er eine Pfeife gestopft und die Blutlache einfach zuschneien lassen." (Buchauszug)
Der 34-jährige Kalmann, der Sohn einer Isländerin und eines Amerikaners, wächst bei seinem Großvater in Raufarhöfn auf. Hätte es ihn nicht gegeben, wäre er wahrscheinlich in einem Behindertenheim gelandet. Doch trotzdem der Großvater nun im Altenheim in Húsavík lebt, kann sich Kalmann ganz gut alleine durchs Leben schlagen. Wie vom Großvater gelernt, geht er weiterhin fischen und stellt Gammelhai her. Zudem ist er der selbsternannte Sheriff von Raufarhöfn, doch lieber jagt er Polarfüchse und geht auf die Stille des Meeres hinaus. Dann findet er eines Tages beim Arctic Henge eine riesige Blutlache im Schnee und alles verändert sein Leben.

Meine Meinung:
Das einsame Haus an der Küste auf dem Cover stellt ein wenig die Einöde Raufarhöfn dar, wo Kalmann lebt. Der Schreibstil ist unterhaltsam, locker und recht plastisch, sodass ich mir gleich den Charakter Kalmann und die Gegebenheiten Islands gut vorstellen konnte.Besonders lustig fand ich Kalmanns Aussage wie diese: "Die Frauenauswahl war hier etwa so üppig wie die Gemüsekiste im Dorfladen. Bis auf Karotten, Kartoffeln, zwei schrumpeligen Paprika und braunen Salat gab´s da nichts." Hier spürt man sofort, dass der Autor gut recherchiert hat und er selbst Touristen über die Insel führt. Raufarhöfn ist ein Ort mit ca. 188 Einwohnern, Tendenz sinkend, dieses Dorf lebt vom Fischfang. Doch die Fangquoten haben den Fischern geschadet, so das sie nun versuchen, Touristen in ihr Dorf zu bekommen. Anziehungspunkt sollte das Arctic Henge werden, ein Bauwerk aus sechs mächtigen Felstoren, das bisher nicht zu Ende gebaut wurde. Genau dort ereignet sich das eigentliche Verbrechen in unserer Geschichte. Man vermutet, dass der Hoteldirektor Róbert McKenzie dort ermordet wurde. Kalmann entdeckt an dem Platz eine riesige Blutlache. In seiner Naivität verkündet er, dass es vielleicht ein Eisbär war, der von Grönland nach Island geschwommen ist und damit war die Sache für ihn erledigt. Kalmann geht weiter seiner Arbeit nach und ein Ereignis auf das Nächste folgt, in dem er selbst immer wieder verstrickt wird. Dabei beschreibt der Autor Kalmanns Eindrücke von der Stille des Meeres, der Herstellung des Gammelhais, seine Erlebnisse auf der Jagd, seine Sehnsüchte nach Liebe und Geborgenheit und einer Frau, die ihn in den Arm nimmt. Einerseits kann einem Kalmann leidtun, den er scheint doch recht einsam zu sein, bis auf seinen imaginären Freund Noi aus dem Internet hat er niemanden zum Reden. Die Mutter, sein Vormund, arbeitet als Krankenpflegerin im über 3 Stunden entfernten Akureyri und der senile Großvater lebt im Heim in Húsavík. Dorthin fährt ihn eine Dorfbewohnerin einmal die Woche, weil es ihm sehr wichtig ist. Das Buch Kalmann ist kein Krimi, selbst wenn es hier um ein Verbrechen geht, es ist eher eine Mischung aus Roman und Reiseführer. Dabei ist der Rolle Kalmanns das maßgebliche dieser Geschichte. Sein Charakter ist hier sehr speziell, ähnlich eines Autisten. Einerseits ist er der Dorftrottel, er ist sensibel, einfühlsam, in manchen Gebieten jedoch durchaus schlau, was vor allem das Jagen und Fischen anbelangt. Er hat Sehnsüchte, Wünsche, Träume, Hoffnungen und wird am Ende sogar noch als Held gefeiert. Doch er kann mitunter durchaus eine Wut entwickeln, die er dann versucht, an sich oder an anderem abzureagieren. Der Autor sagt in einem Interview, das im Grunde in jedem von uns ein Kalmann steckt. Das könnte durchaus sein, was die Wünsche und Sehnsüchte anbelangt, die er hat. Doch das Buch hat mitunter einige Längen und Wiederholungen, die für mich recht ermüdend waren. Jedoch das Ende brachte dann noch eine sehr eindrückliche Begebenheit, die ich unfassbar stark fand. Gerade diese Schilderung hat mich genauso fasziniert wie die anderen Beschreibungen in diesem Buch, zudem habe ich mit Kalmann mitgelitten. Auf alle Fälle bekommt man durch dieses Buch einen Einblick in die Kultur und Natur Islands, sodass man Lust bekommt, dieses Land mal persönlich zu sehen. Deshalb von mir 4 von 5 Sterne für dieses besondere Buch.

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Veröffentlicht am 25.08.2020

Charlie und die unheimlichen Schatten im Wald

Der Schattenmörder
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"Luzide Träume - wenn man sich plötzlich bewusst ist, dass man träumt, noch während man sich in dem Traum befindet. Fast als würde man während des Traums aufwachen, dabei schläft man in Wahrheit tief und ...

"Luzide Träume - wenn man sich plötzlich bewusst ist, dass man träumt, noch während man sich in dem Traum befindet. Fast als würde man während des Traums aufwachen, dabei schläft man in Wahrheit tief und fest." (Buchauszug)
25 Jahre sind inzwischen vergangen, dass Paul seine Heimatstadt Gritten verlassen hat. Seit jener Zeit, die für Paul alles verändert hat, ist er nie wieder zurückgekehrt. Doch nun liegt seine Mutter im Hospiz im Sterben und ihre Pflegerin hat Paul informiert. Beim ersten Besuch bei ihr erzählt sie davon, dass jemand im Haus gewesen ist, doch Paul findet keine Anzeichen dafür. Erst als er auf den Dachboden steigt, entdeckt er die vielen roten Handabdrücke. Niemals wird Paul den Tag vergessen, als er das erste Mal Charlie Crabtree begegnet ist. Sein Lächeln und seine dunklen Fantasien haben nicht nur Paul in seinen Bann gezogen, den von da an sollte sich alles verändern.

Meine Meinung:
Ein Mord eines Jugendlichen und der Besuch seiner Mutter nach 25 Jahren soll Paul Adams Leben wieder einmal verändern. Der Schreibstil ist fesselnd, spannend und unterhaltsam und hat mich ab der ersten Seite in den Bann gezogen. Alex North nimmt mich mit in die Gegenwart und Vergangenheit des Städtchen Gritten, bei dem es mir schon durch die Beschreibung etwas unheimlich wird. Eigentlich ist es eine Stadt, bei der man sich nicht besonders wohlfühlt, vor allem der angrenzende Wald scheint etwas unheimlich Mystisches zu haben. Auch Paul merkt sofort wieder, dass er sich nicht sonderlich wohlfühlt. Dabei denkt er an seine damalige Zeit als Schüler zurück, als er Charlie das erste Mal sah. Zur selben Zeit wird in der Nähe in Featherbank eine Kinderleiche gefunden. Amanda Beck ermittelt in dem Fall, bei dem sich zwei seiner Mitschüler schuldig bekennen. Anscheinend wurden sie durch einen Chat dazu motiviert, diese Tat zu tun. Kann es sein, dass Charlie lebt, der seit dem Vorfall vor 25 Jahren spurlos verschwunden ist? Und was hat es mit diesem Rothand und den luziden Träumen auf sich? Wie schon in Alex North ersten Buch "Der Kinderflüsterer" geht es auch hier wieder etwas makaber, unheimlich und mystisch zu. Bis zum Ende lässt er den Leser unwissend, wer damals getötet wurde und was geschah, weshalb Paul seine Heimat verließ. Paul ist ein guter Junge und hat sich immer, für seinen Freund James einsetzt. Doch als Charlie auftaucht, ist James auf einmal ganz angetan von ihm und seinen Ideen, jedoch für Paul bleibt er immer ein wenig suspekt. Bis er irgendwann Charlie, Billy und James ganz aus dem Weg geht und sich lieber nur noch mit Jenny aus dem Creative-Writing Kurs trifft. Der Wald von Gritten hat ebenfalls etwas Geheimnisvolles, weshalb er auch Schatten genannt wird. Ein wenig scheint der Autor von Stephan Kings Büchern beeinflusst zu sein, der ebenfalls sehr gerne mit Geheimnissen und Mystik spielt. Das größte Rätsel in diesem Buch ist das Verschwinden von Charlie Crabtree, der selbst nach Jahren für einige Jugendliche noch immer ein Idol zu sein scheint. Dabei sind die Charaktere in diesem Buch sehr gut durchdacht. Der schüchterne James, der meist zum Mobbingopfer wird und allen voran Paul, ein sympathischer, hilfsbereiter Junge, der inzwischen als Lehrer am College arbeitet. Doch wenn seine Mutter Sätze wie "Du hättest nicht kommen sollen.", sagt, dann habe ich das Gefühl, Paul ist wieder dieser Junge von damals. So baut sich durch das hin- und herspringen von Vergangenheit und Gegenwart nach und nach die Spannung immer mehr auf. Bis der Autor am Ende mit wirklich vielen Überraschungen aufwartet, die ich nicht erwartet hätte. Trotzdem war mir einiges zu abwegig und fantasiereich gewesen ist, gebe ich dem Buch 4 von 5 Sterne.

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Veröffentlicht am 29.06.2020

Wenn die Würfel fallen

Der Würfelmörder (Ein Fabian-Risk-Krimi 4)
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"Der Würfel nimmt eine bedeutende Rolle in der Geschichte der Menschheit ein. Er war sozusagen der erste Zufallsgenerator, den der Mensch erfand." (Welt der Würfel)
Seine Opfer wählt er nicht unscheinbar ...

"Der Würfel nimmt eine bedeutende Rolle in der Geschichte der Menschheit ein. Er war sozusagen der erste Zufallsgenerator, den der Mensch erfand." (Welt der Würfel)
Seine Opfer wählt er nicht unscheinbar aus, der neuste Serientäter der den Ermittlern des Helsingborger Kommissariat das Leben schwer macht. Sondern er hat sein ganz eigenes Prinzip, wie er seine Opfer auswählt. Mit ausgeklügelten Würfeln erwählt er sich seine Opfer, den Tatort, die Mordwaffe und vieles andere mehr. Den dieser bizarre Mörder überlässt nichts dem Zufall. So ist Helsingborg auch nicht mehr die idyllische Küstenstadt Schwedens, die sie mal war, sondern die Menschen haben plötzlich Angst der nächste zu sein. Fabian Risk derweil muss sich mit ganz anderen Kämpfen abplagen. Froh ist er, das endlich seine Tochter Matilda aus dem Koma erwacht ist, doch in der Familie liegt nach diesem Zwischenfall vieles in Scherben. Trotzdem er eigentlich um diese kämpfen wollte, widmet sich Fabian um den Selbstmord eines Kollegen, der ihm Rätsel aufgibt. Doch auch Matilda hat sich seit dem Vorfall verändert, Fabian kommt einfach nicht mehr an sie heran. Werden sie den Täter finden, bevor er sein nächstes Opfer erwürfelt hat? Und wird Fabian seine Familie retten können?

Meine Meinung:
Ein helles Cover zum vierten Fabian-Risk-Fall mit Würfel stellt dar, um was es beim Inhalt geht. Das Buch erschien zuvor unter dem Titel "10 Stunden tot" 2019 und wurde nun zusammen mit Band zwei "Die Rückkehr der Würfelmörders" neu aufgelegt. Der Schreibstil ist unterhaltsam, spannend und sehr interessant, selbst wenn es zwischendrin ein paar Szenen gab, die etwas ausladend waren. Besonders als es um das Privatleben Fabian Risks geht. Jedoch der eigentliche Plot kann mich dann wieder mehr als überzeugen. Einen Täter der seine Opfer und dazu noch alles Drumherum auswürfelt, finde ich schon sehr skurril und wahnsinnig interessant. Ich habe förmlich Gänsehaut allein von der Vorstellung, dass es bei dem Täter im Grunde jeden treffen kann. Ob Kind, Frau, Mann, Zeit oder Ort, jeder ist im Grunde in Gefahr. Besonders bei dem kleinen Flüchtlingsjungen, der zum Opfer wird, muss ich schon schwer schlucken. Ich frage mich, wie soll man da als Ermittler ein Profil erstellen, wenn man erst einmal den Zusammenhang der Opfer suchen muss und wieso dieser getötet wurden? Leider dauert es mitunter recht lang, bis der Täter erneut zuschlug. Den es wird immer wieder unterbrochen durch den zweiten Handlungsstrang, bei dem es um Fabian Risk und seine Familie geht. Natürlich beschäftigte sich Fabian auch dieses Mal mit einem Fall, den ganz ohne Arbeit kann dieser Mann einfach nicht. Doch gerade hier empfand ich einige Passagen schon recht langatmig, sodass deshalb bei mir öfters die Spannung wieder abflacht. Hier kam für mich wieder das Typische bei skandinavischen Krimis zum Tragen, die oft recht detailliert und ausschweifend beschreiben. Dennoch war es gut, mitzuerleben, wie es mit Matilda und Fabians Familie weitergeht. Verwirrt war ich nur ein wenig über Matildas Reaktion gegenüber ihrer Familie und im Speziellen ihrem Vater Fabian gegenüber. Sie wirkt da auf mich schon manchmal ein bisschen zu erwachsen. Besonders hier wurde mir wieder einmal bewusst, wie schwierig es für Ermittler ist Beruf und Privates unter einen Hut zu bekommen, ohne das eines auf der Strecke bleibt. Ich muss ehrlich sagen, dies beschreibt der Autor hier sehr gut. Die Charaktere, die ich schon von den Bänden davor kenne, konnten mich hier erneut überzeugen. Insbesondere Fabian Risk der seinen eigenen inneren Kampf ausfechtet, kann ich mitunter sehr gut verstehen. Ebenso gefiel mir sehr gut das Engagement und der Einsatz von Irene Lilja. Trotz, den unnötigen Längen kann mich das Buch größtenteils überzeugen. Lediglich das abrupte, offene Ende hat mich fragend zurückgelassen, doch zum Glück geht es ja mit Band 2 sofort weiter. So hoffe ich nun, dass mir dieser Band noch mehr Klarheit verschafft. Ich gebe diesem Buch besonders, wegen der exzellenten Einfälle des Täters 4 von 5 Sterne.

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Veröffentlicht am 14.05.2020

Kinder brauchen verlässliche, liebevolle Eltern

Gone Baby Gone
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"Kinder brauchen Wurzeln, die sie festigen, ihnen sicheren Halt geben und Flügel, die sie in die Welt hinaustragen, um Erfahrungen zu sammeln um sich selbst erleben zu können." (Buch Vernachlässigung der ...

"Kinder brauchen Wurzeln, die sie festigen, ihnen sicheren Halt geben und Flügel, die sie in die Welt hinaustragen, um Erfahrungen zu sammeln um sich selbst erleben zu können." (Buch Vernachlässigung der Vernachlässigung)
Eines Abends wird die vierjährige Amanda McCready vermisst. Helene die Mutter hat sie unbeaufsichtigt gelassen, während sie bei einer Freundin war. Die Polizei geht jeder Spur nach, doch Amanda bleibt weiter verschwunden. Aus Verzweiflung werden von der Familie die Privatdetektive Patrick Kenzie und Angela Gennaro angeheuert. Nach einer Lösegeldforderung vermuten sie einen Erpressungsfall im Drogenmilieu. Doch nach der geplatzten Übergabe verdichtet es sich für Patrick und Angie immer mehr, dass man sie an der Nase herumführt und man mit Ihrem Leben spielt. Bei Ihrer weiteren Suche kommen sie in einschlägige Kreise von Pädophilen und Kinderschändern, was den beiden sonst eher robusten Detektiven zusetzt. Bis sie am Ende sogar selbst entscheiden müssen, ob sie für Recht und Gesetz oder für die Menschlichkeit sind.

Meine Meinung:
Mit einem wichtigen Thema befasst sich hier der inzwischen sechste Fall der beiden Privatdetektive. Der Schreibstil unterhaltsam, spannend, überaus detailliert, manchmal sogar für mich konfus und verwirrend, was sicher daran lag, dass es mein erstes Buch von dem Autor ist. Zu Beginn lernt man Amandas Mutter näher kennen und ich bin entsetzt, was für eine Mutter sie ist, sichtlich durch Drogenmissbrauch gezeichnet. Den Amanda fällt in der Schule auf, dass sie ruhig manchmal sogar regelrecht apathisch ist. Die beiden Detektive stellen fest, dass Amanda von Ihr vernachlässigt wird. Der Bezug zum Drogenmilieu macht den Fall noch verwirrender, den der Täter könnte aus diesem sein oder jemand, der für Amanda eine besser Zukunft möchte. Hart dagegen waren die Einblicke in Pädophilen Szene, wo der Autor kein Blatt vor den Mund nimmt und alles recht detailliert beschreibt, was sie einem Kind angetan haben. Da musste ich schon wirklich schlucken, als ich das las. Mitunter war mir jedoch gerade die Detailverliebtheit des Autors schon ein bisschen zu viel. Hier hätte man durchaus die eine oder andere Seite kürzen können. So ist es also auch kein Wunder, wenn dieses Buch fast 600 Seiten hat. Doch die Thematik lässt mich nicht los, den es ist schon etwas, worüber wir als Gesellschaft nachdenken sollten. Die Charaktere waren mir mitunter auch ein bisschen zu viel, da hätte ein Personenregister sicher gutgetan. Patrick Kenzie mit seinem Ehrgeiz und Engagement, sowie seine sympathische, einfühlsame aber auch durchaus toughe Partnerin Angela Gennaro (Angie) haben mir sehr gut gefallen. So das mich dieses Buch neugierig auf weitere Fälle von ihnen gemacht hat. Unfassbar fand ich das häufige Verwirrspiel in diesem Buch. Wer denkt, dies ist der Täter, der hat sich schnell geirrt, den Lehane hat bis zum Schuss noch weitere Wendungen. So war ich am Ende total überrascht, den dies hätte ich so gar nicht erwartet. Lassen Sie sich auf krasse Ermittlungen, ein Thema das immer aktuell ist und auf Detektive mit einem unfassbaren Spürsinn ein. Weil es für mich doch ein wenig zu viele Längen hatte, gibt es 4 von 5 Sterne.

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