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Veröffentlicht am 28.12.2021

Der Traumpalast - Im Bann der Bilder

Der Traumpalast
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Handlung
Berlin, Anfang der zwanziger Jahre
Das Kino erlebt seinen Durchbruch. Immer mehr Menschen frönen dem Vergnügen, anhand von Filmen mal eben ihrem Alltag zu entfliehen und sich auf eine Geschichte ...

Handlung
Berlin, Anfang der zwanziger Jahre
Das Kino erlebt seinen Durchbruch. Immer mehr Menschen frönen dem Vergnügen, anhand von Filmen mal eben ihrem Alltag zu entfliehen und sich auf eine Geschichte auf der Leinwand einzulassen. Zudem verlockt die Welt dieses Mediums mit seinen bekannten Stars, den immer aufwendigeren Filmen, sowie den glitzernden und atemberaubenden Kinopalästen. Auch Tino, Bankier und Lebemann, ist begeistert und geht in seiner Rolle bei der Ufa vollkommen auf. Er möchte den deutschen Film bekannter und berühmter machen und damit eine Gegenantwort auf Hollywood formulieren.
Zur gleichen Zeit versucht Rahel sich als Journalistin einen Namen zu machen und damit eine Karriere einzuschlagen, die bisher der männlichen Welt vorbehalten ist. Als sie den charmanten Tino kennenlernt, ändert sich ihr Leben für immer. Nicht nur treffen verschiedene Lebensentwürfe zusammen,, sondern sie müssen sich auch entscheidenden Fragen stellen...

Meinung
Das Cover hat definitiv viel Klasse und Eleganz. Angefangen bei dem schlichten Farbton, der den Hintergrund bildet, bis hin über die goldenen Umrandungen an den Ecken und der royalblauen Schrift von Titel und Namen des Autors. Das zusammen ergibt ein wunderschönes Bild, welches ich sehr ansprechend.
In der Mitte sieht man einen Ausschnitt eines prachtvollen Saals. Anfangs hat mich dieser an ein Kino erinnert, je öfter ich es jedoch betrachte, desto mehr sieht es für mich wie eine große Bühne aus und bei mir entsteht dadurch die Assoziation zu den Oscars oder einer anderen Verleihung eines Filmpreises. Daneben läuft ein Pärchen, man sieht sie von ihrer Rückseite und sie scheinen recht schick gekleidet zu sein. Ich muss ehrlich sagen, dass ich die beiden Personen nicht benötigt hätte. Sie sind mir ein bisschen zu viel und ich denke, ohne ihre Anwesenheit wäre das Cover runder und schöner gewesen. Bis auf diesen kleinen Makel bin ich jedoch sehr angetan von dem Titelbild und ich finde es wunderschön!

Wie es so häufig der Fall ist, ist mir auch dieser Roman in der Verlagsvorschau aufgefallen. Zum einen aufgrund des Autors, zum anderen durch das Cover und zu guter Letzt hat mich auch die Inhaltsangabe auf Anhieb überzeugen können. Es wird eine schöne und interessante Geschichte versprochen, die auf ihre Weise Eleganz, Prunk und Glamour verspricht. Genau das hat mich sehr angesprochen, zudem ist die UFA eine Firma, die mir zwar bekannt ist, über deren Ursprung und Entwicklung ich allerdings nichts sagen kann.
Als ich vor einiger Zeit gesehen hatte, dass der Roman bei Vorablesen vorgestellt wird, musste ich nicht lange überlegen. Mein Entschluss, dafür meine Punkte einzusetzen und mir ein Buch zu sichern, war sofort gefasst. Und daher möchte ich mich ganz herzlich bei Vorablesen, sowie dem Rowohlt Verlag für das Rezensionsexemplar danken!

Am Ende des Buches befindet sich ein Personenverzeichnis, wo die wichtigsten Figuren namentlich genannt werden und man einen Überblick dessen erhält, welche Person tatsächlich gelebt hat. Ich hätte es vielleicht ein wenig besser gefunden, wenn dieses direkt vor dem Beginn der Geschichte abgedruckt worden wäre, einfach, um mir vorab bereits einen Eindruck von der Fülle der Protagonisten zu schaffen. So habe ich es erst nach dem Beenden des Buches entdeckt, allerdings habe ich auch nicht wirklich danach gesucht. Das zeigt, dass die Anzahl der Personen recht überschaubar ist, ich hatte absolut keine Probleme damit, sie auseinanderzuhalten oder ihnen das jeweilige Motiv zuzuordnen. Sie haben durchweg eine klare Zeichnung erhalten und bei mir hat jede Figur direkt einen Eindruck hinterlassen, der ein Wiedererkennen leicht gemacht hat.

Der Einstieg in den Roman ist gelungen. Er ist abwechslungsreich und gut, man erhält ausreichend Platz, um sich mit den Figuren vertraut zu machen, erste Eigenarten festzustellen und sich an die Ausgangssituation zu gewöhnen. Ich finde, dass ein guter Start geboten wird, um den Leser bei Laune zu halten und um das Interesse an der weiteren Handlung zu wecken. Aus diesem Grund habe ich mich auf das Weiterlesen gefreut und war ziemlich überzeugt davon, dass die Geschichte so ansprechend weitergehen wird.

Anfangs hat mir die Sprache wirklich gut gefallen und ich habe darin definitiv das Potenzial gesehen, dass sie mich auch im Weiteren fesseln kann. Längere Zeit hatte es auch genau den Eindruck, ich bin recht gut mit dem Lesen vorangekommen und finde, dass sich die Ereignisse auf eine gute und interessante Weise entwickelt haben. Häufig sind Situationen aufgetreten, die nicht vorhersehbar waren und ich mochte die zahlreichen Eigenarten der Figuren und wie lebendig die Dialoge ausgefallen sind. Ich habe das Buch gern in die Hand genommen und hatte die ersten rund dreihundert Seiten innerhalb kurzer Zeit ausgelesen gehabt. Danach ging es leider nicht mehr so flott voran. Mich konnte die Geschichte nicht mehr wirklich fesseln, manche Eigenheiten der Protagonisten sind zu wiederholend aufgetreten und haben mich mit der Zeit gestört. Es traten schließlich immer mal kleine Längen auf und ich finde, der Roman hat die anfängliche Lebendigkeit verloren und damit ist auch leider mein Interesse an der Geschichte ein wenig geschrumpft. Klar wollte ich noch wissen, wie es weitergehen wird. Allerdings habe ich ab knapp der Hälfte des Buches nicht mehr mit so viel Hingabe gelesen und habe beim Lesen öfters eine Pause gemacht. Das hat letztendlich dazu geführt, dass ich für den gesamten Roman fast vierzehn Tage benötigt habe, bis ich die Lektüre beendet hatte...

Ich finde, dass sich das Buch sehr gestreckt hat. Zum einen bin ich kaum zum Lesen gekommen, weil mir die Zeit gefehlt hat. Zum anderen konnte mich die Handlung nie richtig fesseln, sodass ich das Bedürfnis verspürt hätte, weiterlesen zu wollen. Die Geschichte war durchweg nett, aber sie ist mir zu langatmig und üppig ausgefallen, einige Szenen hätten gekürzt werden können und mir hat die zwischenmenschliche Ebene von Rahel und Tino nicht so wirklich gefallen. Ich habe die Beiden viel lieber als einzelne Individuen gesehen und mochte jene Szene gar nicht, wo sie zusammentreffen. Dann haben sie irgendwie ihre Einzigartigkeit verloren, sie haben meines Empfindens nach nicht recht zusammengepasst und sich charakterlich anders verhalten als normalerweise. Ich bin mit ihnen durchweg nicht warm geworden und finde, dass sie teilweise auch ein wenig an den Längen Schuld sind.
Zudem sind mir doch ein paar zu viele Erzählperspektiven vorhanden. An sich mag ich es immer gern, wenn man größere und abwechslungsreiche Einblicke auf verschiedene Situationen erhält. Allerdings waren mir hier zu viele davon vorhanden, zudem habe ich mich manchmal gefragt, welchen Sinn sie haben, welcher erst mit zunehmender Handlung deutlich wird und selbst dann für mich nicht immer von Bedeutung ist.

Das Setting ist im Grunde gut dargestellt. Viele Orte wirken lebendig und sind mit lebhaften Worten umschrieben, sodass man sie sich leicht vorstellen kann. Dabei sind einige Schauplätze mit verschiedenen Stimmungen verbunden, die sich mit dem Verlauf der Handlung ändern.
Gerade die Wohnorte haben mir in ihrer Darstellung gefallen, ich empfand sie als eingängig und gut beschrieben, sie sind lebendig und die Figuren bewegen sich sehr lebendig darin. Dies hat mir bei vielen geschäftlichen Räumen, sei es Banken oder den Räumlichkeiten der Ufa, gefehlt. Ich empfand es zum einen schwierig, die Dimensionen dessen zu verstehen, gleichzeitig finde ich, dass vieles zu plastisch und kühl beschrieben wird. Irgendwie ist es mir auch deswegen nicht gelungen, die Faszination der Figuren für das Filmunternehmen zu übernehmen. Ich finde, dass dafür nicht nur spannendere Beschreibungen der Filmorte benötigt gewesen wären, sondern es auch schön gewesen wäre, wenn mehr Szenen an einem Set gespielt hätten, sodass man einfach noch tiefer in der Materie drin ist.

Es gibt eine ordentliche Zeichnung der Protagonisten. Sie werden stark charakterisiert und man kann sich einen guten Gesamteindruck von ihnen verschaffen. Bei vielen ist es zudem möglich, sich von den Gefühlen und Gedanken einen Überblick zu verschaffen, was häufig dabei hilft, die Handlungen und Aussagen besser zu verstehen. Jede Person hat einige hervorstechende Merkmale erhalten, die an sich gut sind und einen hohen Wiedererkennungswert bieten. Gleichzeitig finde ich, dass es eine zu häufige Erwähnung dessen gibt und mit der Zeit sind dadurch zu viele Wiederholungen aufgetreten.
Anfangs dachte ich noch, dass es sicherlich irgendwann dazu kommen wird, dass man zu den Figuren ganz gut eine Bindung aufbauen kann. Doch so richtig ist mir dies nie gelungen, ihre Charaktere haben mich nie in ihren Bann gezogen und ich habe ihr Handeln stets sehr kritisch und genau betrachtet. Es gab einfach immer wieder Momente, wo ich nicht ganz glücklich bin, wie sie in der Szene aufgetreten sind und sie haben es mir schwer gemacht, mit ihnen zu sympathisieren.

Man merkt deutlich, dass der Autor genau weiß, wovon er spricht. Es gibt unglaublich viele historische Informationen, die in einem guten Kontext präsentiert werden und den Leser einen runden Blick auf die Handlungszeit bieten. Dies fängt bei den zahlreichen historischen Persönlichkeiten an, erstreckt sich über die Politik und das Hauptaugenmerk liegt natürlich auf der Ufa. Man erlebt hautnah mit, wie die Firma entsteht und welchen Problemen sie sich stellen muss / welche Erfolge sie feiert. Das ist ein großer Pluspunkt des Buches und ich mag es, wie dieses Stück Historie dargestellt wird.
Mir hätte es gut gefallen, wenn in dem Nachwort noch näher auf die historischen Hintergründe eingegangen worden wäre. Einfach um zu zeigen, was direkt übermittelt ist und bei was sich der Autor vielleicht eine kleine künstlerische Freiheit genommen hat. Zudem stelle ich es mir interessant vor, mehr darüber zu erfahren, wie der Autor manche Situationen wertet und weshalb er manche Entwicklungen genauso hat stattfinden lassen. Ich denke, dies hätte den Roman gut abgerundet und wäre auf jeden Fall passend gewesen!

Obwohl ich finde, dass das Buch nicht perfekt ist, es ab und an einige Längen gibt und die Personen manche Eigenarten haben, die ich nicht ganz so mag, bin ich doch interessiert an der Fortsetzung. Ich finde, dass noch sehr viel Potenzial vorhanden ist, um den Nachfolgeband noch besser zu machen und auch von den Ereignissen her denke ich, dass vieles ein vorläufiges schönes Ende erhalten hat, man aber auch merkt, dass der Autor die Geschichte noch nicht auserzählt hat. Daher denke ich, dass ich die Fortsetzung irgendwann definitiv lesen werde und ich hoffe schon jetzt, dass mich diese mehr überzeugen kann!

Fazit
Schon bevor ich mit dem Lesen begonnen habe, hatte ich einige Erwartungen. Nicht nur aufgrund des Namen des Autors, sondern auch, weil ich durchweg positive Meinungen gesehen hatte. Und vielleicht ist auch dies ein Grund, weshalb ich mit dem tatsächlichen Ergebnis nicht richtig zufrieden bin. Es gab ein paar Punkte, die ich nicht als perfekt empfand, so sind für meinen Geschmack Längen aufgetreten, die Figuren sind mir nicht greifbar genug und manche Ticks der Personen wurden zu häufig wiederholt. Daher habe ich den Roman mit gemischten Gefühlen beiseite gelegt, ich finde, dass er viel Potenzial hat, dieses aber nur teilweise ausgeschöpft wurde. Im Grunde ist die Geschichte nämlich wirklich gut und genau aus diesem Grund möchte ich sehr wahrscheinlich irgendwann die Fortsetzung lesen und hoffe einfach, dass ich dann die Begeisterung vieler anderer Leser verstehen und teilen kann!

  • Einzelne Kategorien
  • Cover
  • Erzählstil
  • Handlung
  • Charaktere
Veröffentlicht am 04.11.2021

Berlin Friedrichstraße - Novembersturm

Berlin Friedrichstraße: Novembersturm
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Handlung
Berlin, 1920
Robert erhält ein sehr lukratives Jobangebot und er sieht darin auch die Möglichkeit, endlich einem weiteren Ziel nachzugehen. Er macht seiner großen Liebe Luise einen Heiratsantrag, ...

Handlung
Berlin, 1920
Robert erhält ein sehr lukratives Jobangebot und er sieht darin auch die Möglichkeit, endlich einem weiteren Ziel nachzugehen. Er macht seiner großen Liebe Luise einen Heiratsantrag, den diese glücklich annimmt. Innerlich jedoch trauert die junge Frau noch immer um ihre Jugendliebe Johannes, der seit dem Großen Krieg verschollen ist. Auch für Robert war diese Nachricht damals nicht einfach, war doch Johannes sein bester Freund. Und schließlich taucht genau dieser am Tag der Hochzeit wieder auf. Kriegsversehrt, ohne Hoffnung und ohne finanzielle Mittel...

Meinung
Ganz ehrlich: Das Cover gefällt mir nicht. Ich empfinde es als wenig ansprechend, der untere Teil könnte noch als ganz nett gelten, die obere Hälfte hingegen mag ich absolut nicht. Ich finde die Farben sehr abweisend und kalt, ich mag die Silhouette der Person nicht, sie verwirrt mich und sie hätte es für meinen Geschmack nicht benötigt. In der Mitte des Bildes findet sich der Titel, sowie der Name der Autorin. Ich finde, dass dieser Abschnitt irgendwie fehl am Platze wirkt und diese Zeilen ein wenig verloren gehen. Einzig den unteren Part finde ich passend und schön gestaltet, mit der Abbildung des Bahnhofs wird auf die Geschichte Bezug genommen und anhand des verblassten Eindrucks passt diese gut zur Handlungszeit. Ansonsten trifft die Gestaltung des Covers absolut nicht meinen Geschmack...

Mir ist das Buch bereits in der Verlagsvorschau aufgrund der interessant klingenden Inhaltsangabe aufgefallen. Und weil ich von Ulrike Schweikert bereits ein paar Bücher gelesen habe, welche mir fast durchweg gefallen haben, wanderte das Buch auf meine Wunschliste. Als es im September bei Vorablesen vorgestellt wurde, war mein Interesse direkt geweckt und ich habe einen Blick auf die Leseprobe geworfen, die mich überzeugen konnte und dazu geführt hat, dass ich einen Leseeindruck verfasst habe und mich letztendlich tatsächlich über ein Exemplar des Romans freuen konnte. Dafür ein herzliches Dankeschön an Vorablesen, sowie den Rowohlt Verlag!

Der Prolog hat mir gut gefallen. Er gibt einen kleinen Blick auf die Familien und das Kennenlernen von Robert, Luise und Johannes und er ist für mich irgendwie besonders. Ich habe irgendwie das Gefühl, dass mir so ein Buchbeginn noch nie wirklich begegnet ist und daher empfand ich diesen als faszinierend, spannend und sehr interessant. Danach wandert die Handlung vom Jahr 1882 ins Jahr 1920, wo die Haupthandlung beginnt und sich anschließend bis ins Jahr 1933 erstreckt, wo schließlich der Epilog spielt. Anhand dessen kann man einen kleinen Blick in die Zukunft der Protagonisten werfen und man erhält dadurch ein bisschen Material zum nachdenken und spekulieren erhält, wie die Saga wohl weitergehen könnte. Obwohl die Jahreszahl vor einigen Kapiteln angegeben wird, finde ich doch manchmal, dass man als Leser zeitlich etwas verloren ist. Nicht immer ging für mich klar deutlich heraus, zu welcher Zeit die Ereignisse spielen. Dazu hätte ich mir gern mehrere Angaben gewünscht, um ein volles und stimmiges Bild zu erhalten und um der Handlung leichter folgen zu können.

Die Sprache hat mir eigentlich gut gefallen. Sie befindet sich auf einem angenehmen Niveau, ist gut lesbar und gibt häufig lebendige Einblicke in die Situationen. Ich bin mit dem Lesen flüssig vorangekommen, konnte mir viele Szenen gut vorstellen und finde, dass besonders die Beschreibung der Settings sehr gelungen ist. Außerdem empfand ich jene Abschnitte, die kleine Einblicke in die Vergangenheit der drei Freunde geben, sehr interessant und sie boten eine gute Abwechslung.
Allerdings hat mich die Sprache nicht vollkommen überzeugen können. Immer wieder gibt es einige Stellen, die sich für mich ganz schön strecken und bei denen ich finde, dass die Aussage zu sehr umschrieben und ausgedehnt wird. Vieles hätte für meinen Geschmack kürzer und damit bündiger ausfallen können und dadurch hätten einige Längen vermieden werden können. Eine kompaktere und nicht immer so ausschweifende Erzählweise hätte mir gut gefallen.
Ich finde, dass häufig eine Handlung stattfindet, die nicht sonderlich aufregend und spannungsreich ist. Nur selten gibt es Momente, die mich überraschen konnten oder die der gesamten Geschichte eine neue Wendung gegeben haben. Oft verläuft die Story sehr geradlinig und damit nicht überraschend...

Gebündelt werden historische Ereignisse und Vorgänge beschrieben. Diese werden meist in Gespräche eingebunden, in denen der Leser allerhand Informationen darüber sammelt, wie die politische Lage vor allem in Deutschland aussah. Im Grunde mag ich es gern, wie viele Fakten eingebunden wurden und wie geschickt sie in die Handlung eingefügt wurden. Allerdings finde ich, dass diese meist ein wenig zu geballt vorhanden sind. Teilweise liest man seitenlang nichts darüber, dann gibt es wieder Abschnitte, in denen man innerhalb kurzer Zeit sehr viele Fakten erfährt. Ich finde die Informationsfülle an sich gut, allerdings hätten sie gern verteilter auftreten können.
Ich dachte ursprünglich, dass die Planung der ersten U-Bahn-Linie irgendwie ein wiederkehrendes Thema im Roman sein wird und man darüber einiges erfährt. Nicht nur über die Architektur, sondern auch die Erbauung und die Meinungen vonseiten der Bevölkerung. Und anfangs war das auch ein wenig der Fall, irgendwann jedoch wurde diese Thematik ziemlich fallengelassen, es gab nur noch hin und wieder eine Andeutung dessen und das war es. Ich finde es schade, dass darauf nicht weiter eingegangen wurde, es hätte dem Roman einen interessanten Hintergrund gegeben und ich finde, dass die Karriere von Robert nicht so stark auf dem Klappentext hätte erwähnt werden müssen. Dadurch wurden bei mir ein wenig andere Erwartungen geschürt...
Ich finde, dass an einigen Stellen das Lebensgefühl der 1920er Jahre hervorragend eingefangen wurde. Es ist deutlich herausgekommen, an was die Menschen interessiert waren, was gesellschaftlich oder auf kultureller Ebene fasziniert oder schockiert hat. Dadurch wirkt die Handlungszeit auch direkt lebendiger und ich mag es, wie jene Szenen direkt authentischer wirken.

Als Erzählinstanz wurde ein allwissender Erzähler genutzt, der im Verlauf der Handlung verschiedene Perspektiven einnimmt. Vor allem aus der Sichtweise von Luise, Robert und Johannes wurden die jeweiligen Kapitel beschrieben, allerdings gibt es auch ein paar Szenen, die aus der Sicht von Ella, einer jungen Dame, die mit den drei Freunden bekannt ist, dargestellt wurden. Auf diese Weise erhält man viele abwechslungsreiche Einblicke auf die einzelnen Figuren und es ist möglich, sie näher kennenzulernen und sich von ihnen einen Eindruck zu verschaffen. Dadurch wirkt die Handlung automatisch vielfältiger und es wird ein wenig vorgesorgt, dass Längen schwerer entstehen können, wenngleich dies nicht vollkommen gelungen ist.

Das Setting wurde ansprechend gestaltet. Durchweg jeden Ort konnte ich mir vorstellen und ich mag es, wie unterschiedliche diese ausfallen. Man lernt verschiedene Ecken Berlins kennen und ich finde es gut, wie die Stimmungen häufig eingefangen wurden. Das lässt die Stadt sehr lebendig wirken und es ist interessant, die verschiedenen Orte durch die Augen der Figuren kennenzulernen.
Schön empfand ich es, wie das Haus, indem die drei Freunde aufgewachsen sind, immer wieder mal eine kleine Rolle spielt. Das war ein schönes, wiederkehrendes Motiv, welches für meinen Geschmack gern noch öfter hätte auftauchen können!

Wenn ich ehrlich sein muss: Mit zunehmender Handlung empfand ich die Charaktere als immer langweiliger. Sie haben mich nur sehr sehr selten überraschen können, ihre Wesen sind ohne besonderen Merkmale, die bei mir Sympathien oder Abneigung hervorrufen könnten. Im Grunde war es mir irgendwie ziemlich egal, was mit den Figuren im Folgenden passieren wird, sie haben es an keiner Stelle geschafft, sich mit einer besonderen Aussage oder Handlung hervorzuheben, was ich sehr schade finde. Dabei wurde anfangs eigentlich einiges dafür gegeben, dass ein interessanter erster Eindruck entsteht und ich war daraufhin mächtig gespannt darauf, wie eine Entwicklung aussehen könnte. Diese fand leider nur sehr selten statt und konnte mich nicht recht überzeugen.
Lediglich Ilse, die Schwester von Johannes, hat mir richtig gut gefallen. Sie hat zu jedem Thema eine Meinung, die sie offen ausspricht, sie bringt Schwung in die Szenen und ich mag ihre aufgeschlossene und einnehmende Persönlichkeit sehr gern!

Fazit
Ich hatte zugegebenermaßen recht große Erwartungen an den Roman. Und aufgrund der gelungenen und interessanten Leseprobe war ich sehr zuversichtlich, dass diese erfüllt werden. Und doch sitze ich nun hier und bin nicht so richtig angetan von dem Buch. Immer wieder gab es kleine Aspekte und Darstellungen, die ich nicht rund, ausgereift und perfekt finde. Diese kamen sowohl bei den Figuren, als auch bei den historischen Hintergründen vor und dadurch entstanden leider Längen, die letztendlich meinen Eindruck verstärken, dass es eine schöne Geschichte hätte sein können, die Umsetzung aber nicht meinen Geschmack trifft. Sehr schade...

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Veröffentlicht am 22.04.2021

Wiedersehen im Flanagans

Wiedersehen im Flanagans (Das Hotel unserer Träume 2)
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Handlung
London, Silvester 1982
Es ist Ende Dezember und der Jahreswechsel steht kurz bevor. Und wo feiert man diesen besser als im berühmten, exquisiten und glamourösen Flanagans? Allerhand illustre Gäste ...

Handlung
London, Silvester 1982
Es ist Ende Dezember und der Jahreswechsel steht kurz bevor. Und wo feiert man diesen besser als im berühmten, exquisiten und glamourösen Flanagans? Allerhand illustre Gäste wollen sich die Feier nicht entgehen lassen und beehren die Gastgeberinnen und Besitzerinnen des Hotels, Elinor und Emma, mit ihrer Anwesenheit. Der Schein nach außen wirkt makellos, doch wenn man hinter die Fassade schaut, sieht man genau, wie es brodelt. Die Ehen der beiden Damen sind nahe am Scheitern, Emmas Tochter verringert den Kontakt zu ihrer Mutter immer mehr, Elinors Tochter währenddessen möchte in Schweden studieren. Zudem lauert unter der Oberfläche ein großes Geheimnis, welches nicht nur die Freundschaft der zwei Frauen auf die Probe stellen würde...
Meinung
Das Cover ist farbenfroh und verströmt gute Laune und positive Energie. Es hat einen ähnlichen Aufbau wie das des ersten Bandes, wieder sieht man im unteren Abschnitt ein Gebäude, welches ich mit dem titelgebenden Flanagans-Hotel in Verbindung bringe. Zudem ist ein goldenes Plättchen zu sehen, welches mich an die Zimmernummernschilder in Hotels erinnern. Darauf abgedruckt ist der Titel, was meiner Ansicht nach sehr schick und passend erscheint, immerhin ist das Flanagans ein pracht- und stilvolles Hotel. Auch die Blumen an den Rändern empfinde ich als gelungen und sie sind interessante und frühliche Farbtupfer. Lediglich die Dame mit ihrem grünen Kleid und ihrer ganzen Pose finde ich nicht passend. Sie ist mir zu auffällig, ich finde es schade, dass man so viel von ihrem Gesicht sieht und sie bringt meiner Meinung nach Unruhe in das Bild.

Letztes Jahr hatte ich den ersten Band der Reihe gelesen, welcher ein großes Highlight für mich war. Ich habe die Geschichte sehr gemocht, habe mich unglaublich gut auf das Buch einlassen können und ich bin der Story mit großem Interesse gefolgt. Und weil ich so begeistert war, habe ich mich natürlich sehr auf die Fortsetzung und ein Wiedersehen mit den Protagonisten gefreut. Ich habe voller Vorfreude auf den Erscheinungstermin des zweiten Teils gewartet und bin sehr dankbar, diesen als Rezensionsexemplar vom Verlag erhalten zu haben. Daher auch an dieser Stelle nochmals ein herzliches Dankeschön!

Frohen Mutes und mit viel Enthusiasmus bin ich also in die Geschichte gestartet und habe auf den ersten Seiten bereits eine kleine Ernüchterung erlebt. Eigentlich hatte ich nämlich gedacht, dass ich einen angenehmen und leichten Start in die Handlung haben werde, mir direkt wieder allerhand Details einfallen und ich mich somit wieder problemlos auf die kommenden Ereignisse einlassen kann. Tatsächlich war ich anfangs allerdings ein wenig verwirrt und habe zum besseren Verständnis nochmals Band eins in die Hand genommen und die letzten Seiten gelesen. Dadurch stand mir zwar wieder diese Geschichte vor Augen, allerdings hat es nur wenig dazu beigetragen, um mich auf die Fortsetzung einzulassen zu können. Dieser leicht verwirrte Zustand hat über gut 50 Seien angehalten, ich habe Linda Lansing lange Zeit vermisst und musste mich erst einmal damit anfreunden, dass nun zwei andere, bereits bekannte Damen als Hauptprotagonisten fungieren. Als ich diesen Punkt erreicht habe, bin ich besser mit dem Lesen vorangekommen und konnte mich auch ein Mü besser auf die Ereignisse einlassen.

Obwohl ich anfangs nicht ganz so flüssig mit dem Lesen vorangekommen bin, hatte ich das gesamte Buch doch sehr fix ausgelesen gehabt. Innerhalb von zwei Tagen waren die 448 Seiten fertig gelesen. Man kann also sagen, dass das Buch eine leichte und solide Lektüre bildet, die man super nebenbei lesen kann und bei der man auch ein wenig die Gedanken schweifen lassen kann. Man muss nicht mit größter Sorgfalt lesen und kann sich daher gut während der Lektüre entspannen und vom Alltag ablenken.
Die Sprache war im Grunde so, wie ich sie schon vom ersten Band her kannte. Einfach und flüssig lesbar, mit guten Umschreibungen der Szenen, von Personen und Handlungsorten. Sie gibt Einblicke in verschiedene Lebensweisen und Gedanken, man kann die Gefühle der Protagonisten gut nachvollziehen und sie ist nie zu oberflächlich. Im Gegenteil, an manchen Stellen im Roman ist die Sprache überraschend tiefgreifend und hat einen sehr angenehmen Ernst. Die Sprache war ein großer Punkt, weshalb ich das Buch so fix ausgelesen hatte. Sie war wirklich gut und führt den Leser angenehm durch die Geschichte.

Ich habe das Gefühl, dass im ersten Band der Flanagans-Reihe das Hotel mit seinen Abläufen, aber auch den Mitarbeitern deutlich stärker im Mittelpunkt steht. Diesmal sind die privaten Ereignisse in den Leben von Elinor und Emma mehr im Fokus, was an sich gar nicht so uninteressant war. Ihre Ehen laufen nicht ganz rund, sie haben Geheimnisse und müssen schauen, dass sie ihre Arbeit und ihr Privatleben unter einen Hut bekommen.
Allerdings hat es mich unglaublich gestört, dass häufig die Rede davon war, welche der beiden Damen gern mit welchem Herrn ins Bett hüpfen würde und zu wem sie sich sexuell hingezogen fühlt. Das war mir zu viel, die Anziehung unter den Damen und Herren war für mich das eigentliche Hauptthema des Buches und ich konnte mich damit nicht anfreunden. Schließlich hatte ich durch den ersten Band, aber auch anhand des Klappentextes einen anderen Eindruck und hatte mir eine Geschichte gewünscht und vorgestellt, die sich komplett um das Flanagans mit seinen alltäglichen Arbeitsabläufen, sowie ein angenehmes Maß an Informationen über das Privatleben der Protagonisten dreht. So war es leider nicht und dieser gerade angesprochene Punkt ist daher auch mein großer Kritikpunkt, der mein Interesse an der Geschichte etwas geraubt hat. Meine Erwartungen wurden nicht erfüllt, ich wurde ein wenig enttäuscht und finde es richtig schade, dass die Fortsetzung nicht mit dem ersten Band mithalten kann.

Ich finde, dass der Erzähler den Leser sehr gut durch die Geschichte führt. Er gibt eine komplett neutrale Sicht auf die Geschehnisse und man kann sich von diesen, aber auch von den Protagonisten vollkommen frei ein eigenes Bild machen. Man merkt anhand von Andeutungen, aber auch manchen Momenten, in denen eindeutig ungesagte Worte im Raum stehen, dass der Erzähler noch einige Geheimnisse in der Hinterhand hält und diese werden ab und an in die Erzählung eingestreut. Und obwohl dadurch eigentlich eine spannende Handlung gewährleistet sein könnte, habe ich nur sehr selten etwas davon gespürt. Meist ist die Geschichte ein wenig vor sich hingeplätschert, nur in sehr ausgewählten Momenten habe auch ich die Spannung wahrgenommen und daraufhin Vermutungen angestellt, um was es sich bei den angedeuteten Geheimnissen handeln könnte. Daher hat die Handlung auf mich meist einen sehr normalen und ruhigen Unterton, der sich ziemlich konstant durch die Geschichte gezogen hat.
Um noch einmal auf den Erzähler zurückzukommen: Ich finde es meist sehr gelungen, wie er es schafft, die Gefühle und Empfindungen der Personen in die Handlung einzubeziehen. Man kann genaustens nachvollziehen, was die Figuren gerade denken oder fühlen und welchen Personen sie positiv oder negativ gegenüberstehen. Zudem nimmt der Erzähler mehrere Positionen ein, nicht nur aus der Sicht von Eloise oder Emma, sondern auch aus der ihrer Töchter werden die Ereignisse beschrieben und dadurch entsteht eine vielfältige Story. Man lernt eine jede Person gut kennen und kann sich von ihr, aber auch ihrer Familie und ihren Plänen ein Bild machen. Diese Art der Erzählung hat bei mir dazu beigetragen, dass ich die Personen einen Hauch besser verstehen konnte und sie auf mich lebendig und abwechslungsreich wirkten.

Die Handlungsorte wurden mal mehr, mal weniger deutlich beschrieben. Ich habe das Gefühl, dass die Darstellung dessen häufig mit der Stimmung in Verbindung stand. Gerade bei den privaten Wohnungen und Häusern von Eloise und Emma habe ich dies gespürt, diese brachten eine ganz eigene Aura mit sich, die sich natürlich auch auf das Bild ausgewirkt hat, welches ich von den jeweiligen Orten vor Augen hatte.
Am besten und eingängigsten, aber auch am bildhaftesten beschrieben waren für mich jegliche Räume des Flanagans. Diese hatten eine ganz eigene und interessante Ausstrahlung und wirkten exquisit und spannend. Ich mochte die Eleganz und den Stil, der von dem Gebäude mit seinen zahlreichen Zimmern ausgestrahlt wird und habe mir oft gewünscht, das traumhafte Hotel mal mit eigenen Augen zu sehen!

Rein vom Auftreten unterscheidet sich ein jeder Charakter von dem anderen. Dies setzt sich auf der charakterlichen Ebene fort und dadurch entstehen abwechslungsreiche und absolut nicht stereotype Protagonisten, die man als Leser durch die Handlung begleitet. Keiner gleicht dem anderen, jeder kann mit eigenen Merkmalen und Eigenheiten überzeugen und am Ende war ich selbst davon überrascht, wie interessant und vielfältig ich die Personen wahrgenommen habe. Jeder hat verschiedene Facetten von sich gezeigt und obwohl ich die Mehrzahl der Figuren als nicht sehr sympathisch einschätze, war es doch informativ zu sehen, wie sie agieren und welche Entscheidungen sie schlussendlich treffen.

Fazit
Nach dem Lesen des Buches bin ich noch immer unentschlossen, ob die positiven oder negativen Eindrücke überwiegen. Ich kann es auch jetzt noch nicht sagen, daher denke ich, dass sie ein ausgeglichenes Verhältnis besitzen. Ganz viele Punkte haben mir zugesagt, sei es die Sprache, das Setting oder auch die Darstellung der Personen. Allerdings wurde ich in zwei Punkten auch ziemlich enttäuscht: Ich hätte es mir gewünscht, dass das Flanagans deutlicher im Mittelpunkt steht und für mich wären die ständigen Informationen darüber, welche Person gerade von welcher anderen Figuren sexuell angezogen wird, nicht notwendig gewesen. Gerade der letztgenannte Punkt hat meinen Lesefluss immer wieder etwas getrübt und schlussendlich kann die Fortsetzung für mich nicht an den sehr gelungenen Auftakt anschließen. Sehr schade, trotzdem werde ich die Augen nach einer möglichen Fortsetzung offen halten, ich finde, dass die Geschichte, als auch das traumhafte Setting mit dem Flanagans weiterhin viel Potenzial bietet!

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Veröffentlicht am 11.12.2020

Willst du Blumen, kauf dir welche

Willst du Blumen, kauf dir welche
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Handlung
Lena ist Buchhändlerin und glaubt an Romantik, die Liebe auf den ersten Blick und an einen Prinzen, der irgendwann den Weg zu ihr findet. Deshalb setzt sie auch keine Hoffnung ins Online-Dating ...

Handlung
Lena ist Buchhändlerin und glaubt an Romantik, die Liebe auf den ersten Blick und an einen Prinzen, der irgendwann den Weg zu ihr findet. Deshalb setzt sie auch keine Hoffnung ins Online-Dating und verbringt ihre Zeit auch nicht aktiv damit, einen Mann im Offline-Leben kennenzulernen. Viel lieber verbringt sie ihre Freizeit mit Liebesromanen und träumt dabei selbst von solch einer Liebe. Als jedoch der Erfolgsautor Benjamin Floros eine Lesung in ihrer Buchhandlung hält und sein Konzept für einen ultimativen Algorithmus fürs Online-Dating vorstellt, glaubt Lena nicht so recht daran und möchte dem Autor das Gegenteil beweisen. Und Benjamin ist fest überzeugt, dass er für Lena den passenden Partner finden wird. Lena lässt sich auf das Experiment ein und tatsächlich schafft es ein Mann, dass ihr Herz ins Schlingern gerät...

Meinung
Das Cover finde ich nicht so bombe. Weder kann ich mich mit den vielen Farben und noch mit den Zeichnungen der Personen, den Pflanzen oder des Pools anfreunden. Auch die Schriftart und die Anordnung des Titels finde ich merkwürdig. Für meinen Geschmack ist das Bild etwas zu hektisch und unruhig, ich empfinde es auch nicht als sonderlich ansprechend. Daher würde es mir in einer Buchhandlung zwar auffallen, mich aber nicht dazu bewegen, den Roman in die Hand zu nehmen und ihn näher zu betrachten. Leider nicht so gelungen...

Von der Autorin hatte ich bisher noch kein Buch gelesen und mir ist das Buch auch nicht in der Vorschau aufgefallen. Daher war es für mich eine große Überraschung, den Roman eines Tages in der Post zu haben und ich möchte mich beim Aufbau Verlag für die überraschende Zusendung bedanken! Da ich noch nichts von der Autorin gelesen habe, war ich natürlich sehr gespannt auf das Buch, ihre Schreibweise und wusste nicht so recht, was mich erwarten wird und wie mir die Geschichte letztendlich gefallen wird.

Was mich wirklich von der ersten bis zur letzten Seite vollkommen überzeugen konnte war die Schreibweise. Sie war flott lesbar und hat immer wieder anhand von Fachbegriffen und gelungenen kleinen Diskussionen Anspruch erhalten und war nicht zu einfach geraten. Oft verfallen die Figuren auch ein wenig in eine Alltagssprache, was sie lebendiger hat wirken lassen und dazu beigetragen hat, dass sich die Geschichte so flüssig hat lesen lassen. Bei mir hat sie bewirkt, dass ich den Roman innerhalb von nicht ganz drei Tagen ausgelesen hatte und ich dann auch schon fertig mit dem Buch war.
Zudem hat es mir gut gefallen, dass es immer wieder amüsantere Szenen gibt, die auch mich zum schmunzeln gebracht und mich gut unterhalten haben. Der Humor kam öfters mal in Dialogen zwischen den Personen, vor allem aber bei den Beschreibungen von Lenas Dates zum Vorschein. Und er hat die Handlung eindeutig aufgelockert und mir gut gefallen.

Es gibt einige Handlungsorte, wobei sich die wichtigsten schnell benennen lassen und die Anzahl sehr übersichtlich bleibt. Zahlreiche Szenen spielen in Lenas niedlicher und einladender Buchhandlung, die wirklich traumhafte Beschreibungen erhalten hat und in der man sich als begeisterter Leser gern mal umschauen würde. Noch ansprechender und einzigartiger empfand ich allerdings die Wohnung von Tante Hilde. Diese hatte viel Charme und ich mochte die Vielfalt, die darin herrschte. Ich mochte die Umschreibungen der Wohnung sehr, sie wirkte sehr besonders und ich liebe den altmodischen Charakter, der mit ihr einhergeht.

Nie hatte ich den Eindruck, dass die Geschichte sonderlich stimmungsvoll daherkommt. Nur sehr sehr selten kam mal ein Hauch dessen vor, doch nie ging der Funke auf mich rüber. Weder in fröhlichen, noch in traurigen oder wütenden Momenten habe ich die Stimmung so wahrgenommen, dass sie sich auch auf mich überträgt und ich mich dadurch den Personen oder der allgemeinen Handlung näher fühle. Im Gegenteil, immer gab es eine Distanz zwischen den Ereignissen und meiner Person und das hat halt auch dazu geführt, dass ich der Geschichte nie mit so viel Spannung und Interesse gefolgt bin, wie ich es mir erhofft hatte.

Bei den Protagonisten bin ich zwiegespalten. Einerseits werden einige Klischees bedient und daher kommen manche Personen arg stereotyp daher, andererseits gibt es unglaublich liebenswürdige Personen, die ich sympathisch und toll fand. So gibt es zwar eine bunte Mischung, die mich im Großen und Ganzen aber nicht überzeugt hat.
Fangen wir mal mit den liebenswerten Personen an. Als großer Sympathieträger gilt eindeutig Tante Hilde. Sie hat einfach eine besondere Ader, ist freundlich, offen und unterhaltsam. Sie nimmt kein Blatt vor den Mund und hat einfach ein tolles und einnehmendes Wesen. Dazu gibt es noch ein-zwei weitere Figuren, die ich ebenfalls recht gern mochte und die sich von den anderen Personen abheben.
Doch leider war mir die Mehrzahl nicht so sympathisch und ich habe vieles bei den Protagonisten hinterfragt. Bei Lena war es ihr Zug, sich stark von anderen Menschen beeinflussen zu lassen und nicht einfach mal auf den Tisch zu hauen und ihre Meinung offen zu sagen. Benjamin war mir zu glatt, er hat nicht wirklich Ecken und Kanten erhalten und war mir von seinem gesamten Auftreten, seiner Art einfach nur unsympathisch. Lenas beste Freundin ist zwar ein unglaublicher Sonnenschein, ist aber auch sehr extravagant und erscheint mir, obwohl sie Grundschullehrerin ist, doch etwas dümmlich. Das sind mal die wichtigsten Personen leicht aufgefächert und gerade mit ihnen, allen voran mit Lena, verbringt man die ganzen 461 Textseiten und da hatte ich mir schon angenehmere und stärker ins Detail gehende Protagonisten gewünscht. So gibt es zwar bei einigen ganz gute Ansätze, letztendlich können aber nur sehr wenige Personen überzeugen, viele wirken nicht wirklich lebendig oder authentisch und erscheinen schon sehr konstruiert. Was halt auch Folgen auf ihre Handlungen hat, die dadurch steif und unnatürlich wirken.

Ich muss auch ganz ehrlich sagen, dass ich manchmal die Glaubwürdigkeit der Geschichte ein wenig angezweifelt habe. Ist es wirklich möglich, dass man beim Online-Dating fast nur auf stereotype Männer trifft, was zwar lustig ist, mir aber unwahrscheinlich erscheint. Ist es glaubwürdig, dass eine Grundschullehrerin ständig Buchstaben in manchen Worten verdreht? Und ich habe noch ein paar weitere solcher Fragen, die mich ein wenig gestört haben und dazu beigetragen haben, dass ich das Buch zwar fix gelesen hatte, aber immer Distanz gewahrt habe und nie so recht überzeugt wurde.

Fazit
Leider hat mich die Geschichte nicht wirklich mitgerissen. Es gibt immer wieder interessante Ansätze, die viel Potenzial haben, aber oft werden diese nicht so wirklich weitergeführt, sondern fallengelassen und sich anderen Punkten zugewandt. Das hat dazu geführt, dass ich zwar flott mit dem Lesen vorangekommen bin, jedoch auch ganz froh war, als die Geschichte ausgelesen war und ich von einigen Personen befreit war. Was schade ist, aber halt leider meinem Eindruck entspricht.
Ich habe im Internet gesehen, dass es viele begeisterte Leser gibt und ich empfehle dadurch einfach, sich verschiedene Meinungen zum Buch durchzulesen und vielleicht mal in die Leseprobe reinzuschnuppern. Ich bin von dem Roman zwiegespalten, finde ihn nicht schlecht, aber auch nicht empfehlenswert.

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Veröffentlicht am 19.09.2020

Das Café der kleinen Kostbarkeiten

Das Café der kleinen Kostbarkeiten
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Handlung:
Luise möchte sich einen Wunsch erfüllen, den sie und ihr Mann vor vielen Jahren zusammen gefasst haben: Weihnachten in Lübeck erleben. Immer wieder wurde dies aufs nächste Jahr verschoben und ...

Handlung:
Luise möchte sich einen Wunsch erfüllen, den sie und ihr Mann vor vielen Jahren zusammen gefasst haben: Weihnachten in Lübeck erleben. Immer wieder wurde dies aufs nächste Jahr verschoben und nun ist es unmöglich geworden, dies gemeinsam zu erleben. Luise ist mittlerweile seit einigen Jahren verwitwet und hat jetzt den Entschluss gefasst, ein ganz anderes Weihnachtsfest in Lübeck zu feiern, obwohl ihr Sohn dies absolut nicht verstehen kann.
Zufällig entdeckt die Rentnerin dort ein gemütliches Café und ist nicht nur von den köstlichen Backwaren verzaubert. Auch der Besitzer des kleinen Ladens hat eine besondere Ausstrahlung, der sich Luise nicht entziehen kann. Beide merken, dass sie sich langsam aber sicher ineinander verlieben. Doch für Luise ist die Situation nicht einfach, sie hat Angst vor neuem Kummer und möchte ihn doch nicht verlieren. Ludwig und Luise hoffen auf ein Weihnachtswunder...

Meinung:
Ich mag das idyllische und charmante Cover sehr. Im oberen Teil sieht man eine wunderschöne Straße, weihnachtlich geschmückt, es fällt Schnee. Kein Mensch ist zu sehen und sie strahlt eine sehr angenehme Ruhe aus. Ein stimmungsvolles Bild!
Im unteren Drittel ist dann großflächig der Titel abgebildet, sowie der Name des Autors abgebildet. Die Farben davon nehmen auf den oberen Abschnitt Bezug und passen perfekt. Zudem mag ich es, dass dort die Hintergrundfarbe schlicht weiß ist, wodurch der Eindruck entsteht, dass der Boden schon komplett mit Schnee bedeckt ist. Ein gelungenes Cover, welches auf jeden Fall in einer Buchhandlung auffällt.

Irgendwie hatte ich sobald der September begonnen hat richtig Lust darauf, ein Weihnachts- / Winterbuch zu lesen. Auf Instagram hatte ich dazu schon eine Auswahl vorgestellt, vier Bücher hatte ich bereits hier liegen, die ich unbedingt bis zum 24. Dezember lesen möchte. Eines davon ist dieses von Jan Steinbach, welches mich Anfang 2020 ganz überraschend erreicht hat. Ich hatte letztes Jahr bei den Adventskalendern scheinbar Glück und habe ein Paket vom Aufbau Verlag mit zwei Romanen erhalten, u.a. mit diesem. Und das sollte dann auch mein erstes Weihnachtsbuch für 2020 werden.

Bisher hatte ich noch kein Werk von dem Autor gelesen und war dementsprechend gespannt darauf, wie er so schreibt. Und davon war ich wirklich angetan. Es gibt eine recht einfache Schreibweise, die immer wieder mit stimmungsvollen Beschreibungen von Weihnachtsmärkten oder traumhaften Ecken Lübecks gespickt ist. Sie hat sich einfach und locker lesen lassen und dazu geführt, dass ich die 234 Seiten innerhalb von 24 Stunden ausgelesen habe.
Am Ende des Romans gibt es noch einige Seiten, auf denen allerhand Rezepte aufgeführt werden, die während der Geschichte von Ludwig und Luise gebacken werden. Ich weiß, dass das viele Leser immer mögen, weil sie die Köstlichkeiten nachbacken wollen und daher finde ich diesen Zusatz vollkommen in Ordnung. Mich hat es etwas gestört, dass oft schon ein Teil der Rezepte bereits im Roman geklärt wird. Dies zusammen mit dem Anhang ist doppelt gemoppelt und es hätte meiner Meinung nach vollkommen ausgereicht, wenn die Zubereitung von Backwaren lediglich anhand der Rezepte im Anhang Erwähnung gefunden hätten und nicht bereits halb in der Geschichte beschrieben werden.

Tatsächlich hatte ein wenig andere Erwartungen an den Roman. Ich hatte es mir viel schnulziger vorgestellt und auch nicht damit gerechnet, dass die beiden Hauptprotagonisten bereits über 60 sind. Im Klappentext wird zwar erwähnt, dass Luise verwitwet ist, aber irgendwie bin ich automatisch davon ausgegangen, dass ihr Mann sehr zeitig gestorben ist. In diesen beiden Punkten wurde ich positiv überrascht, mir hat diese Ausgangsposition, dass man eine Witwe bei der Erfüllung eines großen Wunsches begleitet, sehr gut gefallen. Und ich bin auch froh darüber, dass die Geschichte nicht zu kitschig ausgeschmückt wurde, sondern oft ernsthaft ist und dadurch auch authentischer wirkt.

Es gibt ein ganz traumhaftes Setting, ich mochte sowohl Luises Haus in Frankfurt, als auch die zahlreichen Szenen in Lübeck. Alle beide Orte hatte ihren eigenen Charakter und Charme und konnten damit überzeugen. Und dabei fand ich es auch interessant, wie die einzelnen Stimmungen an den jeweiligen Örtlichkeiten sind. So wirkt das Haus von Luise meist recht kalt und leblos, während das Café und die zugehörige Backstube von Ludwig warm, einladend und gemütlich erscheinen. Ich mag diese Mischung und bin mit dem Setting sehr zufrieden.
Meine Lieblingsszenen waren all jene, die auf Weihnachtsmärkten stattgefunden haben. Dort gab es die stimmungsreichsten Momente, zudem mochte ich die lebhafte und bildhafte Beschreibung sehr gerne. Es hat einfach alles gepasst und ich konnte mir diese am besten vorstellen.

Tatsächlich konnte mich der Roman immer wieder überraschen, oft entstanden Wendungen, mit denen ich nicht gerechnet habe. Und eigentlich denkt man ja, dass dadurch auch die Spannung auf einem guten Niveau gehalten wird und die Geschichte den Leser mitreißt. So war es aber bei mir leider nicht. Ich habe das Buch gerne gelesen, es hat mich aber nie richtig begeistert oder umgehauen. Es ist eine gute Geschichte, die aber nur wenig besonderes an sich hat und mich irgendwie nicht zufriedenstellt. Mir hat sowohl die Spannung, als auch mehr Lebendigkeit gefehlt, vielleicht hätte mich der Roman dadurch mehr überzeugen können.

Ich mochte es sehr, wie die Protagonisten alle komplett unterschiedliche Züge und Eigenschaften ihres Charakters erhalten haben. Das fand ich gerade anhand der recht geringen Seitenanzahl sehr bemerkenswert und wurde davon positiv überrascht. Oft wird ein wenig in die Tiefe gegangen, ohne, dass es jemals unpassend wirkt.
Trotzdem bin ich mit keiner einzigen Person warm geworden, habe sie weder als unglaublich sympathisch, noch als unsympathisch empfunden und habe immer eine gewisse Distanz gewahrt. Ein jeder hatte ein paar Charaktermerkmale, die ich einfach nicht mochte und die öfter auftauchten und mich dabei stets genervt haben. Bei Luise war es ihre ständige Unsicherheit, sowie, dass sie es ihrem Sohn immer recht machen will und sich schnell seiner Meinung beugt. Bei ihrem Sohn hat mich gestört, dass er seiner eigenen Mutter kaum Freiheiten gibt und sich immer beeinflussen will, sodass Luise ihm am Ende zustimmt. Das wurde mit der Zeit immer störender und ich fand, dass in dieser Hinsicht leider auch keine Entwicklung zu sehen war. Im Grunde sind die beiden genannten Personen genau so aus dem Roman herausgegangen, wie sie ihn begonnen haben. Das war mir zu wenig, trotz der 234 Seiten.
Manchmal erschien mir die Entwicklung der Beziehung zwischen Luise und Ludwig arg fix. Klar, beide sind reiferen Alters und wissen genau, was sie zukünftig möchten und was ihnen bei einem Partner wichtig ist. Doch lässt man eine im Grunde vollkommen unbekannte Person wirklich nach wenigen Tagen des Kennenlernens den Stand auf dem Weihnachtsmarkt betreuen? So was habe ich ein bisschen kritisch hinterfragt und empfand es als ein wenig unglaubwürdig.

Fazit:
Ich hatte einige Punkte angesprochen, die mir gut gefallen, doch leider sind auch einige Aspekte dabei, die mich nicht überzeugt haben. Und dabei hatte ich nach den ersten zwanzig Seiten einen positiven Eindruck von dem Roman und hatte mich auf die weitere Geschichte gefreut. Doch mit der Zeit gab es immer wieder Punkte, die mir nicht gefallen haben, die ich merkwürdig fand und allgemein hat mich die Geschichte nicht mitgenommen. Es war eine schöne Lektüre für zwischendurch, doch sie wird nicht lange in Erinnerung bleiben...

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