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Veröffentlicht am 17.03.2019

Ganz großes Kino

Die verbotene Zeit
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Zum Inhalt:
Wir befinden uns im London der 1970er Jahre und bei Carla, die nach einem schweren Unfall ihr Gedächtnis verloren hat. Nach und nach wächst in ihr die Befürchtung, dass sowohl ihr Freund, als ...

Zum Inhalt:
Wir befinden uns im London der 1970er Jahre und bei Carla, die nach einem schweren Unfall ihr Gedächtnis verloren hat. Nach und nach wächst in ihr die Befürchtung, dass sowohl ihr Freund, als auch ihre Familie ihr etwas Wichtiges verheimlichen, das sie vor ihrem Unfall beschäftigte. Doch Carla ist eine Kämpferin und beschließt die Lücken ihrer Erinnerung selbst zu schließen. Dabei trifft sie auf den attraktiven Journalisten David, der ihr hilft auf ihrer Zeitreise in die 1933er Jahre, zu ihren noch jungen Eltern und deren ganz besonderer Freundin Edith.

Meine Meinung:
Mit „Die verbotene Zeit“ gelingt Claire Winter eine zugleich fröhliche, wie auch zutiefst erschütternde und traurige, historisch geprägte und trotzdem spannende und moderne Geschichte über das Deutschland des Zweiten Weltkrieges und die Bedeutung von Freundschaft und Liebe in so schweren Zeiten.
Das Buch ist aufzuteilen in zwei Erzählstränge: Zum einen die Geschichte Carlas in London in den 1970er Jahren und zum anderen die ihrer Mutter und deren Freundin Edith im Berlin der 1930er Jahre. Die Wechsel gehen dabei leicht und machen es meist schwer das Buch zwischendurch überhaupt auch mal wegzulegen. Insgesamt ist für mich allerdings der Weg Carlas zwar ein schöner Rahmen, aber das eigentliche Highlight ist die Geschichte um die etwas andere Clique zu Zeiten der Nazi-Herrschaft.
Ich war von Beginn an beeindruckt, wie leicht es Claire Winter fällt den geschichtlichen Hintergrund und die Leben der Figuren zusammenzubringen. Man fühlt sich an keinem Punkt belehrt oder unterrichtet und trotzdem wird einem gerade der politische und auch gesellschaftliche Wandel zu Beginn des Hitler-Regimes sehr anschaulich näher gebracht.
Besonders beeindruckend sind dabei für mich auch gerade die Rollen von Carlas Mutter Dora und ihrer besten Freundin Edith und ihre unterschiedlichen Arten mit der Situation umzugehen. Wo Dora sich, trotz ihrer, dem entgegenstehenden Ansichten, versucht dem System soweit zu fügen um in der Menge unterzugehen, geht Edith den entgegengesetzten Weg.
Edith mit ihrer schillernden, meinungsstarken Persönlichkeit ist mein absoluter Liebling. Sie ist eine Lebedame, Teil der Berliner High Society und müsste sich eigentlich wenig Sorgen machen. Trotzdem widerstrebt alles in ihr den nationalsozialistischen Ansätzen und es ist spannend zu lesen, wie sie sehr intelligent immer versucht die Situation und gerade auch die ihr stets zugetanen Männer zu ihren Gunsten zu nutzen, auch wenn das nicht immer der sicherste Weg ist.
Und noch einen weiteren Charakter habe ich sofort ins Herz geschlossen, doch dazu äußere ich mich nicht, ich will ja nicht spoilern. Nur ein Wort: Jules.

Fazit:
Auch wenn ich vermutlich stundenlang weiterschwärmen könnte, ziehe ich hier einfach mal einen Schlussstrich und muss es einfach sagen:
Dieses Buch ist eines der besten, das ich seit langem gelesen habe!
Hier stimmt wirklich alles. Die Geschichte, die Figuren, die Freunde und Feinde, die Liebenden, die Spannung, die Konflikte, die Dramatik und Tragik.
Das war mein erstes Buch von Claire Winter und sie wandert damit direkt auf die Liste meiner Lieblingsautoren.
Für mich klare 10 von 5 Sternen.

Veröffentlicht am 09.08.2022

Gelungener Auftakt der Reihe

Schottische Träume - Die Töpferei am Meer
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Ein weiterer „kleiner Laden“ Roman? Wie wäre es mit einer Töpferei am Meer?

Keramikkünstlerin Kirsty muss London verlassen. Ihre Oma ist gestorben. Die Oma, von der sie nicht mal wusste, dass sie noch ...

Ein weiterer „kleiner Laden“ Roman? Wie wäre es mit einer Töpferei am Meer?

Keramikkünstlerin Kirsty muss London verlassen. Ihre Oma ist gestorben. Die Oma, von der sie nicht mal wusste, dass sie noch lebte, geschweige denn, dass sie sogar eine eigene Töpferei besaß. Als Kirsty ihr Haus erbt und sich auf die Reise nach Schottland macht, entdeckt sie nicht nur ein altes Familiengeheimnis, sondern auch neue Freunde und einen lange verschollenen Part von ihr selbst.

Die Kunst:
Töpferei findet man definitiv nicht allzu oft als Thema – für mich das Hauptargument das Buch zur Hand zur nehmen. Kirstys Liebe zu ihrem Handwerk ist durch das ganze Buch hinweg spürbar. Für mich hätte es gar nicht genug davon geben können.

Das Familiengeheimnis:
Ohne etwas vorweg nehmen zu wollen ist das Schicksal der Familie schon recht früh klar, was nicht schlimm ist. Man hat so genug Zeit alle Positionen kennenzulernen und besser zu verstehen. Schade, dass die Oma bereits verstorben ist. Sie hätte bestimmt noch einmal anders Schwung reingebracht.

Die Liebesgeschichte:
Chemie für Fortgeschrittene. Es knistert gewaltig. Die Art wie Kirsty und ihr Auserwählter Aidan sich annähern ist wirklich fesselnd. Da wünscht man sich direkt selbst ins Buch. :D

Alles in allem ein tolles Buch. Sehr kurzweilig und humorvoll mit sehr authentischen Charakteren. Gelungener Auftakt der Reihe.

  • Einzelne Kategorien
  • Handlung
  • Charaktere
  • Erzählstil
  • Atmosphäre
  • Cover
Veröffentlicht am 27.07.2022

Plötzlich Prinzessin mit modernem Twist

Tokyo ever after – Prinzessin auf Probe
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Mit Tokyo Ever After gelingt Emiko Jean eine witzige, moderne Neuinterpretation a la Plötzlich Prinzessin.

Kein Hindernis ist so hoch, dass man es nicht überwinden könnte. S.347

Izumi „Izzy“ Tanaka ist ...

Mit Tokyo Ever After gelingt Emiko Jean eine witzige, moderne Neuinterpretation a la Plötzlich Prinzessin.

Kein Hindernis ist so hoch, dass man es nicht überwinden könnte. S.347

Izumi „Izzy“ Tanaka ist ein typisches amerikanisches Mädchen. Hier und da Schwierigkeiten in der Schule, eine Mädelsclique, mit der sie allen möglichen Quatsch anstellen kann und eine Beziehung zu ihrer Mutter, die scheinbar alles andere als perfekt ist. Das Problem: ihre Mutter hat ihr ein Leben lang verschwiegen, wer ihr Vater ist – japanischer Thronfolger. Für Izzy die Gelegenheit auch diese Seite ihrer Herkunft kennenzulernen. Was für ein Zufall, dass sie als neu entdeckte Tochter des zukünftigen Kaisers einen Bodyguard braucht – noch dazu einen sehr süßen…

Die Story ist natürlich allseits bekannt und schon hunderte Male da gewesen. Trotzdem ist der Twist die japanische Kultur mit einfließen zu lassen sehr gut gelungen und wirklich amüsant. Auch die lässige, moderne Sprache hat mir gut gefallen, dadurch flogen die Seiten wie im Sturm dahin und ich war ruckzuck durch. Die Charaktere sind sehr schön ausgebaut und ihre Hintergründe gut erklärt ohne langatmig zu werden. Die Art wie Izzy langsam Japan und ihre Wurzeln entdeckt, so dass auch nicht immer alles glatt läuft, war sehr atmosphärisch. Man spürt die Charakterentwicklung vom unbedarften Mädchen zur jungen Frau im Laufe des Buches. Das moderne, frische Cover hat also nicht zu viel versprochen. Sehr gelungen.

Wer das Licht im Rücken hat, sieht immer den rechten Weg. S. 220

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  • Cover
  • Erzählstil
  • Handlung
  • Charaktere
Veröffentlicht am 19.09.2020

Zwei Perspektiven, ein Team, viel zu erleben!

Let's go Himalaya!
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Mutter und Tochter auf Reise durch die große weite Welt und zu sich selbst. Katja Linke beschreibt in „Let’s go Himalaya“ die besondere Reise, welche sie mit ihrer jüngsten Tochter unternahm. Das Ziel: ...

Mutter und Tochter auf Reise durch die große weite Welt und zu sich selbst. Katja Linke beschreibt in „Let’s go Himalaya“ die besondere Reise, welche sie mit ihrer jüngsten Tochter unternahm. Das Ziel: Shangri La.

Eine deutsche Ärztin sucht die Flucht aus dem Alltag und hofft ihren Sehnsuchtsort in Tibet zu finden. Nach reiflicher Überlegung und langer Vorbereitung schnappt sie ihre Tochter und begibt sich auf ein Abenteuer, welches Kultur, Geschichte, Religion und Trekking im Himalaya bringt.

Der Reisebericht ist sehr abwechslungsreich und lesenswert. Es erwartet den Leser nicht nur eine detaillierte Beschreibung der Reise mit all ihren Höhen und Tiefen und kulturellen Eigenheiten, sondern auch vielfältige Hintergrundinformationen, die es erleichtern Tibet und die Einheimischen besser zu verstehen. Sehr präsent dabei auch der Buddhismus, welcher die Region entscheidend prägt und auch medizinische Problematiken. Der Leser wird gelenkt seinen Horizont zu erweitern und auch über scheinbar eindeutige Fragen genauer nachzudenken, denn welche Farbe hat der Himmel?
Besonders sind die eingebundenen zwei Perspektiven, denn man erfährt nicht nur die Sicht eines Erwachsenen, sondern auch die wunderbar leichte und vollkommen andere Sichtweise eines mutigen, quirligen und offenen jungen Mädchens teilweise durch kleine Tagebucheinträge oder direkt durch sie erklärt. Diese Kombination macht die besondere Magie des Buches aus und den Bericht direkt doppelt so lesenswert.

Für mich eine kleine Reise ohne die Heimat verlassen zu müssen. Ein tolles Buch, bei dem man sich fühlt als wäre man gemeinsam mit Katja und Julia auf dem Weg durch Tibet hin zum Basislager, daher bleibt nur eins zu sagen „Let’s go Himalaya“!

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Veröffentlicht am 29.07.2020

Sehr feinfühlig und federleicht trotz schwieriger Hintergrundgeschichte

Das Mädchen aus Glas
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Julie Hilgenberg kombiniert in „Das Mädchen aus Glas“ geschickt und geistreich verschiedene Themen zu einer spannenden Geschichte.

Berlin, 1913. Elisa leidet unter der seltenen und wenig erforschten Glasknochenkrankheit, ...

Julie Hilgenberg kombiniert in „Das Mädchen aus Glas“ geschickt und geistreich verschiedene Themen zu einer spannenden Geschichte.

Berlin, 1913. Elisa leidet unter der seltenen und wenig erforschten Glasknochenkrankheit, weshalb sie ihr wohlbehütetes Zuhause kaum verlässt. Louis ist ein Draufgänger und liebt das Risiko. Die von den Eltern vereinbarte Eheschließung erscheint ihnen zunächst wie eine Bestrafung – zumal Elisa in ihren Arzt Wilhelm verliebt ist. Doch während der Erste Weltkrieg heraufzieht, kommen Elisa und Louis sich näher. Als die beiden Männer an die Front müssen, zeigt sich, wie stark Elisa wirklich ist – und sie erfährt, was es bedeutet, wahrhaftig zu lieben.

Die geschichtliche Einbindung des Romans ist gelungen. Politische Spannungen und der heraufziehende Krieg sind hintergründig präsent und gut eingebunden. Die Besonderheit aber ist die Entdeckung der Schokoladenfabrik auf ihrem Weg hin zu dem, wie wir es heute kennen. Die Charaktere könnten nicht unterschiedlicher sein als in diesem Roman. Besonderer Kontrast natürlich die zurückhaltende, ruhige Elisa und der Draufgänger Louis. Ihre Annäherungen zu verfolgen macht Spaß, ist spannend und oft unerwartet. Mit jedem Schritt, den die beiden aufeinander zu machen und sich öffnen, macht auch der Leser einen Schritt auf sie zu und lässt sie immer mehr in sein Herz.

Elisas Glasknochenkrankheit ist jedoch nur teilweise sinnvoll eingebracht und wirkt teilweise als hätte sie einen On/Off-Schalter, je nachdem was für die Geschichte gerade benötigt wird. Da der befreundete Arzt in der Geschichte sich Elisa zuliebe auf diese seltene Erkrankung spezialisiert hatte, hätte ich mir mehr davon gewünscht. Mehr Details, mehr Schwierigkeiten, mehr über die medizinische Versorgung der Zeit, Leidensgenossen etc.

Für mich schwierig war auch die Verbindung der Geschichte mit dem Klappentext. Laut diesem hätte ich erwartet, dass nach etwa einem Viertel oder Drittel des Buches das Kennenlernen abgeschlossen ist und die Protagonisten sozusagen in den Krieg ziehen. Dies ist jedoch bis kurz vor Schluss nicht passiert. Bei mir hat dementsprechend der Klappentext falsche Erwartungen geweckt.

Schlussendlich aber eine wunderschöne, leicht lesbare Geschichte zwischen Liebe, Schokolade und Krieg.

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