Cover-Bild Die Infantin trägt den Scheitel links
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20,00
inkl. MwSt
  • Verlag: Jung u. Jung
  • Themenbereich: Belletristik - Belletristik: zeitgenössisch
  • Genre: Romane & Erzählungen / Sonstige Romane & Erzählungen
  • Seitenzahl: 192
  • Ersterscheinung: 14.10.2020
  • ISBN: 9783990272428
Helena Adler

Die Infantin trägt den Scheitel links

Roman
Dass sie, die jüngste Tochter, das zarte Kind, den Bauernhof ihrer Eltern abfackelt, ist nicht nur ein Versehen, es ist auch Notwehr. Ein Akt der Selbstbehauptung gegen die Zumutungen des Heranwachsens unter dem Regime der Eltern, einer frömmelnden, bigotten Mutter und eines Vaters mit einem fatalen Hang zu Alkohol, Pyrotechnik und Esoterik. Von den älteren Zwillingsschwestern nicht zu reden, zwei Eisprinzessinnen, die einem bösen Märchen entsprungen sind und ihr, der Infantin in Stallstiefeln, übel mitspielen, wo sie nur können. Und natürlich fehlen auch Jäger, Pfarrer und Bürgermeister nicht in dieser Heuboden- und Heimatidylle, die in den schönsten Höllenfarben gemalt ist und in der es so handfest und herzhaft zugeht wie lange nicht.Dieses Buch ist ein Fanal, ein Feuerwerk nach dem Jüngsten Gericht unter dem Watschenbaum. Es erzählt von Dingen, als gingen sie auf keine Kuhhaut. Schrill, derb, ungeschminkt, rotzfrech und hart wie das Landleben nach dem Zeltfest und vor der Morgenmesse. Eine sehr ernste Angelegenheit, ein sehr großer Spaß!

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Meinungen aus der Lesejury

Veröffentlicht am 06.05.2021

lesenswert

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Gewaltig und wuchtig erzählt die Autorin, Helena Adler von ihrer Kindheit und Jugend als Bauernkind auf dem Land. Erst verwirrend, verstörend und brutal dann süchtig machend kann man nach den ersten Seiten ...

Gewaltig und wuchtig erzählt die Autorin, Helena Adler von ihrer Kindheit und Jugend als Bauernkind auf dem Land. Erst verwirrend, verstörend und brutal dann süchtig machend kann man nach den ersten Seiten nicht mehr aufhören zu lösen. Denn es ist keine Heidi-Idylle, sondern Kargheit und Kälte - Mangel an Geld und Liebe, die da in und zwischen den Zeilen steht.
Das wühlt den Leser auf, polarisiert verständlicherweise, denn so verbindungslos wie diese Kapitel in „Die Infantin trägt den Scheitel links“ sind, so muss man sich auf diese Explosion am Worten und Bildern einlassen.
Mir ging schon nach dem ersten Drittel durch den Kopf, was ist da passiert? Was muss ein Mensch erlebt haben, dass solch eine Geschichte dabei herauskommt?
Man muss dabei bleiben und wird meiner Meinung nach nicht enttäuscht, da es so anders ist und gelesen werden sollte.

5 STERNE

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Veröffentlicht am 04.12.2020

Geht auf keine Kuhhaut

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Ein wahnsinniger Roman zum verrückt werden mit brachialer Sprache, irgendwie zum Kopfschütteln, gleichzeitig grandios. Damit könnte meine Bewertung bereits allumfänglich abgeschlossen sein.

Helena Adler ...

Ein wahnsinniger Roman zum verrückt werden mit brachialer Sprache, irgendwie zum Kopfschütteln, gleichzeitig grandios. Damit könnte meine Bewertung bereits allumfänglich abgeschlossen sein.

Helena Adler erzählt eine Geschichte, die wohl in den frühen Achtzigerjahren spielt. Sie behandelt das Heranwachsen eines Mädchen in bäuerlichen Gefilden, das unter den älteren Zwillingsschwestern sowie unter der allzu frommen Mutter leidet. Wo Bezüge zum Zeitgeschehen auf Achtziger schließen lassen, erinnern das sonstige Setting und der Sprachgebrauch an die Fünfziger. Auch das Cover lässt eher frühere Jahrzehnte vermuten, wobei es sich auch um ein verunstaltetes Foto der Mutter oder Großmutter unserer Protagonistin handeln könnte.

Durch dieses Feuerwerk an Sprache stand für mich weniger die Geschichte an sich im Mittelpunkt, vielmehr die damit verbundenen Gefühle der Heranwachsenden. Förmlich wie ein Tsunami hat mich die diplomatielose, ungeschönte, rotzfreche Sprache überrollt. Meistens hat mich diese Übertreibung amüsiert, manchmal kurz überfordert.

Ingesamt habe ich die Lektüre als Abwechslung zu unserer Streit vermeidenden Kultur als erfrischend empfunden und sehr genossen. Vor dem Abenteuer, sich mit Haut und Haaren in dieses Werk zu stürzen, empfehle ich das Lesen einer Leseprobe. Der Roman ist extrem und kommt vielleicht nicht bei Jedem gut an. Ich fand ihn MEGA.

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Veröffentlicht am 09.09.2020

Sprachgewaltiges Familienporträt

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Fulminant, ausdrucksstark, bildgewaltig - Helena Adler hat mit "Die Infantin trägt den Scheitel links" ein krachendes Familienporträt einer österreichischen Bauernfamilie geschrieben. Es ist ein Buch wie ...

Fulminant, ausdrucksstark, bildgewaltig - Helena Adler hat mit "Die Infantin trägt den Scheitel links" ein krachendes Familienporträt einer österreichischen Bauernfamilie geschrieben. Es ist ein Buch wie ein Gemälde, mit nicht immer schmeichelhaften Beschreibungen der Familie aus der Sicht der jüngsten Tochter der Familie, die sich einerseits am Ende der familiären Hackordnung fühlt, andererseits mit ihrer scharfen und bissigen Beobachtungsgabe das Leben auf dem Hof kommentiert.

Die Wortwucht schlägt schon gleich auf den ersten Seiten durch, wenn die vierjährige Erzählerin eine gemeinsame Mahlzeit der Großfamilie beschreibt. Mehrere Generationen leben unter dem Dach, und vor allem die Urgroßeltern werden eindrücklich porträtiert: "Die langen Finger der Urgroßmutter stehen ab wie spitze Holzschiefer vom Tisch ab, um den wir alle sitzen. Die Arbeiterhände des Urgroßvaters sind übersät von Altersflecken und hervortretenden Adern. Sie ragen aus den Ärmeln seiner braunen Wollweste heraus wie die Köpfe von Schildkröten aus ihrem Panzer. Nackt und zerfurcht. Die Hände der beiden berühren einander nicht. Sie greifen nicht nach oben, denn es sind Hände aus dem Bauernstand, Sie Magd, er Knecht, die Genetik einer Gesindeschicht,"

Das ist großes Kopfkino von Anfang an, und die Brüche innerhalb der Familie sorgen für die kleinen Dramen im Alltag - ganz zu schweigen von dem großen, als die Erzählerin den Bauernhof im zarten Alter von vier Jahren abfackelt. Kann ja mal passieren. Es war auch eine Art Racheaktion, wurden doch die Welpen der Wolfshunde getötet, wie es eben mit unerwünschten Tiernachwuchs auf dem Hof häufig geschah. Überhaupt fühlt sich das Mädchen ihren "Wölfen" häufig näher als den eigenen Angehörigen: Die Mutter steigert sich in ihre Religiosität hinein, der Vater trinkt, die älteren Zwillingsschwestern mögen als Eisläuferinnen beeindrucken, nicht aber durch schwesterliche Fürsorge: Sie drohen der Kleinen, sie einzuschläfern. Wer solche Schwestern hat, braucht keine Feinde. Mit ihren Gewaltphantasien ist aber auch die Erzählerin ganz sicher kein armes Hascherl, sondern in der Familie als "kleine Satansbrut" bekannt.

Die "Infantin" erlebt eine Kindheit, die unendlich weit entfernt ist von Helikopter-Eltern, Mama-Taxi und dem gefüllten Terminkalender voll mit künstlerischer Frühförderung, Ballettraining und Musikunterricht wohlsituierter Stadtsprösslinge. Zwar kann das begabte Mädchen das Gymnasium besuchen und damit Aufstiegsträume der Familie umsetzen, doch dort spürt sie den Unterschied ihres Lebens und dem der Stadtkinder nur noch stärker. Die Bauernkinder erziehen sich im wesentlich selbst, durchaus ruppig mit Rudelbildung, in dem die gemeinsame Verwahrlosung voranschreitet und gleichzeitig Freiheit zelebriert wird.

Auch die Autorin wuchs auf dem Land auf, da fragt man sich natürlich, wie weit das Buch ein (Zerr-)Spiegel der eigenen Familie ist. Aus den Schilderungen des Familienlebens sprechen Liebe und Hass zugleich. Helena Adler lässt den Leser die Infantin durch die Pubertät und ins Erwachsenenalter begleiten, zu dem Punkt, wo sie eine grundlegende Entscheidung über ihre Zukunft treffen muss. Manches in dieser Dorfkindheit wirkt grotesk überzeichnet, manches liebevoll verspottet. Langweilig ist dieses Buch ganz sicher nicht.

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Veröffentlicht am 03.09.2020

sprachgewaltig

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Die bildgewaltige Sprache dieses unkonventionellen Romans ist fantasievoll und erschlägt den Leser am Anfang nahezu.
Die Handlung ist im bäurischen Österreich angesiedelt und erzählt von einer Mehrgenerationen-Familie, ...

Die bildgewaltige Sprache dieses unkonventionellen Romans ist fantasievoll und erschlägt den Leser am Anfang nahezu.
Die Handlung ist im bäurischen Österreich angesiedelt und erzählt von einer Mehrgenerationen-Familie, deren Oberhaupt das Urgroßvater und Urgroßmutter-Paar sind, die dann sterben und die Familie führungslos zurücklassen. Geschildert wird die Situation aus der wütenden Perspektive eines Kindes. Für sie ist der Vater ein Grizzly, die Mutter ein Greifvogel mit Frauenkopf. Man merkt schon, was für große Sprachbilder die Autorin Helene Adler entstehen lässt.

Der Roman wird ein Coming of age im Anti-Heimat-Milieu. Zentral ist der Kampf der Infantin gegen ihre garstigen Schwestern und für einen Weg in die Kultur.

Ich liebe es, wenn Autoren mit Sprache wirklich arbeiten, dazu auch noch Sprachwitz beweisen und Helene Adlers Debüt erreichte schon eine Nominierung für sowohl den deutschen als auch den österreichischen Buchpreis.

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Veröffentlicht am 20.09.2020

Fulminant, polarisierend, direkt & ungeschönt: Die Infantin!

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Zum Buch:
Die Handlung des Buches ist in Österreich angesiedelt und erzählt von einem Mädchen (in der Ich-Form), welches in einem Mehr-Generationenhaushalt aufwächst. Das Oberhaupt der Familie sind Urgroßvater ...

Zum Buch:
Die Handlung des Buches ist in Österreich angesiedelt und erzählt von einem Mädchen (in der Ich-Form), welches in einem Mehr-Generationenhaushalt aufwächst. Das Oberhaupt der Familie sind Urgroßvater und Urgroßmutter, welche versterben und die Familie ohne „Leitwolf“ zurücklassen. Die Geschichte wird aus der Sicht des Mädchens erzählt, einem wütenden Kind, das trotz allem was es tut, unter er Obhut des Vaters steht.
Viel mehr möchte ich über das Buch gar nicht sagen, mann/frau muss es gelesen haben, wenn man mehr wissen möchte. Ich würde hier aber empfehlen, die Leseprobe zu kosten, bevor man sich das Buch kauft.

Meine Meinung:
Dieses Buch ist ein sehr eigenwilliges Buch. Eines, mit mutiger Sprache, mit bildhafter Sprache, einer Sprache, die einen an vielen Stellen förmlich erschlägt und hirntot macht. An manchen Stellen wurde bildlich mit der Machete über die Themen drüber gemäht.
Helene Adler kann eines definitiv: mit Sprache umgehen.
Sprachgewaltig stürzen die Kapitel und Erlebnisse auf den Leser ein. „Passieren“ tut im Grunde aber nicht viel, trotzdem wird um dieses „nicht viel“ mit Metaphern und Bildern herumgebaut und revoluzt. Es wird mit Sprachwitz gearbeitet, auf höchstem Niveau.
„Die Infantin“ antwortet auf ihr Umfeld, aber nicht als nettes Mädchen von der Alm, als kleine Heidi, sondern als Rebellin, und wirft dem Leser einen Schwall an Emotionen vor die Füße, kotzt sich verbal aus. Permanent testet sie die Grenzen ihres Daseins aus und fällt auch das ein oder andere Mal buchstäblich auf die Schnauze. Sie lässt bis in die Teenager-Zeit nichts anbrennen.
Die Autorin beschreibt ihre Erlebnisse als Kind auf eine schräge und absurde Weise, teilweise naiv, stellenweise extrem derb. Einen Spannungsbogen im klassischen Sinn wird man hier vermissen.
Ein derartiges Buch habe ich bisher noch nicht gelesen, daher möchte ich mir nicht wirklich eine „Beurteilung“ anmaßen. Es ist ein außergewöhnliches Buch, eines, das einen stellenweise sprachlos macht, Kopfschütteln und laut auflachen lässt. Es ist von allem etwas dabei.
Das Buch hat mich definitiv aus meiner Leserinnen-Komfortzone gerissen und ich möchte auch darauf hinweisen, dass man es definitiv nicht in einem Rutsch durchlesen kann. Nach 2-3 Kapiteln hat mir regelmäßig der Kopf geraucht und es war mir persönlich an vielen Stellen dann auch manchmal too much. Es hat Spaß gemacht das Buch zu lesen, aber vollkommen berühren konnte es mich nicht, da ich beim Lesen iwie kein Nähegefühl aufbauen konnte.
Von mir eine Leseempfehlung!

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